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(19) Der Schlüssel

Eleonora

Ich torkelte entlang des Weges, welcher nur für mich bestimmt war.

Ich war gefangen...
Ich war wieder allein...

Langsam schritt ich durch den schlecht beleuchteten Korridor. Die bekannten Lichter flackerten. Noch ganze elf Schritte deuteten meinen Weg zur Tür. Doch etwas war anders.

Ein plötzlicher Stromausfall. Die bekannte Räumlichkeit verschob sich und vor mir formte sich jetzt eine neue Tür, umgeben von dicken Metallketten.

Und dann. Ich spürte eine fremde Kühle zwischen meinen Fingern. Es war der Schlüssel. War es der Gleiche, wie ich ihn im Park gespürt hatte? War es auch der Schlüssel, wonach mich die blonde Untote aus meinem Traum befragt hatte? Oder Edmond Hobbs?

Ich steckte das Rätsel ins Schloss und dieses antwortete mit „Ja". Denn er passte.

Mit einem unsicheren Klackern schwang die Tür auf. Wie zu Erwarten empfingen mich dieses Mal nicht die scheußlich kalten Wände eines Flures, sondern sie wandelten sich in fließenden Stoff. Ein zartes Königsblau. Eine Farbe, welche sich nun schlagartig über meinem Haupt ausbreitete und wie ein Fluss bis zum Boden herab ergoss.
Vollkommen davon umschlossen, erkannte ich, dass ich inmitten eines Zeltes war.

Vielmehr lag ich in diesem, denn ein Schlafsack wickelte sich um mich und ließ kaum Bewegungsfreiheiten zu.

Mit Gliedern, welche mir plötzlich verkürzt erschienen und mit größerem Kraftaufwand, strampelte ich aus meinem Kokon.
Wie bereits schon erwartet, entblößten sich meine viel zu kurzen Knie und die dazugehörigen kleinen Füße. Knallbunte Socken und eine verschlissene Schlafshorts kamen zum Vorschein.

Tatsächlich. Ich steckte in der Haut eines Kindes.

Ein Kichern unterbrach mein inneres Aneinanderreihen von Fakten. Es ertönte außerhalb der Stoffwände. Die spielerischen Laute eines kleinen Jungen, welche ich schon oft zuvor gehört hatte.

»Rys?« jagte meine zitterige Stimme durch die Wand des Zeltes.

Eine überflüssige Frage, denn ich hatte den weiteren Schlafsack, direkt neben meinem, bereits erkannt.

Mir wurde klar, dass ich in einer Erinnerung stecken musste. Meiner Erinnerung.

Der 31. Oktober, 2006. Halloween.

Mein Atem machte eine Pause. Mir wurde klar, was hier gerade passierte.
Es musste und konnte nichts Anderes sein, wie das Trauma aus Kindheitstagen. Der Tag an welchem meine Träume so real wurden, dass ich mir fast in die Hose gemacht hatte.

Der Höhepunkt und das Ende.

Dunkle Schatten bestätigten es mir. Winzige Aschefunken wanderten das Koboldblau entlang. Ein Haufen wilder Ameisen, welcher sich zu Klauen verformte. Krallen, welche scheinbar versuchten nach mir zu greifen.

Gänsehaut wurde zu heißer Angst, welche mir den Rücken hinunter jagte. Ein Schrei flehte nach außen zu gelangen, dieser jedoch verankerte sich tief in meiner Kehle.

Eine Messerschärfe. Langsam berührten dessen Spitzen den Stoff, bis diese ungnädig an dem Zeltmaterial rieben. Unaufhaltsam stellten sich meine Nackenhaare zu Berge. Ein tiefes Schnauben, wie das eines Stieres drang zu mir herüber. Ungeduldig drängten und kratzten die Spitzen der Kreatur weiter, bis das Konstrukt gefährlich wackelte.

Ich erinnerte mich daran, dass ich mitten in der Nacht aufwachte und Rys mich allein gelassen hatte. ...Doch wie ging es damals weiter?

Meine Hände zitterten. Allerdings konnte ich nicht eine Sekunde länger warten, also zog ich an dem Reißverschluss und den lästigen Stoff beiseite. Helles Licht drang hindurch und stahl sich direkt in meine Augen. Ein Glanz trat mir entgegen, so strahlend, dass es fast weh tat. Ich blinzelte den Schmerz hinfort.

»Da ist sie, unsere Spitzen-Stipendiatin, Eleonora Davis.« Das Publikum klatschte nach meiner Ankündigung im Sturme Beifall.

Verblüfft trat ich auf das erhöhte Podest. Ich erkannte die von Glasleuchtern beleuchtete, hellstrahlende Halle. Es war die geschmückte Aula des Greenville Colleges und ich befand mich inmitten des lebendigen Saales.
Ich sah an mir herab und erkannte das bekannte, fliederfarbene Kleid, welches ich zu meiner Stipendiat-Verleihung getragen hatte.

Moment, das ist meine Stipendiat-Verleihung.

Schweigend suchte ich in der Menschenmenge nach den vertrauten Gesichtern, von welchen ich wusste, dass diese anwesend sein mussten.
Da waren sie: Mom und Dad.
Dicht daneben saß auch Rys. Der silberfarbene Anzug, ich konnte mich daran erinnern, dass mein bester Freund, während seiner Rede, ziemlich gut darin ausgesehen hatte. Tatsächlich, dies hier war der Anfang meines Studium Beginns gewesen.

Alles glich haargenau meiner vergangenen Erinnerung. Zu diesem Tag fingen meine Nächte auch wieder an „schwer" zu werden, seitdem mein Kindheitstrauma geendet hatte.

Doch etwas war anders.
Ein Puzzleteil hatte sich verändert.

Da erkannte ich einen fremden Mann in der sitzenden Menge. Ein hochgewachsener, kahler Kopf. Sein strenger Ausdruck wirkte in der sonst so tosenden Menge viel zu ernst. Dieses Mal strahlte sein Haupt nicht im Glanze einer Glühbirne, sondern viel mehr auf eine andere Art und Weise. Es war die Aura die jetzt glühte.

Entgegen meiner Erwartung, legte er ein Lächeln auf, welches gar nicht mit dem Rest seiner Gesichtszüge übereinzustimmen schien. Ein Lächeln, welches sich wieder pechschwarz färbte, wie in einem vergangenen Albtraum.

Da war er wieder. Der Clown der Nacht.
Das Publikum rückte in den Hintergrund.

Apollon formte ein Wort mit den Lippen. Mehrmals wiederholte er sich.
Ich verstand es nicht.
Das Klatschen und der Beifall um uns herum wurde lauter. Alle Augen lagen auf mir.

Ohne es zu bemerken, formte ich die stummen Laute mündlich nach. Eine Gänsehaut.

Urplötzlich drang der Begriff zu mir herüber. Ein Klang so melodisch und bekannt: »Kassandra.«

Kurz darauf brannte mein rechtes Auge. Funken versprühten. Die tosende Menge verstummte.

Azurblaue Augen blickten mich noch immer an. Da lag mir plötzlich ein Name auf der Zunge, von noch viel größerer Wichtigkeit. Und auf einmal dachte ich wieder an ihn, den Mann. Denn er war es gewesen, Apollon, der Gott, der mich einst verfluchte.

𖥸

»Apollon,« murmelte ich. Noch immer stand ich im Nachhall meines Traumes.

Es war mitten in der Nacht. Die Uhr meines Weckers zeigte 2:47 Uhr.

»Apollon, der Gott der mich verfluchte,« wiederholte ich, »der Gott der mich verfluchte...«

Dort. Auf einmal.
Gerade hatte ich schwören können, dass sich am Rande meines Zimmers, erneut die Dunkelheit verzog. Es geschah, wie einst schon einmal. Wieder war es wie, als würde mich jemand beobachten. In diesem Moment. Hier und Jetzt.

Dennoch tapste ich unbeirrt durch mein Zimmer. Etwas zog mich zu sich. Das Buch.
Es war zwar nur eines von Vielen aus dem riesigen Regal gewesen, doch dieses hatte mich praktisch magisch angezogen: "Die Geschichte von Hisarlık - Aufgang des dunklen Mondes".

Zwischen "das Schicksal ist ein mieser Verräter", "Bring down the Stars" und einigen anderen Emma Scott Werken, wirkte es völlig Fehl am Platz. Doch es gehörte dazu. Und passte mehr zu mir, wie jeder andere dieser Staubfänger.

Atemlos holte ich es hervor. Aus diesem Wälzer hatte mir meine Mutter schon als Kind früher immer vorgelesen.

„In der Landschaft Troas, im Nordwesten der heutigen Türkei, lag die von meterdicken Mauern geschützte Stadt „Troja". Bekannt als das Fleckchen auf dem 15-Meter hohen Siedlungshügel namens „Hisarlık"."
...
Las ich die ersten geschrieben Worte, welche mir so bekannt waren, dass sie fast wie von selbst aus meinem Mund fanden.

Ich überflog einige Zeilen und blieb mit dem Finger auf einem Wort haften, „Kassandra".
Diese Frau war die falsche Tochter des trojanischen Königs Priamos. Ich erinnerte mich.
Der Gott "Apollon" verfluchte sie.

Weiterhin überflog ich die Geschichte, welche davon erzählte, wie Kassandra's leiblicher Vater ins Innere von Troja gelangte und die Stadt vernichtete.

Da. Ich blieb an einer weiteren Stelle hängen:
Apollon und die Schattenvögel.

Und ich las weiter.
Angekommen war ich an der Stelle, die mir als Kind schon immer Angst gemacht hatte. Weitere Seiten überflog ich zügig, bis ich wieder die hintere Innenseite des Bucheinbandes aufklappte. Die Reste eines Klebebandes sprangen mir ins Auge. Hier hatte ich damals die Münze entfernt.

Eine Münze, die mich niemals wieder verlassen würde...

Ich klappte das Buch jedoch wieder zu. Die Lesestunde war beendet, denn ich wollte mein Innengeflüster nicht hören.

»Ich und Kassandra. Das ist doch Quatsch.«

Zurück ins Regal wollte ich den Miesmacher schieben, als mir eine alte Inschrift ins Auge fiel: »Erinnere dich. - In Liebe dein tiefster Freund, Archie D. W.,« stand auf der Rückseite des Einbandes handschriftlich geschrieben.

Und ich fragte mich nicht zum ersten Mal, was diese Initialen wohl zu bedeuten vermochten?

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