Der Verräter - Teil 27
"Ich hatte recht mit meiner Vermutung, Bao hat mir eine geheime Botschaft geschrieben. Die Frage ist nur wem ich nun trauen soll."
pov. Maudado
08:00_11.November
Pünktlich um acht Uhr wurde ich von lautem Klopfen gegen meine Tür geweckt. Einen Moment lang war ich verwirrt, doch dann kamen die Erinnerungen an die letzten beiden Tage wie auf einen Schlag zurück.
hau ab hier
Wie viel diese drei kleinen Worte doch verändert hatten. Ich glaubte kein Stück daran, dass das Zufall war was Bao mir geschrieben hatte. Denn wenn er so eine Botschaft an mich geschickt hatte, ließ sich unser gesamtes Gespräch anders deuten. Ich überlegte immer noch ob seine Tante nicht nur ein Synonym gewesen war, für das was hier passierte, doch woher sollte er wissen wer ich wirklich war?
Die Tür wurde aufgeschlossen und genau wie auch gestern stand Veni davor. "Zeit zum arbeiten.", verkündete er gut gelaunt. Für mich klang das eher nach Arbeitslager, doch ich folgte ihm durch die Gänge. Wieder begann ich die Glastüren zu zählen, hatte Bao nicht gesagt ich könnte mich gut an ihnen orientieren?
Als wir vor dem Büro ankamen hatte ich drei Glastüren gezählt und nahm mir fest vor, das nächste mal für Jede ein Erkennungsmerkmal zu finden, auch wenn das vermutlich schwierig werden würde, da in den Gängen wirklich alles absolut gleich aus zu sehen schien.
Stunden später war ich versunken in eine andere Welt, ich hatte halbwegs vergessen wo ich wirklich war und für den Moment zählte nur der Code, den ich gerade dabei war zu umgehen. Buchstaben liefen über den Bildschirm und dann öffnete sich das Profil, nachdem ich die ganze Zeit gesucht hatte. Die Person die, die E-Mails, die Stegi so zur Weißglut trieben, versendet hatte. Als ich sah, wer das war hielt ich angespannt die Luft an. Claus!
War er Stegi nicht absolut treu? Vor einem Jahr hatte es noch so gewirkt als sei er ihm völlig loyal gegenüber. Trotzdessen, dass er definitiv in noch kriminellere Dinge verwickelt war, als der Freedomsquad hatte er so aufrichtig und festgelegt gewirkt. Oder war das alles nur Fassade? Ich hatte ihn gemocht, eigentlich mochte ich ihn immer noch und war mir nicht sicher, ob das was er im Schilde führt wirklich schlecht war. Immerhin hatte Bao mir geraten Stegi und seine Unternehmungen zu meiden. Ich musste unbedingt mit ihm reden. Nur was wenn er wirklich böse war? Was wenn er mich einfach umbringen würde, damit ich ihn nicht verraten konnte?
Doch das Risiko musste ich eingehen, immerhin war ich nicht völlig wehrlos. Kurzerhand rief das E-Mail Programm auf und tippte:
Claus ich muss unbedingt mit dir sprechen. Ich hab keine Ahnung wo, aber ich bin irgendwo bei Stegi. Es gibt hier so eine Art Mensa, können wir uns da um kurz nach eins treffen?
Maudado
Kaum dass ich diese Nachricht abgeschickt hatte, leuchtete eine Nachricht auf, die verkündete:
Maurice
Ich sehe alles was du tust und ich hoffe für dich, dass du das erklären kannst.
Ich erstarrte in der Bewegung, sekundenlang waren meine Gedanken wie weg gefegt, dann tippte ich in das noch geöffnete E-Mail Feld:
Dann weißt du auch, dass er der Absender der Nachrichten ist. Wenn ich mit ihm rede, haben wir einen besseren Beweis. Außerdem kann ich noch mehr Infos rausfinden.
Er weiß wie er die Kameras umgeht. Du wirst ein Abhörgerät dabei haben, er erwartet von dir nicht, dass du noch für mich arbeitest.
Mein Puls beschleunigte sich noch mehr als zuvor schon und ich tippte mein Einverständnis. Über eine Ausrede, warum es letztendlich vielleicht doch keine Aufzeichnungen geben würde, könnte ich später nachdenken. Eine weitere Frage schlich sich in mein Bewusstsein, warum sollte Claus nicht mehr erwarten, dass ich für Stegi arbeitet? Oder war das die Aufforderung gewesen genau das vor zu spielen?
Etwa dreißig Minuten später kam die Antwort von Claus.
Okay, ich glaube ich weiß wo.
Die Minuten bis dreizehn Uhr verstrichen nur quälend langsam und ich las mir erneut die Emails und Dokumente von Claus durch. Doch er sprach nur vage von irgendwelchen Ereignissen, Tagen und Personen, so dass ich kaum heraus filtern konnte, was wirklich wichtig war. Endlich drehte sich der Schlüssel im Türschloss und Veni trat herein.
Er musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen: "Ich hoffe du weißt was du tust." Ich atmete tief durch bevor ich nickte und ihm versicherte: "Ich kann mehr als nur mit Computern umgehen."
Er reichte mir eine Armbanduhr und erklärte knapp wie ich sie zu benutzen hatte und um welche Informationen es ging. Dann führte er mich zügig zu dem großen Raum. Ich dachte nicht an das was ich mir vorgenommen hatte, ich war viel zu aufgeregt. Mit einem Teller Nudeln ließ er mich alleine und es dauerte nur wenige Minuten bis Claus leise den Raum betrat und sich mir gegenüber setzte.
Er schaute mich ernst an und wollte wissen: "Für welche Seite spielst du Maudado?"
"Kommt drauf an was du mir jetzt erzählst, aber ich werde niemanden verraten der in meinem Augen richtig handelt."
"Dann bin ich mir sehr sicher, dass du auf meiner Seite stehst.", knurrt Claus. Ich schwieg, wartete, dass er zu erzählen begann und nach einer Weile erklärte er tatsächlich:
"Ich weiß das noch nicht lange, Stegi hat mir nie was gesagt. Er wusste, dass ich das nicht okay finden würde. Als ich es rausgefunden habe, habe ich ziemlich schnell angefangen mir Leute zu suchen, die mir helfen dieses Problem aus dem Weg zu räumen. Aber die Meisten haben so viel Respekt, dass sie sich niemals gegen ihn stellen würden und vorerst konnte ich nur innerhalb der Organisation Mitglieder suchen."
Ich fragte mich ob "aus dem Weg räumen" mit umbringen gleich zu setzten war, schwieg aber weiter hin.
"Also, Stegi... naja er testet Mittel. Im Prinzip alles mögliche, ich weiß nicht ob es sich unter dem Begriff Drogen zusammen fassen lässt. Aber nicht bei sich selbst, sondern an so ziemlich allen in seinem Umfeld. Das Schlafmittel mit dem er dich entführt hat, war eines davon. Aber er bekommt alles mögliche. Manche von den Sachen betäuben nur, Andere lassen dich verrückt oder bewegungsunfähig werden. Die Symptome schickt er alle zurück an seinen Auftraggeber und der verbessert das Zeug dann immer weiter. Ist nur eine Frage der Zeit bis was tödliches kommt. Für Stegi sind diese Mittel ziemlich nützlich sobald ihm irgendwer unangenehm wird, aber weil er dafür scheiße viel Geld bekommt, trifft es halt meistens Unschuldige. Außerdem hat der Psychopath wahrscheinlich auch noch Spaß daran."
Ich sagte weiterhin kein Wort, doch im Stillen hatte ich mich längst auf Claus Seite geschlagen. Natürlich hätte das eine Lüge sein können, so absurd wie es klang und ch konnte nicht sagen ob es mich schockierte oder erschreckte. Doch ich wollte ihm vertrauen, es schien als würde dieses Gespräch endlich das erste Fünkchen Licht ins Dunkel bringen. Abgesehen davin, dass ich Stegi soetwas sogar zutrauen würde.
"Ich habe mich schon eine ganze Weile gefragt woher das ganze Geld kam. Er hat das vor allen anderen immer mit seiner Scheinfirma erklärt, aber ich weiß ganz gut was da abgeht und weiß auch, dass da niemals so viel Geld fließt. Ich hab ein bisschen nachgeforscht und irgendwann eine von den Lieferungen in die Finger gekriegt, der Rest hat sich danach schnell ergeben. Dann hat Stegi Wind von dem Verrat gekriegt und dich entführen lassen.", schloss er seinen Bericht.
"Was ist mit Bao?", wollte ich wissen, es beschlich mich das Gefühl, er sei nicht zufällig da gewesen.
"Er, seine Freundin Kiko und John sind die einzigen von denen ich mir sicher bin, dass sie voll und ganz hinter mir, statt hinter Stegi stehen. Die Warnung an dich, kommt allerdings nicht von mir."
Ich nickte und legte dann die Uhr auf den Tisch. "Die hat alles aufgenommen, wenn wir sie zerstören, brauche ich eine gute Ausrede."
Er lachte auf: "Das stimmt wohl, aber ich bin mir sowieso nicht sicher ob Stegi dich am leben lässt, nachdem du die Wahrheit kennst. Tut mir leid, dass das so gelaufen ist aber wir haben alle viel zu verlieren."
13:24_11.November
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro