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Sechstes Kapitel...

...in dem Simoney Sindrak und Valentina vor der Macht des Adels rettet

{Soundtrack: Abney Park - Aether Shanties}

https://youtu.be/05rR7nozsYg

~


Schritte weckten mich, viel zu wenige Stunden, nachdem ich eingeschlafen war. Jemand pfiff eine schiefe Melodie, die ich von irgendwoher kannte, doch wo genau, wusste ich nicht. Ich vernahm das knarrende Holz, weit über mir das Poltern weiterer, schneller Stiefel auf Planken und die Rufe von Männern und Frauen. Hinter meinem Rücken heulte der Wind, nur eine Schicht Holz zwischen mir und dem Nichts. Schlüssel klirrten, ein Mann fluchte fröhlich, dann verstummten seine Schritte plötzlich. Ich konnte beinahe sein überraschtes Misstrauen sehen.

Er blieb für einige Augenblicke vor der Tür stehen und spielte mit dem Metall in seinen Händen. Dann fluchte er erneut, schloss die Tür fest und drehte knirschend den Schlüssel im Schloss um.

Ich fluchte ebenfalls. Kurz erwog ich, der Verstärkung, die sich nun zweifellos auf den Weg zu uns machen würde, ohne Schutz entgegenzutreten, doch entschloss mich dagegen. Nicht, bis ich wusste, wie schnell die Mannschaft an den Abzügen war. Ich schlich dorthin, wo ich Valentina zuletzt gesehen hatte, und weckte sie. Sie schlug die Augen auf und riss das Messer aus ihrem Ärmel, doch sie hielt inne, als sie mich erkannte. „Wir bekommen Besuch." Ich breitete meinen Mantel über uns. Obwohl das Tier, aus dessen Haut er geschneidert war, schon lange tot war, glich er sich immer noch den Schatten um uns an, bis wir nur noch ein dunklerer Schemen in der Schwärze waren.

Valentina schwieg und umklammerte mit grimmiger Miene den Dolch, während ich langsam meinen eigenen zog, ein hässliches, schartiges Ding, mit dem ich viel zu vielen Kehlen ein Grinsen von einem Ohr zum anderen verpasst habe.

Wir warteten schier endlos lange, bis erneut das Poltern schwerer Schritte zu hören waren, diesmal von mehr als nur zwei Füßen, doch ich konnte kaum sagen, wie viele Wesen genau sich näherten. Dennoch erkannte ich Hufe zwischen den metallbeschlagenen Stiefelsohlen.

„Da drin?", knurrte eine finstere Stimme.

„Aye, Sir." Der Mann, der zuvor vor der Tür geflucht hatte.

„Die Gewehre hoch." Er sprach leise und beherrscht, und doch hörte ich, dass keiner der Männer, die vor der Tür standen, zögerte. Klickend wurden die Hähne gespannt, beinahe simultan.

Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht, die Tür aufgestoßen, und die Läufe von fünf Gewehren wiesen in den Laderaum. Es war so still, dass ich den Wind in der Takelage singen hören konnte, weit entfernt.

„Vorwärts", befahl der Mann, und seine Gefolgsleute betraten mit präzisen Schritten den Laderaum. Sie wussten, was sie taten. Kein Vergleich zu den brutalen Schlägern, die ich normalerweise als die Crews von Luftschiffen kannte. Allerdings war ich noch nie zuvor auf einem so großen Schiff gewesen, noch dazu auf einem, das unter dem Wappen eines Fürsten flog.

„Captain?", meldete ich mich zaghaft.

Alle Läufe richteten sich auf mich, die Mündungen schienen wie schwarze, ausdruckslose Augen. Schwarzes Metall schimmerte unheilvoll. „Zeige dich!", wies einer der Schützen mich an. „Die Hände über dem Kopf!"

Still hoffte ich, dies würde nicht meine befürchtete Falle sein, doch nun war es zu spät, um sich darüber zu sorgen. Wenn es tatsächlich eine war, wären wir verloren. Oder aber der Captain verzichtete darauf, uns über Bord gehen zu lassen, und wir würden an unserem Ziel in einer Zelle landen. So etwas wäre jedoch vertretbar. Vorsichtig nahm ich meinen Mantel an mich und stand auf, Valentina neben mir.

„Tretet vor", befahl der Mann, der auch zuvor die Anweisungen gegeben hatte, und betrat den Laderaum. Er war ein Animus mit der Seele eines Steinbocks, groß und schlank, mit drahtigem, grauen Fell und einem einzelnen Horn, das die niedrige Decke streifte, selbst wenn er geduckt ging und den Kopf nach rechts neigte. Das linke war in der Mitte abgebrochen. In seinem Gürtel stecken teure Pistolen und ein Schwert, an dessen Knauf eine unheilvolle Spule saß. Blaue Blitze züngelten um sie. Mit einer fließenden Bewegung zog er eine der Schusswaffen und richtete sie ebenfalls auf mich.

Ich tat wie geheißen, und einer der Männer senkte auf ein Zeichen des Animus hin die Waffe und suchte mich nach Waffen ab. Ich gab meine Donnerbüchse und meine Schwerter ab, das mit der gezackten Klinge, das mit der Giftrinne und das aus wolkig rotgrauem Stahl, das ich Herzog Inverness gestohlen hatte. Ich hatte damit immer zu einem Magier gehen wollen, der mir sagte, was es vermochte, doch der Mann, dem ich in derlei Hinsichten vertraute, war, kurz bevor Russell mich in seine Dienste nahm, verstorben. Kein Wunder. Er hatte viel zu viele seiner Kunden betrogen.

Der Soldat war gründlich, fand all meine Armbrustbolzen ebenso wie den Dolch, den ich vor ihnen verbergen wollte, und riss ihn mir mit einem strafenden Blick aus der Hand. Prüfend betrachtete er meine Metallklauen. „Leg sie ab."

Mürrisch trennte ich die Drähte und schnallte die Konstruktion aus Metall und Energiekern ab. Ich fühlte mich beinahe nackt ohne das speckige Leder des Handschuhs um meine Finger, kühl strich die stickige Luft über meine Hand. Nervös rieb ich mir den Handrücken. Die Klauen landeten, ebenso wie meine anderen Waffen und Valentinas bronzefarbener Revolver, in einem Leinensack, den der Soldat dem Anführer in die Hand drückte.

Der Steinbock betrachtete den Klauenhandschuh und strich milde beeindruckt über den nun nur noch matt leuchtenden Hex-Splitter. „Woher hast du das?"

Ich erwog, mit den Schultern zu zucken. „Ein Freund hat es mir gebaut." Solange ich denken konnte, trug ich das Hex und diesen Handschuh, seit dem Tag, an dem ich nahe Ashenfall aufgewacht war.

Er glaubte mir kein Wort. „Beeindruckende Arbeit. Wer ist dein Freund, ein Artificier?"

„Genau. Aus Korvengerstein", log ich.

Der Steinbock war immer noch skeptisch, doch ließ meine Waffe wieder in den Sack fallen. „Sehen wir, was der Captain zu deiner Geschichte sagt", befand er zweifelnd, wandte sich um und ging voraus.

Jemand stieß mir leicht ein Bajonett in den Rücken, und ich tat, was er sagte. Valentina ging neben mir, den Blick starr geradeaus gerichtet, die Banshee über ihr, und ich fragte mich, wie die Männer ihren Dolch nicht gefunden hatten. „Bist du nicht der Captain dieses Schiffes?", fragte ich den Steinbock.

„Nur Erster Offizier." Seine Stimme war kalt wie die Morgenluft, die durch die Luken auf die unteren Decks strömte.

Auf dem Hauptdeck, im Tageslicht, schien die Odybreva noch weit größer als nachts. Die Masten waren dick wie der Oberkörper eines Mannes, der Energiekern leuchtete nun wie eine kleine Sonne, und die Orbs rotierten bedrohlich schnell um ihn herum. Die Segel blähten sich wie die Leiber atmender Wesen im Wind, die Takelage summte. Männer und Frauen kletterten über die Rahen und rannten über das Deck, befestigten Tampen und befolgten die Befehle des Steinbocks und eines glatzköpfigen Mannes, dessen rechte Gesichtshälfte die eines Konstrukts war. Meine Mähne flatterte, und mich überfiel ein eigenartiges Gefühl, als schoss die Energie des Hex zusammen mit dem Adrenalin durch die Adern. Ich hatte kaum gewusst, wie sehr ich das Fliegen vermisst hatte, bis zu diesem Augenblick. Alles in mir schrie danach, das Kommando zu übernehmen, doch ich dachte mir, dass niemand dies allzu gut aufgenommen hätte.

Der Erste Offizier führte uns zu den Aufbauten am Heck des Schiffes, hinauf auf das untere Achterdeck, und klopfte an die Tür der Kajüte. Eine Frau antwortete von drinnen, er öffnete die Tür und stieß uns in den prächtigen Raum. „Captain, die blinden Passagiere, von denen Rickary berichtet hat", sagte er und schloss die Tür hinter sich.

Hinter dem mächtigen Schreibtisch, der wie ein Bollwerk zwischen uns und ihr stand, erhob sich die Kapitänin der Odybreva. Sie trug strenge Kleidung, ein gestärktes weißes Hemd, eng anliegende Hosen und einen ebensolchen Gehrock aus Leder, darüber einen langen, schwarzen Mantel. Ihre blonden Haare rahmten ihr porzellanweißes Gesicht in weichen Wellen ein. „Danke, Grimault." Sie lächelte beinahe freundlich. „Wer seid ihr?", wollte sie wissen.

„Mein Name ist Sindrak Herrera, und das ist Valentina Alderberry." Ich machte mir nichts aus falschen Namen. Wenn sie mich unbedingt tot sehen wollten, würde mich ein falscher Name kaum retten. Nun konnte ich nur hoffen, dass weder Grimault noch der Captain von Valentinas Fähigkeiten wussten. „Wer sind Sie?"

„Ich bin Captain Romana Iskjandrova."

Ich riss die Augen auf. „Iskjandrova? Wie in Herzog Laifyr Iskjandrov von Vigilante, der Wächter des Nordens?", hakte ich überrascht nach.

Sie verdrehte die Augen. „Aye. Selbst wenn ich Ihnen nun befehle, diesen Unsinn mit den hochtrabenden Titeln und den Verbeugungen zu vergessen, wenn ich Sie beide nicht sofort über die Planke schicken soll. Mein Vater mag eine Menge darauf geben, doch hier bin ich Captain dieses Luftschiffes und sonst nichts. Verstanden?"

„Jawohl, Captain", beteuerte ich und bemühte mich um eine gerade Haltung.

„Der Gentleman, der euch zu mir geleitete, ist Grimault, mein Erster Offizier", stellte sie den Animus vor, der immer noch an der Tür hinter uns stand. Sie lächelte fasziniert und zugleich undurchdringlich, wie jemand, der etwas Bemerkenswertes entdeckte und es nicht so recht zeigen wollte, und ich fürchtete mehr denn je, dass sie wusste, wer Valentina war. „Warum habt ihr euch an Bord geschmuggelt und seid nicht über die Rampe gegangen, und habt bezahlt, wie alle anderen Passagiere auch?"

Ich seufzte. „Das wüsste ich auch zu gern. Ich bin nicht hier, weil ich es wollte." Eigentlich will ich nach Cloudfall, wollte ich sagen, doch das sollte sie besser nicht herausfinden. „Ein Master Simoney Blacat suchte mich auf und legte mir nahe, mich auf Euer Schiff nach Vigilante zu begeben."

Iskjandrova schürzte die Lippen und betrachtete die Schiffsminiaturen auf der Seekarte vor sich. „Oh, so etwas seid ihr."

„Was sind wir?", fragte Valentina. Sie schien gänzlich unbeeindruckt von der Tatsache, dass wir nun vor der Prinzessin von Vigilante standen.

Sie seufzte. „Ich hätte es mir denken können. Sobald ich jemanden an Bord finde, der nicht aussieht wie jemand, der sich eine freie Passage ergaunern wollte, ist es jemand, den Sim angeschleppt hat. Er schafft es jedes Mal wieder, solche wie euch an meinen Wachen vorbeizuschmuggeln, und wenn ich mir noch so viel Mühe gebe." Sie fluchte leise und deftig und hielt sich dann ein wenig peinlich berührt die behandschuhte Hand vor den Mund. „Grimault, lass Blacat holen."

Der Erste Offizier gab kurz angebunden seine Befehle an einen Mann vor der Tür weiter. „Warum hat Blacat euch im Geheimen hierher gebracht?", wollte er wissen, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte. „Warum hat er den Captain nicht informiert?"

„Wahrscheinlich, weil niemand wissen sollte, dass wir hier sind. Wenn die Männer an den Docks uns verraten hätten..." Ich verstummte.

Grimault verengte die Augen. „Warum sollte niemand wissen, dass ihr hier seid?"

Valentina biss sich auf die Lippe und warf mir einen strafenden Blick zu. „Was auch immer dieser Blacat mit uns vorhat, es ist allein seine Sache. Frag ihn doch statt uns."

Grimault schnaubte. „Blacat könnte behaupten, dass meine Mutter noch lebt, und nach ein paar Stunden würde ich ihm sogar glauben, selbst wenn ich weiß, dass sie seit zehn Jahren tot ist. Er redet sich um Kopf und Kragen und zieht dabei immer den Kopf aus der Schlinge. Ihr dagegen werdet die Wahrheit sagen."

Ich schielte hilfesuchend zu Captain Iskjandrova, doch sie sah unbeteiligt aus den Fenstern am Heck des Schiffes. „Bei den Unheiligen, ich weiß wirklich nicht, warum ich hier bin. Blacat weiß es. Frag ihn."

Iskjandrova sah mich und Valentina durchdringend an. „Warum seid ihr hier? Warum durfte niemand erfahren, dass ihr hier seid?", wollte sie wissen. „Sagt es mir jetzt, oder ich schicke euch über die Planke, bevor dieser milchgesichtige Wandling meine Kajüte betritt."

Ich sah sie an. „Er kann sich in eine schwarze Katze verwandeln, nicht wahr?"

Sie verzog das Gesicht. „So ähnlich. Und jetzt beantwortet meine Frage. Das ist ein Befehl."

Mir juckte es auf der Zunge, eine patzige Erwiderung zurückzugeben, gekrönt mit einem herzoglichen Titel, doch ich hing an meinem Leben und suchte fieberhaft nach Worten. Doch keine passende Lüge wollte mir einfallen. „Er wollte uns etwas erklären. Ein Geheimnis. Mehr habe ich nicht erfahren", sagte ich wenig überzeugend.

Grimault sah mich an, ein Blick voll mitleidiger Verachtung. „Denk dir etwas besseres aus, Karr."

Es war sogar die Hälfte der Wahrheit. „Ich meine es ernst. Er kam in der Kathedrale zu mir und behauptete, wir würden verfolgt. Wenn ich nach Vigilante gehen würde, würde er mir etwas Wichtiges verraten."

„Etwas, was er dir nicht einfach an einem geschützten Ort sagen konnte, sondern erst weit fort von Oscravelle? Welches Geheimnis könnte so gefährlich oder unerhört sein, dass Oscravelle es nicht verdient hat?", spottete Grimault.

„Warum werdet ihr verfolgt?", wollte Iskjandrova wissen.

„Wir haben etwas gestohlen", sagte Valentina schnell, die Stimme immer noch rau. „In Oscravelle. Wir hatten einen Unterschlupf gefunden, doch dann fanden uns die Wachen und wir mussten fliehen. In der Kathedrale konnten wir abwarten, aber..."

„Was habt ihr gestohlen?", fragte Iskjandrova. „Zeigt es mir."

„Das Teil, das er an der Hand hatte", sagte Valentina, während ich mir verkniff, ihr den Hals umzudrehen. Wenn ich die Hexkralle nicht wiederbekam und es ihre Schuld war, würde ich Iskjandrova alles verraten, was ich wusste.

Grimault musterte Valentina. „Verkauf mich nicht für dumm", sagte er schließlich drohend und hob zu einer weiteren Frage an, als es an der Tür klopfte und Simoney Blacat die Kajüte betrat.

Ein leichter Rotschimmer zeigte sich auf seinen blassen Wangen und erste Stoppeln bedeckten sein Kinn. „Verzeihung, Captain, für meine Verspätung, doch ich wollte nur ungern in einem unpassenden Aufzug vor Ihnen erscheinen", sagte er beschwichtigend und deutete eine Verbeugung an, bevor er uns mit einem knappen Zunicken begrüßte. „Master Herrera, Miss Alderberry."

Iskjandrova lächelte auf ihre übliche undurchschaubare Art. „Sim, wer sind diese Herrschaften, und warum genau sind sie auf meinem Schiff, ohne dass ich etwas davon weiß?"

Er atmete tief durch. „Das kann ich Ihnen nicht sagen, so leid es mir tut. Es ist ein Auftrag von höchster Geheimhaltung, und ich verstieße gegen all meine Anweisungen, sollte ich Ihnen davon berichten."

Grimault trat vor. „Sagen Sie ihr, was Sie wissen, Blacat. Sie hätten sie töten können!", fauchte er.

„Genug." Iskjandrova hob eine Hand. Der Animus trat von Blacat zurück und verschränkte wütend die Arme. „Sag mir, was du sagen kannst, Sim."

„Master Herrera und Miss Alderberry sind auf meinen Wunsch hin hier. Sie sind verstrickt in Geschicke, die das ganze Land beeinflussen, und ihre Entscheidungen sind mehr als nur ein wenig von Bedeutung. In Oscravelle ist nach den Vorfällen der letzten Nacht weithin bekannt, wer sie sind, und aus diesem Grund zog ich es vor, sie im Geheimen an Bord zu bringen, bevor einer Ihrer Männer zu reden beginnen konnte. So weiß niemand, wie sie Oscravelle verlassen haben. Und, lassen Sie mich frei sprechen, wenn Sie erfahren hätten, wer sie wirklich sind, hätten Sie noch in Oscravelle Entscheidungen getroffen, die den Plänen meiner Auftraggeber kaum zuträglich wären." Simoney blickte sie an. „Reicht Ihnen das?"

Sie sah ihn missbilligend an. „Es war mehr, als ich wissen wollte." Ihr Blick flackerte zu mir und Valentina, und ich konnte ihr ansehen, wie sehr sie erfahren wollte, wer wir waren. „Angelegenheiten der Gintlemen fallen nicht in meine Zuständigkeit."

Simoney neigte den Kopf. „Dürfte ich meine Gäste nun zu einem privaten Wort bitten?"

Iskjandrova lächelte erneut. „Nein. Sagt, was Sie ihnen sagen, wollen. Vor mir und Grimault."

Sein Blick huschte zwischen uns hin und her. „Die Lady, die euch verfolgt, ist ebenfalls hier. Sie kaufte ihre Passage unter einem Vorwand."

„Wenn es tatsächlich dem Wohl von Vigilante gilt, können wir sie loswerden", warf Grimault ein, doch sein Tonfall machte klar, dass er mit all dem nichts zu tun haben wollte. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Mir ging es nicht anders. Nach Simoneys hochtrabenden Worten verfluchte ich den Tag, an dem ich in Russells Dienste eingetreten war, und mich danach von Blacats Versprechungen nach Vigilante hatte locken lassen.

„Oh nein, vor Vigilante wird sie nicht zuschlagen. Sie zieht Straßen der Privatsphäre eines Schiffes vor. Und sie mag keine Kollateralschäden." Simoney lächelte dünn. „Zu unserem Glück."

„Wer ist sie?", wollte Valentina wissen.

„Ihr Name ist Aubrey de Sarazine. Angeblich handelt sie im Auftrag des König Schellen. Ein zweifelhafter Auftraggeber, ich weiß, aber sie ist nicht zu unterschätzen."

„Ich werde sie beschatten lassen", sagte Iskjandrova.

„Nicht nötig." Simoney straffte die Schultern. „Wir wissen bereits alles über sie, was wir wissen wollen."

„Dann rate ich dir, mir heute Abend beim Dinner alles über sie erzählen, was du weißt." Iskjandrova lächelte bedrohlich. „Ihr könnt gehen, alle miteinander."

„Verzeihung, Captain", warf ich ein, „ist es möglich, dass ich meine Waffen wieder bekomme?"

Sie tauschte einen kurzen Blick mit Grimault. „Welche ist Ihnen am liebsten?"

Ich biss die Zähne zusammen. Alle Waffen, die ich besaß, waren von einem gewissen Wert. Hauptsächlich, weil sie magische Kräfte besaßen, unersetzliche Einzelstücke oder schlicht und einfach himmelschreiend teuer waren. Doch mir selbst lagen das Schwert mit den Zacken, die Armbrust und der Handschuh mit dem Hex-Stein darauf am meisten am Herzen. Auch wenn ich sie besaß, solange ich mich entsinnen konnte, so wusste ich, dass es eine Menge Blut, Schweiß und Geschrei gekostet haben musste, um an sie heran zu kommen. „Ich hoffe, ich bekomme alle wieder."

„Natürlich. Nur hier an Bord werden sie sicher verwahrt. Sobald wir in Vigilante angelegt haben, bekommen Sie sie alle zurück."

Ich seufzte. „Den Handschuh, bitte."

Sichtlich misstrauisch zog Grimault die Waffe aus dem Sack und drückte sie mir grob in die Hand. Simoney geleitete uns aus der Kajüte und blinzelte in die Morgensonne. „Warum hast du ihr nicht gesagt, warum wir hier sind?", raunte ich. „Wer wir wirklich sind. Sie ist deine Fürstin, oder? Du arbeitest doch für Vigilante."

Der junge Mann winkte mich und Valentina hinter sich her und trat die steile Treppe zum Achterdeck hinauf. Eine Anima mit der Seele eines Fuchses stand hinter dem Steuerrad und sang in Gedanken versunken ein unmelodisches Lied und verstummte, als wir das Deck betraten.

Vor der Reling blieb Simoney stehen. „Ich arbeite nicht für den Fürsten, sondern für die Gintlemen. Was sie genau tun, kann und werde ich euch nicht verraten, doch sie wissen viel und versuchen, diese ungewöhnliche Welt in ihren gewohnten Bahnen zu halten. Etwas Unvorhergesehenes, etwas, was nicht in die Ordnung passt und für Chaos sorgen würde, ist geschehen." Er lächelte Valentina sanft an, die Sorte Blick, bei der Mädchenherzen zu schmelzen beginnen. „Sie versuchen, das Chaos zu verhindern, das die Banshee auf dieser Ebene verursachen könnte."

„Sie sind eine Geheimorganisation. Die, die Fürsten ermordet, wenn sie zu ehrgeizige Pläne haben", stellte ich fest.

„Oh nein, mit derlei Kleinigkeiten geben sie sich nicht ab. Das ist eine Sache der Politik. Sie interessieren sich für Wissen, Magie und Arkanes und verstehen sich darauf, die großen, magischen Vorkommnisse zu verstehen und im Zaum zu halten. Sie werden sie kennen lernen, Sie beide."

Ich warf einen schnellen Blick zu Valentina, die nicht im Geringsten beeindruckt schien und auf das Hauptdeck hinab sah. Zwischen der umher laufenden Crew und den Kanonen stand die Frau mit dem Vogel an der Reling. Der Wind riss an ihrem riesigen, mit Federn geschmückten Hut und ließ die Spitze an ihrem Kleid flattern. Ich hatte bereits in Zelten geschlafen, die kleiner waren als ihr Reifrock, so schien es mir. Blaue, goldene und schwarze Seide wellte sich bei jeder ihrer Bewegungen.

„Wie frei dürfen wir uns an Bord bewegen?", wollte Valentina plötzlich wissen.

Simoney zögerte. „Ich denke, solange Sie niemanden stören, und nicht an die Orte gehen, die ausdrücklich der Crew vorbehalten sind, können sie tun, was sie wollen."

Valentina nickte und wandte sich zum gehen.

„Halte dich von der Frau fern", raunte ich ihr zu.

Sie wirbelte herum. „Ich bin nicht dumm, Sindrak Herrera", zischte sie. „Ich weiß mich zu verteidigen."

Ein wenig besorgt beobachtete ich, wie sie aufs Hauptdeck zurückkehrte und die Wanten in die Takelage emporkletterte. Männer und Frauen der Crew riefen ihr Warnungen zu, doch sie ließ sich nicht beirren und stieg höher und höher, mit einer Leichtigkeit, die sie nur von ihrem Leben im Zirkus haben konnte. Sicherlich hatte sie einst auch den Trapezkünstlern angehört. Dennoch fürchtete ich, sie und somit meine fünfzehntausend Aurai könnten in den Tod stürzen. Nun, im Falle des Falls könnte die Banshee sie vielleicht retten.

„Und du bist dir sicher, diese Gintlemen werden mich für sie bezahlen?", vergewisserte ich mich.

Simoney zuckte mit den Schultern und beobachtete, wie Valentina über die Rahen des Besanmastes balancierte. „Ich denke schon."

Ich packte ihm am Arm. „Wenn nicht, werde ich mit ihr zu Russell gehen und mir holen, was er versprochen hat, und mein Leben gleich dazu, hast du mich verstanden?", zischte ich.

„Natürlich. Ich bin mir jedoch sicher, sie werden Ihnen ein formidables Angebot machen, keine Angst", erwiderte er milde amüsiert, doch ohne jeden Spott, und blickte wieder hinauf in die Segel.

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