Taehyung PoV:

Neuer Tag neues Glück – hieß doch so, oder? Ich machte mich wie jeden Tag fertig und nahm Yeontan wieder in meinen Rucksack. Ich trug dieselben Sachen wie gestern; ich werde sie am Wochenende im Fluss waschen. Wie jedes Mal.

Viele Klamotten hatte ich nicht. Ich hatte gerade Mal drei Pullover, zwei T-Shirts und wiederum drei Hosen, dazu zwei paar Socken und zwei paar Schuhe: Einmal für den Winter und einmal für den Sommer. Wie es wohl wäre, einen vollen Kleiderschrank zu haben und eine große Auswahl, was man anziehen kann?

Wie Jungkook? Bestimmt hat er sogar ein warmes Zimmer! Wie gerne ich in einem Bett liegen würde, mit einer weichen Decke und einem bequemen Kissen... Taehyung! Für träumen ist jetzt keine Zeit! Du kommst sonst zu spät!

Ich redete mit mir, als wäre ich meine eigene Mutter oder mein Vater. Meine Eltern hatten mich ja verstoßen und niemand im Rudel wollten mich haben, weswegen ich leider zum Streuner wurde und seitdem ein Leben auf diesem Baum hatte.

Irgendwann kam mir dann Yeontan zugelaufen und einen kleinen Hund wegschicken konnte ich nicht. Immerhin liebte ich das kleine Fellknäuel.

Liebe... Würde mich überhaupt mal jemand lieben? Wenn selbst meine Eltern dies nicht taten? Ich war ein blindes Etwas was aus Mitleid auf eine Schule darf und dort sein Fellknäuel mitnimmt, obwohl dies verboten war. Ich war echt erbärmlich.

Aber das Café gestern war so schön ruhig und es hatte eine offene und freundliche Wirkung auf mich. Ich werde vielleicht heute nochmal hingehen. Aber irgendwas war da komisch, ich weiß nicht. Ich hab mich beobachtet gefühlt gehabt. Vielleicht war es einfach nur der Kellner, welcher Mitleid hatte.

In meinen Gedanken versunken hatte ich gar nicht gemerkt, dass ich schon auf meinem Platz im Klassenraum saß. Die Blicke der Schüler konnte ich zum Glück ganz gut ausblenden und las lieber, welche Stunden ich heute haben würde. Zweimal Theorie, einmal, als erstes, die Verwandlung in einen Werwolf, und als dritte Stunde über die Rasse des Werwolfs.

Und in der Mitte befand sich Angriff mit Herrn Kim, demselben Lehrer den wir auch in Verteidigung machen. Ich hoffe, dass ich diesmal nicht ganz so schlimm davon komme, wie das letzte Mal. Und wenn ich schon bei der defensive versage, wie soll ich es dann bei der offensive schaffen?

Die Stunde Theorie verging wie im Flug, so sehr hatte ich mir Gedanken bezüglich der Stunde Angriff gemacht. Wer wohl mein Partner wird? Hoffentlich ein Beta. In unserer Klasse waren die anderen Omegas Mädchen, allerdings kämpfte man Junge gegen Junge und Mädchen gegen Mädchen, von daher konnte ich das ausschließen.

Ob ich wieder einen Alpha kriegen würde? Bestimmt nicht, Herr Kim kennt doch meine Lage.

"So, ihr Teenager, lasst uns auf den Trainingsplatz gehen.", meinte dann Herr Kim nach der Begrüßung und führte uns, insbesondere mich, auf den Platz, wo wir auch Verteidigung gehabt hatten.

"Ich teile euch dann mal zu...", begann Herr Kim und nannte jeweils die Kampfpartner. Wir waren eine gerade Zahl an Schülern, also konnte kein Dreiergespann gemacht werden. "Taehyung und Kibum.", nannte Herr Kim meinen Namen und den eines Betas, weswegen ich erleichtert aufatmete.

Ich spürte eine Präsenz neben mir und dachte, es wäre Kibum, doch am de, Geruch konnte ich einen Alpha erkennen. Dongmin? Nein, bitte nicht...!

"Jungkook, du solltest doch eigentlich mit Minho machen?", fragte auch Herr Kim verwirrt nach. Doch ich wusste, dass Jungkook nicht der Typ war, der auf Lehrer hörte. "Aber ich will mit dem Omega kämpfen.", meinte Jungkook kalt und ich musste schlucken.

Herr Kim seufzte nur und gab damit seine Einverständnis. Was? Wie konnte er mich bei so einem Alphatier einfach hängen lassen? Ich ließ meine Schultern sacken. Das werde ich nicht überleben, das verspreche ich.

"Also, sucht euch ein Fleckchen auf dem Platz und ich beobachte euch. Ihr seid diesmal nicht in Verteidigung, ihr sollt beide euch gegenseitig angreifen. Es soll ein Kampf sein, kein Hin und Her, habt ihr mich verstanden?" Ein einheitliches Murmeln folgte den Worten von Herrn Kim.

"Verwandel dich schon, Omegachen.", knurrte Jungkook genervt. Er roch mehr nach Wolf, also hatte er sich wahrscheinlich schon verwandelt. Auch ich nahm meine tierische Form an, ehe ich auch schon ein nahes Knurren hört und instinktiv zur Seite auswich, als ich seinen Geruch direkt vor mir ausmachen konnte.

Ich hasste es in solchen Momenten nicht sehen zu können, was der Gegner vorhatte. Und vor allem wollte ich überhaupt etwas sehen, doch dies wird nie passieren und ich sollte mich damit abfinden.

Eine Pfote brachte mich zurück in die Gegenwart, die mich seitlich traf und gefühlt über den halben Platz fliegen ließ. Vor Schreck wimmerte ich auf und landete auf meiner Seite. Kurz blieb mir die Luft weg, doch anstatt mir eine Pause zu gönnen, stand der Alpha über mir und engte mich zwischen seinen Pfoten ein. Ich kratzte mit meinen Hinterpfoten an seinem Bauch und schlug mit meinen vorderen gegen seine Brust, doch für ihn müsste es höchstens Zwicken.

Doch er ließ mich trotzdem los und erleichtert atmete ich auf.

So ging es eine Weile weiter, doch so richtig zum Siegen kam ich nie, da mir Jungkook immer einen Strich durch die Rechnung machte.

Am Ende der Stunde, als wir uns zurück verwandelt hatten, konnte ich Jungkook direkt vor mir riechen und spüren. "So kann das nicht vorangehen. Du kannst ja fast gar nichts! Alles ist nur Reflex bei dir.", seufzte er und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er mit dem Kopf schüttelte.

"I-Ich kann eben nur verschwommen sehen...", brachte ich leise raus. "Das hat aber nicht zu bedeuten, dass du gar nichts kannst!", knurrte er leise und genervt, weswegen ich vor Schreck zusammen zuckte.

"Ich werde dir Nachhilfe geben, jeden zweiten Tag bei mir, außer am Wochenende. Und wehe du lehnst ab! Es ist eine Ehre, von mir unterrichtet zu werden! Gleich heute gehts los, so kann das echt nicht weiter gehen!", meinte er bestimmerisch und ich nickte nur ergeben, schaute auf den Boden.

Was anderes blieb mir ja nicht übrig... 

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Jungkook ist so böse *sniff sniff*

Chapter by @Me