"Planung."
"Ji? Ich habe verschiedene Einladungskarten bestellt. Kommst du mal gucken?", rief mein Verlobter und unterbrach mich somit dabei, die Fliesen in der Küche mit einem Lappen zu putzen. Nachdem ich mehrere kleine Flecken übersehen hatte, klaute er mir den Mopp und sagte, dass ich wohl mit dem Gesicht näher am Boden sein müsse, damit ich nichts übersah. Genervt schmiss ich den Lappen in den Eimer und ging ins Wohnzimmer. Minho riss das kleine Päckchen auf und zog den Inhalt heraus. "Schlampig verpackt. Das dürfte es bei mir ja nicht geben.", regte er sich sinnlos auf und ich schlug ihm vor, dass er ja eine Beschwerde einreichen könne. Nachdem er endlich fertig damit war, sich mit den belanglosen Kleinigkeiten zu beschäftigen, schaffte er es dann doch endlich, die Einladungskarten gänzlich auszupacken. Ordentlich legte er sie nebeneinander auf den Tisch und wir ließen unsere Blicke darüber schweifen. Ich zeigte auf zwei Karten und sagte: "Also die gefallen mir gar nicht.", und sofort legte Minho sie beiseite. Blieben noch Zwei zur Auswahl. Die erste Karte war aus schlichtem, weißen Papier und in der Mitte war ein schwarzer Kreis aus floralen Mustern, in dem "Wir sagen JA!" und unsere Namen standen. Ich fand sie ganz nett, aber irgendwie auch etwas langweilig. Die zweite Karte war weiß, das obere Drittel war mit einem Stück Spitze überzogen und ein schmales Satinband mit einer kleinen Schleife schloss den unteren Rand davon ab. Darunter, in der Mitte der Karte, stand groß "Hochzeit", dann das Datum und schließlich in Kaligraphie geschrieben unsere Namen. "Die finde ich am besten.", sagte ich schüchtern und Minho stimmte mir zu: "Das ist auch mein Favorit. Elegant, aber nicht 'too much'!". Ich setzte mich auf seinen Schoß und ließ noch einmal prüfend meinen Blick über die Karte wandern. Ja, sie gefiel mir sehr. Plötzlich kribbelte es in meinem Bauch, bei dem Gedanken, dass ich Minho bald heiraten würde. Im Prinzip würde sich ja nichts für uns ändern, aber trotzdem machte der Gedanke mich so überglücklich.
"Dann hätten wir schonmal Datum, Karten und Location geklärt. Fehlt ja nur noch die endgültige Gästeliste, das Buffet, die Torte, unsere Trauzeugen, Musik, unsere Anzüge, wer in der Hochzeitsnacht unten liegt..", zählte Minho auf und ich lachte über den letzten Punkt: "Als würdest du es zulassen, dass ich oben bin!". Er mochte es nicht, wenn ich oben war. Er wollte mich unter sich, weil ich ja auch unter ihm stand. Ich konnte gut damit leben. Vermutlich wäre ich sowieso nicht in der Lage, mich zu bewegen, wenn ich beim Sex oben bin, denn Minho sorgte immer dafür, dass mein Hirn nicht mehr sonderlich gut funktionierte. Zurück zum Thema: Die Hochzeitsplanung. Minho hatte einen Saal rausgesucht und schon mal gebucht. Wir wollten ihn aber vor der endgültigen Zusage noch einmal besuchen. Es gab eine besonders wichtige Person für unsere Hochzeit und das war meine Arbeitskollegin - und einzige Freundin - Ahri. Ahri konnte backen, Ahri konnte einen Anzug schneidern und Ahri war der einzige Mensch, mit dem ich mich unterhalten konnte, ohne eine Panikattacke zu erleiden. Abgesehen von Minho, versteht sich. Am liebsten hätte ich sie schon darum gebeten, all die Sachen zu übernehmen, aber ich wusste nicht, was mein Verlobter davon hielt. "Lädst du deine Mitarbeiter zur Hochzeit ein?", fragte ich Minho, der daraufhin nur den Kopf schüttelte und sagte: "Hatte ich eigentlich nicht vor. Wieso?". Vorerst antwortete ich ihm nicht. Ich wollte Ahri einladen. Aber Ahri war eine Mitarbeiterin. "Hallo? Jisung?", rüttelte Minho mich wach und ich flüsterte: "Aber Ahri ist meine einzige Freundin..". Mein Verlobter rückte näher an mich heran und sagte: "Du kannst einladen, wen du willst, mein Schatz. Natürlich kommt Ahri zu unserer Hochzeit.". Ich strahlte übers ganze Gesicht und fiel Minho um den Hals. Endlich konnte ich sie darauf ansprechen!
7:00 Uhr morgens war echt nicht meine Zeit. Minho wollte heute früher im Büro sein, weil er.. Keine Ahnung. Er hatte mich um 5:00 Uhr geweckt und ich habe einfach nicht zuhören können, weil ich noch so verdammt müde war. Schweigend saß ich auf dem Beifahrersitz und schmiegte mein Gesicht an den hohen Kragen meiner Jacke. Frühling war schön, aber es war eben noch nicht unbedingt warm. Wenn man dann noch so müde ist, wie ich in diesem Moment, dann kommt einem alles noch kälter vor. Auf der Fahrt wurde ich immer müder, weil es im Auto irgendwann schön warm wurde und das monotone Schaukeln mich an eine Wiege erinnerte. Ich war allerdings für ein paar Minuten hellwach, nachdem Minho eine Vollbremsung hinlegte, um nicht die Katze anzufahren, die hinter einem parkenden Auto über die Straße schoss. Nachdem ich ein paar mal in Sekundenschlaf fiel, fuhren wir endlich auf den kleinen Parkplatz des Büros. Ich kuschelte mich noch tiefer in meinen Kragen, während Minho genervt den Schlüssel suchte. "Was wollen wir nochmal so früh hier?", fragte ich und verriet ihm somit, dass ich nicht richtig zugehört hatte. "Ich habe um 8:00 Uhr ein Gespräch und will noch ein paar Sachen vorbereiten.", klärte Minho mich erneut auf. Stimmt, er hatte irgendwas davon erzählt. Endlich betraten wir das Büro und ich ging schnurstracks in die Küche, um eine riesige Kanne Kaffee zu kochen.
Um halb 8 kam endlich Ahri ins Büro, der ich freudestrahlend um den Hals fiel. "Ahri, es war so langweilig ohne dich!", schrie ich ihr förmlich ins Ohr, was sie herzlich lachen ließ. "Was habe ich verpasst, Jiji?", wollte sie wissen. Sie war einige Tage krank und für mich war es somit mehr als nur langweilig auf der Arbeit. Nachdem ich ihr alles über den aktuellsten Klatsch und Tratsch berichten hatte und wir uns im Arbeitsraum an den großen unaufgeräumten Tisch setzten, erwähnte ich noch das Gespräch, das Minho gleich haben würde. "Ach ja, das Fotoshooting. Machst du da auch mit?", antwortete sie und ich sah sie fragend an. "Man, erzählt der dir denn gar nichts?! Wir wollen die Homepage erweitern und deshalb will dein komischer Verlobter ein Shooting mit einigen Sachen von uns machen. Ein paar Mitarbeiter stehen Modell.", erklärte mir meine elfenartige Kollegin und ich grübelte. Das hörte sich unglaublich interessant an und ich wollte unbedingt dabei zusehen. Genau in diesem Moment kam Minho in den Arbeitsraum und sah sich suchend um. "Es hängt hinten auf dem Bügel.", sagte Ahri, die anscheinend genau wusste, dass Minho eines der neuesten Kleider suchte. Er sah mich an und bat mich darum, das Kleid auf eine Schneiderpuppe zu ziehen und in sein Büro zu bringen, dann war er auch schon wieder weg. "Ich bin so neugierig, was in dem Gespräch ausgemacht wird..", murmelte meine beste Freundin vor sich her und ich sagte lachend: "Ich kann mich ja mit reinsetzen und dir später alles erzählen.". Ich wollte eigentlich nur einen Spaß machen, Ahri war aber so überzeugt von meiner Idee, dass sie nicht mehr davon abließ. Ewigkeiten diskutierten wir zwei, bis sie irgendwann nach Minho rief. Als der genervt den Kopf durch die Tür steckte, sagte Ahri einfach: "Dein Sklave will am Gespräch teilnehmen!". "Er ist zwar nicht mein Sklave, aber er kann sehr gern dabei sein.", schwupps, weg war er. Na toll. Danke für nichts, Ahri. Ich warf ihr einen entgeisterten Blick zu, der sie nur mit den Schultern zucken ließ.
Ja, so saß ich da nun angespannt auf dem Stuhl neben Minho und wippte nervös mit den Beinen. Ich hatte noch schnell Tassen, Gläser und Getränke ordentlich auf den Tisch gestellt und zwei Stühle in den Büroraum geholt - Gleich würde es losgehen. "Bei dem Gespräch geht es darum, zu überlegen, wie und wo wir das Shooting machen.", erklärte mein Verlobter und nahm mir somit schon mal etwas Anspannung. Er wusste, dass es für mich schwierig war, wenn ich nicht genau wusste, was auf mich zukam. Er war so aufmerksam und ich liebte ihn dafür. Wer einen Minho hatte, der brauchte keinen Therapeuten mehr! Im nächsten Moment klopfte es an der Bürotür und Minho bat die Person dahinter hinein. Eine seiner Angestellten stand in der Tür und sagte freundlich wie immer: "Ihr 8:00 Uhr-Termin ist hier.". Minho und ich standen von unseren Stühlen auf und verbeugten uns, was erwidert wurde. "Bitte, setzen Sie sich. Ich bin Lee Minho, das ist mein Verlobter, Han Jisung.", sagte Minho und ich reihte noch das typische "Es freut mich, Sie kennenzulernen" hinten an. Die beiden Frauen nahmen Platz. Während die eine schon drauf los redete und betonte, wie sehr ihr doch das Büro gefiel, wirkte die andere sehr schüchtern und ich konnte mir denken, dass ich nun nicht mehr der Einzige im Raum war, der die Situation irgendwie beängstigend fand. Sie brachte keinen Ton heraus und ihre Finger nestelten nervös an ihrem Rock herum. Etwas davon angesteckt, senkte nun auch ich meinen Blick und begann wieder, mit meinem Bein zu wippen. Als Minho das bemerkte, ließ er sanft seine Hand auf meinen Oberschenkel sinken und strich mit seinem Daumen ein paar mal darüber, was mich augenblicklich ruhiger werden ließ. Während Minho und die Frau schon diskutierten, wurden wir anderen auf unseren Stühlen immer kleiner. "Und Sie?", wurde ich plötzlich angesprochen und ich musste mir schnell etwas einfallen lassen, dass man nicht bemerkte, dass ich so sehr geträumt hatte, dass ich nicht wusste, um was genau es ging. "M-Hm!", schien mir eine gute Antwort zu sein. Es war bestätigend aber nicht wirklich aussagekräftig, deshalb erhoffte ich mir, dass die Frau mir gegenüber weiter nachbohren würde und ich den Kontext erahnen könnte. Als Minho mich jedoch mit großen Augen von der Seite aus ansah, wurde mir irgendwie mulmig. "Sehr schön! Ich hatte schon gehofft, dass Sie sich als Modell anbieten. Sie haben ein wunderschönes Gesicht, wenn ich das so sagen darf.", sagte sie und mir wurde bewusst, dass ich nun echt in der Klemme saß. ___________________________________________________________________________
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