9 ~ Klaus' Sicht
"Klaus! Klaus, verdammt tu doch etwas!", ich hasste es. Oh wie ich es hasste. Ich wollte mich nicht mit anderer Leute Probleme herumschlagen, vor allem, wenn diese Leute bereits tot waren.
Aber Jonathan ließ mich einfach nicht los und er war wirklich noch der erträglichste aller Geister die mich in meinem ekelhaften, nüchternen Zustand plagten. Und Leana war auch einigermaßen interessant, ich konnte sie ganz gut leiden.
Was auch einer der Gründe war, dass ich mich von Jonathan überreden ließ in ihr Zimmer zu stürmen. Dass Jonathan herumschrie machte das alles aber auch nicht einfacher.
Und das Bild, das sich mir bot, wirkte seltsam vertraut auf mich. Jemand, der die Kontrolle über sich selbst verloren hatte und beherrscht wurde von seinen Dämonen.
Ich schüttelte den Kopf, das konnte ich jetzt nicht gebrauchen, schon meine Attacke von vorhin war ein weiterer Makel in meiner Akte, der mich daran hinderte so schnell wie möglich hier wegzukommen und diese Geister wieder auszusperren.
Sie gaben Leana eine Spritze, Jonathan neben mir tigerte auf und ab, ging aber nicht mit mir als ich aus dem Zimmer geworfen wurde. Die Schwester, Marina, kannte mich bereits seit langem und so gab sie mir ein paar Informationen. So wie es aussah, hatte Leana eine Panikattacke gehabt, was allerdings keine neue Erscheinung bei ihr war, wie mir Jonathan zuraunte.
"Und wie geht es ihr sonst? Kann ich irgendetwas tun?", ich zog meinen Schmollmund für Marina, wissend, dass sie ihm einfach nicht widerstehen konnte.
Leicht tadelnd, aber lächelnd sah sie mich an.
"Klaus. Du weißt ich darf dir das nicht sagen. Aber, was bestimmt nicht falsch ist: lass sie nicht alleine.", mit diesen Worten ging sie davon und ließ mich mit Jonathan alleine. Wenigstens war Ben nicht auch noch da.
Jonathan allerdings verabschiedete sich still und ich nahm an, er blieb bei Leana. Also hatte ich zumindest ein bisschen Ruhepause, die anderen Geister waren zumindest nur ein Rauschen im Hintergrund. Wegen meiner Vergangenheit gaben sie mir keine Tabletten, ich hatte nichts um die Geister zu dämpfen.
Und das machte mich wahnsinnig. Zurück in meinem Zimmer angekommen, welches ich mir mit einem ekelhaft versifften Kokser teilte, der wirklich absolut nichts mehr in seinem Hirn hatte, ließ ich mich auf mein Bett fallen und stöhnte frustrierend. Jack war nicht da, vermutlich Einzeltherapie oder Sport oder was weiß ich. Er hatte gewisse Freiheiten, weil er sich selbst eingewiesen hatte und was weiß ich noch alles.
Ich hingegen war gezwungenermaßen hier und auch nicht zum ersten Mal also waren sie bei mir vorsichtiger. Mit einem Blick auf die Uhr bemerkte ich, dass ich gleich Einzeltherapie hatte.
Mein Therapeut, Keith, war einer der Sorte "Du ruinierst einen Körper, dein Körper ist ein Tempel, wie kannst du dir das nur antun?". Tja, hätte er diese wunderbare "Gabe" ebenfalls, würde er das nicht so sehen.
Gelangweilt durch die Gänge schlendernd, diesem und jenem einen kleinen Spruch zuwerfend, machte ich mich auf den Weg zu Keith. Probeweise versuchte ich seinem Namen verschiedene Bedeutungen zu geben indem ich ihn aussprach: "Keeeeith. Keith! Keeeiiiiiith.", dafür erntete ich reichlich komische Blicke, was mich allerdings wenig bis gar nicht störte. Irgendwie musste ich meinen Kopf beschäftigen, ihn auf Trab halten, verhindern dass sich andere, dunkle Dinge an die Oberfläche bahnten.
Bei Keeeeith angekommen klopfte ich in derselben Bewegung, in der ich auch die Tür öffnete. Wieder einmal erntete ich einen tadelnden Blick als ich mich auf die Couch fallen ließ und genauso liegen blieb wie ich fiel. An die Decke starrend wartete ich auf Keiths Fragen wie zum Beispiel "Also Klaus, wie geht es dir heute?".
Allerdings interessierte mich noch etwas anderes. Immer noch an die Decke starrend stellte ich zum ersten Mal, seit ich hier war, die erste Frage der Therapiestunde. Sonst war es so, dass Keith immer begann.
"Wie geht es Leana?", ich bemühte mich, meine Stimme möglichst neutral zu halten.
"Meinst du die Leana aus dem Stock unter uns? Mit der Panikattacke?", auf seine Fragen nickte ich nur.
"Das darf ich dir leider nicht sagen. Aber ihr werdet euch morgen bestimmt wieder sehen.", genervt verdrehte ich die Augen. Leider war Keith mehr als hetero, leider aus zwei Gründen: 1. Er war heiß und 2. Funktionierte mein Schmollmund bei ihm nicht.
"In welcher Beziehung stehst du zu ihr?"
Ihr toter Verlobter belagert mich und somit bin ich gezwungen zu ihr zu gehen.
"Ich bin ihr Tutor.", antwortete ich. Es war zu ruhig hier. Zu wenige Möglichkeiten. Hinter Keith stand ein Mann. Dunkelhäutig. Großgewachsen. Und er tigerte hin und her, öffnete den Mund, als würde er sprechen ab- Oh Gott sei Dank! Irgendwer hatte ihm die Zunge herausgeschnitten. Wenigstens war er stumm.
Keith fragte mich weiter aus. Ob ich denn etwas für sie empfinden würde oder wie es mir dabei ging jemanden an mich heranzulassen, wie groß mein Bedürfnis nach Drogen heute sei und so weiter.
Keine der Fragen beantwortete ich ehrlich. Wie immer.
Nach der Therapie ging ich wieder einen Stock nach unten. Immer noch war die Tür zu Leanas Zimmer zu. Frustrierend.
Denn irgendwie, war sie mir in ein paar Stunden wichtiger geworden als jeder andere hier in mehreren Monaten.
Ja. Bin nicht zufrieden damit.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro