Kapitel 8 Band 8
Necroschimmer hob eine Hand und ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. „Meine Herrschaften, wir verlieren den Fokus", begann er mit ruhiger, aber eindringlicher Stimme. „So faszinierend die Geschichten über vergangene Zeiten und alte Strukturen auch sein mögen – wir stehen vor einer Bedrohung, die jetzt und hier gelöst werden muss. Unsere Feinde, Nox Vigilia und die Bändiger, sind aktiv, während wir in Erinnerungen schwelgen."
Er lehnte sich nach vorne und verschränkte die Hände. „Unser Ziel muss es sein, diese Allianz zu zerschlagen, die entführten Kinder zu retten und das toxische Mana einzudämmen, bevor es noch größere Schäden anrichtet. Lassen Sie uns zurückkehren zu den konkreten Maßnahmen. Was sind die nächsten Schritte, die wir gemeinsam unternehmen wollen? Wir haben Informationen, Ressourcen und die Entschlossenheit – jetzt müssen wir sie nutzen."
Zornige Ascheklinge nickte zustimmend. „Du hast recht, Necroschimmer. Es ist Zeit, vom Reden ins Handeln zu kommen. Lass uns die nächsten Pläne konkretisieren."
Zusammenfassung und Fortführung der Konferenz
Jake – Zornige Ascheklinge – erhob sich und schaute in die Runde. „Gut, wir haben die Zuständigkeiten geklärt. Unsere Familie kann nicht alles allein stemmen, aber ich sehe, dass wir gemeinsam auf dem richtigen Weg sind. Es ist Zeit, diese Pläne in die Tat umzusetzen. Sobald wir unsere Feinde festgesetzt haben, entscheiden wir über ihr Schicksal – die Anführer fallen, die kleinen Würmer werden gefangen."
Aufgabenverteilung:
1. Waldklinge (Sylthar):
• Sie nickte entschlossen. „Ich werde meine Naturwächter formieren und in den Außenbezirken von Eversum nach der zweiten Basis von Nox Vigilia suchen. Sobald wir sie finden, werde ich euch alle Informationen zukommen lassen. Außerdem werde ich mich um die vermissten Fälle kümmern und diese mit unserer Suche in Verbindung bringen. Sollte es Erkenntnisse geben, die zu den Kindern führen, informiere ich euch sofort."
2. Necroschimmer (Nectu):
• Necroschimmer lächelte leicht düster. „Ich werde die Verbindung zwischen den Bändigern und Nox Vigilia untersuchen. Meine Fährtenleser sind die besten, wenn es darum geht, Spuren zu verfolgen. Wir haben die Basis der Bändiger lokalisiert und können bald zuschlagen, ich hoffe doch wir können gemeinsam mit der Dämmerwacht einen koordinierten Zugriff planen. Morgenstern, ich nehme an, wir können auf deine Unterstützung zählen?"
• Morgenstern nickte. „Natürlich. Die Dämmerwacht steht bereit, um die Festnahmen durchzuführen."
3. Rabenhafte Gräuel (Shade):
• Shade ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. „Alle Informationen, die wir sammeln, sollen über meine Abteilung im Rosavelle-Keller zusammenlaufen. Dort haben wir die Mittel und die Struktur, um alles zentral zu koordinieren. Wer Informationen hat, leitet sie an uns weiter. Meine Schatten werden sicherstellen, dass nichts übersehen wird."
4. Schattensiegel (Malakar):
• Schattensiegel hob eine Augenbraue. „Wir werden die Maulwürfe im Rat weiterhin überwachen. Sollte jemand auch nur den kleinsten Fehltritt machen, werden wir zuschnappen. Und glaubt mir, wir schnappen schnell zu. Sobald wir jemanden erwischen, übergeben wir sie den Rosavelles zur Vernehmung."
5. Weißdorn und Weise (Lenara & Iven):
• Weißdorn nickte. „Wir werden die vertrauenswürdigen Ratsmitglieder informieren, wie abgesprochen. Diskretion ist dabei unsere oberste Priorität."
• Weise ergänzte: „Außerdem bringen wir Tavion Arelith unter einem Vorwand zum Rosavelle-Haus. Sobald ihr bereit seid, gebt uns Bescheid, und wir liefern ihn ab."
6. Dämmerlord:
• Der Dämmerlord erhob sich bedächtig. „Die Dämmerklinge wird sich in die geheime Observation einbringen. Wir können Nox Vigilia im Untergrund beobachten und ihre Bewegungen dokumentieren. Sobald wir etwas Substantielles haben, leite ich es an die Gräuel weiter."
Die Rosavelle-Familie:
Jake – Zornige Ascheklinge – lächelte, als die Diskussion zu einem Ende kam. „Ich denke, das klärt alles. Wir sind froh, so starke Verbündete an unserer Seite zu haben. Aber wir müssen auch ehrlich sein: Unsere Familie hat ihre Grenzen. Wir haben bald eine Geschäftseröffnung vor uns, und..." – sein Blick wanderte kurz zu den anderen Rosavelles – „wir erwarten Nachwuchs. Unsere Prioritäten werden sich in den kommenden Wochen verschieben."
Abschluss der Konferenz:
Morgenstern (Varion) erhob sich und sah in die Runde. „Wir verstehen das. Niemand erwartet von euch, dass ihr alles alleine stemmt. Dafür sind wir schließlich hier. Jeder wird seinen Teil beitragen."
Schattensiegel nickte. „Und falls jemand doch Mist baut, ist mein Netzwerk bereit, es zu korrigieren."
Jake zog die Kapuze seines dunklen Mantels über. „Gut, das war alles für heute. Ihr kennt eure Aufgaben. Sobald wir Tavion Arelith verhören, werden wir euch ein Zeichen geben."
Nach der Konferenz:
Die Rosavelle-Familie verließ die alte Lagerhalle im Schutz der Dunkelheit. Auf dem Weg zurück zum Rosavelle-Haus blieb die Gruppe still, jeder in Gedanken versunken über die Aufgaben, die vor ihnen lagen.
Chris – wahnsinnige Habgier – brach schließlich die Stille. „Herzglanz wird es freuen, dass wir uns endlich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren können – wie die Familie und unsere Teestube."
Felix – die Völlerei – lachte. „Und die Geschäftseröffnung. Wir haben genug zu tun, ohne uns mit jeder kleinen Gefahr da draußen zu beschäftigen."
Jake – Zornige Ascheklinge – nickte. „Lass uns nach Hause gehen. Es gibt genug, was uns dort erwartet."
Ash gähnte und streckte sich. „Zuhause schlafe ich erstmal durch..."
Jake schnaubte. „Keine Sorge, wir haben genug Arbeit für dich, keine Zeit für Schlaf." Er klatschte Ash spielerisch auf den Hinterkopf.
Die Familie lachte leise, doch als sie sich dem Haus näherten, stürmte Rafe wie ein wilder Wirbelwind auf sie zu. Sein Gesicht war schweißnass, und seine Stimme überschlug sich fast.
„Felix! Es ist Lady Rosavelle! Ihre Fruchtblase ist geplatzt, und... sie schreit uns alle an!"
Felix' Augen weiteten sich. „Was?!"
Jake reagierte als Erster und begann zu rennen, ohne auf eine Antwort zu warten. „Chaylin!"
Der Rest der Familie folgte ihm in einem wahren Chaos aus eilenden Schritten und klopfenden Herzen. Die Angst und Aufregung mischten sich mit purer Entschlossenheit.
Das Haus kam in Sicht, und das Licht in den Fenstern brannte hell. Schreie hallten durch die Nacht und gaben der Dunkelheit eine eigene Schwere.
Es war soweit.
Unsere nächsten Wunder
Das Schlafzimmer war in Aufruhr, als die Familie hereinstürmte. Chaylin lag bereits auf dem Bett, die Stirn schweißbedeckt, und schrie vor Schmerzen. Nyssa hielt beruhigend eine kühle Kompresse an Chaylins Stirn, während Emilia mit hektischen Bewegungen versuchte, ihr Wasser zu reichen.
Chaylin zischte zwischen zwei schmerzvollen Atemzügen: „Ihr alle ... seid Schuld daran! Ich bringe euch um! Vor allem dich, Jake!"
Jake, der am Bett stand, nahm ihre Hand und presste sie fest. „Luna, beruhig dich. Wir sind alle hier bei dir. Ich lasse dich keine Sekunde allein."
Alex stürmte mit einer Entschlossenheit in den Blick ins Zimmer, seine Endlostasche in der Hand. Mit einer routinierten Eleganz begann er, sterile Tücher, Instrumente und alles, was er benötigte, auszubreiten. Sein Tonfall war klar und professionell, aber dennoch beruhigend.
„Gut, alle raus jetzt! Ich brauche Platz und Ruhe, wenn ihr das hier nicht komplizierter machen wollt. Luna, ich habe den Muttermund überprüft. Es ist soweit. Das Baby kommt."
Emilia öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Alex' entschiedener Blick ließ sie verstummen. „Emilia, geh und halte die anderen auf dem Laufenden. Nyssa, danke, aber ich übernehme hier."
Die beiden Frauen zögerten kurz, doch dann nickte Nyssa und zog Emilia mit sanfter Bestimmtheit hinaus. Zurück blieben Jake, Felix und Alex.
„Felix, ich brauche deine Hände. Du wirst mir assistieren müssen. Keine Panik, ich erkläre dir alles. Jake, du bleibst an ihrer Seite. Sie braucht dich jetzt mehr als jemals zuvor." Alex' Ton war streng, aber beruhigend.
Chaylin schrie auf, als eine weitere Wehe ihren Körper durchfuhr. „Jake, wenn das vorbei ist, rede ich nie wieder mit dir! Nie wieder! Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist!"
Jake hielt ihre Hand fest, auch wenn sie seine Finger beinahe zerquetschte. „Du kannst mich so oft anschreien, wie du willst, Luna. Ich bin hier."
Felix zog sich die Handschuhe über, sein Blick fokussiert auf Alex. „Was auch immer du brauchst, sag es mir. Ich bin bereit."
Alex lächelte schief. „Gut. Lass uns dieses kleine Wunder auf die Welt bringen."
Von draußen hörte man, wie die Familie leise murmelte und Schritte hin und her gingen. Der Moment war gekommen, und die Welt schien für einen Augenblick stillzustehen, während im Inneren des Hauses neues Leben seinen Weg fand.
Das Schlafzimmer war erfüllt von Chaylins Schreien, ihre Stimme durchdrang jede Ecke des Hauses. Sie zitterte am ganzen Körper, Tränen strömten über ihre Wangen, während sie keuchend und schluchzend die Wehen durchstand. Jake hielt ihre Hand fest, obwohl sie seine Finger beinahe zerquetschte.
„Jake, ich hasse dich! Nie wieder mache ich das durch!" schrie Chaylin und weinte verzweifelt.
Jake beugte sich zu ihr hinunter, küsste sanft ihre Stirn und flüsterte: „Luna, du bist die Stärkste, die ich kenne. Ich bin bei dir, mein Feuer. Du schaffst das."
Alex, ruhig und hochkonzentriert, bereitete alles vor. Er überprüfte die Instrumente, sterilisiert und griffbereit, bevor er sich zu Chaylin wandte. „Chaylin, es ist soweit. Du bist unglaublich weit gekommen, jetzt gib noch alles. Mit der nächsten Wehe kommt das erste Baby. Drück so stark du kannst!"
Felix stand an Alex' Seite, die Handschuhe übergezogen, bereit, seinem Partner zu assistieren. Sein Gesicht war angespannt, doch seine Augen verrieten absolute Entschlossenheit.
„Atme tief ein, Luna," fügte Alex hinzu. „Und dann drück."
Chaylin schrie auf, sammelte ihre ganze Kraft und presste mit allem, was sie hatte. Dann, ein Moment der Stille – ein durchdringender, erlösender Augenblick, als Alex das erste Baby vorsichtig in seinen Händen hielt.
„Da ist sie," sagte Alex mit einem sanften Lächeln, als er das winzige Mädchen anhob. Ihre roten Augen öffneten sich langsam, während feine, weiße Strähnen sich um ihren kleinen Kopf legten. „Ein kleines Wunder."
Felix trat vor und nahm die Kleine behutsam in seine Arme. Sein Blick wurde weicher, fast ehrfürchtig. „Unsere Tochter ... sie ist wunderschön."
Alex nickte zufrieden, doch blieb konzentriert. „Felix, bring sie vorsichtig in die vorbereitete Wiege. Wir sind noch nicht fertig."
Felix tat, wie Alex es ihm sagte, während Jake Chaylins Stirn küsste. „Luna, du bist unglaublich. Noch ein bisschen, dann ist es geschafft."
Chaylin schnappte nach Luft und klammerte sich an Jake, ihre Kraft beinahe erschöpft. Mit einem weiteren tiefen Schrei gab sie alles. Alex reagierte sofort und fing das zweite Baby auf, ein kleiner Junge mit feinen, humanoiden Zügen und leicht zuckenden Ohren.
„Hier ist dein Sohn, Felix," sagte Alex ruhig, als er das Baby behutsam Felix reichte.
Felix nahm ihn in seine Arme, seine tiefe Stimme voller Emotionen. „Mein Junge ... er ist perfekt."
Chaylin brach in Tränen aus, erleichtert und erschöpft. Jake küsste sie sanft, während er ihre Hand fest umschloss. „Luna, du hast es geschafft. Unsere Kinder ... sie sind hier."
Kaum hatte Felix seinen Sohn in den Armen, ließ Chaylin plötzlich einen schwachen Laut hören. Ihre Augenlider flatterten, und dann sackte sie in sich zusammen. Ihr Kopf fiel zur Seite, und ihr Atem wurde unregelmäßig.
„Chaylin!" rief Jake panisch, während er sie am Gesicht hielt und versuchte, sie wach zu halten. „Luna, bleib bei mir! Hörst du mich?!"
Alex' Gesicht verfinsterte sich, als er sofort reagierte. Er überprüfte ihren Puls, seine Bewegungen schnell und präzise. Doch seine Augen verrieten, dass etwas nicht stimmte.
„Ihr Blutdruck sinkt rapide," sagte Alex, seine Stimme angespannt. „Jake, halt sie wach! Sprich mit ihr, schüttel sie, mach irgendwas, aber lass sie nicht wegsacken!"
Felix legte den kleinen Jungen vorsichtig in die vorbereitete Wiege und trat sofort wieder an Alex' Seite. „Was ist los? Was braucht ihr? Was soll ich tun?!"
„Sie verliert zu viel Blut," murmelte Alex, während er fieberhaft seine Instrumente sortierte. „Ich muss die Blutung stoppen, sofort! Jake, hör mir zu. Ich brauche, dass du ihre Hand hältst und mit ihr redest. Sie darf jetzt nicht aufgeben!"
Jake beugte sich näher zu Chaylin, Tränen schimmerten in seinen Augen. „Luna, ich schwöre dir, du schaffst das. Hörst du mich? Unsere Kinder sind hier, sie brauchen dich. Ich brauche dich."
Chaylin regte sich kaum, ihr Kopf lehnte schwer gegen Jakes Hand. „Du versprichst mir ... immer da zu sein ..." flüsterte sie schwach.
„Das verspreche ich dir, Luna," sagte Jake mit fester Stimme, während seine Hände zitterten. „Aber du musst kämpfen. Bleib bei uns."
Felix sah Alex an, sein Gesicht angespannt. „Sag mir, was ich tun soll."
Alex nickte, seine Stimme scharf wie ein Befehl. „Ich brauche deine Hände. Wir werden die Blutung stoppen, aber du musst absolut ruhig bleiben. Keine Fehler."
Felix nickte entschlossen und zog die Handschuhe wieder an. Alex arbeitete fieberhaft, während Jake weiterhin mit Chaylin sprach, immer wieder ihren Namen flüsterte und sie anflehte, wach zu bleiben.
Nach einer gefühlten Ewigkeit richtete sich Alex auf, seine Stirn schweißbedeckt. „Die Blutung ist gestoppt," sagte er endlich, sein Ton ernst, aber erleichtert. „Aber ihr Zustand bleibt kritisch. Sie braucht jetzt absolute Ruhe."
Jake atmete schwer aus, während er Chaylins Gesicht streichelte. „Luna ... du hast es geschafft. Wir sind hier, hörst du? Du bist nicht allein."
Chaylins Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. „Jake ... unsere Kinder ... sie sind perfekt."
Felix wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und sah Alex an. „Was jetzt?"
„Jetzt beten wir," antwortete Alex leise. „Und hoffen, dass sie die Nacht übersteht."
Alex richtete seinen besorgten Blick auf Jake, der immer noch Chaylins Hand fest umklammerte.
„Jake, du musst sie jetzt ruhen lassen," sagte Alex mit fester, aber sanfter Stimme. „Ich werde ihren Zustand genau überwachen und alles tun, was in meiner Macht steht, um sie zu stabilisieren. Aber sie braucht jetzt absolute Ruhe."
Jake schluckte schwer, der Schmerz und die Angst in seinen Augen waren deutlich zu sehen. „Ich... ich kann sie doch nicht einfach allein lassen. Sie braucht mich."
Felix trat näher, legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn sanft, aber bestimmt zurück. „Jake, komm. Deine Tochter wartet auf ihren Papa."
Jake wandte den Blick von Chaylin zu Felix, dann zurück zu seiner Partnerin, die schwach und blass auf dem Bett lag. Er atmete zitternd aus und ließ widerwillig ihre Hand los. „Pass gut auf sie auf, Alex. Ich... ich verlasse mich auf dich."
„Ich habe sie, Jake," antwortete Alex mit einem beruhigenden Nicken. „Sie ist stark. Ihr beide seid es. Geh zu deiner Tochter."
Felix schob Jake sanft zur Tür. „Sie braucht dich jetzt. Chaylin würde das auch wollen. Komm schon, Jake."
Jake zögerte noch einen Moment, ehe er Felix folgte. Als sie das Schlafzimmer verließen, hörte Jake leise den Herzklang-Resonator und Alex' beruhigende Worte zu Chaylin, die im Halbschlaf murmelte.
Im Flur wartete Emilia mit dem kleinen Mädchen im Arm – einer winzigen Teufelin mit leuchtend roten Augen und zarten weißen Strähnen, die friedlich in eine Decke gehüllt war. Als Jake sie erblickte, trat Emilia einen Schritt vor und lächelte sanft.
„Jake," sagte sie mit leiser Stimme. „Deine Tochter."
Jake nahm das kleine Bündel vorsichtig in seine Arme, seine Augen wurden weich, als er auf das Gesicht seiner Tochter blickte. Sein Herz schien in diesem Moment zu heilen, zumindest ein kleines bisschen.
„Sie... sie ist wunderschön," flüsterte er, seine Stimme vor Emotionen brüchig.
Felix legte eine Hand auf Jakes Schulter. „Sie braucht ihren Papa. Du machst das großartig."
Jake nickte langsam, seine Augen glänzten vor Tränen. „Chaylin, du hast das so gut gemacht," flüsterte er leise, während er seine Tochter betrachtete.
...
Im Wohnzimmer hatten sich inzwischen alle versammelt, die Gesichter voller Sorge. Als Felix und Jake mit ihren Kindern in den Armen dazukamen, richteten sich sofort alle Blicke auf sie.
„Was ist mit Chaylin?" fragte Emilia, ihre Hände aneinandergelegt, als würde sie ein Gebet sprechen. Auch Gray und Sei sahen angespannt zu Alex, der direkt hinter Felix und Jake ins Zimmer trat.
Alex hob beruhigend die Hände. „Chaylin ist stabil. Ihr Blutdruck hat sich dank meiner Behandlung wieder normalisiert, und sie schläft jetzt tief und fest. Ich werde sie die ganze Nacht überwachen und sicherstellen, dass alles in Ordnung bleibt."
Ein erleichtertes Raunen ging durch die Runde, doch die Spannung war noch spürbar.
Jake jedoch war völlig vertieft in seine Tochter, die in seinen Armen schlummerte. Ihre winzigen Finger griffen nach seiner Kleidung, und ein liebevolles Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Meine kleine Kriegerin," murmelte er leise und drückte sie sanft an sich. „Ich werde immer für dich da sein."
Felix, der mittlerweile seinen Sohn aus der kleinen Liege genommen hatte, hielt ihn mit sichtbarem Stolz in seinen Armen. Der kleine Junge, bereits in einer humanoiden Form, blinzelte mit goldenen Augen zu seinem Vater hinauf. Felix legte eine Hand an den Rücken seines Sohnes und hielt ihn nah an sich. „Damit du meinen Geruch aufnehmen kannst," sagte er sanft. „Wir gehören zusammen, mein Kleiner."
Die Familie betrachtete die beiden stolzen Väter mit einer Mischung aus Erleichterung und Bewunderung. Chris trat näher an Jake heran und lächelte. „Ich denke, deine Tochter wird eines Tages genauso unerschütterlich wie ihr Vater."
Mio, der daneben stand, ließ seine Finger leicht glühen und flüsterte: „Und mit ihr wird die Sonne leuchten, wohin sie auch geht. Sie wird von all unserer Liebe umgeben sein."
Jake, ohne den Blick von seiner Tochter zu nehmen, nickte nur. „Sie hat bereits alles, was sie braucht – eine Familie, die sie beschützt und liebt."
Felix, der seinen Sohn noch immer hielt, drehte sich leicht zu Ash und schmunzelte. „Ich wette, er wird dir bald Konkurrenz machen, mein schlafender Drache."
Ash verschränkte die Arme und grinste schief. „Er muss erst mal die halbe Familie in den Wahnsinn treiben, bevor er auf meinem Niveau ist."
Emilia lachte, nahm Mio an der Hand und sah zu Jake und Felix. „Unsere Familie ist wirklich einzigartig," sagte sie leise. „Aber in Momenten wie diesen merke ich, wie stark unser Band wirklich ist."
Jake nickte, seine Stimme voller Überzeugung. „Wir sind füreinander da. Immer."
Felix blickte zu Emilia hinüber, die vorsichtig näher trat, ihre Augen voller Neugier und Zuneigung auf den kleinen Jungen gerichtet. „Möchtest du ihn halten, meine Sonne?" fragte Felix sanft, während er den Jungen in seinen Armen wiegte.
Emilia nickte, ein weiches Lächeln auf den Lippen. „Ja, das möchte ich."
Felix trat an sie heran und übergab ihr vorsichtig den kleinen Jungen. Emilia nahm ihn mit größter Sorgfalt in ihre Arme, und das Baby blinzelte sie mit seinen goldenen Augen an. Seine kleinen Finger griffen nach ihrem Haar, und ein warmes Gefühl durchströmte sie.
„Er ist so wunderschön," flüsterte Emilia, während sie sanft über seine Wange strich. „So stark und ruhig – genau wie sein Vater." Sie blickte kurz zu Felix, dessen Gesicht vor Stolz strahlte.
„Er ist jetzt auch dein Sohn, Herz," sagte Felix mit leiser Stimme. „Von Anfang an war klar, dass wir ihn gemeinsam großziehen werden. Er gehört genauso zu dir wie zu mir."
Emilia spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie beugte sich leicht zu dem Baby hinunter und flüsterte: „Du bist so klein, aber du hast jetzt eine riesige Familie, die dich immer beschützen wird."
Chris, der neben ihr stand, beugte sich vor und grinste. „Glühwürmchen und ich werden dafür sorgen, dass ihm niemals etwas passiert. Nicht wahr, Herzglanz?"
Emilia lächelte Chris an und dann wieder zu Felix. „Er wird geliebt und sicher aufwachsen – das verspreche ich dir."
Felix nickte, legte eine Hand auf Emilias Schulter und drückte sie sanft. „Das weiß ich, Emilia. Und es gibt keinen besseren Ort für ihn als hier, in dieser Familie."
Jake runzelte die Stirn und sah Emilia an. „Was machen wir jetzt?"
Felix seufzte und sprach mit ruhiger Stimme. „Wir passen auf, dass es ihnen an nichts fehlt. Die beiden werden unsere volle Aufmerksamkeit brauchen."
Alex hob den Blick und musterte die beiden Babys. „Ich denke, die Kleinen werden bald Hunger haben. Chaylin ist gerade nicht in der Lage, sie zu füttern. Ich kann zwei Flaschen vorbereiten."
Doch bevor er sich bewegen konnte, sagte Emilia entschlossen: „Ich kann sie stillen!"
Alle sahen sie überrascht an. Ihre Worte ließen kurz eine Stille im Raum entstehen.
Alex war der Erste, der das Wort ergriff. „Du musst das nicht, Emilia. Das ist bestimmt ungewohnt für dich..."
Doch Emilia blieb standhaft. „Ich mach's!"
Felix sah Jake an, dessen Miene zwischen Sorge und Erstaunen schwankte, und nickte. „Lass sie. Wenn sie es tun will, dann lass sie die Chance bekommen."
Jake seufzte schließlich und lächelte schwach, seine Augen auf Emilia gerichtet. „Dann probieren wir es. Aber nur, wenn du dir wirklich sicher bist."
Emilia nickte bestimmt und nahm das kleine Mädchen vorsichtig in ihre Arme. Sie setzte sich auf das Sofa, um es bequem zu haben, und bereitete sich vor. „Ich will helfen. Es sind unsere Kinder, und ich will alles tun, was ich kann."
Alex stand neben ihr und überwachte jeden Schritt, bereit einzugreifen, falls es nötig war. „Wenn du dir sicher bist, Emilia... dann vertraue ich dir."
Mit vorsichtigen Bewegungen begann Emilia, das kleine Mädchen zu stillen, und ein Lächeln voller Zärtlichkeit breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie merkte, dass es funktionierte. Felix und Jake beobachteten sie voller Dankbarkeit, während Alex ihr mit einem beruhigenden Blick zusah.
„Du machst das wunderbar," sagte Jake leise, als er seine Tochter in Emilias Armen betrachtete. „Danke, Emilia."
Felix nickte, während er seinen Sohn wiegte. „Es ist wirklich... erstaunlich. Danke, dass du das für uns tust."
......
Im Wohnzimmer war eine seltsame, aber beruhigende Stille eingekehrt. Emilia saß bequem auf dem Sofa, der kleine Werwolf-Junge an ihrer Brust. Felix hatte seinen Sohn sanft in Emilias Arme gelegt, während Jake mit seiner Tochter auf dem Sessel daneben saß. Die Szene war fast surreal, aber voller Wärme und Fürsorge.
Felix beobachtete Emilia aufmerksam und sprach schließlich seine Gedanken aus. „Ich muss sagen, Emilia, das überrascht mich. Ich hätte nicht gedacht, dass du in der Lage bist, die beiden zu stillen. Du bist ja selbst noch schwanger."
Alex, der in der Nähe stand, verschränkte die Arme und nickte nachdenklich. „Eigentlich ist das biologisch ziemlich ungewöhnlich. Normalerweise beginnt die Milchproduktion erst nach der Geburt. Aber bei Emilia..." Er machte eine kurze Pause. „Ich denke, ihr Körper reagiert anders, vielleicht durch ihr Seelenmal oder ihre Verbindung zu uns als Familie."
Jake sah zu Alex. „Meinst du, das hat etwas mit dem Mana zu tun? Oder ist das einfach, weil Emilia... nun ja, Emilia ist?"
Alex zuckte mit den Schultern. „Es ist schwer zu sagen. Das Seelenmal, das sie trägt, schützt und verbindet sie mit uns. Vielleicht hat es ihren Körper auf die Bedürfnisse der Familie abgestimmt. Oder ihr eigenes Mana hat darauf reagiert."
Felix lächelte schief. „Das klingt nach etwas, was nur Emilia passieren könnte. Sie ist das Herz dieser Familie. Natürlich würde ihr Körper wissen, dass diese Babys zu uns gehören."
Jake nickte. „Das stimmt. Und ich bin ehrlich gesagt dankbar, dass sie das tun kann. Chaylin braucht Ruhe, und die Kleinen brauchen jemanden, der für sie da ist."
Emilia sah auf und schenkte den dreien ein sanftes Lächeln. „Ich weiß nicht, ob das mein Seelenmal oder das Mana ist. Aber es fühlt sich richtig an. Diese Babys gehören zu uns, und wenn ich ihnen helfen kann, dann tue ich das."
Alex betrachtete sie nachdenklich. „Es ist faszinierend. Vielleicht gibt es mehr Verbindungen zwischen uns und dir, als wir bisher verstanden haben."
Felix legte eine Hand auf Emilias Schulter. „Egal, wie das funktioniert, du bist unglaublich, Emilia. Ich glaube, wir alle könnten uns keine bessere Mutter für diese Familie vorstellen."
Jake, der seine Tochter in den Armen hielt, lachte leise. „Das stimmt. Du bist das Beste, was uns je passiert ist."
Emilia lächelte und senkte den Blick auf den kleinen Jungen, der friedlich an ihrer Brust trank. „Danke, aber ich mache einfach nur das, was sich richtig anfühlt."
Die Stimmung war warm und voller Dankbarkeit, während die beiden Babys in Ruhe versorgt wurden. Trotz der ungewöhnlichen Umstände fühlte sich alles auf eine seltsame Art perfekt an.
Da Chaylin das einzige Schlafzimmer belegte, entschied die Familie, die Nacht im Wohnzimmer zu verbringen. Es war eine improvisierte, aber gemütliche Lösung, nachdem die Ereignisse des Abends alle erschöpft hatten.
Emilia übergab die beiden Babys vertrauensvoll an Nyssa, die als Kindernanny ihre Aufgabe sofort annahm. Nyssa trug die Neugeborenen behutsam auf den Dachboden, wo eigens eingerichtete Kinderzimmer auf sie warteten. Neben den Bettchen der Babys war auch ein gemütliches Bett für Nyssa vorbereitet worden, damit sie nah bei ihnen schlafen und jederzeit wachsam sein konnte.
Keldor und Rafe, deren Arbeit für den Abend getan war, wurden von Felix freundlich verabschiedet. Sie zogen sich in ihr eigenes Wohnheim zurück, bereit, bei Bedarf wieder zur Verfügung zu stehen.
Im Wohnzimmer bereitete Ash den Schlafplatz für die Familie vor. Mit geschickten Handgriffen richtete er auf dem Boden eine Fläche mit Decken, Kissen und Schlafsäcken ein. Emilia, die besonders erschöpft war, erhielt das große Sofa, das bequem genug war, damit sie sich ausruhen konnte. Während Ash die letzten Details ordnete, legte er sich schließlich selbst zufrieden auf die improvisierte Schlafstätte.
Jake und Felix versuchten hartnäckig, bei den Babys zu bleiben, doch Nyssa ließ keinen Widerspruch zu. Mit einem entschlossenen Blick schob sie beide hinaus und versicherte ihnen, dass sie alles im Griff hatte. Widerwillig verließen die beiden den Dachboden, tauschten jedoch noch einen letzten Blick mit den Babys, bevor Nyssa die Tür schloss.
Im Wohnzimmer angekommen, legten sich Jake und Felix schließlich dazu, beide noch immer tief beeindruckt von den Ereignissen des Abends. Der Raum füllte sich mit einem beruhigenden Gefühl der Gemeinschaft, und nach und nach verfiel die Familie in den wohlverdienten Schlaf.
Alex war der einzige, der noch wach blieb. Mit sorgsamer Hingabe kümmerte er sich weiterhin um Chaylin, überwachte ihren Zustand und überprüfte ihre Vitalzeichen immer wieder akribisch. Seine Hände arbeiteten routiniert, doch die Erschöpfung begann sich langsam bemerkbar zu machen. Schließlich, als die Nacht tiefer wurde, lehnte er sich zurück und schloss für einen Moment die Augen.
Plötzlich bemerkte er eine vertraute Präsenz im Raum. Gray trat leise näher, seine Schritte kaum hörbar, und setzte sich neben Alex. Ohne ein Wort zu verlieren, legte Gray eine Hand auf Alex' Schulter und zog ihn sanft in eine Umarmung.
„Ich bin jetzt hier", sagte Gray leise, seine Stimme beruhigend und fest. „Geh runter und leg dich hin. Du bist erschöpft."
Alex hob den Kopf und sah Gray müde, aber zögernd an. „Sicher, dass du das übernimmst?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, ein Ausdruck seiner Sorge.
Gray antwortete nicht sofort. Stattdessen zog er Alex näher und gab ihm einen sanften, liebevollen Kuss. „Ganz sicher", murmelte er dann und strich Alex beruhigend über den Rücken.
Alex schloss kurz die Augen, ließ die Worte auf sich wirken und nickte schließlich. „Danke, Gray", sagte er mit aufrichtiger Dankbarkeit, bevor er sich langsam erhob. Mit einem letzten Blick auf Chaylin und Gray verließ er leise den Raum, um sich endlich im Wohnzimmer auszuruhen.
Gray blieb zurück, setzte sich an Chaylins Seite und nahm mit ruhiger Entschlossenheit Alex' Platz ein. „Du bist in guten Händen", flüsterte er, während er aufmerksam über sie wachte.
Gray ließ sich Zeit, seine Augen prüften Chaylins Zustand sorgfältig. Schließlich nahm er seine Schleimform an – sein Körper verwandelte sich zunächst in Wasser, das allmählich eine festere Konsistenz annahm und sich schließlich in eine sanft schimmernde, flüssige Gestalt verwandelte, die sich geschmeidig über Chaylins schlafende Figur legte. Vorsichtig begann er, ihre erschöpfte Mana-Flussbahn zu zirkulieren und zu stabilisieren, jeden Stau und jede Blockade mit feiner Präzision zu lösen. Der heilende Effekt seiner Essenz durchflutete ihren Körper, reinigte ihre erschöpften Zellen und stellte ihre Energie langsam wieder her.
Während Gray weiterarbeitete, reinigte er auch das Bett und die Laken von den letzten Spuren der Geburt und sorgte dafür, dass alles frisch und makellos zurückblieb. Zufrieden sammelte er die Überreste und packte den Müll in eine Tüte, die er sorgfältig beiseitestellte. Mit einem leisen Seufzen kehrte er zu Chaylin zurück, deren Atmung nun ruhig und gleichmäßig war.
Vorsichtig nahm er wieder seine humanoide Gestalt an und legte sich behutsam zu ihr ins Bett. Sein Arm schützend um sie gelegt, spürte er, wie ihre Aura wieder zu ihrer vollen Stärke zurückkehrte. Gray lächelte zufrieden, flüsterte ein leises „Du bist jetzt sicher" und schloss die Augen. Morgen früh würde Chaylin wieder topfit sein, das wusste er mit Gewissheit.
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