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"Klaus, was willst du denn hier? Ist das überhaupt erlaubt?", bei meiner Frage, die zugegebenermaßen ängstlicher klang, als ich zugeben wollte, zog Klaus nur belustigt die Augenbrauen hoch.
"Du willst doch keine Langweilerin sein oder? Oder habe ich mich da etwa in dir getäuscht? Komm schon, das Leben ist lustig, das Leben ist schön und wen kümmern schon die Regeln? Wir suchen das Abenteuer!", voller Elan sprang Klaus auf. Noch wirkte mein Kaffee nicht und dementsprechend war ich auch das komplette Gegenteil von Klaus: müde. Und ich wollte mich einfach nur fertig machen, duschen in diesem Bad ohne Tür und Tageslicht und darüber nachdenken, wie ich diesen Tag überstehen sollte ohne einen Wutanfall zu bekommen.
"Klaus, das ist ja sehr lieb von dir, dass du deine Rolle als Tutor so ernst nimmst, aber-", ich zog ihn von meinem Bett, "ich will mich wirklich einfach nur fertig machen und mich auf diesen Tag vorbereiten, damit ich hier schnell wieder rauskomme und wenigstens sagen kann, dass ich es versucht habe."
Klaus runzelte die Stirn, inzwischen an der Tür stehend, die sehr zu meinem Leidwesen, kein Schloss hatte.
"Nein, nein, nein, nein. So sollte das nicht sein.", er schüttelte den Kopf und schien mehr zu sich selbst zu sprechen. "Ja, ja ich weiß verdammt nochmal.. ICH WEIß UND JETZT LASS MICH IN RUHE!"; angesichts seiner plötzlichen Lautstärke zuckte ich zurück und sofort kam eine Schwester angerannt. Marina.
"Klaus. Was tust du denn hier? Lass Leana in Ruhe, außerdem darfst du gar nicht hier sein.", sie redete wirklich sanft mit ihm, wie mit einem weinenden Kind, dass sich das Knie aufgeschlagen hatte oder so, aber sie zog ihn umso bestimmender nach draußen. Aber er wehrte sich.
"Ich bin ihr Tutor, verdammt! Da habe ich doch wohl das Recht nach ihr zu sehen!", seine Stimme zitterte, unbeherrscht und es schien, als hätte er nicht wirklich die Kontrolle über seinen Körper. Am Rande meines Freundschaftskreises hatte ich schon einmal einen Entzug mitbekommen, doch damals war es nicht so heftig gewesen. Klaus musste wirklich extrem tief im Drogensumpf stecken. Oder es war einfach seine Art, doch das glaubte ich einfach nicht.
Marina kamen zwei kräftigere Pfleger zu Hilfe.
"Ja Klaus, natürlich hast du das Recht bei ihr zu sein, aber meinst du nicht es wäre besser, wenn du dich ein wenig ausruhst? Ihr seht euch doch bald in der Gruppentherapie.", immer noch redete Marina sanft auf ihn ein, während sie ihn langsam wegbrachten. Seine Sätze wurden immer unzusammenhängender und er tat mir so unglaublich leid. Aber ich konnte nichts tun, ich war nicht für ihn verantwortlich. Er war ein erwachsener Mann.
Und er war so kaputt. Aber im Gegensatz zu uns anderen hier, zumindest von dem was ich bereits gesehen hatte, versuchte er zumindest nicht krampfhaft, normal zu wirken.
Ich machte mir Sorgen um ihn.
Gedankenverloren machte ich mich fertig, sodass ich mich zumindest wieder einigermaßen vorzeigbar und wohl fühlte, doch ich war nicht richtig bei der Sache.
Nach etwa einer halben Stunde kam Marina zu mir und fragte mich, ob alles ok sei. Ich nickte nur, doch man sah ihr an, dass sie mir nicht glaubte.
"Wenn etwas ist, dann sag es einfach. Ich höre dir auch gerne zu oder kann auch einen Therapeuten rufen, wenn du magst.", ich rang mir ein kleines Lächeln ab.
"Danke."
Dann ließ sie mich wieder alleine mit meinen Gedanken. Ein paarmal versuchte ich ein Buch zu lesen, doch die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen. Also machte ich mich, viel zu früh, zu dem Raum auf in dem ich Gruppentherapie haben würde. Ohman, das ganze nervte mich so. Ich meine, da waren Leute drin, die an mir Geld verdienten, nur daran, dass sie mir "halfen". Ich war doch nur ein Geschäft für sie. Wie sollte ich mich da dann ernstgenommen fühlen?
Zu meiner großen Überraschung tauchte auch Klaus auf. Nach vorhin hatte ich ihn hier nicht erwartet. Wieder einmal schien er mir anzusehen, wie es mir ging. Er hatte wirklich ein umwerfendes Einfühlungsvermögen.
"Hey. Wegen vorhin, das tut mir leid, okay?"
"Da gibt es nichts zu verzeihen, ist schon okay. Aber es schien, als-", ich wusste zwar, dass es wahrscheinlich keine gute Idee war, ihn darauf anzusprechen, aber naja. Meine Ideen waren noch nie die besten gewesen. "als würdest du mit jemandem reden. Hatte es mit mir zu tun?", beinahe ängstlich wartete ich auf seine Antwort.
Eine Weile sah er mich nur ernst an und ich erwiderte seinen durchdringenden Blick, so gut ich konnte.
Dann öffnete er den Mund.
"Ich-"
Doch in diesem Moment wurden wir von Jella unterbrochen.
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