Kapitel 20 Band 8
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Während die Gruppe durch die endlosen Flure des Forums schritt, vertiefte sich Mios Blick, und seine Gedanken schweiften ab. Ashs Warnung hallte in seinem Kopf wider, eine scharfe Erinnerung an die Bedeutung dieses Moments. „Mit Lorean Draeven musst du anders verfahren, Mio. Du kannst ihn nicht so behandeln wie die anderen. Gewalt, selbst subtile, wird bei ihm nicht funktionieren. Das wäre ein Fehler."
Mio verstand erst jetzt, warum Ash das gesagt hatte. Lorean war kein einfacher Gegner. Er war kein kleiner Maulwurf, den man einfach aus der Erde reißen konnte – er war tief verwurzelt, seine Position war stabil, seine Macht und sein Einfluss umfassend. Lorean war ein Spieler, der das politische Schachbrett des Forums meisterhaft beherrschte. Ihn zu entfernen, ohne das ganze Konstrukt des Forums zu destabilisieren, würde mehr als rohe Kontrolle erfordern. Es würde Raffinesse, Geduld und Strategie verlangen.
"Erst die anderen entfernen, ihre Schwächen offenlegen und den Boden bereiten," dachte Mio, seine Augen wurden kälter, "und dann Lorean gezielt unter Druck setzen. Nicht mit Gewalt – mit Klugheit. Er muss glauben, dass er Kontrolle hat, bis es zu spät ist."
Die Gruppe erreichte die imposanten Türen, die zu Loreans Büro führten. Ein massives Schild aus schwarzem Obsidian zierte den Eingang, eingraviert mit den Worten „Zentrum der Ordnung" – eine ironische Bezeichnung, angesichts der Zustände, die Mio bereits aufgedeckt hatte. Zwei Wachen, ein Noctivara und ein Gargoyle, standen stramm vor der Tür, warfen jedoch nur flüchtige Blicke auf die Gruppe, bevor sie sie eintreten ließen.
Das Büro war riesig, beinahe überwältigend. Hohe Fenster ließen das warme Licht der magischen Laternen aus den Straßen von Eversum hereinströmen. Der Raum war in neutralen Tönen gehalten, dominiert von schweren Mahagonimöbeln und einem weitläufigen Schreibtisch, hinter dem eine massive Karte des Elysiums Forums und seiner Exporte hing. Lorean Draeven, ein elegant gekleideter Dämon mit glattem, pechschwarzem Haar und durchdringenden, eisgrauen Augen, saß entspannt hinter seinem Schreibtisch, doch sein Blick war scharf wie ein Messer.
Er erhob sich nicht, sondern lehnte sich leicht nach vorne, seine Hände locker gefaltet. „Herr Rosavelle. Ich habe gehört, dass Sie heute das Forum... inspizieren. Ein überraschender Besuch, aber ich nehme an, es ist kein Zufall."
Mio trat langsam in den Raum, seine Haltung aufrecht, seine Augen prüfend. Er ließ sich Zeit, blickte sich um, bevor er ruhig antwortete: „Ein Zufall? Nein, Herr Draeven. Ein Zufall ist es nicht. Aber lassen Sie uns das Offensichtliche überspringen."
Er trat näher an den Schreibtisch, seine Stimme blieb ruhig, aber ein subtiler Druck war spürbar. „Ihre Position hier ist zweifellos beeindruckend. Sie verwalten das gesamte Forum, überwachen die Exporte und koordinieren interpersonelle Beziehungen. Aber genau diese Macht bringt auch Verantwortung mit sich."
Lorean hob eine Augenbraue, sein Ton blieb kühl. „Eine Verantwortung, der ich stets gerecht werde, Herr Rosavelle. Was genau möchten Sie andeuten?"
Mio lächelte leicht, ein fast amüsiertes Lächeln, das jedoch keinerlei Freundlichkeit ausstrahlte. „Andeuten? Nein, Herr Draeven, ich spreche es direkt aus. Das Elysiums Forums hat sich zu einem Irrgarten von Intrigen entwickelt, einer Zone, die von Korruption durchsetzt ist. Ihre Mitarbeiter? Einer korrupter als der andere – mit wenigen Ausnahmen. Und Sie, als Leiter dieses Forums, haben es zugelassen."
Loreans Augen verengten sich leicht, doch er blieb ruhig. „Das sind schwere Anschuldigungen, Herr Rosavelle. Ich hoffe, Sie haben Beweise, die Ihre Worte untermauern."
Mio nickte langsam, seine Stimme wurde kälter. „Beweise? Die habe ich. Elarion Vaelthar, Marcelo Martel, General Kaelor Duras – drei Ratsmitglieder, die ich heute entfernt habe, weil ihre Korruption unbestreitbar war. Alle arbeiteten in Bereichen, die unter Ihrer Aufsicht stehen. Drei der von Ihnen ausgewählten Ratsmitglieder haben dieses Forum in den Abgrund geführt."
Er trat näher, seine Präsenz wurde schwerer, doch der Einfluss war subtil, wie eine unsichtbare Hand, die sich um Lorean legte. „Sagen Sie mir, Herr Draeven, wie ist es möglich, dass all das unter Ihrer Leitung geschehen konnte? Haben Sie weggesehen? Oder waren Sie zu beschäftigt, Ihre eigenen Pläne zu verfolgen?"
Lorean atmete tief ein, seine Haltung blieb äußerlich gelassen, doch ein winziges Flackern in seinen Augen verriet, dass Mios Worte ihn trafen. „Ich sehe, Sie sind gut informiert. Aber ich bin sicher, dass es eine Erklärung für alles gibt. Es ist nicht so einfach, wie es scheint, Herr Rosavelle."
Mio lehnte sich leicht vor, seine Stimme wurde leiser, fast gefährlich. „Oh, ich bin mir sicher, dass es eine Erklärung gibt. Die Frage ist nur, ob ich Ihre Version hören will – oder die Wahrheit."
Die Spannung im Raum war greifbar. Mios Einfluss war noch subtil, eine schleichende Macht, die langsam in Loreans Gedanken eindrang. Doch er war bereit, den Druck zu verstärken, um die Antworten zu bekommen, die er wollte. Lorean Draeven war kein gewöhnlicher Gegner – aber Mio war vorbereitet.
Mio nahm mit einer kontrollierten Eleganz Platz, die von Ruhe, aber auch subtiler Bedrohung sprach. Die drei Ratsmitglieder – Lenara, Iven und Sylara – hielten sich im Hintergrund, beobachteten schweigend und aufmerksam. Mio lehnte sich zurück, seine Haltung lässig, doch sein Blick war wie eine Klinge, die sich in Lorean Draeven bohrte.
„Meine Familie," begann Mio ruhig, seine Stimme wie ein sanfter, aber unüberhörbarer Sturm, „besteht aus der Hüterflamme. Wir haben bereits zwei Titel erlangt, die uns Respekt und Verantwortung verliehen haben. Kaelith, die Gildenmeisterin der Wanderflamme, hat meine Familie betraut, den Zustand der Gesetzlosen Zone zu untersuchen – einen Ort, durchtränkt von Miasma, Nebel und Unheil."
Mio hielt einen Moment inne, ließ die Schwere seiner Worte im Raum hängen, bevor er fortfuhr. „Nox Vigilia nennt diesen Ort ihr Zuhause. Was denken Sie, Herr Draeven? Brauchen Sie Beweise?"
Lorean richtete sich leicht auf, sein Gesicht blieb regungslos, doch seine Augen verrieten Unruhe.
Mio lächelte kalt, seine Stimme wurde schärfer. „Mit dem goldenen Sonderrang der Schicksalswächterin, ist Chaylin Rosavelle ein Teil der Hüterflamme. Sie hat den Ort selbst untersucht, und ihre Berichte sind glaubwürdig genug. Doch trotz all dessen frage ich Sie: Was ist los, Lorean? Ignorieren Sie die Probleme, die die gesamte Freie Zone betreffen?"
Loreans Augen verengten sich, seine Haltung wurde steifer. „Ich ignoriere gar nichts. Aber diese Probleme sind... komplizierter, als sie erscheinen."
Mio ließ sich davon nicht beirren. „Kompliziert? Vielleicht. Aber das entschuldigt nichts. Ich meine, denken Sie nicht, dass es Ihre Aufgabe ist, mit den anderen Königreichen in Kontakt zu treten, um Lösungen zu erarbeiten? Selbst jene Reiche, die Sie vielleicht nicht für voll nehmen, können dieses Problem nicht ignorieren."
Die Spannung im Raum wuchs, als Mios Ton dunkler wurde. „Es sind nicht nur die inneren Strukturen des Rates, die Fragen aufwerfen, sondern auch jene der Unterwelt. Und Sie, Herr Draeven, sind doch ein Verantwortlicher dieser Angelegenheiten – zumindest der der Freien Zone. Warum fühlen Sie sich nicht verantwortlich?"
Lorean öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Mio hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Oder denken Sie, es reicht, wenn Ihr Nachfolger das alles für Sie löst? Während Sie hier auf dem Thron entspannen, den Sie sich selbst gebaut haben?"
Das war zu viel für Lorean. Er beugte sich leicht nach vorne, seine Stimme vor Empörung vibrierend. „Was fällt Ihnen ein, so provokant aufzutreten? Mir ist sehr wohl bewusst, was meine Aufgaben sind, und ich lasse mir von niemandem sagen, wie ich sie zu erledigen habe!"
Mio lächelte, doch es war ein gefährliches Lächeln, voller Zynismus und subtiler Drohung. „Bewusst? Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Aber wenn Sie es sind, Herr Draeven, warum ist dann die Gesetzlose Zone ein Labyrinth des Miasmas geworden? Warum ist Ihr Personal, mit wenigen Ausnahmen, korrumpiert?"
Lorean schlug mit der Hand auf den Tisch, seine Stimme wurde lauter. „Sie haben nicht das Recht, in unsere internen Strukturen einzugreifen! Und schon gar nicht, mein Personal zu kündigen!"
Mio richtete sich langsam auf, und seine Aura begann sich zu verdichten. Seine Stimme wurde kälter, schärfer. „Doch, Herr Draeven, ich kann. Und ich habe es getan."
Seine Präsenz füllte den Raum, seine Worte trugen ein Gewicht, das Lorean dazu brachte, zurückzuweichen, auch wenn er versuchte, Haltung zu bewahren. Mios Blick bohrte sich wie ein Messer in Loreans Seele. „Passen Sie gut auf, Herr Draeven. Ihr Leben, Ihre Karriere – alles, was Sie sind – liegt in meiner Hand."
Die Stille, die folgte, war erdrückend. Loreans Fassade begann zu bröckeln, doch er sagte nichts. Er konnte nichts sagen. Mios Macht war nicht mehr subtil, sondern wie eine unsichtbare Faust, die ihn langsam erdrückte.
Die Spannung im Raum war unerträglich, während Mio bereit war, den nächsten Schritt zu machen. Loreans Widerstand war beeindruckend – aber Mio war entschlossen, ihn vollständig zu brechen. Die wahre Kontrolle würde sich nun entfalten.
Mio lehnte sich entspannt zurück, seine Haltung kontrolliert, doch sein Blick war unerbittlich auf Lorean gerichtet. Mit einem leichten Kopfnicken begann er, hartnäckig und gezielt die richtigen Fragen zu stellen. Seine Stimme war ruhig, fast freundlich, doch die latente Bedrohung schwang unüberhörbar mit.
„Herr Draeven," begann Mio, „ich habe eine gewisse Neugier. Es gibt einige Dinge, die mich interessieren. Zum Beispiel, wie genau Sie mit Nox Vigilia verfahren. Sind Sie involviert? Oder sind sie Ihnen ein Dorn im Auge?"
Lorean versuchte zunächst, sich zu wehren, doch Mios subtile Kontrolle ließ ihn schließlich sprechen. „Nox Vigilia... sind ein Problem. Sie unterwandern alles, woran wir arbeiten. Sie sind Hybriden – Mischlinge. Und ich habe erkannt, dass sie ein enormes Potenzial haben, Chaos zu verursachen. Aber nein, ich bin nicht mit ihnen verbündet. Im Gegenteil, ich suche nach Schwachstellen, um sie zu zerschlagen."
Mio hob eine Augenbraue, als Lorean fortfuhr, zunehmend willenlos unter Mios Einfluss. „Sie sind gefährlich. Ihre Strukturen sind schwer zu durchdringen, aber ich habe Strategien entwickelt, um sie zu schwächen. Reinrassige Dämonen müssen gestärkt werden. Nur so können wir die Ordnung bewahren."
Mio ließ die Worte für einen Moment sacken, bevor er seinen Ton verschärfte. „Interessant. Und was ist mit den Vorwürfen, die Ihre eigene Abteilung betreffen? Warum ist die Gesetzlose Zone ein Irrgarten aus Miasma, ein Ort, den Sie ignoriert haben? Warum haben Ihre Strukturen im Forum so viele Schwächen?"
Unter Mios wachsender Kontrolle begann Lorean, seine Zunge zu lockern, seine Stimme mechanisch, unfähig, sich zurückzuhalten.
Mio lehnte sich vor, seine Ellenbogen ruhten auf der Armlehne des Stuhls, während seine Augen wie glühende Klingen auf Lorean gerichtet waren. Der Raum war von einer unsichtbaren Schwere erfüllt – Mios Präsenz drückte auf die Luft, ließ jede Bewegung bedeutungslos erscheinen. Lorean Draeven saß da, reglos, sein Blick leer, vollständig unter Mios Einfluss. Seine Stimme begann mechanisch, fast willenlos zu sprechen, als Mio die Fragen stellte, die er nicht ignorieren konnte.
Mio: „Lorean Draeven, fangen wir von vorne an. Ihre Verstrickungen und Machtmissbräuche innerhalb des Rates – wie tief reichen sie?"
Lorean mechanisch, widerstandslos: „Ich... ich habe meine Position genutzt. Es begann mit der Reinrassen-Reform. Eine Initiative, die Ehen zwischen verschiedenen Rassen verbieten soll. Es ist notwendig, um Reinrassige zu fördern, um... die Ordnung zu wahren."
Mio hob eine Augenbraue, sein Ton blieb ruhig, aber unerbittlich. „Die Ordnung? Oder eher Ihre Machtposition im Rat zu festigen?"
Lorean zuckte leicht zusammen, doch er sprach weiter. „Ja... es stärkt meine Macht. Hybriden stellen ein Problem dar. Sie schwächen die Blutbanken, weil ihre Werte nicht exakt einer Spezies zugeordnet werden können. Das gefährdet die medizinische Versorgung."
Mio: „Ein interessantes Argument. Aber ich sehe nicht den Kern Ihrer Motivation. Es geht nicht um Blutbanken. Es geht um Kontrolle. Und Nox Vigilia – warum interessieren sie Sie?"
Lorean: „Sie sind Hybriden. Sie sind gefährlich, unberechenbar, schwer zu kontrollieren. Ich... ich suche nach Schwachstellen, um sie zu eliminieren. Sie bedrohen alles, was wir aufgebaut haben."
Mio lächelte kalt, seine Stimme wurde schärfer. „Und während Sie Nox Vigilia als Bedrohung behandeln, richten Sie hinter den Kulissen Ihr eigenes Chaos an. Erzählen Sie mir von dem Lagerhaus im Schattenpfad."
Loreans Atem stockte, doch er konnte nicht schweigen. Mios Kontrolle zwang ihn, die Wahrheit zu sprechen. „Es... es ist ein privater Ort. Dort lagere ich Waren und Ressourcen, die ich geheim halte. Es ist kein offizieller Standort. Es... dient meinen persönlichen Zwecken."
Mio ließ die Worte wirken, bevor er weitermachte. „Waren und Ressourcen. Für welche Zwecke?"
Lorean: „Handelsrouten. Manipulation von Exporteinnahmen. Ich... ich habe Handelsverträge so angepasst, dass sie bestimmten Großhändlern zugutekommen. Kleine Händler wurden benachteiligt. Überhöhte Gebühren wurden eingeführt. Die Gelder gingen an meine Verbündeten – und an mich."
Mio: „Ein geheimer Fond? Oder mehrere Fonds?"
Lorean senkte den Kopf leicht. „Ja... ein Fond. Gespeist durch Abgaben der Exporteure. Das Geld floss in private Projekte und die Bereicherung meiner Verbündeten."
Mio verschränkte die Arme, seine Stimme wurde dunkler. „Und was ist mit der Infrastruktur? Wichtige Projekte wurden verzögert, sabotiert – warum?"
Lorean: „Druckmittel. Politische Vorteile. Es... hat mir geholfen, meine Position zu festigen. Ich habe Projekte genehmigt oder blockiert, abhängig davon, welche Vorteile ich daraus ziehen konnte."
Mio schnaubte leise. „Und die kleinen Händler? Was haben Sie mit ihnen gemacht?"
Lorean: „Zusätzliche Zölle. Bürokratische Hürden. Sie... waren eine Bedrohung für die Großhändler, die mich unterstützten. Ich habe ihnen Handelsprivilegien entzogen und sie in die Bedeutungslosigkeit gedrängt."
Mio: „Beschlagnahmte Güter?"
Lorean: „Ja... angeblich aus Sicherheitsgründen. Aber diese Güter tauchten später in Handelsnetzwerken auf, die mir nahestanden. Es... war ein Spiel der Macht."
Mio lehnte sich langsam zurück, seine Augen verengten sich. „Ihre Handelsaufsicht? Wie haben Sie sie kontrolliert?"
Lorean: „Ich... habe unqualifizierte Loyalisten eingesetzt. Inspektoren, die mich hinterfragten, wurden ersetzt. Die Aufsichtsbehörden waren... ein Werkzeug, um meinen Einfluss zu maximieren."
Mio atmete tief ein, seine Stimme wurde schärfer. „Und die Exporte? Was haben Sie damit angestellt?"
Lorean: „Ich... habe Exporte bestimmter Güter absichtlich eingeschränkt. Es... schuf Abhängigkeiten von Lieferanten, die mir loyal waren. Einige Handelsverträge mit Nachbarstädten wurden sabotiert, um sie zu zwingen, zu meinen Bedingungen zu verhandeln."
Mio stand langsam auf, die Macht in seiner Präsenz schien den Raum zu füllen. „Lorean Draeven. Sie haben nicht nur das Elysiums Forum geschwächt, Sie haben auch die Freie Zone und ihre Händler verraten. Ihre Vergehen reichen tief, und Ihre Position im Rat war nichts als ein Mittel, um Ihre Macht zu festigen."
Lorean, vollkommen willenlos, nickte stumm, seine Stimme mechanisch. „Ja... ich habe meine Macht genutzt. Aber ich... habe versucht, Ordnung zu schaffen."
Mio trat näher, sein Blick eiskalt. „Ordnung? Sie haben Chaos verursacht. Ich habe genug gehört, Herr Draeven."
Die Stille im Raum war erdrückend, während Mio seine Gedanken sammelte, bereit, den nächsten Schritt zu gehen.
Mio richtete sich auf, seine Präsenz unnachgiebig, doch seine Stimme hatte wieder diesen kontrolliert ruhigen Ton. „Herr Draeven, vergessen Sie, dass ich heute hier war. Sie werden sich an nichts mehr erinnern." Er trat näher, sein Blick bohrte sich tief in Loreans willenlosen Ausdruck. „An gar nichts. Machen Sie einfach weiter, wie gewohnt."
Mio legte ein Blatt Papier und einen Stift vor Lorean. „Aber zuerst schreiben Sie mir hier auf, wo sich dieses Lagerhaus im Schattenpfad befindet und welche Sicherheitsmechanismen es hat."
Ohne zu zögern griff Lorean nach dem Stift und begann, die Informationen niederzuschreiben. Seine Hand bewegte sich schnell, während Mio geduldig wartete.
Als Lorean fertig war, nahm Mio den Zettel und faltete ihn sorgsam zusammen. „Fein. Nun hören Sie mir gut zu." Mios Stimme wurde eindringlicher, als er begann, klare Anweisungen zu geben.
„Sie werden so weitermachen wie bisher, aber Sie werden einige Dinge unverzüglich in die Wege leiten:
1. Sie akzeptieren die Kündigung von General Kaelor Duras, sobald diese eintrifft, ohne Fragen zu stellen.
2. Sie werden keinerlei Fragen zu Marcelo Martel oder seiner Situation stellen.
3. Elarion Vaelthar wird offiziell von Ihnen entlassen. Bereiten Sie alle notwendigen Papiere vor, um Maelrik als seinen Vertreter einzusetzen. Zusätzlich wird Maelrik eine Gehaltserhöhung von 10% erhalten.
4. Das Gehalt aller verbliebenen Ratsmitglieder wird um 15% erhöht. Leiten Sie dies ebenfalls heute noch ein.
5. Kalek, der Assistent von Marcelo, wird unter die Aufsicht eines anderen fähigen Ratsmitglieds gestellt, egal welcher. Sie sorgen dafür, dass dies diskret geschieht, ohne Fragen zu stellen.
6. „Tavion Arelith befindet sich im Urlaub. Sie werden keinerlei Fragen über die Dauer seines Urlaubs stellen. Stellen Sie sicher, dass sein Arbeitsplatz nach seiner Rückkehr vollständig gesichert ist. Ebenso ist dafür Sorge zu tragen, dass der Arbeitsplatz seiner Frau Evelyn ebenfalls garantiert bleibt. Leiten Sie alle nötigen Maßnahmen ein, um dies zu gewährleisten."
Darüber hinaus," Mio lehnte sich leicht nach vorne, sein Tonfall kühl, „werden Sie den Zustand der Gesetzlosen Zone überprüfen lassen. Nehmen Sie umgehend Kontakt zu Kaelith, der Gildenmeisterin der Wanderflamme, auf und teilen Sie ihr mit, dass die Hüterflamme Sie bezüglich des Zustand der Gesetzlosen Zone informiert hat. Sorgen Sie dafür, dass dies ohne Verzögerung geschieht."
Mio ließ einen Moment der Stille vergehen, bevor er hinzufügte: „Ach, und noch etwas. Zeigen Sie dem Rosavelle Essence Unternehmen ein wenig mehr Dankbarkeit. Wir sind immerhin dabei, Ihre Fehler geradezubiegen. Sorgen Sie dafür, dass dies in angemessener Weise reflektiert wird."
Die Stellen, die nun im Rat frei geworden sind, werden erst besetzt, wenn geeignete Kandidaten gefunden wurden. Sie werden niemanden einsetzen, der nicht zuvor von Lenara und Iven geprüft wurde. Am besten belassen Sie die Situation vorerst, wie sie ist – ignorieren Sie die Lücken. Ich werde mich zu gegebener Zeit darum kümmern.
Mio trat zurück, sein Blick blieb noch einen Moment auf Lorean gerichtet. „Machen Sie es gut, Herr Draeven."
Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm Mio den Zettel mit den Informationen über das Lagerhaus und wandte sich an Lenara, Iven und Sylara. Mit einem letzten, prüfenden Blick auf Lorean verließ die Gruppe das Büro, während Lorean stumm zurückblieb, als hätte nichts von alledem jemals stattgefunden.
Die Gruppe machte sich auf den Weg Richtung Ausgang des Forums. Die Gänge wirkten stiller als zuvor, als würde die erdrückende Last des Tages langsam verblassen. Mio streckte sich, seine Bewegungen waren träge, doch sein Blick blieb scharf.
„Was für ein Tag," murmelte er, während er müde ausatmete. „Es ist bereits später Nachmittag. Sagen Sie mir, dass es das jetzt gewesen ist."
Lenara lächelte leicht und nickte. „Das war es, Herr Rosavelle. Wir sind schwer beeindruckt. Und wir danken Ihnen dafür, dass Sie Lorean Draeven zur Ordnung gebracht haben."
Iven warf Mio einen längeren Blick zu. „Ihre Essenz ist... erschreckend. Sie zwingt die Wahrheit geradezu hervor. Es ist faszinierend, aber auch furchteinflößend."
Sylara fügte hinzu, ihre Stimme neugierig, aber auch nachdenklich: „Warum haben Sie Lorean Draeven nicht auch seines Postens enthoben? Er war doch offensichtlich tief verstrickt in all diese Machenschaften."
Mio blieb stehen, drehte sich langsam zu den dreien um, sein Blick durchdringend, aber ruhig. „Nun... Lorean Draeven wird noch benötigt. Lassen wir ihn vorerst in dem Glauben, dass alles nach Plan läuft. Dann kommt die böse Überraschung. Wir brauchen Beweise, um eine Persönlichkeit von seinem Rang zu stürzen – und nicht nur Beweise, sondern auch die richtige Gelegenheit, um seine Schuld vor der Öffentlichkeit offenzulegen."
Er machte eine kurze Pause, ließ die Worte wirken, bevor er fortfuhr. „Wenn wir ihn einfach jetzt entlassen würden, ohne die Öffentlichkeit vorzubereiten, könnten wir den plötzlichen Zerfall des Rates nicht erklären. Die drei, die ich heute entfernt habe, sind bereits ein Risiko für das Vertrauen in den Rat. Wenn wir Lorean Draeven ohne Sündenbuch entfernen, stehen wir mit leeren Händen da. Aber wenn wir ihn an die Presse liefern, mitsamt allen Beweisen, können wir auch die Vorgänge rund um die anderen erklären."
Ein kühles Lächeln zog sich über Mios Gesicht. „Shade wird sich um das Lagerhaus kümmern. Er wird es auseinandernehmen, jede Spur sichern und alle nötigen Beweise liefern. Sobald wir diese haben, wird Lorean Draeven sein Amt auf legale Weise verlieren – und das mit einem lauten Knall. Alles, was er zu verantworten hat, wird ans Licht kommen, und er wird ordentlich zur Rechenschaft gezogen. Es wäre doch schade, wenn jemand wie er nicht für all das bezahlen müsste, nicht wahr?"
Er begann wieder zu gehen, sprach jedoch weiter. „Außerdem brauchte ich ihn für die kleinen Rädchen, die ich heute in Bewegung gesetzt habe. Die Gehaltserhöhung für die Ratsmitglieder, die Neuordnung der Strukturen – alles wird unter seiner Leitung durchgeführt. Wenn diese Maßnahmen noch unter seinem Namen abgeschlossen werden, ist das unantastbar für die, die folgen. Es macht unsere Arbeit nur leichter."
Lenara nickte langsam, ihre Augen schienen Mios Logik zu folgen. „Das ergibt Sinn. Ihn auflaufen zu lassen braucht Zeit."
Mio drehte sich noch einmal um, sein Blick war ruhig, aber fest. „Genau. Ihn jetzt aus dem Spiel zu nehmen wäre unklug. Es genügt, wenn wir uns ein paar Tage Zeit nehmen, um das Lagerhaus zu durchsuchen und die Beweise zu sichern. Dann kommt sein Fall – und zwar so, dass er keine Chance mehr hat, sich zu verteidigen. Lorean wird als Sündenbock dienen – derjenige, der in seiner Verantwortung gescheitert ist, den Rat zu bewachen. Die Korruption und Entlassungen fallen auf ihn zurück. Wenn er unter diesen Umständen abdankt, ist das ideal – die Öffentlichkeit hätte sofort jemanden, an dem sie ihren Frust auslassen kann."
Ein leichtes Schmunzeln spielte um seine Lippen, als er auf Ivens Kommentar zurückkam. „Was meine Sünde angeht... meine Essenz zwingt niemanden zur Wahrheit. So funktioniert das nicht."
Iven hob eine Augenbraue, und Mio erklärte weiter: „Ich bin die Bekehrung und die List. Meine Macht liegt darin, jede Korruption, jede Lüge zu durchschauen. Wenn jemand versucht, mich zu manipulieren oder zu bekehren, spiegelt meine Essenz einfach nur die Wahrheit wider – die echten Gedanken des Betroffenen. Ich bin ein Spiegel, der die wahren Absichten zurückprallen lässt. Loyalität wird mit Loyalität belohnt. Aber," er hielt inne, sein Ton wurde leiser, fast bedrohlich, „ich kann ebenso gut andere bekehren, ihre Gedanken lenken, sie manipulieren. Ich bin ein Meister darin, die Schwächen in ihren Gedanken aufzuspüren und sie zu nutzen. Es liegt an ihnen, wie ich mit ihnen umgehe. Es ist so einfach."
Die Gruppe fiel in Schweigen, während Mios Worte nachhallten. Sie erreichten schließlich den Ausgang des Forums, wo Mio einen letzten Blick zurückwarf, seine Augen voller Entschlossenheit. „Heute war ein langer Tag. Aber die wirklich spannende Arbeit beginnt erst."
Am Ausgang blieb Mio stehen und wandte sich zu Lenara, Iven und Sylara um. Seine Haltung war entspannter, seine Müdigkeit war spürbar, aber sein Lächeln hatte etwas Unerschütterliches.
„Nun, meine Arbeit hier ist fürs Erste getan," sagte er mit einem leichten Seufzen. „Ich vertraue darauf, dass ihr die nächsten Schritte klug angeht. Ihr wisst, was zu tun ist. Wir sehen uns bald wieder."
Er hob lässig die Hand, ein freundlicher Abschiedsgruß. „Bis bald, ihr drei. Und denkt daran – lasst euch nicht manipulieren, außer von mir."
Mit einem verschmitzten Grinsen drehte er sich um, streckte die Arme kurz, als wolle er die Müdigkeit abschütteln, und verschwand schließlich mit ruhigen Schritten aus dem Forum. Hinterließ eine spürbare Stille und das Gefühl, dass der Tag zwar endete, die Konsequenzen seiner Taten jedoch gerade erst beginnen würden.
Als Mio den Ausgang des Forums passiert hatte und seine Präsenz mit ihm verschwand, blieb eine ungewöhnliche Stille zurück. Lenara, Iven und Sylara standen noch immer da, ihre Gedanken kreisten um die Ereignisse des Tages, und schließlich brach Lenara das Schweigen.
„Dieser Mann..." begann sie, ihre Stimme leise und nachdenklich. „Er ist eine Kraft, die man nicht unterschätzen darf. Ich habe schon viele beeindruckende Persönlichkeiten im Rat erlebt, aber Mio Rosavelle? Er ist anders. Einschüchternd und doch... faszinierend."
Iven nickte langsam, seine Stirn war noch immer in Falten gelegt. „Ich muss zugeben, dass ich anfangs skeptisch war, als ich hörte, dass er so viel Einfluss hat. Aber jetzt verstehe ich es. Seine Essenz ist... einzigartig. Er manipuliert nicht nur die Gedanken anderer – er hält einem einen Spiegel vor. Es ist, als würde er dich zwingen, die Wahrheit zu akzeptieren, auch wenn du sie verdrängen willst."
Sylara verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand, ihre Miene war nachdenklich, aber auch erschöpft. „Und das macht ihn so gefährlich. Er sieht Dinge, die andere nicht sehen. Ich hatte das Gefühl, er hat uns alle durchschaut, noch bevor wir den Mund aufgemacht haben. Kein Wunder, dass er es geschafft hat, Lorean Draeven und die anderen so schnell in die Schranken zu weisen."
Lenara ließ einen tiefen Atemzug los und schüttelte leicht den Kopf. „Aber es war nicht nur seine Essenz. Es war, wie er die Dinge angegangen ist. Er hat keinen einzigen Fehler gemacht, jeden Schritt durchdacht und uns immer einen Schritt voraus. Selbst Lorean, der sonst alle Fäden in der Hand hält, wurde wie ein Lehrling behandelt."
Iven fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und lachte trocken. „Ich wünschte, ich könnte sagen, dass der Tag vorbei ist, aber ich habe das Gefühl, dass Mios Arbeit uns noch lange beschäftigen wird. Diese Lagerhäuser, die Beweise, die Schatten von Nox Vigilia... Er hat einen ganzen Sturm losgetreten."
Sylara nickte, ihre Stimme war ruhiger, aber dennoch schwer von den Erlebnissen des Tages. „Das stimmt. Aber vielleicht war dieser Sturm genau das, was das Forum gebraucht hat. Wir haben uns zu lange hinter Formalitäten versteckt und zugelassen, dass Korruption unsere Strukturen durchdringt. Mio hat das erkannt – und er hat gehandelt, ohne zu zögern."
Lenara legte eine Hand auf Sylara's Schulter, ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. „Vielleicht war es auch das, was wir gebraucht haben. Jemanden, der uns die Augen öffnet. Aber ich hoffe, dass wir uns nie auf die falsche Seite seiner Essenz stellen. Denn ehrlich gesagt... ich möchte nicht derjenige sein, den er als nächstes ins Visier nimmt."
Die drei lachten leise, wenn auch ein wenig nervös, bevor sie sich voneinander lösten, jeder in Gedanken versunken. Die Anspannung des Tages hing noch immer wie eine unsichtbare Last in der Luft, doch die Richtung war klar: Mios Sturm würde das Forum verändern – und sie alle würden Teil dieses Wandels sein.
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Mio bewegte sich mit leichten, kontrollierten Schritten durch die schmale Wendeltreppe, die in den untersten Bereich von Rosavelle Essence führte. Der Keller hatte eine ganz andere Atmosphäre als die hellen, geschäftigen oberen Etagen. Hier unten war es dunkel und still, durchzogen von der kühlen Aura des Schattens, die Shades Präsenz zu markieren schien. An den Wänden hingen sorgfältig eingerichtete Tafeln mit Karten, Berichten und Aufzeichnungen. Die Luft war erfüllt von einem subtilen, fast unmerklichen Summen – als würde die Stille selbst leben.
Als Mio den zentralen Raum betrat, blieb er kurz stehen und betrachtete die Szenerie. Es war ein beeindruckendes Netzwerk von Schatten und Geheimnissen. Regale voller Dokumente, Karten und Artefakte reihten sich entlang der Wände, während magische, schimmernde Kugeln auf schwebenden Sockeln Informationen zu speichern schienen. Der Raum wurde von einem schwachen, bläulichen Licht beleuchtet, das von kleinen Kristallen ausging, die in den Wänden eingelassen waren.
Im Mittelpunkt des Raums stand Shade, eine hohe, imposante Gestalt mit seiner unverkennbaren Aura aus Dunkelheit und Gräuel. Neben ihm arbeitete Veyra, eine Noctivara, die geschmeidig durch die Regale glitt, dabei Dokumente sortierte und Informationen in ein magisches Terminal einspeiste. Ein Stück entfernt saß Lyssa, eine Schattengängerin, fast unsichtbar in einer Ecke, während sie ein sorgfältiges Protokoll von Missionsplänen prüfte.
„Shade," begrüßte Mio ihn mit einem leichten Lächeln und hielt den Zettel hoch, den Lorean Draeven ihm gegeben hatte. „Ich bringe dir etwas, das dich interessieren könnte."
Shade wandte sich um, seine gelben, raubtierhaften Augen leuchteten im gedämpften Licht des Raumes auf. „Mio," antwortete er mit seiner tiefen, aber ruhigen Stimme. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis du herkommst. Ich nehme an, das ist die Adresse?"
Mio trat näher, legte den Zettel mit einer geschmeidigen Bewegung auf den großen Holztisch vor Shade und nickte. „Lorean Draeven war kooperativer, als ich erwartet hatte – natürlich unfreiwillig. Hier ist alles, was er mir über das Lagerhaus im Schattenpfad verraten hat, inklusive der Sicherheitsvorkehrungen. Ich überlasse es dir, daraus Kapital zu schlagen."
Shade nahm den Zettel, seine langen, geschickten Finger glitten über das Papier, während er die Notizen las. Sein Blick blieb kalt und konzentriert, doch ein leichtes Zucken seiner Lippen verriet ein Hauch von Zufriedenheit. „Ich habe meine Leute bereits darauf angesetzt," sagte er schließlich und blickte Mio direkt an. „Veyra und Lyssa überwachen die Gegend seit Tagen. Wir haben die Wachpläne, die Schichten und sogar einige der Sicherheitsmaßnahmen des Gebäudes analysiert. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir dort eindringen können."
Mio: „Wie lange brauchst du noch, um alles zu sichern?"
Shade legte den Zettel zur Seite, seine Haltung war gelassen, aber seine Augen strahlten die typische Wachsamkeit aus. „Veyra arbeitet an den letzten Details. Lyssa bereitet den Einsatzplan vor. Spätestens morgen Nacht sollte das Lagerhaus uns gehören – mit all seinen Geheimnissen."
Mio: „Das klingt nach deinem üblichen Perfektionismus." Er ließ seinen Blick kurz zu Veyra und Lyssa wandern. „Ihr beide macht ausgezeichnete Arbeit. Aber seid vorsichtig. Dieses Lagerhaus gehört Draeven, und er hat genug Ressourcen, um unangenehme Überraschungen bereitzuhalten."
Veyra: „Sorgen solltest du dir um ihn machen, nicht um uns," antwortete die Noctivara mit einem selbstbewussten Ton, ohne dabei ihre Arbeit zu unterbrechen. „Wir wissen, was wir tun."
Lyssa: „Alles läuft nach Plan, Herr Rosavelle," fügte die Schattengängerin hinzu, ihr Ton ruhig und professionell. „Wir werden keine Spuren hinterlassen."
Mio: „Das erwarte ich von euch." Er wandte sich wieder an Shade. „Lorean Draeven ist zwar noch auf seinem Posten, aber nicht mehr lange. Sobald wir die Beweise haben, wird er fallen. Sorg dafür, dass nichts übersehen wird. Alles, was wir gegen ihn verwenden können, wird gebraucht."
Shade nickte langsam. „Du wirst bekommen, was du brauchst. Und keine Sorge – wir hinterlassen keine losen Enden."
Mio schenkte ihm ein leichtes, aber anerkennendes Lächeln. „Ich habe nichts anderes erwartet. Du bist die Essenz der Gräuel – und ich weiß, dass niemand in den Schatten besser operieren kann als du und dein Team. Es liegt jetzt in deinen Händen, den nächsten Schritt zu gehen."
Shade nickte erneut und gab Veyra und Lyssa ein kurzes Zeichen, bevor er sich wieder Mio zuwandte. „Wenn wir fertig sind, wird Draeven nicht nur gestürzt – er wird vernichtet. Dafür sorge ich persönlich."
Mio schmunzelte. „Das war alles, was ich hören wollte."
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, zufrieden mit den Fortschritten, die Shade bereits gemacht hatte. Der Keller von Rosavelle Essence war nicht nur ein Zentrum der Schatten, sondern auch der Ort, an dem die Fäden gesponnen wurden, die letztlich die Welt veränderten.
...
Mio gähnte leise, seine Bewegungen wurden langsamer, als er sich sichtlich müde Richtung Ausgang bewegte. Seine übliche Eleganz war noch da, doch seine Schultern hingen leicht, und ein Hauch von Erschöpfung lag in der Luft.
Shade trat wieder zu ihm, sein Blick ruhig, aber aufmerksam, und legte eine Hand auf Mios Schulter, um ihn aufzuhalten. „Was ist los?" fragte er, seine tiefe Stimme von Besorgnis durchzogen. „Geht es dir nicht gut?"
Mio schnaubte leise und hob eine Hand, um Shade zu beruhigen. „Doch, mir geht es gut," antwortete er mit einem schiefen Lächeln, das seine Müdigkeit kaum verdeckte. „Ich habe nur seit Ewigkeiten nicht mehr meine Essenz so massiv einsetzen müssen. Der Rat... voller Korruption und Intrigen. Es war ein anstrengender Tag."
Shade ließ seine Hand auf Mios Schulter ruhen, sein Blick durchdringend. „Du trägst viel Verantwortung," sagte er, seine Stimme war ruhig, aber seine Worte hatten Gewicht. „Denk auch daran, dich auszuruhen. Überanstrenge dich nicht."
Mio nickte leicht, seine Augen schlossen sich für einen Moment, bevor er wieder aufblickte. „Ja, ich weiß. Aber jetzt muss ich erst noch zu Jake, um ihm Bericht zu erstatten."
Shade zog seine Hand zurück, seine Haltung entspannte sich, doch sein Blick blieb wachsam. „In Ordnung. Aber danach solltest du dir wirklich Zeit nehmen, dich zu erholen. Auch jemand wie du braucht das."
Mio drehte sich leicht um, ein schwaches, aber ehrliches Lächeln auf seinen Lippen. „Ich verspreche nichts, Shade. Aber danke."
Mit diesen Worten ging er weiter, seine Schritte langsamer, aber bestimmt. Die Erschöpfung hing schwer in der Luft, doch Mio ließ sich davon nicht beirren. Noch nicht.
Mio schlenderte durch den dritten Stock, seine Schritte müde, seine Augen halb geschlossen. Doch Jake war nirgendwo zu finden. Er hatte überall gesucht, und seine Erschöpfung begann sich deutlich zu zeigen. Schließlich landete er in der Praxis von Alex, wo Kaelin und Aelira gerade die letzten Patienten verabschiedeten.
Mio gähnte, während er sich an einen Türrahmen lehnte. „Jake ist auch hier nicht? Wahrscheinlich sitzt er zuhause und arbeitet in seinem Büro. Ich gehe mal heim."
Kaelin warf ihm einen kurzen, besorgten Blick zu, aber bevor sie etwas sagen konnte, trat Alex aus seiner Praxis. Seine Augen musterten Mio sofort aufmerksam.
„Mio, was ist los? Alles in Ordnung?" fragte Alex, seine Stimme ruhig, aber mit einem Hauch von Besorgnis.
Mio gähnte erneut, schüttelte müde den Kopf und winkte ab. „Ja, ja, alles gut. Ich geh jetzt heim. Bis dann."
Doch bevor er gehen konnte, trat Alex einen Schritt näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Warte mal, Mio. Komm mal mit."
Mio seufzte, seine Stimme war leise und genervt. „Nein, Alex. Ich will einfach nur heim. Ich brauche keinen Vortrag oder eine Untersuchung. Ich schlafe zuhause und dann ist alles gut."
Alex ließ sich nicht beirren. Mit einem leichten Zug an Mios Arm dirigierte er ihn zurück in die Praxis. „Du siehst müde aus – viel zu müde für ein Irrlicht. Das passt nicht zu dir. Setz dich, ich will sicherstellen, dass nichts Ernstes dahintersteckt."
Mio setzte sich widerwillig auf die Untersuchungsliege, während Alex begann, ihn zu überprüfen. Mio schnaubte leise und murmelte: „Ich habe heute meine Essenz überbeansprucht, das ist alles. Ich brauche keinen großen Check-up. Ich schlafe zuhause, und dann ist alles wieder gut."
Doch Alex ignorierte Mios Proteste und konzentrierte sich auf seine Untersuchung. Nach einer Weile richtete er sich auf, seine Stirn leicht gerunzelt. „Mio, dein Blutdruck ist viel zu niedrig, und dein Mana ist deutlich erschöpfter als normal. Wann hast du das letzte Mal richtig gegessen? Oder dich wirklich ausgeruht?"
Mio zuckte mit den Schultern, sein Blick wich leicht aus. „Ich hatte keine Zeit. Der Rat war voller Korruption, und ich musste meine Essenz mehrfach einsetzen. Es war ein anstrengender Tag."
Alex verschränkte die Arme, seine Stimme wurde strenger. „Das ist keine Entschuldigung. Du hast nicht nur heute, sondern auch in den letzten Tagen viel zu hart gearbeitet. Und offensichtlich hast du auch kaum gegessen. Dein Körper ist erschöpft, Mio, und das ist gefährlich – selbst für jemanden wie dich."
Mio seufzte schwer, ließ den Kopf hängen und murmelte leise: „Ich wollte nur, dass die Dinge erledigt werden. Das ist alles."
Alex legte eine Hand auf Mios Schulter, sein Ton wurde sanfter. „Und jetzt ist es an der Zeit, dass du dich um dich selbst kümmerst – sprichwörtlich."
Du brauchst Ruhe, Mio. Iss etwas, trink etwas und nimm dir Zeit, um dich zu erholen. Versprich mir, dass du dich heute Nacht wirklich ausruhst."
Mio nickte schließlich langsam, seine Müdigkeit wurde zu stark, um weiter zu widersprechen. „Okay... ich gehe nach Hause und schlafe. Zufrieden?"
Alex schmunzelte leicht, aber seine Augen blieben ernst. „Für jetzt ja. Aber ich werde das im Auge behalten. Und Mio – denk dran, du kannst niemanden retten, wenn du selbst zusammenbrichst."
Mit einem leichten Seufzen stand Mio auf, nickte Alex zum Abschied zu und verließ die Praxis, bereit, endlich die dringend benötigte Ruhe zu finden.
♾️
Mio betrat endlich das Rosavelle-Anwesen, seine Schritte schwer von Müdigkeit. Er machte einen kurzen Abstecher in die Küche, wo er sich einen Apfel nahm, hineinbiss und den halben Apfel wieder auf den Tisch legte. Sein Blick wanderte kurz zur Uhr an der Wand. Es war spät, und die Erschöpfung machte sich in jeder seiner Bewegungen bemerkbar.
Er griff nach einem Glas Wasser, trank langsam und ließ das Glas auf der Küchenzeile stehen. Doch bevor er sich endgültig zurückziehen konnte, fiel ihm ein, dass er Jake Bericht erstatten musste. Also schleppte er sich in Richtung Büro.
Im Büro saß Jake an seinem Schreibtisch, die Stirn in konzentrierte Falten gelegt, während er Akten und Berichte durchging. Das leise Kratzen seiner Feder füllte den Raum, und die Luft war durchzogen von der typischen Ruhe, die Jake umgab – einer Ruhe, die jedoch immer eine unterschwellige Stärke in sich trug.
„Jake," begann Mio mit müder Stimme, während er die Tür leise hinter sich schloss.
Jake hob den Kopf und sah Mio an, seine roten Augen blitzten aufmerksam auf. „Mio, da bist du. Alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du einen anstrengenden Tag hinter dir."
Mio nickte, ließ sich ohne Einladung in einen der Sessel vor Jakes Schreibtisch fallen und lehnte sich zurück. „Das ist noch milde ausgedrückt. Der Rat war... anstrengend. Aber ich wollte dir kurz Bericht erstatten."
Jake legte die Feder beiseite, verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „Kurz? Das bezweifle ich. Fang an. Was ist passiert?"
Mio begann, die Ereignisse des Tages zu schildern – von den Maulwürfen, die er entlarvt hatte, über die Manipulationen im Rat bis hin zu den Absprachen mit Lorean Draeven. Jake hörte aufmerksam zu, seine Miene wurde immer finsterer, je weiter Mio sprach.
„Also hast du Duras, Martel und Vaelthar aus dem Weg geräumt?" fragte Jake schließlich, seine Stimme ruhig, aber scharf.
Mio nickte, ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen. „Natürlich. Und Lorean habe ich in seinem eigenen Netz aus Lügen und Manipulationen gefangen gehalten. Shade kümmert sich bereits um das Lagerhaus, und sobald wir die Beweise haben, wird auch er fallen."
Jake seufzte und schüttelte den Kopf. „Und dabei hast du deine Essenz massiv eingesetzt, oder? Kein Wunder, dass du so erschöpft bist."
„Das war nötig," antwortete Mio, die Müdigkeit in seiner Stimme deutlich spürbar. „Der Rat war voller Korruption, Jake. Es war schlimmer, als ich erwartet hatte."
Jake stellte nun gezielte Fragen zu den Details – wer im Rat noch verdächtig war, welche Maßnahmen bereits in Bewegung gesetzt wurden und wie Shade die Beweise beschaffen würde. Mio beantwortete alles, geduldig, aber seine Stimme wurde leiser, je länger das Gespräch dauerte.
Jake bemerkte das, ließ seine letzten Notizen beiseite und betrachtete Mio eingehend. „Du hast heute mehr getan, als jeder andere in deiner Situation getan hätte. Aber ich sehe, dass es dich erschöpft hat. Mio, du musst wirklich lernen, dir Grenzen zu setzen."
Mio schloss die Augen für einen Moment, lehnte sich tiefer in den Sessel und seufzte. „Ich weiß, ich weiß. Alex hat mir das auch schon gesagt. Aber es musste sein. Der Rat ist eine tickende Zeitbombe, und wenn wir ihn nicht rechtzeitig stabilisieren, könnte alles zusammenbrechen."
Jake stand auf, trat hinter den Sessel und legte eine Hand auf Mios Schulter. „Du hast genug für heute getan, Mio. Geh schlafen. Der Rat wird nicht über Nacht zusammenbrechen, und du brauchst deine Kräfte, um weiterzumachen."
Mio nickte langsam, seine Augen noch immer geschlossen. „Ja, du hast recht. Aber es gibt noch so viel zu tun..."
„Und dafür gibt es morgen. Jetzt geh." Jakes Stimme war nicht streng, sondern voller liebevoller Fürsorge.
Mio erhob sich langsam aus dem Sessel, streckte sich und gähnte. „Danke, Jake. Ich geh schlafen. Aber wehe, du bleibst die ganze Nacht hier sitzen."
Jake schmunzelte leicht. „Ich verspreche nichts. Schlaf gut."
Mit diesen Worten verließ Mio das Büro, seine Schritte leiser und schwerer als zuvor, während Jake ihm mit einem leichten Lächeln hinterherblickte.
Mio hatte sich auf den Weg gemacht, um einen letzten Blick auf Chris, Emilia und Eaden zu werfen. Seine Schritte führten ihn ins Geburtshaus, wo die kleine Familie friedlich schlief. In ihrer Bestiengestalt lagen sie eng beieinander: Chris mit seinem seidigen weißen Fuchsfell, Emilia in ihrer großen Tigerform und der kleine Eaden, eingekuschelt zwischen ihnen, ein zarter Hauch von Bestienmana um ihn herum.
Mio blieb still an der Tür stehen, ein sanftes Schmunzeln auf seinen Lippen. Es war ein Bild von Ruhe und Harmonie, fast wie ein Gemälde, das er sich für immer einprägen wollte. „Eine kleine Familie," murmelte er leise, bevor er sich umdrehte und leise den Raum verließ, um sie nicht zu wecken.
Er ging zurück ins Wohnzimmer, wo die Nacht immer stiller wurde. Statt direkt ins Bett zu gehen, ließ er sich auf die Couch fallen. Ein Stapel leerer Notizblätter und ein Stift lagen griffbereit. Mio nahm beides und begann, seine Gedanken festzuhalten.
Seine Gedanken sprudelten nur so über, als er über das Elysiums Forum nachdachte. Die ineffizienten Strukturen, die mangelhaften Sicherheitsmaßnahmen und die überholten Schutzzirkel – all das war ihm während seines langen Tages nur zu deutlich aufgefallen. Als Architekt, Designer und Perfektionist konnte er die Fehler nicht ignorieren.
„Eine Festung, die keine ist," murmelte er und skizzierte grob neue Ideen. Linien, Anmerkungen und kleine Modellelemente füllten die Blätter, während er unermüdlich weiter schrieb und zeichnete. Seine Augen wirkten trotz der Müdigkeit wach, seine Hand glitt fast automatisch über das Papier.
Doch die Erschöpfung, die sich schon den ganzen Tag angekündigt hatte, war stärker, als er selbst glaubte. Seine Bewegungen wurden langsamer, seine Linien ungenauer. Schließlich sank der Stift aus seiner Hand, und Mio lehnte sich zurück, die Augen halb geschlossen.
Als er aufstand, um endlich ins Bett zu gehen, spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Kopf. Seine Sicht verschwamm, die Welt begann sich zu drehen. Er griff instinktiv nach dem Tisch, doch seine Beine gaben nach, und sein Körper sackte zusammen.
Mit einem dumpfen Geräusch schlug Mio gegen den Tisch, bevor er auf den Boden fiel. Seine Gedanken brachen ab, und die Dunkelheit übernahm. Dort lag er nun, bewusstlos, die Notizen und Entwürfe um ihn verstreut, während die Nacht um ihn herum still blieb.
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