Kapitel 117 - Erwachen
Okay. So müsste es sein, wenn einem eine Rakete an Silvester auf den Kopf fiel. Louis fühlte sich völlig matschig. Sein Hirn war schon überfordert, weil er keine Ahnung hatte, in welchem Jahrhundert er lebte und wer er war. Er wollte sich aufsetzen und stieß sich prompt den Kopf. Autsch. Was - oh. Er ließ sich wieder fallen, während er sich vom Zug der Erkenntnisse überrollen ließ. Scheiße!
Harry war nicht mehr im Bett. Er hatte ihn schlafen lassen. War das ein gutes Zeichen? Nicht so gut? Mittel? Oder eine Katastrophe elefantösen Ausmaßes? Lieber still sein und tun, als wäre man gestorben? Harry war Arzt. Der würde das merken. Mist...
Louis überlegte noch, als sein Blick auf einen Zettel fiel.
Hi.
Ich bringe eben Stan und Oli zu Fuß nach Hause und kaufe auf dem Rückweg ein. Vermutlich schläfst du eh die ganze Zeit. Man soll, wegen des Wetters, die nächsten 48 Stunden möglichst innerhalb des Hauses verbringen. Überleg dir schonmal, was du alles verbockt hast.
Ich liebe dich, Harry
Wasser und Aspirin stehen neben deinem Kopf. Trink bitte viel.
Louis blickte sich um. Tatsächlich. Da stand eine Wasserflasche und lag eine Tablette.
So süppelte er eben ein wenig, nahm die Tablette und dachte über das nach, was ihn in einem Käfig hatte aufwachen lassen. Oder besser über den. Denn das war ja Harry gewesen. Wie sauer der wohl war?
Bald darauf schreckte Louis aus seinen Gedanken. Oder hatte er wieder geschlafen? Unten hatte er die Haustür gehört. Also spitzte er die Ohren.
Kurz darauf hörte er, wie Harry die Treppe hoch ging und kurz danach erblickte er ihn auch schon im Türrahmen.
Mit rosigen Wangen von der Anstrengung und der Kälte draußen wohl.
Louis versuchte möglichst so auszusehen wie ein ganz ganz armes Würstchen. Vielleicht würde Harry dann über seine Verfehlungen hinweg sehen? Ach Quatsch. Würde er im Leben nicht...
"Guten Morgen.", Kams nur von Harry.
"Morgen, Sir."
"Oh, du erinnerst dich wieder an die korrekte Ansprache. Wie erfreulich. Ich heiße nicht mehr ey."
"Es tut mir Leid, Sir... Gestern... War..."
"Ja?!"
"Äh .. können wir uns vielleicht einigen, das Ausnahmen die Regel bestätigen?"
"Und was wäre dann die Regel?"
"Dass ich ausgesprochen lieb und folgsam bin."
"Wann?"
"Äh.... in der Regel?"
"Musst du aufs Klo?"
"Ja..."
Harry kam zu ihm und öffnete den Käfig. Er war nicht abgeschlossen gewesen. Louis guckte irritiert.
"Dachtest du ich sperre dich ein, schließe ab und verlasse das Haus?! Stell dir vor, mir wäre etwas passiert. Niemand hätte gewusst, dass du im Käfig hockst. Du hättest kein Handy in der Nähe gehabt um dir Hilfe rufen zu können! Das wäre absolut unverantwortlich."
"Oh..." Jetzt, wo Harry das sagte, klang es einleuchtend. Aber Louis hatte sich vorher einfach keine Gedanken darüber gemacht. Toll. Er wäre in einem unverschlossenen Käfig verhungert oder so. Wobei... Irgenwann hätte er vermutlich probiert raus zu kommen...? Ach egal. Harry war ja da und dachte glücklicherweise weiter als von 12 bis Mittag.
"Ernsthaft Louis, mit sowas macht man keine Witze. Es gibt auch Leute die die Schlüssel eines Peniskäfigs sich per Post selbst wieder zuschicken, um es drei Tage oder so aushalten zu müssen. Auch das will ich nicht in einer Notaufnahme erklären müssen, wenn der Schlüssel verloren geht."
"Stimmt schon... Ich hab darüber einfach noch nie nachgedacht. Du passt ja immer auf mich auf..."
"Ja, tue ich. Trotzdem erwarte ich, dass du das Ding zwischen deinen Ohren benutzt. Nicht nur, aber gerade auch, wenn ich nicht da bin."
Louis schluckte. Er war so doof. Hatte er Harry doch die perfekte Überleitung geboten. Aber der holte ihn jetzt erstmal aus dem Käfig und betrachtete ihn, nachdem er ihm die Handschuhe vorerst ausgezogen hatte.
"Woher die blauen Flecken?!"
"Wir haben Lasertag gespielt. Bin ein paar Mal wogegen gelaufen oder hingefallen."
Harry seufzte.
"Geh erst aufs Klo. Danach gucke ich mir das genau an."
Louis wollte Harry noch sagen, dass er Mal sowas von Arzt wäre, aber er ließ es besser und tat brav, wie geheißen.
So saß Louis schließlich nackt auf Harrys Stuhl im Büro und der bestastete jeden blauen Fleck, als befände sich darunter ein potentieller Tumor. Louis fand das reichlich übertrieben, aber wollte heute lieber kleine Brötchen backen, außerdem hatte sein Hirn den Moment Ruhe, weil Harry ja auf seine Fleckchen konzentriert war. Somit trank Louis einfach weiter Wasser und ließ sich an den entsprechenden Stellen einsalben.
"Bist du auch Mal auf den Kopf gefallen?"
"Nein, Sir."
"Sicher?", Fragte Harry und tastete routiniert Louis' Kopf ab.
"Ja, Sir."
"Okay. Dann fangen wir an. Was hast du alles falsch gemacht?"
"Äh..."
"Ich hoffe, du hast etwas mehr zu sagen als das."
Louis seufzte schwer, während Harry ihn ansah. Ihre Stühle direkt voreinander.
"Ich hätte auf mein Handy gucken müssen. Zwischendurch immer wieder. Ich hätte lesen müssen was du geschrieben hast und mich dran halten müssen. Ich hätte nicht bis spät weg bleiben dürfen, hätte keinen Alkohol trinken dürfen, hätte dich vorher fragen müssen ob Oli und Stan hier schlafen dürfen, hätte das Wohnzimmer in Ordnung bringen müssen, hätte mich nicht komplett bekleidet ins Bett legen dürfen und hätte in der Nacht nicht verschlafen reagieren dürfen?"
"Und?"
"Äh..."
"Deine Jacke und Schuhe hättest du auch vernünftig wegbringen müssen."
"Äh... Ja. Das auch."
"Tja... Ganz schön viel, was?"
"Ja... aber es war keine böse Absicht..."
"Das mag sein. Trotzdem erwarte ich, dass du dich an die Regeln hälst. Sonst bräuchten wir keine aufstellen, wenn es dann egal ist, was man damit tut. Du hast nach Weihnachten Montags und Dienstags keine Uni-Veranstaltungen mehr?"
"Nein, Sir. Ich dachte ein lang-"
"Du wirst in einer Wohngruppe für Suchtkranke ehrenamtlich helfen."
"Was?!"
"Es erweitert deinen Horizont, du gibst der Gesellschaft was zurück und ganz nebenbei solltest du vielleicht verstehen, dass Alkohol in unserer Gesellschaft zwar nicht wegzudenken, aber dennoch ein Nervengift ist. Dass ein angemessener und umsichtiger Umgang damit wichtig ist."
"Aber-"
"Nichts aber. Ich verzichte aus Rücksichtnahme auf dich darauf, dich direkt auf eine Entzugsstation zur Mitarbeit zu bringen. Also solltest du jetzt besser wieder lieb bitte und danke sagen."
"Danke, Sir.", Kam es von Louis und bei der Betonung war es ein Wunder, dass keine Säure aus seinem Mund spritzte.
Oh, na, was halten wir von den beiden hier?
Was denkt ihr aktuell so?
Bis... Überraschung 😅.
Viele Grüße ^_^
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