† Chapter Six †
,,Carol! Mein Schatz... soll ich dir hoch helfen?"
,,Das... das ist nicht möglich! Ich träume gerade... Bin ich wirklich schon so am Ende?!", schrie sie verzweifelt und stützte sich aufrecht so gut es ging. Sie starrte ihn an. Er lächelte nur liebevoll und zugleich besorgt.
,,Pass auf dich auf... Reiß dich zusammen und geh jetzt zu Joseph.
Mein armes Kind... Es tut mir so Leid. Es ist nun in dir...", hauchte er traurig und als sie sich kurz über die feuchten Augen rieb, war er schon verschwunden.
,,Nein! DAAD! Komm wieder zurück! Ich brauche dich und Mom doch so sehr... genau jetzt...", wimmerte sie und sackte wieder zu Boden.
Sie phantasierte schon... oder konnte sie wirklich Geister sehen? Sie fing an sich selbst zu beschimpfen und zu weinen. Sie vermisste ihre Eltern so sehr.
Doch ihr Vater - oder ihr Unterbewusstsein - hatte Recht. Sie musste sofort zu Joseph. Wenn er sie sähe würde er sich wieder erinnern, dachte sie sich. Jedoch ließ sie der letzte Satz nicht los, den ihr Vater gesagt hatte:
,,...Es ist nun in dir."
Was meinte er bloß genau damit? War ein Dämon in ihr? Oder etwas noch Schlimmeres, was sie so kontrollierte und immer mehr einnahm? Sie schüttelte sich und bekam Gänsehaut. Plötzlich hatte sie ein wenig Angst vor sich selbst... Die Verwandlungen waren schon schlimm aber zu wissen, dass etwas böses wirklich von ihr Besitz ergriffen hatte machte ihr unglaubliche Angst.
Carol nahm alle Kraft zusammen und Kroch weiter. Sie hörte Menschen. Viele Stimmen. Sie bemerkte, wie es auf einmal still wurde als sie sich der Menge näherte. Hatten sie Angst vor ihr? War sie gerade verwandelt? Sie wusste es nicht. Sie hatte das Gefühl sie wusste gar nichts mehr. Nur Joseph war in ihrem Kopf.
Es war nur schwer zu ihm zu gelangen. Nicht nur physisch... auch mental. Er hatte alles vergessen. Sie hoffte, dass es möglich war, wie bei ihrem Vater damals, ihn wieder alles wissen zu lassen, ihm die Erinnerungen zurück zu geben.
Es war egoistisch doch sie brauchte Hilfe. Er konnte, da er alles vergessen hatte, wieder ein normales Leben führen, ohne Angst und ohne psychische Probleme. Sie leider nicht. Sie wusste keine andere Lösung, als ihn da wieder mit reinzuziehen. Sie konnte das alles wirklich nicht mehr alleine aushalten. Sie würde verrotten und sterben. Innerlich wie auch äußerlich. Durch Selbstmord oder durch das was nun in ihr war. Endgültig?
Eine Frau kam auf sie zu. Sie stöckelte auf hohen Schuhen aus der Menge zu ihr und half ihr hoch. Sie kam selbst ins Taumeln aber grinste sie herzlich an.
,,Oh Gott. Was ist Ihnen denn zugestoßen? Soll ich Ihre Familie kontaktieren? Brauchen Sie irgendetwas?", fragte sie höflich.
,,Vielen Dank... Ja, ich bräuchte ein wenig Hilfe den Weg zu einem alten Freund zu finden und vielleicht etwas damit ich nicht so friere und besser laufen kann...", antwortete Carol monoton, zitternd und erschöpft.
,,Sofort! Warten Sie kurz hier... lehnen Sie sich an die Wand... ich bin gleich zurück.", murmelte sie immer noch höflich und hilfsbereit.
Carol hatte keine Ahnung, wie sie aussah oder wie lange sie dort wartete, sie wollte es auch gar nicht wissen.
Da rannte die Frau so schnell sie es nur konnte auf ihren hohen Schuhen zurück zu Carol, die an die Wand angelehnt, nachdenklich in den Himmel starrte. Sie fragte sich, ob sie es Wert war zu leben... Sie hatte so viel erlebt... es war langsam genug.
Wo war das Gute in ihrem Leben? Wenn sie jetzt das Richtige tun würde und einfach wieder in die Wohnung zu sich zurück gehen würde und bis ans Ende ihres bitteren Lebens dort einfach alleine für sich bleiben würde, dann könnte Joseph ein gutes Leben führen und glücklich sein.
Aber sie entschied sich trotzdem das Falsche zu tun. Sie musste sich ja schließlich noch entschuldigen, dass sie das Treffen verpasst hatte, denn es war schon wieder hell und ein neuer Tag war angebrochen.
Die Frau gab ihr einen großen Pullover und eine verwaschene Jogginghose. Carol freute sich sehr über die Hilfe und die Klamotten und nahm sie dankend an. Die Frau half ihr netter Weise auch dabei die Klamotten anzuziehen und stützte sie hoch.
So stand Carol auf dem einen Fuß, mit dem rechten Arm auf die Schulter der Frau gestützt.
Zusammen liefen sie an den Leuten vorbei, die Carol bloß seltsam ansahen. Sie liefen zum Wagen der netten Frau.
Die Frau holte Carol zwei Krücken aus ihrem Wagen. Als die Frau Carols verwirrten Blick bemerkte erklärte sie sich direkt:
,,Keine Sorge, ich brauche die nicht mehr. Die Krücken waren für meinen alten Vater, der für das Familienfest heute kam. Daher stehen da auch noch so viele Menschen... Er ist schon gegangen und daher braucht er sie nicht mehr. Behalten Sie sie ruhig, ich kaufe neue! Ach, und die Klamotten... das sind meine älteren Sportklammotten, die ich für den Notfall immer dabei habe, da immer was schiefgehen kann... macht aber nichts! Ich fahre einfach gleich wieder zu mir und hole andere Sachen."
Carol fing an zu lachen. Die Frau war so lieb und so verrückt. Sie gab ihr alles, was Carol gebraucht hatte und das ohne zu zögern. Nicht nur das Materielle sondern auch die Liebe und Aufmerksamkeit, nach der sie sich schon ewig wieder gesehnt hatte.
Die nette Frau erinnerte sie auf gewisse Weise an ihre Mutter und so kamen ihr beim Lachen auch schon die Tränen. Es befreite Carol zu lachen und Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen. Sie freute sich so unglaublich, dass diese Frau ihr half.
,,Ich kann Ihnen gar nicht genug danken!", sagte sie lächelnd mit verheulten Augen. Die Frau verstand Carols gesamte Reaktion nicht ganz und sah sie mit großen Augen an. Carol umarmte sie kurz, wischte sich die Tränen aus den Augen und schnappte sich die Krücken. Dann humpelte sie zügig weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.
So kam sie endlich an Josephs Haus an. Sie zögerte noch kurz, war aber dann entschlossen diesen "falschen" Weg zu gehen. Sie musste wieder an ihr Wohlergehen denken.
Durfte sie auch jetzt an sich denken?
Sie klingelte und zwei Sekunden später ertönte schon eine Stimme durch die Sprechanlage, gefolgt von einem unangenehmen Rauschen. Sie klang jedoch sehr seltsam.
,,Ich bin in dir...Caroool..."
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