Kapitel 24 Band 8
Emilia entschied, bevor sie endgültig nach Hause ging, noch kurz bei Sei im hinteren Lager vorbeizuschauen. Dort war er wie gewohnt konzentriert bei der Arbeit, seine apfelsinfarbenen Augen leuchteten im gedämpften Licht, während er schwere Kisten sortierte und Listen prüfte.
„Prinzessin," begrüßte Sei sie ruhig, seine Stimme war beständig wie immer, doch ein sanftes Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er sie sah.
„Ich wollte nur kurz vorbeischauen," sagte Emilia mit einem Lächeln. „Ich habe dich eine Weile nicht gesehen."
Sei nickte, seine Hände blieben jedoch nicht still. „Es freut mich, dass du dich wieder draußen bewegst. Aber ich bin hier gerade mitten in der Arbeit, es ist einiges liegen geblieben."
Emilia hob die Hände beschwichtigend. „Keine Sorge, Sei, ich lasse dich arbeiten. Ich wollte nur kurz Hallo sagen."
Sei schenkte ihr einen dankbaren Blick. „Pass auf dich auf, Prinzessin."
Mit einem leichten Lächeln verließ Emilia das Lager und trat auf die Straßen hinaus. Es war das erste Mal seit Eadens Geburt, dass sie allein unterwegs war. Saphira hielt sich nah bei ihr, eine unsichtbare, aber greifbare Präsenz, die wie ein schützender Schatten über ihr lag.
Emilia ließ ihre Valkyrien-Merkmale unbedeckt: die dezenten Streifen auf ihrer Haut, die an ein Tigerfell erinnerten, ihre leicht zugespitzten Ohren und der weiche, geschmeidige Schweif, der hinter ihr sanft mitschwang. Es fühlte sich neu und befreiend an, so offen durch die Straßen zu gehen, aber auch ungewohnt.
„Saphira," dachte sie, während sie die leeren Straßen beobachtete. „Ich bin froh, dass du bei mir bist."
„Immer," kam die beruhigende Antwort von Saphira, ihre Stimme ein warmer Hauch in Emilias Gedanken. „Ich bin ein Teil von dir, Emilia. Wohin du gehst, da bin ich."
Emilia lächelte schwach, fühlte jedoch das leichte Ziehen der Unsicherheit in ihrem Inneren. „Es fühlt sich seltsam an, wieder allein zu sein. Ich bin es nicht mehr gewohnt, ohne Begleitung zu gehen. Aber ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich mich daran wieder gewöhne."
„Du bist mutig, meine Emilia," antwortete Saphira sanft. „Und ich bin hier, um dich daran zu erinnern, dass du mehr bist, als du selbst manchmal glaubst. Deine Stärke ist in deinem Herzen verwurzelt, und sie hat dich nie verlassen."
Emilia blieb kurz stehen, ihre kastanienbraunen Augen blickten in die Ferne. Sie atmete tief durch, ließ den Moment auf sich wirken. „Danke, Saphira. Ich glaube, ich brauche diese Freiheit. Es ist Zeit, wieder ich selbst zu sein."
„Du warst immer du selbst," flüsterte Saphira in ihrem Geist, ihre Worte voll sanfter Zuversicht. „Aber jetzt zeigst du es der Welt. Und ich werde immer bei dir sein, um dich zu schützen."
Mit diesen Worten setzte Emilia ihren Weg fort. Ihre Schritte wurden fester, und sie hob den Kopf. Der geschmeidige Schwung ihres Schweifs und das sanfte Flackern in ihren Augen erinnerten daran, dass sie nicht nur mutig, sondern auch eine stolze Valkyrie war. Sie war bereit, der Welt zu begegnen – allein, aber nie wirklich einsam.
Emilia kam nach Hause und atmete tief durch, während sie den warmen, vertrauten Duft ihres Zuhauses einatmete. Es fühlte sich beruhigend an, wieder dort zu sein, wo sie sich sicher und geborgen fühlte. Nachdem sie ihre Jacke abgelegt hatte, ging sie direkt in das Babyzimmer, um nach Eaden zu sehen.
Dort fand sie Nyssa, die Halbelfe, und Elara, die Halbdryade, wie sie sich hingebungsvoll um die drei Babys kümmerten: Arden, Haylin und ihren kleinen Eaden. Die beiden arbeiteten harmonisch zusammen, und die Babys schienen tief und friedlich zu schlafen.
Emilia lächelte und fragte sanft: „Na, hat mein kleiner Eaden heute Probleme gemacht?"
Nyssa sah auf und antwortete ehrlich: „Eaden ist schon ein sehr lautes und quengelndes Baby im Vergleich zu den anderen beiden. Er hat heute viel geweint und damit ständig Arden und Haylin geweckt. Aber er hat sich langsam an uns gewöhnt, und jetzt schlafen endlich alle drei."
Emilia seufzte leise und entschuldigend. „Es tut mir leid, dass er euch so auf Trab gehalten hat. Ich wusste, dass er anspruchsvoll ist, aber das klingt wirklich anstrengend."
Elara lächelte beruhigend und legte ihre Hand auf Emilias Arm. „Es war gut, dass du ihn uns heute überlassen hast. Es ist wichtig, dass er sich auch an uns gewöhnt und nicht nur auf dich fixiert bleibt. Fenrir-Fuchswelpen neigen schnell dazu, eine starke Bindung zu ihrer Hauptbezugsperson zu entwickeln, und das kann später schwierig werden. Es ist wichtig, ihm zu zeigen, dass du auch eigene Bedürfnisse hast."
Nyssa fügte hinzu: „Mach dir keine Sorgen. Sobald er wach wird, kannst du ihn füttern, aber es war heute gut, ihm ein wenig Raum zu geben. Das hilft ihm, sich an andere zu gewöhnen."
Emilia nickte langsam, während sie den beiden zuhörte. „Das macht Sinn... aber trotzdem. Ich hätte nie gedacht, dass er so anstrengend sein könnte. Danke, dass ihr euch so gut um ihn kümmert."
Nyssa und Elara versicherten ihr: „Wir geben gut auf ihn acht, keine Sorge."
Emilia blickte kurz zu den schlafenden Babys und fuhr dann fort: „Heute wurde mir bewusst, wie sehr die anderen von der Arbeit eingenommen sind. Sie sind Tag und Nacht im Geschäft, weil der Betrieb ohne sie nicht laufen würde. Das ist wirklich eine Katastrophe." Sie seufzte tief. „Ich fühle mich schrecklich, weil ich in letzter Zeit nicht mehr helfen konnte. Alles, was die Jungs tun, ist für uns alle – für die Familie. Und ich? Ich war nur mit mir selbst beschäftigt."
Elara trat beruhigend näher. „Emilia, du hast dein Baby zur Welt gebracht und dich um Eaden gekümmert. Das ist keine Kleinigkeit. Es ist absolut richtig, dass du dir diese Zeit genommen hast."
Nyssa nickte zustimmend. „Du brauchst dich nicht schlecht zu fühlen. Jeder weiß, wie wichtig das war, und niemand erwartet, dass du alles gleichzeitig bewältigst."
Emilia schüttelte den Kopf und sprach weiter, ihre Stimme klang nachdenklich. „Trotzdem... ich sehe, wie ausgelastet sie alle sind. Das Geschäft läuft zwar gut, aber es scheint sie alle zu überfordern. Wenn das so weitergeht, werden wir uns alle voneinander entfernen. Jeder wird in seiner eigenen Welt gefangen sein. Ich meine, ich habe kaum noch Zeit, mich mit Sei oder Shade auszutauschen. Und Jake... Ash... selbst Gray. Es fühlt sich an, als ob wir uns entfremden."
Sie atmete tief ein, bevor sie mit einem leichten Lächeln hinzufügte: „Aber heute, heute war es anders. Es war, als ob wir uns endlich wieder angenähert hätten."
Nyssa und Elara schenkten ihr verständnisvolle Blicke. „Das ist ein guter Anfang, Emilia. Wir sind sicher, dass sich alles einpendeln wird. Du wirst sehen."
Emilia saß nachdenklich und sprach schließlich, ihre Stimme voller Entschlossenheit: „Ich will etwas für uns tun. Etwas nur für uns Erwachsene, ohne die Kinder und ohne das ganze Geschrei. Und vor allem... etwas Romantisches."
Elara hob leicht die Augenbrauen und lächelte. „Nun, wenn das so ist, kennen Sie die Himmelsgärten?"
Emilia nickte langsam, ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. „Ja, da war ich mal mit Chaid, als wir unser Date hatten."
Elara runzelte die Stirn. „Chaid?"
Nyssa schmunzelte und klärte auf. „Ich glaube, sie meint Chaylin. Früher wurde sie ja Chaid genannt."
Elara nickte verwirrt, ließ es aber darauf beruhen. „Gut, wie auch immer. In den Himmelsgärten gibt es eine Ebene mit den Rosengärten, die man reservieren kann. Es gibt dort einen exklusiven Service – den Rosendämmer-Service. Sie können sich ein luxuriöses Dinner servieren lassen, ein traumhaftes Picknick organisieren oder sogar eine luxuriöse Rosensuite mieten, die ganz für Sie und Ihre Partner ist. Das ist wirklich etwas Besonderes."
Emilias Augen weiteten sich überrascht. „Wirklich? Das klingt... unglaublich."
Elara nickte begeistert. „Ja, wirklich. Sie sollten es sich ansehen. Die Himmelsgärten sind atemberaubend, und ich bin sicher, es wird Ihnen gefallen. Sie könnten dort etwas ganz Besonderes für Ihre Familie planen."
Emilia lächelte dankbar und stand auf. „Vielen Dank für den Tipp. Ich werde es mir sofort ansehen!"
Emilia machte sich mit Saphira auf den Weg zu den Himmelsgärten, um den empfohlenen Service genauer zu erkunden. Die majestätischen Gärten erstreckten sich weitläufig, jeder Abschnitt eine wahre Oase aus Farben und Düften. Der Rosendämmer-Service war genauso atemberaubend, wie Elara es beschrieben hatte. Hier konnte man sich eine ganze Ebene reservieren, perfekt für private und romantische Momente.
Die angebotenen Optionen waren exquisit – ein luxuriöses Dinner inmitten der prachtvollen Rosengärten oder eine elegante Suite, um den Abend in völliger Privatsphäre ausklingen zu lassen. Es war genau das Richtige für die Familie, ein Ort, an dem sie zusammenfinden und dem Alltag entfliehen konnten. Doch Emilia bemerkte, dass dieser Service kostspielig war, eine Investition, die durchdacht sein musste.
Trotzdem entschied sie sich, eine Ebene zu reservieren. Sie wählte ein romantisches Dinner und eine Suite für einen Abend aus. Es war perfekt – genau das, was sie brauchten. Die Reservierung hatte jedoch eine Frist: Innerhalb von zwei Tagen musste sie die Zahlung leisten, sonst würde die Buchung verfallen. Das setzte sie leicht unter Druck, aber Emilia war entschlossen, alles zu organisieren.
Mit einem Gefühl der Zufriedenheit machte sie sich auf den Weg nach Hause, um nach ihrem kleinen Eaden zu sehen, der inzwischen sicher wach sein müsste. Dort angekommen, kümmerte sie sich liebevoll um ihn und fütterte ihn, während sie seine winzigen, flauschigen Ohren betrachtete, die sie immer wieder zum Lächeln brachten.
Als der Abend fortschritt, begann die Familie allmählich nach Hause zu kommen. Es war bereits spät, und Emilia wusste, dass sie bald die Gelegenheit haben würde, mit ihnen über ihre Pläne zu sprechen.
..
Als die Nacht hereingebrochen war und die Babys friedlich in ihren Betten schlummerten, trat Emilia ins Wohnzimmer, wo die Familie bereits versammelt war. Chaylin hatte gerade noch die Babys gefüttert und nun sorgte ihre fürsorgliche Unterstützung dafür, dass die Erwachsenen endlich einen Moment für sich hatten.
Die Jungs blickten auf, als Emilia hereinkam, und ihre Gesichter hellten sich sofort auf. Sie standen auf, einer nach dem anderen, um sie zu umarmen. Die Wärme und die Freude, sie wieder bei sich zu haben, waren deutlich spürbar.
„Es ist so schön, dich endlich wieder bei uns zu haben," sagte Alex mit einem sanften Lächeln. „Wir haben dich wirklich vermisst, Emilia."
„Und hoffentlich schläfst du jetzt auch wieder bei uns," fügte Jake hinzu. „Bitte sag, dass du nicht mehr ins Geburtshaus zurückwillst."
Emilia nickte und erwiderte das Lächeln. „Nein, das ist vorbei. Eaden ist jetzt in seiner Humanoiden Form, und ich will wieder bei euch sein. Ich hab euch so sehr vermisst."
Die Erleichterung und Freude in den Gesichtern der Jungs waren unverkennbar. Einer nach dem anderen zogen sie sie erneut in ihre Arme. Sei hielt sie fest und murmelte: „Willkommen zurück, Prinzessin." Jake, Alex, Gray und die anderen folgten, bis sie schließlich in einer engen Umarmung aller stand.
„Du gehörst zu uns," sagte Shade, seine Stimme leise, aber bedeutungsvoll. „Und wir werden dafür sorgen, dass du dich nie wieder so allein fühlst."
„Das Gleiche gilt für dich, mein Schatten," erwiderte Emilia sanft. „Und für euch alle. Wir sind eine Familie, und ich will, dass wir uns nie wieder voneinander entfernen."
Die Atmosphäre war von einer tiefen, stillen Verbundenheit durchzogen, die die Nacht noch schöner machte.
Jake sah sich um und erhob die Stimme, um die Aufmerksamkeit der versammelten Familie zu erlangen. „Da jetzt alle versammelt sind, möchte ich, dass wir unsere Fortschritte teilen – jeder, was er erreicht hat."
Mio stöhnte leise. „Du willst übers Geschäftliche reden? Schon wieder? Kannst du nie abschalten?"
Jake ignorierte ihn. „Ja. Chaylin wurde kürzlich in der Zeitung für ihre Arbeit in der Dämmerwacht geehrt, und ich will den aktuellen Stand abfragen. Wie weit sind die Verhöre der Bändiger? Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Dämmerwacht? Und wie macht sich Varion Morgengrad in all dem? Wir haben neue Erkenntnisse über die Hauptbasis von Nox Vigilia. Es wird Zeit, dass wir uns alle auf den gleichen Stand bringen, damit wir endlich konkret handeln können – auch Leeò zuliebe."
Ash und Gray stöhnten fast synchron. Ash warf den Kopf zurück und murmelte erschöpft: „Bin zu müde für sowas ..."
Alex lehnte sich zurück und grinste müde. „Ganz ehrlich, Jake, woher nimmst du nur die Energie für das alles?"
Shade, der etwas abseits saß, hob eine Augenbraue. „Ich hab genug zu berichten, aber die meisten Ergebnisse aus dem Lagerhaus von Lorean Draeven analysieren wir noch. Ich will keine Lücken lassen."
Jake schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme. „Hört auf zu jammern."
Sei räusperte sich und schloss sich an. „Kannst du es ihnen wirklich verübeln? Rosavelle Essence läuft großartig, aber wir sind alle völlig ausgelaugt. Unsere Mitarbeitenden sind fantastisch, keine Frage, aber ohne uns funktioniert es einfach nicht. Jeder von uns ist am Limit."
Emilia, die bisher zugehört hatte, richtete sich auf. „Hört mal, ich würde gerne was sagen."
Jake drehte sich zu ihr. „Was gibt's?"
„Wie sind denn momentan die Einnahmen des Geschäfts?" fragte sie mit ruhiger Stimme.
Jake runzelte die Stirn. „Gut. Sehr gut. Ich habe mit Dorian die Buchhaltung geprüft. Jeder Stock wirft ordentlich was ab. Wir haben keine finanziellen Probleme, wenn du das meinst."
Emilia nickte und lächelte leicht. „Gut, dann möchte ich dich um etwas bitten: Ich brauche etwas von den Einnahmen, und zwar eine ordentliche Summe. Ich habe etwas für uns alle organisiert, und dafür brauche ich das Geld. Sonst fällt die Reservierung ins Wasser."
Jake beäugte sie misstrauisch. „Organisiert? Geplant? Und wofür genau? Was soll das sein, das so viel kostet?"
Emilia wollte antworten, doch Chaylin hob die Hand und kam ihr zuvor. „Wow, Sonne, du bist wirklich unglaublich." Sie lächelte sanft und schüttelte den Kopf. „Kaum bist du nach der Geburt wieder zu dir gekommen, machst du dir schon wieder Sorgen um uns alle. Du suchst nach Wegen, unseren Stress zu mindern, obwohl du selbst genug auf den Schultern trägst. Womit haben wir dich nur verdient? Aber, Sonne," fügte sie mit ernster Miene hinzu, „du musst dich nicht schlecht fühlen. Dass wir so hart arbeiten, liegt daran, dass Rosavelle Essence nicht nur dein Traum ist – es ist auch unser Traum."
Dann richtete sie einen scharfen Blick auf Jake. „Und du, Flamme, gib ihr endlich dieses verdammte Geld. Es ist doch egal, wofür sie es braucht. Wir haben genug, also hör auf, so zu tun, als müssten wir jeden Thaler zählen. Was immer sie plant, es wird gut für uns sein."
Jake seufzte schwer, gab aber nach. Er zog ein schweres Säckchen Silberkronen hervor und überreichte es Emilia. „Fein. Aber gib nicht alles auf einmal aus."
Emilia, sichtlich erleichtert und dankbar, trat vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke, Jake."
Jake schüttelte leicht den Kopf, ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Mach, was du vorhast. Aber ich bin gespannt."
Emilia wandte sich wieder an die Gruppe. „Dann werde ich alles für morgen Abend vorbereiten. Kommt nach der Arbeit direkt nach Hause, zieht euch was Schönes an, und macht euch frisch. Danach gehen wir gemeinsam dorthin."
Jake und die anderen warfen sich neugierige Blicke zu, aber Emilia sagte nichts weiter. Der Ort, den sie ausgewählt hatte, blieb ihr kleines Geheimnis.
Als Emilia ihre Ankündigung machte, reagierten die anderen nacheinander:
Gray schmunzelte müde und lehnte sich etwas zurück. „Ein Abend ohne Babys und Geschrei ... Klingt zu gut, um wahr zu sein. Danke, Emilia. Ich freue mich darauf."
Alex verschränkte die Arme und grinste zufrieden. „Du hast dir echt was ausgedacht, huh? Bin gespannt, was du geplant hast. Aber ehrlich, ich glaub, das brauchen wir wirklich."
Ash legte den Kopf schief und lächelte leicht. „Klingt nach einem Plan. Aber ich hoffe, das heißt, wir können uns alle wirklich mal entspannen. Und ... danke, Emilia. Das zeigt, wie sehr du an uns alle denkst."
Felix sah Emilia mit einem anerkennenden Blick an. „Du bist wirklich unglaublich, Herz. Ich weiß nicht, wie du das alles nach so einer anstrengenden Zeit schaffst. Du bist echt ein Wunder."
Sei nickte zustimmend und lächelte sie warm an. „Du machst dir immer so viele Gedanken um uns. Ich bin froh, dass du das organisiert hast. Wir werden versuchen, dir den Abend genauso besonders zu machen."
Shade, der wie immer etwas abseits stand, warf Emilia einen nachdenklichen Blick zu. „Zuckerblume, ich bin beeindruckt. Du schaffst es, uns immer wieder zu überraschen. Ich freue mich darauf – und ich verspreche, dass ich mich benehmen werde." Sein leichtes Schmunzeln ließ einen Hauch von Humor durchblicken.
Chris legte die Arme um Emilia und zog sie spielerisch an sich. „Herzglanz, du bist wirklich die Seele unserer Familie. Ich weiß nicht, wie du es immer schaffst, alle zusammenzubringen. Aber ich bin stolz auf dich. Und ich freue mich auf diesen Abend, vor allem, wenn du dabei bist."
Mio lächelte und ließ sich zurücksinken. „Herzlicht, du bist wirklich unglaublich. Du denkst immer an alles, was uns zusammenhält. Ich werde dafür sorgen, dass dieser Abend perfekt wird – versprochen."
Die Familie wirkte geeint und dankbar. Jeder von ihnen spürte, wie besonders dieser Moment war – und Emilia war wieder einmal das Herzstück, das sie zusammenbrachte.
Jake: „Nun gut. Zurück zum Geschäftlichen. Chaylin, erzähle!"
Chaylin, gewohnt gelassen, lehnte sich zurück und sprach mit ruhigem Ton: „Es gibt nicht viel zu erzählen, was neu wäre. Morgengrad leitet die Verhöre, und ich muss sagen, er macht das recht ordentlich. Ich habe seine gesamte Organisation und Struktur auf Vordermann gebracht – die Abläufe sind jetzt transparenter und die Koordination effizienter. Wir haben sichergestellt, dass die strafrechtlichen Konsequenzen jedes Verbrechers detailliert dokumentiert und langfristig nachvollziehbar sind. Außerdem habe ich die Verwaltung entlastet, indem wir einige Prozesse umgestellt haben."
Jake nickte, doch Chaylin hob eine Hand, als wollte sie verhindern, dass er unterbricht. „Die Verhöre der Bändiger laufen, und wir haben mittlerweile ein vollständiges Bild ihrer Verbindung zu Nox Vigilia. Die Zusammenarbeit begann nicht rein aus einem Machtkampf. Es war eine Mischung aus Verzweiflung und Verlockung."
Die anderen hörten aufmerksam zu, während Chaylin weiterredete: „Nox Vigilia trat zu den Bändigern und machte ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten. Sie erkannten das Potenzial der Bändiger – ihre Fähigkeit, ihre Bestien gezielt einzusetzen und fast eins mit ihnen zu sein um in rauen Umgebungen zu überleben. Nox Vigilia sah diese Fertigkeiten als strategisch wertvoll an. Deshalb boten sie an, die Bändiger in ihre Forschungen einzubeziehen. Aber nicht nur das – sie versprachen, die Bändiger mit ihren gezähmten Bestien zu verschmelzen. Ein gefährliches Experiment, das toxisches Mana und dämonisches Blut involviert."
Ash unterbrach: „Warte, sie wollten sich freiwillig mit ihren eigenen Bestien verschmelzen lassen? Das klingt... krank."
Chaylin nickte und sprach weiter: „Krank, aber für die Bändiger klang es wie eine Verheißung. Sie sehen ihre Bestien nicht nur als Werkzeuge, sondern als eine Erweiterung ihrer selbst. Die Möglichkeit, eins mit ihnen zu werden, hat sie fasziniert – und das hat Nox Vigilia ausgenutzt. Sie experimentierten an transmutiertem Blut und toxischem Mana, um diese Verschmelzungen zu ermöglichen."
Alex: „Und sie haben sich darauf eingelassen?"
Chaylin: „Ja. Freiwillig. Aber das war nicht alles. Nachdem sie sich Nox Vigilia angeschlossen hatten, wurden sie zu deren Handlangern. Ihnen wurde befohlen, Kinder zu entführen – Experimente an diesen armen Seelen waren ein weiterer Teil der Abmachung. Im Gegenzug erhielten die Bändiger Zugang zu den Forschungsergebnissen von Nox Vigilia und Unterstützung für ihre eigenen Vorhaben."
Sei runzelte die Stirn: „Diese Leute haben also nicht nur aus Angst gehandelt, sondern aus Überzeugung?"
Chaylin nickte langsam: „Ja. Sie wurden von Nox Vigilia überzeugt, dass dieser Weg der richtige ist. Sie glaubten, dass sie so stärker und unantastbar werden. Als wir die Basis der Bändiger auseinandernahmen, fanden wir Beweise für all diese Experimente. Sie hatten bereits erste Erfolge bei der Verschmelzung – Ergebnisse, die wir nur durch Abyss' Gnade rechtzeitig stoppen konnten."
Shade, der bisher schweigend zugehört hatte, schnaubte leise: „Nox Vigilia benutzt jeden, den sie können, als Schachfigur. Sie machen Versprechen, die die dunkelsten Wünsche der Dämonen wecken, und kontrollieren sie durch ihre Gier."
Chaylin nickte zustimmend: „Das ist der Punkt. Die Bändiger haben sich freiwillig untergeordnet, weil sie von der Macht und Stärke von Nox Vigilia überzeugt waren. Und ja, wir haben ihre Organisation fast vollständig zerschlagen. Aber Nox Vigilia selbst ist noch immer auf freiem Fuß. Sie haben diese Leute nur benutzt, um ihre Pläne voranzutreiben."
Jake: „Und diese Pläne sind?"
Chaylin: „Chaos zu säen. Die Bändiger waren nur eine ihrer Handlangergruppen. Ihr Ziel ist es, den Rat zu destabilisieren und einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen. Sie wollten, dass die Bändiger Lorean Draeven und den gesamten Rat als Feinde markieren und angreifen. Es sollte aussehen, als sei der Rat unfähig, die Ordnung aufrechtzuerhalten."
Felix knurrte: „Also wollten sie die Kontrolle an sich reißen, indem sie den Rat zerstören und die freie Zone ins Chaos stürzen?"
Chaylin: „Genau das. Und die Bändiger waren ein Teil dieses Plans. Aber zumindest diese Verbindung haben wir jetzt gekappt. Jetzt bleibt es an uns, die restlichen Verstrickungen von Nox Vigilia aufzudecken und zu zerstören."
Jake nickte ernst: „Gut gemacht, Chaylin. Wir werden diese Schachfiguren zerschlagen und das Spielbrett zu unseren Gunsten wenden."
Jake nickte zufrieden. „Gut, Chaylin, mach weiter so. Ich werde das meiner Dämmerklinge entsprechend weitergeben."
Chaylin winkte ab, ein leises Lächeln auf den Lippen. „Nicht der Rede wert. Viel komplexer sind allerdings die vermissten Fälle an sich. Wir wissen jetzt, dass die Hauptbasis von Nox Vigilia im Nachtnebel-Quartier hinter einem Lagerhaus liegt. Die Bewachung dort ist allerdings lückenlos und gut organisiert. Außerdem haben wir mehr über ihre inneren Strukturen herausgefunden, aber wir dürfen nicht unvorbereitet handeln."
Jake nickte zustimmend und richtete seinen Blick auf Shade. „Shade, wie sieht es bei dir aus? Was haben deine Leute im Lagerhaus gefunden?"
Shade hob den Kopf, seine Augen funkelten kühl. „Wie ich bereits sagte, sind wir noch dabei, alle Beweise gründlich zu analysieren. Ich brauche noch ein, zwei Tage, um die gesammelten Informationen fachgerecht aufzubereiten und an die Presse zu übermitteln. Aber so viel kann ich euch bereits sagen: Was wir gefunden haben, ist belastend genug, um Lorean Draeven vollständig zu stürzen. Hier ist, was wir bisher sicher wissen."
Shade zog ein kleines, aber dickes Notizbuch hervor, blätterte durch seine Einträge und begann zu berichten:
„Im Schattenpfad-Lagerhaus, das Draeven für seine privaten Zwecke nutzt, dient das Gebäude als zentrale Drehscheibe seiner illegalen Aktivitäten. Hier ist, was wir bislang aufgedeckt haben:"
1. Manipulierte Handelsverträge:
• Wir haben mehrere Schriftstücke gefunden, die belegen, dass Draeven Handelsrouten und Exporte gezielt zugunsten bestimmter Unternehmen oder Gruppen manipulierte.
• Dokumente zeigen, dass unabhängige Händler systematisch benachteiligt wurden, um Großhändler oder seine Verbündeten zu bevorzugen.
• Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass überhöhte Gebühren für die Nutzung von Handelsrouten direkt an Draeven oder seine Unterstützer umgeleitet wurden.
2. Missbrauch öffentlicher Gelder:
• Kontoauszüge und Finanzberichte belegen, dass Draeven Gelder aus dem Infrastrukturhaushalt für private Projekte oder zur Bereicherung seiner Verbündeten abgezweigt hat.
• Ein geheimer Fonds, gespeist durch ungerechtfertigte Abgaben von Exporteuren, wurde entdeckt.
3. Verschleppte Infrastrukturprojekte:
• Wir haben Unterlagen gefunden, die zeigen, dass Draeven absichtlich wichtige Infrastrukturprojekte verzögert hat, um politischen Druck auszuüben oder persönliche Vorteile zu erlangen.
• Einige Korrespondenzen belegen, dass Projekte nur genehmigt oder blockiert wurden, wenn es Draeven oder seinen Verbündeten nützte.
4. Diskriminierung kleiner Händler:
• Eine Liste von Beschwerden kleinerer Händler zeigt, dass Draevens Büro zusätzliche Zölle oder administrative Hürden eingeführt hat, um sie aus dem Wettbewerb zu drängen.
• Es gibt Verträge, die bestätigen, dass Handelsprivilegien ausschließlich an Großhändler oder reinrassige Händler vergeben wurden.
5. Illegale Beschlagnahmungen:
• Berichte über angebliche „Sicherheitsbedenken" führten zur Beschlagnahmung von Waren, die später in Netzwerken auftauchten, die Draeven nahe stehen.
• Einige Beweise deuten darauf hin, dass Warenströme absichtlich umgeleitet wurden, um Draevens politische Allianzen zu stärken.
6. Manipulation der Handelsaufsicht:
• Wir haben Briefe und Notizen gefunden, die belegen, dass Draeven gezielt Aufsichtsbehörden untergräbt und unqualifizierte Loyalisten in Schlüsselpositionen einsetzt, um seinen Einfluss auf Handelsrouten zu maximieren.
• Es gibt Listen von Inspektoren, die durch Draevens Eingriffe entlassen oder ersetzt wurden.
7. Exporte und Abhängigkeiten:
• Schriftstücke zeigen, dass Draeven den Export bestimmter Güter absichtlich beschränkte, um Abhängigkeiten von bestimmten Lieferanten zu schaffen.
• Pläne wurden gefunden, die zeigen, dass Draeven Handelsverträge mit Nachbarstädten sabotiert hat, um sie zu zwingen, zu seinen Bedingungen zu verhandeln.
Zusätzlich zu diesen Beweisen haben wir Verzeichnisse gefunden, die Mitglieder und Spione innerhalb des Rates oder anderer Institutionen auflisten."
Shade klappte das Notizbuch zu und sah in die Runde. „Diese Beweise sind umfassend und eindeutig. Sie untergraben Draevens Position als Leiter der Abteilung für Infrastruktur und interpersonelle Beziehungen vollständig. Sobald wir alles analysiert und gesichert haben, wird sein Sturz unumgänglich sein."
Ash pfiff leise, beeindruckt von Shades Worten.
Jake presste die Lippen zusammen und nickte langsam. „Das ist genau das, was wir brauchen. Gute Arbeit, Shade. Wir müssen das alles perfekt inszenieren, damit niemand daran zweifeln kann, dass Draeven ein Verräter ist."
Alex ebenfalls ließ ein beeindrucktes Pfeifen hören. „Das ist... ziemlich viel. Aber gut, dass wir endlich genug gegen ihn in der Hand haben."
Ash grinste müde. „Endlich kommt Bewegung in diese Sache. Hoffentlich knicken die anderen im Rat ein, wenn das alles an die Öffentlichkeit kommt."
Shade nickte und schloss nüchtern: „Sie werden nicht nur einknicken – alle Bürger werden ihre Loyalitäten gründlich überdenken. Nox Vigilia wird verblüfft sein, wenn sie sehen, wie leicht wir es schaffen, ihr Hauptziel, an dem sie sich die Zähne ausbeißen, zu Fall zu bringen."
Jake: „Das meiste sind sensible Daten. Shade, ich muss wohl nicht erwähnen, dass du beim Sortieren der Beweise äußerst vorsichtig vorgehen musst. Überlege genau, was davon an die Presse weitergegeben wird. Ich will nicht, dass Lenara, Iven oder die anderen Vertreter des Rates in ein schlechtes Licht geraten. Wir können uns keine Risiken leisten – die anderen Ratsmitglieder sind wichtig, und wir müssen sie schützen."
Shade nickte gelassen: „Keine Sorge, ich werde subtil vorgehen. Es wird keine unnötigen Wellen schlagen."
Jake: „Gut."
Emilia sah zwischen Jake und Shade hin und her. Ihre Stirn war besorgt gerunzelt. „Aber warum hatte Lorean dieses Lagerhaus überhaupt? Und warum hat er all diese Beweise aufgehoben? Hätte er sie nicht vernichten müssen? Und was ist mit Nox Vigilia? Warum haben sie das zugelassen? Hat das niemand bemerkt? Und... werden wir einen Bürgerkrieg auslösen, wenn wir all das enthüllen?"
Jake hob beschwichtigend die Hand. „Ganz ruhig, Emilia. Es ist nicht unüblich, dass jemand wie Lorean solche Beweise sammelt. Sie dienen nicht nur dazu, seine eigene Macht zu sichern, sondern auch, um andere zu erpressen oder zu manipulieren. Diese Dokumente sind ein zweischneidiges Schwert – für ihn und für jeden, der sie in die Finger bekommt. Vielleicht hat er sie sogar als eine Art Trophäe behalten, ein Beweis für seinen Erfolg in der Korruption."
Shade übernahm das Wort und lehnte sich zurück, seine Stimme kühl und überlegt. „Was Nox Vigilia angeht... sie wussten vermutlich von den Dokumenten. Vielleicht haben sie sie sogar gesehen. Aber sie hatten keinen Nutzen davon, zumindest nicht in dem Maße, wie wir es vermuten könnten. Nox Vigilia will mehr als nur Lorean stürzen. Ihr Ziel ist es, den gesamten Rat und seine Struktur zu destabilisieren. Sie brauchen keine kleinen Siege, sondern eine vollständige Zerschlagung der bestehenden Ordnung."
Emilia sah verwirrt aus. „Aber wenn sie von diesen Beweisen wussten, warum haben sie sie dann nicht benutzt? Das hätte ihre Ziele doch beschleunigen können, oder?"
Shade schüttelte den Kopf. „Nicht unbedingt. Diese Beweise könnten Nox Vigilia selbst gefährlich werden. Schließlich zeigen sie auch, wie tief ihre eigenen Spione und Maulwürfe im Rat verwurzelt sind. Wenn sie diese Beweise verwenden, riskieren sie, dass ihre eigenen Operationen aufgedeckt werden. Zudem reicht es ihnen nicht, Lorean zu entfernen. Wenn Lorean fällt, wird jemand anderes seinen Platz einnehmen. Und genau das wollen sie verhindern."
Jake nickte zustimmend. „Genau. Das Ziel von Nox Vigilia ist es, nicht nur Lorean, sondern auch die gesamte Machtstruktur des Rates zu zerstören. Sie wollen Chaos schaffen, um selbst an die Spitze zu gelangen. Sie warten auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen und den Rat zu stürzen – nicht nur einzelne Mitglieder."
Shade fuhr fort, seine Stimme ruhig, aber voller Schärfe: „Ein Bürgerkrieg würde dieses Chaos natürlich beschleunigen, aber sie wollen sicherstellen, dass sie am Ende die Kontrolle übernehmen können. Der jetzige Rat ist wie ein gefestigtes Netz. Entfernt man ein Glied, wird es durch ein anderes ersetzt. Aber wenn das gesamte Netz zerrissen wird, haben sie die Möglichkeit, ihre eigene Struktur aufzubauen. Das ist es, worauf sie hinarbeiten – eine vollständige Umkehrung der Machtverhältnisse."
Emilia schüttelte langsam den Kopf, ihre Augen voller Sorge. „Das ist wirklich erschreckend. Sie sind so strategisch und geduldig..."
Jake: „Genau deswegen müssen wir genauso strategisch vorgehen. Keine impulsiven Entscheidungen. Wir nutzen diese Beweise, um unsere Position zu stärken und sie zu schwächen – aber wir gehen mit Bedacht vor."
Mio verschränkte die Arme und lehnte sich nachdenklich zurück. „Ich würde diese Xyra am liebsten einfach bekehren und das ganze Theater wäre vorbei. Ganz ehrlich, Nox Vigilia geht mir nur noch auf die Nerven. Wir bekommen keine Ruhe vor ihnen. Aber es reicht nicht, nur Xyra, die als Primus Arcanum an der Spitze der Organisation steht, auszuschalten. Das wäre zu einfach. Wir müssen tiefer graben. Alle Ratten müssen aus ihren Löchern geholt und beseitigt werden. Wir müssen die Wurzel des Übels packen und herausreißen, bevor sie neue Samen setzen können."
Emilia legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. „Glühwürmchen, sei nicht so hart. Es muss doch nicht immer nur Zerstörung sein."
Chris grinste und fügte spielerisch hinzu: „Ja, Glühwürmchen, sei nicht so böse. Sonst erschreckst du noch Herzglanz." Er zwinkerte Emilia zu und lachte leise.
Mio stieß einen tiefen Seufzer aus und strich sich durch das Haar. „Ihr macht euch lustig, aber ich habe wenigstens im Rat aufgeräumt. Was ist mit Marcelo Martel? Was ist aus ihm geworden?" Er sah Chaylin fragend an.
Chaylin ließ sich entspannt in ihren Stuhl sinken, die Beine übereinandergeschlagen. „Er ist genau da, wo du ihn haben wolltest – unter der Aufsicht der Dämmerwacht. Ein Gefangener, dem ein Strafprozess bevorsteht. Aber das wird erst geschehen, wenn die Sache mit Lorean vollständig geklärt ist. Bis dahin bleibt er in unserer Obhut. Es gibt genug, was man ihm vorwerfen kann, einschließlich der Tatsache, dass er nicht früher gegen die Korruption im Rat eingeschritten ist."
Jake nickte zustimmend und ergänzte: „Und General Kealor Duras hat ebenfalls wie geplant seinen Rücktritt eingereicht. Lenara hat es mir heute Morgen bestätigt."
Shade mischte sich ein, seine Stimme ruhig, aber eindringlich. „Was Elarion Vaelthar betrifft – er hat tatsächlich die Liste seiner Vergehen eingereicht. Aber der Kerl hat auch versucht, weiterhin im Rat zu bleiben. Das war so dreist, dass wir ihn gewaltsam entfernen mussten. Es gab jedoch keine größeren Probleme. Die von dir zugewiesenen Dämonen haben alles übernommen und erledigen genau das, was du aufgetragen hast."
Mio nickte zufrieden, ein Hauch von Erleichterung in seinen Augen. „Gut. Es fühlt sich an, als würde sich endlich etwas bewegen. Aber das ist nur ein kleiner Schritt. Wir müssen wachsam bleiben, besonders was Nox Vigilia angeht."
Chris lehnte sich an den Tisch, seine silbernen Augen funkelten schelmisch. „Glühwürmchen, wachsam sein ist wichtig, aber überarbeite dich nicht. Denk daran, du hast uns alle, um dir den Rücken freizuhalten."
Emilia war gerade dabei, sich in einen der Sessel sinken zu lassen, müde von den intensiven Gesprächen und dem langen Tag. Doch plötzlich durchzuckte sie ein Schrei in ihren Gedanken – ein Schrei, der sie wie ein Donnerschlag traf. Es war Saphira, ihre Gefährtin, die telepathisch rief: „Meine Emilia! Die Kinder!"
Emilias Brust zog sich zusammen, sie schnappte nach Luft und griff sich an ihr Herz. Ein kaltes Grauen breitete sich in ihrem Körper aus. „NEIN!" schrie sie und sprang auf. Ihr Blick war panisch, ihre Gedanken rasend, als sie ein Geräusch hörte – Babyschreie, hoch und voller Verzweiflung.
Wie ein Wirbelsturm stürzte sie los, rannte aus dem Wohnzimmer, die Treppe hinauf. Ihre Füße schienen kaum den Boden zu berühren, als sie dem Ursprung der Schreie entgegenstürmte. Ihr Herz hämmerte, ihre Kehle war trocken, und in ihren Ohren dröhnte nur ein Gedanke: Eaden!
Sie riss die Tür zum Kinderzimmer auf, und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Im schwachen Licht des Raumes zeichnete sich eine dunkle Gestalt ab – hoch, still, gefährlich – und sie hielt Eaden in den Armen.
„Nein!" schrie Emilia, ihre Stimme zitterte vor Angst und Wut. Doch als die Gestalt aus dem Schatten trat, stockte ihr Atem. Das dunkle Unheil wich einem Lichtschein, der sich um die Gestalt legte. Ein helles, goldschimmerndes Gewand wurde sichtbar, und eine Kapuze fiel zurück, um ein vertrautes Gesicht zu enthüllen.
Es war Elderon, der Sonnenlicht-Schamane, den sie schon einmal getroffen hatte. Seine Präsenz strahlte Stärke und Erhabenheit aus, doch Emilias Augen waren nur auf eines fixiert: ihr Kind. Ohne zu zögern stürzte sie zu ihm und riss Eaden sanft, aber entschlossen aus seinen Armen. Sie hielt das Baby fest an sich gedrückt, als wollte sie es vor allem Bösen der Welt abschirmen.
„Meister Elderon!" rief sie, ihre Stimme zitternd vor Emotionen. „Was machen Sie hier? Wie können Sie es wagen, mein Kind einfach so an sich zu reißen?"
Elderon hob beschwichtigend die Hände, sein Gesicht ruhig und friedlich. „Ganz ruhig, kleine Schamanin," sagte er mit sanfter Stimme, die jedoch eine tiefe Autorität trug. „Ich wollte eurem Kind nichts tun. Ich wollte lediglich das Licht sehen, von dem in der Geisterwelt gesprochen wird."
Doch bevor Emilia antworten konnte, eilte die gesamte Rosavelle-Familie ins Zimmer. Der Tumult hatte sie alarmiert, und wie ein Wirbelwind aus schützender Energie und Entschlossenheit standen sie nun hinter Emilia. Jeder einzelne von ihnen war bereit, zu kämpfen, wenn nötig. Ihre Augen funkelten wachsam, und die Luft schien vor Spannung zu knistern.
Elderon musterte die Familie mit einem leichten Lächeln, doch seine Haltung blieb ruhig. „Euer Zusammenhalt ist beeindruckend," murmelte er, „aber ich bin nicht hier, um Schaden anzurichten. Ich bin gekommen, um zu verstehen."
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