Kapitel 31 Band 8
Die Familie versammelte sich nach und nach an den warmen, dampfenden Quellen, die inmitten der Lyrillan-Quellen eingebettet lagen. Das Wasser schimmerte in sanftem Blaugrün, gespeist von der reinen Energie der Natur, und verströmte eine beruhigende Wärme.
Ash und Alex waren bereits im Wasser – leidenschaftlich ineinander versunken, während sie sich küssten, als gäbe es niemand anderen um sie herum. Ihre Körper lagen eng aneinander, die Hitze des Wassers schien die Intensität zwischen ihnen nur noch zu verstärken.
Ein paar Meter entfernt tollte Sei lachend mit Gray herum. Gray ließ das Wasser um sie herum tanzen, kleine Wellen, die Sei neckisch ins Gesicht platschten, während dieser versuchte, den frechen Wassergeist zurückzuspritzen. „Hör auf, Gray! Ich schwör, ich fang dich gleich und tauch dich unter!" drohte Sei spielerisch, doch Gray grinste nur und ließ das Wasser in kleinen, schimmernden Spiralen durch die Luft gleiten.
Nach und nach trafen auch die anderen ein. Chaylin und Felix hatten sich um die Babys gekümmert – Haylin, Arden und Eaden waren alle eingecremt und in schützendes, wasserfestes Material gehüllt, damit sie gefahrlos das warme Wasser genießen konnten.
Als die Gruppe näher kam, lösten sich Ash und Alex widerwillig voneinander. Alex seufzte leise gegen Ashs Lippen, bevor er mit einem spitzbübischen Lächeln zurückwich. „Später..." flüsterte er, woraufhin Ash grinsend nickte.
Jake nahm seine Tochter Haylin auf den Arm und trat mit ihr ins Wasser. „Komm, meine Kleine, das wird dir gefallen." Die Kleine quietschte zufrieden, während ihr Vater sie sanft im Wasser hielt.
Felix folgte, seinen Sohn Arden sicher im Griff. „Na, Wölfchen, das ist dein erstes richtiges Bad in einer heißen Quelle. Sei brav."
Chaylin wandte sich Emilia zu, während Chris ihr half, Eaden vorsichtig für das Wasser vorzubereiten. „Hier, Sonne, ich helf dir. Wir wollen doch nicht, dass unser Herzlicht friert, oder?"
Emilia lachte und nickte, während Chris sich über Eaden beugte und ihn behutsam hielt. Mio war der Erste, der sich ohne Zögern ins Wasser gleiten ließ, sein dunkles Haar glänzte leicht vom Wasserdampf. „Ahhh... genau das habe ich gebraucht."
Ash und Alex blieben dicht beieinander, ihre Blicke immer wieder ineinander verhakt, während die Familie sich nach und nach entspannte.
Es war ein seltener, friedlicher Moment – ein Tag nur für sie.
Chris saß mit Eaden im warmen Wasser und spielte mit ihm, ließ ihn sanft auf den kleinen Wellen treiben, während er seinen Namen immer wieder voller Liebe rief. „Eaden, mein Kleiner, schau mal, wie das Wasser glitzert... Eaden, du bist so süß... Eaden!"
Shade beobachtete ihn aufmerksam, bevor er sich mit verschränkten Armen an den Rand des Wassers lehnte. „Ich bin überrascht, Chris. Normalerweise hast du für jeden von uns einen Spitznamen parat, aber bei den drei Babys hast du noch keinen erfunden."
Chris hielt inne, seine aquamarinfarbenen Augen flackerten kurz auf, während er Eaden sanft an sich drückte. „Ich will... aber ich kann nicht." Seine Stimme war leiser als sonst, ungewohnt ernst. „Wenn ich es tue, dann ist es verwirrend für sie. Sie müssen erst ihren richtigen Namen lernen."
Er sah Shade direkt an, seine Lippen zuckten leicht, als würde er mit sich ringen, bevor er weitersprach. „Aber es ist nicht nur das... Ich weiß, dass unsere Leben enden. Ich weiß, dass sich alles immer wieder verändert. Und wenn Eaden... wenn irgendwas passiert... wenn er eines Tages fort ist... dann würde ich es nicht ertragen, seinen Namen nicht mehr sagen zu können. Ich könnte keinen anderen Namen mehr für ihn finden. Ich will mich schützen. Aber ich tue es nicht."
Er atmete tief durch und küsste Eadens Stirn, sein Blick voller unendlicher Liebe. „Ich will erwachsen sein. Nur für ihn. Für Haylin. Für Arden. Für all unsere Babys. Ich werde ihren Namen ehren, so wie sie sind."
Felix, der sich das Gespräch in Ruhe angehört hatte, schnaubte amüsiert, ein stolzes, aber zugleich neckendes Lächeln auf den Lippen. „Wow... Kaum ein Kind gezeugt, und auf einmal so reif. Wer hätte gedacht, dass Chris Rosavelle mal so erwachsen klingen würde?"
Chris warf ihm einen schiefen Blick zu, grinste dann aber doch – denn er wusste, dass Felix ihn eigentlich lobte. „Tja, mein Wölfchen, Wunder geschehen."
...
Chaylin stand am Rand der Quelle, streckte sich genüsslich und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wollte gerade etwas aufheben – ein kleines Tuch, das von einer der Liegen gerutscht war – als ihr Fuß auf dem glatten Stein unter ihr plötzlich nachgab.
„Oh—!"
Es passierte in Sekundenbruchteilen. Ihr Gleichgewicht kippte, ihre Arme ruderten in der Luft, doch der nasse Stein unter ihren Füßen ließ keinen Halt mehr zu. Sie rutschte ab, ihr Körper neigte sich nach hinten, direkt auf das heiße Wasser zu.
Ein Schatten bewegte sich blitzschnell.
Bevor Chaylin ins Wasser stürzen konnte, hatte Sei sie bereits in seinen Armen. Mit beeindruckender Geschwindigkeit packte er sie fest an der Taille und zog sie an sich, sein starker Griff hielt sie sicher, während er sie geschickt auf seine Brust zog. Ihr Herz raste, ihr Atem ging schneller, als sie realisierte, dass sie nicht ins Wasser gefallen war – sondern in seinen Armen lag.
„Luna..." Sein tiefer Ton vibrierte sanft an ihrem Ohr, während er sie noch fester an sich zog. „Was machst du für Sachen? Wolltest du mir einen Schrecken einjagen?"
Chaylins Hände klammerten sich an seine Schultern, ihre Augen weiteten sich – aber dann brach sie in ein atemloses Lachen aus. „Was für eine dramatische Rettung, mein Fels."
Währenddessen blieben die Babys sicher in den Armen ihrer Väter.
Felix hatte Arden instinktiv näher an seine Brust gedrückt, Jake hielt Haylin beschützend fest, und Chris wiegte Eaden beruhigend, sein Blick dennoch aufmerksam auf Chaylin gerichtet. „Alles in Ordnung?" rief er besorgt, doch ein freches Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sah, wie eng Sei Chaylin hielt.
„Alles bestens!" Chaylin grinste keck zu Sei hoch, ihr Atem noch etwas ungleichmäßig. „Aber ich könnte mich an diese Art von Rettung gewöhnen."
Sei schüttelte nur den Kopf, seine Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. „Pass einfach auf, Luna." Doch anstatt sie sofort loszulassen, zog er sie noch etwas näher, seine Arme sicher um sie gelegt.
Gray schmunzelte. „Romantik mit einem Hauch Lebensgefahr – genau dein Stil, Luna."
Alle lachten – die Spannung des Moments wich einer warmen Vertrautheit.
Gray grinste verschmitzt, nachdem sich die Aufregung um Chaylins Sturz gelegt hatte. Er ließ seine Finger spielerisch über die Wasseroberfläche gleiten, bevor er sich aufrichtete und mit einem herausfordernden Blick verkündete: „Wollt ihr mal was sehen?"
Neugierige Blicke richteten sich auf ihn. „Gray, was hast du vor?" fragte Ash, der genau wusste, dass sein Wassergeist immer für Überraschungen gut war.
Gray hob nur eine Augenbraue und ließ ohne weitere Worte seine Hände elegant über das Wasser streichen. Plötzlich begann die Oberfläche der Quelle zu schimmern, als würde sich der Mond selbst in ihr spiegeln. Dann hoben sich kleine Wasserströme aus der Quelle, schlangen sich wie tanzende Schleier durch die Luft und bildeten spiralförmige Muster über ihren Köpfen.
„Oh wow..." murmelte Emilia fasziniert und hielt Eaden etwas höher, damit auch er die schillernden Bewegungen des Wassers bestaunen konnte.
Dann wurde die Show noch beeindruckender – Gray ließ feinste Wassertröpfchen in der Luft schweben, die sich wie funkelnde Sterne um sie herum verteilten. Licht brach sich in ihnen, sodass es aussah, als würde ein leuchtender Nebel die Quelle umgeben.
Felix verschränkte die Arme und pfiff anerkennend. „Nicht schlecht. Jetzt mach was Cooles."
Gray schnaubte amüsiert. „Was genau ist 'cool' für dich?"
Felix grinste breit. „Mach nen Drachen aus Wasser."
Gray schüttelte belustigt den Kopf, ließ aber dennoch das Wasser sich sammeln und langsam formen – und schon nach wenigen Sekunden schwebte eine imposante Silhouette eines Drachen über ihnen, jeder seiner Züge aus reinem, flüssigem Wasser. Seine Schwingen bewegten sich in fließender Eleganz, während sein Kopf sich leicht neigte, als würde er sie alle beobachten.
„Beeindruckend." Shade betrachtete die Konstruktion mit funkelnden Augen.
Ash beobachtete Gray stolz. „Mein Wassergeist-Schatz, du bist einfach nur großartig."
Gray lachte und ließ den Wasserdrachen aufsteigen, bevor er ihn mit einer fließenden Bewegung wieder auflösen ließ. Das Wasser fiel sanft zurück in die Quelle, ohne auch nur eine Welle zu hinterlassen.
Chris klatschte begeistert. „Wolke, du bist wirklich ein Künstler."
Chaylin, die noch in Seis Armen lehnte, schmunzelte. „Ja, wer hätte gedacht, dass unser Gray nicht nur backen und Kochen kann, sondern auch noch das Wasser tanzen lässt?"
Gray zuckte nur mit den Schultern und ließ ein letztes Mal das Wasser um sich herum in sanften Wellen schwingen. „Na gut, das war's. Mehr gibt's nicht umsonst."
Jake schüttelte den Kopf und grinste. „Anscheinend muss ich dir für eine richtige Show Silberkronen zahlen, hm?"
Gray schmunzelte geheimnisvoll. „Vielleicht. Oder du kochst endlich mal für mich."
Lachen erfüllte die Quelle – und der Moment war perfekt.
Gray und das staunende Kind
Ganz in der Nähe der Quelle erklang eine aufgeregte Stimme:
„Mama, Papa! Ich will das nochmal sehen! Dieser Mann kann das Wasser formen! Ich will! Ich will! Ich will Gefährten aus Wasser sehen!"
Ein kleines Kind mit großen, leuchtenden Augen zappelte aufgeregt zwischen seinen Eltern, die sich leicht verlegen ansahen.
„Weine nicht, mein Schatz," beruhigte die Mutter sanft. „Er ist ein Wassergeist. Er kann solche Dinge, aber ich kann das nicht."
Doch die Begeisterung des Kindes wich schnell einer Enttäuschung. Tränen glitzerten in seinen Augen, und es begann zu schluchzen.
Gray, der das alles mit angehört hatte, seufzte leise. „Das ist meine Schuld..." murmelte er vor sich hin.
Er wollte dem Kind eine Freude machen – also ließ er seine Hände erneut über das Wasser gleiten. Plötzlich hoben sich mehrere schlanke Wasserläufer aus der Quelle, schwebten elegant durch die Luft und vollführten spielerische Bewegungen, als würden sie tanzen.
Das Kind schnappte nach Luft. „Wooow!"
Doch Gray war noch nicht fertig. Mit einer präzisen Bewegung ließ er mehrere silbrige Flossenträger – kristallklare, schimmernde Fische aus purem Wasser – entstehen. Einen nach dem anderen ließ er sanft über seine Handfläche gleiten, bevor er sie mit einem kurzen Impuls zu glattem Eis verhärtete.
Er ging zu dem Kind, beugte sich leicht herab und reichte ihm die schimmernden Figuren. „Hier. Sie werden bald schmelzen, aber solange sie da sind, kannst du mit ihnen spielen."
Das Kind nahm die eiskalten Figuren vorsichtig in die Hände, seine Tränen waren wie weggeblasen. „Danke! Danke!!" rief es überglücklich und betrachtete die frostigen Wassergeister voller Staunen.
Seine Eltern lächelten dankbar. „Wie freundlich von Ihnen, Herr Wassergeist."
Gray zuckte bescheiden mit den Schultern. „Ach... schon gut."
Ash, der die Szene beobachtet hatte, grinste und legte einen Arm um Grays Schultern. „Mein Wassergeist-Schatz, du bist einfach zu weichherzig."
Gray brummte nur leise – doch ein kleines, zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
Gray seufzte leise, während er sich erhob und das Wasser aus seinen Haaren strich. „Mio hat gesagt, wir grillen... Ich werde sehen, ob ich helfen kann."
Doch kaum hatte er sich umgedreht, schnappte sich Ash seine Hand, und im nächsten Moment packte ihn auch Alex.
„Oh nein, mein Wassergeist-Schatz, du wirst heute keinen Finger krumm machen!" Ashs Tonfall war bestimmt, doch in seinen Augen glitzerte Schalk.
Gray runzelte die Stirn, wollte protestieren, doch bevor er den Mund aufmachen konnte, wurde er von Alex kurzerhand gegen den Rand des Beckens gedrückt.
„Genieß doch einfach deinen Tag, Gray."
Alex' Stimme war sanft, aber entschieden. Er sah Gray tief in die Augen – und bevor dieser noch reagieren konnte, beugte er sich vor und küsste ihn leidenschaftlich.
Gray erstarrte für einen Moment, spürte, wie seine Knie schwach wurden. Ein sanftes Zittern lief ihm über den Rücken, als Alex' Lippen sich fest und vertraut auf seine legten. Die Wärme seines Kusses, die Stärke seiner Berührung – all das ließ Gray augenblicklich jeden Gedanken an Arbeit vergessen.
Ash grinste breit. „Tja, das hat gesessen."
Als Alex sich wieder leicht zurückzog, war Gray sichtbar verlegen, seine Wangen leuchteten in einem sanften Rosa.
„... Fein. Ich entspanne mich." murmelte er schließlich und ließ sich von Alex und Ash zurück ins Wasser ziehen.
Ash grinste zufrieden und zog Gray eng an sich. „So gefällt mir das. Heute kümmern wir uns um dich, nicht umgekehrt."
Gray seufzte, aber in seinen Augen lag ein weiches Funkeln. Vielleicht... war es gar nicht so schlecht, sich einmal fallen zu lassen.
♾️
Emilia watete durch das warme Wasser der Quelle, ihre Bewegungen sanft und bedacht, während sie sich Felix und ihrem kleinen Sohn Arden näherte. Felix hielt das Baby sicher in seinen Armen, sein goldener Blick voller Stolz und unerschütterlicher Liebe. Arden gluckste fröhlich, seine kleinen Hände spielten mit dem Wasser, während winzige Tropfen in der Luft tanzten.
Emilia lächelte warm, ihr Herz wurde von tiefer Zuneigung erfüllt. „Darf ich mal?" fragte sie sanft, während sie die Hände nach dem Kleinen ausstreckte.
Felix sah sie einen Moment an, dann grinste er und übergab Arden vorsichtig in ihre Arme. „Natürlich, Mieze. Dein Sohn vermisst seine zweite Mama bestimmt."
Emilia zog das kleine Bündel an sich, spürte seine Wärme und seinen beruhigenden Herzschlag gegen ihre Brust. Arden blinzelte sie mit seinen unschuldigen Augen an und gurgelte zufrieden, als sie ihm sanft über sein helles Haar strich.
„Mein kleiner Herzbiss..." flüsterte sie zärtlich, während Arden ihre Finger mit seinen winzigen Händchen umfasste. „Bist du glücklich, mein Schatz?"
Felix beobachtete sie mit einem weichen Ausdruck. „Er ist glücklich, weil du da bist."
Emilia drückte eine sanfte Kuss auf Ardens Stirn, während ihr Blick sich mit Felix' traf. Sie waren eine Familie. Und dieser Moment war vollkommen.
....
Emilia ließ das warme Wasser sanft weiter um sich herum gleiten, als sie sich Jake und ihrer kleinen Tochter Haylin näherte. Jake hielt das winzige Mädchen behutsam in seinen starken Armen, sein tiefroter Blick voller Zärtlichkeit und Stolz. Haylin war ruhig, ihr kleiner Kopf an Jakes Brust gelehnt, während ihre winzigen Finger sanft an seinem Shirt spielten.
Emilia trat näher, ein liebevolles Lächeln auf den Lippen. „Darf ich sie mal halten?" fragte sie leise.
Jake sah auf, ein Schmunzeln auf den Lippen. „Na klar, meine Sonne. Sie ist doch genauso deine Tochter wie meine."
Mit größter Sorgfalt legte Jake ihr das kleine Mädchen in die Arme. Emilia spürte sofort die Wärme der winzigen Gestalt, den sanften Herzschlag, das zarte Gewicht in ihrem Griff. Haylin gähnte leise, kuschelte sich in Emilias Arme und schmiegte sich eng an sie.
„Mein kleines Herzchen..." flüsterte Emilia zärtlich, strich mit den Fingern über Haylins seidiges Haar. „Du bist so wunderschön..."
Jake beobachtete sie mit sanften Augen, sein Ausdruck voller Liebe. „Du bist ihre Mama. Sie kennt dich genauso, wie sie mich kennt."
Emilia drückte einen Kuss auf Haylins Stirn, ihr Herz schwoll vor Glück an. „Ich liebe dich, meine kleine Haylin..."
Jake legte sanft einen Arm um Emilia und beugte sich vor, um ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben. „Und ich liebe dich, Emilia. Du bist das Beste, was uns allen passiert ist."
Zusammen genossen sie den Moment, vereint als eine Familie, während Haylin sich zufrieden an Emilia schmiegte – geliebt, behütet und in Sicherheit.
Emilia seufzte zufrieden, als sie Haylin wieder vorsichtig in Jakes Arme legte. Ihr Blick wanderte verträumt zu Eaden, ihrem eigenen Baby, das ruhig in Chris' Armen lag. Sie lächelte liebevoll und murmelte leise, fast für sich selbst:
„Ich hoffe, mein drittes Kind wird ein Mädchen..."
Die Worte waren kaum mehr als ein sanfter Hauch, doch sie waren laut genug für die falschen Ohren. Felix' Kopf ruckte sofort hoch, seine goldenen Augen verengten sich neugierig.
„Wie bitte?!" fragte er, die Stirn gerunzelt.
Alex und Chris erstarrten. Alex weil er ebenfalls ein sensibles Gehör hatte. Chris klatschte sich dramatisch auf die Stirn, während Mio, der als Einziger neben ihm Bescheid wusste, sich unauffällig räusperte und so tat, als hätte er nichts gehört.
Felix ließ sich jedoch nicht beirren. „Moment mal, welches dritte Baby? Was meinst du damit, Amy?"
Emilia blinzelte hektisch, ihre Wangen röteten sich. „Was? Ich hab nichts gesagt."
Alex verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch. „Doch, hast du. Du hast gesagt, du wünschst dir, dass dein drittes Kind ein Mädchen wird. Warum drittes Kind? Wovon redest du?"
Emilia versuchte, unschuldig zu wirken, doch sie war eine miserable Lügnerin. „Was denn für ein drittes Kind? Das hab ich nicht gesagt..."
Chris seufzte schwer und sah Emilia tadelnd an. „Täubchen, vergiss es. Du hast dich verplappert. Gib's auf."
Emilia verzog das Gesicht und grummelte. „Ich kann halt nichts lange für mich behalten..."
Shade, der sich das Schauspiel mit amüsiertem Funkeln in seinen gelben Augen ansah, verzog kaum merklich die Lippen zu einem wissenden Schmunzeln.
Jake bemerkte es sofort und wandte sich zu ihm. „Und du, Shade? Was gluckst du so wissend?"
Shade zuckte nur mit den Schultern. „Nichts. Vergiss es."
Chris schüttelte belustigt den Kopf. „Herzglanz, du hast es mal wieder geschafft, die Geheimnisse zu lüften, bevor sie Thema sind. Toll gemacht!"
Emilia hob trotzig das Kinn. „Vergesst diese Aussage einfach."
Jake beugte sich vor, seine roten Augen aufmerksam. „Warte mal. Gibt es noch mehr Kinder? Ich meine, du hast uns von Ash und deinem zukünftigen Kind aus der Vision erzählt, aber ich dachte, das war's dann."
Ash lehnte sich grinsend zurück und legte betont lässig die Arme hinter den Kopf. „Ach ja, Herzblatt... und wann zeugen wir meinen Erben endlich? Heute Nacht? Ich bin soweit."
KLATSCH.
Alex schlug Ash mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. „Reiß dich zusammen, hier sind Babys anwesend! Rede nicht so, Kinder verstehen mehr, als man glaubt!"
Ash verzog das Gesicht und rieb sich den Kopf. „Aber das sind doch noch Babys!"
Gray schnaubte. „Und genau das, Ash, zeigt, dass du nicht reif genug bist, Vater zu werden. Jedenfalls nicht jetzt."
Ash streckte frech die Zunge raus. „Ich hatte mit Herzblatt die meisten Kinder in der Vergangenheit, also Pech. Ich hatte schon das Vergnügen."
Shade lehnte sich zurück, die Arme verschränkt. „Ist das ein Wettkampf? Ich würde gewinnen. Ich hatte mit Zuckerblume fast in jedem Leben ein Kind. Manchmal sogar mehrere."
Ash funkelte ihn herausfordernd an. „Ich auch!"
Mio ließ sich in Emilias Arme sinken und grinste. „Hört auf, über sowas zu streiten! Ich hatte ganze drei Kinder mit ihr!" Er streckte die Zunge raus.
Alex schüttelte nur den Kopf. „Ja, Zwillinge zählen kaum. Das waren zwei auf einmal."
Mio schnaufte empört. „Klappe! Meine Kinder! Meine Ehre!"
Chris schüttelte lachend den Kopf und sah zu Eaden, der sich friedlich in seinen Armen kuschelte. „Ich hab nur meinen Eaden... und das reicht mir vollkommen. Er ist perfekt."
Felix, der das Gerede mittlerweile leid war, hob eine Hand und ließ sie mit einem dumpfen PLATSCH ins Wasser fallen.
„Klappe, alle. Nochmal zurück zu diesem dritten Kind?"
Alle verstummten und blickten erneut zu Emilia, die nun in ernsthafte Bedrängnis geriet.
Das warme Wasser der Quellen schimmerte im Licht, während Emilia versuchte, die neugierigen Blicke ihrer Familie abzuschütteln. Sie hob die Hände, als wollte sie ihre Worte zurücknehmen.
„Vielleicht ist es nur ein hypothetisches drittes Kind?" murmelte sie schnell. „Nur ein reiner Wunsch, mehr nicht."
Jake verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch. „Klang aber deutlich mehr nach etwas anderem..."
Chris schüttelte amüsiert den Kopf. „Typisch. Immer am Nachhaken, Jake. Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen."
Er lehnte sich entspannt zurück und seufzte. „Aber gut, Herzglanz hat in ihrer Zukunftsvision damals unsere Kinder miteinander spielen sehen. Und insgesamt waren da sechs Kinder." Auch Chris verplapperte sich.
SCHLUCK.
„SECHS KINDER?!"
Alle spuckten beinahe das Wasser aus, und für einen Moment herrschte absolute Stille. Dann brach das Chaos los.
Ash; „Warte, wir haben drei!"
Gray; „Wo kommen die anderen drei her?!"
Felix; „Rauben wir ein Waisenhaus aus oder was?!"
Mio winkte entspannt ab. „Eins ist das jetzige Kind von Chris und einst wird das zukünftige von Ash. Das wussten wir doch bereits."
Chris zuckte unschuldig mit den Schultern. „Und der Rest... ist ein Geheimnis."
Sei, der bisher aufmerksam zugehört hatte, schüttelte den Kopf. „Moment mal. Bekommt Emilia also weitere drei Babys? Das von Chris hat sie und das von Ash kommt und noch zwei? Wieso klingt das irgendwie so, als ob das nicht richtig wäre? Beim dritten hofft sie auf ein Mädchen... Das heißt, Prinzessin bekommt in diesem Leben ganze vier Kinder?! Also hast du sogar zwei Chancen, noch ein Mädchen zu bekommen, Prinzessin!"
Emilia, nun völlig verwirrt, riss die Augen auf.
„NEIN! Ich bekomme keine vier Kinder!"
Chris seufzte erneut und rieb sich die Schläfen, als ob er bereits Kopfschmerzen von der Diskussion hätte. „Lass es doch gut sein, Herzglanz..."
Chaylin, die als Einzige raffiniert genug war, die Puzzlestücke zusammenzusetzen, sprang plötzlich auf. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten erleuchtet.
„ACH SO! Ich bekomme noch eins!"
Die gesamte Familie drehte sich zu ihr um.
„Sonne bekommt drei, deswegen hoffst du das dein drittes ein Mädchen wird und ich bekomme drei Babys! Also jeder von uns beiden hat drei, und das macht sechs!"
Alle starrten sie an.
„WAS?!"
Chaylin nickte bekräftigend. „Sonne bekommt das Kind von Ash – da wissen wir, dass es ein Junge wird – und hofft, dass das dritte ein Mädchen wird! Und ich muss dann das letzte, also mein drittes, bekommen, richtig?"
Felix, der gerade mit Arden im Wasser gespielt hatte, drehte sich abrupt zu Chaylin um.
„Warte. WIRD CHAYLIN NOCHMAL SCHWANGER?!"
Jake erstarrte, seine roten Augen weiteten sich. Dann schüttelte er hastig den Kopf.
„Auf keinen Fall! Ich habe sie beim ersten Mal fast verloren! Nein, nein, nein!"
Er zog Chaylin sofort in seine Arme, als könnte er sie so vor jeder Zukunftsvision beschützen.
Ash grinste spitzbübisch. „Tja, Jake. Sieht so aus, als würde das Schicksal anders entscheiden..."
Die unausgesprochene Wahrheit
Das letzte Wort hallte noch in der Luft nach.
Das Schicksal.
Es saß tief.
Emilia spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Ihr Blick huschte hilfesuchend zu Chris, doch dieser schüttelte nur stumm den Kopf – eine klare Warnung. Sag. Es. Nicht.
Emilia schwieg.
Doch Chaylin hatte genug gehört. Sie drehte sich langsam zu Emilia um, ihre grünen Augen voller Fragen.
„Warum habt ihr es nicht gesagt, Sonne? Was war der Grund?"
Ihre Stimme war ruhig, aber ihr Blick durchdringend.
Mio, der die Anspannung spürte, hob sofort die Hand, seine dunkelvioletten Augen funkelten ernst.
„Chaylin, hör auf zu analysieren. Lass es jetzt sein."
Für einen Moment lag nur das sanfte Plätschern des Wassers in der Luft.
Dann—
Chaylins Augen weiteten sich. Sie verstand.
Sofort.
Ein Zittern ging durch ihre Finger, doch sie hielt sich zurück. Sie sah Emilia an, dann Chris, dann Mio. Keiner von ihnen sagte ein Wort.
Jake runzelte die Stirn. „Was? Was ist jetzt schon wieder? Warum schaust du so, Chaylin?"
Chaylin rieb sich langsam über die Arme, als würde sie plötzlich frösteln.
„Weil mir jetzt kalt ist."
Jake blinzelte verwirrt. „Was?"
„Ich geh aus dem Wasser raus."
Felix runzelte die Stirn. „Wohin denn?"
„Ins Warme."
Ihre Stimme war ruhig, fast tonlos.
Jake hielt Haylin noch immer in den Armen und musterte Chaylin misstrauisch. „Und Haylin?"
Chaylin hielt inne. Dann warf sie ihm einen langen Blick zu.
„Pass auf sie auf."
Sie ging.
Das warme Wasser plätscherte leise, doch in der Stille lag eine unausgesprochene Last.
Emilia schwieg. Chris schwieg. Mio schwieg.
Der Rest blieb unwissend zurück.
Nur Shade wusste es.
Aber woher er es wusste, war nicht das Thema.
Er schwieg ebenfalls.
——-
—-
Chaylin kehrte wortlos ins Zimmer zurück, das sie mit Felix teilte. Die warme Dusche sollte sie aufwärmen, aber das Zittern in ihren Fingern wollte nicht verschwinden.
Das Wasser rauschte über ihre Haut, doch die Gedanken in ihrem Kopf waren lauter. Sie ließ es über sich ergehen, bis die Wärme sie endlich beruhigte.
Nach der Dusche trocknete sie sich ab, zog sich in aller Ruhe an. Doch kaum hatte sie das Handtuch zur Seite gelegt, öffnete sich die Tür.
Felix trat ein—und Jake war bei ihm.
Felix hatte ihn mitgenommen.
Arden und Haylin waren ebenfalls da, ruhig in den Armen ihrer Väter.
Chaylin wandte ihnen den Rücken zu. Kalte Schulter.
Ohne ein Wort zog sie sich weiter an.
Jake runzelte die Stirn. Sein Blick ruhte prüfend auf ihr.
„Luna, alles gut bei dir?"
Seine Stimme war sanft, aber voller Sorge.
Chaylin reagierte nicht.
„Ich will nicht nerven, aber Haylin hat Hunger. Würdest du dich kümmern wollen?"
Chaylin hielt kurz inne, dann fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn.
„Oh... ja, klar. Tut mir leid."
Sie nahm Haylin behutsam in die Arme und setzte sich aufs Bett, um sie zu füttern.
Felix nickte und legte Arden neben sie.
„Und später bitte auch Arden."
Chaylin antwortete nicht, sondern konzentrierte sich darauf, Haylin nah an sich zu halten.
Felix streckte sich. „Ich geh mich frisch machen."
Jake sah immer noch skeptisch zu Chaylin. Ihr Verhalten war seltsam.
Sie sah ihn nicht an. Kein einziges Mal.
Er sagte nichts weiter, doch sein Blick blieb auf ihr haften, während er sich schließlich ins Bad zurückzog.
Chaylin ließ ihn gewähren.
Felix folgte, beide machten sich frisch.
Die Babys lagen bald nebeneinander im großen Bett, friedlich eingeschlafen, zugedeckt und warm.
Als Felix und Jake aus dem Bad zurückkehrten—frisch gestylt, bereit für das Grillen—fanden sie Chaylin vor.
Sie wirkte verloren.
Ihre grünen Augen waren auf die schlafenden Babys gerichtet, doch ihr Blick war irgendwo anders.
Felix tauschte einen kurzen Blick mit Jake.
Irgendetwas stimmte nicht.
Jake musterte Chaylin, seine Stirn leicht gerunzelt.
„Können wir reden, Luna?"
Chaylin sah auf, unschlüssig, ihre Lippen leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen—doch dann zuckte sie nur mit den Schultern.
Felix seufzte leise, nahm sanft ihre Hand und zog sie mit sich zur Terrassentür.
Draußen war die Luft angenehm warm, eine leichte Brise spielte mit Chaylins Haar. Sie setzten sich auf eine der Bänke, doch sie wirkte rastlos, als könne sie keinen festen Platz finden.
Felix war der Erste, der sprach.
„Chaylin, was ist los? Du verhältst dich seit vorhin seltsam."
Jake nickte. „Ich mache mir Sorgen. Was ist? Hat es dich so sehr verletzt, dass ich sagte, ich will keine weiteren Kinder mit dir?"
Chaylin blinzelte und sah ihn an, als hätte er gerade etwas völlig Absurdes gesagt.
„Was?" Ihre Stimme war leise, aber der Schock war deutlich. „Du... du willst keine weiteren Kinder mit mir?"
Ihre Augen weiteten sich. Es klang, als würde sie das gerade zum ersten Mal hören.
Felix runzelte die Stirn. „Was tust du so überrascht? Jake hat das doch vorhin angedeutet. Ist das etwa nicht der Grund für deine kalte Schulter?"
„Was? Nein! Ich..."
Chaylin schüttelte heftig den Kopf, ein verzweifeltes Lächeln auf den Lippen, das ihre Unsicherheit nicht verbergen konnte. „Ich... nein, das habe ich in dem Moment gar nicht wahrgenommen. Tut mir leid, das ist schon in Ordnung."
Jetzt war es Jake, der verwirrt die Stirn runzelte.
„Was ist dann der Grund? Bist du sauer? Auf mich?"
Chaylin wandte den Blick ab, sah in die Nacht hinaus.
„Ich bin nicht so oberflächlich, wie du glaubst, Jake. Ich... ich mache mir einfach nur Sorgen. So viele Gedanken. Mein Kopf erdrückt mich, und ich komme gerade nicht zur Ruhe."
Felix neigte den Kopf leicht zur Seite.
„Soll ich Alex rufen? Soll er dir Medizin geben?"
„Nein!" Chaylins Antwort war sofort und schärfer als beabsichtigt. „Nein, ich... verdammt!"
Sie sprang auf, trat mit voller Wucht gegen einen der Blumentöpfe an der Terrassenecke.
Der Ton hallte über den Boden, doch das Schlimmste war der Ausdruck in ihrem Gesicht—als hätte sich eine Flut in ihr angestaut, die keinen Ausgang fand.
Jake verzog das Gesicht.
„Hör auf, so laut zu sein, sonst weckst du die Babys!"
Doch Chaylin stand mit bebender Brust da, ballte die Fäuste. „Lasst mich einfach allein."
Sie wollte gehen, doch Felix war schneller.
Er griff nach ihrem Handgelenk, hielt sie sanft, aber bestimmt fest.
„Luna."
Seine Stimme war weich, voller Sorge.
Bevor sie sich wehren konnte, zog er sie in eine feste Umarmung.
„Was ist los mit dir? Was bedrückt dich so sehr?"
Chaylin erstarrte in seinen Armen, ihr ganzer Körper angespannt.
Doch sie sagte nichts.
Jake sah Chaylin ernst an, seine roten Augen suchten nach einer Antwort in ihrem Gesicht.
„Wenn du mir nicht erklärst, was dich bedrückt, kann ich dir nicht helfen."
Felix nahm sanft ihre Hand, seine Stimme war ruhiger, aber genauso besorgt.
„Luna, komm, red es dir von der Seele."
Chaylin zögerte. Ihr Blick flackerte zwischen den beiden hin und her, dann senkte sie den Kopf, rieb sich mit den Fingern über die Schläfen, als würde sie versuchen, die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen.
Schließlich sprach sie.
„Warum bin ich es, die mit diesem Scharfsinn gesegnet wurde?" Ihre Stimme war leise, fast bitter.
„Manchmal wünschte ich, ich könnte ihn einfach abschalten. Diese Erleuchtung in meinem Kopf... sie ist auch ein Fluch."
Felix runzelte leicht die Stirn, doch er sagte nichts—er ließ sie sprechen.
„Ich liebe meinen Scharfsinn, wirklich. Aber manchmal wäre ich lieber unwissend. Weil mein Kopf einfach nicht aufhört, zu denken."
Sie lachte trocken, ein müdes Lächeln, das keine Freude enthielt.
„Es ist, als würde ich alles zerkauen—selbst gedankenlose Gedanken. Und dann werden sie zu einem Puzzle, das zusammengesetzt werden muss. Und wenn ich es zusammensetze, entstehen Gedanken... Gedanken, die so dumm sind, dass sie eigentlich keine Option sein sollten."
Jake und Felix tauschten besorgte Blicke.
„Und dann..." Chaylins Stimme wurde noch leiser. „Dann bleiben sie hypothetisch. Aber mein Kopf zerkaut sie weiter und weiter, bis alle Hintertürchen offen sind. Bis nichts mehr hypothetisch ist, sondern zu einer Möglichkeit wird, die ich nicht übersehen kann."
Sie ließ die Schultern sinken, wirkte müde.
„Es macht mich kaputt."
Jake atmete tief durch, seine Miene ernst.
„Erklär uns, was genau los ist, Chaylin."
Felix nickte zustimmend. „Ich verstehe es nur halb."
Chaylin seufzte, setzte sich auf die Bettkante und sah die beiden an.
Dann nahm sie ihre Hände, um sicherzugehen, dass sie ihr wirklich zuhörten.
„Okay." Ihre Stimme war entschlossener, aber ihre Augen wirkten müde. „Ich gebe euch jetzt mal einen Einblick, wie mein Kopf funktioniert."
Sie atmete tief durch.
„Für euch wird das alles gleich lächerlich und absurd klingen. Vielleicht dumm, vielleicht unlogisch. Aber so funktioniert mein Kopf, okay?"
Jake und Felix sahen sie aufmerksam an und nickten.
Chaylin schloss kurz die Augen, sammelte sich—
„Also... wo beginne ich..."
Chaylins Gedankenlabyrinth
Chaylin atmete tief durch, rieb sich die Schläfen und begann mit ruhiger Stimme zu sprechen.
„Mein Kopf sucht seinen roten Faden in etwa so..."
Jake und Felix hörten ihr aufmerksam zu, während sie sich aufsetzte und ihre Gedanken ordnete.
„Meine Sonne hatte eine Vision. Darin bekam sie ein weiteres Kind—das wissen wir. Es wird Ashs Kind sein, ein Junge. Soweit so klar. Aber..."
Sie hielt inne, ihr Blick wanderte kurz ins Leere, dann fuhr sie fort.
„Als ich sie damals nach weiteren Kindern bei mir fragte, wich sie aus. Warum? Es gab keinen offensichtlichen Grund. Vielleicht hat sie einfach nicht darüber nachgedacht—aber mein Kopf glaubt ihr das nicht. Trotzdem, in dem Moment war ich abgelenkt. Es gab keinen Grund nachzubohren. Thema beiseite geschoben."
Felix runzelte leicht die Stirn, aber sagte nichts.
„Dann heute."
Sie hob die Hand und deutete auf die Situation vor wenigen Stunden.
„Sonne spricht auf einmal von drei Kindern. Chris verplappert sich und sagt, es werden sechs."
Jake schnaubte. „Das war ja auch mehr als unglücklich von ihm."
„Ja." Chaylins Augen verengten sich leicht. „Aber Emilias Reaktion... war noch interessanter. Sie wurde bei vier Kindern panisch. Es war so offensichtlich. Diese vier waren nicht ihre."
Felix und Jake hielten den Atem an, als sie weitersprach.
„Und dann kam mein alter Gedanke zurück. Warte... vielleicht ist eins meins?"
Sie schüttelte leicht den Kopf, fast wütend über ihren eigenen Gedankengang.
„Aber wenn das so wäre, warum hat sie dann nichts gesagt? Warum diese Geheimnisse? Warum dieses Schweigen? Warum sagen Mio und Chris nichts? Und—"
Sie hielt inne, bevor sie mit eindringlicher Stimme fortfuhr:
„Warum... verdammt nochmal... weiß Shade eigentlich immer alles?"
Ihre Stimme triefte vor Frustration. Sie lehnte sich zurück und atmete schwer aus.
„Und warum weiß ich es nicht?"
Jake und Felix sagten nichts. Sie ließen sie reden.
„Also gut. Gehen wir mal durch: Warum lügt Sonne? Warum das Schweigen? Warum sagt sie nicht einfach alles? Welche Gründe könnten sie davon abhalten, die Wahrheit zu sagen?"
Sie begann, mit den Fingern abzuzählen.
„Grund eins: Sie will mich nicht beeinflussen.
Widerspruch: Warum sagt sie dann trotzdem, dass sie ein drittes Kind bekommt?
Grund zwei: Sie sagt, dass sie eins bekommt, aber verschweigt das andere absichtlich.
Warum? Damit sie mich nicht beeinflusst?
Sie hob eine Augenbraue. „Bingo. Karussell beginnt von neuem..."
Felix und Jake warfen sich einen besorgten Blick zu.
„Aber wenn sie es uns nicht sagen darf, dann liegt das nicht an ihr.
Es liegt an den Kindern selbst.**
Sie hob langsam den Kopf, ihre Augen waren scharf und voller Klarheit.
„Das bedeutet... sie sind nicht festgelegt."
Ein Zittern lag in ihrer Stimme.
„Sie durfte das Kind von Ash erwähnen, weil es klar war. Das Bild der Zukunft war sicher.
Aber ihr eigenes drittes Kind? Und meins?**
Sie legte die Hände an die Schläfen.
„Verzerrt. Weil sie nicht festgelegt sind. Weil jede Entscheidung, die wir jetzt treffen, sie auslöschen könnte."
Felix rieb sich das Kinn. „Also meinst du..."
„Genau das meine ich." Chaylins Stimme war fester, aber immer noch voller Unruhe.
„Allein, dass wir jetzt darüber reden, könnte das hypothetische Kind auslöschen. Weil wir vielleicht gerade in einer anderen Zeitlinie die Entscheidung treffen, die dazu führt, dass es nie gezeugt wird."
Jake und Felix sahen sie schweigend an.
Chaylin schnaubte. „War ja nur ein Gedankengang."
Doch sie war noch nicht fertig.
„Aber wenn es ausgelöscht werden könnte, was wäre dann die Ursache? Warum sah Sonne mein Kind verzerrt?"
Ihre Augen verengten sich.
„Ich kenne nur eine Situation, die so etwas hervorrufen könnte."
Sie atmete zitternd aus.
„Was, wenn ich mich zu Chaid zurückverwandle?"
Stille.
Felix rührte sich nicht. Jake blinzelte langsam.
„Ist es das?" Chaylins Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Wenn das passiert... dann wird das Kind nie existieren?"
Ein Zittern lag in ihren Worten, als sie weitersprach.
„Ich habe oft Träume von meiner Zeit als Chaid. Er ist ich, und ich bin Chaid. Ob männlich oder weiblich, egal. Aber wenn ich mich wieder in ihn verwandle..."
Ihre Augen flackerten, als sie ihre schlimmste Angst aussprach.
„Liebt ihr mich dann noch genauso wie jetzt?"
Felixs Mund öffnete sich leicht, als wollte er etwas sagen, aber kein Wort kam heraus.
„Seht ihr mich an, wenn ich Chaid bin, wie jetzt? Will ich Chaid zurück? Will ich Luna bleiben? Weil ich jetzt Mutter bin?"
Sie schluckte hart.
„Dieses Kind... lösche ich es aus? Oder wir alle? Weil wir überhaupt darüber diskutieren, ob ich je wieder schwanger werden sollte? Oder ob ich weiterhin die Frau bleibe, die ich jetzt schon bin, um es zu empfangen."
Ihre Hände ballten sich in ihrem Schoß.
„Wegen dem ersten Mal. Wegen meiner Risikogeburt. Wegen der Angst, es noch einmal zu erleben."
Felix und Jake waren starr vor Schock.
„Und was ist mit Emilias drittem Kind?" Chaylin zwang sich, weiterzusprechen.
„War es auch verzerrt in der Vision? Sind es zwei Kinder, die das Schicksal noch nicht entschieden hat?"
Sie rieb sich mit den Fingern über die Augen.
„Mein Kopf dreht sich weiter..."
Felix und Jake hatten Chaylin noch nie so verloren in ihren eigenen Gedanken gesehen.
————
Chaylins Gedanken folgten einer komplexen, aber nicht unlogischen Kette. Ihr Verstand war darauf trainiert, Muster zu erkennen, selbst dort, wo andere nichts sahen. Doch manchmal war diese Fähigkeit eher ein Fluch als ein Segen.
1. Emilia hatte gesagt, sie bekommt ein drittes Kind.
• Das bedeutet, dass sie sich dessen sicher war.
• Aber warum hatte sie Chaylins hypothetisches Kind nicht erwähnt?
2. Warum nannte sie ihr eigenes Kind, aber verschwieg meines?
• Das konnte nur bedeuten, dass es einen Grund gab, warum meins nicht zur Sprache kam.
• War es vielleicht unsicher? Noch nicht festgelegt?
3. Wenn etwas nicht klar in der Zukunft zu sehen ist, bedeutet das, dass es veränderbar ist.
• Emilias drittes Kind war verschwommen → es könnte durch eine Entscheidung beeinflusst werden.
• Meins wurde gar nicht erwähnt → vielleicht existierte es noch gar nicht als feste Zukunft.
4. Warum sollte etwas nicht festgelegt sein?
• Weil eine zukünftige Entscheidung darüber entscheiden würde.
• Eine Entscheidung, die vielleicht ich treffen muss.
Und dann kam der Gedanke, der ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte:
❝ Was, wenn mein hypothetisches Kind daran gebunden ist, ob ich Luna bleibe oder wieder Chaid werde? ❞
Wenn sich die Zukunft veränderte, könnte das bedeuten, dass ihr Kind... niemals existieren würde?
❝ Und was ist mit Emilias drittem Kind? War es ebenfalls verzerrt, weil sie noch eine Entscheidung treffen musste? ❞
Chaylin wusste es nicht. Aber jetzt konnte sie diesen Gedanken nicht mehr loswerden.
Alternative Klarstellung:
• Grund 1: „Emilia will mich nicht beeinflussen."
• Aber warum sagt sie dann trotzdem, dass sie ein drittes Kind bekommt?
• Vielleicht weil sie sicher sein will, dass es passieren wird.
• Grund 2: „Sie sagt, dass sie ein drittes bekommt, aber erwähnt meins nicht."
• Warum?
• Vielleicht, weil mein hypothetisches Kind nicht festgelegt ist.
➡ Fazit:
• Emilias drittes Kind war verzerrt = es ist noch nicht 100% sicher.
• Mein hypothetisches Kind wurde gar nicht erwähnt = es ist noch weniger sicher als ihres.
➡ Warum?
• Weil etwas meine Entscheidung beeinflussen könnte, welches das Kind verhindert. ->Folge Kind vom Schicksal nicht festgelegt.
Die Schlussfolgerung ist also:
• Emilias Kind ist verzerrt gesehen, also unklar in der Vision.
• Mein hypothetisches Kind wurde gar nicht erst erwähnt, also muss es noch unklarer sein als Emilias drittes.
Was macht Chaylins Gedanken so komplex?
• Sie analysiert nicht nur, was gesagt wurde, sondern auch was nicht gesagt wurde.
• Sie findet Muster, selbst in Dingen, die andere nicht mal beachten würden.
• Sie hinterfragt nicht nur die Fakten, sondern auch die Gründe hinter den Fakten.
———-
——
Jake und Felix schwiegen einen Moment lang. Es war selten, dass sie Chaylin so verloren in ihren eigenen Gedanken sahen. Normalerweise war sie diejenige, die mit spielerischer Leichtigkeit über alles sprach, alles analysierte, mit einer Mischung aus Raffinesse und Charme. Aber jetzt? Jetzt wirkte sie... erschöpft.
Felix war der Erste, der sprach. Er lehnte sich zurück, rieb sich nachdenklich über das Kinn und sah Chaylin ernst an.
„Luna, du drehst dich im Kreis." Seine Stimme war weich, aber bestimmt. „Das ist zu viel für dich. Du suchst nach Antworten auf Dinge, die nicht einmal geschehen sind."
Chaylin fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Aber was, wenn—"
„Nein." Felix unterbrach sie sanft. „Es gibt kein 'Was, wenn'. Dein Kopf will alles in Theorien verpacken, alles berechnen, aber manche Dinge kann man nicht berechnen. Wir wissen nicht, was das Schicksal entscheidet. Aber wir wissen, was wir wollen. Ich liebe dich. Jake liebt dich. Und wenn du morgen wieder Chaid wärst, würden wir dich genauso lieben. Das ändert nichts."
Jake sah Chaylin eindringlich an. „Ich verstehe, dass du dich fürchtest. Aber egal, ob Luna oder Chaid – du bist du. Du bist die Seele, die wir lieben. Und ich lasse nicht zu, dass du dich selbst zerdenkst und in Panik versetzt, weil du eine Möglichkeit in Betracht ziehst, die vielleicht niemals eintritt."
Felix nickte. „Was dein Kind betrifft, wenn es existiert, dann wird es existieren. Wenn nicht, dann sollte es nicht sein. Das ist nicht deine Schuld. Das ist das Schicksal. Und egal, was passiert, du wirst niemals allein sein."
Chaylin sah von einem zum anderen, ihr Blick unsicher. „Aber was, wenn...?"
Jake seufzte, beugte sich vor und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Dann gehen wir diesen Weg gemeinsam. Wie immer."
Felix legte einen Arm um sie. „Du bist nicht allein, Luna. Und du musst diese Entscheidungen nicht allein tragen."
Chaylin atmete tief ein, ihre Finger zitterten leicht, bevor sie schließlich langsam nickte.
Jake sah Chaylin tief in die Augen, sein Blick voller Bedauern. Er hatte sie immer als seine scharfsinnige, unerschütterliche Partnerin gesehen, die alles mit einem Lächeln und einer spielerischen Bemerkung wegsteckte. Aber jetzt erkannte er, wie viel in ihrem Kopf vorging, wie sehr sie von ihren eigenen Gedanken gefangen war.
„Ich hatte keine Ahnung, wie sehr du leidest, Luna..." Seine Stimme war rau vor Emotionen. „Es tut mir so leid."
Felix, der sonst für seine lockeren Sprüche bekannt war, wirkte ausnahmsweise ernst. Er ließ seine Hand über ihre Schulter gleiten, als wolle er sie daran erinnern, dass sie nicht allein war.
„Ich war immer schwer von dir beeindruckt, wie clever du bist. Du bist immer diejenige, die die Dinge durchschaut, die uns mit ihrem Verstand alle überholt." Er schüttelte leicht den Kopf. „Aber jetzt... jetzt sehe ich, dass jede dieser Erleuchtungen ein krasser Prozess ist. Dass dein Kopf unaufhörlich arbeitet, dass du nichts einfach hinnehmen kannst, weil du alles hinterfragst und jede mögliche Konsequenz vor Augen hast. Und das... das tut fast weh, nur zu wissen, was du immer durchmachst."
Er seufzte und nahm ihre Hand in seine. „Es tut mir so leid, dass wir es nicht früher bemerkt haben."
Jake nickte und schloss für einen Moment die Augen. „Wir wussten, dass du scharf analysierst, dass du Rätsel liebst und immer weiter denkst. Aber wir haben nie gesehen, was das für eine Last für dich ist."
Felix drückte ihre Hand sanft. „Luna, du musst das nicht allein tragen. Wir sind hier. Du musst nicht jedes mögliche Schicksal auseinandernehmen. Manchmal ist es okay, nicht alles zu wissen."
Jake fügte leise hinzu: „Und manchmal ist es sogar besser."
Die Wärme in ihren Stimmen, die ehrliche Fürsorge in ihren Augen – es war zu viel für Chaylin. Ihre Lippen bebten leicht, als sie blinzelte, um die plötzliche Feuchtigkeit in ihren Augen zu verdrängen.
Sie war nie allein gewesen. Aber jetzt... jetzt fühlte sie es wirklich.
Chaylin atmete tief durch. Sie hatte so viel gesagt, so viele ihrer innersten Gedanken offenbart, doch es fühlte sich immer noch an, als würde ein Teil von ihr feststecken. Also entschied sie sich, ehrlich zu sein – gnadenlos ehrlich.
„Der Grund, warum ich mich immer in Verführung, in Spiel, in Sex verliere, ist nicht nur Spaß oder meine Natur als Dämonin." Sie senkte den Blick leicht, als würde es ihr schwerfallen, die Worte auszusprechen. „Es ist, weil ich dann endlich loslassen kann."
Sie sah erst Jake, dann Felix an. „Nur dann... nur in diesen Momenten kann ich wirklich abschalten. Mein Kopf hört auf, zu analysieren, aufzurechnen, Schlüsse zu ziehen. Dann ist es still." Sie lachte leise, bitter. „Nur für einen Moment, aber es ist das Einzige, das hilft."
Jake erstarrte. Das Gewicht dieser Worte traf ihn mit voller Wucht. Er hatte nie darüber nachgedacht – nie gesehen, dass ihr Verhalten nicht nur ihre freigeistige, verspielte Natur war, sondern auch ein verzweifelter Versuch, ihre Gedanken zu ertränken.
Felix schluckte. „Luna..." Er wusste nicht, was er sagen sollte. Ihre Verführungskunst, ihre wilde, freie Art – er hatte es immer als selbstverständlich hingenommen, als Teil von ihr. Aber jetzt verstand er, dass es nicht nur ein Spiel für sie war. Es war eine Art Flucht.
Jake ließ langsam die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Das... das habe ich nie bedacht." Seine Stirn legte sich in Falten. „Ich habe nie verstanden, wie sehr du in deinem eigenen Kopf gefangen bist. Ich dachte immer, du genießt es einfach – dass du dich nur ausleben willst. Aber du hast die Kontrolle nicht verloren, weil du wolltest, sondern weil du sie gebraucht hast."
Felix sah sie an, sein Blick voller Zuneigung und Verständnis. „Du warst immer diejenige, die uns durchschaute, aber wir haben dich nie durchschaut, oder?"
Chaylin schmunzelte müde. „Nicht wirklich, nein."
Jake fuhr sich durch die Haare. „Verdammt... das tut mir so leid."
Felix nahm sanft ihre Hand und küsste ihre Finger. „Luna... wir sind hier, okay? Du musst nicht alles allein bewältigen. Und du musst dich nicht nur dann frei fühlen, wenn du dich verlierst. Wir finden einen anderen Weg. Einen, der dich nicht jedes Mal zwingt, dich zu betäuben, um Frieden zu finden."
Jake nickte langsam. „Wir lassen dich nicht allein mit dem Gewicht deines Kopfes. Das verspreche ich dir."
Chaylin blickte zwischen ihnen hin und her. Zum ersten Mal fühlte sie sich wirklich verstanden – als hätten sie endlich den Schleier durchdrungen, hinter dem sie sich immer versteckt hatte. Und mit diesem Verständnis kam eine Wärme, die sie lange nicht gespürt hatte.
Jake betrachtete Chaylin mit einem Ausdruck tiefer Reue. „Ich habe deinen Kummer nie verstanden." Seine Stimme war leise, doch voller Bedeutung. „Es gab so viele Anzeichen, aber ich habe sie übersehen. Es tut mir so leid."
Felix senkte den Blick, seine Finger krallten sich leicht in seine Hose. „Ich... war so in meinen eigenen beastischen Trieben gefangen, dass ich es nicht gemerkt habe."
Chaylin schüttelte den Kopf, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. „Schon gut. Ihr wisst es ja jetzt."
Jake seufzte, dann trat er einen Schritt näher und legte sanft einen Kuss auf ihre Stirn. „Alles gut, Chaylin. Komm mit."
Chaylin blinzelte verwirrt. „Wohin? Meine Babys?"
Jake musterte sie ruhig. „Ich gebe dir deine Medizin."
Chaylin zog die Stirn kraus. „Was?"
„Du leidest, Luna. Ich sehe es jetzt. Du kannst schon nichts trinken, weil du stillst. Dein ganzer Alltag dreht sich um die Babys, und du kommst kaum dazu, abzuschalten. Und was eben passiert ist..." Er hielt kurz inne, bevor er entschlossen weitersprach. „Das hat mir gezeigt, dass du dringend loslassen musst."
Chaylin öffnete den Mund, doch Jake ließ sie nicht ausreden. „Die Babys schlafen. Komm mit ins Bad. Ich werde dafür sorgen, dass du abschalten kannst."
Chaylin schüttelte zögerlich den Kopf. „Aber—"
Felix unterbrach sie sanft und drückte ihre Hand. „Ich passe auf die Babys auf."
Gerade in diesem Moment klopfte es an der Tür.
Emilia trat ein, ihre kastanienbraunen Augen voller Besorgnis. „Ist alles gut? Ich wollte nach dir sehen, Luna. Ich habe aber erst Eaden hinlegen müssen. Das Grillen beginnt bald. Wie geht es dir?"
Chaylin zögerte keine Sekunde. Ohne Vorwarnung stürzte sie sich in Emilias Arme.
Emilia fing sie auf, ihre Arme schlossen sich fest um Chaylin. „Luna... was bedrückt dich?"
Die Umarmung war innig, warm und voller Trost.
In diesem Moment betrat auch Mio das Zimmer. Er betrachtete die Szene mit leichtem Stirnrunzeln. „Jake, Felix, ist alles in Ordnung?"
Felix nickte. „Mio, kannst du auf die Babys aufpassen? Sie schlafen tief und fest. Jake und ich würden mit den beiden Frauen gerne etwas Zeit allein verbringen, wenn das geht."
Mio blinzelte überrascht, doch er verstand sofort. „Klar. Geht nur. Wenn sie aufwachen, nehme ich sie zu Eaden und Samtpelz rüber."
Jake klopfte Mio dankbar auf die Schulter. „Danke, Mio."
Felix und Jake tauschten einen Blick, dann schnappten sie sich Chaylin und Emilia – und ohne weitere Diskussion verließen sie das Zimmer.
Es war Zeit, dass Chaylin endlich loslassen konnte.
Ohne große Mühe fanden sie ein freies Zimmer, das abgeschieden genug war, um für eine Weile dem Trubel zu entfliehen.
Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen, erklärte Jake in knappen Worten, was passiert war. Felix ergänzte ruhig, dass Chaylin dringend Aufmerksamkeit und Entlastung brauchte.
Emilia hörte aufmerksam zu, ihr Blick wanderte zu Chaylin, die sich auf der Bettkante niedergelassen hatte, die Arme um sich selbst geschlungen, als würde sie sich festhalten.
Emilia zögerte keine Sekunde. Sie ging zu Chaylin und kniete sich vor sie hin. „Du brauchst das, nicht wahr?"
Chaylin schluckte schwer. „Ich weiß nicht..."
Emilia schüttelte sanft den Kopf. „Doch, du weißt es. Und das ist in Ordnung."
Ohne eine weitere Erklärung zog Emilia Chaylin in eine lange, innige Umarmung.
Chaylin erstarrte einen Moment, dann schloss sie langsam die Augen und lehnte sich in Emilias Wärme. Die Anspannung wich aus ihrem Körper, ihre Schultern sanken, und zum ersten Mal an diesem Tag ließ sie wirklich los.
Felix und Jake beobachteten die Szene, teilten einen Blick – und wussten, dass sie genau das brauchte.
Loslassen... endlich loslassen.
Die Spannung in Chaylins Körper löste sich allmählich, als Emilias Arme sie umschlossen. Wärme durchflutete sie, ein sanftes Gefühl der Geborgenheit, das ihre rastlosen Gedanken endlich verstummen ließ.
Jake trat näher, seine Hände fanden sanft Chaylins Schultern, während Felix sich hinter sie setzte, ihre langen Haare zwischen den Fingern gleiten ließ.
Emilia flüsterte nah an ihrem Ohr. „Lass uns für einen Moment einfach nur fühlen..."
Chaylin schloss die Augen. Jeder Berührung folgte ein Prickeln, jeder sanfte Druck ein Versprechen. Ihre Atemzüge wurden tiefer, ruhiger, als sich die Nähe zwischen ihnen vertiefte.
Felix' Lippen streiften ihre Haut, während Jakes Hände erkundend ihren Körper umfassten. Es war kein fordernder Moment, sondern ein stilles Einvernehmen, eine Hingabe an den Moment, aneinander.
Emilia führte Chaylin sanft, ließ ihre Fingerspitzen über ihre Wangen, ihre Arme, ihren Rücken wandern – forschend, liebevoll. „Spürst du es? Du bist nicht allein."
Chaylin konnte nur nicken, während sie sich an Emilias Berührung klammerte, an Jakes beständiger Präsenz, an Felix' unerschütterlicher Wärme.
In dieser Nacht war es nicht nur Begehren – es war Heilung, Liebe, die sich in Bewegungen und Blicken ausdrückte. Ein Moment, in dem alle Lasten vergessen werden durften.
Und Chaylin ließ es zu. Sie ließ sich fallen.
Emilias Lippen fanden Chaylins mit einer Sanftheit, die sich langsam in etwas Tieferes verwandelte – ein stilles Versprechen, ein langsames, verlangendes Ziehen, das sich mit jedem Atemzug steigerte. Ihre Zungen trafen sich, tanzten, spielten, erkundeten, während Emilias Hände Chaylins Körper liebkosten, jede Kurve nachzeichneten, als wolle sie sich ihre Wärme einprägen.
Doch dann war da Felix, sein Griff fordernd, seine Anwesenheit unübersehbar. Seine starken Hände zogen Chaylin an sich, sein Atem heiß an ihrem Hals, während er über ihre Haut fuhr, sie zu sich zog, sich in sie grub, als wäre sie sein Halt in diesem Sturm. Sein Kuss war nicht sanft – er war rau, wild, verlangend. Er nahm sich, was er begehrte, ließ sie es mit jedem Muskel seines Körpers spüren, und Chaylin ergab sich mit einem Seufzen in seinen Armen.
Dann spürte sie Jake. Seine Finger zogen eine brennende Spur über ihre Haut, sein Blick tief, dunkel, voller Feuer. Er war nicht nur Hitze – er war Flammen, die alles in ihr verzehrten, sie von innen heraus auflodern ließen. Seine Lippen fanden ihren Nacken, hinterließen fordernde Küsse, die sie bis ins Mark erbeben ließen. Seine Hände erforschten sie mit einer Intensität, die ihr den Atem raubte, als wolle er sie für immer in sich einbrennen.
Er ließ ihr keine Atempause. Keiner von ihnen tat das. Felix presste sie gegen sich, während Jake sich von vorne nahm, was er begehrte – seine Finger wanderten über ihre Haut, fordernd, leidenschaftlich, bis er sie vollends in Besitz nahm.
Und dann war da Emilia. Sie keuchte an Chaylins Ohr, ihre Lippen fordernd, ihr Körper geschmeidig, warm, lockend. Ihre Hände wanderten über Chaylins Körper, fanden Felix, fanden Jake, zogen sie alle näher zusammen, ließen sie verschmelzen. Es war ein Chaos aus Berührungen, aus Hitze, aus Leidenschaft, das Chaylin den Verstand raubte.
Jake war Feuer, Felix war Sturm, Emilia war der süße Rausch, der sie alle umhüllte, und Chaylin ließ sich fallen.
Keine Gedanken. Keine Zweifel. Nur das Gefühl, geliebt zu werden, begehrt zu sein – und eins mit ihnen allen zu werden.
♾️
Etwas später an diesem Abend ...
Das Feuer knisterte leise, während das Aroma von gegrilltem Fleisch, frisch gebackenen Fladen und würzigen Kräutern in der Luft lag. Die Rosavelle-Familie saß inmitten von Mios Nachkommen, dem Clan der Irrlicht-Hybriden, die sich versammelt hatten, um diesen seltenen Anlass zu feiern. Lachen und Gespräche erfüllten die Nacht, und für diesen Moment gab es keine Aufgaben, keine Verantwortung, keine Schatten der Vergangenheit – nur Familie, Wärme und Zusammenhalt.
Felix hielt Arden auf dem Arm, während er mit Chaylin plauderte, die sich wieder vollkommen gelöst fühlte und Haylin sanft in den Schlaf wiegte. Jake saß neben ihnen, ein seltener Anflug von Entspannung in seinen tiefroten Augen, während Emilia mit Eaden auf ihrem Schoß neben Chris saß. Chris, der mit flammendem Interesse die Irrlicht-Vorführung beobachtete, grinste wie ein Kind, als kleine, tanzende Lichtwesen zwischen den Kindern des Clans aufstiegen und mit geschmeidiger Anmut durch die Luft glitten.
Calithan trat nach vorne, seine tiefe Stimme drang durch die Geräusche des Festes. „Zu Ehren unserer Ahnen und unserer Familie präsentieren wir heute eine kleine Darbietung."
Sofort wurden die Gespräche leiser, und die jungen Nachkommen – Halb-Irrlichter, Halb-Waldgeister – traten in den Mittelpunkt. Kleine Lichtkugeln entstanden aus ihren Händen, schwebten in leuchtenden Spiralen in die Luft, bevor Wurzeln und Blätter sie in sanften Bewegungen umschlossen und in lebendige Muster verwoben. Ein Tanz aus Licht und Natur, ein Symbol für das Erbe, das Mio und Emilia in einem anderen Leben hinterlassen hatten.
Mio sah ergriffen zu, seine dunkellila Augen glänzten. „Sieh sie dir an, Herzlicht. Es war nicht umsonst."
Emilia drückte sanft seine Hand und lächelte. „Nein. Es war nie umsonst."
Ash stieß Gray spielerisch an. „Du müsstest eigentlich auch mitmachen, Wolke. Dein Wasser würde dem Schauspiel noch einen schönen Kontrast verleihen."
Gray verdrehte die Augen, schmunzelte aber, während er seine Hand ausstreckte und feine Wasserströme zu den Irrlicht-Funken führte. Das Wasser reflektierte das sanfte Glühen und verstärkte die Magie zu einer atemberaubenden Szenerie aus Licht und Spiegelungen.
Die Familie, die Gefährten, die Nachkommen – für diesen Moment war alles perfekt.
Der Abend zog sich in ausgelassenem Lachen und Geschichten weiter, während das Feuer immer wieder neue Flammen schlug. Morgen würde der Alltag wieder beginnen. Morgen würden sie wieder in ihre Rollen als Heiler, Alchemist, Manager, Händler und Beschützer schlüpfen. Morgen würden sie erneut der Welt begegnen – mit all ihren Gefahren, Mysterien und Herausforderungen.
Aber heute ...
Heute gehörte nur ihnen.
Und was auch immer die Zukunft bringen würde – sie würde es gemeinsam erleben.
Ende
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