"Komm zu mir."
Da stand ich nun vor seinem riesigen Bett und überdachte all meine bisherigen Lebensentscheidungen. Vor mir lagen ein schwarzes Top, ein sehr kurzer schwarzer Faltenrock, kniehohe Strümpfe mit Spitzenrand und ein Haarreif mit einer überdimensional großen Samtschleife. Nachdem Minho mir einzeln jeden Punkt nacheinander nochmal erklärt hatte und sich vergewisserte, dass ich alles verstanden hatte und auch mit allem einverstanden war, unterschrieben wir beide. Meine Hand zitterte dabei ganz fürchterlich, während er das Ganze so selbstverständlich tat. In meinem Bauch flatterten unzählige Schmetterlinge, ich konnte nicht verstehen, wie es dazu kommen konnte. Machte mich das Ganze vielleicht doch etwas an? Quatsch! Was sollte daran so aufregend sein, auf Konsole oder Süßigkeiten verzichten zu müssen?! Egal, ich musste mich ja einfach nur an diese paar Regeln halten, dann würde sich nichts für mich ändern. Minho schickte mich in sein Zimmer. Er sagte: "Ich habe dir ein Outfit aufs Bett gelegt. Das ziehst du jetzt an und kommst wieder." Ich hatte damit gerechnet, dass er mir eines seiner Hemden rausgelegt hatte oder sowas, aber was ich da liegen sah, konnte nicht sein Ernst gewesen sein. Wiederwillig fing ich an, mich bis auf die Boxershorts auszuziehen. Das hautenge schwarze Top war ja soweit noch in Ordnung, aber es kostete mich unglaublich viel Zeit, mir die restlichen Sachen auch noch anzuziehen. Ich schloss langsam den Reißverschluss des Rocks, zog die Strümpe noch einmal faltenfrei nach oben und setzte mir zum Schluss auch noch diesen unfassbar dämlichen Haarreif auf den Kopf. Ich wollte vor lauter Scham einfach nur tot zur Seite kippen. Ein paar Minuten vorher war ich mir doch noch so sicher gewesen, dass das Ganze nicht eskalieren würde und nun stand ich hier so erbärmlich. In Gedanken verabschiedete ich mich noch von meinem letzten Bisschen Würde, dann rief in durch die geschlossene Tür: "Ich bin soweit.". Ich öffnete zaghaft die Tür und ging zurück in die Küche. Minho schaute mit seinen großen, dunklen Augen über seine Tasse hinweg, aus der er gerade den letzten Schluck Kaffee in seinen Mund laufen lies. Er stellte die Tasse auf dem Tisch ab und begutachtete mich einmal von oben bis unten. "Siehst echt putzig aus in den Sachen!", sagte er mit einem dreckigen Grinsen übers gesamte Gesicht. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. Plötzlich lachte er los und sagte die erlösenden Worte: "Keine Angst, ich wollte dich nur reinlegen. Du musst sowas nicht anziehen!" Ich war verwirrter denn je. Was wollte der Typ denn jetzt von mir ?! "Wie jetzt?!", fragte ich doch etwas wütend, aber noch erleichterter. "Ach, die Klamotten hatte eine Bekannte vor Ewigkeiten mal hier vergessen und ich wollte mir einfach mal wieder so einen richtigen Spaß machen.", sagte er, während er lachend einmal auf die Tischplatte klopfte. Ich verdrehte meine Augen und vergewisserte mich, dass ich mir nun etwas anderes anziehen konnte. Minho bestätigte mir das, hing aber hinten dran, dass ich es ja nicht wagen sollte, eine Jogginghose oder so etwas ähnliches anzuziehen. "Ja, ja. Hab's ja selbst gelesen, ich weiß Bescheid.", sagte ich im Weggehen zu ihm. So saß ich also wieder vor meinem Schrank und wühlte mich durch die ganzen Klamotten, die ich besaß. Ich sollte hier wirklich mal Ordnung reinbringen. Moment mal. Ich überlegte freiwillig, meinen Schrank zu sortieren?! Ich blickte mich erstaunt um und fragte mich, was um alles in der Welt passieren musste, dass ich solche Gedanken hatte. Sofort fiel ich in meine alten Muster zurück und stopfte all meine auf dem Boden verteilte Kleidung lieblos wieder zurück in den Schrank. Eilig zog ich mir Hose und Pullover an und strich alles noch einmal glatt, während ich wieder zu Minho rüber ging. Der war mittlerweile ins Wohnzimmer gegangen und verstaute, ordentlich wie er nunmal war, den Schreibblock in einem der dunklen Schränke. Ohne mich anzuschauen, sagte er: "Wenn du jemals den Vertrag um irgendwas ergänzen willst, dann sag' mir Bescheid.".
Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander auf dem Sofa. Minho hatte sich irgendwann ausgestreckt und eine regelrechte Burg aus Kissen gebaut, in die er sich zufrieden hineinsinken lies. In meinem Kopf ging so viel vor und es häuften sich immer mehr Fragen an. Irgendwann platzte es laut aus mir heraus: "Was ist denn nun?! Was soll ich tun?". Mein Mitbewohner sah mich erwartungsvoll an und fragte: "Was meinst du? Was willst du denn tun?" - "Na, du hast doch was von Grenzen ausloten gesagt und irgendwelchen Abgründen, die sich auftun würden!". Ich wusste nicht genau, was ich mir als Antwort erhoffte, aber wir konnten doch jetzt hier nicht einfach einen auf 'alles ist normal' machen. Minho schob seinen Körper direkt neben mich. Er schaute mir tief in die Augen und flüsterte mir leise zu: "Erschreck dich jetzt nicht. Sag' mir einfach, wenn es zu doll ist.", dann legte er seine rechte Hand auf meinen Hinterkopf. Gerade als ich mir die Frage stellte, was genau denn jetzt zu dolle sein sollte, packte er meine Haare, zog meinen Kopf nach hinten in den Nacken und kam bis auf wenige Zentimeter heran. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus, ans Atmen war nicht mehr zu denken. Ein leises "Hnnn..." drang aus mir heraus. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Keiner von uns beiden bewegte sich und das einzige, was man hören konnte, war das monotone Ticken der Uhr. Ich ließ meinen Blick langsam durch sein makelloses Gesicht wandern, da löste sich seine Hand aus meinen Haaren und strich meinen linken Arm runter bis zu meinen Fingerspitzen. Noch immer wortlos lies ich mich in die Kissen hinter mir fallen. Ich brauchte einen Moment, bis ich gedanklich wieder in der realen Welt ankam. Mein Bauch war noch immer angespannt, meine Augen weit aufgerissen. Ich holte tief Luft und schaute rüber zu Minho, der seinen Blick noch immer nicht von mir abgewandt hatte. "Und? Wie fandest du es?", fragte der sonst so selbstsichere Mann ziemlich leise. Worte konnte ich gerade nicht finden, um zu sagen, was da alles in meinem Kopf vor sich ging, jedoch fiel mir plötzlich auf, dass ich anscheinend lächelte. "Das... war... irgendwie ganz schön aufregend.", brachte ich es ziemlich genau auf den Punkt. "Heißt das, du bist damit einverstanden, wenn ich das öfter mache? Natürlich nur, wenn du Mist gebaut hast.", vergewisserte sich Minho. Ich nickte und kehrte in Gedanken nochmal zu diesem Ereignis zurück. So nahe war mir noch nie jemand gewesen. Ich war mir sicher, dass ich ihn geküsst hätte, wenn er noch ein paar Sekunden länger gewartet hätte. "Können wir uns noch ein wenig über das Thema unterhalten? Irgendwie muss ich darüber sprechen.", bat ich ihn und Minho schien sich darüber ehrlich zu freuen.
Ich lag hellwach in meinem Bett. Um 23:50 Uhr hatte Minho mich allen Ernstes streng aufgefordert, mich im Badezimmer für die Nacht fertig zu machen und ins Bett zu gehen. Oh man, ich hätte nicht gedacht, dass er direkt am ersten Tag auf all diese Regeln bestand. Mir fiel seine gruselige Aura wieder ein und schon ergab das Ganze viel mehr Sinn. Trotzdem hatte ich mir wenigstens die erste Zeit noch etwas 'Welpenschutz' gewünscht. Tja, ich konnte halt nicht wirklich viel von ihm verlangen. Immer und immer wieder spielte sich die noch so kurze Situation vom Sofa in meinem Kopf ab. Und jedes mal wenn sie von vorn begann, kribbelte mein Bauch und meine Armhaare stellten sich leicht auf. Dass ich im Bett an etwas ganz anderem spielte, als meiner Konsole, brauche ich nicht erwähnen, oder? Mittlerweile war es 1:34 Uhr. Ich hatte eben gehört, wie Minho aus dem Bad kam und sich seine Zimmertür schloss. Nur zu gern würde ich wieder zu ihm unter die Bettdecke steigen und mich ankuscheln. Seine Nähe und seine Wärme fehlten mir und das, obwohl wir nur eine einzige Nacht im selben Bett verbracht hatten. Alles war so still um mich herum, da vibrierte plötzlich mein Handy. Verdammt, ich hatte ganz vergessen, es stumm zu schalten. Ich schnappte es mir und entsperrte meinen Bildschirm. Automatisch erschien WhatsApp, da ich das Programm nicht geschlossen hatte. Ich stellte nur kurz die Vibration aus, dann legte ich mein Handy wieder neben mein Kissen. Plötzlich hörte ich einen ernsten Minho von nebenan rufen: "Jisung, du legst sofort dein Handy weg und machst die Augen zu! Es ist weit nach 0 Uhr!". Wie viel Pech konnte man haben, dass man während eines so kurzen Zeitraums ertappt wurde?! Ich wollte doch nur dafür sorgen, dass ich nicht von irgendwelchen nervigen Nachrichten geweckt wurde! "Ist ja schon gut, ich hab das blöde Ding nur auf 'stumm' geschaltet...", rief ich ihm als Antwort rüber. "Ich kann sowieso nicht schlafen.", warf ich noch hinterher. "Was ist los? Hast du schon Sehnsucht nach mir?", ertappte er mich. Konnte der Typ Gedanken lesen? Vielleicht hatte er auch davon mitbekommen, was ich unter meiner Bettdecke anstellte?! Ich schüttelte den Kopf, da hörte ich Minho wieder etwas sagen: "Dann komm doch rüber, wenn ich dir so fehle.". Schnell stützte ich meinen Oberkörper auf und ich konnte kaum glauben, dass er das ernst meinen würde. Aber was, wenn doch? Genau das wollte ich doch so unbedingt. Aber was, wenn er das nur aus Spaß gesagt hatte und ich gleich wieder von ihm weggeschickt werden würde? Ich war hin und hergerissen, was ich nun tun sollte, da hörte ich plötzlich, wie sich zwei Räume weiter eine Tür öffnete. "Kommst du nun endlich?", rief er mir zu, woraufhin ich hastig aus meinem Bett sprang und zielstrebig den Flur entlang lief. Das Grinsen müsste man mir wohl aus dem Gesicht schlagen, ich konnte einfach nicht damit aufhören. Ich huschte schnell an Minho vorbei und sprang mit etwas Anlauf in sein Bett. Plötzlich kam ich mir super kindisch vor. Minho hob die Bettdecke an und legte sich neben mich, während er leise fragte, ob ich kuscheln wolle. Ohne zu zögern lehnte ich mich gegen ihn. Es fühlte sich gerade alles so selbstverständlich und leicht an. Er schob seinen rechten Arm unter meinem Nacken durch, zog mich näher an sich heran und fing an, mit seiner linken Hand ganz leicht über den dünnen Stoff meines Shirts rauf und runter zu gleiten. Ich vergrub meine Stirn unter seiner Wange und schloss meine Augen. Genau so hätte ich den Rest meines Lebens verbringen können. Ich wusste nicht, was es war, was mich so beruhigte. Ich wusste nur, dass es sich richtig anfühlte. Irgendwie nach Zuhause und völlig vertraut. "Wieso hast du denn nicht gesagt, dass du hier schlafen willst?", sagte er mit dieser beruhigenden Stimme. Ich zögerte etwas und sagte dann leise: "Ich war mir nicht sicher, was du davon halten würdest.". Er wuschelte mir durch mein dichtes Haar und sagte: "Ab heute schläfst du jede Nacht hier bei mir, okay?". Ich nickte stumm und vergrub mein Gesicht noch tiefer unter seiner Wange. "Danke, Minho!", sagte ich und nahm seinen ruhigen Atem auf meinem Wangenknochen wahr. Er zog seinen Kopf ein Stück nach hinten und drückte vorsichtig seine Lippen auf meine Stirn. Mein Herz blieb stehen. Hatte er mir gerade wirklich einen Kuss gegeben? Meine Augen öffneten sich wie von selbst. Da war es wieder, dieses wohlig warme Kribbeln in meinem Bauch. Kaum vernehmbar sagte ich: "Das war schön.". Minho zog mich noch ein kleines Stück näher an sich heran. Beide seiner Arme verschränkten sich hinter meinem Rücken. Mein Bauch spannte sich an und meine Augen begannen langsam feucht zu werden. So viele Emotionen kochten gerade in mir hoch. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, holte einmal tief Luft und zog meinen Kopf unter seiner Wange hervor. Kurz bevor unsere Lippen sich berührten, hielt ich inne. Dann wagte ich es einfach: Ich drückte meine Lippen fest auf seine. Seine Umarmung wurde noch fester und trotzdem gab er Acht, mir nicht wehzutun. Er nahm seinen linken Arm hinter meinem Rücken hervor und legte seine Hand behutsam auf meine Wange. Dabei ließ er seinen Daumen immer wieder auf- und abwandern. Nie in meinem Leben hätte ich mir vorstellen können, dass mein erster Kuss so schön sein würde. Seine weichen Lippen lösten sich langsam von meinen und er atmete leise aus. Hatte auch er vergessen zu atmen? Verzaubert von diesem Moment lagen wir stumm und regungslos da. Mein Bauch hatte sich gänzlich entspannt, meine Augen wollte ich aber noch immer nicht schließen. Eine unglaublich schöne Aufregung bahnte sich ihren Weg durch meinen gesamten Körper. Meine Finger waren durch meine Aufregung ganz heiß geworden. Ich wollte in diesem Moment einfach nicht mit dem aufhören, was wir da taten. Mit zitternder Stimme fragte ich Minho leise: "Können wir noch ein bisschen weitermachen?". Ich spürte, wie er mich an meinem rechten Arm fasste und mit Leichtigkeit auf sich zog. Dann schob er seine Hände unter mein Shirt. Seine linke Hand strich fest über meinen seitlichen Rückenmuskel, während er seine rechte Hand nur ein kleines Stück unter den Bund meiner Hose schob und sie dort ruhig verweilen lies. Sofort machte ich dort weiter, wo ich aufgehört hatte und gab ihm erneut einen Kuss. Er ging vorsichtig darauf ein. Irgendwann öffnete er leicht seine Lippen und seine Zunge berührte ganz sanft meine Unterlippe, wodurch ich wie von selbst ebenfalls meinen Mund leicht öffnete. Unsere Zungen berührten sich erst ganz leicht, dann immer mehr und mehr. Seine rechte Hand wanderte von meiner Hüfte in die Mitte meines Rückens und er drückte mich fest an sich. Ein leises, erregtes Stöhnen kam über meine Lippen. Unsere Küsse wurden immer intensiver, mir wurde unglaublich heiß. Ich versuchte erst gar nicht, mein Stöhnen zu unterdrücken, ich ließ es einfach zu und gab mich vollkommen diesem Moment hin. Unsere Lippen trennten sich. Minho drehte sich auf die Seite und lies mich langsam von seinem Körper gleiten. Er drückte mich erneut fest an sich, seine Hand hielt meinen Hinterkopf und er drückte erneut seine Lippen auf meine Stirn. Dann sagte er leise. "Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt wie jetzt." Anstatt ihm zu antworten, schlang ich nur meinen Arm um seine Hüfte. Ich merkte, wie sehr mich die letzten Minuten aufgewühlt hatten und wie erschöpft ich war. Er lies mich die ganze Nacht über nicht mehr los.
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