~ bastiplatte part 2 ~
Sobald ich merkte, dass die Gedanken überhand zu drohen nahmen, stand ich auf und begab ich erneut in mein Badezimmer.
Da ich gut und gerne darauf verzichten konnte alle paar Stunden erneut auf zustehen, nahm ich direkt alle Tabletten mit, die ich noch hatte.
Anstatt ins Bett zu gehen, legte ich mich dieses Mal auf die große graue Couch.
Es verging mindestens eine halbe Stunde, bis die Wirkung des Schlafmittels endlich wieder einsetzte.
Allerdings war die Wirkung durch den Alkohol, den ich zusätzlich immer wieder trank, deutlich stärker.
Alles begann sich zu drehen, weshalb ich mich nach hinten fallen ließ und von dem weichen Material der Couch und den Kissen sanft in empfang genommen wurde.
Ich starrte einfach nach Oben an die kahle, weiße Decke.
In meinem Kopf herrschte absolute Stille. Nicht ein einziger Gedanke nistete sich ungewollt ein. Es war ein atemberaubendes Gefühl. Unbeschreiblich und dennoch wusste ich tief in meinem Inneren, welche konsequenzen ich noch davontragen könnte.
Wahrhaben wollte ich dies so schnell allerdings nicht.
Mit halb geschlossenen Lidern lag ich immer noch, beziehungsweise schon wieder auf der Couch. Zwischenzeitlich hatte ich es hinbekommen mir etwas zu Essen zu bestellen.
Dieses stand allerdings mittlerweile schon seit über einer Stunde unberührt vor der Wohnungstür.
Die Wirkung der Rauschmittel hatte mich so umgehauen, sodass ich kaum dazu in der Lage war aufzustehen.
Um ehrlich zu sein, wollte ich das auch überhaupt nicht mehr.
Meine Hände hatte ich auf meinen Bauch abgelegt und mein Kopf nach rechts gedreht, sodass ich in den, im dunklen liegenden Flur sehen konnte.
Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und gab mich somit dem Gefühl hin, welches mich schon die ganze Zeit über mit sich reißen zu versuchte.
Wirklich einschlafen konnte ich allerdings nicht, weshalb ich sie schließlich wieder öffnete, mit dem Unterschied, dass der Flur nun hell erleuchtet war.
Mein Blick fiel auf die Kommode, welche auf der rechten Seite des Flures an der Wand stehend befand und auf welcher nun mein Essen stand, welches ich mir vor einigen Stunden bestellt hatte.
Kein Wimpernschlag später tauchte Kevin bereits in meinem Sichtfeld auf.
Scheiße.
Mit unter größter Anstrengung schaffte ich es mich aufzurichten und meine Füße auf dem Boden abzustellen.
Wie konnte es bitte schön sein, dass ich nicht gehört hatte, wie Kevin die Tür aufgeschlossen hatten oder nicht merken, dass das große Flurlicht angemacht wurde?
Jeglicher Versuch die Beweise für meinen extrem schlechten psychischen Zustand zu verstecken wäre zwecklos gewesen.
Ich hätte es vermutlich nicht einmal geschafft aufzustehen, da die Wirkung des Alkohols und den Schlafmittel dann doch immer noch zu stark wirkten.
Kevin stand mittlerweile fast direkt vor der Couch und hatte somit eine perfekte Sicht auf den Couchtisch und somit auch auf die Tabletten und die Flaschen mit Alkohol, die verteilt darauf standen.
Es dauerte einen kurzen Augenblick bis ich wirklich richtig realisierte, dass Kevin nun direkt unmittelbar neben mir stand.
Wieso war er überhaupt schon wieder zurück? Auch wenn ich im laufe der letzten Tage mein Zeitgefühl teilweise verloren hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass er eigentlich noch mindestens eine Woche hätte weg sein müssen. Doch nun war es eh zu spät.
Wie gerne hätte ich mich für meine Dummheit geohrfeigt. Die Minuten verstrichen quälend langsam.
Kevin blieb still, was mich zunehmend immer mehr verunsicherte.
Mein Kopf hielt ich gesenkt. Zum einen, weil ich die Kraft kaum noch dafür aufbringen konnte und zum anderen, weil ich ihm unter diesen Umständen einfach nicht ansehen konnte. Aus dem Augenwinkel konnte ich jedoch erkennen, dass er sich keinen Zentimeter bewegt hatte.
Die Stille zwischen uns wurde immer unerträglicher für mich. In meinem Kopf entstanden alle möglichen Szenarien, wie Kevin noch reagieren könnte. Für einen Moment musste ich meine Augen schließen, da sich bereits erste Tränen an die Oberfläche zu kämpften drohten.
Ich nahm nur neben bei wahr, wie sich die Couch direkt neben mir leicht senkte, erschrak dann jedoch heftig, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Für einen kurzen Augenblick war ich mit der plötzlich entstandenen Situation überfordert und wusste nicht ganz so recht, was ich tun sollte.
Kevins Hand verweilte weiterhin an Ort und Stelle, nur sein Daumen strich ab und zu sanft über den Hals dicken Stoff meines Hoodies. Ich spürte diese Berührung allerdings so intensiv, dass es mir so vorkam, also würde seine Hand direkt auf meiner nackten Haut liegen.
Dies führte irgendwie dann dazu, dass ich meine Augen wieder öffnete und meinen Kopf zu ihm drehte.
Aus leicht verschwommenem Blick blickte ich in die Augen von Kevin. Die Sorge war klar aus ihnen zu erkennen.
Verständlich.
Ich hatte ihm ja leider auch mehr als nur einen Grund dafür geben.
Egal wie sehr ich mich innerlich dagegen weigerte alles zu erzählen und ihm damit mein Herz aus zuschütten. Wusste ich, dass ich irgendwann einfach nicht mehr drumherumkommen würde.
Er schien meine Unsicherheit zu merken, da er kurz darauf noch ein Stück näher zu mir rutschte, sodass sich unsere Oberschenkel berührten.
Die Hand die noch auf meiner Schulter gelegen hatte, war weiter runter an meinen Rücken gewandert. Ebenso wie der andere Arm, mit dem er die Umarmung noch weiter verstärkte.
So schnell es mir, immer noch unter dem Einfluss der Kombination aus Alkohol und Tabletten, möglich war, erwiderte ich seine Geste.
Unterbewusst verspannte ich mich leicht. Es war irgendwie ein komisches Gefühl, doch was die Ursachte genau dafür war, konnte ich nicht genau sagen.
Dafür gab es in dem Moment einfach viel zu viele mögliche Ursachen. Dies war vermutlich auch der Grund, wieso ich seine Umarmung nicht ganz so erwidern konnte, wie ich es sonst tat.
Alles war deutlich distanzierter und irgendwie auch kälter, weniger Emotional. Kevin war es schließlich, der die Umarmung wieder auflöste. Er lehnte sich leicht zurück und sah mich durchdringend an.
Meine Augen trafen auf seine dunklen. Für einen kurzen Moment bekam ich das Gefühl, er würde direkt in meine Seele blicken. In gewisser Weise würde mir dies sogar sehr zu gute kommen, so müsste ich zumindest nicht das aussprechen, was zur Zeit noch zwischen uns gestanden hatte. Aber natürlich wurde mir dieser Gefallen nicht getan. Wie hätte es auch anders sein sollen.
Hin und wieder lösten sich seine Augen von meinen, huschten kurz über mein Gesicht oder starrten auf die Tabletten und den Alkohol, welches sich immer noch auf dem Tisch befand.
Am liebsten hätte ich mich ihm endlich erklärt, doch so gern ich es auch gewollt hätte, kam mir kein einziges Wort über die Lippen. Entweder schien er dies zu merken oder er entschied sich zufälligerweise dazu, mit dem Reden zu beginnen.
Er öffnete seinen Mund zum reden, schloss ihn zu meiner überraschung allerdings nahezu sofort wieder. Auf einmal schien er ebenfalls total unsicher und extrem überfordert mit der Situation.
Auch ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte. So gerne ich dann doch das Reden übernommen hätte, gestaltete sich dies als deutlich schwieriger wie angenommen. Ich hatte unglaubliche Schwierigkeiten Sätze in meinem Kopf zu bilden, weshalb ich gar nicht erst wissen wollte, wie es sein würde, wenn ich sprechen würde.
„Was ist mit dir dort passiert?" Seine Frage halte wie ein Donnerschlag durch meinen Kopf. Ohrenbetäubend laut. Ich brauchte ihn garnicht fragen, was er mit „dort" meinte.
Und dennoch wäre ich tatsächlich niemals davon ausgegangen, dass draufkommt, dass ich bei diesem Hypnotiseur gewesen war.
Oder war es doch so offensichtlich gewesen?
Nun war ich noch überforderter, hatte überhaupt keine Ahnung was ich antworten sollte.
Da ich mich noch immer nicht dazu in der Lage fühlte zu sprechen, entschied ich mich nach einigen Augenblicken einfach dazu mit den Schultern zu zucken.
Seinem Blick zu urteilen, schien ihm dies in keinster Weise genug zu sein. Verständlicherweise.
Leider.
„Anstatt, dass es mir durch die Hypnose besser geht, wurde alles nur noch schlimmer. Ich musste die ganzen Traumata, die ich in meiner Kindheit hatte erfahren müssen, während ich hypnotisiert war immer und immer wieder erleben müssen."
Die Worte kamen mir deutlich leichter, als erwartet über die Lippen. Kevins Augen hatten sich vor lauter Schock, da ich wusste, was zu hundert Prozent seine nächste Frage sein würde, kam ich ihm direkt zuvor.
„Meine Eltern, vor allem aber mein Vater, hat meine Schwester und mich nahezu unsere gesamte Kindheit über in den verschiedensten Arten misshandelt.
Wir wurden mit den verschiedensten Gegenständen geschlagen, bekamen manchmal Tagelang nichts zu essen oder durften entweder nur ganz kalt oder heiß duschen.
Und immer wenn meine Schwerter mal etwas falsch oder auch kaputt gemacht hatte, habe ich die Schuld jedesmal auf mich genommen. Mir es war immer lieber, dass ich statt ihr dafür bestraft werde.
Sie war noch so jung und es war für mich immer schlimmer mit zuzusehen, wie ihr etwas angetan wird, als wenn mein Vater seine schlechte Laune an mir auslässt."
Darüber zu sprechen machte nahezu die gesamte Wirkung wieder zunichte. Die ganzen Erinnerungen und Gefühle kamen wieder zurück, was dazu führte, dass Tränen begannen unaufhörlich über mein Gesicht zu laufen.
„Die Tabletten und der Alkohol waren der einzige Weg, wie ich die ganzen aufkommenden Gedanken und Erinnerungen zumindest temporär vergessen konnte.
Es tut mir so leid, hätte ich doch einfach auf dich gehört", weiter kam ich allerdings nicht, da mich Kevin unterbrach.
„Dir muss absolut nichts leid tun. es ist in keinster Weise deine Schuld, dass du auf einmal wieder mit deinen ganzen Traumata aus deiner Kindheit konfrontiert wurdest.
Die Schuld liegt einzig und alleine bei diesem Typen der dich hypnotisiert hat.
Es tut mir für dich so unendlich leid, dass dir so etwas passiert ist und dennoch danke ich dir vom Herzen, dass du dich mir endlich anvertraut hast. Ich werde dir helfen diese ganzen Ereignisse richtig zu verarbeiten."
Seine Worte trafen mich mitten ins Herz.
„Wie habe ich nur so jemanden wie dich verdient?", sprach ich direkt das aus, was mir durch den Kopf ging und sah ihn direkt in seine glänzenden Augen, aus welchen sich ebenfalls immer wieder eine Träne löste.
Anstelle einer Antwort lehnte er sich noch weiter zu mir rüber und legte seine Lippen auf die meinen, welchen ich direkt erwiderte.
Der Kuss war sanft und liebevoll, beantwortete mir damit meine Frage.
Ohne den Kuss zu lösen packte ich Kevin und hob ihn mit einem Ruck auf meinen Schoss. Dies veranlasste ihn daraufhin seine Arme um meinen Nacken zu legen und den Kuss zu intensivieren. Auch wenn es für mich immer noch unverständlich war, wie Kevin mir diese Sache einfach so verzeihen hatte können, wusste ich das ab da an alles wieder besser werden würde.
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bin nicht wirklich zufrieden mit dem Ende hoffe aber trotzdem, dass es euch gefallen hat :)
über eine Rückmeldung würde ich mich freuen.
Wenn ihr Ideen für einen Oneshot habt, denn ich mal schreiben soll, könnt ihr diesen gerne in die Kommentare schreiben :)
Am Dienstag wird auch ein kleines Weihnachts- Special kommen, könnt euch also schonmal drauf freuen. ;)
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