Kapitel 21 Band 8
Gray betrat das Anwesen, die stille Dunkelheit des Hauses schien ihn zu umhüllen, bis er das Wohnzimmer erreichte. Sein Blick fiel sofort auf Mio, der reglos auf dem Boden lag, eine kleine Blutspur, die von seinem Kopf über den Teppich floss. Grays Augen weiteten sich vor Schock, und ein Schrei entwich seiner Kehle.
„Mio! Was ist passiert?!" rief Gray panisch, während er sich zu ihm kniete. Ohne einen Moment zu zögern, holte er ein Tuch aus der Tasche, drückte es sanft gegen die Wunde an Mios Kopf und versuchte, die Blutung zu stillen. Seine Hände zitterten leicht, aber sein Fokus war fest auf Mio gerichtet.
Sein lauter Schrei hatte Jake aus seinem Büro gelockt. „Gray, warum schreist du so?" rief Jake, als er in den Flur trat. Doch als sein Blick auf die Szene im Wohnzimmer fiel, erstarrte er. Mio lag bewusstlos, und Gray war sichtlich aufgelöst. Ohne nachzudenken rannte Jake die Treppe hinunter, seine Augen voll Besorgnis.
„Was?! Wann ist das passiert?" fragte Jake, seine Stimme voller Unglauben, während er sich zu Mio und Gray kniete. „Es ging ihm vorhin gut, als er zu mir kam."
Gray schüttelte den Kopf, seine Stimme war brüchig. „Ich weiß es nicht... Ich hab ihn so gefunden, als ich nach Hause kam. Er... er blutet, und ich glaube, er ist ohnmächtig."
Während Jake und Gray sich noch um Mio kümmerten, öffnete sich die Haustür. Alex und Ash traten gemeinsam ein, dicht gefolgt von Felix. Die leichte Gelassenheit, mit der sie hereinkamen, verschwand augenblicklich, als sie die Szene vor sich sahen.
„Was ist hier los?" fragte Alex alarmiert, während er sofort nähertrat. Als sein Blick auf Mio fiel, kniete er sich ohne zu zögern neben Jake und Gray.
„Er ist ohnmächtig," erklärte Jake schnell. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Gray hat ihn so gefunden."
Alex schob Jakes Hand sanft beiseite und hob Mio vorsichtig hoch, seine Bewegungen präzise und voller Sorgfalt. Er prüfte die Wunde an Mios Kopf, dann seine Atmung und schließlich seinen Puls. Nach einem Moment sprach er, seine Stimme ruhig, aber ernst.
„Sein Blutzucker ist massiv gesunken, und sein Blutdruck ist viel zu niedrig. Er ist erschöpft. Wahrscheinlich hat er zu wenig gegessen und zu viel gearbeitet."
„Verdammt, Mio," murmelte Felix, während er sich mit verschränkten Armen neben die Szene stellte, seine Stirn sorgenvoll in Falten gelegt. „Wann hat er das letzte Mal richtig gegessen?"
„Wahrscheinlich Tage her," antwortete Alex, als er Mios Kopf stützte und ihn auf die Couch legte. „Er hat sich völlig überarbeitet. Ich hab ihn vorhin noch in der Praxis gesehen, und er hat mir dasselbe erzählt."
Ash trat näher, sein Blick kühl, aber besorgt. „Das war abzusehen. Mio schont sich nie. Aber wir hätten es früher merken müssen."
Jake ballte die Hände zu Fäusten, sein Gesicht voller Schuldgefühle. „Er war bei mir vorhin... er sah müde aus, aber ich dachte, er würde sich hinlegen. Hätte ich ihn bloß aufgehalten."
Alex blickte auf und schüttelte den Kopf. „Jetzt ist nicht die Zeit für Schuldzuweisungen. Wir müssen ihn stabilisieren." Er wandte sich an Felix. „Hol Wasser und etwas Süßes aus der Küche. Sein Blutzucker muss wieder steigen."
Felix nickte und verschwand in die Küche, während die anderen sich weiterhin um Mio kümmerten. Die Anspannung im Raum war greifbar, und alle warteten darauf, dass er die Augen öffnete.
Gray hielt seine Hände über die Wunde an Mios Kopf, während er das Wasser aus der Luft kanalisierte und mit seinem Mana formte. Die heilenden Tropfen sickerten in die Wunde ein, und das Blut hörte langsam auf zu fließen, die Haut begann sich durch die Heilende Wassermagie zu schließen. Gray atmete erleichtert auf, als er sah, dass die Verletzung vollständig verheilte.
„Das sollte reichen," sagte Gray leise, sichtlich erleichtert.
Alex und Jake hoben Mio vorsichtig hoch, ihre Bewegungen waren koordiniert und voller Sorgfalt. Sie trugen ihn ins Schlafzimmer und legten ihn behutsam ins Bett. Sein Gesicht war immer noch blass, und sein Atem ging schwer, doch die Ruhe des Zimmers begann ihn zu umhüllen.
„Felix, gib mir das," sagte Alex, als Felix mit einem Tablett voller Süßigkeiten und einem Glas Wasser hereinkam. „Er braucht Zucker. Jetzt."
Jake setzte sich an den Bettrand und hielt Mios Kopf leicht hoch, während Alex kleine Stücke von Schokolade und Obst in seinen Mund schob. Langsam begann Mio zu schlucken, und ein schwaches Stöhnen kam aus seiner Kehle.
„Mio?" fragte Jake, seine Stimme sanft, aber drängend. „Komm schon, wach auf."
Nach einer Weile öffnete Mio langsam die Augen. Sein Blick war glasig, seine Haut noch blass, aber er war wach. „Was...?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Du bist zusammengebrochen," erklärte Alex ruhig. „Du hast dich überarbeitet und nicht genug gegessen. Deine Blutwerte sind alle massiv gesunken."
Mio schloss die Augen wieder und ließ einen schweren Atemzug los. „Ich weiß... es war dumm..."
Jake runzelte die Stirn. „Was war dumm? Warum hast du dich so reingestresst?"
Mio drehte seinen Kopf leicht zur Seite, seine Stimme war leise, fast gebrochen. „Es ist Chris. Und Emilia. Sie haben keine Zeit für mich. Chris... Flauschherz ist nur noch bei Emilia, und Emilia... Herzlicht hat durch Eaden auch keine Zeit mehr. Ich weiß, es ist dumm, aber... ich kann nicht schlafen ohne ihn. Ohne sie. Seit Wochen bin ich... allein."
Die Worte hingen schwer im Raum. Alex setzte sich neben Mio und legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Mio... du hast Liebeskummer. Das ist keine Schwäche, das ist normal. Aber warum hast du uns nichts gesagt?"
Mio lachte leise, ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen. „Was hätte ich sagen sollen? Jeder von euch ist beschäftigt. Samtpelz und Herzlicht sind im Geburtshaus, Eaden ist jetzt ihre Priorität. Und... ich wollte sie nicht stören. Also hab ich mich abgelenkt. Mit Arbeit. Ich habe keinen Appetit gehabt, und... ich wollte nicht allein sein, aber niemand hatte Zeit."
Die Stille im Raum wurde erdrückend. Felix stand mit verschränkten Armen an der Tür, seine Miene war ungewöhnlich ernst. „Das ist also der Preis, den wir zahlen, weil wir uns alle voneinander entfernen. Rosavelle Essence war unser Traum, und jetzt haben wir vergessen, warum wir ihn gemeinsam verfolgt haben."
Alex nickte langsam. „Das ist wahr. Ash hat mir heute Morgen angedeutet, dass ich auch keine Zeit für ihn habe. Und jetzt sehe ich, dass Mio nicht der Einzige ist, der sich vernachlässigt fühlt."
Jake senkte den Blick, Schuldgefühle breiteten sich in seinem Gesicht aus. „Wir alle haben Fehler gemacht. Ich habe mich so auf meine Arbeit konzentriert, dass ich nicht mal gemerkt habe, dass Mio... dass er leidet."
Alex sah auf Mio hinab, der schwach, aber aufmerksam zuhörte. „Irrlichter sind nicht wie wir anderen," sagte Alex nachdenklich. „Sie brauchen emotionale Nähe und Zuwendung, viel mehr als wir. Werwölfe wie Felix und Untote wie Chaylin holen sich die Nähe aus dem Rudel, wann immer sie wollen. Teufel wie Jake oder Vampire wie ich können unabhängig sein. Sei, Shade, Gray, wir alle sind selbstständig. Aber Irrlichter... sie sind anders. Ihre Gefühle sind stärker. Sie brauchen diese Verbindung, und wenn sie sie nicht haben, zerbrechen sie daran."
Ash, der bisher still an der Tür gestanden hatte, sprach jetzt mit ruhiger Stimme. „Wir alle haben uns voneinander entfernt. Jeder war so beschäftigt mit seinen eigenen Aufgaben, dass wir aufgehört haben, aufeinander zu achten. Mio ist nur das sichtbarste Zeichen dafür, was passiert ist."
Die Worte trafen alle hart. Jake nickte langsam. „Wir müssen das ändern. Jetzt. Nicht nur für Mio, sondern für uns alle. Wir sind eine Familie – wir sollten uns auch so verhalten."
Alex strich Mio sanft über das Haar, während er leise sagte: „Mio, es tut uns leid. Das wird sich ändern. Wir lassen dich nicht mehr allein."
Mio sah Alex mit einem schwachen Lächeln an. „Ich hoffe es..." flüsterte er, bevor er die Augen schloss. „Ich hoffe es wirklich."
Ash trat näher, seine sonst so ruhige Präsenz plötzlich voller Mitgefühl, als er sich zu Mio setzte und ihn sanft in seine Arme zog. Seine Stimme war leise, aber von einer tiefen Wärme durchdrungen. „Mio, es tut mir leid, dass du Liebeskummer hast. Es tut mir leid, dass wir dich so allein gelassen haben. Das hätte nicht passieren dürfen."
Mio lehnte sich schwach gegen Ash, seine Augen halb geschlossen. „Es ist nicht eure Schuld... Ich bin einfach... Ich brauche mehr Nähe als ihr anderen. Aber danke, Ash."
Alex beobachtete die Szene kurz, dann wandte er sich an Felix, der noch in der Tür stand. „Felix, geh bitte und hol Chris. Er soll sofort herkommen."
Felix zögerte einen Moment. „Ist das wirklich eine gute Idee? Was ist mit Emilia? Wenn Chris jetzt geht, lässt er sie und Eaden allein."
Alex schüttelte entschieden den Kopf. „Ja, das ist die richtige Entscheidung. Emilia kommt mit Eaden allein zurecht. Und im Moment braucht Mio ihn viel mehr als sie. Chris sollte hier sein."
Felix nickte schließlich und drehte sich zur Tür. „In Ordnung. Ich hole ihn."
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Felix betrat das Geburtshaus, wo Chris noch immer in seiner Bestiengestalt eng an Emilia und Eaden gekuschelt lag. Der Raum war erfüllt von einer ruhigen Wärme, doch Felix wusste, dass er Chris für den Moment aus dieser Idylle holen musste.
„Chris," begann Felix vorsichtig. „Mio braucht dich. Jetzt sofort."
Chris hob den Kopf, seine aquamarinfarbenen Augen funkelten aufmerksam. Er verwandelte sich sofort in seine humanoide Gestalt, seine weiße Fuchsmähne fiel in sanften Wellen über seine Schultern. „Was ist mit Glühwürmchen? Was ist passiert?"
Felix seufzte leise, seine Stimme ernst. „Er hat Liebeskummer, Chris. Und es ist ernst. Er ist vorhin zusammengebrochen, weil er sich so überarbeitet hat, um sich von seiner Einsamkeit abzulenken. Du musst zu ihm. Jetzt."
Chris starrte Felix einen Moment lang an, dann nickte er entschlossen und sprang auf. „Ich gehe sofort." Ohne eine weitere Sekunde zu verlieren, eilte er aus dem Raum und rannte Richtung Haus, wo Mio auf ihn wartete.
Emilia beobachtete, wie Chris verschwand, und die Wärme, die er mitgebracht hatte, wich allmählich aus dem Raum. Sie hielt Eaden sanft in ihren Armen, ihr Blick traurig, aber verständnisvoll. Felix blieb noch kurz, um ihr alles zu erklären.
„Emilia," begann Felix leise, „Mio braucht Chris jetzt mehr als du. Es ist an der Zeit, dass Chris wieder in den Alltag zurückkehrt. Du bist stark, und Eaden hat dich. Du kannst das schaffen."
Emilia sah zu Felix auf, ihre kastanienbraunen Augen voller Verständnis. „Ich verstehe. Mio war immer für uns da... Jetzt ist es an der Zeit, dass wir für ihn da sind."
Felix nickte zufrieden. „Das ist die richtige Einstellung. Du bist stärker, als du denkst, Emilia. Und Chris wird zurückkommen, wenn Mio wieder auf den Beinen ist."
Kurz darauf kamen Sei und Chaylin Hand in Hand nach Hause und trafen im Garten auf Felix, der ihnen die Situation knapp schilderte.
....
..
Chris stürmte in Mios Schlafzimmer, seine Augen voller Sorge und seine Bewegungen schnell und fließend. Als er Mio auf dem Bett liegen sah, blass und erschöpft, verengten sich seine Augen, und er setzte sich sofort neben ihn.
„Glühwürmchen," flüsterte Chris, seine Stimme sanft und voller Zuneigung. „Ich bin hier."
Mio öffnete langsam die Augen, seine Müdigkeit wich einem schwachen Lächeln, als er Chris sah. „Flauschherz..." murmelte er leise, eine einzelne Träne rollte seine Wange hinunter.
Chris zog Mio in eine sanfte Umarmung, sein Griff fest, aber voller Wärme. „Es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen habe, Glühwürmchen. Es tut mir so leid. Das hätte nie passieren dürfen."
Mio schmiegte sich an Chris, seine Stimme war schwach, aber voller Ehrlichkeit. „Ich hab dich vermisst... Es war so schwer ohne dich."
„Ich bin jetzt hier," flüsterte Chris, während er sanft durch Mios Haare strich. „Und ich lasse dich nie wieder so allein. Das verspreche ich dir."
Die anderen Rosavelles standen still in der Tür, beobachteten die Szene mit gemischten Gefühlen. Es war klar, dass dies ein Wendepunkt war – nicht nur für Mio, sondern für die gesamte Familie.
Mio und Chris verfielen wortlos ineinander, ihre Bewegungen waren weich und vertraut. Im Bett lagen sie eng beieinander, Chris' Arme schützend um Mio geschlungen, während Mio sein Gesicht in Chris' flauschigem Haar vergrub. Die Nähe und Wärme, die zwischen ihnen flossen, sprachen Bände. Sie brauchten keine Worte – ihre Zärtlichkeit war Antwort genug auf die Einsamkeit, die Mio so lange verspürt hatte.
Die Tür wurde leise geschlossen, und die anderen ließen sie allein, respektierend, dass dies ein Moment war, der nur ihnen gehörte.
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Alex zog Ash sanft mit sich, seine Hand fest um Ashs Handgelenk. Sie gingen durch die Flure des Hauses, während Alex seine Stimme senkte, um Ash direkt anzusprechen. „Ash... war das, was du mir heute Morgen gesagt hast, das hier? Dass du dich auch einsam fühlst?"
Ash zögerte einen Moment, bevor er leise nickte. „Ja. Sehr einsam." Seine Stimme klang leise, fast gebrochen, als er den Blick abwandte. „Ich vermisse dich, Alex. Du bist so oft weg, und selbst wenn du da bist, bist du immer mit anderen Dingen beschäftigt. Es fühlt sich an, als wärst du nicht mehr... bei mir."
Alex blieb stehen und drehte sich zu Ash um. Ohne zu zögern zog er ihn in eine feste Umarmung, seine Arme schützend und stark. „Ash... es tut mir leid. Das war nie meine Absicht. Ich habe es nicht bemerkt, aber... ich hätte es merken müssen."
Ash schmiegte sich an Alex, seine Stimme war leise und voller Sehnsucht. „Ich brauche nicht viel, Alex. Nur... dich. Zeit mit dir. Mehr will ich nicht."
Alex strich mit einer Hand über Ashs Haare, seine andere ruhte auf Ashs Rücken. „Dann fangen wir jetzt damit an."
Er führte Ash zur Dachtterrasse, die unter dem Sternenhimmel von Eversum in einem sanften Licht erstrahlte. Eine leichte Brise wehte, während Alex Ash zu einem der weichen Sitzplätze führte. Dort ließ er sich nieder und zog Ash auf seinen Schoß, seine Arme blieben eng um ihn geschlungen.
„Ich vermisse dich auch, Ash," sagte Alex schließlich, seine Stimme war leise, aber voller Ehrlichkeit. „Ich habe dich vermisst, mehr als ich zugeben wollte. Und ich habe mich selbst in all die Arbeit gestürzt, weil ich dachte, das wäre der richtige Weg, um uns allen zu helfen. Aber ich habe dabei übersehen, was wirklich wichtig ist."
Ash hob den Blick, seine gold-purpurnen Augen glitzerten leicht im Mondlicht. „Ich brauche keinen Helden, Alex. Ich brauche nur dich. Genau so wie du bist."
Alex lächelte, ein ehrliches, sanftes Lächeln, während er Ash näher an sich zog. „Dann gehört der Rest der Nacht dir. Nur dir."
Die beiden blieben dort, während der Sternenhimmel über ihnen funkelte, und die Welt schien für einen Moment stillzustehen. Alex strich sanft über Ashs Gesicht, sein Blick weich und voller Wärme.
„Ich werde das nie wieder vergessen, Ash. Ich verspreche es."
Ash lächelte leise, seine Hände ruhten auf Alex' Brust, während er sich langsam entspannte. „Das ist alles, was ich will."
Die Nacht trug sie fort, und die Dachtterrasse wurde Zeuge eines Moments, der nur ihnen gehörte.
Die leise, friedliche Atmosphäre der Dachtterrasse wurde durch leise Schritte durchbrochen. Gray erschien, seine Bewegungen träge, sein Kopf leicht gesenkt. Ohne ein Wort trat er zu Alex und Ash, die eng beieinander saßen. Gray lehnte sich wortlos an die beiden, sein Kopf fand Ruhe an Alex' Schulter.
Alex blickte zu ihm hinunter und lächelte sanft. „Was ist los, Gray? Willst du auch Zuwendung?"
Gray murmelte verschlafen, ohne die Augen zu öffnen: „Vielleicht..." Seine Stimme klang leise und erschöpft, fast wie ein Flüstern, das von der Nacht getragen wurde.
Ash beobachtete die Szene mit einem schmunzelnden Blick. „Wenn ihr wollt, bringe ich euch beide an einen Ort, der maximale Erholung garantiert."
Alex zog eine Augenbraue hoch, während Gray ein leicht interessiertes „Hm?" murmelte, seine Augen immer noch geschlossen.
Ash fuhr fort: „Die Lyrillan-Quellen. Es ist ein Geheimtipp. Mio hat Tavion Arelith dorthin geschickt. Die Quellen haben heilende Wirkungen, sowohl für den Körper als auch für die Seele. Perfekt für dich, Gray, als Wassergeist."
Gray öffnete ein Auge und sah Ash aus dem Augenwinkel an. „Heilende Wirkungen?" murmelte er, nun etwas wacher.
Ash nickte mit einem leichten Grinsen. „Oh ja. Und es gibt Cocktails. Und die Stimmung dort ist perfekt – es ist ruhig, elegant und wie gemacht für uns. Außerdem gehört der Ort dem Clan von Mios Nachfahren. Wir bekommen dort ganz leicht ein Zimmer."
Alex lehnte sich leicht zurück und sah Ash prüfend an. „Du meinst, wir könnten einfach hinreisen? Ohne Vorwarnung?"
Ash zuckte mit den Schultern, sein Grinsen wurde breiter. „Warum nicht? Mio hat Tavion dorthin gebracht, und der Clan weiß, wer wir sind. Sie würden uns mit offenen Armen empfangen."
Gray hob den Kopf von Alex' Schulter und richtete sich langsam auf. „Ich bin dabei," sagte er leise, ein schwaches, müdes Lächeln auf seinen Lippen.
Alex nickte zustimmend. „Ich auch. Es klingt, als könnten wir alle eine Pause gebrauchen."
Ash klatschte in die Hände, seine Energie schien plötzlich zu sprudeln. „Gut! Dann bereite ich das Portal vor."
Mit einer fließenden Bewegung schuf Ash ein schimmerndes Portal, dessen Ränder von gold-purpurfarbenem Licht umrahmt waren. Der Eingang pulsierte sanft und lud sie ein, hindurchzutreten.
„Kommt," sagte Ash und trat zuerst durch das Portal. Alex und Gray folgten ohne Zögern, bereit, die Lyrillan-Quellen zu entdecken und für einen Moment die Lasten ihrer Welt hinter sich zu lassen.
Das Portal schloss sich hinter ihnen mit einem sanften Pulsieren, und die drei fanden sich an einem Ort wieder, der wie aus einem Traum zu stammen schien. Die Luft war warm und angenehm, erfüllt von einem sanften Duft nach Blumen und frischem Wasser. Umgeben von üppigen Pflanzen und glitzernden Wasserläufen erhob sich eine beeindruckende Anlage aus hellen Steinen, die von weichen Laternen erleuchtet wurde.
Eine junge Dämonin trat ihnen entgegen. Ihr schimmerndes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern, und ihre Haltung strahlte zugleich Eleganz und Respekt aus. „Willkommen, Meister Ash," sagte sie mit einer leichten Verbeugung. „Wollen Sie den Gast besuchen – Herr Tavion – oder direkt zu den Quellen?"
Ash lächelte entspannt und trat einen Schritt nach vorn. „Ich stelle vor: Das sind Alex und Gray. Beide sind Seelenverwandte von Mio, so wie ich. Wir würden gern zu den Quellen gehen und außerdem ein Zimmer für die Nacht haben – ein großes Bett bitte."
Mit einer geschickten Bewegung zog Ash einige Münzen hervor und hielt sie Lysaria hin. „Und bitte: Viele Cocktails. Wir sind alle etwas erschöpft und könnten eine kleine Belohnung vertragen."
Lysaria blickte überrascht auf die Münzen und schüttelte dann den Kopf, ihre Stimme war höflich, aber bestimmt. „Das können wir nicht annehmen. Unser Urvater Mio würde uns niemals erlauben, von Ihnen Geld anzunehmen."
Ash schmunzelte und drückte ihr dennoch die Münzen in die Hand. „Nimm sie an. Ich komme noch oft genug hierher und will nicht den Ruf bekommen, euch auszubeuten. Außerdem wollen wir es uns heute Abend einfach gutgehen lassen."
Nach einem kurzen Zögern nahm Lysaria die Münzen mit einem dankbaren Lächeln. „Jawohl, Meister Ash. Ich werde ein Zimmer vorbereiten und sicherstellen, dass alles Ihren Wünschen entspricht."
Während Lysaria verschwand, um die Vorbereitungen zu treffen, blickten Alex und Gray sich staunend um. Der Ort war idyllisch, fast unwirklich schön. Kleine Wasserfälle plätscherten über sanfte Felsen, und das Glühen der Laternen spiegelte sich in den klaren Quellen wider. Dämonen verschiedener Rassen bewegten sich friedlich durch die Anlage, einige badeten, während andere sich entspannten.
„Das hier ist unglaublich," murmelte Alex, seine Augen weiteten sich, als er die friedliche Umgebung betrachtete. „Ich will hier auch Urlaub machen. Am besten gleich mehrere Wochen."
Gray nickte zustimmend, seine Müdigkeit wich langsam einer Mischung aus Neugier und Bewunderung. „Es fühlt sich an wie ein anderer Teil der Welt. Kein Vergleich zu Eversum."
Ash grinste und klopfte Alex leicht auf die Schulter. „Ich wusste, dass es euch gefallen würde. Kommt – auf zum Badebereich. Ihr werdet es lieben."
Mit einem selbstzufriedenen Lächeln führte Ash die beiden durch die Anlage, während sie die Schönheit und Ruhe der Lyrillan-Quellen auf sich wirken ließen.
Die drei ließen sich in einer abgeschiedenen Ecke der heißen Quellen nieder, wo der Dampf die Umgebung sanft verhüllte und die Welt um sie herum still wurde. Das warme Wasser umspülte ihre Körper, löste die Anspannung der letzten Tage und brachte eine spürbare Leichtigkeit mit sich.
Ash lehnte sich entspannt gegen den Rand des Beckens, ein Glas Whisky in der Hand. „Ahhh," seufzte er, seine Stimme war tief und zufrieden. „Das ist es. Genau das, was ich gebraucht habe."
Alex, mit einem Glas edlen Weins in der Hand, hob das Glas leicht an und lächelte. „Ich muss zugeben, Ash, du hattest recht. Das hier ist eine Wohltat. Es ist viel besser als jede Sitzung im Rat oder jede Schicht in der Praxis."
Gray, der an seinem exotischen Frucht-Cocktail nippte, schloss die Augen und ließ seinen Kopf gegen den Beckenrand fallen. „Das Wasser... es ist perfekt," murmelte er. „Ich kann spüren, wie es meine Energie regeneriert. Es ist wie... wie für mich gemacht."
Die Stimmung zwischen ihnen wurde immer gelöster. Das warme Wasser und die sanfte Atmosphäre trugen dazu bei, dass die drei nicht nur körperlich, sondern auch emotional zur Ruhe kamen.
Ash nahm einen tiefen Schluck von seinem Whisky und lachte leise. „Weißt du, Alex, ich denke, wir sollten öfter solche Auszeiten nehmen. Wenn ich gewusst hätte, dass du hier so entspannt wirst, hätte ich dich schon früher hergeschleppt."
Alex grinste und hob sein Glas leicht in Ashs Richtung. „Da ist was dran. Und vielleicht sollten wir Gray öfter mitnehmen. Er wirkt so zufrieden wie noch nie."
Gray öffnete ein Auge und schmunzelte. „Vielleicht, weil ich das hier wirklich genieße. Und weil ihr beide endlich mal nicht über Arbeit redet."
Die drei lachten, und für einen Moment schien es, als wäre die Welt um sie herum nicht mehr wichtig. Die warme Quelle, die Getränke und die Gesellschaft reichten aus, um alle Sorgen in weite Ferne zu schieben.
„Das hier," sagte Alex schließlich, seine Stimme leise und nachdenklich, „das sollten wir uns öfter gönnen. Einfach mal abschalten. Einfach mal... da sein."
Ash und Gray nickten zustimmend, und für einen Moment herrschte eine angenehme Stille zwischen ihnen, die nur vom sanften Plätschern des Wassers unterbrochen wurde.
Gray saß entspannt in der Ecke der heißen Quellen, seine Augen halb geschlossen, während die Wärme des Wassers ihn fast vollständig in den Schlaf zog. Sein Atem wurde ruhiger, und er summte leise vor sich hin, ein Zeichen, dass er jeden Moment einschlafen könnte.
Ash bemerkte es und zog Gray näher zu sich, sein Arm legte sich locker um ihn. „Hey, mein Wasserfreund," sagte Ash mit einem schelmischen Grinsen, „bleib wach. Ich will mich noch mit euch austoben. Keine Zeit zum Schlafen."
Gray summte leise und murmelte schläfrig: „Mach nur... ich schlafe nur ein bisschen."
Alex, der das beobachtete, schmunzelte und trat näher. Seine Augen funkelten amüsiert, als er unter Wasser geschickt seine Hand ausstreckte und Gray leicht in den Hintern kniff.
„Was?" rief Gray plötzlich, seine Augen ruckartig weit geöffnet, während er sich überrascht aufrichtete. „Was war das?!"
Alex grinste verschmitzt und trat etwas zurück. „Na bitte, schon ist er wieder wach. So einfach geht das."
Ash lachte leise, sein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. „Alex, du bist schlimmer als ich manchmal," sagte er, bevor er sich erhob und das Wasser abtropfen ließ. Er hielt eine Hand nach Gray aus. „Komm schon, gehen wir ins Zimmer. Ich glaube, wir alle können etwas Erholung gebrauchen – oder vielleicht ein bisschen mehr Wein."
Gray seufzte, war aber wieder wach genug, um Ash' Hand zu ergreifen. „Du bist unmöglich, Alex," murmelte er, bevor er Ash und Alex aus dem Wasser folgte.
Alex lachte leise, ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen. „Unmöglich, vielleicht. Aber immerhin wachst du so wieder auf."
Zusammen verließen die drei die heißen Quellen, bereit, den Abend in ihrem Zimmer fortzusetzen.
Das große, gemütliche Zimmer war in warmes Licht getaucht, das von den sanften Laternen an den Wänden ausging. Der Duft der heißen Quellen hing noch in der Luft, als die drei sich frisch abgetrocknet und in bequeme Kleidung auf das große Bett setzten. Ein Tablett mit Snacks, die sie bestellt hatten, stand vor ihnen, und die Stimmung war spielerisch und gelöst.
Alex griff nach einem Stück Obst und hielt es vor Grays Mund, ein neckisches Lächeln auf seinen Lippen. „Na, willst du beißen, oder soll ich es selbst essen?" fragte er mit einem Hauch von Herausforderung in seiner Stimme.
Gray schnaubte leise, aber ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er nahm das Obst aus Alex' Hand und biss hinein, bevor er Alex ebenfalls ein Stück reichte. „Wenn du mich fütterst, musst du es auch zurückbekommen."
Ash, der neben ihnen saß, lachte leise und schüttelte den Kopf, während er sich entspannt zurücklehnte. Doch sein Blick fiel auf Gray, und etwas in seinen gold-purpurnen Augen glomm sanft auf. Er rückte näher zu ihm, legte die Hände auf Grays Schultern und begann sanft, sie zu massieren.
„Mein Wassergeist," begann Ash mit einer sanften, aber spürbaren Wärme in seiner Stimme, „immer kümmerst du dich um mich. Du massierst mich, wenn ich gestresst bin, und du achtest darauf, dass ich nicht über meine Grenzen gehe."
Gray, überrascht von der plötzlichen Zuwendung, hob den Kopf leicht und sah Ash an. „Ash... das ist doch nichts Besonderes. Das mache ich gern."
Ash lächelte und schüttelte leicht den Kopf, seine Finger arbeiteten sich tiefer in die angespannten Muskeln von Grays Schultern. „Aber heute ist es anders. Heute will ich ganz für dich da sein. Du machst immer so viel für uns alle, aber wann lässt du mal los und lässt jemanden etwas für dich tun?"
Gray entspannte sich langsam unter Ashs Berührung, sein Kopf fiel leicht nach vorn, während er ein leises, zufriedenes Summen von sich gab. „Das fühlt sich... wirklich gut an," murmelte er.
Alex beobachtete die Szene mit einem leichten Lächeln, griff nach einem weiteren Snack und schob es Ash spielerisch in den Mund. „Du wirst ja fast romantisch, Ash. Ich sollte das notieren."
Ash kaute langsam, hob jedoch eine Augenbraue und grinste. „Mach nur, Alex. Aber wenn du willst, kann ich dich gleich auch massieren – du weißt, dass ich stark genug bin."
Alex lehnte sich entspannt zurück und schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Das ist Grays Moment. Ich genieße es, euch beide einfach so entspannt zu sehen."
Die drei blieben auf dem Bett, neckten sich, fütterten einander verspielt und genossen die Ruhe des Abends. Die Spannungen der letzten Tage schienen sich endgültig aufzulösen, und in diesem Moment war die Welt draußen völlig vergessen.
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