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Lane

Als ich Beat vorhin am anderen Ende des Ganges stehen sah, quasi nur aus purer Streitlust bestehend, wollte ich einfach umdrehen und gehen. Nicht, dass ich sonderlich stolz darauf bin. Ich gehöre nur einfach nicht zu den nervenstärksten Menschen unter dieser Sonne.

Doch es war zu spät: Sie hatte mich bereits entdeckt und kam auf mich zugerast, wie ein Stier dem Matador entgegen. Ich gebe es nicht gern zu, aber ich hatte in dem Augenblick wirklich Schiss – mal wieder.

Ich denke nicht, dass ich diesen Moment so schnell vergessen werde. Der Moment, in dem in ihren grünen Augen der pure Wahnsinn aufgeblitzt ist, als sie Lillian ihre Faust ins Gesicht geschlagen hat.

Natürlich habe ich mich sofort darum gekümmert, dass sie Hilfe bekommt, schließlich befand ich mich mitten im Geschehen. Und als Studiendekan Winters ganz genau wissen wollte, was sich zugetragen hatte, habe ich ihm eben erzählt, was ich wusste.

Doch als Beat, die Lillian eine blutige (Gott sei Dank nicht gebrochene) Nase verpasst hat, auch noch die Dreistigkeit besaß, sich darüber aufzuregen, dass ich einfach nur die Wahrheit erzählt habe, wurde ich wirklich ungehalten. Mein ängstlicher Respekt ihr gegenüber fiel in sich zusammen wie ein  Kartenhaus.

Als die dann eine Art Kampfschrei losließ, sah ich mich endgültig in der Annahme bestätigt, dass diese Frau einen formvollendeten Dachschaden hat. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie dann an mir vorbei, mich heftig mit der Schulter rammend, versteht sich.

Und jetzt stehe ich immer noch im Gang, wie bestellt und nicht abgeholt.

Ich habe keine Ahnung seit wann ich schon hier bin, aber glücklicherweise bleiben die Flure leer. Die Vorlesungen sind schon längst vorüber, wer jetzt noch auf dem Campus ist, ist eigentlich nur zum Lernen hier. Da jedoch bald einige Zwischenprüfungen stattfinden, ist es auch um diese Uhrzeit besser besucht als gewöhnlich. Vermutlich sind alle gerade nur in eine der beiden Bibliotheken.

Trotzdem wäre es definitiv an der Zeit, mich zusammenzureißen und endlich zu verschwinden. Leider fällt mir das schwerer als mir lieb ist. Ich bin sehr sensibel, was Stress angeht – und die Begegnung mit Beat gerade hat mich definitiv gestresst. Ich brauche noch einige Augenblicke, um mich zu beruhigen.

Sobald ich merke, dass mein Puls wieder einigermaßen normal geht, mache ich mich auf den Weg zurück zur Bibliothek, wo ich eigentlich für Algebra lernen wollte, bis...

Ja, bis das mit Beat passiert ist.

Ich weiß auch nicht, warum mich das so mitgenommen hat. Ich gehe davon aus, es muss an mehreren Faktoren liegen. Mir hilft es immer, wenn ich die emotionalen Komponenten meines Lebens rationalisieren kann. Habe ich Stress, suche ich strukturiert nach der Ursache und ermittle dann eine Lösung, wie ich diese eliminieren kann. Nur leider scheint es heute mehrere Ursachen für meinen Stress zu geben. Sie alle haben jedoch einen gemeinsamen Nenner: Beat.

Während ich die Bibliothek betrete und mich wieder die tröstliche Stille umfängt, die hier stets herrscht, kann ich ein wenig durchatmen. Ich klappe meinen Laptop auf und widme mich wieder meinem Lernstoff. Doch alle zwei Minuten driften meine Gedanken zu einem gewissen skrupellosen Giftzwerg zurück, gegen meinen Willen natürlich.

Frustriert fahre ich mir über das Gesicht und starre auf die Gleichungen, die sich vor mir in Ecken, Kanten und Biegungen auf dem Bildschirm ausbreiten.

Beat – Was ist das überhaupt für ein komischer Name? Ich wäre ehrlich verwundert, wenn sie tatsächlich so hieße. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Name mit ihren gewalttätigen Handlungen zusammenhängt. Schließlich verteilt sie Schläge wie Konfetti, wenn man dem Gerede auf dem Campus Glauben schenken mag... was ich für gewöhnlich nicht tue. Doch nach dem heutigen Tag überdenke ich meine Einstellung zu diesem speziellen Fall noch einmal.

...

Heute ist Freitag, was bedeutet, dass ich meinen Eltern einen Besuch abstatte. Sie haben versucht mich dazu zu überreden, jede Woche vorbeizukommen. Ich wäre lieber nur einmal im Monat zu ihnen gefahren – letztendlich haben wir uns dann auf alle zwei Wochen geeinigt. Das ist wirklich machbar, da sie gerade mal eine Dreiviertelstunde vom Campus der Ravensen University entfernt in einer englischen Kleinstadt wohnen. Es geht also, auch wenn ich natürlich besseres mit meiner Zeit anfangen könnte, als insgesamt neunzig Minuten im Auto zu sitzen.

Doch ich muss zugeben, dass die Fahrtdauer nicht viel damit zu tun hat, das ich mich in letzter Zeit förmlich dazu überwinden muss, in mein Elternhaus zurückzukehren.

Ich bin einundzwanzig Jahre alt, Single, und glücklich mit diesem Status. Meine beiden Erzeuger, sowie die ganze restliche Familie sind es jedoch keinesfalls. Seit einigen Monaten werde ich mit diesem Thema einfach nicht in Ruhe gelassen. Anfangs war das noch lästig, gelinde gesagt. Doch mittlerweile ist es so viel mehr als das: Es raubt mir förmlich den letzten Nerv!

Ich mag es wirklich sehr, gerade in keiner Beziehung zu sein. Mir gefällt die Unabhängigkeit, die damit einhergeht. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob es meiner Freundin nun passt oder nicht, dass ich so viel Zeit mit Lernen und Alleinsein verbringe.

Denn, ja: Ich bin zwar meist einigermaßen gesellig, aber ich brauche meine Allein-Zeit, wie die Luft zum Atmen. Und ich liebe mein Mathematik-Studium. Viele hassen das College und leben quasi nur dafür, auf einer der Verbindungdpartys Mitstudierende aufzureißen und sich die Birne wegzusaufen. Für mich sind solche Veranstaltungen einfach nur stressig und langweilig. Keine sehr coole Kombination.

Ich finde Alkohol nur in einem sehr kleinen Kreis von Freunden angenehm, Partys sind einfach nicht mein Fall. Ich sitze viel lieber mit einer Vanille-Cola in meinem Auto und höre die Dire Straits. Außerdem – man mag es kaum glauben – studiere ich gerne. Ich mag es, im Hörsaal zu sitzen, Dinge zu lernen und Prüfungen darüber zu schreiben. Natürlich gibt es auch das ein oder andere Thema, bei welchem ich mir schwerer tue und wenn in einem Seminar als Studienleistung verlangt wird, ein Referat zu halten, schiebe ich es so lange vor mir her, wie es geht.

Doch im Großen und Ganzen kann ich wirklich behaupten, dass ich mein Leben so mag, wie es ist, sehr sogar. Wenn da nur nicht meine Familie wäre, die mir im Nacken sitzt.

Ich weiß, dass sie es nur gut meinen. Vermutlich bin ich in ihren Augen ein in sich gekehrter, schlaksiger Typ mit autistischen Zügen, dem man nur ein bisschen zu seinem Glück verhelfen muss. Dass wir unterschiedliche Vorstellungen von Glück haben, scheinen sie dabei komplett zu übergehen.

Es ist ja nicht so, dass ich grundsätzlich etwas gegen Beziehungen habe. Nur momentan verspüre ich einfach nicht das Verlangen nach einer, das ist alles. Abgesehen davon ist es auch noch gar nicht so lange her, dass meine Ex-Freundin und ich uns getrennt haben...

Gut, jetzt wo ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass seitdem bereits zehn Monate vergangen sind. Aber trotzdem, es fühlt sich an wie gestern.

Während ich den Motor starte und vom Studentenparkplatz losfahre, bereue ich es bitterlich, in ebendieses Gedankenkarussell eingestiegen zu sein. Ich weiß genau, dass es schwierig wird, da wieder rauszukommen.

Ich schalte das Radio ein – obwohl das für meine Generation schon wieder ›Retro‹ ist – und hoffe darauf, dass die Imagine Dragons mir meine Zweifel und den Stress einfach wegbrüllen. Für die nächsten drei Minuten klappt das einigermaßen, doch dann werde ich aufgrund irgendeines sehr basslastigen und schrillen Clubhits dazu gezwungen, das Radio wieder auszumachen. Auf die Weise bin ich wieder völlig allein mit meinen Gedanken. Mist.

Die Zeit vergeht und mit jeder Meile, die ich mich meinem Elternhaus nähere, werde ich unruhiger. Es gibt nicht nur einen Moment, in dem ich sehr kurz davor bin, die nächste Ausfahrt zurück zur Universität zu nehmen. Doch ich fahre weiter.

Als ich in die Auffahrt meines Elternhauses einbiege, erwartet mich bereits ein Empfangskomitee besehend aus meiner Mutter – selbstverständlich makellos zurechtgemacht wie immer – meinem etwas mehr leger gekleideten Vater und Fran, meinem kleinen Bruder.

Eigentlich ist Frank der Name, der ihm bei der Geburt gegeben wurde, doch er hat relativ früh gemerkt, dass das nicht zu ihm passt. Er sagt, es klinge ihm zu hart, was ich gut nachvollziehen kann. Ich bin sehr stolz auf ihn, weil er einfach schon immer getragen hat, was er wollte, genderspezifische Stereotypen ignorierend.

Auch wenn er, wie ich, oft gemobbt wurde, hat ihn das nie davon abgehalten, genau der zu sein, der er sein will. Tragischerweise konnte ich ihm einiges mit auf den Weg geben, was den Umgang mit Mobbing betrifft. Trotzdem finde ich, dass er sehr viel besser damit umgegangen ist, als ich es je konnte. Ich bin zwar der große Bruder, schaue aber in manchen Dingen dennoch zu ihm auf.

Als ich aussteige, ist er der Erste, der zu mir kommt. Er schlingt seine Arme um mich und hüpft mit mir fröhlich lachend auf und ab. Sein Pfirsich-farbenes Haar kitzelt mich dabei in der Nase. Ich denke, er ist der einzige Mensch auf diesem Planeten, mit dem ich je fröhlich auf und ab hüpfen würde.

Schließlich löst er sich breit grinsend von mir und auch ich kann gar nicht anders, als das Grinsen ebenso breit zu erwidern. »Na, Bruderherz? Hast deinen Abschluss auch endlich mal in der Tasche, was?«, necke ich ihn, da wir uns seit dem Sommer, in dem er erfolgreich von der Highschool abgegangen ist, nicht gesehen haben.

»Klar doch. Nach meinem ›Work and Travel‹-Jahr geht's ans College. Irgendwer von uns muss ja aus seiner Komfortzone raus und sich die Welt ansehen.« Ich klopfe ihm auf die Schulter. »Und derjenige bist definitiv du.«

Ein erster Einblick in Lanes Familie – was haltet ihr soweit von ihnen? 👀

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