Überraschungen.
Wir hatten es endlich geschafft. Die alte Wohnung sollte heute übergeben werden, im Haus stand soweit alles an seinem Platz. Natürlich herrschte hier und da noch Chaos, aber das gehörte ja auch irgendwie dazu. Immerhin hatten wir allen die Schnauze voll vom Aus- und Umräumen, dass wir es einfach erstmal so beließen.
Während Chan und Minho die Übergabe der Wohnung durchstanden, hatten Felix und ich zuhause gewartet und ein riesiges Paket angenommen. Der Postbote musste sich gefühlt haben, als hätte er zwei Teenagern ein Paket mit ihrem Crush darin übergeben, so aufgeregt sind wir beim Annehmen auf und ab gehüpft. Wenn der gewusst hätte, was darin war.
Gemeinsam schleppten wir das rappelnde Paket nach oben. Gar nicht so leicht, denn es war gefühlt dreimal so groß, wie wir. "Oh, ich kann es kaum erwarten!", trällerte Felix und stieß hier und da mal mit dem riesen Karton gegen die Treppe. Schon lustig, wenn man bedachte, dass er davon sprach, in einen Käfig gesperrt zu werden.
"Kriegt man da nicht Beklemmungen?", fragte ich außer Atem, als wir endlich im Spielbereich des Schlafzimmers angekommen waren. Mit einem lauten Rumsen fiel der Karton um. "Upsi..", flüsterte Felix und sah entschuldigend das große Paket an. "Also?", fragte ich weiter nach seiner Antwort. "Ich kann mir vorstellen, dass manche Leute Beklemmungen kriegen, ja. Ich selbst mag es total, in einem Käfig zu sein. Hätten Chan und ich damals mehr Platz gehabt, hätten wir uns bestimmt auch einen geholt!", erklärte er mir, dass nun quasi einer seiner Träume wahr geworden ist.
"Ich weiß nicht so genau, ob ich das mag.", gestand ich ihm und er legte den Kopf schief: "Wie sollst du das auch wissen, wenn du es noch nie probiert hast? Vielleicht setzt du dich da erst ein paar mal so rein und schaust, was es mit dir macht!". Ich nickte sehr angetan. Ja, man musste nicht immer direkt übertreiben. Am besten nie. Wer ausprobieren möchte, geschlagen zu werden, der drückt seinem Partner ja auch nicht gleich einen Baseballschläger in die Hand.
Wir hatten uns aufs Sofa gesetzt und ein paar Kekse verdrückt, während wir auf die beiden anderen warteten. Wir hätten auch den Käfig aufbauen können, aber Felix und ich waren handwerklich in etwa so geschickt, wie ein paar Schimpansen. Wir konnten Werkzeug zwar halten, brachten damit aber nicht wirklich was Gescheites zustande. Und der Käfig war einfach zu teuer, um ihn zu verschrotten. Ich schmiss uns noch eine weiche Fleecedecke über die Beine und kuschelte mich dicht an den Sonnenschein neben mir.
"Machen wir Abendbrot?", fragte Felix plötzlich aus dem Nichts heraus. Ungläubig sah ich zu ihm rüber. "Lix, ich kann ungefähr so gut kochen, wie ein Vorschulkind. Ich kriege es geradeso hin, etwas umzurühren, ohne zu kleckern!", erinnerte ich ihn an meine Unfähigkeit. "Ach, was soll schon schiefgehen?", meinte der Blonde optimistisch.
Enttäuscht sahen wir die Schüssel mit den zu lang gekochten Nudeln an. "Die sind ziemlich matschig..", meinte ich und warf Felix einen entschuldigenden Blick zu. "Aber die Sauce ist nicht schlecht geworden!", versuchte er mich aufzubauen. "Wir sind zuhause!", rief es von nebenan. "Was riecht hier so verbrannt?!", schaute Minho besorgt um die Ecke. Sein Blick wurde immer fragender, je länger er mich vor dem Herd betrachtete.
"Wir.. haben Essen gekocht.", entgegnete ich ihm und umklammerte den Kochlöffel. Er kam langsam auf uns zu uns schielte in den blubbernden Topf. "Chan, wir decken den Tisch!", rief er nach hinten. "Bin gleich da!", hallte es zurück. Felix schmeckte die Sauce noch schnell mit Salz, Pfeffer und Zucker ab und sah mich freudig an. Hoffentlich würde keiner von uns eine Lebensmittelvergiftung bekommen.
"Wenn man genug Sauce nimmt, ist es bestimmt nur halb so schlimm!", wehrte ich direkt ab, obwohl sich keiner beschwert hatte. "Danke, dass ihr gekocht habt! Damit habt ihr uns sehr geholfen.", sagte Minho und fischte einige Nudeln mit seinen Essstäbchen aus der Schale. Ich nahm mutig den ersten Bissen und stellte fest, dass es wirklich nicht so schlimm war, wie ich befürchtet hatte. Die Nudeln brauchte man nicht mal kauen, bevor man sie herunterschluckte!
"Mit der Wohnung hat alles geklappt?", fragte Felix und Chan nickte: "Ja, wir brauchen nichts mehr machen. Die Schlüssel sind abgegeben und es ist somit alles erledigt.". "Und was ist hier so passiert?", fragte Minho, während er weiterhin auf seine Schale konzentriert war. Ich sah den Blonden mit den Sommersprossen an und sofort mussten wir beide grinsen. "Ach.. Ist nur ein Paket angekommen.", schmunzelte ich vor mich hin. Minhos und Chans Esstäbchen schlugen in Sekundenbruchteilen auf dem Tisch auf. Synchron - und deshalb auch doppelt so laut - schoben sie ihre Stühle nach hinten, schlugen die Hände auf den Tisch und schrien uns quasi an: "Das sagt ihr erst jetzt?!" - "Erstmal essen wir!".
Noch nie waren wir so schnell mit dem Essen fertig, wie heute. Mit vollen Mägen stürmten wir die Treppe hoch. "Oh, ich bin echt gespannt, ob er so ist, wie auf den Bildern!", meinte Chan und seine Stimme wurde beim Reden immer höher. "Habt ihr ihn schon aufgestellt?!", fragte Minho ungeduldig und ich entgegnete ihm mit einem zynischen Blick: "Du hast gesehen, was mit den Nudeln passiert ist. Hätten wir das gemacht, wäre das Ding im Arsch. Das hättet ihr nicht gewollt, oder?" - "Stimmt, da gehören andere Sachen rein!".
Die beiden Dominanten rissen den Karton des Pakets auseinander und ihre Augen begannen mehr und mehr zu leuchten. Minhos Finger fuhren über das kalte, dunkle Metall. "Er ist so.. wunderschön!", sagte er theatralisch. Gemeinsam holten sie Teil für Teil aus dem Karton. Chan sprang auf und schnappte sich einige Schraubendreher, die noch immer im Schlafzimmer herumflogen. In Nullkommanichts stand der Käfig aufgebaut in der Mitte des Spielbereichs und fesselte unsere Augen an sich. "Er ist perfekt.", flüsterte Felix und zog sachte die Tür auf. Ich hielt noch etwas Abstand und beäugte das Ganze aus etwas Entfernung. "Los! Sperrt mich ein!", rief der Blonde ganz aus dem Häuschen und schlang sich durch die Öffnung.
Chan schloss leise die Tür und schob den Riegel zur Seite. "Und?", fragte ich Felix, der sich mit einem breiten Lächeln in die Mitte des Käfigs gesetzt hatte. Er sah zu mir auf und brauchte nichts zu sagen. Man sah ihm seine Begeisterung wirklich an! "Willst du auch rein? Ich kann noch rutschen.", bot Felix mir an und deutete mit seinem Finger nach hinten. "Ja, also.. warum nicht?", sagte ich leise und spürte, wie die Nervosität in mir anstieg.
Felix rutschte mit dem Rücken an die Gitterstäbe hinter sich und klopfte leise auf den freien Platz zwischen seinen Beinen. Chan schob den Riegel wieder zur Seite und stieß die Tür auf. Ich kniete mich hin und krabbelte durch die Öffnung zu Felix. Der strahlte noch immer übers ganze Gesicht. Ich setzte mich vor ihn, zog meine Beine an meinen Körper heran und schon schloss sie die kleine Tür. Ich versuchte tief auszuatmen, erschrak mich aber, als Felix' Hände sich an meine Taille legten. "Geht es?", fragte er leise und ich nickte. Ich sah mich schüchtern um. Tja, viel zu sehen gab es nicht. Aber als mein Blick nach oben wanderte und ich Minho und Chan quasi über mich sah, kribbelte mein Bauch und zog sich leicht zusammen.
Provokant setzte ich meinen unschuldigsten Blick auf und sagte: "Wir haben nichts getan! Wir waren ganz artig.". Während Minho mir zuzwinkerte, klatschte Chan aufgeregt in die Hände. "Also gefällt es dir?", schrie Felix mir von hinten ins Ohr, sodass ich schützend meine Hand darauflegte. "Autsch! Ja, ist schon ziemlich cool, muss ich sagen!", gab ich den anderen preis. "Gut, dann können wir ja gehen. Viel Spaß!", sagte Minho und zog Chan hinter sich her. "Hey!", hielt ich die beiden auf.
Fürs Erste reichte mir diese Erfahrung. Nichts überstürzen! Wir schoben den Käfig noch in die Ecke des Zimmers und gingen dann nach unten, wo wir uns alle auf dem Sofa zusammenkuschelten. Während der Älteste mir halbwegs die Füße massierte, richtete sich Minho auf. "Ich habe für dich ein Gespräch organisiert.", meinte er und löste ein nicht unerhebliches Herzrasen in meiner Brust aus. "Ein Gespräch?", schluckte ich einmal trocken. "Jap. Morgen Vormittag."
"Was soll das für ein Gespräch sein?"
"Hm.. Kann man es Vorstellungsgespräch nennen, Chan?"
"Ich würde sagen ja!"
"Ein Vorstellungsgespräch?! Wo? Wieso? Und wieso morgen? Warum sagst du mir das so kurzfristig?!"
"Du brauchst nicht aufgeregt sein. Du kennst ihn."
"Nicht aufgeregt sein?! Jemandem zu sagen, dass er nicht aufgeregt sein muss, ist so, als würdest du jemandem sagen 'Reg dich nicht auf!'. Das macht es nicht besser! Natürlich bin ich aufgeregt!"
"Kitten, vertraust du mir?"
"Ja, aber-"
"Gut. Morgen um 11 Uhr."
Wie konnte er mir das antun? Er wusste doch genau, wie nervös ich durch so etwas wurde! Ich verstand ja, dass ich nicht ewig mit dem Arsch zuhause bleiben konnte, aber er hätte mir das eher und schonender beibringen können! Fuck! Ich war seelisch überhaupt nicht dazu bereit, mich bei irgendwem für einen Job zu bewerben. Ich kannte ihn? Aber wen denn?! Wen kannte ich, der einen Job zu vergeben hatte?! Was für ein Job sollte das denn bitte sein? Ich hatte doch überhaupt keinen Plan von irgendwas! Völlig verunsichert ließ ich mich in die Kissen sinken und wollte am liebsten heulen. Ich hoffte einfach mal darauf, dass das nur ein blöder Scherz war. ___________________________________________________________________________
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