|5|
MAXIM
Maxim wusste selbst nicht genau wann er begonnen hatte mit dem Träumen aufzuhören, doch seit mehreren Wochen begleitete ihn im Schlaf eine einsame Stille. Wenn er nicht in eine andere, trostlose Welt versank dann blieben seine Augen stundenlang offen ohne seinem Geist Ruhe zu schenken. Viel zu oft verweilte er reglos und von der Dunkelheit erblindet.
Es war längst nach Mitternacht, Eleanna war nach wenigen Minuten auf dem Sofa eingeschlafen und er in eine Starre verfallen aus der er sich erst jetzt langsam lösen konnte.
Die Luft hier unten war kalt und ließ seine Lunge schmerzen, es roch nach frischem Putz und altem Holz.
Irgendwann schlug er die Decke bei Seite, richtete sich auf und strich das mittlerweile faltenschlagende Hemd ein wenig glatt. Seine Haare hatten sich in alle Richtungen gesträubt, Augenringe prägten wahrscheinlich sein Gesicht. Maxim war froh, dass er hier keinen Spiegel zur Hand hatte.
Aus dem Flur ertönten leise Stimmen die immer wieder verstummten, das Licht brannte noch und fiel spärlich in das Zimmer hinein.
Er blinzelte einige Male als er die Tür öffnete und wieder in das Helle trat. Am Ende des Ganges standen zwei Wächter, der eine ergänzte sein Hologramm, der Andere beobachtete Maxim knapp bevor er sich wieder seinem Kollegen zuwandte.
Niemand hier schien mehr in Aufruhr zu sein, die Lage hatte sich wieder entspannt. Jetzt hieß es zu warten und darauf zu hoffen, dass der neue Tag keinen Schrecken mit sich brachte.
Er konnte den Raum eigentlich nicht verfehlen, in dem Catherine nur wenige Stunden zuvor aufgeregt mit ihren Beratern diskutiert hatte, denn er befand sich am Ende des langen, beleuchteten Flures und mündete in einer schlichten Metalltür. Durch ein kleines Fenster war die verschwommene Sicht nach Innen möglich, die nun keine hektischen Bewegungen mehr, sondern lediglich eine spärliche Lichtquelle vermuten ließen.
"Catherine?"
Die Königin schien erschöpft, auch wenn sie sich dies sichtlich nicht anmerken lassen wollte. Die Zeit die Eleanna gehabt hatte um sich etwas Bequemes anzuziehen war wohl für sie nicht mehr da gewesen, denn das lange Kleid schmiegte sich noch immer elegant um ihren Körper und die in Gold gefassten Juwelen zierten wie schon am Abend ihren Hals. Doch auch bei der Frau, die sonst so unantastbar wirkte, hatte der Vorfall seine Spuren hinterlassen. Ihr rotes, sonst so geordnetes Haar fiel ihr in leichten unkontrollierten Wellen über die Schultern. Während einige Haarklammern standhaft blieben und noch immer einzelne Strähnen zu einer Frisur fügten, hatten sich andere bereits gelöst und waren vereinzelt auf dem Schreibtisch abgelegt.
Auch sie hatte Augenringe, die sie ein wenig älter und erschöpfter wirken ließen. Die leicht färbenden Wangen und die nun blutroten Lippen ließen die Kälte verschwinden die sie sonst allgegenwärtig ausstrahlte.
"Hey."
Maxim konnte den Klang ihrer Stimme nicht wirklich zuordnen, der sich irgendwo zwischen purer Erschöpfung, Verzweiflung und auch Erleichterung befand. Doch er war sich sicher, den müden und kraftlosen Unterton zu erkennen, den sie einfach nicht mehr verbergen konnte.
Catherine saß noch an ihrem Schreibtisch, doch sobald die Tür hinter ihm zufiel und Dämmerung wieder den Raum beherrschte, stand sie auf.
"Wie geht es Eleanna?"
"Sie schläft - davor schien sie entsprechend der Situation recht ruhig."
Ihr Blick schweifte kurz durch den Raum und endete am Sofa, das nur wenige Schritte von ihr entfernt stand. Schwarzer Stoff mündete in glänzendem Metall, davor ein kleiner Tisch. Auf diesem türmte ein Stapel Dokumente, gemeinsam mit einem Tablet und Bildschirm – daneben eine Flasche Wein.
Bevor Maxim seine Stimme erheben konnte, ließ Catherine ein leises Seufzen aus und setzte sich, ihre Finger schlossen sich um die Flasche, öffneten sie und schlossen sie im Moment darauf wieder.
"Ich habe fast zwei Stunden damit verbracht das Protokoll des Abends richtigzustellen und wir sind doch nicht fertig geworden.
Es bleibt mir ein Rätsel wie Mutter es geschafft hat all diese Dinge mit solch einer Leichtigkeit zu erledigen."
Maxim folgte ihrem Beispiel und setzte sich neben sie, stellte den Wein bei Seite und lehnte sich zurück in die weichen Polster.
"Du solltest dich nicht mit ihr vergleichen. Es zählt was du erreichst und nicht ob es dem entspricht, was sie zuvorgetan hat."
Immer zogen sich ihre Augenbrauen ein wenig zusammen, wenn sie einer Überlegung folgte. Doch nach diesem Abend schien es zu spät einen Gedanken zu fassen und ihn fortzuführen, zumindest wenn es weiterhin ihre Kraft forderte.
Einige Momente herrschte Stille, keine Unangenehme, sondern eine gewisse Ruhe in der er ihrem leisen Atem lauschte und beobachtete, wie das spärliche Licht die Konturen im Raum weich und weit erschienen ließ.
"Cathy...",
Maxim wusste dass es wohl kein sonderlich gelungener Zeitpunkt war um sie auf ein Thema anzusprechen, dass ihm jeden Tag in diesem Land unerträglich machte und von dem sie sich nur zu oft abwandte. Doch die letzten Wochen hatten ihm gezeigt, dass es auch keinen besseren Moment gab in dem sie nicht sofort fliehen konnte, in dem sie nicht sofort Abstand zwischen sie bringen würde.
"Ich denke jeden einzelnen Tag den ich hier verbringe darüber nach zu verschwinden, zurück in meine Heimat zu gehen und die Chance auf eine gute Zukunft fallen zu lassen."
Er hatte noch nie ausgesprochen was ihn bewegte, was vielleicht der Grund für sein traumloses Dasein in der Nacht war.
„Ich weiß einfach nicht ob ich noch länger dabei zusehen kann wie du dich von mir abwendest, ohne dass mir eine Möglichkeit bleibt dich daran zu hindern."
Catherines Blick wanderte wieder zu der Flasche Rosé, ein wenig Sehnsucht spiegelte sich wieder, verweilte dort. Ihre Gesichtszüge waren wieder härter geworden, doch dieses Mal reagierte sie nicht mit Wut oder Abweisung, sondern vielmehr mit einsamer Stille. Die Mundwinkel wanderten nach unten, die Augen wurden trüber und ihre weinroten Lippen zitterten.
„Cathy...", wiederholte er, doch abermals blieben ihm die Worte aus.
Maxim hatte die junge Frau schon immer für ihren Ausdruck bewundert. Dafür, dass man nie erahnen konnte welche Tat sie als nächste ausführen würde, welche Worte im folgenden ertönen könnten. Und selbst jetzt, als sie jegliche Fassung verloren hatte und ihn daran erinnerte, dass auch eine Regentin nur ein Mensch war, verlor sie doch nicht den Anmut und die Schönheit, die ihn von Anfang in ihren Bann gerissen hatten.
„Es tut mir leid, Maxim.",
sie sprach nur leise, die Lippen bewegten sich kaum und ihre Stimme hatte ein für dumpfes, tiefes Kratzen hinterlassen. So, als sei jedes einzelne Wort eine Qual.
„Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, wie ich jemanden ersetzen kann, den es kein zweites Mal geben wird."
In ihren trüben Augen hatten sich Tränen gesammelt, die ihr nun vereinzelt über die Wangen liefen woraufhin sich ihre Haut in roten Flecken färbte.
„Ich weiß nicht einmal mehr, wer ich selbst bin."
Er betrachtete sie eine Weile von der Seite, wie sie ihre Hände miteinander verschränkte und ihr leerer Blick nach vorne sah.
Ohne dass er es wollte oder plante, tat er dies immer wieder. Maxim sah sie einfach an, war fasziniert von ihrer Stärke, ihrer sonst so oft vorhandenen Wut und nun ihrer Verzweiflung.
Normalerweise bemerkte sie es nicht, wusste nicht einmal dass er in ihrer Nähe war. Doch dieses Mal neigte sie ihren Kopf zur Seite, ihr Blick fing den seinen und er sah direkt in ihre müden und doch so tiefen Augen, die ihn in eine andere Welt versinken ließen.
Die Stille um ihn herum war verschwunden und durch zahlreiche Menschen ersetzt, die lachten und redeten, klirrend die Gläser stießen und ihre Füße zum Takt auf den Boden auftreten ließen.
Maxim trug schwarz, stand inmitten der Menge und hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Die Lautstärke und die Freude erinnerten ihn an seine Heimat, an die zahlreichen Feste auf den Straßen und die Musiker die nicht für Geld, sondern für das Volk spielten.
„Es ist wundervoll, nicht wahr?", fragte ihn eine weibliche Stimme die er an seiner Seite nicht erwartet hätte. Eleanna hatte sich zu ihm gesellt, schenkte ihm ein sanftes Lächeln und ließ ihren Blick daraufhin quer durch den Raum schweifen.
„Hätten wir nicht diese Feste, könnte ich mich wohl kaum für die sonstigen Angelegenheiten hier im Gebäude motivieren."
Sie trug schwarz, unüblich für den Anlass doch von einer Frau gewählt, die dies nicht interessierte. Maxim hatte in der kurzen Zeit die er hier war nicht all zu viel über die Menschen gelernt die ein Teil seiner Familie werden sollten, doch die Willensstärke Catherines Schwester und ihre unübertroffene Überzeugung waren ihm bereits vorgeführt geworden. Ob es um einen Konflikt am Mittagstisch oder ein Treffen mit dem General ging, Eleanna war in der Lage alles mit einem Lächeln zu meistern.
„Wenn du es geschickt anstellst, dann wirst du heute die wichtigsten Mitglieder unserer Familie kennenlernen."
Maxim wusste dass die Personen in diesem Raum keine Unbekannten waren, nicht einmal hochrangige Bürger – es waren Adelige, Mitglieder der Königsfamilie und Politiker von äußerst wichtigem Status. Zutritt zu diesem Fest bekam man nur durch Blut oder Fleiß, ein anderer Weg war unmöglich.
„Das dort drüben ist Erik, mein Vater.
Vermutlich wieder gut angetrunken und damit beschäftigt, die glorreichen Geschichten seiner Jugend zu erzählen.", erzählte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
„Mutter meint, er war nicht immer so ein Idiot. Ich bin mir darin aber nicht so sicher."
Die Prinzessin wandte den Kopf in eine andere Richtung und nickte hin zu einer unscheinbaren jungen Frau. Sie hatte das schwarze Haar zu einem strengen Dutt gebunden und war in ein Gespräch mit einigen Männern vertieft, die allesamt aufgeregt versuchten ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Gracia, die Politikerin die niemand kennt
- sie ist für alles zuständig was nicht für die Öffentlichkeit gedacht ist: Innere Sicherheit, Überwachung, Geheimdienst.
Kaum zu glauben dass sie trotz ihrer Größe solch ein Temperament in sich trägt."
Maxim konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn auch er sah worauf Eleanna mit eleganten Worten anspielte: trotz ihrer hohen Schuhe war Gracia noch immer zwei Köpfe kleiner als ihre Kollegen.
„Und das dort hinten ist meine Mutter, aber ihr habt euch bereits kennengelernt."
Der junge Mann hatte festgestellt, dass die Königin dieses Landes mindestens genau so viel beschäftigt war wie sein eigener Vater, wenn nicht sogar noch mehr. Sie schien nicht einmal auf Festen wie diesen anwesend, erschien kaum zum gemeinsamen Essen und arbeitete meist von den frühen Morgenstunden bis in den späten Abend.
Eigentlich wäre ihm ein Gespräch wichtig gewesen: Über seine Zukunft hier, über die Heirat mit Catherine und die Bedingungen die sie mit seinem Vater ausgehandelt hatte. Doch dazu war es bislang noch nicht gekommen.
„Denkst du sie findet einen Augenblick Zeit für mich?", fragte er die Prinzessin woraufhin diese lachend den Kopf schief legte.
„Du kannst es natürlich versuchen, aber es ist gut möglich dass du binnen weniger Sekunden wieder hier sein wirst."
Maxim wagte sich langsam durch die Menge, beobachtete für einen kurzen Moment die Paare auf der Tanzfläche und suchte dann wieder nach den strahlend blonden Haaren der Königin. Sah man Eleanna und ihre Mutter auf die Ferne, war die Ähnlichkeit verblüffend, lediglich aus der Nähe prägten die Königin die Gesichtszüge der Arbeit uns des Alters während die Prinzessin vor jugendlicher Schönheit nur so strahlte.
Doch sein Suchen schien vergebens, nur für wenige Sekunden abgelenkt war die Regentin nicht mehr im Saal aufzufinden, selbst als er ein weiteres Mal den Blick durch den gesamten Raum schweifen ließ.
Vom Lärm und der unruhigen Musik getrieben, ließ er sich von der Menge aus dem Saal hinausdrängen und atmete tief durch als er seine Lungen endlich wieder mit Luft füllen konnte.
Hier im Flur war es ruhiger, lediglich einige Angestellten suchten sich einen schnellen Weg von Raum zu Raum und so manche Partner hatten sich einen ruhigeren Ort für leise Gespräche gesucht.
„Maxim, was machst du denn hier?", eigentlich hatte er sich in Richtung des Gartens begeben wollen um die frische Luft noch mehr genießen zu können, doch die sanfte Stimme Catherines hielt ihn davon ab.
Als er sich umdrehte, stand sie bereits direkt vor ihm. Die roten Haare fielen ihr wellig über die Schultern, ein bodenlanges Kleid zierte ihren Körper. Ihre Wangen hatten ein wenig Farbe, ebenso die Lippen obwohl diese nicht betont waren.
„Ich hatte dich vorhin im Saal gesucht, dort warst du aber nicht zu finden...
wollen wir ein Stück gehen?"
Er hatte in den Tagen seit dem er hier war nur wenig mit der jungen Frau gesprochen, die er irgendwann heiraten würde, die er irgendwie zu lieben lernen sollte. Doch bei jedem ihrer Kontakt hatte sie ihm ein weiches, freundliches Lächeln geschenkt, dass ihn automatisch ein wenig mehr in diesem Land ankommen und an ein gutes Ende seiner Reise glauben ließ.
Mit etwas Distanz gesellte sie sich neben ihn und ging dann mit langsamen Schritten in Richtung des Gartens.
„Eigentlich war ich auf der Suche nach deiner Mutter, schließlich haben wir noch einige Dinge zu besprechen."
Catherine nickte sanft und ließ daraufhin ein leises Seufzen aus.
„Nimm es ihr nicht übel, sie kommt mit ihrer Arbeit kaum hinterer. In diesem Jahr stehen mehrere Jubiläen, große Geburtstage und neue Projekte an. Sobald wir diese Phase überstanden haben, wird sie sicherlich Zeit für dich finden."
Maxim wusste nur zu gut wovon Catherine sprach und er konnte mit einer recht sicheren Vermutung erahnen, wie sie sich bei ihren Worten fühlte.
Auch er beobachtete täglich die Arbeit seines Vaters und wie er kaum zur Ruhe kam. Es war schon immer so gewesen, selbst als er ein kleiner Junge gewesen war und sein Vater noch von zahlreichen Beratern unterstützt wurde, denen er nun nicht mehr vertraute.
Für ihn war es nie ein schöner Anblick gewesen, nicht nur da er irgendwann selbst in dieser Situation sein würde, sondern weil er seinem Vater die Freiheit gewünscht hatte, er selbst zu sein. Maxim wusste was für ein guter und herzlicher Mensch er sein konnte, wenn man ihm dazu nur den nötigen Freiraum gab.
Er antwortete also nicht mit Worten sondern nickte nur zustimmend, hielt Catherine dann die Türe auf sodass sie vor ihm hinausgehen konnte.
Die kühle Luft wehte ihm entgegen und hob seine mühsam frisierten Haare wieder an. Doch spätestens wenn alle Besucher ein wenig von dem köstlichen Wein am Buffet getrunken hätten, würde dies niemanden mehr interessieren.
„Bist du zu einigen interessanten Gesprächen gekommen?"
„Deine Schwester hatte es sich zur Aufgabe gemacht einigen Gesichtern einen Namen zuzuordnen - ansonsten habe ich nur einige Worte mit deinem Vater gewechselt."
Sie legte etwas den Kopf schief.
„Eigentlich hatte ich mir den ganzen Abend ein Gespräch mit dir erhofft, dazu gab es längst nicht genug Gelegenheiten."
Maxim war überrascht von sich selbst einfach auszusprechen, woran er schon den ganzen Abend dachte: Er verbrachte kaum Zeit mit ihr.
Er hätte kein Problem damit, wenn sie noch Distanz und Abstand brauchte, wenn ihr dies alles für den Anfang zu viel war. Doch er wollte zumindest wissen wie es ihr ging, wer die Person war mit der er sein ganzes Leben verbringen sollte. Denn abgesehen von ihrer freundlichen und doch so fernen Art, hatte er noch kaum etwas über Catherine erfahren.
„Es ist im Moment viel los.", begann sie und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. Der Garten mit seinen weiten Wiesen grenzte direkt an Waldstück an, dahinter befand sich der Rand der Stadt.
„Aber das ist natürlich keine Erklärung für mein Verhalten... ich muss mich wohl bei dir entschuldigen."
Sie hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen, wandte sich wieder zu ihm.
„Wir könnten uns treffen – morgen oder in zwei Tagen.
Dann-"
„-Catherine?"
Maxim hatte die Gestalt nicht bemerkt die sich ihnen genähert hatte. Nur einige Meter vor ihnen, vom Palast kommend, stand ein junger Mann. Er hatte dunkles Haar wie Maxim aber blasse Haut und strahlend blaue, helle Augen.
Catherines Reaktion war unerwartet und unbemerkt, zumindest schien sie zu versuchen ihre kurze Fassungslosigkeit zu erspielen. Die Faust die sich für einen kurzen Moment angespannt hatte und die Mischung aus Freude und Wut in ihrem Blick, lösten sich binnen eines Augenblickes wieder auf und die unantastbare Thronfolgerin nahm ihren Platz ein.
„Pardon, ich hatte Sie nicht in Begleitung erwartet."
Eine knappe aber elegante Verbeugung folgte, dann machte der junge Mann auf dem Absatz kehrt.
Noch Wochen später fragte sich Maxim, ob er es von diesem Augenblick hätte wissen müssen – ob es nicht von Anfang an offensichtlich gewesen war.
Er hatte nie eine Chance gehabt, seine gesamten Bemühungen waren durch einen Wimpernschlag umsonst gewesen. Denn er hatte die Sehnsucht in Catherines Augen gesehen, er wusste dass sie fühlen konnte. Und dieser Funken geriet in Vergessenheit, wenn ihr Blick den seinen traf.
„Maxim?"
Nun war es Catherine, die ihre Stimme erhob und ihn damit wieder von seinen der Müdigkeit geschuldeten Gedanken zurück in die Realität brachte. Die Dämmerung im Raum schien dunkler als zuvor, die Luft dünner.
„Hattest du etwas gesagt?", er bemühte sich ihr ein Lächeln zu schenken, doch es gelang nicht. Da war nur noch die ihn lähmende Frustration, gefolgt von einer langsam aufsteigenden Wut.
„Nein - ich meine Ja, natürlich. Was ist plötzlich bei dir geschehen?"
Natürlich hatte sie weitergesprochen doch er hatte nicht ein Wort davon gehört. Zu sehr war er damit beschäftigt gewesen seine Gedanken zu ordnen, die Fäden wieder voneinander zu lösen und dadurch hoffentlich seinen pochenden Kopfschmerzen entgegenzuwirken, die sich nun wieder bemerkbar machten.
Er wusste nicht wirklich wohin mit seinen Gefühlen. Natürlich war da diese gewisse Zuneigung die er für Catherine empfand, doch nachdem sie in keinster Weise erwidert worden war, hatte sie sich zunehmend mit Negativem behaftet.
„Ich möchte es verstehen Catherine, ich muss es nicht einmal verändern können. Nur einen Funken Klarheit in dieses Chaos bringen, das mich langsam um meinen Verstand bringt."
„Von welchem Chaos sprichst du, Maxim?"
Es war seltsam, denn obwohl der Prinz gerade noch so überzeugt von ihrer Abneigung gegenüber ihm gewesen war, warf ihn die Unwissenheit in ihrem Blick ein wenig aus der Bahn.
„Dieses Spiel das du seit Wochen gegen mich führst ohne mir auch nur einen Ansatz der Regeln erklärt zu haben. Ich bin es leid wie eine Marionette auf dem Brett umher geschoben zu werden."
Einen Moment lang herrschte Stille. Catherine sah erst betroffen zu Boden, dann an die Wand hinter ihm. Es wirkte als würde sie absichtlich seinem Blick ausweichen, der starr auf sie gerichtet war. Es war vermutlich nicht richtig gewesen sie an diesem Abend zu konfrontieren - die Müdigkeit und Erschöpfung waren ihr in das Gesicht geschrieben. Doch er hatte zu sehr das Gefühl, dass ihm der Boden unter den Füßen genomm wurde - dass es bald nicht mehr vorangehen könnte.
„Ich spiele kein Spiel, selbst wenn es im Moment einen anderen Schein erwecken mag", antwortete sie und schüttelte dabei den Kopf. „Ich versuche lediglich den Anforderungen gerecht zu werden, die ein ganzes Land an mich stellt."
Sie sprach genau von dem, was bereits Eleanna betont hatte: Catherine war nicht mehr sie selbst. Und doch war dies nicht der Punkt auf den er hinaus wollte, etwas anderes ließ ihn tagtäglich verzweifeln: Seine Bestimmung keine Chance zu haben.
„Ich spreche nicht von deiner Bestimmung oder deinem Job, Cathy. Ich spreche von deinem Herzen." Die Müdigkeit war plötzlich verschwunden und eine gewisse Aufregung machte sich in ihm breit, zwang ihn dazu aufzustehen.
„Ich habe es gesehen - du liebst ihn. Und du denkst, ich wäre so naiv es nicht zu erkennen."
—
A.N.: Ich freue mich über jegliches Feedback, also nur her damit!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro