
55. But it's hard to let go when your heart is broken
"Aus der Vergangenheit kann jeder lernen. Heute kommt es darauf an, aus der Zukunft zu lernen." ~ Hermann Kahn
Am Tag nach Rons Sieg für Gryffindor, wovon er nicht mehr aufhören wollte zu reden, saßen wir am Nachmittag draußen am Seeufer unter einer Buche. Während Ron nur noch über seinen Einsatz beim Spiel redete, war ich völlig ins eines der Bücher vertieft. Irgendwann aber nahm Hermine mir das Buch ohne Begründung, warum sie das tat, weg und sagte mir, dass ich zuhören sollte. Also tat ich dies. Harry und sie erzählten, dass beide gestern nur einige Minuten beim Spiel waren, bevor sie von Hagrid in den Wald geführt wurden und dort den Grund für sein häufiges Verschwinden und Aussehen trafen. Hagrid hatte offenbar einen Riesen mit nach Hogwarts gebracht und versteckte diesen jetzt im Wald, wo niemand ihn finden würde. Harry und Hermine bat er darum den Riesen namens Grawp zu unterrichten und ihm Englisch bei zu bringen. Ich warf an dieser Stelle ihrer Erzählung ein, dass wir dafür doch überhaupt keine Zeit hatten, da in einigen Wochen die ZAG's wären.
Und diese Wochen bis zu den ZAG's vergingen schneller, als mir lieb war. Es war Ende Juni geworden und alles wurde stressiger. Obwohl wir keine Hausaufgaben mehr aufbekamen, hatten wir mehr zu lernen denn je. Doch trotz des ganzen Stresses fanden Draco und ich immer noch Zeit um uns zu treffen. Es war zwischen uns seitdem Kuss mehr als komisch geworden. An manchen Tagen konnten wir die Finger nicht voneinander lassen und an anderen Tagen – tja, da ignorierten wir uns komplett. Es war wie gesagt mehr als nur komisch.
Als wir uns aber an dem heutigen Abend trafen, war es wieder so, als wären wir einfach nur ganz normale Freunde. Wir saßen in einem leeren Klassenzimmer in einem der oberen Gänge und lernten für Zaubertränke. Ich hatte mein Vorhaben, Draco in Zaubertränke zu helfen doch tatsächlich in die Tat umsetzten können. Und gerade vor den ZAG's war diese kleine extra Lerneinheit vorteilhaft.
„Ich versteh das nicht!" Draco schlug mit Wucht das Buch, welches er gerade gelesen hatte, zu und warf es mit voller Kraft auf den Boden. Erschrocken guckte ich ihn an. Seine Augen waren komplett rot unterlaufen. Als er seine Arme verschränkte und genervt auf das Buch starrte, wusste ich was zu tun war. Langsam stand ich von dem Tisch, auf dem ich diesen Abend saß, auf und ging zu Draco rüber. Auf meinem Weg hob ich das Buch auf und legte es beiseite, bevor ich mich neben Draco setzte und vorsichtig durch seine Haare strich. Er schloss kurz seine Augen und atmete kräftig durch.
„Ich hasse es", sagte er einfach nur und sah weiter den Boden an. Ich nickte verstehend, bevor ich meinen Kopf auf seine Schulter packte.
„Ich weiß", sagte ich. Für eine Zeit schwiegen wir einfach nur und genossen die Anwesenheit des anderen. Doch irgendwann kam mir wieder dieser eine Gedanke, der die schöne Zeit mit Draco kaputt machte. „Wird es nächsten Jahr auch noch so sein?", fragte ich in die Stille herein. Draco sah mich fragend an und ich erklärte ihm meine Gedanken. „Naja, das zwischen uns hier. Diese Treffen und – einfach alles. Ich habe Angst, dass wir nächsten Jahr wieder auf dem Stand sein werden, wie die ganzen Jahre davor."
„Natürlich wird es so bleiben." Obwohl Draco mir damit Zuversicht gab, konnte ich die Skepsis in seinen Augen sehen. Er wusste nicht, ob es noch genauso sein würde. Ich wusste es auch nicht. Das mit uns beiden hatte eine unsichere Zukunft, wenn es überhaupt eine Zukunft gab.
Der Gedanke an unsere Zukunft beschäftigte mich noch weiter, so dass ich Mühe hatte mich zu konzentrieren als McGonagall in Verwandlung die Termine für unsere Prüfungen herausgab.
„Wie Sie sehen können", sagte McGonagall in der Verwandlungsstunde, als sie uns die Tage für die Prüfungen ansagte oder besser gesagt anschreiben lies und wir diese abschrieben. „Verteilen sich Ihre ZAGs über zwei Wochen in Folge. Sie werden die theoretischen Arbeiten jeweils morgens absolvieren und die praktischen Prüfungen an den Nachmittagen. Ihre praktische Prüfung in Astronomie wird natürlich nachts stattfinden. Im Übrigen muss ich Sie waren, dass Ihre Prüfungsunterlagen mit den striktesten Anti-Schummel-Zaubern behaftet sind." Im Weiteren klärte sie uns darüber auf, welche Schummel-Methoden zwecklos sein würden und das jedes Jahr mindestens einer versuchte zu schummeln. Danach erinnerte sie uns noch daran, dass Schummeln schwer bestraft werden würde und wir doch bitte unser Bestes geben sollten, weil es um unsere Zukunft ging. Im Juli würden wir dann die Ergebnisse bekommen. Wie ich fand, war das sehr gut. So konnte man sich einen schönen Sommer machen ohne, dass man sich wegen seinen verhauenen ZAGs ärgern würde.
Unsere erste Prüfung war für Montagmorgen angesetzt. Am Sonntagabend traf ich mich noch ein letztes Mal vor der Prüfung mit Draco. Wir beide trafen uns draußen am Rande des verbotenen Waldes und setzten uns unter eine Eiche. Während ich „Große Errungenschaften der Zauberkunst" las, bereitete sich Draco mit „Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 5" auf die bevorstehende Prüfung in Theorie der Zauberkunst vor. Zwischen uns lagen meine Mitschriften aus mindestens zwei Jahren Zauberkunstunterricht und weitere Bücher. Während die Sonne langsam unterging, tauschten wir die Bücher aus. Es hatte irgendetwas an sich, hier so zu sitzen, neben ihm und zu lernen. Es wurde spät und irgendwann war ich mir sicher, dass ich eigentlich alles konnte. Deswegen packte ich das Buch weg und sah auf See. Neben mir blätterte Draco gerade eine weitere Seite um und schnaubte genervt. Ich lächelte jedoch nur und musste an die vergangenen anderthalb Jahre denken.
Seit Beginn des vierten Schuljahres war einfach dreifach so viel passiert, wie in den drei Jahren davor. Es war schon komisch wie sich alles gewandelt hatte. Im Dezember des vierten Schuljahres dachte ich noch, dass Julian der Eine für mich sei. Dass er derjenige sein würde mit dem ich mein Leben verbringen würde, doch es kam anders. Julian war ein Arsch und ich war zu dumm es zu sehen. Dieser Gedanke trieb die Reue in mir hoch. Ich hatte so viel meiner wertvollen Zeit an einen Nichtsnutz wie Julian verschwendet! Zeit, die ich mit Draco verbringen hätte können...
„Alles gut?", erkundigte er sich plötzlich und packte das Buch zur Seite. Ich schluckte die Wut und Reue bezüglich Julian runter und sah den weißblonden Typen neben mir mit einem aufgesetzten Lächeln an.
„Klar", bestätigte ich. „Ich hatte nur über etwas nachgedacht." Dracos Blick war trotz meiner Aussage kritisch. Er wusste, dass nicht alles in Ordnung war. Er kannte mich besser, als ich jemals gedacht hatte.
„Nein ist es nicht", stellte er trocken fest. „Du würdest nicht weinen, wenn alles in Ordnung wäre." Verwirrt wischte ich mir über meine feuchten Wangen und stellte mit erschrecken fest, dass Draco Recht hatte. Ich hasste es zu weinen, vor allem wenn es wegen Julian war. Einem Typen, der meine Tränen definitiv nicht mehr verdient hatte.
„Tut mir Leid. Offenbar wühlt mich die Vergangenheit mehr auf, als ich dachte", entschuldigte ich mich, doch Draco schüttelte seinen Kopf. Ohne etwas zu sagen, rückte er näher und nahm mich in seine Arme. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Es beruhigte mich. Draco beruhigte mich.
„Also worüber hast du nachgedacht?", fragte er irgendwann. Ich zögerte. Es würde ihn nur verletzten, wenn ich die Wahrheit sagen würde. Er mochte Julian noch nie und das mit Recht. Gerade als ich beschloss nicht die Wahrheit zu sagen, setzte er zu seiner nächsten Aussage an. „Und denk nicht mal daran mich anzulügen, Victoria. Ich möchte die Wahrheit wissen."
„Also gut", sagte ich schließlich und nahm seine Hand. „Ich hab über Julian nachgedacht." Draco spannte sich plötzlich an und ließ meine Hand los. Kein gutes Zeichen. „Aber nicht so wie du jetzt vielleicht denkst. Ich hasse ihn, damit das klar ist." Er entspannte sich wieder. „Ich habe nur darüber nachgedacht, was er für eine Zeitverschwendung war und was für ein Lügner er ist. Ich hab mich geärgert, dass ich es nicht gleich gesehen habe. Ich war einfach so dumm und naiv! Es regt mich jetzt auf, dass ich meine Zeit mit ihm verschwendet habe und sie nicht jemand anderem geschenkt habe."
„Zum Bespiel mir?", lachte Draco plötzlich und ich dachte nach.
„Naja – wir waren letztes Schuljahr nicht so wie jetzt – aber trotzdem, ja." Diese Zeit mit ihm, hier draußen, war perfekt. Es fühlte sich fast schon Heimisch an. Trotzdem wurden all diese positiven Gefühle von der Angst, dass nächstes Jahr nichts mehr so sein würde, überschattet.
Am nächsten Morgen frühstückte ich mit meinen Freunden in Ruhe. Nun ja, Hermine schaute dauernd in ein Buch und Harry und Ron redeten kaum. Ich war dagegen die Ruhe in Person. Nachdem Draco mich gestern nochmal abgefragt hatte, was sehr lustig war, konnte ich alles und war mir sicher, dass ich die Prüfung mit links schaffen würde.
Nachdem Frühstück versammelten sich die Fünft- und Siebtklässler in der Eingangshalle. Ab halb Zehn wurden die Klassen nacheinander in die Große Halle aufgerufen. Als wir schließlich dran waren, guckte ich nochmal kurz zu Draco, der mir unauffällig zunickte.
Die vier Haustische in der Großen Halle waren beiseite geräumt. An ihrer Stelle standen nun viele Einzeltische. Nachdem wir uns gesetzte hatte, verkündete Professor McGonagall, dass wir anfangen könnten und drehte ein riesiges Stundenglas um. Ich drehte ruhig das Prüfungsblatt um und las mir die Aufgaben durch.
a) Nennen Sie die Beschwörungsformel
und
b) beschreiben Sie die Zauberstabbewegung, die erforderlich ist, um Gegenstände fliegen zu lassen.
Mit einem leichten Lächeln fing ich an zu schreiben. Zwei Stunden später war der ganze Spuk vorbei und wir versammelten uns nach dem Mittagessen in kleinen Kammern neben der Großen Halle, um auf unsere praktische Prüfung zu warten. Hermine wurde von uns vier als erste aufgerufen, danach Harry und gleich danach ich. Ron stand mit einem nervösen Lächeln in der kleinen Kammer, während ich in die Große Halle ging und an einen Professor Tofty zugewiesen wurde. Mit schüchternem Lächeln begrüßte ich ihm und sagte meinen Namen.
„Moon also?", fragte der ältere Mann erstaunt. Ich nickte. „Nun gut, dann kann ich ja viel von Ihnen erwarten. Ihre Mutter hatte auch bei mir ihre Prüfung. Dann fangen wir mal an." Zuerst musste ich einen Eierbecher Purzelbäume schlagen lassen, dann eine Ratte orange färben, einen Teller größer werden lassen und eine Mütze schweben lassen. Alles in allem lief es eigentlich ganz Ordentlich. Auch, wenn ich mitten in der Prüfung so aufgeregt wurde, dass ich kaum noch meinen Zauberstab gerade halten konnte.
Nach der Prüfung ging ich bis zum Abendessen raus um etwas Luft zu schnappen und meinen Kopf frei zu bekommen, bevor wir am Abend im Gemeinschaftsraum für die am nächsten Tag angekündigte Verwandlungsprüfung lernten. Die schriftliche Prüfung am nächsten Morgen lief besser als erwartet, aber leider setzte ich den praktischen Teil komplett in den Sand. Obwohl ich mich wegen der verhauenen Prüfung ärgerte schaffte ich es irgendwie für Kräuterkunde am nächsten Tag, also Mittwoch, zu lernen.
Kräuterkunde lief definitiv besser, als Verwandlung und so schloss ich den Mittwoch mit einem guten Gefühl ab. Mit einem nicht so guten Gefühl starte ich in den Donnerstag. Es war der Tag unserer Verteidigung gegen die dunklen Künste Prüfung. Schon beim Frühstück bekam ich kaum einen Bissen runter. In der theoretischen Prüfung wurde meine Nervosität fast unaufhaltbar. Doch trotz allem schaffte ich es irgendwie alle Fragen zu beantworten, auch wenn ich wusste, dass meine Antworten nicht immer zu hundert Prozent richtig waren. Kurz vor der praktische Prüfung ging in mit Harry noch einmal einige Zauber in einem Nebengang durch.
„Bleib einfach ruhig, Victoria. Du warst in der DA. Das ist dein Vorteil." Trotz seiner aufmunternden Worte, glaubte ich nicht an mich. Vielleicht war ich in der DA und hatte dadurch mehr Übung, aber das hieß noch lange nicht, dass ich wirklich gut sein würde. Harry verließ mich nach einer kurzen Umarmung, so dass ich alleine in dem Gang stand. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare und sagte im Kopf nochmal alle Zauberformeln auf, als ich hinter mir Schritte hörte. Mit einem erleichterten Lächeln sah ich Draco um die Ecke spazieren, der wohl nach mir gesucht hatte.
„Nervös?", fragte er und umarmte mich.
„Nervöser als – Ach mir fällt kein Vergleich ein!", fluchte ich schon fast, bevor ich auf die Uhr guckte und feststellte, dass es Zeit war um zur Prüfung zur gehen. „Wir müssen", sagte ich mit zitternder Stimme. Ich lief los, doch Draco hielt mich fest und zog mich an sich.
„Vielleicht hilf das ja", sagte er kurz bevor er mich küsste und mir damit wenigstens meine Anspannung nahm und mir mein Lächeln zurückgab. Ich hatte es wohl Draco zu verdanken, dass ich die komplette Prüfung nur lächelte und dies sogar meinem Prüfer auffiel. Somit bewältigte ich die Prüfung mit zwei kleinen Fehlern, was ich jedoch nicht sonderlich schlimm fand, da ich es mir schlimmer vorgestellt hatte.
Am Freitag konnte sich Harry und Ron schon ausruhen, während Hermine und ich die Prüfung in Alte Runen schrieben. Man konnte zu dieser Prüfung sagen, dass es wohl eine der wenigen war, bei der ich ein „Ohnegleichen" erreichen würde. So fühlte es sich jedenfalls an.
Etwas angespannt starteten wir dann ins Wochenende,bevor wir in der nächsten Woche unsere letzten ZAGs schreiben würden
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro