"Das Shooting." - Part 2
Der zweite Teil des Shootings stand an. Ich drückte mich fest gegen die Tür des Büros, in dem ich mich kurz umziehen wollte, von der anderen Seite drückte Minho dagegen. Er hatte nicht nur mehr Kraft, er hatte auch definitiv mehr Willensstärke als ich. Nach einigem hin und her musste ich nachgeben, um nicht noch zu spät dran zu sein. "Du bist unmöglich!", sagte ich, nachdem er die Tür hinter sich schloss. "Nur, weil ich dich beim Umziehen beobachten will?", fragte er ganz unschuldig und ich nickte ihm genervt zu. Mit einem leichten Schulterzucken lief er zu einem der Ledersessel, drehte ihn und ließ sich hineinfallen. "Ich bin bereit.", flüsterte er mir zu und ich wurde hochrot. Gekonnt überspielte ich meine Verlegenheit und zog mich langsam aus. Als ich nur noch meine Boxershorts anhatte, stand Minho auf und kam zu mir. Er stellte sich hinter mich, küsste sanft meinen Hals und strich mit seinen Händen meine Seiten auf und ab. Seine Berührungen lösten auch nach so viel Zeit einiges in mir aus. Sie waren Bestätigung, Zuneigung und leider turnten sie mich auch fast immer etwas an. Nicht alle Berührungen. Aber manchmal, besonders, wenn er hinter mir stand, meldete sich mein Kopfkino. "Minho, bitte. Ich möchte mich umziehen.", nörgelte ich, obwohl ich eigentlich gerade viel lieber etwas anderes tun wollte. "Kitten, ich fasse dich dann an, wenn ich es will. Verstanden?", sagte er leise und ließ seine Finger ein kleines Stück unter den Saum meiner Boxershorts gleiten. Seine Worte ließen die Situation viel aufregender werden, als mir lieb war. Ich konnte aber gleich schlecht mit einer riesigen Beule in meiner Hose zum Shooting laufen. Reiß dich zusammen, Ji. Denk an dreckige Wäsche oder sowas! Minhos Hand strich meine Leiste entlang. Dreckige Wäsche... Sie rutschte etwas weiter nach unten. Dreckige Wäsche... Er strich fest von meiner Leiste weiter Richtung Mitte und biss mir behutsam in den Hals. "DRECKIGE WÄSCHE!!", sagte ich laut, als er kurz davor war, mich richtig anzufassen und brachte ihn damit vollkommen aus dem Konzept. "Was?", fragte er verwirrt und hielt endlich in seinen Bewegungen inne. "Ich versuche, mich abzulenken. Ich kann da gleich nicht mit einem Ständer rüberrennen.", erklärte ich mit heißem Kopf. Minho lachte, zog seine Hand zurück und ließ von mir ab.
Er ließ es sich nicht nehmen, mich bis zum Ende zu beobachten, aber ich fand mich einfach damit ab und beeilte mich. Hinter einander gingen wir durch die Tür und Ahri begrüßte mich mit einem dreckigen Lächeln und den Worten: "Ihr wart aber lange weg.". "Glaub mir, Ahri. Hätte ich ihn gevögelt, dann hätte das wesentlich länger gedauert!", versicherte Minho ihr und erneut lief ich rot an. Alice schaute etwas verstört in sein Gesicht und ich überlegte, ob ich sie irgendwie beruhigen konnte. Aber was sollte ich da schon großartig sagen? Erstens hatte mein Verlobter absolut recht mit dem, was er sagte und zweitens würde sie wohl öfter solche Dinge hören, wenn wir befreundet waren. "Tut mir leid Alice. Minho hat keinen Filter zwischen seinem Hirn und seinem Mund. Es kommt alles aus ihm raus, was er denkt.", erklärte ich ihr wenigstens kurz und sie nickte monoton vor sich hin. Ein Blick in die Mitte des Raums verriet mir, dass das Shooting schon begonnen hatte, also eilte ich rüber und richtete ein letzes mal den Kragen meines Anzugs. Ich stellte mich etwas abseits und sah mir an, wie die anderen sich aufstellten und posierten. Die Fotografin entdeckte mich und lächelte mir zu. "Da sind Sie ja! Sie können direkt mit dazu.", forderte sie mich auf und sofort stellte ich mich neben all die gutaussehenden Männer. Verdammt, die sahen um Längen besser und professioneller aus, als ich. Ich erinnerte mich daran, was ich bei den Fotos davor gemacht hatte und konzentrierte mich nur auf mich. Ein Foto nach dem anderen wurde geschossen und die Fotografin schien sehr zufrieden. Dann plötzlich hallte es neben mir: "Jisung, kannst du dir bitte mehr Mühe mit deinem Gesichtsausdruck geben?". Verunsichert schaute ich nach rechts und erkannte, wer mir das gerade gesagt hatte. Star. Den hatte ich ja vollkommen verdrängt.
Ich gab mir wirklich Mühe, nicht allzu verkrampft rüberzukommen, aber seine Worte von eben hatten mich wirklich rausgebracht. War genau das sein Plan? Wollte dieser Spinner wirklich damit erreichen, dass ich aufgebe? Das kann er sowas von vergessen! Da war sie wieder, meine Wut auf ihn und genau wie vorhin, nutzte ich sie, um besonders gut zu sein. All meine Wut spornte mich zu mehr an und ich ging in Selbstsicherheit auf. Es wurden noch ein paar Fotos gemacht, dann sagte die Fotografin eine kurze Pause an, in der wir uns umziehen sollten. Ich lief schnell zu ihr rüber und bat sie, einen kurzen Blick auf die bisherigen Ergebnisse werfen zu dürfen. An ihrem Laptop zeigte sie mir mehrere Bilder und ich gestand ihr: "Es tut mir leid, dass ich nicht so gut bin, wie die anderen. Ich habe sowas noch nie gemacht.". "Wie kommen Sie darauf, dass Sie nicht so gut sind?! Sie machen das großartig. Lassen Sie sich nicht davon einschüchtern, dass die anderen mehr Erfahrung haben. Alle haben mal klein angefangen.", sprach sie mir Mut zu und ich war wirklich erleichtert. Ein weiteres Bild erschien auf dem Display und sie zeigte auf mich: "Was haben Sie auszusetzen? Sieht doch super aus!". Ich wollte nicht eingebildet sein, aber ich gab ihr recht. Die Bilder waren wirklich gut und ich wesentlich beruhigter.
Nachdem wir alle nochmals umgezogen waren, ging es weiter. Die Fotografin rief uns alle zu sich und erklärte: "So! Wir machen jetzt noch ein paar Bilder, wo sie zu zweit sind. Auf diesem Zettel steht, wer mit wem zusammen fotografiert wird. Ich stelle schnell alles um und dann machen wir der Reihe nach die Bilder.". Ein kurzer Blick auf den Zettel und ich erinnerte mich daran, wer mein Partner war. Der Name war nachträglich mit tausend Sternchen verziert worden. Super. Schon wieder hatte ich diesen Idioten an der Backe. Bleib professionell, Jisung. Es ist ein Job, danach bist du ihn los. Innerlich verdrehte ich die Augen, riss mich aber zusammen und stellte mich neben ihn. "Wir beide also..", sagte ich, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ich bekam keine Antwort. War mir aber eigentlich auch ganz recht, denn aus seinem Mund kam bisher nie etwas sonderlich Gescheites. Hinter mir hatte sich mein persönlicher Fanclub gebildet: Ahri, Alice und Minho hatten sich mit Stühlen an den Rand des Sets gesetzt. Die drei waren echt süß. Während Ahri und Alice ganz überdreht jubelten und klatschten, saß Minho etwas beschämt daneben, warf mir aber irgendwann sein "Ich bin stolz auf dich!"-Lächeln zu, was mein Herz aufgehen ließ. Star und ich wurden aufgerufen und als ich mich in Bewegung setzte, sagte er plötzlich: "Ich werde dich fertig machen.". Schockiert blieb ich stehen und musste seine Worte kurz verarbeiten.
Wir stellten uns nebeneinander und die Fotografin hob die Kamera. Sofort wurde ich von Star in den Hintergrund gerückt, denn er stellte sich ein gutes Stück vor mich. Dieser Arsch! Ich hatte nun zwei Möglichkeiten: Entweder blieb ich ruhig und hoffte darauf, dass irgendwer anderes ihn darauf ansprechen würde oder ich machte direkt einen riesen Terz. Vorerst wollte ich ruhig bleiben. Ich machte einfach so weiter, wie bisher und dachte mir, dass ich dann eben im Hintergrund glänze. Während Star in erster Reihe wild posierte, trat er mir auf den Fuß und hinterließ einen schönen Abdruck auf dem glänzenden Leder. "Entschuldigung, könnten wir kurz unterbrechen? Mein Schuh ist schmutzig geworden.", rief ich der Fotografin zu, die jemanden mit feuchten Tüchern ans Set rief. Ich hockte mich hin und begann damit, die Spuren dieses Trottels wegzuwischen, da sagte er allen ernstes: "Pass beim nächsten mal auf, dass du deinen Fuß nicht unter meinen stellst. Du hältst hier alles auf!". Nein, Jisung, du darfst ihn nicht hauen. So gern du ihm auch eine verpassen würdest, du musst ruhig bleiben. Ich bedankte mich bei dem Mann, der mir das Feuchttuch gebracht hatte und signalisierte der Fotografin, dass es weitergehen konnte. Sofort wurde ich von Star wieder in die zweite Reihe verbannt. Minho sah vom Rand aus schon sehr genervt zu uns rüber und ich war mir sicher, dass es nicht mehr viel benötigte, bis er vor Wut platzen würde. Ich warf ihm einen Blick zu, der ihm klarmachte, dass für mich alles in Ordnung war und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder etwas. Zum Glück wusste ich prinzipiell, wie ich ihn runterbringen konnte - zumindest, wenn es nicht um Sex ging.
"Ich würde nun gern nochmal Jisung im Vordergrund haben!", rief uns die Fotografin zu und startete damit ein riesiges Drama. Star antwortete ihr frech: "Das ist nicht nötig, es sieht besser aus, wenn man mich sieht.". Jeder der Anwesenden schaute ihn fragend an, also versuchte er sich zu erklären: "Jisung ist ein Anfänger und hat einfach nicht das nötige Know-How! Ich hingegen habe schon für..", es reichte mir. Ich holte tief Luft, unterbrach ihn und ließ alles raus: "Jetzt hör mir mal zu! Du denkst vielleicht, dass du hier der Einzige bist, um den sich die Welt dreht, aber ich muss dich da enttäuschen. Wir alle versuchen hier Hand in Hand zu arbeiten, nur du benimmst dich, wie der letzte Vollhorst! Ein gutes Modell stellt das Produkt in den Vordergrund und nicht sich selbst und das wüsstest du auch, wenn du wirklich schon von so vielen Kunden gebucht worden wärst! Entweder reißt du dich jetzt zusammen und gehst nach hinten oder du verschwindest komplett vom Set!". Stille. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Meine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und zitterten vor Wut. Ich hoffte inständig darauf, dass irgendjemand die Stille unterbrechen würde, da kam auf einmal ein leises Klatschen vom Rand des Sets. Und plötzlich wurden es immer mehr Hände, die mit einstiegen, bis der ganze Raum auf einmal jubelte. Überrascht schaute ich mich um und war mir sicher, dass ich in diesem Moment nicht nur für mich sondern für mindestens die halbe Belegschaft gesprochen hatte. Star sah mich an, als wollte er gleich auf mich losgehen. In seinen Augen bildeten sich Tränen und er schrie mich an: "Ach ja?! Ihr könnt mich alle am Arsch lecken! Ich bin sowieso viel zu gut für euch!". Mit diesen Worten stampfte er wütend an allen vorbei. Er schnappte sich seine Kleidung und steuerte auf den Ausgang des Büros zu, da rief Minho ihm noch hinterher: "Den Anzug können Sie mir dann gern per Post zurückschicken!".
Die große Glastür schepperte einmal laut, nachdem Star sie mit Schwung hinter sich zuschlagen wollte. Alle Augen richteten sich auf mich und ich wusste nicht, was ich nun tun sollte. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und sagte leise: "Es tut mir unglaublich leid, dass ich allen hier Umstände bereite, es war nicht meine Absicht, dass er geht.". Die Fotografin lachte herzlich los und sagte: "Keine Sorge, Jisung. Er hat uns allen hier das Leben schwer gemacht und eigentlich müsste ich mich bei dir dafür bedanken, dass du ihn von hier wegbekommen hast. Also dann, wir brauchen jemanden, der dazukommt, wer ist bereit?". Wow, so hatte ich das nicht betrachtet. Ich war endlos glücklich, dass niemand ein großes Ding daraus machte. Ein anderer junger Mann lief auf mich zu und stellte sich neben mir auf. "Hast du gut gemacht. Jetzt kann es entspannt weitergehen!", sagte er mir kurz und ich musste über meinen Triumph doch etwas schmunzeln. Es war vielleicht nicht die feine Art, ihn anzuschreien, aber ich hatte dafür gesorgt, dass sich jeder hier wohler fühlte und dass das restliche Shooting reibungslos über die Bühne ging. Mit meinem neuen Shootingpartner war alles wesentlich angenehmer und er war sogar so nett, mir Tipps zu geben, wie ich mich hinstellen sollte. Die Fotos waren grandios. Während ich sie mir ansah, umarmte Minho mich von hinten und flüsterte mir zu: "Das hast du gut gemacht. Ich bin stolz auf dich, dass du dich getraut hast, deine Meinung zu sagen.".
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