29.
Ashley
Ich kam mir vor wie hingestellt und nicht abgeholt. Das Warten machte mich noch wahnsinnig. Unruhig sah ich mich immer wieder um. Ich sah zu den Jungs, die genau wie ich darauf warteten, dass etwas passierte. Zerakiel hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Ich konnte keine Farbe sehen, doch als wir angekommen waren hatte er uns die Symbole gezeigt, die unter seiner leuchtenden Hand aufglühten. Sein Gesichtsausdruck, als er mich sah, hatte mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken eingebracht. Er hatte mich auf eine Art und Weise angesehen, die mir Angst machte. Wusste er etwas? Kannten wir uns? Ich schüttelte meinen Kopf um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Ich durfte mir nicht erlauben jetzt unachtsam zu sein. Jeden Moment könnte sich Leraje zeigen und wenn ich dann nicht vorbereitet war, würde ich schneller von dieser Welt gehen, als wie ich „Gestaltwandler" sagen konnte. Also atmete ich tief ein und hielt das Engelsschwert versteckt in meinem Ärmel etwas stärker fest. Das Metall gab mir irgendwie so etwas wie Sicherheit. Ich kaute auf meiner Unterlippe und mein Blick schweifte durch die leer stehende Lagerhalle.
An einigen Wänden standen verstaubte Regale, die mit Müll oder verrottenden Kartons gefüllt waren. Einige waren schief und neigten sich gefährlich oder waren zusammengebrochen und lagen wie ein Häufchen Elend da. Paletten, die morsch waren, Blätter, Müll und Papier lagen in Ecken oder einfach so herum. Raschelten bei dem leisesten Windzug und wanderten durch die Halle. Einige Fensterscheiben waren auch nicht ganz verschont geblieben und man sah den blauen Himmel draussen. Glasscherben lagen am Boden und vereinzelte Sonnenstrahlen bohrten sich durch das undichte Dach und zauberten Strahlen in die graue Halle, in denen der Staub und Insekten tanzten. Ich atmete erneut tief ein und blickte zu der Ecke hin, in der Dean stand. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber ich spürte seinen Blick auf mir. Ich versuchte tapfer zu lächeln, doch so wirklich wollten sich meine Lippen nicht dazu überwinden und so brachte ich nur ein schiefes Lächeln zustande. Die Halle dröhnte, als ein Zug vorbeifuhr und der staub rieselte herunter. Die Halle lag nur wenige Meter von einer Eisenbahnstrecke entfernt und jedes Mal wenn ein Zug vorbeirauschte, hatte man das Gefühl, die Halle würde zusammenbrechen. Ich zwang mich nicht ständig auf meine Uhr zu blicken, da die Minuten nur schleichend vorbeigingen. Dennoch hatte ich das Gefühl hier schon seit Stunden zu warten. Wir hatten glücklicherweise einen Dämon gefunden, Dean und Sam hatten ihn aufgespürt und ich hatte ihn dann ausgetrieben, jedoch nicht um vorher ihm eine Botschaft für Leraje mitzugeben.
Einige Stunden vorher...
„Okay, wir haben einen gefunden. Ash, Du wirst Dich um ihn kümmern. Wir werden in der Nähe bleiben und Dir zu Hilfe kommen, solltest Du welche brauchen." sagte Sam und sah mich mitfühlend an. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn an: „Sam, das ist nicht mein erster Dämon." sagte ich ihm und schüttelte den Kopf. Es war richtig süss wie er sich um mich sorgte. Doch Dean war noch schlimmer: „Hast du auch alles?" fragte er und sah mich ernst an: „Weihwasser, das Engelsschwert, genügend Kugeln?" begann er aufzuzählen und ich nickte bei jedem Wort: „Ja, Dean. Ich habe alles." erwiderte ich etwas genervt und seufzte. Himmel er war ja schlimmer als wie Andrew bei meiner ersten Jagd. Nur das, das hier nicht mein erstes Mal war. Ich hielt ihn am Arm als er sich umdrehen wollte um etwas zu holen: „Dean...?" er sah mich verwundert an und hielt inne. Ich sah kurz zu den anderen. Sam unterhielt sich mit Tobias und beide waren über der Karte – die auf der Motorhabe von Dean's wagen lag - vertieft. Cas war ebenfalls nicht da. Ich zog Dean noch ein Stück weiter von Sam und Toby weg und sah wieder zu ihnen ehe ich weitersprach: „Es wird alles gut. Ich schaff das schon." zuversichtlich lächelte ich ihn an. Er nickte:"Das sollte eigentlich mein Spruch sein." grummelte er und sah zu Boden. Er knetete seine Hände: „Schliesslich bist Du es die sich als Köder anbietet..." er verzog missmutig das Gesicht. Man sah ihm an, dass ihm dieser Plan nicht wirklich passte und ich sah auch die Sorge in seinen Augen. Liebevoll strich ich über seinen Oberarm und lächelte ihn an. Ich wusste nicht was ich ihm sagen sollte, doch scheinbar schien ihn diese Geste zu langen, denn er sah mich warmherzig lächelnd an und nickte.
Wir standen uns gegenüber und ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch schloss ich ihn wieder und schluckte schwer. „Also, wenn was ist, dann schrei einfach." riss Dean mich aus meinen Gedanken und ich nickte lächelnd. Ich blickte in seine Grünen Augen, die mich fesselten und ohne, dass ich es realisierte, kam ich ihm näher. Mein Körper näherte sich ihm und sein Blick glitt zu meinen Lippen und wieder zu meinen Augen. Ich atmete ein und wir standen uns so nahe, dass ich mich nur noch leicht auf die Zehenspitzen stellen musste um ihn zu küssen... Doch Sam rief und wir drehten uns beide reflexartig voneinander weg. Verdammt, warum hatte Sam ausgerechnet jetzt gerufen? Warum hatte er nicht noch etwas gewartet? Frustriert atmete ich tief ein und wieder aus. Dean sah mich noch ein Mal an, leckte sich über seine verfluchten Lippen, die so sexy sich öffneten, das sich alles in mir danach sehnte sie zu küssen oder zu spüren: „Also, dann..." sagte er und hielt inne. Er wischte sich mit der Hand über die Haare und dann über das Gesicht als er sich umdrehte und zu Toby und Sam rüberging. Ich stand noch einen Augenblick da und sah ihm nach. Frustriert ging ich dann rüber und setzte ein zuversichtliches Gesicht auf.
Es dauerte nicht lange. Der Dämon war nicht gerade einer der hellsten Köpfe gewesen. Ich hielt ihm das Engelsschwert an die Kehle: „Sag Leraje ich erwarte sie." Zischte ich und begann mit dem Exorzismus. Als der schwarze Rauch verflogen war wischte ich mir den Schweiss von der Stirn. Dean, Sam und Tobias kamen zu mir und wir blickten auf den armen Tropf, der von dem Dämon besessen gewesen war. „Ob es klappen wird?" fragte ich, während Sam sich dran machte nachzusehen ob der Mann noch lebte. Dean zuckte mit den Schultern: „Wollen wir es mal hoffen." sagte er und half Sam dann den Mann zum Auto zu tragen. Wir fuhren ihn ins Krankenhaus, wo er sich nicht erinnern konnte was genau passiert, geschweige denn wie er nach Salt Lake City gekommen war. Wir fuhren ab ohne noch ein Mal nach ihm zu sehen und machten uns auf zum Treffpunkt. Zerakiel empfing uns und Cas kam aus der Lagerhalle. Er nickte uns zu und wir gingen noch ein Mal den Plan durch. Das war vor einigen Stunden – wie es mir vorkam – gewesen und seit dem wartete ich hier mitten in der Lagerhalle. Wie mir schien vergebens. Vielleicht hatte der Dämon sich nicht wie ein reumütiger Hund an seine Herrin gewandt, oder hatte zu viel schiss gehabt ihr nach seiner Niederlage unter die Augen zu treten. Wer wusste das schon? Ich lief einige Schritte, so langsam mochte ich nicht mehr nur rumstehen.
„So sieht man sich wieder." sagte die Stimme amüsiert und ich stiess automatisch erschreckt die Luft aus: „Leraje..." kam es über meine Lippen und ich zog das Engelsschwert hervor, das sie amüsiert betrachtete: „Wie ich sehe bist Du dieses Mal besser vorbereitet." Sie sah mich mit ihren funkelnden Augen an und ihre Lippen waren spöttisch verzogen: „Nur wird Dir das leider nichts nützen." flüsterte sie und hob ihren Arm....
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