Kapitel 32: Blaulicht
„Bruder, hast du den Brief gesehen?", fragte Andreas mich und ließ mich wieder los. Ich nickte und holte ihn vom Tisch. „Möchtest du hin?", fragte er mich weiter. Wieder nickte ich. Ich schob den Brief in meine Hosentasche ein, sobald ich ihn zusammengefaltet hatte. Mein Bruder legte eine Hand auf meinen Rücken, zusammen gingen wir die Treppe hinunter und stiegen in Andreas' schwarzen Mercedes. Genauso wie bei mir, war auch dieser ein Leasingwagen.
Andreas öffnete die schwere Tür zur Polizeistation. Ich zeigte den Beamten den Brief, woraufhin ich in einen abgelegenen Raum gebeten wurde. Bevor ich eintrat, warf ihn einen Blick zu meinem Bruder; nicht sicher, ob ich das alleine schaffen würde. Aber Andreas durfte nicht mit. Daher musste ich alleine mitgehen.
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„Kaffee?", fragte mich der Polizist, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte. „Also, Herr Reinelt, bitte versuchen Sie alles so genau wie möglich zu schildern und denken an jedes Detail", bat der Polizeibeamte und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber von mir. Ich nickte. Er stellte sehr viele Fragen. So viele, dass ich mir nicht mehr sicher war, was er nicht gefragt hatte. Ich erzählte ihm alles. Alles, was ich wusste. Von der ersten Begegnung mit Antonia, über die Vergewaltigung, bis hin zur Messerattacke. „... ich hörte sie aufschreien und ab da wurde alles schwarz", beendete ich meinen Satz. Ich knetete meine Handballen. „Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben. Das hilft uns sehr weiter", während der Polizist mit ruhiger Stimme sprach, machte er sich auf einem Blatt Papier Notizen. „Sie wissen, wir können Ihnen professionelle therapeutische Hilfe anbieten, wenn Sie das wollen..." Ich unterbrach ihn: „Nein, danke. Ich komme schon klar". Dennoch hatte ich eine nicht überhörbare Unsicherheit in der Stimme. „Wie Sie wünschen". Er machte eine kurze Pause.
„Eine letzte Frage hätte ich da noch...", redete er weiter. „Möchten Sie Anzeige erstatten?" Ich hielt inne. Eine plötzliche Angst ließ mich erzittern. Dass das die Gelegenheit war, es Antonia heimzuzahlen, war mir plötzlich egal. Ich schloss die Augen, da ich fühlte, wie sie sich erneut mit Wasser füllten. „Fang jetzt nicht an zu weinen, Chris...", dachte ich mir und wehrte mich gegen die Tränen. Dann schüttelte ich den Kopf und öffnete die Lider wieder.
„Nein", antwortete ich.
„Nein, möchte ich nicht".
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