51. Just gonna stand there and watch me burn
"Autorität wie Vertrauen werden durch nichts mehr erschüttert als durch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden." ~ Theodore Storm
„Denk einfach an deine glücklichste Erinnerung."
„Woher soll ich bitteschön wissen, welcher mein glücklichster Moment war?", protestierte ich und brachte Harry damit wahrscheinlich gerade zum Verzweifeln. Es war nun schon die zweite Woche, in der wir den Patronus Zauber versuchten. Was hieß wir? Alle schafften es, außer ich. Woher sollte man überhaupt wissen in welchem Moment man am glücklichsten war? Ich hatte zwar die ganze Woche überlegt, doch schaffte es einfach nicht. Außerdem kam neben dem Problem meines einfach nicht entstehen wollenden Patronus noch die Schule hinzu.
Seit dem der April angefangen hatte, hatten wir noch mehr Hausaufgaben auf oder Aufsätze zu schreiben. Jeder Lehrer wollte uns bestens auf die ZAG Prüfungen vorbereiten, doch merkten sie nicht, dass wir in jedem Fach mit tausend Hausaufgaben belegt wurden. Ich schuftete jede Nacht bis mindestens drei Uhr und schaffte nicht mal in dieser Zeit alle Aufgaben. Es war für mich rätselhaft wie Hermine das alles offenbar mit links packte.
„Überleg noch mal angestrengt", meinte Harry dann plötzlich und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Ein Geburtstag? Eine Person? Vielleicht irgendeine Erinnerung mit Julian?"
„Ach doch nicht mit dem Schwachkopf!", sagte ich verbittert und ließ meinen Zauberstab sinken. „Das bringt nichts, Harry. Seinen wir ehrlich: Ich kann keinen Patronus erzeugen. Wir müssen das einfach akzeptieren." Schulterzuckend drehte ich mich um und ging auf Hermine zu, die von ihrem glänzenden Otter umgeben wurde. Bei diesem Anblick wurde ich schon ein wenig neidisch und fragte mich, was wohl mein Patronus währe. Vielleicht ein Hund? Ein Schaff? Ein Einhorn? Absolut keine Ahnung und ich würde es wahrscheinlich auch nie herausfinden. Egal.
„Und was ist dein Patronus?", fragte Hermine ohne mich anzugucken und konzentrierte sich eher auf ihren Otter, der plötzlich auch seine Kreise um mich zog.
„Luft", antwortete ich trocken und bekam von ihr kurz einen verwirrten Blick zugeworfen. „Oder besser gesagt nichts. Irgendwie schaff ich das nicht. Ist ja nicht jeder so talentiert, wie die anderen hier im Raum." Es machte mich irgendwie wütend, dass ich es nicht schaffte. Ich tat zwar nach außen hin so, als ob das alles nicht so eine große Sache war, doch in Wahrheit machte es mich verrückt. Hermine wollte gerade etwas sagen, doch verstummte als ihr Blick auf etwas hinter mir fiel. Fangend drehte ich mich um und sah, dass Harry und Dobby zusammen da standen und es nicht gerade so aussah, als ob Dobby ihm etwas Gutes erzählen würde.
„-Sie hat doch nicht herausgefunden - dass wir - die DA?", hörte ich Harry sagen und in dem Moment wurden meine schlimmsten Befürchtungen wahr. Dobby fing an zu heulen, als Harry ihn weiter ausfragte und fing dann an sich selber zu verletzten. Ohne zu überlegen lief ich zu den beiden hin und versuchte Dobby an seinem selbstverletzenden Verhalten zu hindern.
„Dobby, nicht, hör auf!", flehte ich, doch er wollte nicht aufhören.
„WORAUF WARTET IHR NOCH", brüllte Harry. „LAUFT!" Alle hörten auf Harry und stürmten sofort aus dem Raum. Panik brach unter den Schülern aus, während sie hinaus zur Tür stürmten. Harry nahm Dobby und packte meinen Arm und zog uns mit nach draußen auf den Korridor. Ich verlor in der ganzen Aufregung Hermine und Ron aus den Augen. Während ich überlegte wo wir jetzt hinlaufen sollten, sagte Harry Dobby was dieser zutun hatte, woraufhin dieser wieder zurück in die Küche lief. Ich sah Harry kurz an. Wir beide waren panisch und hatten Angst.
„Komm hier lang!", sagte Harry, drehte sich auf dem Hacken um und lief los in Richtung Jungen Klo. Ich rannte auf Harrys Befehl hin auch los und schnappte seine Hand, damit wir zusammen blieben. Wir rannten den Korridor entlang, bis Harry plötzlich ins Stolpern kam und hinfiel und mich mitzog. In voller Geschwindigkeit fiel ich mit meinen Knien voran auf den Boden und hörte ein komisches Knacken. Ich brauchte nicht hinunter zu gucken, um zu sehen, dass ich mir beide Knie blutig geschlagen hatte. Harry schlitterte vor mir die zwei Meter auf dem Bauch, während ich versuchte, so schnell wie möglich wieder auf zustehen. Doch plötzlich hörte ich jemanden hinter uns laut auflachen. In mir drin zog sich alles zusammen. Nicht vor Schmerz, wegen meinen Knien, sondern vor Hass und Wut.
„Hey, Professor - PROFESSOR! Ich hab zwei!", rief Malfoy mit einem süffisantem Grinsen. Ich half Harry aufzustehen, bevor ich mich wieder Malfoy zu drehte und ihn mit meinem vernichtensten Blick ansah. Wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt auf eine sehr grausame Weise gestorben.
Umbridge kam, bevor ich auch nur den Gedanken fassen konnte, Draco wieder eine zu scheuern, um die Ecke geschlittert. Sie war außer Atem, doch lächelte vergnügt.
„Da haben wir sie ja!", sagte sie triumphierend, als sie uns sah. „Vortrefflich, Draco, vortrefflich, oh, sehr gut - fünfzig Punkte für Slytherin! Nehmen Sie das Mädchen und überlassen Sie mir den Jungen!" Ich sah Harry an, er sah mich an. Wir beide hatten den gleichen hasserfüllten Ausdruck in unseren Augen. Umbridge packte Harry mit festem Griff am Arm und nickte Malfoy zu, dass er mich jetzt auch endlich festhalten soll. Ich hätte jetzt die Chance gehabt wegzulaufen, doch wollte es nicht. Ich würde Harry jetzt nicht alleine lassen. Nicht mit dieser schrecklichen Kröte.
Mit eifrigen Schritte kam Malfoy auf mich zu. Den Blick so kalt wie ich ihn langsam gewohnt war. Ich blieb standhaft und sah ihn hasserfüllt an, als er näher kam. Mit einem Mal packte er meinen Arm und zog mich mit sich. Wir trotteten Umbridge und Harry hinterher, die direkt zum Büro von Dumbledore gingen.
„Lass mich los!", zischte ich, als wir etwas weiter von den beiden vor uns entfernt waren. Ich versuchte meinen Arm aus Malfoys Griff zu befreien, doch er war zu stark.
„Niemals!", donnerte er so dominant, wie noch nie und ich blieb plötzlich stehen. Doch anstatt mich weiter mit nach vorne zu reißen, blieb Malfoy auch stehen und sah mich mit festem Blick an. Ich sah auf meinem Arm herunter und dann in seine Augen. Draco verstand sofort, was ich damit sagen wollte. Er verstand mich auch ohne Worte. „Niemals, Victoria!"
„Ich hasse dich!", zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen und versuchte meinen Arm immer noch aus seinem Griff zu befreien. Meine Worte lösten bei ihm die Reaktion aus, die ich nie erwartet hätte.
„Und ich dich erst!" Damit zog Malfoy mich weiter, doch diesmal mit mehr Kraft und Gewalt. Unfreiwillig folgte ich ihm, bis wir schließlich in Dumbledores Büro standen, wo schon McGonagall, Fudge, Kingsley und ein mir Unbekannter standen. Harry hatte sich scheinbar von Umbridge lösen können und stand mitten im Raum. Malfoy stellte mich zu ihm, aber ließ mich nicht los.
„Danke, Draco. Sie können jetzt wieder gehen", bestimmte Umbridge und sah ihn stolz an. Stolz über seinen Fang und ihren Triumph.
„Sind Sie sich da sicher? Moon kann sehr gewalttätig sein." Mit aller Kraft entriss ich mich ihm und stellte mich näher zu Harry.
„Ich bin mir sicher. Aber falls doch etwas ist, bitte ich Sie draußen vor der Tür zu warten." Malfoy verschwand endlich und Harry und ich waren der Mittelpunkt des Raumes. Jeder außer Dumbledore guckte uns mit einem strengen Blick an.
„Ich denke, Sie wissen, warum Sie hier sind?", fragte Fudge, doch Harry tat auf unschuldig. Er beteuerte nichts davon zu wissen, dass wir Schulregeln oder Minsteriumserlasse verletzt haben. Fudge fragte mich auch, doch ich zog Harrys Masche eiskalt durch. Natürlich wusste ich nichts. Wovon sollte ich auch was wissen?
Fudge beschloss schließlich einen Zeugen hinzuzurufen, den Umbridge dann auch sofort holte. Ich starrte während ihrer Abwesenheit an die Wand und ließ meinen Blick kurz nach rechts gleiten. Dort in der Ecke saß Percy mit Feder und Pergament und machte sich offenbar Notizen.
„Nicht dein scheiß ernst", meinte ich sauer, woraufhin er seinen Kopf hob und mich beschuldigend ansah. „Du mieser, mieser Verräter! Arthur wird so enttäuscht von dir sein, wenn er das erfährt. Der eigene Sohn verteidigt die Adoptivtochter nicht. Oh, warte nur bis er das erfährt." Percy sagte nichts, sondern schüttelte langsam mit dem Kopf und schrieb wieder weiter.
Es vergingen noch einige Minuten, bis die Tür hinter uns aufging und Umbridge wieder hinauskam. Sie kam an uns vorbei und wurde von einem Jungen begleitet, der mir mehr als nur vertraut war. Geschockt trat ich einen Schritt nach hinten und hielt mich an Harrys Arm fest, um nicht gleich wegzukippen. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte es einfach nicht. Nicht schon wieder.
Julian hob seinen Kopf und zu meiner Belustigung bildete sich über sein Gesicht in dicht beieinanderliegenden Pusteln das Wort „PETZTE". Doch meine Belustigung hielt nicht lange an, da Umbridge wieder anfing zu sprechen.
„Ihnen sollte Julian bereits bekannt sein, Dumbledore." Angesprochener nickte langsam. „Er kam heute Morgen zu mir und hat mir von einer gewissen Armee erzählt, die die Schüler gebildet haben sollen. Er sagte, wenn ich mich in einen Geheimraum im siebten Stock begeben würde, der manchmal als Raum der Wünsche bezeichnet wird, würde ich etwas herausfinden, das mich sicher interessierte. Er erzählte, dass dort öfters eine Art Treffen stattfinden solle. Er hat mir alles freiwillig erzählt." Meine Welt um mich herum verstummte. Ich sah zwar, wie sich ihre Münder bewegten, doch hörte nichts weiter außer ein betäubendes Rauschen. Mein Herz schien still zustehen. Ich gefror an der Stelle, an der ich stand fest. Julians Blick erwischte mich. Seine hellen Augen musterten mich begierig und ein hämisches Grinsen bildete sich auf seinem verunstalteten Gesicht. Er bereute seine Entscheidung nicht. Er war sogar stolz auf sich. Stolz darauf mich und meine Freunde verraten zu haben. Der Verrat von Julian brachte alles Vergangene wieder an die Oberfläche.
Es brachte alte Gefühle hoch. Es riss alte Wunden auf. Wunden, die nie ganz verheilt waren. Julian hatte mir zum zweiten Mal mein Vertrauen geraubt. Und damit raubte er mir auch mein Vertrauen in alles. In mich. Unser Vorhaben. Selbst mein Vertrauen in die wahre Liebe nahm er mir mit seinem eiskalten Lächeln.
Ich spürte eine Träne über meine Wange laufen, die eine brennend heiße Spur des Hasses hinterließ. Ich krallte mich noch mehr in Harrys Arm fest. Hätte ich das nicht getan, dann wäre ich entweder auf Julian zu gestürmt oder aber wäre sofort zusammen gebrochen. Meine komplette Brust fühlte sich an, als ob jemand mein Herz gepackt hätte und es jetzt ganz langsam rausziehen würde. Die Luft wurde plötzlich zu dick zum Atmen, sodass ich kaum noch Atmen konnte.
Offenbar bemerkte Harry meine zunehmende Schwäche und packte mich an der Taille, um mich zu stützen. Julians Blick verfinsterte sich mit jeder Sekunde.
Raus.
Das war der einzige klare Gedanke den ich im Moment fassen konnte. Ich musste hier raus und das schleunigst.
„Ich muss hier raus!", sagte ich einfach ohne darauf zu achten, ob irgendjemand sprach oder nicht. Doch Umbridge sprach gerade so laut, dass mich niemand hörte. Julian, der mich wohl gehört haben musste, schüttelte langsam mit dem Kopf, während sein Grinsen noch breiter wurde.
Plötzlich zuckte ein silberner Lichtstrahl durch den Raum, bevor es einen Ohrenbetäubend lauten Knall gab und ich runter auf den Boden gezogen wurde, als ein zweiter silberner Strahl aufblitzte. Ich hörte Harry neben mir im Staub husten, während ich mein Gesicht in meinem Umhang vergrub, um mich vor dem Staub zu schützen. Ein Schreien, ein Schlag, hektische Schritte, ein Stöhnen und dann Stille.
Ich drehte mich zu Harry herum, der von McGonagall am Kragen gepackt und herunter gezogen worden war. Noch immer schwebte Staub durch den Raum und legte sich auf uns. Durch den Staub sah ich eine große Gestalt auf uns zukommen.
„Alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte Dumbledore und reichte mir seine Hand. Er zog mich sanft wieder auf die Beine und dann sah ich das Ausmaß dieses kleinen Sturms. Dumbledores Schreibtisch war umgefallen, silberne Instrumente lagen zerbrochen am Boden und einige storchbeinige Tische waren zu Boden geschlagen worden. In mitten diesem Chaos lagen Umbridge, Fudge, Kingsley und der Unbekannte, sowie Percy regungslos auf dem Boden. Bedauerlicherweise sah ich, dass Julian nicht bewusstlos auf dem Boden lag, sondern auf dem Boden saß und mich mit Tränen in den Augen ansah.
„Es... Es tut mir leid, Victoria", stammelte er und wischte sich einige Tränen weg. Ich dachte erst gar nicht daran ihm auch nur im Entferntesten zu verzeihen. Das hatte er nicht verdient. Niemals wieder. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Harry und McGonagall wieder aufrichteten und mich ansahen. Während sie mich ansahen und wahrscheinlich auf eine Reaktion warteten, stand ich wie angewurzelt dar und starrte Julian an. Mir lagen so viele vernichtende Worte auf der Zunge, aber ich konnte nicht. Nicht ohne dabei in Tränen auszubrechen. Deswegen nickte ich Dumbledore kurz zu und rannte dann so schnell wie mich meine Beine tragen konnten aus dem Büro.
Auf dem Korridor angekommen, blieb ich stehen und atmete durch. Er hatte mein Vertrauen schon wieder missbraucht. Ich wusste genau, warum ich ihm nicht trauen konnte. Mein Gefühl hat es mir von Anfang an gesagt, dass er in der DA nur für Probleme sorgen würde. Ich wusste es und hab es doch zugelassen. Meine schwachen Beine trugen mich zu nächsten Wand, an der ich mich runter gleiten ließ. Mit voller Wucht warf ich meinen Kopf gegen die Steinwand, sah auf meine blutende Kniee hinunter und fing an zu weinen.
Nicht nur, weil Julian das Vertrauen von allen DA-Schülern missbraucht hatte, sondern auch weil es mein Vertrauen war. Es fühlte sich an, als ob dieser Verrat sich gerade in mein Herz brennen würde. Laut schluchzte ich auf und ließ meinen Tränen und der Wut freien Lauf. Und mit Julian und dem, was gerade passierte, brach alles auf mich hinab. Der Hass auf mich selbst, die Reue wegen Draco und alles, was zwischen uns passiert war.
Voller Wut stand ich auf, griff ich meine Haare und haute gegen die Wand. Wut, Verzweiflung, Angst und Liebe. Eine scheiß Mischung an Gefühlen. Eine Mischung, die mich gerade komplett zusammenbrechen ließ. Und als ob das nicht schon genug wäre musste auch noch plötzlich Draco hinter mir auftauchen.
„Na heulst du, weil eure kleine Armee entdeckt wurde? Wie erbärmlich!", sagte er arrogant. Ich drehte mich mit all meinem Zorn und meiner Wut, die ich gerade verspürte zu ihm um und sah ihn einfach nur vernichtend an.
Als Draco mich so sah - verheult bis zum geht nicht mehr und fertig mit der Welt - verwandelte sich sein Blick von dem gehässigen, triumphierenden in einen mehr als nur besorgten Ausdruck. Er wollte einen Schritt auf mich zukommen, doch ich wich zurück. Ich wollte ihn jetzt nicht in meiner Nähe haben.
„Vic-", fing er leise an, während mich eine neue Flut aus Tränen einholte.
„Nicht", sagte ich bestimmend und schüttelte mit meinem Kopf. „Lass mich in Ruhe. Es ist besser." Draco schien einen Moment mit sich zu ringen, kam dann einen Schritt auf mich zu, doch überlegte es sich dann plötzlich anders.
„Wie du es willst, Moon. Wie du es willst!" Und damit hatte ich Malfoy für immer verloren.
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