"Tränen."
Wir saßen im Auto und waren auf dem Weg nach Hause. Endlich fiel sämtliche Anspannung von mir ab und ich wurde ziemlich müde. Wir hatten zum ersten mal Minhos Eltern besucht, da seine Mutter einfach keine Ruhe lies. Was soll ich sagen: Ich liebte seine Eltern und seine Eltern liebten mich! Seine Mutter hatte mich direkt mit einer Umarmung begrüßt und mir gesagt, wie hübsch ich bin. Auch sein Vater war total freundlich zu mir und stellte mir interessiert ganz viele Fragen. Minho hatte den beiden irgendwann gesagt, dass sie nicht so aufdringlich sein sollten und sie hielten sich etwas zurück. Abends kochten wir alle zusammen ein wahres Festmahl und spielten noch verschiedene Spiele, die ich allesamt verloren hatte. Minho hatte mir nicht zu viel versprochen, denn seine Mutter fragte wirklich, wann sie endlich Enkelkinder bekommen würde. Man kann sich vorstellen, wie sehr sie sich freute, als er ihr sagte, dass wir uns zumindest schon mal über das Thema unterhalten hatten. Seine Eltern waren so liebevoll und als ich sie zu dritt so sah, wurde mir klar, dass das für mich der Inbegriff von einer liebenden Familie war. Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen die Kopfstütze des Ledersitzes. Das Rauschen des Autos auf der nassen Straße war so beruhigend, dass ich für einen kurzen Moment einschlief. Minhos warme Hand auf meinem Oberschenkel weckte mich wieder auf. "Bist du sehr müde?", fragte er, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. Ich rieb mir die Augen, was ihm als Antwort genügte.
Minho hatte mir Badewasser eingelassen. Er schäumte gerade meine Haare ein, während er auf dem Wannenrand saß und verzweifelt versuchte, sich selbst nicht komplett nass zu machen. "Sag mal, bin ich eigentlich eine Belastung für dich?", fragte ich ihn. Seine Hände hörten auf, sich zu bewegen, dann lies er sie langsam auf meinen Rücken wandern. "Nein, du bist keine Belastung für mich. Wie kommst du darauf?", sagte er mit weicher Stimme. "Naja, ich brauche ständig deine Hilfe. Ich kriege nichts allein hin. Ohne dich würde ich vermutlich noch immer jeden zweiten Tag Essen bestellen, ich hätte null Perspektive im Thema Arbeit und ich würde die Tür von meinem Zimmer nicht mehr aufbekommen, weil überall leere Packungen Cheesecake liegen würden.". Als ich das so sagte, wurde mir klar, wie sehr Minho mir geholfen hatte. Durch unsere Beziehung hatte ich mich in jeder Hinsicht unglaublich entwickelt. Selbst die Beziehung zu meinen Eltern konnte ich mit seiner Hilfe wieder aufbauen. Mein Leben wäre ohne ihn vermutlich komplett den Bach runtergegangen. Wie unsere Beziehung überhaupt gestartet hatte. Welcher andere Mensch hätte seinen Mitbewohner einfach trotzdem weiterhin bei sich wohnen lassen, wenn dieser nicht in der Lage war, seine Miete zu bezahlen? Kein Mensch auf der Welt hatte ein so großes Herz wie Minho. Und genau weil ich wusste, wie toll er ist, fiel es mir schwer, nachzuvollziehen, wieso er ausgerechnet mich lieben sollte. Er hätte bestimmt jemanden gefunden, der nicht so anstrengend war wie ich. "Jisung, tust du mir einen Gefallen?", bat er mich und ich stimmte zu. "Du badest in Ruhe zu Ende. Danach föhnst du dir die Haare und ziehst die Sachen an, die ich dir gleich aufs Bett lege. Wenn du fertig bist, kommst du zu mir ins Wohnzimmer, okay?", erklärte er mir. "Willst du noch wohin?" - "Kann man so sagen.", sagte er und verließ das Badezimmer, nachdem er den Schaum aus meinen Haaren gespült hatte. Ich genoss noch eine Weile das heiße Wasser um mich herum. Wo wollte er denn jetzt noch hinfahren?
Meine Haare waren trocken und ich stand vor den Sachen, die er mir aufs Bett gelegt hatte. Ich seufzte laut, als ich erkannte, was er mir rausgelegt hatte, denn diese Sachen hatte er mich schon mal anziehen lassen. Das hautenge schwarze Top, der viel zu kurze schwarze Faltenrock, die kniehohen Strümpfe mit dem feinen Spitzenrand und natürlich auch dieser bescheuerte Haarreif mit der viel zu großen Schleife. Ich ergab mich einfach meinem Schicksal und begann damit, die Sachen anzuziehen. Nachdem ich mir das Top angezogen hatte und den Rock in die Hand nahm, fiel mir ein, was er sagte. Er wollte mit mir wohin. Wo zum Teufel wollte er mit mir hin und wieso in diesem Outfit?! Ich habe kein Problem mit Crossdressing, aber der Rock war so unglaublich kurz, dass jeder direkt sehen könnte, was ich darunter trug. Ich hoffte einfach nur, dass das wieder so ein blöder Witz von ihm war. Nachdem ich die Strümpfe hochzog, schnappte ich mir den Haarreif und vergewisserte mich vor dem Spiegel, ob die Schleife auf meinem Kopf mittig saß. Er hatte mir zwar nichts davon gesagt, ich legte aber trotzdem mein Halsband an, da ich es hier zuhause ja immer tragen sollte.
Langsam öffnete ich die Tür und ging auf den Flur. Ich war etwas verwirrt, dass die Wohnzimmertür geschlossen war, denn normalerweise war sie immer geöffnet. Ich klopfte zaghaft an und nachdem Minho mir antwortete, öffnete ich sie langsam. "Sag mir bitte, dass das wieder nur ein blöder Scherz von dir ist. Ich möchte wirklich nicht, dass fremde Leute mich in dem kurzen Rock sehen.". Ein Lächeln zog sich über sein Gesicht und er antwortete ruhig: "Nein, ich meine vollkommen ernst, was ich jetzt tu.". Er kam auf mich zu, nahm meine Hände in Seine und strich mit seinen Daumen über sie. Dann ging er rückwärts zum Couchtisch und zog mich sanft hinter sich her. Er lies meine Hände los, reichte mir einen Zettel und sagte: "Jisung, genau so hatte das alles einmal angefangen.", begann er und wartete, dass ich mir den Zettel ansah. ''Vertrag auf Lebenszeit' stand ganz oben geschrieben, ansonsten glich er dem Vertrag, den ich damals unterzeichnete. Ich schaute ihn fragend an und er fuhr fort: "Vor vielen wunderschönen Monaten hatte ich dir schon einmal dieses Outfit gegeben und dich darum gebeten, einen Vertrag zu unterschreiben. In den vergangenen Monaten habe ich mich nicht nur in dich verliebt. Mir ist klar geworden, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen möchte. Ich möchte jeden Tag neben dir aufwachen und auch wieder einschlafen.". Ich schluckte einmal schwer und Tränen füllten meine Augen. "Du bist der Mensch, den ich am meisten liebe. Alles, was du tust, alles, was du sagst, macht mich so unendlich glücklich. Auch, wenn du es vielleicht manchmal nicht glauben willst, du machst mich komplett. Du bist keine Belastung für mich, du bist eine Bereicherung. Du liebst mich bedingungslos, du würdest dich für mich aufopfern und ich weiß, wir beide sind Seelenverwandte.", sagte er, während er eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche zog und sich vor mir langsam auf ein Knie sinken lies. Vorsichtig griff er nach meiner linken Hand und fragte mit Tränen in den Augen: "Jisung, ich liebe dich über alles und möchte nie wieder ohne dich sein. Deshalb frage ich dich: Willst du mich heiraten?". Ich lies den Zettel fallen, der langsam zu Boden glitt. Die Zeit stand still und mein Herz schlug ganz langsam. Minhos Hand strahlte nicht nur Wärme aus, da war noch so viel mehr. Jede seiner Berührungen fühlte sich so an, als würde er mein Herz umarmen. Sie gaben mir Sicherheit und Geborgenheit - Er gab mir Sicherheit und Geborgenheit. Er war da, als ich am Boden war. Er half mir auf, nahm mich an die Hand und gab mir den Mut, mich dem Leben zu stellen. Er fing mich auf, wenn ich stolperte und machte mit mir gemeinsam den nächsten Schritt. Ich schaute ihm tief in seine großen, dunklen Augen, in denen ich mich seit unserer ersten Begegnung immer wieder verlor und sagte: "Ja, ich will!". Meine Worte kamen direkt aus meinem Herzen. Das Leben bestand aus so vielen Stolpersteinen und in vielen Momenten hatte ich mich verzweifelt gefragt, womit ich all die Last auf meinen Schultern verdient hatte. Doch nun war ich dankbar für all das, was ich durchstehen musste, denn nur so führte mich mein Weg zu diesem Mann. Langsam stand er auf, legte seine Lippen weich auf Meine, strich mir federleicht die Arme herunter und steckte mir, mit dem schönsten Lächeln, das sich jemals auf sein Gesicht gelegt hatte, den Ring an meinen Finger. Auch wenn das Leben mir neue Steine in den Weg legen würde, so war mir bewusst, dass Minho sie gemeinsam mit mir aus dem Weg räumen würde. Wir fielen uns in die Arme. "Minho, ich liebe dich!", sagte ich und keiner von uns beiden konnte verhindern, dass ihm die salzigen Tränen die Wangen herunterrollten. Diese Tränen waren voll von wunderschönen Erinnerungen, tiefem Vertrauen, ehrlicher Vorfreude und der Gewissheit, dass alles Weitere gut werden würde, solange wir bei einander waren.
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THE END.
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