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Beat
»Also, ich...« Lane verstummt und kratzt sich am Hinterkopf. Am liebsten würde ich jetzt schreien ›Jetzt sag doch, mein Gott!‹, aber ich denke nicht, dass es der Konversation besonders zuträglich wäre. Also schraube ich meine Ungeduld herunter und beiße mir auf die Innenseite meiner Unterlippe – eine schlechte Angewohnheit von mir wenn ich nervös bin.
Er räuspert sich. »Ich mag dich einfach, Beat. Es ist sehr simpel. Vor einigen Wochen ist mir allein bei dem Gedanken von einer Freundin der Schweiß ausgebrochen. Wirklich. Aber je mehr Zeit ich mit dir verbracht habe, desto... ruhiger wurde ich. Also, nicht ganz, ich bin auch jetzt noch ein bisschen aufgeregt in deiner Nähe und mein Magen macht manchmal komische Sachen, wenn wir uns lange an schauen, aber... ja. Es fühlt sich einfach richtig an. Ergibt das Sinn?«
Ich spüre ein Brennen in meinen Augen und blinzele einmal entschlossen, um die Tränen dahin zurückzudrängen, wo sie hingehören. Sowas Schönes habe ich noch nie von jemandem gehört, der oder die ein romantisches Interesse an mir hatte. Noch vor einer Weile hätte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen können, dass Lane Rye zu solchen Worten überhaupt fähig ist – und dass er sie an mich richtet, schon gar nicht.
Ich räuspere mich und starre zur Decke hoch, um ihn nicht ansehen zu müssen, während ich sage: »Meine Antwort lautet Ja.«
»Ja?«
»Ja!«
»Ja, wie in ›Ja, lass uns zusammen sein‹ oder ›Ja, das ergibt Sinn‹.«
Schnaubend drehe ich mich auf die Seite, um ihn nun doch anschauen zu können.
»Ja, wie in ›Wenn du noch einmal so dumm fragst, überlege ich es mir vielleicht anders!‹«
Er grinst. »Das klingt doch nach einem sehr guten Ja.«
Ich lächle ebenfalls. »Perfekt, dann ist die Sache geritzt. Hallo, fester Freund.«
»Hallo, feste Freundin.«
Lane
Am nächsten Morgen ist es wirklich verdammt schwer für mich, meine Freude zu verbergen. Ich denke, Beat geht es genauso und allein diese Tatsache lässt mein Herz noch einen Tick höher schlagen.
»Ihr scheint ja wirklich gut geschlafen zu haben«, zieht uns Fran auf und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen. In diesem Moment muss ich mich sehr beherrschen, ihm nicht quer über den Frühstückstisch eine zu wischen. Doch Beat lacht bloß, während mein Gesicht eine immer dunklere Färbung annimmt.
Tatsächlich sind wir gestern noch sehr lange wach geblieben und haben geredet – ja, einfach nur geredet. Ich will nicht lügen, natürlich fiel es mir schwer, mir Beat nicht einfach zu packen und unserem Verlangen nacheinander nachzugeben... denn das war definitiv da, nicht erst seit gestern. Doch ich habe mir gesagt, dass ich es langsam angehen lassen will. Ich möchte, dass das erste Mal, wenn wir miteinander schlafen, was Besonderes wird. Ich will es einfach richtig machen und hatte ein wenig Angst, sie möglicherweise zu überfallen. Doch der Gedanke daran, dass wir noch so viel Zeit vor uns haben und es für sie und mich tatsächlich eine Zukunft gibt, lässt mich mit einem Mal ganz ruhig werden.
Ich bin froh darüber, dass niemand am Tisch das Thema mit Winters und der Ravensen erneut aufbringt. Ich habe zur Genüge darüber geredet, nachgedacht und mich aufgeregt – momentan befinde ich mich in der Phase, wo ich mein Schicksal einfach akzeptiere. Es ist zwar sehr bedauerlich, aber wirklich nicht das Ende der Welt. Gleich morgen werde ich mich um Bewerbungen an anderen Unis kümmern – vorzugsweise solchen, die nicht allzu weit von Beats College entfernt liegen.
Während wir alle am Tisch sitzen, essen und uns austauschen, kann ich nicht umhin zu bemerken, wie schön es ist. Vieles hat sich geändert in letzter Zeit und damit bin ich sehr glücklich. Ich schaue meine Familie und Beat an, die alle in verschiedene Gespräche verwickelt sind und muss mir ein Grinsen verkneifen. Als Fran meinen Blick bemerkt, zieht er belustigt die Brauen nach oben, doch ich schüttle nur leise lächelnd den Kopf.
Ich bin als Erster mit dem Frühstück fertig und räume mein Geschirr vom Tisch. Anschließend entschuldige ich mich für einen Moment und gehe nach draußen in den Garten, um die schöne Herbstsonne zu genießen. Es ist ein wenig frisch, aber bei Weitem nicht so kalt, wie ich angenommen habe. Doch das spielt ohnehin keine große Rolle, da ich nicht lange bleiben möchte.
Während ich auf die grünen Weiten unseres Gartens blicke, erinnere ich mich an das letzte Mal, als ich hier war – zusammen mit Beat. Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht. Ich hätte damals vermutlich nie gedacht, dass ich froh darüber sein würde, dass dieser Sturm uns hier festgehalten hat. Ich weiß noch ganz genau, wie verwirrt und nervös ich war, da ich langsam zu merken begann, dass meine Gefühle für Beat etwas aus dem Ruder gelaufen sind. Es war eine bittersüße Erfahrung.
Während ich mich etwas weiter auf das Grundstück hinauswage, schweifen meine Gedanken von Beat nun doch wieder zurück zur Ravensen und all den verrückten Dingen, die dort in den letzten Wochen und Monaten passiert sind.
Alles hat irgendwie damit angefangen, dass Drew in die Bibliothek gerannt kam und herumschrie, dass ich mir etwas Unglaubliches ansehen müsste. Ich weiß noch genau, wie genervt ich war, dass er mich von meinen Lernaufgaben fortgerissen und in den Hof geschleppt hat – wortwörtlich, denn er hatte mich tatsächlich am Shirt gepackt und mit sich gezogen.
Ich habe noch vor mir, wie sich ein Pulk aus lauter Studentinnen und Studenten bei den knorrigen Blauregenbäumen tummelten und die Rauferei zwischen zwei jungen Frauen anfeuerten.
Das erste Mal, als ich Beatrice Keller so richtig wahrnahm, war, als sie ihre Hände an Lillians Kragen hatte. Ich werde nicht lügen: Zu dem Zeitpunkt fand ich sie einfach nur irritierend... und ja, zugegeben, ich hatte auch ein wenig Schiss, als ich dann vor sie trat und versuchte, diesen Streit zu schlichten.
Doch mit der Zeit verwandelte sich dieser Argwohn dann in überraschtes Wohlwollen und schließlich Zuneigung. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, kommt es mir definitiv verrückt vor, dass wir beide, so von Grund auf verschiedene Menschen, tatsächlich zusammen sind. Das dürfte das erste Mal sein, dass das Sprichwort »Gegensätze ziehen sich an« für mich Sinn ergibt.
Plötzlich überkommt mich der Drang, mich Drew mitzuteilen. Normalerweise chatten wir aus Gewohnheit über die App des Uni-Portals, da es diesbezüglich erstaunlich gut entwickelt ist und schnell funktioniert. Der einzige Defizit an der Chat-Funktion ist der, dass man keine Sprachnachrichten verfassen kann. Dies mussten wir bisher immer extern aufnehmen und dann als Datei in den Chat schicken. Da das ohnehin nicht allzu oft passiert, ist es auch nicht so umständlich.
So habe ich es auch diesmal vor. Ich will ihm von dem Gespräch gestern mit Beat erzählen und der Nacht, in der wir stundenlang geredet haben. Ich will ihm davon erzählen, wie ich in ihre leuchtend grünen Augen schaue und mich noch immer nicht daran gewöhnt habe, was sie mit mir anstellen – auch wenn ich stark bezweifle, dass er sich mein liebeskrankes Geschwafel überhaupt anhören will. Naja, vielleicht tut er es ja doch, einzig und allein aus dem Grund, dass er mich dann damit aufziehen kann.
Doch als ich die Sprachmemo-App auf meinem Handy öffne, stutze ich. Ich sehe einen unbenannten, gespeicherten Entwurf. Nachdem ich einen Blick auf das Datum geworfen habe, stutze ich erneut. Was für eine Memo ist das?
Doch als ich auf ›Abspielen‹ tippe, wird mir Sekunde für Sekunde klar, was ich da in der Hand halte. Mein Handy entgleitet meinen tauben Fingern und fällt mit einem dumpfen Geräusch auf das Gras zu meinen Füßen.
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Okay, first things first: DANKE FÜR 10K READS!!! 💜💜💜 Beat, Lane und ich führen gerade ein kleines Freudentänzchen auf. 💃 🕺 💃
Und next: Was für eine ominöse Memo mag Lane da wohl gefunden haben? Hmmm... 🌚
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