Prolog
Es war noch früh am Morgen, die Sonne ließ sich noch nicht blicken und ein feiner Nebel lag über der Gartenfläche. Hin und wieder war das leise Zwitschern von Vögeln zu hören, im Rudelhaus war es hingegen vollkommen still, weil fast alle noch tief und fest schliefen. Nur Miles war bereits auf den Beinen. Er schlich sich seit Ende des Krieges immer um diese Tageszeit aus seinem Zimmer, zum einen, um mindestens einmal am Tag etwas Ruhe vor Sam. Tobias Bruder würde den Wettbewerb der schlimmsten Nervensäge der Welt mit Abstand für sich entscheiden, wenn es nach der Meinung des Betas ging. Sam klebte ihm ständig auf den Fersen und sprang sofort auf, wenn er sich nur rührte. Wenn Miles Hunger oder Durst hatte stürmte er in die Küche und brachte ihm eilig etwas oder er ermahnte den Beta liegen zu bleiben, wenn dieser sich mal wieder entgegen Cassandras Anweisungen bewegen wollte. Anfangs hatte sich Miles noch einen Spaß daraus gemacht und Sam extra viele Gänge erledigen lassen, bis es ihm irgendwann nur noch auf die Nerven ging. Natürlich war Sam bemüht Wiedergutmachung zu leisten, aber alles hatte seine Grenzen. Er hatte auch schon probiert dem Jungen zu sagen, dass er ihm bereits verziehen hatte, obwohl er das eigentlich nicht hatte, schließlich war er der Grund für diese ganze Misere, aber auch das hatte nicht zum gewünschten Effekt geführt. Sam blieb ein Schoßhund, der auf ihn aufpasste, der aber nach langen Diskussionen endlich eingesehen hatte, dass Miles durchaus in der Lage war, allein auf die Toilette zu gehen. Zum Glück wusste der Kleine nichts von seinen morgendlichen Ausflügen, sonst hätte er vermutlich einen halben Herzinfarkt erlitten.
Zum anderen brauchte Miles seinen Ausgang um Benjamin zu besuchen. Jeden Tag pflegte er dessen Grab und das von Matt unterhalb des Kirschbaums, rupfte das Unkraut, säte neue Pflanzen an oder entzündete ein paar Kerzen. Nur half all dies nichts, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Es verfolgte ihn in jeder Minute, drückte sich auf seine Stimmung und sorgte sogar dafür, dass seine Wunden langsamer heilten als sonst. Cassandra und die anderen konnten noch so oft betonen, dass es nicht seine Schuld gewesen war, er glaubte ihnen nicht. Wäre er an der Front nicht verletzt gewesen, hätte er Zacharias Angriff bemerkt und hätte diesen abwehren können, so dass Benjamin sich nicht dazwischen hätte werfen müssen. Und diese Verletzung hatte er nur davongetragen, weil er Sam geglaubt und unaufmerksam gewesen war. Ein Fehler, den er sich nicht hätte erlauben dürfen und den er bitter bereute. Er hätte alles dafür gegeben, um Benjamin wieder unter den Lebenden zu wissen, aber es gab nichts, was er tun konnte, deshalb schlich er wieder ins Haus.
So war er dazu verdammt jeden Tag vor sich hinzuvegetieren, Sams Anwesenheit zu ertragen und seine düsteren Gedanken für sich zu behalten, während alle anderen um ihn herum ihr Glück genossen und er ihnen zum Teil neidische oder angeekelte Blicke zuwarf. Besonders um Tobias und Elijah machte er einen großen Bogen, zwar freute er sich für sie, aber sie waren im Moment keine angenehme Gesellschaft, wenn sie sich ständig küssten und immer dieses breite Lächeln auf ihren Zügen trugen.
Zu gern wäre er auch so glücklich gewesen. Nur erlaubte er es sich nicht. Und so zog sich sein trister Alltag dahin, bis Elijah ihn darüber informierte, dass die Vampire sich tatsächlich dem Ritual unterziehen wollten, um ihre Ernährung zu verändern und einen Friedenspakt anstrebten. Miles hatte diese Information stumm hingenommen, unwissend, was der Besuch der Vampire noch für Folgen für ihn haben würde.
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Und die Reise mit Miles beginnt :P
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