
3. It's coming over you
"Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer" ~ Aischylos
"Wer ist da?", rief Harry schon zum tausendsten Mal, doch niemand meldete sich.
„Wir müssen hier weg!", rief ich und packte Harry am Ärmel. Schnell liefen wir den Weg entlang von dem wir gerade gekommen waren, bis plötzlich ganz viele leise Plopps uns verrieten, dass wir nicht mehr alleine waren. Um uns herum standen nun an die zwanzig Zauberer und zielten mit ihren Zauberstäben auf uns. Zum Glück reagierte Harry schnell und zwang uns zu Boden.
„Stupor!", schrie die zwanzig Zauberer und über uns stießen einige Blitze aufeinander.
„Aufhören!", schrie plötzlich eine Stimme und ich hob meinen Kopf etwas umzusehen, dass Arthur auf uns zukam. Sofort hörten die Zauberer auf. Arthur wollte wissen, ob alles in Ordnung sei, doch wurde von einer eiskalten Stimme unterbrochen. Mr Crouch kam wütend auf uns zu gerannt und der Kreis um uns herum wurde immer enger.
„Wer von Ihnen hat das Dunkle Mal heraufbeschworen?", bellte er uns an. Erschrocken packte ich Hermines Arm und guckte sie an. Sie sah genauso geschockt aus wie ich.
„Das waren wir nicht!", verteidigte sich Harry, doch Mr Crouch wollte ihm nicht glauben. Im Gegensatz zu allen anderen, die es nicht für möglich hielten, dass Kinder wie wir so etwas tun könnten.
„Woher kam es?", warf Arthur rasch ein, bevor Mr Crouch uns noch mehr beschuldigen könnte.
„Es kam von da drüben! Jemand hat eine Beschwörung aufgesagt und dann war es einfach da" Ich zeigte auf die Stelle wo ich vorhin jemanden etwas flüstern gehört hatte. Sofort machte sich Amos Diggory, der auch unter den Zauberern war, auf den Weg, um zu gucken ob der Übeltäter immer noch da wäre.
„Hier ist jemand!", schrie Amos und kam einige Sekunden später mit einer Elfe in den Armen auf uns zu. Ich erkannte die Elfe sofort. Harry hatte vorhin vor dem Spiel mit ihr gesprochen, während ich mich mit Hermine unterhalten hatte und auf dem Weg durch den Wald hatten wir sie auch angetroffen. Vorhin wirkte sie vollkommen verwirrt und benommen.
Mr Crouch war zu Eis gefroren und wollte das, was gerade passiert nicht wahrhaben. Er suchte zwischen den Büschen nach anderen, die es vielleicht getan haben könnten.
„Ziemlich peinlich", flüsterte Amos „Barty Crouchs Hauselfe...schon ein starkes Stück!" Und damit stand es fest. Alle hielten die Hauselfe für die Schuldige. Sie sollte angeblich das Dunkle Mal hinaufbeschworen haben. Diese Theorie wurde dann auch noch bestätigt, als bei ihr Harrys Zauberstab gefunden wurde, den er während wir durch den Wald gelaufen sind verloren hatte.
Nach einer langen Diskussion zwischen Mr Crouch und Amos Diggory kamen sie endlich zu einem Entschluss. Mr Crouch schenkte seiner Hauselfe Kleidung, was hieß, dass sie ab heute eine freie Elfe wäre. Die Elfe bettelte bei ihrem Herrn um Gnade, aber Mr Crouch sah sie nur an, als ob sie etwas Schmutziges und Ekliges wäre.
Mit einer heftigen Diskussion gingen wir zurück zu den Zelten. Hermine redete ständig etwas über Elfenrechte und am Rand des Waldes kamen und viele verängstigte Zauberer und Hexen entgegen, die Arthur jede nur erdenkliche Frage bezüglich des Dunklen Mals stellten. Er beantwortete sie nicht groß, sondern entschuldigte sich nur und wir liefen weiter zu den Zelten. Dort gingen wir mit in das Jungenzelt, wo ich sofort von George umarmt wurde.
„Bei Merlin, Vic! Es tut mir leid! Ich hab dich einfach losgelassen und schon wart ihr weg. Was ist passiert?" George zerrte mich zu sich aufs Bett, wo sich auch Fred zu uns gesellte.
„Bin über eine Wurzel gestolpert, hab Malfoy eine verpasst und dann war da plötzlich das Dunkle Mal", berichtete ich immer noch etwas durch den Wind wegen des Mals und das man uns beschuldigt hatte. Das ganze kam mir gerade etwas surreal vor und ich wollte am liebsten nur schlafen, um das zu vergessen. Es war so ein komisches Gefühl dieses Zeichen zu sehen und dann sollte es auch noch von einer Hauselfe heraufbeschworen worden sein, woran ich aber nicht ganz glaubte.
„Wie du hast Malfoy eine verpasst?", fragte Fred ungläubig und ich lächelte stolz. Das war vorhin schon ein großartiges Gefühl gewesen.
„Er hat mich ausgelacht, Hermine beleidigt und dann ist mir einfach der Kragen geplatzt. Was hat er auch so ne große und eingebildete Klappe, mh?"
Arthur erzählte den anderen was passiert war, während ich mich auf dem Bett ausstreckte und merkte wie meine Augen immer schwerer wurden. Ich weiß, es war nicht gerade so vorbildlich jetzt nach diesem Trubel zu schlafen, aber es war einfach so. Das Letzte, was ich mitbekam war Hermine, wie sie die Hauselfe verteidigte und dann driftete ich in meine Traumwelt ab.
Am nächsten Morgen packten sich die Zelte von selbst zusammen und wir verließen alle hastig den Zeltplatz. Mit einem alten Gummireifen als Portschlüssel schafften wir es in der Morgendämmerung zurück zum Fuchsbau.
Als wir um eine Biegung gingen und der Fuchsbau in Sicht kam, hallte uns ein erleichterter Schrei entgegen.
„Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank!" Molly stand mit Pantoffeln an den Füßen vor der Tür und rannte auf uns zu, als sie uns gesehen hatte. Mit einer zusammengeknüllten Ausgabe des Tagespropheten in der Hand fiel sie Arthur erleichtert um den Hals.
„Ich hab mir solche Sorgen gemacht!" Als sie Arthur festhielt fiel ihr die Zeitschrift aus der Hand, welche Harry auch sofort aufhob. Über seine Schulter konnte ich die Schlagzeile lesen, aber bevor ich auch realisieren konnte was da passiert war, wurde ich in Mollys Arme gezogen. Alle anderen wurden auch noch von ihr in Umarmungen gezogen, bevor wir wieder in das Haus gehen konnten.
Schließlich saßen wir alle eng aneinander gedrängt in der Küche. Hermine machte Molly einen starken Tee zur Beruhigung, während Arthur die Zeitung las.
Rita Kimmkorn, die Klatsch-Reporterin des Tagespropheten hatte natürlich auch etwas über die Quidditch-Weltmeisterschaft geschrieben und zwar über das Dunkle Mal. Sie schrieb, dass das Ministerium versagt hätte, das es laxe Sicherheitsvorkehrungen gab und noch mehr Sachen, die meistens nur zur hälfte stimmten.
„Mich erwähnt sie auch!", sagte Arthur und las dann vor. Kimmkorn hatte über die Situation am Waldrand geschrieben und das die verängstigten Hexen und Zauberer kaum Antwort von einem Vertreter des Ministeriums bekamen. Dazu stieß sie auch noch auf Gerüchte an, wonach angeblich Leichen aus dem Wald getragen wurden. Diese Frau schrieb wirklich nur Quatsch!
Natürlich musste Arthur sofort ins Büro, da er sich daran die Schuld gab und dass alles klären wollte. Percy kam auch gleich mit und so waren es nun zwei Weasleys weniger im Fuchsbau.
„Hedwig ist nicht zufällig mit einem Brief gekommen, oder?", fragte Harry und Molly verneinte. Ron, Hermine und ich sahen Harry neugierig an, da er auf seinem Stuhl hin und her rückte. Irgendetwas konnte da nicht stimmen.
„Wollen wir vielleicht hoch?", fragte ich die drei und alle nickten.
„Harry alles gut?", fragte ich ihn, als wir oben auf meinem Zimmer ankamen. Er schüttelte nur seinen Kopf und ließ sich auf mein Bett fallen. „Was ist los?" Ich setzte mich neben ihn und legte beruhigend meine Hand auf seine Schulter.
„Als ich Samstagmorgen aufgewacht bin, tat meine Narbe wieder weh", gestand er und guckte auf seine gefalteten Hände.
Hermine gab ihm natürlich sofort tausend Ratschläge was er jetzt tun könnte und Ron und ich saßen einfach nur geschockt daneben.
„Ich hab von ihm geträumt. Von ihm und Wurmschwanz. Sie haben sich verschworen jemanden zu töten." Ich strich ihm sanft über den Rücken und versuchte ihn irgendwie davon zu überzeugen, dass das alles nur ein Traum gewesen war und Voldemort ihm gar nichts antun könnte.
„Aber das ist doch komisch, oder? Meine Narbe tut weh und ein paar Tage später sind Todesser auf dem Marsch und Voldemorts Zeichen steht am Himmel. Denkt ihr nicht, dass könnte irgendwie zusammen gehören? Professor Trelawney hat es doch auch selbst gesagt" sagte Harry und sah erwartungsvoll in die Runde.
„Du glaubst doch nicht wirklich daran, was diese Frau gesagt hat, oder?" schnaubte ich. Professor Trelawney war unsere Lehrerin in Wahrsagen und hatte sie nicht mehr alle. Wirklich diese Frau war mehr als nur ein bisschen durchgeknallt. Doch Harry glaubte ihr und erklärte uns auch warum. „Sie sagte, der Dunkle Lord würde wieder an die Macht kommen und zwar schrecklicher denn je. Er würde es zusammen mit seinem Diener, Wurmschwanz, schaffen und genau in dieser Nacht damals ist Wurmschwanz geflohen, also!"
Er herrschte eine eisige Stille zwischen uns. Niemand traute sich auch nur ein Wort zusagen. Es war ein komisches Gefühl so etwas zu hören. Was wäre, wenn Voldemort wirklich wieder kommen würde?
„Warum hast du gefragt, ob Hedwig gekommen ist? Erwartest du etwa einen Brief?" fragte Hermine in die Stille rein und sprang von der Fensterbank runter, auf der sie sich gesetzt hatte.
„Ja, ich hab Sirius von meiner Narbe erzählt und warte jetzt auf eine Antwort. Ich hatte zwar gehofft, dass ich schnell etwas hören würde, aber-"
„Wer weiß wo er steckt, Harry. Er könnte sonst wo sein. Vielleicht Afrika oder noch weiter weg, da braucht Hedwig länger als ein paar Tage. Aber keine Sorge, du wirst sicher bald Antwort erhalten" redete ich beruhigend auf ihn ein. Harry nickte nur traurig.
„Komm wir spielen ne Runde Quidditch!" schlug Ron vor und ich schüttelte fassungslos den Kopf. Harry hatte jetzt bestimmt keine Lust Quidditch zu spielen, aber natürlich überraschte er mich in dieser Vermutung.
„Gerne!" Und schon waren die beiden Jungs verschwunden und ich war alleine mit Hermine. Perfekter Zeitpunkt um ihr von dem Brief zu erzählen, dachte ich mir und zog mein Notizbuch hervor und gab ihr den Brief zum lesen.
„Du hast wirklich keine Ahnung von wem der ist?" Ich schüttelte nur meinen Kopf und packte den Brief wieder weg. „Nein. Ich habe absolut keine Ahnung und hatte eigentlich gehofft, du könntest mir weiter helfen"
„Leider kann ich das nicht. Aber Hamlet hat den doch gebracht, oder?" Ich nickte und konnte jetzt schon nicht mehr ihren Gedankengängen folgen. „Also muss der Absender Hamlet kennen oder du musst ihm schon mal einen Brief geschickt haben"
„Ich schicke an keinen außer dich, Harry und Molly Briefe" zerstörte ich ihre Theorie und sah Hermine dabei zu, wie sie in meinem Zimmer auf und ab lief. „Ok, dann hab ich auch keine Ahnung!" Sie warf schwungvoll die Arme in die Luft und ließ sich auf mein Bett fallen.
„Weißt du eigentlich, warum auf der Hogwarts-Einkaufsliste steht, dass wir ein Kleid mitbringen sollen? Also so ein Festliches?" wechselte sie das Thema.
„Gut, dass du mir das sagst" ich stand auf und ging an meinen Schrank. „Hilf mir mal, welches ich mitnehmen könnte!" So entstand eine sehr lange Nacht, in der wir entschieden welches Kleid ich mitnehmen könnte. Schließlich fiel unsere Auswahl auf drei Kleider. Ein kurzes und zwei lange. Man wusste ja nicht, wozu man das überhaupt brauchte. So landeten diese Kleider in meinem Koffer, genauso wie, in der nächsten Woche, meine restlichen Sachen. Arthur und Percy waren nur noch selten zu Hause und wir bereiteten uns langsam auf die Schule vor. Hermine lernte in der folgenden Woche jeden Tag, während ich die Bücher einmal durchblätterte und mir interessantes, wovon es allerdings nur wenig gab, durchlas. Die Woche zog schnell vorüber und so kam es, dass wir alle am Sonntagabend bevor die Schule wieder anfangen sollte bei Sturm im Wohnzimmer saßen. Hermine vor einem ihrer Bücher, Harry vor seinem Feuerblitz, Molly in einem Sessel, Bill und Ron spielten Schach und ich saß mit den Zwillingen in einer der hinteren Ecken an einem Tisch und zeichnete einfach irgendetwas.
„Was heckt ihr da schonwieder aus?" fragte Molly misstrauisch und wendete sich Fred, George und mir zu.
„Ich zeichne nur und die beiden machen Hausaufgaben" sagte ich schnell, da Molly nicht bekommen sollte was die beiden wirklich machten.
„Ihr habt Ferien!" sie wollte gerade aufstehen und gucken kommen, als Arthur wieder nach Hause kam und sich über die Arbeit aufregte.
Ich verließ als erste von uns allen das Wohnzimmer und ging hoch schlafen. Noch schnell guckte ich, ob ich alles für Hogwarts hatte und packte die letzten Sachen ein, bevor ich mich ins Bett legte. Ich kramte den Brief heraus und versuchte irgendein Siegel zuerkennen, doch es war vergebens. Es gab kein einziges Anzeichen, von wem der Brief sein könnte.
Müde packte ich das Notizbuch in meine Tasche und legte mich, voller Vorfreude auf das nächste Schuljahr schlafen. Es sollte jetzt erst richtig losgehen.
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