Gift - Teil 36
pov. Maudado
13:24_11.November
Ich antwortete Claus eine ganze Weile nicht, auch wenn er mir gerade eine Art Voraussagung für meinen Tod gemacht hatte. Der Appetit auf die Nudeln war mir längst vergangen, aber ich war mir nach den Erzählungen meines Gegenübers sowieso sicher, dass ich nichts mehr von dem, was ich hier angeboten bekommen würd, wirklich essen sollte. Von draußen hörte ich das Geräusch eines ankommenden Autos.
Schließlich fragte ich: "Und was willst du jetzt machen?" Er lachte trocken. "Das ist eine gute Frage Maudado, ich habe es bisher nicht erwähnt, aber du hast mich in eine ziemlich missliche Lage gebracht." Natürlich hatte er Recht, trotzdem wollte ich nicht darüber nachdenken, dass er möglicherweise wegen mir sterben würde. "Was hätte ich denn machen sollen? Ich hatte doch keine Ahnung, dass du der Verräter bist.", verteidigte ich mich.
"Du hättest ja versuchen können raus zu finden um was es überhaupt geht, bei dem ganzen Scheiß." Auf der einen Seite konnte ich seinen Ärger verstehen, doch ich hatte nur so gehandelt wie ich es für richtig gehalten hatte. "Meinst du, du machst es besser wenn du mir jetzt Vorwürfe machst? Ich hab immer noch was gegen dich in der Hand und glaub mir ich wäre sicherlich in der Lage Stegi davon zu überzeugen ihm treu ergeben zu sein." Er schnaubte. "Ist ja gut, wir haben beide das Ziel ihn zu stoppen oder nicht?", er schlug einen versöhnlichen Tonfall an.
Ich nickte. "Also, du kennst Stegi und seine Prinzipien besser als ich, was können wir tun?" während er auf seinem Handy herum tippte, holte Claus Luft um mir zu antworten. Doch er wurde plötzlich unterbrochen als die Klinke ein Klicken von sich gab und die Tür langsam aufschwang. Erschrocken huschte mein Blick zur Quelle des Geräusches und einen Moment blieb mir das Herz stehen.
Im Türrahmen stand Stegi. Er hielt ein kleines, schwarzes Etui in der Hand und lächelte engelsgleich. "Ihr braucht euch gar keine Gedanken um einen Plan zu machen, ich habe schon einen." Ich sagt kein Wort, beobachtete nur wie der Blonde seelenruhig zu uns herüber kam, das Etui auf den Tisch legte und den Reisverschluss auf zog.
Claus schob mit einen Quietschen den Stuhl zurück und stand auf. "Das hast du ja ganz super gemacht Maudado.", knurrte er. Ich wollte etwas erwidern, ihm sagen, dass das nicht meine Schuld war, doch Stegi hob die Hand und brachte mich so zum Schweigen, bevor er zuckersüß erklärte: "Glaubst du ich traue jedem dahergelaufenen Typen? Nur weil ich sage die Uhr würde das Gespräch aufzeichnen, heißt das nicht, dass sie es nicht live an mich überträgt."
Ich hätte mich schlagen können, nicht vorsichtig genug gewesen zu sein, doch Claus war die erste Person gewesen, die mir über irgendetwas hatte Infos geben können. Ich hatte keine Ahnung was Stegi vorhatte, doch eine schlimme Vorahnung breitet sich in mir aus, als ich beobachtet wie er eine kleine Spritze aus dem Ledertäschchen zog und sich Claus zu wandte.
"Du hast ganz Recht mein Lieber, es war nur eine Frage der Zeit bis ich ein tödliches Mittel erhalte. Möglicherweise ist es nicht perfekt, aber für meine Zwecke sollte es dennoch ausreichen." Ich hatte die schnelle Bewegung nicht kommen sehen, anders als Claus der versuchte aus zu weichen, doch Stegi war zu schnell. Er rammte dem Langhaarigen die Spritze in dem Arm und unter meinem erschrockenen Blick spritzte er die klare Flüssigkeit darin, in seinen Körper.
"Komm setzt dich doch.", bot er Claus an und drückte ihn bestimmt zurück auf seinen Stuhl. Claus starrte mich an, in seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Wut und Panik, doch er sagte kein Wort, er tat gar nichts. "Mit dem Gift geht eine interessante Trägheit einher, es lähmt die Bewegungen und ganz langsam erstickt auch der Wille sich gegen den Tod zu wehren, aber bei dieser Dosis würde das sowieso nichts bringen.", erklärte Stegi, er schien fasziniert von seiner eigenen Tat.
"Das ist abscheulich. Alles was du tust ist unfassbar Menschenverachtend.", ich spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht. Doch genau so ruhig wie eh und je verstaute Stegi die Spritze wieder in dem Etui und löste vorsichtig eine Zweite aus der Halterung. "Vielleicht hast du Recht, aber das braucht dich absolut nicht mehr zu interessieren.", lächelte er.
Claus Hände, die sich anfänglich noch an die Stuhllehne gekrallt hatten, verloren langsam aber sicher ihre Spannung. Geschockt beobachtet ich wie die Augen des einzigen Menschen der mir hatte helfen können, langsam zu fielen, ganz ohne, dass er sich dagegen wehren konnte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Langhaarige so aussah als würde er schlafen. Seine Brust hob und senkte sich immer noch, doch sein Atem war flach und leise.
"Wenn ich es mir recht überlege, ist das keine ausreichend unangenehme Methode einen Verräter um zu bringen, aber was soll's?" Stegi hatte die zweite Spritze vor mir auf den Tisch gelegt. "Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, du warst nur ein Mittel zum Zweck Maudado und ehrlich gesagt habe ich auch wenig Zeit für eine Unterhaltung über all meine hinterhältigen Pläne und deine ahnungslosen Fragen, also ist es Zeit Abschied zu nehmen.
Fast zärtlich schloss er die Finger um das kleine Behältnis mit dem Gift und sah mich an. Wahnsinn blitzte mir aus seinen Augen entgegen, Stegi hatte längst den Bezug zur Realität verloren, er war eher ein Psychopath, genau wie der Mensch, der diese ganzen Drogen herstellte.
Mein Denkvermögen schien mich völlig im Stich zu lassen. Es dauerte ewig bis mein Körper endlich tat, was doch eigentlich so logisch war. Ich sprang auf, der Stuhl rutschte laut quietschend einen Meter zurück und ich wich einige Schritte von Stegi weg. Endlich schienen meine Gedanken weiter zu laufen. Ich musste weg, raus aus diesem Raum, raus aus dem Gebäude, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich das anstellen sollte.
Ich hechtete in Richtung der nur angelehnten Tür, doch auch Stegi hatte reagiert. Seine Hand bekam mich am Arm zu fassen und schoss sich fest darum. In einer flüssigen Bewegung schnellte er mit der Spritze nach vorne, um meinen Unterarm zu treffen, doch ich stolperte einige Schritte zurück und riss ihn so fast von den Füßen. Geistesgegenwärtig packte ich sein Handgelenk, doch statt zu versuchen sich zu befreien, ließ er mich mit der anderen Hand los und holte aus um mich ins Gesicht zu schlagen.
Seine Faust traf meine Nase und hinterließ eine Welle an dumpfen Schmerz. Dem nächsten Schlag wich ich nach hinten aus und griff dieses Mal nicht nach seinem Handgelenk, sondern direkt nach der Spritze. Noch bevor er erschrocken von mir zurück wich, schaffte ich es die Hälfte des Inhaltes auf dem grauen Boden zu verteilen. "Du hältst dich wohl für ganz clever.", knurrte er, versucht sich nicht anmerken zu lassen, dass ich etwas geschafft hatte, was er nicht wahr haben wollte.
In dem kurzen Moment der Stille, hört ich etwas. Es waren Schritte, zunächst konnte ich das Geräusch nicht ganz einordnen, doch als die Tür zum zweiten Mal an diesem Tag bedrohlich aufschwang, war es mir klar.
"Wag es ja nicht irgendwas zu unternehmen.", hörte ich die Stimme, die unverkennbar zu der Person im Türrahmen gehörte und die mir so sehr gefehlt hatte.
13:32_11.November
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