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26.

• SYML - Clean Eyes (Acoustic) •

Lange nachdem Atlas die Tür hinter sich zufallen lassen hat, stehe ich immer noch da und starre den Fleck an, an dem er eben noch gestanden hat.

Obwohl ich es hätte besser wissen müssen, kann ich nicht glauben, dass er wirklich gegangen ist.

Ich zwinge mich dazu, mich aus meiner Starre zu lösen, schließe die Augen für mehrere Sekunden und versuche, das Kribbeln, das seine Lippen auf meiner Haut hinterlassen haben, aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Es fühlt sich so surreal an. Ich habe das Gefühl, seinen Mund immer noch an meiner Stirn zu spüren. Warm und weich. Es ist alles, was ich jemals wollte und so so viel mehr.

Obwohl ich eigentlich vorgehabt habe, Game of Thrones weiterzuschauen, ist mir mit einem Mal die Lust vergangen. Also schleiche ich ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher aus und flüchte mich dann auf mein Zimmer.

Da ich keine Lust auf eine Standpauke habe, wenn meine Eltern heute Abend nach Hause kommen, schließe ich die Tür, werfe mich aufs Bett und tue so, als würde ich bereits schlafen, aber wenige Sekunden nachdem ich meinen Kopf aufs Kissen gelegt habe, muss ich gar nicht mehr so tun. Meine Augen fallen zu und ich drifte ab, in einen traumlosen Schlaf.

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Am nächsten Morgen schreibe ich Atlas, dass ich ihn bei sich zu Hause abholen komme, aber er antwortet, dass wir uns lieber erst an der Schule treffen. Einen Grund gibt er mir nicht, und auch, wenn es mich in den Finger juckt, ihn weiter zuzutexten und auszuquetschen, steht es mir doch nicht zu. Er ist mir absolut keine Rechenschaft schuldig, also beiße ich von meinem Apfel ab, schnappe mir meine Tasche und mache mich auf den Weg zur Schule.

Natürlich nicht, ohne auf dem Weg noch einmal in den Spiegel zu schauen, um immer noch ungläubig auf den kleinen Ring an meiner Nase zu starren. Mir graut es immer noch ein wenig vor der Konfrontation mit meinen Eltern, die mir weiterhin bevorsteht.

Sie haben das Haus heute Morgen anscheinend früh verlassen. Jedenfalls ist die Küche leer gewesen, als ich morgens nach unten kam. Das soll mir nur Recht sein. Dann muss ich mich wenigstens nicht noch mit einem wütenden Elternvortrag vor der Schule herumschlagen.

Während ich zum Bus laufe, denke ich wieder an gestern und würde mich am liebsten dafür schlagen, dass ich mich so komisch verhalten habe. Meine Freundschaft zu Atlas ist mir viel zu wichtig, als dass ich sie wegen so etwas lächerlichem wie meinen Gefühle aufs Spiel setzen würde.

Jetzt, wo er sich mir gegenüber endlich wieder langsam öffnet, darf ich keinen falschen Schritt machen. Ich sollte nicht nach mehr lechzen als mir zusteht, stattdessen sollte ich mich über das freuen, was er bereit ist, mir zu geben.

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Zwanzig Minuten später stehe ich mit Esther an Atlas' Spind und erzähle ihr voller Enthusiasmus von gestern. Auch Atlas' Ohnmachtsanfall lasse ich nicht aus, woraufhin ich einen finsteren Blick von ihm und einen Lachanfall von Esther ergattere. Ich grinse ihn an, aber er verdreht nur die Augen und widmet sich wieder seinem Spind.

»Du hättest ihn mal sehen sollen! Der war so blass! Als hätte er eben einen Geist gesehen«, lache ich und imitiere Atlas nach, indem ich die Augen aufreiße und so tue, als würde ich taumeln und dann umfallen. Im nächsten Moment bekomme ich einen Schlag auf den Kopf mit einem Hefter ab. 

»Aua!«, rufe ich und sehe Atlas empört an, woraufhin er nur mit den Schultern zuckt. In seinen Augen blitzt Belustigung auf, als sich unsere Blicke treffen. »Wer austeilt, muss auch einstecken können.«

Esther lacht hinter mir, während ich immer noch Atlas anstarre, auf dessen Lippen sich ein leises Lächeln schleicht, doch dann wendet er den Blick wieder ab und es ist, als hätte es dieses Lächeln niemals gegeben.

Ich öffne den Mund, um Esther die Geschichte weiter zu erzählen, als ich spüre wie jemand hinter mich tritt.

»Atlas.«

Beim Klang der Stimme fahre ich zusammen und auch Atlas, der gerade in seinem Spind herumkramt, erstarrt augenblicklich.

Das ist wohl eine völlig normale Reaktion, wenn man jahrelang nur Schmerz mit dieser Stimme verbunden hat. Ich würde es ihm nicht mal verübeln, wenn er sich auf der Stelle umdreht und davon rennt.

Aber er flüchtet nicht.

Ich kann sehen, wie er tief ein und aus atmet. Seine Brust hebt und senkt sich unter dem hellblauen T-Shirt das er heute trägt. Es passt perfekt zu seinen Augen, fällt mir plötzlich auf, aber dann schüttele ich heftig den Kopf über mich selbst. Nicht jetzt, Nora.

Atlas hebt langsam den Blick und schaut zur Seite. Yashar steht neben ihm. Er sieht anders aus. Nicht wirklich Äußerlich anders, aber er strahlt etwas aus, das ich so noch nie an ihm gespürt habe. Etwas, das ihn nicht mehr so unantastbar erscheinen lässt. Wie eine Mauer, die endlich zum Einsturz gebracht wurde. Eine Mauer, gebaut aus tiefem Trauer und jahrelangem Hass.

Ein paar Leute bleiben stehen. Neugierig.

Wenn ich mich bewegen oder reden könnte, würde ich sie davon scheuchen, würde ihnen sagen, dass sie verschwinden und sich um ihren eigenen Scheiß kümmern sollen. Ich weiß, ich sollte es tun. Ich weiß, ich bin es Yashar schuldig. Nicht als feste Freundin, aber als gute Freundin. Es muss ihn so viel Überwindung kosten, jetzt Atlas gegenüberzustehen; dem Jungen, den er sein ganzes Leben lang geliebt hat.

Ich will ihm so gerne helfen, weil ich weiß wie sich das anfühlt. Ich weiß, was für eine Scheißangst es einem machen kann, jemanden so sehr zu lieben, dass du glaubst nicht mehr atmen zu können, wenn er nicht bei dir ist. Wahrscheinlich war es das, was uns all die Jahre und auch jetzt verbunden hat - unsere liebe zu dem selben Jungen.

Nur, dass Yashar, im Gegensatz zu mir, endlich tapfer und mutig genug ist, sich seinen eigenen Monstern zu stellen und loszulassen.

Ich sehe Yashar an. Sein Blick rutscht kurz von Atlas zu mir. Die Panik ist ihm ins Gesicht geschrieben. Er sieht aus, als könnte er jeden Moment umkehren und davonlaufen. Seine warmen, braunen Augen schreien mich fast an: Nora! Nora, hilf mir! Ich kann das nicht!

Aber ich kann ihm nicht helfen. Er muss alleine über seine Schatten springen. Das hier ist sein eigener Kampf.

Also nicke ich nur und lächle ihm aufmunternd zu. Das schaffst du, forme ich lautlos mit den Lippen.

Er löst den Blick von mir und starrt für einige Sekunden die Decke an. Seine Haare stehen ihm vom Kopf ab und an seiner Lippe erkenne ich eine kleine Platzwunde. Ich beiße die Zähne fest zusammen und versuche, mir nicht vorzustellen, wie sein Vater ihm das angetan hat. Hat er ihn mit einer Bierflasche getroffen? Oder mit seinen Händen? Oder mit etwas anderem?

Mein Blick huscht zwischen den beiden Jungs hin und her und ich erwische mich dabei, wie ich mir für einen Augenblick wünschte, dass alles anders wäre. Dass Atlas ihm damals nicht das Herz gebrochen hätte. Dass Yashar sich in jemand anderen verliebt hätte. Dass Atlas ihn auch geliebt hätte. Dass irgendetwas anders gewesen wäre. Nur, damit wir heute hier nicht stünden.

Sosehr ich Atlas auch liebe, ein Teil von mir, der Teil, der den gebrochenen Jungen von vor paar Tagen einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt, wünscht sich, dass Atlas Yashars Gefühle erwidert hätte. Dass sie eine Chance gehabt hätten. Dass Yashar das bekäme, was er verdient hätte. Jemanden, der ihn bedingungslos liebt und jemanden, den er bedingungslos lieben kann, denn ich weiß wie viel davon in ihm steckt. Liebe, meine ich.

In ihm steckt so viel Liebe, so so viel, dass er nicht einmal mehr weiß wohin damit. An dem Tag, an dem das Leben ihm seine Mutter genommen hat, hat es ihm den letzten Menschen genommen, der ihm etwas bedeutet hat. Und dann war er alleine. Yashar und seine tiefe, bedingungslose Liebe.

Yashar räuspert sich und Atlas' Knöchel treten weiß hervor, als er die Hände fest zu Fäusten ballt, als befürchte er, er könnte sie jeden Augenblick gebrauchen, aber das ist natürlich lächerlich. Yashar wird ihm nie wieder wehtun und Atlas wird nie erfahren, wie tief die Wunden sind, die er Yashar zugefügt hat.

»Hör zu«, sagt Yashar, nachdem er den Blick von mir gelöst hat und Atlas wieder ansieht. Seine Stimme klingt fest, nach Yashar eben, aber er sieht aus, als könnte er jeden Augenblick an Ort und Stelle zusammenbrechen.

Ob nur mir das auffällt oder auch jemand anderem?

Von da wo ich stehe, kann ich Atlas' Gesicht nicht sehen, aber ich kann mir vorstellen, wie unwohl er sich gerade fühlen muss. Ich kann förmlich sehen, wie sich eine tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen formt und er den Mund zu einem dünnen Strich zieht.

Atlas war noch nie leicht zu lesen, aber wenn man ihn lange genug kennt, lernt man irgendwann seine Körpersprache zu verstehen.

»Ich weiß...«, höre ich Yashars Stimme, dieses Mal zittert sie ein wenig. Nicht so viel, dass irgendjemand es bemerken würde, aber mir fällt es auf. »...keine Entschuldigung dieser Welt kann wieder gut machen, was ich dir über all die Jahre angetan habe«, er macht eine kleine Pause, als kosten ihn die nächsten Worte viel Kraft, »aber... ich will... mich trotzdem entschuldigen.«

Ich glaube, jeder, der gerade im Gang stehen geblieben ist, um das hier mit anzusehen, hat die Luft angehalten. Jedenfalls fühlt es sich so an. Es ist so leise, dass ich das heftige Klopfen meines Herzens in den eigenen Ohren hören kann. Ba-dumm, ba-dumm, ba-dumm.

Atlas sagt nichts.

Yashars verzweifelter Blick huscht wieder unruhig zu mir, aber mehr als ein Blinzeln bringe ich nicht zustande.

Ich habe Angst, übahaupt einen Laut von mir zu geben und Yashar das hier zu zerstören. Dass so viele Leute stehen geblieben sind, trägt nicht gerade zu seiner Ruhe bei. Innerlich schreie ich sie alle an: Haut ab! Los, verschwindet! Ich funkele sie wütend an, werfe ihnen flehende Blicke zu, aber natürlich beachtet mich keiner.

Yashar schließt die Augen, fährt sich frustriert über die Lider und als er die Augen wieder öffnet, sehe ich die vielen fehlenden Stunden Schlaf in seinen müden, dunklen Augen. Er hat tiefe Ringe unter den Augen und sieht aus, als könnte er trotz seiner muskulösen Statur jeden Augenblick wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.

»Es... Es ist nicht viel, das weiß ich. Scheiße, Nowak, ich weiß, dass es dir vielleicht gar nichts bedeutet!« Er sieht verzweifelter aus, als ich ihn je gesehen habe. »Aber es ist alles, was ich habe.«

Er vergräbt das Gesicht in seinen Händen, als würde er weinen, aber ich höre ihn nur zischend die Luft ausatmen. »Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid. Alles. Wirklich alles. Das musst du mir glauben. Wenn ich könnte, dann... Ich würde alles anders machen.«

Er sieht Atlas nicht an. Er sieht mich nicht an. Er sieht niemanden an. Nur durch uns hindurch. Als wären wir nur Kreaturen seiner Fantasien. Es ist fast beängstigend. Als rede er mit sich selbst.

Bei diesem Anblick überkommt mich tiefe Trauer und, obwohl Yashar mich dafür köpfen würde, auch Mitleid. Denn jetzt verstehe ich. Es sind die Stimmen in seinem Kopf, die Stimme seines Vaters, die ihn zu dem Jungen gemacht haben, der er heute ist.

Wenn ich ihn so sehe, will ihn in den Arm nehmen, will ihn hier herausziehen und zu mir nach Hause bringen. Ich will ihn vor den Blicken der anderen schützen und vor seinem Vater. Gott, ich will ihn so gerne von seinem Hund von einem Vater schützen.

Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf Yashars Gesicht.

»Ich will nur... Ich wollte nur, dass du das weißt.«

Und dann dreht er sich um.

Ich starre Atlas in den Rücken, will ihn mit meinem Blick dazu bewegen nach vorne zu gehen, will ihn anschreien, Yashar hinterher zu laufen, aber er bleibt einfach da stehen und starrt Yashar hinterher.

A/N:

Ich bin gerade richtig im Schreibfieber! Hab die nächsten zwei Kapitel schon fast fertig! Hehehe :)

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