
Kapitel 6
Ich verließ am nächsten Tag nicht das Zimmer und auch am Abend lag ich in dem Bett und hörte, wie jemand eintrat und sich auf den Schaukelstuhl setzte.
Calen war wieder hier.
>>Du wirst auch Schlaf brauchen.<< krächzte ich mit wundem Hals.
>>Ich weiß. Aber ich kann Veilo nicht wegschicken, wir brauchen ihn. Und da er dich nicht akzeptiert und berechtigterweise unseren ursprünglichen Befehl ausüben will, ist das die einzige Möglichkeit.<< beichtete er und wirkte dabei so unglaublich erschöpft.
Ich drehte mich in seine Richtung und betrachtete ihn in dem leichten Mondschein.
Er wirkte plötzlich so verletzlich, dass ich am liebsten meine Hand nach ihm ausstrecken wollte.
>>Wäre es nicht in deinem Sinne? Wenn er es schafft? Dann müsstest du keine Schuldgefühle haben und die Sache wäre durch.<< erwiderte ich.
Mit schräg gelegtem Kopf sah er zu mir.
>>Ich habe die Chance verspielt, als ich Feige war abzudrücken.<< beichtete er.
>>Warum hast du nicht abgedrückt?<< bohrte ich nach. Er schwieg. Schien zu überlegen, bevor er sich grob durch seine dunklen kurzen Haare fuhr.
>>Weil es sich falsch angefühlt hat. Versteh mich nicht falsch. Ich bin kein Heiliger und als Soldat musste ich einige Leichen hinter mir lassen. Doch wenn sich etwas von Grund auf falsch anfühlt...ich konnte es an dem Tag nicht und ich glaube, ich werde es niemals tun können.<<
Seine Ehrlichkeit beruhigte mich, sodass ich mich im Bett aufrichtete und die Knie an meinen Körper zog.
>>Ich kann nicht diese Frau sein.<< sagte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm.
>>Wie kannst du dir so sicher sein? Ist deine Gabe nicht beweis genug?<< fragte er mich.
Kopfschüttelnd zupfte ich an der Decke.
>>Niemand weiß davon. Mein Vater glaubt, er hätte bei mir nichts bewirkt. Als ich ihm das erste mal sagen wollte, dass da was ist, dass er tatsächlich was erreicht hat, war ich eine ganze Woche krank. Und ich meine wirklich krank. Ich lag eine Woche im Koma. Das, was ich spüre, warnt mich. Und es hat mich vor ihm gewarnt. Als ich es ein zweites mal aussprechen wollte, war es, als würde ich von innen zerbersten. Niemand von ihnen weiß davon. Er denkt ich wäre nutzlos. Ich musste viele Simulationen durchstehen und viele weitere Eingriffe, um dieses Geheimnis nicht preiszugeben.<< beichtete ich ihm, woraufhin er von dem Stuhl aufstand und sich zu mir setzte.
>>Warum erzählst du es mir?<< fragte er verwirrt.
Ich blickte ihm tief in seine grünen Augen, während ich überlegte warum. In mich horchend stellte ich fest, dass dieses bekannte Gefühl der Warnung nicht eintreten wollte.
>>Ich spüre nichts. Keine Warnung. Nichts.<< sagte ich ehrlich.
>>Du bist anders, als man uns weismachen wollte.<< stellte er fest, woraufhin ich kurz auflachte.
>>Ich habe dir gesagt du würdest mich nicht kennen.<< Daraufhin lächelte er leicht, was mich nun komplett aus dem Konzept brachte.
>>Das hast du.<< bestätigte er mir, bevor er seinen Waffengürtel abschnallte und es auf den Stuhl warf. >>Du vertraust mir vielleicht nicht Aurora. Aber ich werde dem Befehl nicht folge leisten. Irgendetwas an der ganzen Sache stimmt nicht. Und ich habe nicht vor die Marionette mächtiger Männer zu sein.<< sagte er nur.
>>Was wirst du tun? Mich zurückbringen?<<
Er sah mich an, müde und mit einer Sanftheit, die ich nicht verstand.
>>Möchtest du wirklich zurück?<<
Wollte ich das?
Ich schüttelte mit dem Kopf, bevor ich die Frage überhaupt für mich beantworten konnte.
>>Ich will nicht zurück.<<
>>Was willst du?<< stellte ich die Gegenfrage.
>>Gerade jetzt? Vielleicht endlich wieder schlafen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal wirklich schlafen konnte.<<
Nun war ich es, die ihn sanft anlächelte. >>Dann schlaf.<< hörte ich mich wispern. Einen Moment lang sahen wir uns nur an, bevor er es wagte sich die Schuhe abzustreifen und sich auf das Bett zu legen. >>Es ist so merkwürdig. Vor einigen Tagen wollte ich noch deinen Tod. Jetzt liege ich hier und frage mich, ob ich dir nicht zu nahe trete, wenn ich in deinem Bett schlafe.<<
Langsam sank ich herab und legte mich etwas entfernt neben ihn.
>>Ich habe schon lange aufgehört mich zu fragen, was merkwürdig wirklich ist. Das einzige was ich tue ist es, meiner Gabe zu horchen. Und diese Gabe sagt mir nichts, als dass wir beide Schlaf brauchen.<< flüsterte ich halb.
>>Dann schlafen wir.<< hörte ich ihn halb im Schlaf sagen. Er war binnen Sekunden eingeschlafen, während ich noch immer wach da lag und ihn beobachtete. Solange, bis meine eigenen Augen schließlich zufielen.
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