Kapitel 109 - Eine Wahl
Harry nahm an diesem Nachmittag einen sehr schweigsamen und in sich gekehrten Louis mit nach Hause. Das gefiel ihm gar nicht. Louis war sonst so locker, dass der aktuelle Zustand seines Subs noch mehr Anlass zur Sorge gab.
Harry hatte von Timothy Louis' Schlüssel bekommen und hatte unterwegs noch den Roller eingesammelt.
"Wie gehen jetzt gleich rein. Du gehst hoch und ziehst dir bequeme Kleidung an und dann kommst du runter und wir reden in Ruhe, okay?"
"Habe ich eine Wahl?"
"Nein."
"Okay..."
Louis tat wie geheißen.
Und so schlurfte er schließlich in einem Sweatshirt von Harry und ohne Hose ins Wohnzimmer. Mit dem Harrytier.
Harry selbst hatte sich den Moment zur Ruhe gerufen. Das folgende Gespräch würde eine Belastungsprobe werden. Er musste Louis durch eine verdammt schwierige Phase führen und musste nebenbei sich selbst vertreten. Denn ein Wirtschaftsstudium würde er in diesem Fall nicht finanzieren wollen...
"Setz dich zu mir, Louis."
Louis seufzte und ließ sich neben Harry plumpsen.
"Okay. Ich möchte, dass du jetzt die Augen zu machst."
"Was?"
"Mach."
"Okay...", Seufzte Louis und schloss die Augen.
"Also... Ich möchte, dass du für einen Moment die finanzielle Seite außen vor lässt. Es geht nur um dich. Nicht um solche materiellen Dinge. Nur einen Moment, okay?"
"Okay.", Brummte Louis und ruckelte sich mit seinem Po noch etwas zurecht.
"Also: Zwei verschiedene Szenarien von dir in einem Jahr: Beide an meiner Seite, genau so, wie es jetzt ist. In dem einen machst du mit Wirtschaft weiter. Wie geht's dir?"
"Gut? Wie jetzt. Vom Geld-"
"Das Geld spielt Grade keine Rolle."
"Ist ja gut... Keine Ahnung. So wie jetzt halt. Fahre zur Uni..."
"Okay. Wie könnte eine Alternative aussehen?"
"Weiß nicht... Gibt's ja eigentlich nicht."
"Nicht?"
"Wie denn?"
"Du könntest von vorn anfangen. Ein anderes Studium oder eine Ausbildung oder ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr machen. Es gibt viele Optionen."
"Aber finanziell -"
"Ist Grade egal. Spinn herum. Du darfst... Was würdest du tun? In einem Jahr."
Louis runzelte erst die Stirn. Machte sich offenbar wirklich Gedanken.
"Meine Eltern -"
"Es geht in diesem Szenario um dich. Nicht um äußerliche Einflüsse."
"Nur nach mir?"
"Ja."
"Hm... Keine Ahnung... Das sind vielleicht zu viele Möglichkeiten..."
"Stell es dir vor. Heute in einem Jahr sitzen wir hier auf dem Sofa. Was möchtest du mir von deinem Tag erzählen?"
"Hm... Dass es Spaß gemacht hat, dass ich aufgepasst habe... Dass ich dir meine Sachen zeigen kann und ganz viele Belohnungen dafür kriege. Und dann vögeln wir auf dem Sofa...", Erzählte Louis grinsend. Er nahm das Ganze offensichtlich noch nicht wirklich ernst. Aber das war okay. Louis brauchte die Maske gerade scheinbar dringend.
"Und bei was könntest du so sehr aufpassen und hättest trotzdem Spaß? Was hast du am Tag bisher gemacht in einem Jahr?"
"Hm... Etwas, was spannend ist und Spaß macht und wo man gern aufpasst..."
"Was ist für dich spannend? Was macht dir Spaß und wo passt du gern auf?"
"Hm.. Design..."
"Gut. Mach die Augen auf."
"Hä? Wie gut?"
"Ich möchte dein Studium finanzieren. Entweder als zinsloses Darlehen oder einfach als Investition in die Zukunft."
"Was??"
"Aber ich möchte nur finanzieren, was Zukunft hat. Wirtschaft hat das bei dir nicht. Louis... Du hast absolut keine Ahnung, was du studierst und bist im wie vielten - fünften - Semester?"
"Äh...aber... Du darfst mir nicht vorschreiben... Beruflich... Und so..."
"Nein. Darf ich nicht und tue ich nicht. Ein von mir finanziertes Wunschstudium ist die eine Möglichkeit."
"Und die andere?"
"Du kümmerst dich um einen Nebenjob und studierst weiter Wirtschaft. Ich stehe dir bei nichts im Weg."
"Äh... Aber.. Meine Eltern-"
"Lou... Du bist du... Du musst mit dir glücklich sein. Nicht deine Eltern."
"Aber sie haben mich großgezogen und in mich investiert..."
"Louis, haben sie dich jeh gefragt, ob du auf die Welt möchtest?"
"Nein, aber -"
"Hast du entschieden ausgerechnet das Kind der beiden zu werden?"
"Natürlich nicht, aber-"
"Hast du ihnen sonst in irgendeiner Weise zu deiner Existenz geraten?"
"Äh... Nein... Das geht ja auch nicht. Vor meiner Existenz war ich ja nicht da."
"Ganz genau. Ein Kind kommt zur Welt. Punkt. Es hat niemand vorher gefragt. Es hat keine Entscheidung getroffen. Du kannst nichts dazu. Was sie dir gaben, gaben sie dir aus freien Stücken. Weil sie es wollten. Daraus können sie nicht schließen, dass du dich beruflich unglücklich machst, damit sie zufrieden sind."
"Aber... Von vorn anfangen? Ich bin doch schon im fünften Semester..."
"Ja und wie viele Prüfungen hast du bestanden?"
"Äh... Drei..."
"Wie viele müsstest du haben, wenn du einen Regelstudienzeit angestrebt hättest?"
"Äh... Zehn?'
"Lou... Du hast doch den Anschluss total verloren. Selbst wenn du Wirtschaft studieren wollen würdest, könntest du mehr oder minder von vorn anfangen."
Louis starrte auf seine Knie. Spürte, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. Es selbst zu wissen war etwas ganz anderes, als wenn jemand einem das so einfach vor den Kopf klatschte.
"Hey, sieh mich an. Ich bin's... Ich sage dir knallhart was Sache ist und dann nehme ich dich an die Hand und dann schaffen wir das, okay?"
"Ich... Ich wollte wirklich nicht, dass das so schief geht..."
"Ich weiß. Komm her.", Brummte Harry und öffnete die Arme.
Louis schmiss sich schluchzend in Harrys Arme. Das Harrytier hielt er dabei auch noch fest.
"Ich... Ich wollte sie doch stolz machen..."
"Weißt du, Baby... Manchmal kann man Leute nicht stolz machen, weil sie selbst unzufrieden sind. Dann ist es am Besten, man macht das Richtige für sich. Denn dann kannst du dich stolz machen. Und jeder der dich mag, wird stolz sein, wenn du einfach du bist.", Flüsterte Harry in die braunen Wuschelhaare und hauchte einen Kuss darauf.
Er würde gern schonender mit Louis umgehen. Aber der hatte jetzt einfach in der Sache schon zu lange die Augen zugemacht. Jetzt waren sie auf. Sehr auf.
"Wir unterhalten uns übermorgen wieder darüber. Und dann erzählst du mir, wie du dich entschieden hast. Wenn du Wirtschaft weiter machen möchtest, überweise ich das Geld direkt. Und dann gucken wir uns nach einem Nebenjob für dich um. Und wenn du dich für Design entscheidest, dann gucken wir, dass du vielleicht bis zum neuen Semester schonmal die eine oder andere Gastvorlesung besuchen kannst."
"Okay...", Seufzte Louis schwer.
"Ich bin bei dir, mein Kleiner. Immer."
Na, da stehst wohl eine Entscheidung bei Louis an.
Na? Wie gefällt Harry euch hier?
Bis Montag.
Viele Grüße ^_^
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