[10]
Changbin PoV
Die ganze letzte Woche war vergangen und Felix hatte sich nicht einmal bei mir gemeldet oder im Unterricht mit mir geredet. Mit meinem Song war ich auch nicht mehr weiter gekommen. Mir schienen die richtigen Worte einfach nicht einfallen zu wollen, egal wie sehr ich mich auch anstrengte. Vielleicht schaffte ich es ja heute Felix anzusprechen und mich bei ihm zu entschuldigen. Das ganze Gerede um ihn war über die letzten Tage wieder etwas abgeklungen, weil es einfach ein aktuelleres Thema gab. So funktionierte es ja meistens. Sobald etwas Neues kam, über das man reden konnte, war das alte Thema egal. Für gewöhnlich hasste ich das, doch dieses Mal kam es mir gerade recht.
Als ich in der Schule ankam, hörte ich nicht mehr ein Wort mehr über Felix, was mich erleichterte. Jetzt brauchte ich nur noch eine Gelegenheit, um vernünftig mit ihm reden zu können. Ich hatte ja eigentlich vor gehabt zu warten, bis Felix sich bei mir meldete, aber ich wollte das Ganze einfach so schnell wie möglich aus dem Weg haben. Und ich wollte den echten Felix kennenlernen. Den Felix, den er anscheinend diesem Chan zeigte. Wer auch das genau war, wusste ich nicht, aber Felix schien ihm sehr zu vertrauen. Vielleicht stand er ja auf Chan? Irgendwie versetzte mir der Gedanke einen kleinen Stich ins Herz. Aber wenn es Felix glücklich machte, sollte es mich doch nicht stören. Trotzdem bedrückte es mich auch noch, als ein aufgedrehter Jisung mich auf dem Schulhof mit einer Umarmung begrüßte.
"Hey, Changbin."
Inzwischen hatte ich mich schon ziemlich gut an den Jüngeren und seine Liebe zu Umarmungen gewöhnt. Zum Glück litt unter der eher Minho als ich und den störte das nicht wirklich. Doch dieser war noch nicht da.
"Hey, Jisung. Wo hast du denn deinen Lover gelassen? Normalerweise seid ihr beide immer schon da, wenn ich komme."
"Minho hat heute die ersten beiden Stunden frei. Der Idiot schläft vermutlich noch friedlich während wir uns gleich wieder mit Sport beschäftigen dürfen.", antwortete Jisung und wir schlenderten gemeinsam in Richtung der Sporthalle.
"Meinst du Daesung macht heute wieder so einen Aufstand wie letztes Mal?"
"Ich denke, dass er es heute nicht macht. Minho hat ihm gedroht, dass wir es in seinem Zimmer treiben, wenn er nochmal sowas mitbekommt. Und wenn er versucht, das Zimmer abzusperren, nehmen wir das Wohnzimmer oder die Küche.", kam es von ihm und er zuckte mit den Schultern. "Ich bräuchte also nur zu Minho zu rennen, wenn er etwas macht, dass mir nicht passt."
"Eure Methoden sind irgendwie fragwürdig...", erwiderte ich nur.
"Aber sie sind effektiv. Und du hast es immer noch nicht geschafft, mit Felix zu sprechen?"
"Nein, hab ich nicht. Ich wollte ihn heute nochmal drauf ansprechen und mich entschuldigen, aber ich will ihm halt auch nicht so sehr auf die Nerven gehen."
"So leicht nervt man Leute schon nicht. Von mir ist doch auch so schnell niemand genervt. Also Kopf hoch, dann wird das schon irgendwie."
Kurz wollte ich ihm einen fiesen Spruch an den Kopf werfen, doch ich überlegte es mir im letzten Moment anders. Nicht zuletzt, weil wir nun bei unserer Klasse angekommen waren und ich nicht wollte, dass jemand anderes es hörte und seinen Senf dazu gab. Auch wenn Jisung nicht immer so wirkte, war er teilweise ziemlich sensibel und nahm sich so etwas immer viel zu sehr zu Herzen.
"Das hoffe ich auch...", sagte ich also stattdessen und warf einen kurzen Blick zu Felix, der mich genauso ansah. Hatte er mich schon länger angesehen?
Ich hatte nicht wirklich Zeit, um weiter darüber nachzudenken, da unser Lehrer kam und uns die Halle aufschloss, woraufhin wir alle in die Umkleiden gingen. Hoffentlich behielt Jisung Recht und Daesung machte kein Theater darum, dass ich und Felix beide schwul waren.
Da es nicht so wirkte, als würde Daesung noch irgendetwas sagen, während er begann sich umzuziehen, stellte ich meine Sachen neben die von Felix und sah zu dem Australier, der bereits seine Sport-Shirt trug, ehe ich anfing zu reden.
"Felix, wir sollten da drüber wirklich reden. Es tut mir wirklich Leid. Ich will nicht, dass du noch länger wütend auf mich bist.", meinte ich und begann nebenbei ebenfalls mich umzuziehen.
"Es gibt nichts mehr zu bereden, Changbin. Ich habe dir inzwischen verziehen.", antwortete Felix mit einem kleinen Lächeln. Das überraschte mich, um ehrlich zu sein, ein wenig. Die ganze Zeit über hatte Felix nie so gewirkt, als hätte er mir auch nur im Ansatz verziehen und jetzt das?
"Du hast mir verziehen? Einfach so?"
"Ja, ich kann nicht besonders lange nachtragend sein und eigentlich wolltest du ja nur das Beste für mich, auch wenn ich es nicht sofort realisiert hab. Du wolltest, dass ich lerne zu mir selbst zu stehen und dafür habe ich einen kleinen Schritt gemacht, also warum sollte ich weiterhin sauer auf dich sein?"
"Wow... Ich... Uhm... Weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll."
"Sag einfach nichts und freu dich darüber.", antwortete Felix und verschwand dann fertig umgezogen aus der Umkleide. Das lief irgendwie um Einiges besser als ich erwartet hatte.
Ich zog mich auch noch zu Ende um und ging dann ebenfalls in die Sporthalle.
Als auch alle anderen da waren, erklärte unser Sportlehrer das neue Thema. In der letzten Wochen wir eigentlich nur Spiele gespielt, aber waren noch nicht auf unser Thema eingegangen. Wenn ich mich richtig erinnere, müsste das Thema dieses Mal Paartanz sein.
"Okay, unser neues Thema ist Paartanz. Da wir allerdings mehr Jungen als Mädchen in der Klasse haben, müssten die Jungen auch untereinander Paare bilden, was ja aber niemandem stören sollte. Bildet erstmal Paare und dann sehen wir, wie es aufgeht und ob jemand über bleibt.", erklärte unser Lehrer.
Ich sah, wie sich langsam die Paare bildeten, doch Felix weiterhin alleine blieb. Das Universum meinte es heute anscheinend gut mit mir.
"Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte ich Felix und hielt ihm einladend und mit einem Lächeln meine Hand hin, die er auch kurz nahm. Zu kurz, denn das angenehme Gefühl, das er hinterließ, verschwand sofort wieder.
"Ja, gerne. Nachher werde ich noch mit irgendwem zusammen geworfen, den ich eigentlich nicht mag oder der Tanzen verabscheut. Da bin ich mit dir deutlich besser dran.", antwortete er ebenfalls mit einem Lächeln.
Hätte er abgelehnt, dann hätte ich vermutlich mit Jisung tanzen wollen, doch der stand gerade neben einem Mädchen, mit dem er anscheinend tanzen wollte. Mit ihr war er vermutlich auch besser dran als mit einigen der Jungen hier.
_____________
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro