𝕋ü𝕣 𝟚𝟘 - 𝑍𝑢𝑚 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑙𝑖𝑛𝑔𝑠𝑐𝑎𝑓é 𝑇𝑒𝑖𝑙 2
𝕋ü𝕣 𝟚𝟘
𝑍𝑢𝑚 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑙𝑖𝑛𝑔𝑠𝑐𝑎𝑓é 𝑇𝑒𝑖𝑙 2
𝑉𝑜𝑛 HeartMeetsHead_x
˚ ༘✶ ⋆。
Louis Pov
Neben den weihnachtlichen Liedern, die im Hintergrund aus den Boxen trällerten und den würzigen Duftnoten, die im Café umherschwirrten, erkannten wir an den vielen Bestellungen, dass in Kürze Weihnachten vor der Türe stand.
Die Bestellzettel häuften sich für Christstollen, Cookies und Plätzchen, die unser Bäckermeister Zayn mit Felix im hinteren Abteil frühs zubereiteten. Da sie bald auf den Beinen waren, sahen wir beide ab und an beim Öffnen des Cafés oder vereinbarten einen Tag, an dem wir gemeinsam frühstückten, bevor die Kunden eintrafen.
Genauso ein Tag war heute. Nachdem wir das Lokal so weit vorbereitet hatten, belegten wir uns Sandwiches und süße Snacks, tranken genussvoll Kaffee oder Tee. Normalerweise war ich mehr der Latte-macchiato-Typ am Morgen, vergnügte mich eben lieber mit einem fruchtigen Tee, weil ich eh schon hibbelig genug war. Immerhin hatte ich mir für heute etwas in den Kopf gesetzt, zu dem ich einen klaren Kopf benötigte und nicht wie ein lebhaftes Huhn wirken wollte.
„Was ist los mit dir? Du bist ganz schön aufgekratzt so früh am Morgen. Das macht mich selbst ganz nervös." Niall beugte sich zu mir und brachte mein Bein zum Stoppen, das rhythmisch unterm Tisch auf und ab wippte.
Ertappt sah ich zu ihm und womöglich ein bisschen verstimmt, denn er hatte mir mehrere Flöhe ins Ohr gesetzt, die mich nicht mehr in Ruhe ließen. Dauernd hüpften sie darin umher, sprangen fröhlich durch mein Hirn und kamen am anderen Ende des Ohres heraus, nur um zum wiederholten Male denselben Aufstand zu demonstrieren.
Meine Nacht war von daher dementsprechend kurz, ich wälzte mich von der einen Seite zur Anderen und bekam kaum ein Auge zu.
„Ja, bin ich. Und du bist Schuld", zischte ich und versuchte mich an einem beleidigenden Blick.
Erstaunt wölbten sich Nialls Augenbrauen. „Was hab ich denn gemacht?"
„Du hast einen Sack Flöhe in mir entfacht, die mich nicht haben schlafen lassen." Beleidigt zog ich eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust. Er durfte ruhig wissen, was er in mir ausgelöst hatte.
„Sag mal, war was in deinem Tee? Wovon redest du bitte?" Divalike stand ich von der Bank auf und machte mich daran, die Teller abzuräumen.
Fabienne beäugte uns derweil kritisch. Sie hatte ein Gespür dafür, wenn etwas nicht mit einem von uns stimmte und beobachtete mit Argusaugen. „Sagt mal, ist alles okay bei euch?"
„Ja, ja." Ich winkte mit einer Hand ab und schritt in den winzigen Haushaltsraum, während Niall mir mit einem: „Na, ich weiß ja nicht", hinterherlief und mich zur Rede stellte.
„Was ist dein Problem und vor allem, was habe ich damit zu tun?" Er lehnte sich gegen die Spülmaschine, blockierte mir so die Möglichkeit, das dreckige Geschirr einzuräumen.
„Möchtest du bitte mal auf Seite gehen?", sagte ich entnervt mit dem Fuß auf dem Boden tippelnd.
„Erst, wenn du mir eine Antwort auf meine Frage gibst." Stur schaute mich der Blonde an, von dem ich genau wusste, er würde nicht nachgeben. Also war nach einigen Sekunden des Blickduells Schluss, bis ich einknickte.
„Ich würde gerne Abwechslung in Harrys Leben bringen", platzte es aus mir heraus und als Niall daraufhin wissend schmunzelte, warf ich seufzend meinen Kopf in den Nacken. Es auszusprechen war eine andere Hausnummer und produzierte mehr Wellen der Nervosität, als ich gebrauchen konnte.
„Du hast da etwas losgetreten, dass mich nicht mehr loslässt, Niall. Ich dachte, ich hatte mich weitgehend damit abgefunden, dass ich nicht an Harry rankomme. Doch dann kommst du mit deinem doofen Vorschlag." Er erntete einen vorwurfsvollen Blick, obwohl er ja meine Gedanken kaum mit einem Faden lenkte. Trotzdem brauchte ich einen Schuldigen, um den Frust auszulassen.
„Ich find's klasse!" Strahlend legte er seine Hände auf meine Schultern und rüttelte daran, wobei das Geschirr in meinen Händen gefährlich klapperte. Augenrollend stellte ich es ab, als Niall dem Schütteln ein Ende machte und plauderte aufgeregt weiter.
„Hast du schon einen Plan? Wenn nicht, überlege ich einen Guten, der euch in ein Gespräch verwickelt. Was hältst du vo-"
„Stop, stop, stop. Nicht so eilig, mein Freund. Ich weiß dein Engagement zu schätzen, habe allerdings schon einen Plan", hielt ich ihn auf, bevor es zu weiteren Gedankengängen kommt, die ich echt nicht brauchte.
„Und nein, den werd' ich dir nicht verraten. Du wirst es dann sehen", beendete ich das Gespräch, bevor die Frage kam, was ich mir ausgedacht hatte, indem ich ihn sanft von mir schob.
Schmollend willigte er ein, in seinen Augen sah ich schließlich Begeisterung aufblitzen, die nicht verging, bis er beobachtete, was ich mit Harry vorhatte.
Ein langsames Vorantasten war für mich von Anfang an klar, da ich keinen Einblick hatte, wie er auf Veränderungen reagieren würde. Ich hoffte inständig, dass er sie gut aufnahm, und entschied mich von daher für eine kleine Änderung, die ich nicht vorhatte, ihm ohne Zustimmung aufzuhalsen. Meine schlaflose Nacht sollte nicht umsonst gewesen sein, um ins Fettnäpfchen zu treten.
Fabienne sah zufrieden aus, nachdem sie sich bei uns versicherte, ob wieder alles in Ordnung wäre. Mit Niall kamen Meinungsverschiedenheiten vor, da wir beide gerne recht behielten, zumal wir von dem Schlag: Mit dem Kopf durch die Wand, waren. Das hat unserer innigen Freundschaft zum Glück nie geschadet. Im Gegenteil, wir erkannten dadurch die Grenzen des jeweils anderen und zogen meistens einen Nutzen daraus.
Nachdem sich Zayn und Felix verabschiedeten, kehrte die Normalität des Arbeitsverlaufes ein. Niall belegte die Sandwiches, Fabienne deckte die Tische, während ich erst Fabienne und dann Niall beim Rest half. Ich ertappte mich dabei, wie ich mehrmals auf die Uhr spähte. Kurz nach acht. Lange dauerte es nicht mehr, bis Harry durch die Türe kam. Wie jeden Morgen, wenn er nicht gar krank wurde oder andere Termine hatte.
Damit stieg meine Nervosität, gepaart mit Unbehagen. Obwohl mein Vorhaben recht unspektakulär war. Bei Harry überkam mich dabei aber eine Unsicherheit, ob er es genauso sah. Diese Ungewissheit fraß sich durch mein Innerstes, das mich zu meinem Missfallen die letzten fünfzehn Minuten zu einem Schussel werden ließ. Also war ich mit falschem Ausgeben von Wechselgeld beschäftigt und bereitete einen völlig anderen Tee zu, wie bestellt wurde.
Ich bildete mir ein, dass Niall aufmunternde Blicke in meine Richtung warf und einige Male mehr in den Arm knuffte, als es sonst üblich war. Das diente wohl zu meiner Beruhigung, wenn nur ein wenig.
Die Uhr zeigte kurz vor halb neun an. Da kein Gast meine Aufmerksamkeit benötigte und glücklicherweise in diesem Moment soweit alle wunschlos glücklich waren, bereitete ich den Milchkaffee für den Mann zu, der mich soeben aus der Bahn warf. Und wieder fragte ich mich, wie er das hinbekam.
Meine Finger zitterten sogar kleinwenig, als ich Niall das Zeichen gab, dass er den Zimtcookie aus dem Backofen holen durfte, damit er, wenn ich ihn übergab, nicht mehr heiß, aber dafür lauwarm war. Harry sollte sich schließlich nicht die Finger verbrennen.
Er sah gestern so verfroren aus, dass ich neben einem heißen Kaffee den warmen Cookie für eine gute Idee befand. Vielleicht mag er ja lauwarme Cookies? Das werde ich hoffentlich gleich herausfinden.
Niall überreichte mir die Tüte, die Türe öffnete sich in der Zeit und ich befüllte hastig die letzten der drei Minibehälter, die ich für Sirupsorten vorhergesehen hatte.
Durchatmen. Lächeln. Umdrehen.
„Guten Morgen, Harry. Schön, dich zu sehen", begrüßte ich ihn, diesmal die Frage auslassend, was er gerne bestellen würde. Ich hoffte, er sah es nicht übergriffig, sondern als Aufmerksamkeit an, die ich ihm schenken wollte.
„Guten Morgen", nuschelte er in seinen Schal. Die Wangen glichen der Röte seiner warmhaltenden Woll-Accessoires.
In aller Ruhe – zumindest äußerlich – schob ich dem hübschen Lockenkopf den Milchkaffee mit dem Zimtcookie zu. Das vorherige leicht angedeutete Lächeln wechselte zu einem überraschten Blinzeln, derweil er meinen Fingern aufmerksam folgte.
„Ich hatte etwas Puffer und dir deinen Milchkaffee und Zimtcookie zurechtgemacht." Verlegen kratzte ich meinen Hinterkopf, bevor ich weiter sprach. „Der Cookie ist sogar noch lauwarm. Wenn du das nicht so gerne hast, kann ich dir auch einen geben, der bereits abgekühlt ist."
Himmel, war ich unsicher. Wenn ich ihn nicht bereits mit dem fertigen Kaffee und Cookie überfordert hatte, schaffte ich das mit meinem Gestammel.
Gespannt sog ich mir jedes Detail seiner Gesichtszüge ein, die er offenkundig spielen ließ. Es bewegte sich wie jede einzelne Saite einer Gitarre, die ihren mitreißenden Ton spielte.
Stumme Töne, die sich in meinen Augen widerspiegelten. Er lächelte, wirkte überrascht und sah dann hilflos zwischen den Waren vor ihm und mir hin und her. Mir gefiel es, seine Gefühlsregung zu beobachten.
„Ähm...", krächzte er.
Ich lächelte ihn aufmunternd an, um ein wohltuendes Gefühl in ihm zu erzeugen, damit er die Chance hatte zu sagen, ob er es mochte oder nicht.
Ich erkannte ein leichtes Kopfschütteln, bis er weiter sprach. „N-nein. Ich hab l-lauwarme Cookies ziemlich gerne." Stotternd und mit knallroten Wangen stand er vor mir, weshalb ich ihn am liebsten an mich drücken würde. Er sah so knuffig aus und wenn er auf seiner Lippe kaute, wie eben, gleichermaßen sexy.
Meine Freunde nannten ihn spießig und bezeichneten ihn als Nerd, ich sah allerdings mehr als das.
„Gut, dann packe ich dir gerne die Tage einen ein, wenn ein Lauwarmer über ist." Ich konnte mir ein freudiges Zwinkern nicht verkneifen. Sein Gesicht glühte, weshalb ich ihm etwas Luft geben wollte, um sich zu sammeln.
Deshalb drehte ich mich um, um die Sirupbehälter zu holen. „Hast du schon mal einen Sirup zum Kaffee probiert?", fragte ich ihn mit zugewandtem Rücken. Wie gerne würde ich mich umdrehen, um zu sehen, was seine Mimik von ihm preisgab. Aber, ich versuchte, mich zu beherrschen, bis ich die Behälter in der Hand hielt und seine Antwort hörte.
„N-nein", sagte er kurz angebunden. Zu wenig, um rauszuhören, was er von Sirup hielt.
Ich neigte meinen Kopf leicht zu Seite, als ich ihn fragte: „Hast du Lust, mal einen zu probieren?" Sein Schulterzucken konnte ich durch die gedrehte Position erkennen, was zum Glück ein nachträgliches Nicken beinhaltete.
„Weiß nicht?", gab er zur Antwort, die mich dazu veranlasste, mit dem Sirup zu ihm zu laufen und die drei verschiedenen Sorten auf dem Tresen abzustellen.
In der Zeit, die ich mit Harry verbrachte, kümmerte sich Niall reibungslos um die andern Gäste. Dafür würde ich ihn später meinen Dank aussprechen.
„Ich habe dir drei abgefüllt, wenn du mal eine Geschmacksrichtung probieren möchtest? Baileys, Vanille und Caramell hätte ich zur Auswahl." Unser Sortiment an Sirup erstreckte sich in weiteren Sorten, doch übertreiben wollte ich es nicht.
Meine Bedenken waren jetzt schon vorhanden, ob ich nicht zu weit ging. Mein Verlangen, Harry näher kennenzulernen war lebhaft ausgeprägt in der Kombi, ihn mit kleinen Gesten eine Freude zu bereiten, wenn er es denn möchte. Deshalb achtete ich auf jede Kleinigkeit und war bereits froh, dass er nicht Reißaus nahm.
Möglicherweise ertrug sein strukturiertes Leben ja ein bisschen Würze in Form eines Louis Tomlinson? Ich würde mich darüber freuen und seine Signale deuteten weiterhin darauf hin, dass er Interesse hegte.
Sein Blick, voller Neugier und gleichzeitig überlegend fixiert auf die Sorten, bestätigte mir im ersten Moment, dass er nicht abgeneigt auf Neues war. Erleichtert atmete ich durch, als Harry mir ein flüchtiges, dennoch intensives Lächeln schenkte, das mich fast aus den Socken haute.
„Ich glaube... Vanille würde ich gerne mal probieren." Er zeigte auf die Mitte, ich nahm einen Deckel und verschloss das Behältnis, schob die andern beiseite und lehnte mich auf den Tresen, um nicht über die Lautstärke des Cafés ankommen zu müssen. Womöglich sogar, um ihn ein wenig näher zu sein. Ich reichte ihm den Sirup.
„Gute Wahl, das ist eine meiner Lieblingssorten. Du kannst ihn selber dosieren, wie süß du deinen Kaffee trinken magst." Er nahm den Behälter dankend an und für einen klitzekleinen Moment streiften sich unsere Finger.
Harry zuckte kurz zusammen, während in mir ein Ballon mit Konfetti zu platzen drohte. Doch er blieb stehen und strahlte sein schüchternes Lächeln mit den warmen Wangen. Ich lächelte zurück, da mir sowieso von dem entzückenden Bild die Worte fehlten.
„D-danke. Ich berichte dir morgen, wie es mir geschmeckt hat?"
Passiert das gerade wirklich?
Erstaunt stand ich mit offenem Mund vor Harry und sortierte mich. „J-ja. Ja, auf jeden Fall. Ich würde gerne wissen, wie dir der Kaffee geschmeckt hat."
Uff. Hitze kroch mir den Hals hinauf, die unaufhaltsam meine Wangen bedeckten.
Harry nickte und erschrak, ehe er auf die Uhr schaute. „Oh! So spät schon. Tut mir leid, ich muss weiter." Er legte das Geld in die vorhergesehene Schale, schnappte sich eilig seine Sachen und verabschiedete sich mit einem kurzangebundenem: „Bis morgen!"
Und ich? Ich sah ihm dümmlich hinterher mit dem Versuch, die Begegnung Revue passieren zu lassen. Mein Herz schlug mir bis zum Halse.
„Scheiße, du glaubst mir nicht, wie süß ihr zwei eben wart. Gut gemacht, Kumpel." Niall klopfte mir feste auf die Schulter und riss mich somit aus meinen Gedanken. Bedröppelt zeigte ich auf die Türe, durch die eben Harry ging. „Hat er freiwillig mit mir eine Unterhaltung geführt?"
„Ja, Mann. Du hast ihn hervorgelockt. Und jetzt versau es bloß nicht."
„Na danke, das macht den Druck nicht minder", nuschelte ich, schwebte aber auf einem Hoch der Gefühle. Harry war also bereit, mit mir zu kommunizieren. Zumindest hoffte ich, dass es morgen genauso blieb.
Von da an hatte es sich die Tage eingependelt, dass Harry jeden Morgen vor einer Auswahl der Sirupe stand und sich für einen entschied. Dabei entlockte er mir Lacher, wenn er den versüßten Milchkaffee vor mir trank und einige Male das Gesicht verzog. Wir fanden heraus, Marzipan und Pistazie gehörten nicht zu seinen Geschmacksrichtungen. Dafür gewann ich ihn mit Kokosnuss und Vanille, seine bisherigen Lieblingssorten.
Jeden Morgen freute ich mich auf die Arbeit, mehr als zuvor und sprang regelrecht aus den Federn. Es machte Spaß, wie wir uns kennenlernten, Harry kennenzulernen. Er erzählte, er habe eine große Schwester Gemma und als ich offenbarte mit sechs Geschwistern aufgewachsen zu sein, sah er mich ungläubig an und konnte sich kaum vorstellen, mit so vielen Leuten zusammenzuwohnen.
Es waren kleine Fetzen, doch die bewahrte ich wie einen Schatz in mir auf, bis ich mich traute, ihm nach einem Date zu fragen.
Der Abend brach an, die Schneeflocken fielen dicht vom Himmel und fröstelte jetzt schon, wenn ich an den Nachhauseweg dachte. Niall schickte Fabienne in den Feierabend, da sein Vater ihn, soweit es ging, die Einteilung der Mitarbeiter überließ. Nialls Vater gehörte der Laden, den er später einmal vorhatte zu übernehmen.
Mit dem Abend kam der Feierband, somit stellten wir die Stühle nach oben, machten sauber und räumten die Kühltheke leer. Ich war völlig geschafft und seufzte innerlich auf, als ich abermals an den Schnee dachte, der die Welt mit dicker Schicht bedeckte und somit meinen Fußweg.
„Du... Louis? Hast du heute was mit Harry ausgemacht?", fragte mich Niall, der zwischen den Stühlen zu mir hindurch lugte.
„Nein, wie kommst du darauf?", fragte ich irritiert, derweil ich die Krümel vom Boden aufkehrte.
„Na ja... weil er seit einigen Minuten von der Türe steht." Niall zeigte mit erhobenem Daumen hinaus und Tatsache, da stand Harry.
„Seit ein paar Minuten sagtest du?", hakte ich nach. Harry lief vor der Türe auf und ab, blieb davor stehen und lief weiter. Das ging einige Augenblicke so.
„Da ist er mir aufgefallen. Wie lang und ob er vorher schon außen stand, kann ich dir nicht sagen. Wieso kommt er denn nicht rein?" Die Frage galt eher Niall selbst, wobei ich sie mir auch stellte. Harry kam generell nur früh ins Café, ihn am Abend hier anzutreffen war Premiere.
„Keine Ahnung", gab ich als Antwort, auch wenn die Frage nicht mir galt. Ich stellte den Besen beiseite und ging zur Türe. Eisiger Wind und kalte Flocken wehten mir entgegen, als ich sie öffnete, weshalb ich reflexartig meine Arme um den Oberkörper schlang.
„Wartest du auf jemanden?" Meine Frage ließ Harry heftig zusammenzucken und er quiekte ziemlich goldig auf. Der Boden war glatt, mit dem er sich vor dem Schreck einen Tanz lieferte. Hastig lief ich auf ihn zu und fasste um seine Arme, doch er hatte sich gefangen und starrte mich mit weiten Augen an.
„Es ist wahnsinnig kalt, magst du mit rein kommen?", stellte ich ihm die Frage, nachdem er mich anschaute wie ein Alien und keinen Ton von sich gab.
Harry's Stirn zog sich kraus, entschied sich dann aber, mit mir hineinzugehen. „G-gerne." Zurückhaltend tapste er mir hinterher.
„Setz' dich doch. Magst du was trinken?", bot ich ihn den Platz an der Theke auf dem Barhocker an und wollte den Haufen wegkehren, den ich zuvor hinterlassen hatte, aber nicht fand.
„Den hab ich schon weggemacht, falls du den Krümelhaufen suchst." Niall kam aus der Küche, schaltete das Licht hinter ihm aus, schnappte sich seine Jacke und lief rückwärts zur Türe.
„Hey, Harry." Er nickte ihm zu, Harry hob unbeholfen seine Hand.
„Machst du dann dicht, Lou? Ich mach die Fliege", sagte er und zwinkerte uns beim Gehen zu, ehe ich ihm versicherte, alles sicher zu hinterlassen.
„Und, hast du durst?", fragte ich nochmals, da mein blonder Freund uns erfolgreich unterbrochen hatte.
„Ähm... ihr habt doch Ladenschluss. Du... musst nichts mehr für mich einsauen." Seine Augen huschten durchs Zimmer, schaute alles an, nur mich nicht. Er machte mich nervös, verdammt.
„Wir haben eine Spülmaschine, also wäre das kein Problem", versicherte ich und setzte mich neben ihm auf den Hocker. „Geht auch auf's Haus."
Endlich sah er mich an und kicherte, nicht ohne seine Wangen zartrosa erstrahlen zu lassen. „Denkst du nicht, es ging schon genug Sirup auf's Haus?"
Hoppla, ertappt. Verlegen lachte ich. „Ich habe ihn dir ja auch irgendwie angedreht. Also ging das auf meine Kosten."
Ich suchte nach Harrys Augen, überraschenderweise fand ich sie auf Anhieb. Diesmal beobachtete er mich, knetete nervös seine Finger und biss sich auf die Lippe.
„Weshalb standest du außen vor der Türe, Harry?" Mein Blick bohrte sich in seinen, den er für einige Sekunden standhielt, bevor er sich auf seine Schuhe konzentrierte.
„I-ch... wollte... zu dir." Die Worte waren so leise gehaucht, sodass ich darüber nachdachte, mich verhört zu haben. Zu mir? Mein Herz sprang fröhlich und trommelte gegen meine Brust.
„Oh. Und was wolltest du bei mir?", fragte ich dümmlich und hielt den Atem an, als er sich räusperte, um mir hoffentlich gleich eine Erklärung zu geben.
„Ich wollte...", er atmete tief ein und schielte nach oben. Verdammt, er sah so unschuldig und hinreißend aus, wie er über seine Brille spähte.
„Ich wollte... dich als Dankeschön... fragen... ob ich dich am Weihnachtsmarkt zum Essen und Trinken einladen darf." Harry saß vor mir, mit zusammengekniffenen Augen, sein Atem beschleunigt, seitdem er die letzten Worte herausgepresst hatte.
Mein Herz schlug wie wild, er möchte mich einladen. Mich. Einladen.
Ich konnte ein erleichtertes Lachen aus meiner Kehle nicht aufhalten, das Harrys Kopf verwirrt nach oben schnallen ließ.
„Scheiße, ja. Lass uns gehen", schlug ich vor und enthielt einen verblüfften Blick.
„Jetz?"
„Klar. Oder hast du keine Zeit?"
„Ähm.. Doch. J-jetzt. O-okay", stammelte der gut aussehende Mann überfordert. Ich liebte es jetzt schon, ihn aus der Reserve locken, da er wirklich sehr organisiert zu sein schien.
„Du bist sehr spontan", nuschelte Harry, als er sich vom Barhocker erhob und an seiner Mütze zupfte.
Schief grinsend musterte ich ihn. „Magst du es nicht so gerne spontan?"
„Weiß nicht", gab er zu und grinste mich wieder so an, sodass ich jeden Moment zu schmelzen drohte. Ich schnappte meine Jacke, Schal und Mütze, nachdem ich mich ebenfalls erhob, und streckte vorsichtig meine Hand nach Harrys aus.
„Dann lass es uns rausfinden." Mein Herz klopfte heftig vor Aufregung. Die Sekunden, die er auf meine Hand blickte, zogen wie zähe Minuten an mir vorbei. Als ich die Hand senken ließ, ergriff er sie. Warum und weich fühlte sie sich an und als die hübschen, langen Finger sich um mich schlossen, entspannte ich mich.
Wenn er die Einladung meiner Hand nicht angenommen hätte, wäre das vollkommen in Ordnung gewesen. Dafür freute ich mich umso mehr, als er sich entschied, darauf einzugehen.
„Okay?", wollte ich mich vergewissern, ob er bereit war, mit mir herauszufinden, ob er Spontansein gern hatte und meine Hand zu halten.
„Okay", sagte er und lächelte mich liebevoll an.
Wer wusste schon, was daraus wurde? Eine Freundschaft? Ein richtiges Date? Eine romantische Beziehung? Wenn die Zeit dafür kam, würde ich Harry allerdings genau danach fragen.
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☆ 3335 Wörter
Welch ein Glück, da hatte Harry wohl doch Lust, Louis näher kennenzulernen und gemeinsam mit ihm herauszufinden, was er noch so in seinem Leben mögen könnte.
♡^▽^♡ Manchmal bedarf es eben einer Hand, die Sicherheit bietet, um neues im Leben auszuprobieren.
Nun wünsche ich euch einen schönen 20. Dezember, ihr tollen Menschleins. Noch vier Tage, bis Heilig Abend. Was habt ihr denn Schönes für die Weihnachtsfeiertage geplant?
Hugs and Love (ღ˘⌣˘ღ)
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