Der Mann mit den blauen Haaren - Teil 9
"Ich erinne mich nur noch wie nach dem Unfall mehrere Männer kamen, sie haben mich mitgenommen."
pov. Germanletsplay
19:01_ 9. November
Blinzelnd öffnete ich die Augen. Wo bin ich? Was ist passiert?, waren die ersten Gedanken die mir durch den Kopf schossen, doch im nächsten Moment kamen die Erinnerungen und auch die stechenden Kopfschmerzen. Ich verzog das Gesicht und schlang die Arme um die angewinkelten Knie, eine Art Schutzinstinkt um mich möglichst klein zu machen. Ich versuchte keine Gedanken zu, zu lassen, in der Hoffnung einfach wieder in die Welt des Schlafens vor der Realität flüchten zu können.
21:23_ 9.November
Als ich dieses Mal aufwachte, wusste ich sofort wieder was passiert war und selbst die Kopfschmerzen hielten sich in Grenzen. Doch die Frage wo ich war, blieb unbeantwortet. Ich setzte mich auf und stellte fest, dass ich in einem Bett, bezogen mit hellblauer Bettwäsche saß. Das Zimmer war großzügig und eigentlich sogar recht hübsch eingerichtet, nur die große verspiegelte Wand mir Gegenüber störte die eigentlich gemütliche Ausstrahlung des Raumes. An einem der beiden großen Fenster stand eine Person und selbst durch die herrschende Dunkelheit erkannte ich diese blauen Haare.
Taddl schien bemerkt zu haben, dass ich wach war und kam zu mir. Mit den Worten: "Leg dich wieder hin, es ist besser wenn du dich noch etwas ausruhst.", setzte er sich auf das Bett und drückte mich bestimmt zurück in die Kissen.
"Pass auf, du darfst mir genau drei Fragen stellen und ich werde sie dir so ehrlich wie möglich beantworten. Danach musst du fürs Erste ohne weitere Infos klar kommen."
Ich hätte gründlich über meine Fragen nachdenken sollen um möglichst viel zu erfahren doch das erste was ich wissen wollte war: "Was ist mit Paluten und den anderen? Geht es ihnen gut?"
"Es war klar, dass du das wissen wollen würdest. Süß wie du dir Sorgen machst, aber ich kann dir versichern, dass es ihnen einigermaßen gut geht."
"Das ist ja sehr aussagekräftig.", beschwerte ich mich, doch Taddl schien nicht vor zu haben mir mehr zu sagen, also fragte ich weiter: "Warum ist das alles passiert, der Unfall und warum seid ihr gekommen? Was soll das Alles?"
"Schwer zu sagen... wir haben halt unsere Anweisungen, aber soweit ich weiß braucht Stegi Maudado für irgendwas. Was dich angeht, du bist nur hier weil du wach warst, irgendwer sollte dich vom Geschehen fern halten.", er machte eine kurze Pause und rutschte ein Stück näher zu mir.
"Vielleicht ist das auch besser, wenn du nicht dabei bist. Einige Leute sind vielleicht nicht die, für die du sie hällst."
"Was meinst du damit?", wollte ich misstrauisch wissen.
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort: "Ach Manu..., du hast genaugenommen schon drei Fragen gestellt. Auf diese hier darf ich eigentlich nicht antworten, aber ich weiß nicht ob du deinem geliebten Patrik wirklich vertrauen kannst."
Mit diesen zwei Sätzen wirbelte er tausend neue Fragen in meinem Inneren auf. Hatte er recht damit? Wenn ja, was hatte Palle getan? Wir hatte doch schon drei Jahre zusammen gelebt, was sollte da passiert sein? Oder war da etwas, dass er mir schon viel länger verschwieg?
"Ich bin froh, dass du jetzt bei mir bist Manu.", erklärte Taddl überraschend sanft und vorsichtig strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. Er wirkte in diesem Moment so vorsichtig, irgendwie so schüchtern wie er es sonst eigentlich überhaupt nicht war.
"Willst du etwas essen?", wollte er von mir wissen und ich nickte nur.
Er stand auf und ging zur Tür "Komm!", rief er mir zu und ich kletterte aus dem Bett um ihm zu folgen. Unser Weg führte durch einen kurzen Flur und dann in ein Esszimmer, allgemein wirkte das Ganze wie eine gewöhnlich Wohnung. Auf dem hellen Holztisch stand ein Teller, Besteck und ein Glas, sowie ein Topf mit Suppe.
"Ich fürchte die Suppe ist nicht mehr ganz warm, aber sie sollte trotzdem schmecken.", erklärte Taddl, während er etwas von der Nudelsuppe auf den Teller schöpfte. Vorsichtig ließ ich mich auf einem der dunklen Lederstühle nieder. Obwohl ich generell nicht viel aß, hatte ich wirklich Hunger. Nach meinem Tag, eigentlich kein Wunder.
Ich hatte meine Suppe auf gegessen und auch wenn es wirklich nicht schlecht schmeckte, hatte ich eine zweite Portion abgelehnt. Eine unbehaglich Stille breitete sich aus, bis der Blauhaarige irgendwann aufstand: "Ich hab noch etwas zu erledigen. Du findest alleine in dein Zimmer? Direkt daneben ist auch ein Bad, Handtücher sind im Spiegelschrank."
Taddl war direkt danach verschwunden und nun stand ich mit zwei Handtüchern in der Hand im Badezimmer. Ich stieg unter die großzügige Dusche und ließ das angenehm warme Wasser über mich laufen. Ich hatte gehofft, die ganzen Gedanken und Sorgen für den Moment hinter mir lassen zu können, doch es war unmöglich. Ich wusste nicht ob ich Taddl trauen konnte, wenn er sagte Palle und den anderen Beiden würde es gut gehen. Aber selbst wenn ich wusste, dass es meinen Freunden gut ging, sehnte ich mich danach, von Patrik in den Arm genommen zu werden. Danach ihn zu küssen und von ihm zu hören, alles würde gut werden.
Statt dessen war ich hier, bei Taddl. Nicht nur, dass ich keine Ahnung hatte, was ich hier sollte oder ob ich hier wegkommen würde, sondern auch die Erinnerung an damals, machte es nicht weniger schwierig ihn wieder zu sehen.
Damals... ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, bis heute. Ich war damals gegangen weil alles danach aussah als würde Taddl den Drogen die er verkaufte komplett verfallen. Außerdem war da noch dieser eine Abend... Vielleicht hätte ich ihn davor beschützen müssen, vielleicht hätte ich bleiben sollen, aber ihn vor den Konsequenzen zu waren, hatte ich da schon fast drei Jahre erfolglos versucht. Es sei doch nichts dabei wenn ich nur diese eine Mal mit machen würde. Das hatte er immer gesagt, doch mir war klar, dass dieses eine Mal für ihn immer häufiger wurde und werden würde. Stegi hätte ihm helfen müssen, der kannte sich nicht nur besser aus sondern hatte sich doch selbst unter Kontrolle. Eine Eigenschaft für die ich ihn zutiefst bewunderte.
Zu gehen hatte mir unglaublich weh getan, immerhin hatte ich ihn geliebt. Auch wenn ich mir schließlich darüber hatte klar werden müssen, dass diese Gefühle längst nicht mehr die, von vor einem Jahr noch waren. Es war schwach, wie ich ihn einfach im Stich gelassen hatte, doch ich hatte keinen andern Ausweg gesehen. Nicht nach dem was passiert war.
Ich hatte mit der Vergangenheit abgeschlossen und auch wenn ich nicht stolz auf mich war, konnte ich damit umgehen. Doch Taddl auf einmal so zu begegnen überforderte mich auf irgendeine Weise. Er schien nicht mehr drogenabhängig, soweit ich das beurteilen konnte. Meiner Meinung nach eine beachtliche Leistung nach dem was ich erlebt hatte.
Irgendwann stellte ich das Wasser ab und eine unerwartet Kälte schlug mir entgegen als ich aus der Dusche trat. Doch auf seltsame Art hatte sie etwas ernüchterndes, ich wollte hier weg. Ich wollte zurück zu Maudado, Zombey und vor allem zu meiner Palette, ständig in Erinnerungen fest zu hängen würde mich da auch nicht weiter bringen, außerdem war es in diesem Moment viel zu gefährlich.
23:16_ 9.November
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