Kapitel 29 - Den Tag ausklingen lassen
Harry war sich bewusst, dass er Louis ordentlich gefordert hatte. Aber er hatte dessen Wunsch entsprechen wollen, seinen Kopf leer zu fegen. Das hatte er geschafft. Nun war natürlich das Hinterher umso wichtiger.
Also hob er Louis ein paar Minuten später hoch und trug ihn ins Bad. Er setzte ihn auf den geschlossenen Klodeckel und ließ Wasser in die Wanne einlaufen. Eine Hand blieb bei Louis. Er streichelte ihn die ganze Zeit über die Schulter oder den Arm. Zeigte ihm auf möglichst sanfte Weise, dass er da war.
"Geht's dir gut, Louis?", Fragte Harry, als er den Kleineren zwischen seinen Beinen im warmen Wasser liegen hatte.
Louis summte nur bestätigend. Er war erschöpft. Sein ganzer Körper war absolut schlapp. Es war erst Mittag und er fühlte sich, als müsste es elf Uhr am Abend sein. Sein Körper und sein Geist waren beide erschöpft.
Harry streichelte ihn ganz sanft.
"Eigentlich hätte ich das eben nicht mit dir tun dürfen."
"Warum?", Fragte Louis nun doch erschrocken.
"Weil nach so einem Gespräch eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist."
"Doch. Ist es... Sir."
"Wieso?", Fragte Harry und war sehr gespannt auf die Antwort.
"Weil... Das mit meiner Familie ist schon immer so. Ich kenne es ja nicht anders. Natürlich ist es nicht toll, aber... Es ist eben so. Aber wenn du mit mir sowas machst... Das... Ich weiß nicht... Ich fühle mich dann anders... Mein Hirn ist dann ruhig. Weil ich mich nur drauf konzentrieren muss, was du sagst und tust."
"Sehr gut, Louis. Genau das ist Submission. Es geht nicht um Schwäche oder so. Es geht darum, als starker Mensch die bewusste Entscheidung zu treffen, sich fallen zu lassen und auf einen anderen Menschen zu vertrauen in diesem extremen Maße. Weil dieser andere Mensch es wert ist, ihm diese Verantwortung übertragen zu bekommen. Weil man darauf vertraut, dass er damit umgehen kann.", Erklärte Harry und küsste Louis auf den Kopf. Louis plätscherte mit seinen Händen leicht im Wasser.
"Aber woher weiß man das? Ich bin mir bei dir sicher. Obwohl wir uns nicht schon ewig kennen oder so..."
"Gute Frage... Im Handcuffs hat Mal ein Dom bei einer Vorführung gesagt, dass der oder die Sub dafür den Dom machen lassen soll. Den Ansatz fand ich schräg. Aber dann hat er erklärt, dass du merkst, ob jemand dazu in der Lage ist, Kontrolle über dich in einem gesunden Maße auszuüben, wenn er sich selbst kontrollieren kann. Wenn du mich machen lässt, erfährst du also am ehesten, zu was ich in der Lage bin und wie sehr ich dich respektiere."
Louis nickte langsam.
"Bisher habe ich dir nie etwas verboten. So richtig meine ich. Ich hab nichts abgebrochen."
"Nein. Stört dich das?"
"Nein. Es ist nur seltsam. Weil ich mir dir schon so viele Dinge getan habe, die ich mir vorher nicht vorstellen konnte."
"Ich denke, jeder braucht jemanden der die eigene dunkle Seite händeln kann. Ich kann es mir der deinen und du mit der meinen."
"Ich mir dir?", Fragte Louis ungläubig.
"Natürlich. Beziehung geht immer in beide Richtungen. Egal welche Art einer Beziehung. Du lässt mich all das mit dir tun. Dadurch bin ich zufrieden. Weil ich eben diesen Drang habe."
"Dann passt es wohl."
"Welch nüchterne Schlussfolgerung.", Grinste Harry.
Louis grinste auch. Es war so viel mehr als passend. Das wussten sie beide.
Den ganzen restlichen Tag verbrachten sie zusammen. Harry nötigte Louis an diesem Sonntag ein zweites Mal vor die Tür zu gehen. Aber dieses Mal nicht allein. Sie gingen spazieren. Zwei Stunden lang. Louis fand Spazieren gehen eine äußerst seltsame Beschäftigung.
Aber es war schön mit Harry. Louis erfuhr, dass sein Dom eine ältere Schwester hatte und tolle Eltern. Harry schaffte es, dass auf eine Weise zu sagen, dass Louis nicht eifersüchtig oder neidisch oder traurig wurde. Er verglich es nicht mit sich selbst. Er freute sich für Harry.
"Aber am Wichtigsten für mich war immer mein Opa."
"Dein Opa?"
"Ja. Ich war viel bei ihm. Mein Opa war ein Original. Immer einen Spruch auf dem Lippen und immer gut drauf. Er hat allen Quatsch mitgemacht, den Erwachsene eigentlich nicht machen. Er war wie ein bester Freund. Nur mit mehr Lebenserfahrung."
"Was habt ihr gemacht?"
"Alles mögliche. Als ich kleiner war haben wir mir eine Seifenkiste gebaut und Pfeil und Bogen. Als ich älter war eine Kartoffelkanone und er ist mit mir bei einem Forellenteich Nachts eingebrochen und hat mir fischen beigebracht."
"Dein Opa ist wo eingebrochen?"
"Jap. Da war ich zwölf. Er kam kaum über den Zaun und hat sich die Hose aufgerissen.", Lachte Harry.
"Abgefahrener Opa.", Kicherte Louis.
"Oh ja. Ich habe mit ihm über alles geredet. Bei ihm habe ich mich auch als erstes geoutet. Ich hatte Bammel, er würde mich weniger mögen, weil er einfach aus einer anderen Generation stammte."
"Wie hat er reagiert?"
"Er hat mich gehauen."
"Was?!"
"Und mich ausgeschimpft."
"Was?!"
"Er hat gesagt: Du Idiot. Dachtest du ich würde dich anders angucken? Was denkst du denn von mir?!"
"Äh..."
"Ja. Das habe ich auch gesagt."
"Er hatte also kein Problem damit?"
"Nein. Gar nicht. Er hat gesagt, dass er möchte, dass ich glücklich bin. Was auch immer zu meinem Glück gehört. Er hat mir dann sofort ein Kühlakku geholt und mich in den Arm genommen."
"Und dann?"
"Hab ich ihm gesagt, dass es nicht weh tat. Und er meinte: Gut. Es war danach wie vorher. Es hat für ihn wirklich keinen Unterschied gemacht. Nie."
"Wow."
"Ja. Er starb als ich 18 wurde. Ist eines Morgens einfach nicht mehr aufgewacht."
"Oh."
"Das hat er sich immer so gewünscht. Ich war froh, dass es so kam. Also für ihn. Er war fit. Noch voller Pläne. Und dann ist er einfach im Schlaf gestorben. Ich hätte ihn nur gern länger bei mir gehabt."
Louis drückte Harrys Hand etwas fester. Seit wann hielten sie sich an den Händen? Louis wusste es nicht.
"Er hat damals gesagt, ich solle tun was mich glücklich macht. Daran versuche ich mich zu halten. Wir haben damals immer an seinem alten Wagen herum geschraubt. Nach seinem Tot konnte ich einfach nicht mehr in die Garage. Es war... Seltsam. Es gehörte für mich zu ihm wie seine Stimme."
"Und dann?"
"Und dann saßen wir beim Notar, wo das Erbe verlesen wurde. Er vermachte mir das Auto und seine Bücher. Alte Bücher über Medizin. Er hatte sie vom Flohmarkt und hat sie gekauft, weil sie schön waren. Ich wurde Arzt."
Soo. Da erfahren wir also auch Mal was über Harry. Ich mag Harrys Opa 😅.
Tja.. Jetzt aber wirklich bis übermorgen.
Bis dahin.
Viele Grüße ^_^
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