† Chapter Two †
Sie tastete lange nach ihrem Handy, bis sie dann endlich nach langer Sucherei zum Schluss kam, dass sie es nicht dabei hatte ...
Sie humpelte den knarrenden Flur entlang zu der Eingangstür. Sie hatte sich ein wenig umgesehen und, trotz der Dunkelheit und der Tatsache, dass ihr die Hütte fremd war, war die Hütte so klein, dass man den Eingangsflur sofort fand und somit auch die Ein- und Ausgangstür.
Sie öffnete die Tür und lugte hinaus.
Niemand. Alles war still. Der Mond schien sie hell an. So gewöhnte sie sich an die Dunkelheit und war froh, dass der Mond so hell schien. Sie fühlte sich nicht vollkommen allein. Sie humpelte weiter und stützte sich von Baum zu Baum. Sie war wieder in einem dichten Wald.
Plötzlich trat sie in etwas feuchtes. Es machte ein matschiges Geräusch. Sie wollte gar nicht wissen was es war. Doch eine kleine Stimme in ihr erweckte genug Neugier, um sich zu bücken und die Stelle zu betrachten.
Man sah etwas dunkles dickflüssiges.
Es sah aus wie... Sie stockte. Hielt den Atem an und bemerkte im letzten Atemzug, den typisch metallischen und stinkenden Geruch.
Es war Blut. Eine riesengroße Pfütze.
Sie kroch hastig rückwärts von der Pfütze weg und stieß mit ihrer unverletzten Hand auf einmal gegen etwas weiches aber kaltes. Sie wollte sich nicht umdrehen. Sie wollte überhaupt nicht wissen wer oder was hinter ihr lag. Sie wusste es war eine Leiche. Entweder ein Tier oder zu ihrem Pech ein Mensch.
Dies war ihr bis jetzt noch nie passiert, bei ihren "Blackouts".
Sie betete, dass es kein Mensch war. Und schon gar nicht einer, den sie kannte.
Sie kniff die Augen zusammen und ihre innere kleine Stimme zwang sie abermals dazu, zur Leiche zurück zu kriechen und herauszufinden, wer oder was es war.
Somit tastete sie sich langsam an die Leiche heran und versuchte die Blutlaache, so gut wie möglich dabei zu umgehen, da sie keine Blutgetränkten Klamotten mit nach Hause schleppen wollte. Ihre Vermieter würden das schnell in der Wäsche riechen oder entdecken, auch nach dem Waschen.
Dann starrte sie auf den leblosen Körper eines Menschens. Sie kannte ihn aber nicht.
Scheiße!, fluchte sie vor sich hin.
Sie musste Hilfe holen. Das war ihr erster Gedanke. Sie wusste, dass die Person schon längst tot war und fühlte sich zutiefst schuldig. Jedoch war sie gar nicht daran Schuld, oder etwa doch?
Sie zweifelte so langsam immer mehr an sich selbst. Aber wenn sie aus ihrer Bewusstlosigkeit irgendwo in der Nähe einer Leiche aufwachte ... und verletzt war... und das Blut teilweise frisch war...
Schnell unterbrach sie ihren Gedanken. Sie war es nicht gewesen. Punkt aus Ende.
Sie machte sich nur selbst verrückt. Wahrscheinlich starb der Mann, wie sie nun erkannte, an einem Jagdunfall. Oder er hatte Selbstmord begangen... oder er wurde hier von jemandem ermordet. Aber nicht von ihr.
Na toll!, schimpfte sie mit sich selbst.
Jetzt hab ich den Tatort verunreinigt und vielleicht Hinweise unbrauchbar gemacht. Oder jetzt werde ich als Täter verdächtigt.
Sie musste einfach nur schnell von dem Ort verschwinden. Wie immer ihre Klamotten schnell in die Waschmaschine stopfen und unbesorgt duschen und schlafen gehen. Keiner würde was bemerken, dachte sie. Wie immer, behauptete ihre innere Stimme.
Ihre innere Stimme kam ihr immer fremder vor. So als gehörte sie nicht ihr. So als wäre sie die Stimme von jemand anderem, die sie rumkommandierte. Sie durfte sich ihr nicht wiedersetzen, denn die Stimme war ein Teil von ihr. Sie kontrollierte sie. Irgendwie.
Carol humpelte also weiter und immer schneller. Der Wald wurde weniger dicht und irgendwann stoß sie auf eine Landstraße. Ein Auto raste an ihr vorbei. Sie duckte sich schnell ins Gebüsch.
Sie durfte nicht gesehen werden.
Es war ein langer Weg bis nach Hause. Das wusste sie sofort. Dennoch musste sie sich beeilen.
***
In der WG-Wohnung angekommen, schloss sie ganz leise die Tür auf und hinter sich zu und lief im Dunkeln die Treppe herauf in ihr Zimmer. Dort sah sie direkt zum Wecker. Es war vier Uhr Nachts. Sie merkte erst dann, wie müde sie war.
Sie zog schnell ihre Klamotten aus und stopfte sie in die Waschmaschine. Als sie ins Badezimmer ging sah sie nur kurz in den Spiegel. Doch was sie dort sah, war nicht sie.
Sie wollte schreien, doch konnte es nicht.
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