Kapitel 18: Mut
Ich glaube, es waren nicht die Sonnenstrahlen, die mich früh morgens wachkitzelten. Eher die weichen Haarsträhnen der Frau neben mir, die mir über dem Gesicht lagen. Vorsichtig pustete ich sie von meiner Nase, während ich einen warmen Körper an dem meinem spürte. Ich drehte meinen Kopf in Lia's Richtung und konnte nicht anders, als zu grinsen. Es war nicht das erste Mal, dass ich mit mir rang, sie einfach so zu küssen. Aber aus Angst tat ich es nicht. Zu schlimm waren die letzten, erzwungenen Küsse mit einer anderen Frau gewesen. Bei dem Gedanken an Antonia begannen meine Augen zu brennen. Wann würde ich sie endlich aus dem Kopf verbannen können?
„Übrigens, danke, dass du mir gestern vertraut hast. Obwohl ich dich zuvor nicht mehr in meinem Leben haben wollte... und du mich...", sagte ich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob sie es überhaupt gehört hatte. Ich spürte ihren verwirrten Blick auf mir liegen. „Du bist mitgekommen ohne Fragen zu stellen. Von deinem Wohnort bis hier hin", erklärte ich ruhig weiter. "Chris, du hast mir mit deinem Auftauchen vielleicht mein Leben gerettet. Wer weiß, was er zu allem fähig ist? Du hast mich aus diesem Gefängnis gerettet", sagte sie und lehnte ihren Kopf an den meinem, was problemlos möglich war, da ich gedankenversunken an die Decke starrte. "Und du mich aus meinen zwei Gefangenschaften", behauptete ich, dabei war ich mir sicher, dass ich das schon einmal gesagt hatte. Aber ich wollte ihr zeigen, dass ich ihr unglaublich dankbar war. Und vielleicht auch ein bisschen, dass ich sie mochte. Sehr mochte.
"Ich glaube, ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass ich das gerne für dich tue", meinte Lia und schlug einmal mit dem Wimpern. "Oh, ich habe nichts dagegen, wenn du das öfter sagst...", murmelte ich und ließ mein Grinsen breiter werden. "Wirklich?", wollte sie wissen und legte sich auf die Seite, während sie sich mit einem Arm am Bett abstützte. Ihre Haare fielen ihr über die Schultern. Ich nickte und sah sie kurz an. Sie sah so süß aus. Dann wandte ich meinem Blick wieder von ihr ab; starrte an die Decke, überlegte.
"Darf ich dich etwas fragen?", hakte ich nach und sah sie wieder an. "Natürlich", war ihre Antwort gewesen. Mein Herz begann etwas schneller zu schlagen. Ich wurde nervös. Dennoch holte ich all meinen Mut zusammen und traute mich endlich die folgende Frage zu stellen: "Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich jetzt küssen würde?" Verlegen verneinte sie, indem sie für einen Moment den Kopf schüttelte. Sie wartete darauf, dass ich meine zitternde Hand um ihre Wange legte, also tat ich es. Mein Herz schlug so laut, sodass ich mir nicht ganz sicher war, ob sie es nicht auch hören konnte. Danach versiegelten sich unsere Lippen und ich wünschte mir, dass der Moment für immer anhielt. Ich fühlte mich plötzlich gut, hatte keine Angst mehr. Es war mir auf einmal egal geworden, dass sie mich berührte, so wie es Antonia getan hatte. Blendete alles aus. Ich ließ es zu; fürchtete ich nicht mehr, fühlte mich Wohl und Geborgen. Selten hatte ich Sekunden so sehr genossen, wie diese. Ich wollte nicht, dass der Kuss schon wieder vorbei war.
Er sollte für immer anhalten.
So zog ich sie erneut zu mir, damit sich unsere Münder nicht lösen mussten. Ab diesem Moment war ich mir mehr als nur sicher.
Wir zwei.
Für immer.
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