(2) Pardon, mon poussin
Eleonora
Schuppige, dunkle Haut. Dennoch stach die Schlange aus einem noch düsteren Hintergrund hervor.
Wir bewegten uns an dem Bild ihres verknoteten Körpers vorbei. Fast gestochen gleich, ähnelte es dem Tattoo der Untoten aus meinem Traum.
Wie konnte es nur sein, dass eine stinknormale Hypnotiseurin damit ihren Eingangsbereich tapezierte?
»Pardon, mon poussin. Doch isch kann Ihne nischt weiterelfen.«
Doch etwas Anderes, wie ein: »Schon okay,« kam mir nicht über die Lippen.
Keine Ahnung wieso ich mich selbst zu dieser Sitzung hatte überreden wollen. Da war dieser Reiz gewesen, der mich gepackt hatte oder das Talent, welches ich wagte in dieser Frau gesehen zu haben.
Übrigens war es auch die gleiche Frau, welche mich gerade ungläubig inspizierte als wäre ich irgendein Alien.
»Je sais que tout ira bien! Alles wird gut!« und zum krönenden Abschluss legte sie auch noch meine Hände in ihre.
Wahrscheinlich hatte mich dieses kuriose Bild des Reptil's in ihrem Flur überzeugt. Wie zuvor auch, hatte ich mich wohl durch bloße Zufälle blenden lassen.
Meine Stimmung war trübe und die Haustür entließ mich in einen noch trüberen Tag. Auf mich tröpfelte der Nieselregen, während auch weiterhin dünne Nebelschleier die Luft verhangen.
Sofort begann sich mein Haar zu kräuseln.
»Mistwetter.« So naiv wie ich war, hatte ich von einer Sonne geträumt, die mich hatte aufmuntern wollen.
»Das können Sie wohl laut sagen.« Da saß ein Mann mit dunkler Kapuze, direkt neben mir auf dem Pflaster.
Umgehend fragte ich mich, ob Madame Couture es wohl für gutheißen würde, wenn Obdachlose vor ihrer Haustür Unterschlupf suchten.
Doch was kümmerte es mich: »Naja, zwingen lässt sich die Sonne zu ihrem Strahlen nun mal nicht.« Auch, wenn man es sich so sehnlichst wünscht...
»Sagen Sie, haben Sie noch etwas Kleingeld für mich?« noch immer lag sein Gesicht in den Schatten.
Wie von allein jagten meine Finger zu meiner Handtasche und dann zum Portemonnaie.
Ja, - Das könnte tatsächlich meine nächste Chance sein!
»Natürlich!« ich grub mein letztes Klimpergeld hervor. »Außerdem habe ich da vielleicht sogar noch etwas, dass Sie interessieren könnte...« ich drückte es ihm in die Hand.
»Eine Münze?" er wand sie in seiner Handfläche hin und her.
Ich war mir bereits sicher, dass er ihren Ursprung nicht einordnen konnte. Niemand konnte das. Die Gravuren waren dazu noch beeindruckend.
»Ja, sie ist... ein Erbstück. Ich brauche sie nicht mehr, aber ich garantiere, dass sie definitiv viel wert ist! Sie könnten diese bei einem Juwelier schätzen lassen!« Dann hätte ich zumindest ein Problem weniger...
Der Obdachlose hob es wohl zur besseren Begutachtung in die Höhe, wobei er das eine Auge zukniff. »Aha. Aber Bargeld haben Sie nicht zufällig dabei?«
Dicker Ärmelstoff schob sich zurück und legte scharlachrote Einstiche frei. Sie zierten unübersehbar sein Handgelenk. Ein Junkie?
»Doch klar. Zehn Dollar kann ich Ihnen geben.«
Meine Begeisterung zu dem Stück teilte der Unbekannte anscheinend nur wenig: »Vielen Dank.«
Wahrscheinlich hatte ich ihm gerade damit nicht mal einen Gefallen getan, sondern ihm eine neue Geldquelle für seinen Konsum geboten.
Doch es war zu spät: »Na dann. Noch einen schönen Tag, wünsche ich! Viel Spaß damit!« ...Und übertreiben Sie es nicht!
Während ich an ihm vorbeilief, lehnte er sich wieder zurück. Ein Streifen Licht zog sich durch den markanten Kiefer. Unerwartet volle Lippen verformten sich: »Man sieht sich!«
Was ein Arsch. Jetzt hat er genau das, was er wollte, desinteressierter hätte er übrigens auch nicht wirken können.
Aber was hatte er gesprochen? „Man sieht sich"?
𖥸
»Verdammter Mist-Kacke-Mist. Ich glaub's nicht! ...Nicht schon wieder!« und ich schleuderte das Kupfer durch die Wohnung.
Ein metallisches Geräusch bestätigte den Fall, wobei ich hoffte, dass dieser für immer unauffindbar war. Doch ich wusste, nur wenige Stunden später würde ich es wieder in meinem Portemonnaie vorfinden. Ich konnte es nämlich nicht „verlieren".
Sofort klappte ich meinen Geldbeutel auf.
Und siehe da. Da war sie. Die bronzefarbene Münze mit ihrer dämlichen Öse. Es war die Gleiche, welche ich dem Obdachlosen hatte unterjubeln wollen.
Doch es wäre wohl Quatsch, wenn mindestens eine Sache am Tag wirklich „glatt" verlaufen würde. Was hatte es mich gewundert, dass diese dämliche Münze nun wieder aufgetaucht war? Sie war verdammt nochmal verflucht. Oder sowas. Anders hatte ich es mir nicht erklären können.
Es war jedoch nur Eines der vielen Rätsel aus 1001, nur Eines der vielen Fragen, welche mir auf den Lippen gelegen hatten und eine Hypnose-Frau nicht beantworten konnte. Da gab es zahlreiche Antworten, welche das Leben mir schuldig war.
Doch wann nur... würde ich sie erhalten?
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