47. Give me a sign, take my hand, we'll be fine
"Darin besteht die Liebe: Dass sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden." ~ Rainer Maria Rilke
„Bei Merlin, Arthur!" Mit offenen Armen empfing ich Arthur, der vollkommen genesen entlassen wurde und nun im Haus der Blacks stand. Mit einem bezaubernden Lächeln schloss er jeden einzelnen von uns in seine Arme. Jeden von uns, außer Sirius und Harry, welche gerade beide mit Snape in der Küche waren.
„Wo ist denn Harry?", erkundigte sich Arthur neugierig und wir führten ihn zur Küche. Wir waren überglücklich ihn endlich wieder bei uns zuhaben, doch als wir die Türen zur Küche aufzogen, verging uns die Laune, da Sirius und Snape sich mit gezückten Zauberstäben gegenüber standen.
Snape verschwand, nachdem er Harry einen Tag und eine Uhrzeit gesagt hatte. Verwundert blickten wir Harry an, der uns später erzählte, dass er Zusatzunterricht bei Snape in Okklumentik haben sollte. Das sollte Harry helfen, damit er keine Albträume mehr von Voldemort haben sollte oder bessergesagt, dass Voldemort nicht mehr in seinen Geist dringen könnte. Wir waren uns alle einig, dass es eine gute Idee war, aber Albträume immer noch besser waren, als Zusatzunterricht bei Snape.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Fahrenden Ritter, einem grellviolettem Bus, nach Hogwarts. Die Fahrt in dem extrem engen und viel zu schnellem Bus, war nicht gerade das, was ich mir unter einer angenehmen Busfahrt vorstellte.
„Nächstes Mal fahren wir wieder mit dem Zug, das sag ich euch!", krächzte ich und versuchte nicht zu spucken, während der Bus in Schallgeschwindigkeit durch das Land brauschte.
„Also ich finde es gar nicht so schlimm", sagte Hermine schulterzucken und Ginny, mit der wir ganz vorne im Obergeschoss des Busses saßen, stimmte ihr zu. Ich stempelte meine beiden Freundinnen hiermit offiziell als verrückt ab. Sobald wir das Hogwartsgelände erreicht hatten und in unserem Zimmer waren, legte ich mich sofort hin und versuchte die Busfahrt zu verarbeiten, während Hermine lieber Elfenhüte strickte und Ginny noch ihre restlichen Hausaufgaben machte.
„Was haben wir morgen in der ersten Stunde?", fragte ich und versuchte mich damit etwas von meinem drehenden Magen abzulenken. Leider vergeblich.
„Zuerst haben wir eine Doppelstunde Zaubertränke", teilte mir Hermine mit und hob den Blick von ihren Elfenhüten, nur um mich leicht belustigt anzugucken. „Die Busfahrt hat dir wirklich nicht gutgetan, oder? Du bist ziemlich grün im Gesicht."
„Tja, dann gehör ich wohl nicht in dieses Haus, wenn mein Gesicht grün ist", warf ich ihr sarkastisch entgegen, woraufhin sie nur schmunzelte und dann weiter strickte. „Ich geh mal ne Runde, vielleicht tut mir ja frische Luft gut", sagte ich und zog mir meinen Umhang an. Ginny bot mir zwar an, mich zu begleiten, doch das lehnte ich ab. Ich hatte ein klares Ziel und obwohl mir schlecht war und die Gefahr bestand, dass ich auf meinem Weg umfallen könnte, wollte ich sie nicht dabei haben.
Die fette Dame guckte mich komisch an, als das Portrait hinter mir zu schwang. Jedoch beachtete ich sie nicht weiter und lief direkt auf den Astronomieturm zu. Obwohl ich eigentlich nicht mehr im Schloss unterwegs sein durfte, achtete ich nicht groß darauf leise zu sein oder nicht erwischt zu werden. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass mich Filch gesehen hatte, als ich in den Korridor zum Astronomieturm abbog.
Als ich endlich oben auf dem Astronomieturm angekommen war und mir die kalte Januarluft entgegen wehte, wünschte ich mir noch eine dickere Jacke, als die unter meinem Umhang angezogen zu haben. Doch trotz der eisigen Temperaturen, setzte ich mich vorne an die Brüstung und ließ meine Beine in der Luft baumeln. Ich atmete tief durch und so langsam ging es mir besser. Ich hatte nicht mehr das Bedürfnis mich übergeben zu müssen und das war definitiv ein Fortschritt. Ich beschloss, egal was auch kommen würde, nie wieder in meinem Leben mit dem Fahrenden Ritter zu reisen. Das war einfach nur grausam. Ehrlich, ich konnte nicht verstehen, wie Menschen gerne mit diesem Bus fuhren.
Als ich plötzlich Schritte hinter mir hörte zuckte ich zusammen. Natürlich drehte ich mich sofort um und rechnete damit Filch zu sehen, der mich zurück in mein Bett schickte und mich bei Umbridge verpfiff, doch anstelle von Filch stand Draco Malfoy am anderen Ende der Plattform.
„Hey", brachte ich leise heraus und wartete darauf, dass er sich zu mir setzte, doch er zögerte. Es schien als ob er zu mir wollte aber gleichzeitig auch, als ob er vor mir wegrennen wollte. „Setzt dich zu mir", forderte ich ihn auf, woraufhin er auch endlich einen Schritt in meine Richtung machte. Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu und setzte sich dann neben mich. Während ich ihn fröhlich ansah, schaute er grüblerisch in die Ferne. Es schien als ob er sich nicht freute mich wieder zusehen.
„Und wie waren deine Ferien so?", fragte ich und versuchte irgendwie ein Gespräch anzufangen. Die einzige Reaktion war ein nicken von Malfoy. Ich betrachtete ihn einige Augenblicke bis mir seine dunklen Augenringe auffielen. So sah er definitiv noch nicht aus, als ich Hogwarts vor den Ferien verlassen hatte. „Alles gut bei dir?"
„Klar." Ein stumpfes, einfaches Klar. Mehr bekam ich nicht als Antwort, aber wenigstens bekam ich eine Antwort.
„Wow es spricht", sagte ich sarkastisch und boxte gegen seine Schulter. Allerdings bekam ich als einzige Reaktion nur einen merkwürdigen Blick von Malfoy zu geworfen, sonst nichts. „Dann nicht", sagte ich und starrte auch einfach nur in die Ferne. Ich genoss die Stille hier draußen. Kein Geschrei von nervigen Erstklässlern oder das Nörgeln von Hermine oder anderen Mädchen. Einfach nur herrliche Ruhe. Zudem saß ich mit Draco Malfoy hier, was diesem Ort einen Pluspunkt brachte. Mit der Zeit, in der wir hier oben saßen und nichts sagten, rückte ich immer wieder ein kleines Stück an ihn heran, so dass sich irgendwann unsere Schultern berührten.
„Warum hast du nicht auf den Brief geantwortet?", fragte er aus dem Nichts heraus und sah mich mit monotonem Gesichtsausdruck an. Ich überlegte kurz, bis mir sein Weihnachtsbrief wieder einfiel. Ich hatte doch tatsächlich vergessen ihm zu antworten. Mist.
„Ich hab es vergessen", gestand ich ehrlich und holte tief Luft. „Weißt du, bei uns war viel los in den Ferien. Arthur wurde angegriffen und lag bis vor wenigen Tagen im St. Mungo. Wir waren jeden Tag bei ihm und Weihnachten haben wir sogar Professor Lockhart getroffen, der dort auf der geschlossenen Station liegt. Erinnerst du dich noch an ihn? Er hat uns im zweiten Jahr unterrichtet." Malfoy nickte. Seine zusammengezogenen Augenbrauen zeigten mir allerdings, dass er nachdachte. Trotzdem fuhr ich weiter mit meiner Erzählung fort, da mir mein Gefühl sagte, dass er nicht über Lockhart nachdachte.
„Dann gab's da ja auch noch Harry und - " Ich stoppte mich, als mir wieder einfiel, dass sein Vater ein Anhänger Voldemorts war und es deswegen wahrscheinlich nicht der beste Plan wäre, ihm von Harrys Vision zu erzählen. „Nicht so wichtig. Jedenfalls, es gab viel zu tun. Tut mir Leid, dass ich es vergessen habe", entschuldigte ich mich und warf ihm ein schüchternes Lächeln zu.
„Ist schon in Ordnung", meinte er und zuckte mit den Schultern. „Wir haben morgen wieder Zaubertränke." Er zögerte. Unentschlossen sah er mich an. „Arbeiter wir wieder zusammen?" Ich konnte nicht anders, als wie eine Irre zu lächeln. Es war einfach nur süß von ihm mich das zu fragen. Wow, jetzt sagte ich schon, dass Draco Malfoy süß ist und vor einem halben Jahr hatte ich ihn noch gehasst. Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.
„Natürlich", antwortete ich und bemerkte, dass mein Gegenüber auch leicht anfing zu lächeln. Wir mussten für Außenstehende wie zwei dreizehnjährige, verliebte Kinder aussehen. Zum Glück sah uns keiner. Ich musste daran denken, wie aufgeregt ich noch letztes Jahr in seiner Nähe war. Wie ich anfing zu zittern, mein Atem aussetzte und ich mich einfach unbehaglich fühlte. Jetzt waren diese ganzen Gefühle von damals erloschen und ich fühlte mich in seiner Nähe fast wie zu Hause.
„Und ihr habt wirklich Lockhart gesehen?", fragte Malfoy, nachdem wir uns eine Zeit zu lang angeguckt hatten. Ich erzählte ihm natürlich sofort die ganze Geschichte, doch ließ das mit Neville aus. Ich war mir nicht sicher, ob Draco wusste, was Bellatrix getan hatte, doch genau wegen dieser Ungewissheit ging ich lieber auf Nummer Sicher und erzählte es ihm nicht. Draco schüttelte nur fassungslos und gleichzeitig belustigt mit dem Kopf und lachte auch ausgelassen an einigen Stellen meiner Erzählung.
„Naja und zum Ende hat er uns dann wirklich noch Autogramme gegeben. Warte mal-" Ich kramte mein Lederbuch aus meiner Tasche hervor und durchsuchte es nach dem Autogramm von Lockhart. „Hier. Ist sogar in Schreibschrift", meinte ich gespielt begeistert und drückte es dem Jungen neben mir in die Hand. Er verkniff sich ein Lachen, als er drauf guckte und gab es mir wieder. Ich verstaute es in meinem Büchlein, welches ich danach wieder schloss. Allerdings war dies bei der Anzahl von Briefen und Bilder, welche ich alle im Buch lagerte, gar nicht so einfach.
„Hast du in dem Buch etwa noch mehr Autogramme von berühmten Personen?" Draco zeigte auf das Buch, doch ich schüttelte den Kopf und erklärte ihm, was dieses Buch für mich für eine Bedeutung hatte.
„Nein, ich bewahre darin alles auf, was mir irgendwie wichtig ist. Bilder, Briefe, Gedanken, alles. Verstehst du?", meinte ich und sah auf das kleine Büchlein in meiner Hand, welches ich schon seit Anbeginn meiner Zeit hier in Hogwarts immer mit dabei hatte. Am Anfang war es eigentlich nur gedacht, damit ich mir Notizen machen konnte, doch mit der Zeit wurde dieses Buch zu meinem ständigen Begleiter und irgendwie zu meinem Herz. Also jetzt so ganz Sinnbildlich gemeint. Ich bewahrte da schließlich alles auf, was mir wichtig war und ja, dazu gehörten auch seine Briefe. Nachdem ich herausgefunden hatte, wenn auch noch nicht zu hundert Prozent, gewannen sie noch mehr an Wert für mich. Sie waren jetzt nicht nur Briefe von einer geheimnisvollen Person, die ich nicht kannte, sondern von jemandem, der für mich immer und immer mehr an Bedeutung gewann.
„Also ist das so was wie dein Tagebuch?", fragte er verwirrt und wollte es mir abnehmen, doch ich hinderte ihn daran, in dem ich seine Hand festhielt. Fragend guckte er mich an, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Dieses Buch war mein Herz und ich überließ es nicht einfach so anderen Personen. Okay, eigentlich zeigte ich dieses Buch niemandem. Natürlich war Julian da die Ausnahme gewesen, aber da hatte er es sich ja auch einfach genommen. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um über Julian nachzudenken, schließlich war Draco bei mir und das war viel besser, als über Julian nachzudenken.
Draco verstand mein stilles Signal. Meine Erwartungen, dass er seine Hand wieder wegziehen würde, wurden komplett über den Haufen gerannt, als er plötzlich meine Hand nahm und sie einfach nur hielt. Und bis hier hin hätte ich nie gedacht, dass so eine einfache Gesteh, wie diese mir so viel bedeuten könnte. Allerdings hielt diese Gesteh nicht lange an, da Draco seine Hand wieder zurück zog und beschämt nach unten guckte. Ich tat es ihm gleich und packte währenddessen mein Buch wieder weg.
„Jetzt erzähl mir von deinen Ferien und denk nicht mal daran nur wieder zu nicken", forderte ich ihn auf und tatsächlich, er richtete sich etwas auf und erzählte mir von seinen Ferien und wie langweilig sie doch waren.
„Sie waren nicht unbedingt so spannend. Wir waren die ganze Zeit in Malfoy Manor und meine Beschäftigung bestand aus Lernen", sagte er und zuckte mit den Schultern. „Zwischendurch waren noch Grabbe und Goyle mit ihren Eltern bei uns."
„Klingt wirklich spannend", gab ich belustigt von mir. Gegen seine Ferien waren meine Ferien wirklich ein Ritt auf einem Hippogreif. Ich könnte nicht die ganze Zeit nur auf meinem Zimmer oder bessergesagt in einem Haus verbringen, wo nichts geschah. Wahrscheinlich war ich durch meine Erziehung bei den Weasleys schon so daran gewohnt, dass jedes Mal, wenn es auch nur etwas stiller wurde, etwas passieren musste. Meistens war es Harry, der das Chaos anstieß, aber wenn er es mal nicht war, dann waren es Fred und George. Auch wenn mein Leben niemals still stand, bevorzugte ich kein anderes.
„Wie ist es eigentlich bei den Weasleys zu leben?", fragte er plötzlich und ich sah ihn verwirrt an.
„Uhm... Chaotisch, ja definitiv, chaotisch. Dein Leben steht niemals still und immer wieder gibt es etwas Neues zu lachen, weil Fred und George irgendwas Neues erfunden oder angestellt haben", erzählte ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Aber wenn man bei den Weasleys aufwächst und vor allem, wenn man zusammen mit Fred und George aufwächst, ist das Leben voller Farbe. Du musst wissen, dass Fred und George einem das Gefühl geben, dass du alles erreichen kannst und das ist, denke ich mal, etwas ganz Besonderes."
„Warum lebst du eigentlich bei ihnen? Was ist mit deiner eigenen Familie?" Draco brachte mich augenblicklich zu schweigen. Ich mochte es nicht gerade gerne über das Thema zu sprechen. Natürlich hatte ich als alles Julian ganz zum Anfang erzählt, als wir uns gerade kennen gelernt hatten, aber das würde mir nicht noch mal passieren. Julian war der Typ von Person, der deine Familiengeschichte auch in einem Streit gegen dich verwendete. Das hatte mir gezeigt, nicht jedem sofort alles zu erzählen.
„Ein anderes Mal, ja?", fragte ich und hoffte, er würde es verstehen. Draco nickte verständnisvoll, bevor er aufstand. Etwas enttäuscht sah ich ihn an, doch als er mir seine Hand reichte und mir hoch half, lächelte ich wieder. Zusammen gingen wir schweigend zurück ins Schloss, bis wir uns irgendwann trennen mussten, da wir unterschiedliche Wege hatten.
Als ich in meinen Schlafsaal ankam, musste ich feststellen, dass es schon halb drei morgens war. Niemals hätte ich gedacht, dass wir so viel Zeit zusammen verbracht hatten, aber es war wahr. Die Zeit mit Draco konnte ich noch nicht ganz definieren, doch irgendwie fühlte es sich verdammt richtig an, auch wenn es das nicht war.
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