[02]
Changbin PoV
Als ich nach Hause fuhr, musste ich irgendwie über Felix nachdenken.
Auch in den Pausen hatte ich Felix' Namen immer wieder gehört. Er schien andauernd zu fallen und ich fragte mich wieso. Er schien mir nichts besonderes zu sein. Doch vielleicht machte ihn genau das so beliebt. Vielleicht war er einfach der gleicheste von allen. Das machte ihn für die anderen am perfektesten. Er war das beste Beispiel für einen Menschen, der ich niemals sein wollte und jetzt hatte das Schicksal ihn in mein Leben gesetzt.
Es war nicht so, dass er nicht nett war, denn er war nett. Schließlich hatte er immer freundlich versucht, mit mir ein Gespräch aufzubauen. Allerdings wollte ich einfach nur so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben. Ich wollte nicht einer seiner gleichen Freunde werden.
Als ich zu Hause ankam, war niemand da. Meine Eltern waren beide noch bis abends arbeiten und ich war ein Einzelkind. Normalerweise störte mich das nicht, doch heute fühlte ich mich irgendwie einsam. Irgendwie wünschte ich mir, dass ich die Ramen, die ich mir gerade machte, mit jemandem teilen konnte. Mit jemandem, der besonders war. Zumindest für mich.
Doch ich hatte niemanden und so lauschte ich beim Essen einfach den Tönen der Musik, die schon seit Jahren meine besten Freunde waren. Sie ließen die Einsamkeit jeden Tag aufs Neue verschwinden.
Nur an diesem Tag hatten die Lieder irgendwie nicht die gleiche Wirkung auf mich wie sonst. Sie klangen viel trauriger als sonst. Ich hatte jedoch nichts Anderes, das es schaffte, mich aufzumuntern, deshalb ließ ich sie einfach an. Außerdem war es ohne Musik viel zu still in diesem leeren Haus.
Nachdem ich fertig war mit essen, räumte ich noch schnell alles auf. Vermutlich war das hier einfach nur die Art meiner Eltern, um mich zur Selbstständigkeit zu erziehen oder so, denn das meiste machte ich hier alleine. Nur das Putzen übernahm ich nicht.
Für einen Augenblick überlegte ich, einfach Felix zu schreiben. Er hatte mir seine Nummer gegeben, damit ich mich bei ihm melden konnte, falls ich in die Klassengruppe wollte oder seine Hilfe brauchte und ich hatte sie noch nicht gelöscht, weil ich es für schlau hielt, in die Klassengruppe zu gehen, falls wir Ausfall hatten und ich es sonst nicht mitbekam. Als ich auf meinem Bett lag, beschloss also ich ihm tatsächlich zu schreiben. Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich das tatsächlich machte.
Felix' Nummer fand ich unter "Felix Sunshine ☀️" und ich schwor mir, dass ich nie wieder jemanden an mein Handy ließ, um sich selbst einzuspeichern. Ändern würde ich seinen Namen später noch. Das war so ja schon irgendwie peinlich, sich selbst so zu nennen.
Felix Sunshine ☀️
Hey, Felix
Wer bist du? 😅😅
Dein Sitznachbar, Seo Changbin
Achso. Ich hätte irgendwie nicht gedacht, dass du mich tatsächlich anschreiben würdest. Es sieht nicht so aus, als würdest du mich mögen...
Ich dachte, es wäre vielleicht von Vorteil, in der Klassengruppe zu sein und du bist der Einzige in der Klasse, dessen Nummer ich hab. Kannst du mich hinzufügen?
Aber klar 😊 Mach ich gerne
Ohne mich zu bedanken, schloss ich den Chat mit Felix, der mich ein paar Sekunden später zur Gruppe hinzugefügte, und widmete mich den Lyrics zu meinem neuesten Werk, an denen ich noch ein paar Dinge ändern wollte. Irgendwie gefiel es mir so einfach noch nicht.
Ich arbeitete ungewöhnlich lange daran und war nach zwei Stunden immer noch nicht wirklich zufrieden, doch ich brauchte eine Pause und etwas zu trinken oder ein Eis. Irgendwas, das meinen Kopf wieder ein bisschen abkühlte, bevor er zu qualmen begann.
In der Küche machte ich mich auf die Suche nach etwas Eis und fand zum Glück auch noch eine gute Portion Eis, mit der ich mich an den Küchentisch setzte. Der Sommer war einfach viel zu heiß für mich. Mir war es lieber, wenn es nur um die 15 Grad waren und es bewölkt war.
Nach gut der Hälfte meines Eises sah ich deprimiert auf meinen Löffel, ehe ich das nächste bisschen Eis aß. Normalerweise war ich wenigstens ein Stück weit glücklicher, wenn ich aß. Vor allem mit Süßigkeiten war ich schnell glücklich zu kriegen.
"Was ist heute für ein bescheuerter Tag, wenn nicht mal du mich glücklich machen kannst, huh?", fragte ich das Eis vor mir, als würde es mir tatsächlich antworten können, doch wie erwartet bekam ich keine Antwort.
"Ja, ich weiß es auch nicht.", sagte ich bedrückt und packte den Rest Eis wieder in den Gefrierschrank. So hatte ich zumindest noch etwas mehr für wann anders.
Ich ging wieder in mein Zimmer und versuchte mich wieder auf meine Lyrics zu konzentrieren, doch nicht ein einziges Wort kam mir in den Sinn. Nicht ein Vers fand in meinem Gehirn Platz.
"Komm schon, Changbin. Das ist doch nicht so schwer. Sonst fällt dir sich auch immer etwas ein.", redete ich mir selbst zu, doch natürlich brachte es nichts.
Frustriert beschloss ich einfach, dass ich es für heute gut sein lassen würde. Ich wollte, dass dieser Tag möglichst schnell endete. Hoffentlich würde es Morgen nicht genau so sein...
Irgendwie vertrieb ich mir also die Zeit bis zum Abendessen. Meine Eltern waren beide zum Essen wieder zu Hause, auch wenn ich nicht genau mitbekommen hatte, wann sie eigentlich nach Hause gekommen waren. Aber vermutlich waren sie seit ungefähr 18 Uhr wieder da. Das war die Uhrzeit, um die sie meistens wieder zu Hause waren.
"Wie war dein Tag in der neuen Klasse, Changbin?", fragte meine Mutter, als ich mir gerade eine Scheibe Brot schmierte, und lächelte mich an, "Gefällt sie dir besser als deine alte Klasse?"
"Sie ist ganz okay, denke ich. Mit den Lehrern hab ich dieses Jahr auch deutlich mehr Glück als letztes Jahr."
"Dann schaffst du die Klasse dieses Jahr bestimmt. Außerdem hast du ja schon einen kleinen Vorteil, weil du die Themen kennst.", meinte sie aufmunternd,doch mein Vater sah eher weniger überzeugt aus. Vermutlich war er einfach der Meinung, dass mir das nicht bringen würde, da ich die Themen schon beim ersten Mal nicht verstanden hatte, aber hielt einfach die Klappe, weil er mich nicht kränken oder demotivieren wollte.
Ich aß auf und verschwand dann wieder in meinem Zimmer. Sollte ich mich schon schlafen legen? Eigentlich war es noch zu früh, aber ich hatte keine Lust mehr auf diesen Tag und das wäre die schnellste Möglichkeit, um ihn zu beenden. Aus Unsicherheit blieb ich noch eine Stunde wach, bis ich merkte, dass dieser Tag tatsächlich keinen Sinn mehr für mich hatte und ich mich schlafen legte.
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