Kapitel 3 Band 8
Jake und Gray hatten die Dämmerwacht verlassen. Die Luft war frisch, und die belebten Straßen von Eversum summten um sie herum, während sie sich in Richtung der Wanderflamme begaben, um Kaelith zu informieren. Die Unterhaltung zwischen den beiden blieb jedoch angespannt und fokussiert.
„Also," begann Gray mit einem prüfenden Blick zu Jake, „ist jetzt alles entschieden? Diese zweite Konferenz wird tatsächlich stattfinden?"
Jake nickte, sein Blick war entschlossen. „Ja. Und ich will, dass Lenara Velithar und Iven Thariel – die zwei Ratsmitglieder unseres Vertrauens – auch eingeladen werden. So kann es nicht weitergehen. Wir kommen einfach nicht zügig vorwärts."
Gray runzelte die Stirn leicht, doch Jake fuhr fort, seine Stimme voller Entschlossenheit. „Ich werde alles in die Wege leiten, damit diese zweite Konferenz so schnell wie möglich stattfindet. Und ich will, dass wir alle als Familie teilnehmen – bis auf unsere schwangeren Frauen. Wenn Chaylin bis dahin gebärt hat, ist das gut. Wenn nicht, dann muss sie diese Versammlung aussetzen, egal wie effektiv ihr Scharfsinn sein könnte."
Gray nickte langsam, ein Hauch von Verständnis in seinen Augen. „Das ist vernünftig. Chaylins Sicherheit – und die der Babys – geht vor."
Jake seufzte, die Anspannung wich jedoch nicht aus seiner Stimme. „Wir können nicht länger warten, Gray. Nox Vigilia schreitet mit ihren Plänen voran, während wir hier gegen Hindernisse kämpfen. Diese Konferenz ist unsere Chance, alle zusammenzubringen, die sich diesem Wahnsinn entgegenstellen können."
Gray legte Jake kurz die Hand auf die Schulter und nickte. „Dann sorgen wir dafür, dass alles bereit ist. Kaelith wird sicher zustimmen, und mit den Ratsmitgliedern an unserer Seite haben wir eine starke Ausgangsposition."
Jake schwieg, doch sein entschlossener Blick sprach Bände. Die beiden Männer gingen weiter, während sich der Plan zur zweiten Konferenz immer klarer vor ihnen formte.
Die Atmosphäre in der Gilde Wanderflamme war geschäftig wie immer, doch die Ankunft von Jake und Gray Rosavelle sorgte für eine spürbare Veränderung. Aufgrund ihrer Sonderstellung als Mitglieder der Rosavelle-Familie wurden sie ohne Verzögerung direkt zu Kaelith durchgelassen. Die Gildenmeisterin hatte bereits veranlasst, dass jedes Rosavelle-Mitglied bei Ankunft umgehend vorgelassen werden sollte – eine Anweisung, die niemand infrage stellte.
Im Büro empfing Kaelith die beiden mit verschränkten Armen und einem scharfen, erwartungsvollen Blick. Noch bevor jemand ein Wort sagen konnte, nickte sie Kira zu, die diskret das Büro verließ.
„Nun gut, Kaelith," begann Jake, während er sich auf einen der Stühle setzte, „Eversums Situation spitzt sich zu, und wir können nicht länger abwarten, bis jede Partei ausreichend überprüft wurde."
Gray lehnte sich gegen die Wand, sein Blick ernst, während Jake weitersprach. „Shade hat seine Leute auf Lenara Velithar, Iven Thariel, Sylthar und Varion Morgengrad angesetzt. Bis jetzt sind sie sauber und haben keine Unruhe verursacht."
Kaelith nickte knapp. „Das hatte ich gehofft."
Jake fuhr fort: „Wir haben entschieden, diese vier in der nächsten Konferenz teilnehmen zu lassen. Sylthar auf deine Empfehlung hin. Da die zweite, geheime Konferenz ausdrücklich dazu dienen wird, Maßnahmen zur Ergreifung von Nox Vigilia festzulegen, müssen alle Teilnehmer bereits auf dem aktuellen Stand der ersten Konferenz sein."
Gray ergänzte mit ruhigem Ton: „Daher wäre es ideal, wenn du Sylthar und Morgengrad selbst einweihen könntest. Erzähle ihnen alles – auch, dass wir die Todsünden verkörpern. Sie müssen das verstehen, bevor wir sie vollständig in die Pläne einbinden können."
Kaelith legte nachdenklich die Hände auf ihren Schreibtisch und sah die beiden Männer an. „Ihr vertraut ihnen wirklich genug, um sie einzuweihen?"
Jake nickte entschlossen. „Ja. Es war keine leichte Entscheidung, aber wir müssen handeln. Wir werden zeitnah Einladungen verschicken. Mach ihnen klar, wie bedeutsam diese zweite Konferenz ist, und betone, dass sie mit Decknamen erscheinen müssen, zu ihrem eigenen Schutz."
Gray fügte hinzu: „Wir werden Lenara und Iven selbst informieren. Sie sind bereits über einiges im Bilde, aber Details fehlen ihnen noch. Es wäre auch gut, sie stärker in die Pläne einzubinden."
Jake lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Die zweite Konferenz wird in Kürze stattfinden. Parallel dazu werden wir Dämmerlord, Schattensiegel und Necroschimmer in Kenntnis setzen. Es ist keine Zeit mehr für Verzögerungen. Es ist Zeit zu handeln."
Kaeliths ernster Blick verwandelte sich in ein entschlossenes Lächeln. „Es wurde auch Zeit!"
Jake und Gray nickten zufrieden, als Kaeliths feste Worte die Bedeutung ihrer Mission untermauerten. Die Vorbereitungen für die zweite Konferenz liefen nun auf Hochtouren – und jeder wusste, dass der Erfolg oder das Scheitern der Pläne die Zukunft von Eversum entscheidend beeinflussen würde.
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Gray und Jake traten durch die Eingangstür des Rosavelle-Hauses, die frische Abendluft wich der vertrauten Wärme ihres Zuhauses. Im Wohnzimmer hatte sich die Familie versammelt, und es dauerte nicht lange, bis alle ihre Blicke auf die beiden richteten.
Jake stellte sich in die Mitte des Raumes und verschränkte die Arme. „Wir haben mit Kaelith gesprochen. Die zweite Konferenz wird stattfinden, und wir haben die Teilnehmer festgelegt."
Gray trat neben ihn und ergänzte ruhig: „Sylthar und Varion Morgengrad werden von Kaelith eingeweiht, Lenara und Iven werden wir selbst informieren. Alle anderen Schritte sind in Vorbereitung."
Die Familie hörte aufmerksam zu, während Jake und Gray die Details erklärten. Nachdem sie alle auf den neuesten Stand gebracht hatten, ließ sich Jake in einen Sessel fallen und warf einen kurzen Blick zu Alex.
„Und wie geht es Emilia?" fragte er direkt.
Alex lehnte an der Wand, seine Arme locker vor der Brust verschränkt. „Sie ist im Schlafzimmer und ruht sich aus. Aber..." Er zögerte kurz. „Sie ist völlig verstört, weil sie sich nicht tarnen kann. Es macht ihr mehr zu schaffen, als ich erwartet habe."
Jake nickte nachdenklich, dann richtete er sich entschlossen auf. „Gut, dann werden wir etwas dagegen tun. Und zwar heute noch."
Bevor er weitersprechen konnte, meldete sich Chris zu Wort. „Moment mal," sagte er, seine Stimme deutlich ernster als sonst. „Das ist doch verrückt! Mein Täubchen – meine schwangere, verletzliche Emilia – soll ihre Angst einfach so überwinden? Ihr verlangt zu viel von ihr!"
Jake schnaubte und verschränkte die Arme. „Chris, ich verstehe, dass du sie beschützen willst. Aber glaubst du wirklich, dass es so weitergehen kann? Sie kann nicht jedes Mal in Panik verfallen, wenn sie das Haus verlässt."
Felix, der bisher geschwiegen hatte, nickte zustimmend. „Jake hat recht. Diese Angst lähmt sie, und das ist gefährlicher für sie – und für das Baby – als alles andere. Sie muss das angehen."
Chris funkelte Felix an, doch Gray sprach mit ruhiger Stimme dazwischen. „Chris, wir alle verstehen deine Sorge. Aber überleg mal: Emilia ist stärker, als du ihr gerade zutraust. Wenn wir sie weiter in dieser Angst leben lassen, wird sie nur noch unsicherer."
Chris wirkte noch immer unzufrieden, doch Alex fügte hinzu: „Niemand sagt, dass wir sie einfach ins kalte Wasser werfen. Aber wir müssen einen Anfang machen. Sie muss lernen, dass sie auch ohne Tarnung sicher ist – vor allem, weil wir alle hinter ihr stehen."
Die Diskussion verstummte für einen Moment, und Chris seufzte schließlich. „Na schön. Aber ich will, dass wir behutsam vorgehen. Mein Täubchen ist schon genug belastet."
Jake nickte. „Natürlich. Aber wir fangen damit an, dass sie heute Abend einen kleinen Spaziergang mit uns macht. Nichts Großes, nur vor die Tür – und wir alle begleiten sie."
Chris schnaubte, aber ein Hauch von Zustimmung blitzte in seinen Augen auf. „Wenn das der Plan ist, werde ich ihr zur Seite stehen. Aber wehe, ihr drängt sie zu sehr."
Die Familie nickte einvernehmlich, und Jake erhob sich. „Dann los. Es wird Zeit, dass Emilia sieht, dass sie stärker ist, als sie denkt."
Mit dieser Entscheidung machten sich alle bereit, während Alex vorsichtig ins Schlafzimmer ging, um Emilia zu informieren.
Alex trat vorsichtig ins Schlafzimmer, wo Emilia zusammengerollt auf dem Bett lag. Ihre kastanienbraunen Augen waren rot gerändert, und ihr Schweif zuckte nervös, während sie in Gedanken versunken war.
„Amy," sagte Alex mit sanfter Stimme, als er sich zu ihr setzte. „Wir müssen reden."
Emilia sah ihn misstrauisch an. „Wenn es darum geht, dass ich das Haus ohne Tarnung verlassen soll, Alex, dann vergiss es! Ich mache das nicht. Ich brauche mehr Zeit."
Alex lächelte nachsichtig und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich weiß, dass es dir schwerfällt. Aber die Familie ist sich einig, dass es Zeit wird, daran zu arbeiten. Du musst das tun, Emilia, für dich selbst – und für das Baby."
Bevor Emilia etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür, und Mio trat herein. Sein Gesicht war sanft, aber seine violetten Augen funkelten entschlossen. „Mein Licht," begann er und setzte sich zu ihr auf die Bettkante, „du musst keine Angst haben. Du bist nicht allein."
„Ich will das nicht!" platzte Emilia heraus, ihre Stimme bebte vor Frustration und Angst. „Was, wenn mich jemand sieht? Was, wenn..."
Mio hob eine Hand, um sie zu unterbrechen. „Was, wenn nichts passiert?" Er lehnte sich leicht vor, sein Ton wurde sanfter, aber eindringlich. „Emilia, wenn jemand dich anstarren oder ansprechen sollte, kann ich sofort eine Illusion erschaffen. Niemand wird dich erkennen oder gar bemerken. Das ist meine Gabe, und ich werde sie nutzen, um dich zu schützen."
Emilia schwieg, ihre Hände nervös in die Decke gekrallt. „Aber... was ist, wenn es schiefgeht?"
Mio lächelte und legte seine Hände auf ihre, um sie zu beruhigen. „Es wird nicht schiefgehen. Ich verspreche dir, du bist in Sicherheit. Wir alle sind da, um dich zu schützen. Außerdem," fügte er mit einem Hauch von Humor hinzu, „wer würde es wagen, sich mit der Rosavelle-Familie anzulegen?"
Emilia senkte den Blick, doch ein schwaches Lächeln zuckte über ihre Lippen. „Ihr macht es euch so einfach. Es fühlt sich trotzdem schrecklich an."
Alex nickte zustimmend. „Das wissen wir, Amy. Aber Angst verschwindet nicht von allein. Du musst dich ihr stellen, Schritt für Schritt. Wir fangen klein an – nur vor die Tür, und wenn du bereit bist, machen wir weiter."
Mio nickte eifrig. „Du kannst uns vertrauen, mein Licht. Niemand hier will, dass du dich unwohl fühlst. Aber wir wissen, dass du stärker bist, als du selbst glaubst."
Emilia seufzte tief, die Worte ihrer Familie wirkten langsam. Schließlich nickte sie widerwillig. „Na gut. Aber wenn ich mich unwohl fühle, kehre ich sofort um."
„Deal," sagte Mio strahlend und drückte ihre Hände leicht. „Und keine Sorge, mein Licht. Mit uns an deiner Seite wirst du das schaffen."
Alex lächelte zufrieden und stand auf. „Dann machen wir uns bereit. Es ist nur ein kleiner Schritt, Emilia, aber ein wichtiger."
Emilia nickte, auch wenn ihr Herz schneller schlug. Der Gedanke, das Haus ohne Tarnung zu verlassen, jagte ihr immer noch Angst ein, doch die Entschlossenheit ihrer Familie gab ihr die Kraft, den ersten Schritt zu wagen.
Die Sonne war längst untergegangen, und die Straßen von Eversum lagen in einem sanften Schleier der Dunkelheit. Die Laternen warfen warmes Licht auf das Kopfsteinpflaster, und der Mond leuchtete am klaren Himmel. Es war ruhig – die perfekte Zeit, um einen ersten, vorsichtigen Schritt zu wagen.
Alle waren da, nur die hochschwangere Chaylin musste diesen Spaziergang aussetzen.
Emilia stand am Eingang des Rosavelle-Hauses, ihr Herz schlug wie ein Trommelwirbel, und ihre Hände klammerten sich nervös an den Türrahmen. Ihr Schweif zuckte unruhig, und ihre Ohren, unbedeckt und sichtbar, zuckten bei jedem Geräusch von draußen.
„Ich kann das nicht," flüsterte sie und schüttelte heftig den Kopf. „Es fühlt sich falsch an. Ich... ich kann nicht."
Jake, der neben ihr stand, legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. „Amy, du bist nicht allein. Wir sind alle hier bei dir. Niemand wird dir etwas tun."
„Das sagt sich so leicht!" rief Emilia, ihre kastanienbraunen Augen voller Tränen. „Was, wenn mich jemand sieht? Was, wenn jemand..."
„Dann werde ich da sein," unterbrach Mio, der sanft zu ihr trat. Seine violetten Augen strahlten Wärme und Entschlossenheit aus. „Mein Licht, ich habe dir versprochen, dass niemand dir etwas tun wird. Wenn es nötig ist, hülle ich uns alle in eine Illusion, die unsichtbar macht. Niemand wird dich bemerken."
Sei trat vor und streckte ihr die Hand entgegen. „Du musst diesen Schritt nicht allein machen. Komm, Emilia. Vertrau uns. Du bist stärker, als du glaubst."
Zitternd ergriff Emilia Seis Hand, und er zog sie sanft nach draußen. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi, und sie krallte sich an Seis Arm, während sie zitternd die Schwelle überschritt. Der kühle Nachtwind streifte ihr Gesicht, und sie hielt unwillkürlich die Luft an.
„Ganz ruhig, Amy," sagte Gray mit seiner gewohnt ruhigen Stimme. „Ein Schritt nach dem anderen. Niemand ist hier, außer uns."
Mit jedem Schritt, den sie machten, wich die Angst nur langsam. Emilia klammerte sich weiter an Sei, ihre Augen suchten die Dunkelheit nach möglichen Gefahren ab. Schließlich erreichten sie einen kleinen Platz in der Nähe des Hauses, und die Familie begann, sie behutsam zu einem Spaziergang zu überreden.
„Ein bisschen Bewegung wird dir guttun," sagte Jake. „Es ist dunkel, und niemand wird dich hier bemerken. Und wenn doch, sind wir bei dir."
Zögernd stimmte Emilia zu, und die Gruppe setzte sich in Bewegung. Nach einigen Minuten, in denen die Spannung langsam nachließ, begann Emilia schließlich zu sprechen.
„Wisst ihr," begann sie leise, ihre Stimme bebte leicht, „es gibt einen Grund, warum ich so große Angst habe, dass jemand meinen Schweif oder meine Ohren sieht."
Die Männer schwiegen, hörten aufmerksam zu, während sie weitersprach.
„Meine Lehrmeisterin, Theresa, eine Himmelswalküre aus meinem Tal – meiner alten Heimat, war nicht nur eine Sternenschamanin, sondern auch eine Mondflüsterin. Sie hatte die Prüfungen gemeistert hohes Ansehen erreicht und durfte offiziell das Tal verlassen. Sie wollte ihren eigenen Weg gehen und begann, für das Königshaus zu arbeiten. Es war ihre Entscheidung, allein hinauszugehen."
Emilia hielt kurz inne, um sich zu sammeln, und die Männer blieben respektvoll still.
„Aber die Welt außerhalb des Tals war grausam," fuhr sie schließlich fort, ihre Stimme schwer. „Man raubte ihr die Flügel – die Flügel einer Walküre. Theresa hatte hohe Mana-Kapazitäten sowie ich sie habe und sie hatte einen hohen Rang als Schamanin erreicht, dass machte sie zur Zielscheibe. Sie wurde getäuscht. Sie hat mir die Geschichte nur einmal erzählt..."
Ihre Stimme brach, und sie kämpfte gegen die Tränen an. „Sie... sie wurde missbraucht. Man nahm ihr ihre Flügel und ließ sie gebrochen zurück. Sie schaffte es irgendwie, zurück ins Tal zu kommen. Sie fand mich und beschützte mich, als sie merkte, dass auch ich viel Mana hatte. Sie wollte nicht, dass ich das gleiche Schicksal erleide."
Emilia hob den Kopf, Tränen liefen über ihre Wangen. „Theresa brachte mir bei, wie wichtig es ist, sich zu tarnen. Es war eine Lektion, die ich nie vergessen habe. Sie hat ihre Angst auf mich projiziert, ich weiß. Aber sie war wie eine Mutter für mich. Und ich... ich habe es verinnerlicht. Ich habe es zu meiner Wahrheit gemacht, weil sie und ich instinktiv immer wussten, dass ich eines Tages das Tal verlassen würde."
Sie begann zu schluchzen, ihre Worte schwer von Emotionen. „Theresa wusste, wer ich war, noch bevor ich es selbst wusste. Deswegen brachte sie mir das Tarnen bei. Und jetzt, wo ich es nicht mehr kann... fühle ich mich so hilflos. Es hätte genauso gut mein Schicksal sein können!"
Sei zog Emilia in eine schützende Umarmung, während sie weinte. Mio trat vor und strich ihr sanft über den Rücken. „Mein Licht, das wird nicht dein Schicksal sein. Wir alle sind hier, um dich zu beschützen. Niemand wird dir jemals wehtun."
Jake sprach mit ungewohnt weicher Stimme. „Du bist nicht allein, Amy. Du hast uns. Und wir werden nicht zulassen, dass dir irgendetwas passiert."
Gray nickte. „Jetzt verstehe ich, warum du so große Angst hast. Aber du bist hier nicht allein, Emilia. Es ist okay, Angst zu haben. Aber wir stehen alle hinter dir."
Felix, der bisher geschwiegen hatte, legte eine Hand auf ihre Schulter und grinste leicht. „Und wenn jemand es wagen sollte, dir oder deinem Schweif zu nahe zu kommen, weißt du, wer ihnen den Kopf abreißt, oder?"
Chris weilte in Emilias Nähe, immer bereit sie aufzufangen wenn sie fallen sollte.
Emilia schniefte und lachte leise durch ihre Tränen. „Ihr seid wirklich unmöglich..."
Die Männer schauten sie an, und sie fühlte sich von einer Welle der Wärme und Unterstützung umgeben. Ihre Angst war noch da, aber sie fühlte sich leichter, weniger bedrückend.
„Danke," murmelte sie schließlich, während sie sich wieder aufrichtete. „Ich weiß, dass ich das nicht allein schaffe. Aber... mit euch kann ich es versuchen."
Die Gruppe setzte ihren Spaziergang fort, die Dunkelheit um sie herum wurde weniger bedrohlich, und Emilia spürte zum ersten Mal, dass sie ihre Angst vielleicht überwinden konnte.
Der Spaziergang setzte sich fort, und mit jedem Schritt wurde Emilias Herz leichter. Die Dunkelheit, die sie zuvor bedrückt hatte, schien nun sanft und schützend. Sie kuschelte sich immer wieder an die Jungs, suchte Halt und Trost bei ihnen. Chaylin konnte aufgrund ihres hochschwangeren Zustands nicht dabei sein, aber alle anderen waren an ihrer Seite, und Emilia fühlte sich immer wohler.
Doch dann durchbrach eine schrille Stimme die Ruhe der Nacht.
„Alexes! Mein geliebter Alexes!!"
Jeder in der Gruppe blieb abrupt stehen, und alle wussten sofort, wer da rief. Fiona.
Alex stöhnte genervt und rieb sich die Schläfen. „Nicht schon wieder sie."
Emilia erstarrte und verkrampfte sich, ihre neu gewonnene Ruhe war wie weggeblasen. Sie versteckte sich sofort hinter Sei und Mio, während ihr Schweif nervös zuckte.
Ash, der neben Alex lief, klopfte ihm auf den Rücken und grinste schelmisch. „Alexes, da ist jemand wirklich scharf auf dich."
Alex drehte sich zu ihm um, seine roten Augen funkelten vor Ärger. „Klappe, einfach nur Alex. Vergiss dieses Alexes endlich!"
Emilia, die immer noch zitterte, fühlte sich plötzlich wieder klein und verletzlich – ein Zustand, der so gar nicht zu ihr passte. Mio bemerkte das sofort und handelte. Mit einem eleganten Schwung seiner Hand ließ er eine Illusion entstehen, die die Gruppe und Fiona umgab. Der Raum um sie herum verwandelte sich, ein dichter, magischer Nebel umhüllte sie, doch es war mehr als das – es fühlte sich an wie eine andere Dimension, abgeschottet von der Welt.
„Kein Lärm, kein Aufsehen," murmelte Mio beruhigend. „Niemand wird uns hören oder sehen."
Doch Fiona ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie trat näher, ihre roten Augen leuchteten herausfordernd, und in ihrer Hand hielt sie eine schwarze Rose.
„Alexes," begann sie mit ihrer klaren, schrillen Stimme, „komm zu mir, und alles wird gut. Aber wenn du weiterhin bei dieser..." Sie machte eine abfällige Geste in Emilias Richtung. „Aha, also bei dieser Valkyrie bleibst, dann fordere ich sie zu einer Rosenfehde heraus!"
Emilia verkrampfte sich noch mehr, ihre Beine fühlten sich plötzlich schwer an. Chris und Gray traten sofort an ihre Seite, um sie zu stützen.
Alex warf Fiona einen frustrierten Blick zu. „Fiona, wie oft noch? Lass es doch einfach gut sein!"
Ash, der die Situation scheinbar mit amüsierter Gelassenheit betrachtete, zuckte mit den Schultern. „Sag mal, Alex, warum sagst du ihr nicht, dass du eine Todsünde bist und deswegen kein Interesse hast und nie haben wirst? Vielleicht gibt sie dann auf."
Alex seufzte laut und rieb sich die Stirn. „Das habe ich doch längst getan. Aber sie hört nicht zu. Sie lebt in ihrer eigenen Welt. Ihre Eltern haben ihr von klein auf eingeredet, dass sie meine Braut werden würde. Sie ist wie besessen von diesem Gedanken, den Thron zu erhalten und zu regieren. Es ist eine Obsession, ihr einziger Lebensinhalt."
Jake schnaubte genervt. „Was auch immer. Aber das ist ein verdammt schlechter Zeitpunkt. Seht euch Emilia an. Die flippt gerade echt aus. Wenn das so weitergeht... das artet aus."
Fiona, unbeeindruckt von Jakes Worten, trat noch näher und hob die schwarze Rose in ihrer Hand. „Alexes, du lässt mir keine Wahl. Ich fordere diese Valkyrie zu einer Rosenfehde!" Ihre Stimme triefte vor Verachtung und Triumph. „Ich will ein Duell – nur du und ich, Valkyrie. Kämpf um deinen Alexes oder verliere ihn!"
Emilia blickte die Jungs hilflos an, ihre kastanienbraunen Augen groß vor Angst und Verwirrung.
„Alexes!" rief Fiona erneut, ihre Stimme wurde lauter. „Ich habe dir doch schon mehrmals gesagt: Du gehörst mir! Ich bin deine Verlobte. Warum begreifst du es nicht?"
Alex rief wütend zurück: „Fiona, ich habe dir alles gesagt. Ich bin bereits verlobt. Ich habe dir von meiner Geschichte als Essenz des Hochmutes erzählt. Warum kannst du das nicht endlich akzeptieren und gehen?"
Doch Fiona ignorierte ihn und schmiss die schwarze Rose mit einer dramatischen Geste auf den Boden. Sie funkelte Emilia an, ein herausforderndes Lächeln auf den Lippen.
„Du und ich, Valkyrie. Wir kämpfen um das Herz von Alexes. Komm und stell dich mir!"
Emilia zitterte, unfähig, etwas zu sagen. Die Jungs um sie herum schauten Fiona an, ihre Gesichter voller Misstrauen und Wut, während Mio seine Illusion verstärkte, um die Situation unter Kontrolle zu halten.
Doch es war klar: Der Kampf hatte gerade erst begonnen.
Die Luft um die Gruppe wurde schwerer, als sich die Spannung spürbar aufbaute. Fiona stand provokativ, die schwarze Rose in ihrer Mitte auf den Asphalt, während Mio und Chris aggressiver wurden – eine seltene, fast unheimliche Seite von ihnen.
Mio trat langsam von Emilia weg, seine violetten Augen funkelten gefährlich. „Das reicht jetzt," sagte er, seine Stimme kalt und scharf wie ein Dolch. „Du störst. Verschwinde."
Chris, dessen weiße Fuchsschwänze sonst weich und flauschig wirkten, richtete sie ruckartig auf, die Spitzen wurden rasiermesserscharf. Seine Krallen fuhren langsam aus, und ein leises, drohendes Knurren drang aus seiner Kehle.
Doch Fiona blieb standhaft, ihr Blick war unbeirrbar auf Alex gerichtet. Sie schien die drohende Gefahr nicht einmal wahrzunehmen.
Alex sah das. Er merkte sofort, dass es gefährlich wurde. Wenn er nicht eingreifen würde, würden Mio und Chris Fiona mit ihrer geballten Macht auslöschen. Ohne zu zögern stellte er sich zwischen Fiona und die beiden.
Alle starrten ihn an, entsetzt und verwirrt.
Mio zischte, seine Stimme klang wie ein drohender Windstoß. „Alex, was tust du? Lass mich das Problem für dich lösen."
Alex blickte ihn streng an. „Was tust du? Was soll das werden?" Sein Blick wanderte zwischen Mio und Chris, die beide kampfbereit aussahen.
Er sprach bedrohlich, seine Stimme war tief und eindringlich. „Wagt es ja nicht, ihr irgendwas anzutun. Sie ist mein Problem, nicht eures. Ich kann mich selbst um meine Probleme kümmern. Dafür brauche ich euch nicht."
Chris fauchte und trat einen Schritt nach vorn. „Dann tue endlich was! Herzglanz betrifft uns alle. Wenn du nichts tust, kümmere ich mich darum, dass sie verschwindet und aufhört, Herzglanz weh zu tun." Seine Krallen funkelten im schwachen Licht.
Alex funkelte ihn an. „Ihr könnt nicht immer alles mit Gewalt lösen! Jedes Mal, wenn ein Problem aufkommt, ist das eure erste Antwort. Das ist keine Lösung. Ich warne euch – ihr werdet sie in Ruhe lassen."
Jake, der bisher ruhig geblieben war, zischte nun genervt. „Was soll das, Alex? Liegt dir doch was an ihr? Das passt einfach nicht zusammen."
Emilia, völlig verwirrt, stand unsicher hinter Sei und Mio. Ihre kastanienbraunen Augen huschten zwischen den Parteien hin und her, während die Situation immer weiter eskalierte.
In diesem Moment griff Fiona nach Alex' Arm, ein triumphierendes Lächeln auf ihren Lippen. „Mein Alexes, du beschützt mich also doch! Ich wusste, dass du etwas für mich empfindest."
Emilia riss die Augen auf, ihre Verwirrung wurde von einem Stich tiefen Schmerzes durchzogen. Sie beobachtete alles, unfähig, einzugreifen.
Doch Alex riss seinen Arm frei und sprach laut und deutlich: „Nein, Fiona. Ich liebe Emilia!" Seine Stimme hallte in der magischen Illusion wider, die Mio aufrechterhielt.
Er wandte sich an die Gruppe, seine Worte waren schneidend klar: „Aber ich kann auch nicht zulassen, dass meine Seelenverwandten dich vor meinen Augen auslöschen. Das geht so nicht."
Er holte tief Luft und sprach weiter. „Fiona ist eine Kindheitsfreundin. Wir sind zusammen aufgewachsen. Bevor meine Erinnerungen zurückkamen – an meine vergangenen Leben und an meine Rolle –, war ich einfach nur Alexes. Sie kennt mich aus dieser Zeit. Und so besessen sie auch ist... es ist nicht fair, weder für mich noch für sie."
Er sah Emilia direkt an. „Ich liebe Emilia über alles. Ich fühle nichts für Fiona, außer eine Verbindung aus der Vergangenheit. Aber ich betrachte sie als eine Kindheitsfreundin. Egal wie besessen sie von mir ist, ihr könnt sie nicht einfach auslöschen, nur weil es euch passt. Sie ist mein Problem. Und es tut mir wirklich leid."
Die Jungs schwiegen und zogen sich schließlich zurück. Auch Mio und Chris erkannten, dass es nicht an ihnen lag, über Fiona zu urteilen, und beruhigten sich.
Fiona sah Alex tief in die Augen und sprach, ihre Stimme schwer. „Alexes, ich weiß das alles längst. Auch wenn du mein Herz brichst. Du hast es mir mehr als deutlich gesagt."
Doch dann richtete sie sich auf und hob das Kinn. „Doch ich bin nicht bereit, einfach so aufzugeben – dich aufzugeben. Ich verlange eine Rosenfehde! Sollte ich verlieren, werde ich mich zurückziehen. Aber diese Valkyrie," sie funkelte Emilia an, „soll sich mir stellen."
Die Spannung in der Luft war erdrückend, doch Emilia begann, die Situation langsam zu begreifen. Ihre Augen richteten sich auf Alex, dessen Worte der tiefsten Liebe direkt an sie gerichtet waren. Es war ihre Entscheidung. Sie konnte Alex jetzt nicht verlieren.
Emilia atmete tief durch, ihre Beine fühlten sich stabiler an, als sie einen Schritt nach vorne machte.
„Nun gut," sagte sie, ihre Stimme klar und entschlossen. „Erklärt mir diese Rosenfehde. Ich werde meinen Alex verteidigen!"
Alex blickte sie tief gerührt an, überwältigt von ihrer neu gewonnenen Stärke. „Eine Rosenfehde ist eine Tradition des Vampirreiches," begann er zu erklären. „Man fordert jemanden mit einer schwarzen Rose heraus, um das Herz eines Vampirs zu erobern. Es ist ein Duell – meistens zwischen Frauen, aber auch Männer können daran teilnehmen. Es geht darum, Stärke, Willen und Leidenschaft zu beweisen. Der Verlierer muss sich zurückziehen und aufgeben."
Die Männer in der Gruppe – Chris, Mio, Gray, Jake, Sei, Ash und Shade – protestierten sofort.
„Du bist schwanger!" rief Gray besorgt. „Sowas darfst du in deinem Zustand nicht tun."
„Das ist viel zu gefährlich!" stimmte Sei zu, während Ash kopfschüttelnd hinzufügte: „Du riskierst zu viel."
Doch Emilia blieb entschlossen. „Ich werde kämpfen. Ich lasse nicht zu, dass Fiona oder sonst irgendjemand Alex von mir wegnimmt."
Die Gruppe sah sie an, noch immer besorgt, doch Emilias Entschlossenheit war unerschütterlich. Es war klar: Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.
Emilia trat einen Schritt nach vorne, ihre kastanienbraunen Augen funkelten vor Entschlossenheit. Mit klarer, deutlicher Stimme wandte sie sich an Fiona, die sie kalt anfunkelte.
„Ich nehme deine Herausforderung an," begann Emilia fest, „aber wir kämpfen zu meinen Bedingungen."
Die Männer um sie herum keuchten überrascht auf, doch Emilia ließ sich nicht beirren. Sie richtete ihren Blick direkt auf Fiona. „Denk nicht, dass ich einen körperlichen Kampf scheue. Aber ich trage ein Baby aus und bin damit eindeutig im Nachteil. Du willst doch einen ehrlichen Kampf, oder? Was wäre dein Sieg wert, wenn du so einen deutlichen Vorteil hättest?"
Fiona kniff die Augen zusammen, ihre Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Und was schlägst du vor, Valkyrie?"
Emilia hob das Kinn, ihre Stimme war klar und durchdringend. „Ich schlage vor, dass ich als Schamanin kämpfe. Du kannst selbst entscheiden, ob du Magie einsetzt oder körperlich kämpfst – das liegt bei dir. Aber dieser Kampf wird unter fairen Bedingungen ausgetragen, oder er findet gar nicht statt!"
Die Männer starrten sie an, geschockt von ihrer Entschlossenheit, während Fiona einen Moment schwieg und sie abschätzend musterte.
Alex trat vor und sah Emilia direkt an, seine Stimme war drängend. „Emilia, du musst das nicht tun. Ich bleibe bei dir, egal was passiert. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich liebe und niemanden sonst."
Doch Emilia schüttelte den Kopf und blickte ihn ernst an. „Unterschätze nicht meine Entschlossenheit, für dich zu kämpfen, Alex."
Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen, doch ihre Augen strahlten einen festen Willen aus. „Ich werde sie im Grund und Boden stampfen. Du wirst schon sehen."
Die Spannung in der Luft war greifbar, als Fiona schließlich nickte. „Einverstanden," sagte sie kühl. „Schamanin oder nicht, ich werde diesen Kampf gewinnen."
Die Männer um Emilia begannen erneut zu protestieren, doch sie ließ sich nicht beirren. Die Entscheidung war gefallen, und Emilias Entschlossenheit ließ keinen Raum für Zweifel. Es war nun an der Zeit, sich der Herausforderung zu stellen – und Alex' Herz zu verteidigen.
Der mondbeschienene Platz war still, doch die Spannung war greifbar. Emilias kastanienbraune Augen blickten entschlossen auf Fiona, die sie mit einem arroganten Lächeln musterte. Die schwarze Rose lag wie eine stumme Herausforderung zwischen ihnen auf dem Boden.
Fiona trat vor, ihre Bewegungen geschmeidig und voller Selbstbewusstsein. „Nun gut, Valkyrie. Du wolltest als Schamanin kämpfen – dann zeig mir, was du kannst."
Emilia atmete tief durch, ihre Hände zitterten leicht, doch sie ballte sie zu Fäusten. Sie hatte keinen Stab bei sich, keine Werkzeuge, nur ihre Instinkte und ihr Mana. Das reichte. Es musste reichen.
„Bereit?" fragte Fiona mit spöttischer Stimme, bevor sie sich zurückzog. Dunkle Schatten begannen sich um sie herum zu bewegen, und ihre Form veränderte sich. Ihre schwarze Kleidung verschmolz mit der Dunkelheit, und aus ihrem Rücken wuchsen dünne, lederne Flügel. Fionas Augen leuchteten rot, und ihre Zähne blitzten in einem bösartigen Lächeln.
„Nachtschattenflügel..." murmelte Alex leise, seine roten Augen schmal. „Fiona, du gehst zu weit."
Doch Fiona ignorierte ihn. Mit einem scharfen Zischen stieß sie sich vom Boden ab und schoss in die Luft, ihre Flügel verbreiteten einen düsteren Schimmer, während sie sich wie ein Raubtier um Emilia bewegte.
Der Kampf begann.
Fionas Angriff
Fiona ließ keine Zeit für Vorbereitungen. Sie stürzte sich mit beeindruckender Geschwindigkeit auf Emilia, ihre Klauen ausgefahren. Der erste Angriff kam von oben – ein schneller, präziser Schlag, der Emilia zwingen sollte, in die Defensive zu gehen.
Doch Emilia war vorbereitet. Sie sprang seitlich aus dem Weg und konzentrierte sich auf ihre Mana-Kontrolle. Ohne ihren Stab musste sie ihre Umgebung nutzen. Sie formte die Energie in ihren Händen, konzentrierte sie in einem unsichtbaren Schild und parierte Fionas zweiten Angriff, der wie ein Donnerschlag auf sie zuraste.
„Gar nicht so schlecht," zischte Fiona, bevor sie erneut in die Lüfte stieg. „Aber das wird dir nicht helfen."
Emilias Strategie
Emilia wusste, dass sie körperlich nicht mit Fiona mithalten konnte. Sie musste klug sein. Mit einem weiteren tiefen Atemzug begann sie, ihre Schamanen-Fähigkeiten einzusetzen. Ihre Hände bewegten sich elegant, als sie die Energie um sie herum sammelte.
„Komm schon, Fiona," murmelte sie. „Zeig mir deine Schwächen."
Fiona raste wieder auf sie zu, ihre Bewegungen waren so schnell, dass sie fast unsichtbar wurden. Doch Emilia hatte sich bereits auf ihre Umgebung abgestimmt. Mit einem präzisen Ausfallschritt wich sie aus und ließ dabei eine Schockwelle aus Mana frei, die Fiona in der Luft traf und aus dem Gleichgewicht brachte.
„Nicht so leicht, wie du dachtest, oder?" sagte Emilia mit einem Hauch von Triumph.
Fiona knurrte, ihre Flügel schlugen kräftig, um sie zu stabilisieren. „Ich habe noch nicht einmal angefangen."
Fionas Gegenangriff
Fiona begann, ihre Geschwindigkeit zu erhöhen. Sie bewegte sich so schnell, dass sie fast vollständig in der Dunkelheit verschwand. Ihre Bewegungen waren schwer zu verfolgen, und Emilia wusste, dass sie ihre Verteidigung verstärken musste.
„Du kannst mich nicht treffen, wenn du mich nicht sehen kannst!" rief Fiona höhnisch, ihre Stimme schien von allen Seiten zu kommen.
Doch Emilia schloss die Augen. Sie wusste, dass sie sich auf ihre Sinne verlassen musste. Ihre Hände glitten über den Boden, als sie die Energie um sich herum spürte. Jede Bewegung, jede Vibration – sie nahm alles wahr.
Als Fiona wieder zuschlug, war Emilia bereit. Mit einer schnellen Drehung ließ sie eine Mana-Barriere entstehen, die Fionas Angriff blockte. Die Wucht ließ Funken durch die Luft fliegen, und Fiona wurde zurückgeschleudert.
Emilias Konter
„Ich bin vielleicht keine Kämpferin wie du," sagte Emilia ruhig, „aber ich bin eine Schamanin. Und ich sehe mehr, als du denkst."
Emilia streckte ihre Hände aus, und die Energie um sie herum begann sich zu verdichten. Die Erde bebte leicht, und kleine Ranken schossen aus dem Boden, um Fiona zu fesseln. Die Schatten um Fiona begannen zu flackern, als Emilias Mana die Kontrolle übernahm.
Fiona zischte und kämpfte gegen die Ranken an, doch sie waren stark. „Das reicht nicht, um mich zu besiegen!" rief sie, ihre Stimme voller Zorn.
„Vielleicht nicht," antwortete Emilia, ihre Stimme ruhig. „Aber es wird dich zumindest langsamer machen."
Die Entscheidung
Die beiden Frauen standen sich gegenüber, ihre Kräfte aufgeladen und bereit für den nächsten Schlag. Fiona wirkte wütender denn je, doch Emilia hatte etwas, das Fiona nicht hatte – die Unterstützung ihrer Familie und den unerschütterlichen Willen, Alex zu verteidigen.
Die Spannung war unerträglich, und es war klar, dass der nächste Angriff die Entscheidung bringen würde.
Emilia spürte es – wie ihre Mana-Reserven schwanden, wie ihr Körper sich schwerer anfühlte und jede Bewegung ein Kampf wurde. Sie wusste, dass das Baby in ihrem Bauch ihr Mana absorbierte, es für sein Wachstum umlenkte, doch das machte sie in diesem Moment schutzlos.
Ihre Barrieren brachen unter Fionas Angriff, und Emilia griff sich an den Bauch, biss die Zähne zusammen und fluchte leise. Der Schmerz ihrer schwindenden Kraft war erdrückend, doch sie weigerte sich, aufzugeben.
Fiona ließ nicht nach. Mit einem triumphierenden Lächeln stürzte sie sich erneut auf Emilia, ihre Klauen scharf wie Rasiermesser. Der nächste Schlag traf Emilias Gesicht, hinterließ eine blutige Spur und brachte sie aus dem Gleichgewicht.
Die Jungs sahen mit Entsetzen zu. Ihre Körper waren angespannt, bereit einzugreifen, doch Alex hob warnend die Hand.
„Nein," sagte Alex entschlossen, seine Stimme war fest. „Das ist Emilias Kampf. Sie würde es uns niemals verzeihen, wenn wir uns einmischen."
Chris kaute nervös auf seinen Nägeln, seine aquamarinen Augen voller Sorge. „Aber sie... sie kann so nicht weitermachen. Sie hat kaum noch Mana."
Mio verschränkte die Arme, sein Blick scharf wie ein Messer. „Gib ihr Zeit. Emilia hat mehr in sich, als wir sehen. Beobachte genau."
Fiona traf Emilia erneut, ihre Klauen hinterließen weitere Kratzer. Emilia taumelte, ihre Hände suchten Halt, doch sie zwang sich, stehen zu bleiben. Ihre kastanienbraunen Augen funkelten vor Entschlossenheit, auch wenn sie voller Schmerz waren.
Fiona stieg erneut in die Luft, ihre Flügel glitzerten im schwachen Mondlicht. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, ihre Klauen schärften sich, bereit für den finalen Schlag.
„Das ist das Ende!" rief Fiona höhnisch, während sie sich auf Emilia stürzte.
Emilia atmete tief ein und schloss die Augen. Sie wusste, dass sie nicht genug Mana hatte, um eine Barriere zu errichten oder einen weiteren direkten Angriff abzuwehren. Doch in ihrem Geist blitzte plötzlich eine Erinnerung auf – ein Fragment aus einem ihrer früheren Leben.
Chris' Stimme klang in ihrem Kopf. „Tanzen ist eine Kunst, Emilia. Jede Bewegung, jede Drehung, alles fließt. Es ist eine Waffe, wenn du lernst, sie zu nutzen."
Und dann war es da – eine alte Schamanentechnik, die sie einst gelernt hatte. Ein Tanz, der wenig Mana verbrauchte, aber mächtige Energie freisetzen konnte.
Ohne zu zögern begann Emilia zu tanzen.
Ihre Schritte waren anmutig, ihre Bewegungen fließend. Es war, als würde ihr Geist ihren Körper führen, die Erinnerung eines früheren Lebens übernahm. Ihre Arme glitten durch die Luft, und aus ihren Händen formten sich sanfte Mana-Ströme, die wie unsichtbare Wellen durch die Luft tanzten.
Fiona raste auf sie zu, doch die Wellen griffen nach ihr, zogen sie in den Rhythmus des Tanzes hinein. Ihre Geschwindigkeit wurde gebremst, ihr Körper wurde von Emilias Bewegungen mitgerissen.
Emilia hörte nicht auf. Sie drehte sich, ihre Bewegungen wurden schneller, kraftvoller, aber dennoch elegant. Der Tanz war eine Kunst, ein Werkzeug, das die Umgebung kontrollierte. Mit jedem Schritt spann sie unsichtbare Fäden, die Fiona wie eine Marionette umherwarfen.
Fiona kämpfte gegen die unsichtbare Kraft an, doch sie war machtlos. Emilia beendete ihren Tanz mit einer eleganten Drehung, und die gesammelte Energie entlud sich in einer gewaltigen Welle. Fiona wurde von der unsichtbaren Kraft erfasst und mit voller Wucht zu Boden geschleudert.
Ein lautes Krachen hallte durch den Platz, als Fiona bewusstlos liegen blieb.
Emilia stand keuchend da, ihre Hände zitterten, doch ihre Haltung war aufrecht und würdevoll. Sie hatte gewonnen.
Die Jungs rannten zu ihr, ihre Gesichter voller Erleichterung und Stolz. Chris war der Erste, der sie stützte. „Herzglanz, du hast es geschafft!"
Mio nickte zufrieden. „Ich wusste, dass du es in dir hast."
Jake verschränkte die Arme und grinste. „Das war beeindruckend. Aber du machst uns hier echt Sorgen."
Emilia sah zu Fiona, die reglos auf dem Boden lag. Ihre kastanienbraunen Augen funkelten vor Erschöpfung, doch auch vor Stolz. Sie hatte nicht nur um Alex gekämpft, sondern auch gegen ihre eigene Angst – und gewonnen.
....
..
Emilia stand immer noch keuchend, ihre Beine zitterten leicht, während der Triumph in ihren kastanienbraunen Augen glänzte. Sie sah zu den Jungs und brachte mit bebender Stimme hervor: „Ich... ich habe es wirklich geschafft!"
Doch kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, überkam sie eine plötzliche Übelkeit. Ihre Hände griffen nach ihrem Bauch, und sie wandte sich abrupt von den Jungs ab. „Oh... mir ist so schlecht..."
Die Männer schauten alarmiert, doch bevor sie reagieren konnten, hörten sie das eindeutige Geräusch, wie Emilia sich übergab.
Alex verschränkte die Arme, ein kleines Schmunzeln auf seinen Lippen. „Habe mich schon gefragt, wann die Übelkeit einsetzen würde. Nach so vielen Drehungen – und in ihrem Zustand – war das ja nur eine Frage der Zeit."
Emilia richtete sich wieder auf, ihre Wangen leicht gerötet vor Verlegenheit. „Ich wollte doch nur gewinnen..." murmelte sie leise.
Alex nickte kurz, sein Blick wurde wieder ernst. „Gray, sieh dir ihre Wunden an und kümmere dich darum. Ash, Chris, überprüft ihren Mana-Fluss und stellt sicher, dass es dem Baby gut geht."
„Was ist mit Fiona?" fragte Mio leise, während er Emilia prüfend betrachtete.
„Ich werde nach ihr sehen," sagte Alex ruhig. „Ich will sichergehen, dass es ihr gut geht, bevor sie geht."
Mit diesen Worten drehte sich Alex um und ging zu Fiona, die immer noch bewusstlos am Boden lag.
Die Untersuchung
Währenddessen kümmerten sich die anderen um Emilia. Gray trat vor und berührte vorsichtig Emilias Gesicht, seine blauen Augen wurden von einem sanften Leuchten erfüllt, als er seine Heilmagie aktivierte.
„Das hier wird in wenigen Minuten verheilen," sagte Gray ruhig. „Aber du musst dich ausruhen, Emilia. Du hast alles gegeben."
Chris trat ebenfalls heran und griff vorsichtig nach Emilias Hand, während Ash seine violettengold Augen auf ihren Bauch richtete. Die beiden tauschten einen kurzen Blick, bevor Chris nickte.
„Ihr Mana-Fluss ist stabil," sagte Chris beruhigend. „Das Baby hat einiges aufgenommen, aber es geht ihm gut. Keine Anzeichen von Problemen."
Ash nickte zustimmend. „Ihr Herzschlag ist ruhig, und das Baby reagiert normal. Alles in Ordnung."
Emilia atmete erleichtert aus und sank leicht gegen Chris, der sie sanft stützte. „Danke... euch allen," flüsterte sie.
„Herzglanz, du bist unglaublich," sagte Chris mit einem kleinen Lächeln. „Aber nächstes Mal würde ich dich lieber auf einer Bühne tanzen sehen und nicht in einem Kampf."
Ash grinste leicht. „Einverstanden. Lass uns in Zukunft vermeiden, dass du dich in solche Situationen bringst, okay?"
Emilia nickte schwach, ihr Blick wanderte zu Alex, der sich gerade über Fiona beugte. Die Erleichterung, dass alles vorbei war, durchströmte sie – aber auch die Erkenntnis, dass sie sich selbst bewiesen hatte, dass sie kämpfen konnte, wenn es darauf ankam.
Alex kniete sich langsam neben Fiona hin, die sich schwerfällig aufsetzte. Ihre rote Augen glitzerten feucht, und sie rieb sich die Stirn, als sie ihn ansah. Ihre Stimme war leise und brüchig. „Du bist gekommen, um dich zu verabschieden, oder?"
Alex nickte und sah sie mit einem ernsten, aber weichen Blick an. „Fiona... ich habe es dir oft gesagt, und ich sage es dir jetzt noch einmal: Ich liebe Emilia. Aber das bedeutet nicht, dass ich dich nicht geschätzt habe – als Kindheitsfreundin."
Fionas Lippen zitterten leicht, und sie sah für einen Moment hinab auf die schwarze Rose, die immer noch vor ihr auf dem Boden lag. „Ich wollte doch nur... ich wollte doch nur mit dir glücklich sein, Alexes. Warum konnte es nicht so sein?"
Alex seufzte und griff nach ihrer Hand, hielt sie sanft, aber fest. „Fiona, deine Obsession nach mir hat dich blind gemacht. Du hast etwas übersehen, das direkt vor dir lag. Mein jüngster Bruder, Caius... er war immer interessiert an dir. Er hat dich bewundert, Fiona, auf eine Art, wie du es nie bemerkt hast. Aber du hast es nicht gesehen, weil du so sehr auf mich fixiert warst."
Fiona blinzelte überrascht, ihre Augen wurden groß. „Caius?" fragte sie ungläubig.
Alex lächelte leicht. „Ja, Caius. Er hat oft nach dir gefragt, wenn ich zu Hause war. Er hat immer wieder betont, wie stark, mutig und wunderschön du bist. Aber er wusste, dass du mich wolltest, und hat sich nie getraut, dir das zu sagen."
Fiona sah für einen Moment völlig überwältigt aus. Sie schluckte schwer und sprach leise: „Ich... ich wusste es nicht. Ich habe ihn immer für... für einen Freund gehalten."
Alex drückte ihre Hand noch einmal sanft, bevor er sich erhob. „Fiona, wenn du in die Heimat zurückkehrst, grüße Caius von mir. Und bitte... gib ihm eine Chance. Er würde alles tun, um dich glücklich zu machen. Und ich weiß, dass du jemanden verdienst, der dich so sieht, wie du wirklich bist."
Fionas Augen füllten sich mit Tränen, und sie stand langsam auf. Für einen Moment sah sie ihn nur an, bevor sie mit einem unsicheren Lächeln auf ihn zuging.
„Vielleicht hast du recht," flüsterte sie. „Vielleicht habe ich all die Jahre etwas übersehen."
Dann umarmte sie Alex, ihre Arme hielten ihn fest, als wären sie die letzten verbleibenden Bindungen an ihre Vergangenheit. „Leb wohl, Alexes," sagte sie leise, ihre Stimme voller Emotionen.
Bevor sie losließ, drückte sie ihm einen letzten Kuss auf die Wange. Es war kein Kuss voller Hoffnung oder Verlangen – sondern einer des Abschieds.
Alex lächelte leicht, während er sie losließ. „Lebe wohl, Fiona. Ich wünsche dir, dass du dein Glück findest. Und wenn Caius dich glücklich macht, dann lass es mich wissen."
Fiona nickte, ihre Augen noch immer voller Tränen. Sie drehte sich um, ihre Flügel breitete sie aus. Bevor sie davonflog, sah sie noch einmal über die Schulter. „Danke, Alexes... für alles."
Mit einem letzten, kraftvollen Flügelschlag verschwand Fiona in der Nacht. Alex stand still, seine Gedanken schienen für einen Moment abzudriften, bevor er tief durchatmete und zurück zu den anderen ging.
Alex kehrte langsam zu den anderen zurück, seine Schritte schwer, als ob jede Bewegung ihn mehr Kraft kostete, als er zugeben wollte. Die kühle Nachtluft strich um ihn, doch er fühlte sich wie in einem Nebel gefangen.
Die Jungs sahen ihn überrascht an, als sie bemerkten, dass seine roten Augen glänzten. Eine einzelne Träne lief über seine Wange, und bevor er es realisierte, folgten weitere. Alex, der sonst immer so stark und unerschütterlich wirkte, stand vor ihnen und weinte.
„Alex...?" flüsterte Jake, seine Stimme klang vorsichtig, fast unsicher.
Emilia trat vor, ohne zu zögern. Ihre kastanienbraunen Augen waren voller Mitgefühl, als sie ihre Arme um ihn legte und ihn sanft an sich drückte. Alex ließ es zu, sein Körper war angespannt, doch nach und nach entspannte er sich in ihrer Umarmung.
„Es ist nicht leicht, an die Vergangenheit erinnert zu werden," sagte Emilia leise, ihre Stimme warm und beruhigend. „Und du... du bist so stark, Alex. Du hast die ganze Zeit mit diesen Gefühlen gekämpft."
Alex ließ ein zittriges Lachen hören, seine Stirn ruhte an ihrer Schulter. „Ich dachte, ich hätte längst damit abgeschlossen..." Er atmete tief ein und schloss die Augen, während die Tränen weiterflossen. „Aber dieser Abschied... es war, als hätte ich eine Last getragen, von der ich nicht einmal wusste, wie schwer sie war."
Die Jungs schwiegen, ihre Blicke voller Respekt und Verständnis. Chris biss sich auf die Unterlippe, als er sah, wie Alex endlich losließ. Mio sah aus, als würde er etwas sagen wollen, hielt sich aber zurück. Gray und Jake tauschten einen kurzen Blick, bevor Jake nickte.
„Manchmal," begann Jake ruhig, „braucht selbst jemand wie du einen Moment, um loszulassen."
Emilia hielt Alex weiterhin fest, streichelte sanft seinen Rücken. „Du bist nicht allein, Alex. Egal, was passiert, wir sind hier. Du hast uns – und du hast mich."
Alex hob den Kopf und sah Emilia an. Ihre Augen waren voller Liebe und Verständnis, und für einen Moment schien all die Schwere, die auf ihm lastete, leichter zu werden.
„Danke, Emilia," sagte er leise, bevor er einen Schritt zurücktrat und sich die Tränen aus den Augen wischte. „Danke, euch allen."
Jake legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Kein Grund, dich zu bedanken. Wir stehen das gemeinsam durch."
Die Gruppe verharrte für einen Moment in stiller Einigkeit. Die kühle Nacht umhüllte sie, doch die Wärme ihrer Verbundenheit hielt sie zusammen. Alex atmete tief durch, als ob er die Freiheit nach einem langen Kampf zum ersten Mal wirklich spüren konnte.
Die Gruppe kehrte in das warme Rosavelle-Haus zurück, die Atmosphäre war still, aber voller Erleichterung. Als sie die Tür öffneten, fanden sie Chaylin auf dem großen Sofa im Wohnzimmer vor. Sie hatte sich mit einer Decke zugedeckt und war offenbar während des Wartens eingeschlafen.
Das Geräusch der Tür ließ sie jedoch aufwachen. Verschlafen blinzelte sie, streckte sich und richtete sich langsam auf. „Na endlich, ihr seid zurück," murmelte sie, bevor sie ihre smaragdgrünen Augen aufmerksam über die Gruppe gleiten ließ. „Und? Was habe ich verpasst?"
Jake zog die Schultern hoch und grinste. „Oh, nicht viel. Nur Emilias großen Auftritt als Tänzerin im Kampf. Es war eine Rosenfehde."
„Tänzerin?" fragte Chaylin und hob eine Augenbraue. „Eine Rosenfehde?!"
„Emilia hat sich in einem Kampf gegen Fiona bewiesen," erklärte Gray ruhig, während er seinen Mantel ablegte. „Sie hat ihre Angst überwunden und uns alle beeindruckt."
Chris nickte begeistert. „Herzglanz hat getanzt wie eine wahre Schamanin. Es war atemberaubend. Sie hat Fiona mit einer Eleganz besiegt, die sogar mich sprachlos gemacht hat."
„Ich war beeindruckt," fügte Mio hinzu, seine Stimme warm und anerkennend. „Sie hat bewiesen, wie stark sie wirklich ist."
Chaylin, die zunächst interessiert zugehört hatte, schnaubte plötzlich und verschränkte die Arme über ihrem Bauch. „Toll. Seit ich schwanger bin, verpasse ich alles!"
Die Jungs warfen sich einen amüsierten Blick zu, während Jake zu ihr trat und sich neben sie setzte. „Du bist halt in einem anderen Zustand, Luna. Du musst dich schonen."
Chaylin funkelte ihn an. „Schonen, schonen, schonen. Immer nur das Gleiche! Währenddessen erlebe ich nichts, außer ständig aufs Klo zu rennen. Und jetzt höre ich, dass ich auch noch Emilias großen, heldenhaften Tanz verpasst habe?" Sie schüttelte den Kopf. „Das ist einfach nicht fair!"
Emilia trat schüchtern vor und lächelte entschuldigend. „Es war wirklich nichts Besonderes, Chaylin. Es ist nur so passiert..."
„Nur so passiert?" Chaylin sah sie mit gespieltem Entsetzen an. „Du hast getanzt, jemanden besiegt und deine Angst überwunden – und ich liege hier und schlafe! Ich glaube, ich will meine Jugend zurück."
Die gesamte Gruppe brach in Lachen aus, und sogar Chaylin konnte sich ein schwaches Lächeln nicht verkneifen.
Jake legte einen Arm um ihre Schultern und küsste sie auf die Stirn. „Du verpasst nichts, Luna. Du bist hier die wahre Heldin. Deine Zeit wird schon noch kommen."
„Ich hoffe es," murmelte Chaylin, lehnte sich zurück und streichelte ihren gewölbten Bauch. „Aber wenn ich das nächste Mal was verpasse, weil ich hier rumsitze, schwöre ich, ich werde stinksauer."
Die Gruppe lachte erneut, während die Spannung des Abends langsam nachließ. Es war ein langer Tag gewesen, aber am Ende waren sie alle wieder zusammen – und das war alles, was zählte.
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