Kapitel 15 Band 8
Geborgen im Licht
Das Portal öffnete sich sanft und schimmerte in einem hellen, silbrigen Glanz, als Ash und Mio hindurchtraten. Sie fanden sich an einem leicht erhöhten Plateau wieder, umgeben von hohen Klippen und weiten Wiesen, die sich bis zu den majestätischen Bergen des Drachen Tals erstreckten. Die Luft war klar, erfüllt von einem warmen Wind, der einen Hauch von Magie und uraltem Mana trug.
Ash kniete sich nieder und begann sofort, den Zirkel am Boden zu erneuern. Es war ein feiner, fast unsichtbarer Kreis aus Symbolen, der nur unter seiner Berührung kurz aufflammte. Seine Finger zeichneten routiniert die Muster nach, während leise Worte aus seinem Mund strömten – die alte Sprache der Drachen, tief und melodisch, als würde die Erde selbst auf seine Worte antworten.
Mio sah sich derweil neugierig um, seine violetten Augen leuchteten leicht vor Aufregung. Er pfiff leise durch die Zähne, bevor er grinsend zu Ash sprach. „Wow, hat sich echt gemausert hier. Was für ein Wandel..."
Das Drachen Tal
Vor ihnen erstreckte sich eine beeindruckende Landschaft. Hohe, schneebedeckte Gipfel umrahmten das Tal, während warme Farben der aufgehenden Sonne das Panorama in ein magisches Licht tauchten. Die einst rauen Höhlen, die früher das Zuhause der Drachen gewesen waren, waren nun Teil einer harmonischen Mischung aus natürlicher Schönheit und architektonischer Eleganz.
Häuser aus poliertem Stein und Holz, eingebettet in die Landschaft, waren in unterschiedlichen Größen und Formen gestaltet, manche angepasst an humanoide Bewohner, andere an die majestätischen Drachen und Flügelwesen, die frei flogen. Zwischen den Gebäuden schlängelten sich schimmernde Flüsse und kleine, mit leuchtenden Kristallen verzierte Brücken. In der Ferne konnte man vereinzelte Drachen in der Luft erkennen, die anmutig ihre Kreise zogen.
„Hast du gesehen, wie viele Flügelwesen hier leben? Es ist, als hätte jede Spezies ihr eigenes kleines Zuhause gefunden." Mio deutete auf einige kleinere Gefährten, die auf den Feldern grasten, während größere Kreaturen mit leichten Schritten durch das Tal wanderten.
Ash warf ihm einen kurzen Blick zu, während er seinen Zirkel vollendete. „Ja, es hat sich wirklich verändert. Früher war das hier ein Ort für Drachen allein, aber die Zeiten haben sich geändert. Jetzt ist es ein friedlicher Zufluchtsort für Flügelwesen aller Art. Kein Ort für Konflikte, nur für Einheit."
Mio nickte beeindruckt. „Und du hast hier deinen Zirkel erneuert? Warum hast du mir nie erzählt, wie wunderschön es hier ist?"
Ash zuckte mit den Schultern. „Es ist ein Ort meiner Vergangenheit. Ich komme hier nur selten her, um die Magie zu stabilisieren. Aber wenn du willst, zeige ich dir beim nächsten Mal mehr. Heute haben wir einen Auftrag."
Mio grinste. „Ich nehme dich beim Wort, mein Drache. Aber du hast recht. Lassen wir uns nicht ablenken. Das hier ist trotzdem... beeindruckend."
Mit einem letzten Strich schloss Ash den erneuerten Zirkel, der kurz in einem pulsierenden Licht aufleuchtete, bevor er erlosch. Er erhob sich und klopfte sich den Staub von den Händen. „Fertig. Von hier aus fliegen wir. Es sind noch zwei Stunden bis zum Nebel-Tal. Bereit?"
Mio schmunzelte. „Bereit. Zeig mir, wie ein echter Drache fliegt."
Und so breitete Ash seine Schwingen aus, während Mio seinen Illusions-Schleier aktivierte, und sie machten sich auf den Weg über die atemberaubende Landschaft hinweg, zum nächsten Ziel ihrer Reise.
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Ash hatte seine gewaltige Drachenform angenommen. Seine schuppenbedeckten Flügel schlugen kraftvoll durch die Luft, während Mio bequem auf seinem Rücken saß, von einer sanften Illusion vor dem Wind geschützt. Die Sonne spiegelte sich auf Ashs schimmernden Schuppen, und der Ausblick auf die weite Landschaft unter ihnen war atemberaubend.
Die Luft war ruhig, erfüllt nur vom gelegentlichen, tiefen Brummen von Ash, das wie ein sonores Lied der Drachen klang. Der Flug war entspannt, fast meditativ, als sie sich mühelos über Berge, Täler und dichte Wälder hinwegbewegten.
„Ich will Emilia diesen Ort zeigen," begann Ash mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme, die Mio förmlich durch die Brust vibrierte. „Sie hat bisher nur die Freie Zone kennengelernt. Es gibt so viele Königreiche, so viele verschiedene Völker. Sie sollte mehr sehen als nur Eversum."
Mio stützte sich leicht auf und sah zu Ashs gewaltigem Kopf hinunter. „Es gibt aber auch viel Gefährliches außerhalb der Freien Zone, mein schlafender Drache. Herzlicht wünscht sich ein stabiles Leben, Sicherheit. Ein Ort, der wie ein Zuhause ist."
Ash schnaubte leise, während ein sanfter Windstoß ihre Flugbahn trug. „Ja, und das soll sie haben. Aber sie sehnt sich nach Abenteuer, das kann ich spüren. Es gibt noch so viel zu entdecken. Die Welt ist riesig, und wir sollten sie hinausführen – eines Tages."
Mio lächelte leise und strich mit den Fingern sanft über Ashs Rücken, wo die kräftigen Schuppen nahtlos ineinander griffen. „Das werden wir. Wir leben noch einige Jahrhunderte, Ash. Ich habe nicht vor, mein Leben nur in Eversum zu verbringen. Aber ich sorge dafür, dass Herzlicht das irgendwann selbst erkennt. Für den Moment soll sie den Rosavelle-Traum noch ein Weilchen länger leben."
Ash nickte leicht, sein massiver Kopf bewegte sich elegant im Wind. „Du hast recht. Sie braucht Zeit. Aber die Welt da draußen wartet – und ich will, dass sie das sieht. Die Freiheit, die Schönheit, und ja, auch die Gefahren. Das alles gehört dazu."
Mio lehnte sich entspannt zurück und genoss den Flug. „Und wenn es so weit ist, werden wir alle gemeinsam hinausziehen. Wir sind ihre Familie. Ihr Schutz – und ihre Flügel."
Die beiden schwiegen für einen Moment, während die Luft um sie herum klar und kühl blieb, nur das Rauschen von Ashs Flügeln begleitete sie. Unter ihnen glitzerte ein Fluss im Sonnenlicht, und Mio konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen.
„Aber zuerst," begann Mio wieder, „bringen wir diesen Kurort in Ordnung und holen Tavion ab. Danach kannst du dich zurückziehen und schlafen – das hast du dir mehr als verdient."
Ash lachte, ein tiefes, dröhnendes Lachen, das über die Landschaft hallte. „Einverstanden. Aber wenn ich schlafe, will ich keine Überraschungen, Mio. Lass mich einfach mal zur Ruhe kommen."
„Versprochen," flüsterte Mio schelmisch, während sie ihre Reise fortsetzten, sicher und entschlossen, Schritt für Schritt alles vorzubereiten, was vor ihnen lag.
Ash drehte seinen gewaltigen Kopf leicht zur Seite, seine gold-violetten Augen funkelten neugierig, während er einen scharfen Windstoß mit seinen Flügeln schnitt. „Also, mein listiges Glühwürmchen, wann genau hast du diesen Kurort eigentlich informiert? Du hast gesagt, du hast reserviert. Aber wir waren doch die ganze Zeit beschäftigt. Ich habe dich keine Nachricht schicken sehen."
Mio grinste breit, fast schelmisch, während er sich auf Ashs Rücken noch gemütlicher hinsetzte. „Ach, mein schlafender Drache, ich habe meine Methoden. Glaubst du wirklich, dass ich auf etwas so Banales wie Nachrichten angewiesen bin?"
Ash hob eine Braue – so weit es für einen Drachen möglich war – und brummte skeptisch. „Erleuchte mich. Wie hast du das angestellt?"
Mio neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite, als würde er Ash ein Geheimnis anvertrauen. „Es ist ganz einfach – Irrlichter wie ich brauchen keine gewöhnlichen Wege. Ich nutze den Schleier des Flüsterwinds. Es ist eine alte Illusionskunst meiner Art. Mit ihr kann ich Gedanken, Botschaften oder sogar Bilder direkt in den Geist anderer weben, solange ich sie einmal gesehen oder mit ihnen verbunden war. Ich musste mich nur kurz konzentrieren und eine Nachricht direkt in die Träume des Clananführers schicken."
Ash schnaubte beeindruckt, ein feiner Nebel entwich aus seinen Nasenlöchern. „Du kannst Botschaften in die Träume anderer schicken? Ohne dass sie es merken?"
Mio nickte selbstgefällig. „Ganz genau. Er wird aufgewacht sein, mit dem Gefühl, dass er selbst an die Reservierung gedacht hat. Eine Art intuitive Eingebung. Und da ich ja schon seit Jahren mit diesem Clan in Kontakt stehe, haben sie nicht einmal hinterfragt, ob es echt ist. Sie halten es für selbstverständlich, dass ich komme – und dass ich alles perfekt vorbereitet habe."
Ash grinste jetzt breit. „Du bist wirklich ein Meister der Manipulation. Aber was, wenn jemand anderes den Traum bemerkt hätte? Was, wenn ein anderer Clanführer den Schleier gespürt hätte?"
Mio winkte ab, völlig unbeeindruckt. „Es gibt nicht viele, die die Irrlicht-Magie erkennen können, geschweige denn durchschauen. Und selbst wenn, sie hätten es für einen Zufall gehalten. Der Flüsterwind ist so subtil, dass er sich wie ein zartes Rascheln in ihren Gedanken anfühlt. Nichts Aggressives, nichts Aufdringliches."
Ash lachte laut, ein tiefes, brummendes Lachen, das über die Lüfte hallte. „Du bist wirklich unglaublich. Du webst Gedanken wie Fäden in den Verstand anderer. Kein Wunder, dass du die Bekehrung bist."
Mio zwinkerte ihm zu. „Nun, mein schlafender Drache, es ist doch nur logisch, dass ich meine Talente einsetze, um das Beste für uns alle zu erreichen. Und jetzt – keine weiteren Fragen. Lass uns diesen Ort erreichen, und ich garantiere dir, dass alles perfekt vorbereitet ist. Glaub mir einfach."
Ash seufzte dramatisch, während er weiterflog. „Ich glaube dir. Aber eines Tages musst du mir diese Technik beibringen. Vielleicht schicke ich dann auch jemandem ein paar Träume. So etwas wie: 'Hört auf, mich für alles verantwortlich zu machen.'"
Mio lachte laut und streckte sich entspannt. „Träume sind nicht nur für Botschaften, mein Drache. Sie sind auch dafür da, uns zu erinnern, dass die Realität manchmal ein wenig Magie braucht."
Mio lächelte sanft. „Wir sind mit meinem Lichtlein verbunden, schon seit sie zu uns kam. Wusstest du, dass ich ihr, als sie noch im Tal war, einige dieser Träume geschenkt habe?"
Ash drehte den Kopf leicht zur Seite und sah Mio über die Schulter skeptisch an. „Träume?"
„Natürlich," erwiderte Mio mit einem listigen Funkeln in den Augen. „Ich wollte, dass sie den Mut findet, uns zu suchen. Sie war so jung, so verloren... aber ich wusste, dass in ihr ein Feuer brennt, das uns irgendwann erreichen würde. Also habe ich den Schleier des Flüsterwinds genutzt und ihr Träume geschenkt. Kleine, sanfte Hinweise. Bilder von uns, von der Familie, die auf sie wartet. Nicht direkt, nicht zu viel – nur genug, um sie ahnen zu lassen, dass da draußen etwas auf sie wartet."
Ash brummte nachdenklich. „Und du bist dir sicher, dass das sie nicht beeinflusst hat, Entscheidungen zu treffen, die nicht ihre eigenen waren?"
Mio schüttelte den Kopf. „Mein Drache, ich habe ihr nur das gezeigt, was sie ohnehin tief in ihrem Herzen suchte. Mut, Hoffnung, Zugehörigkeit. Der Rest – das Finden, das Entscheiden – das war alles sie selbst. Ich habe sie nicht manipuliert. Ich habe sie nur daran erinnert, dass sie nicht allein ist."
Ash nickte schließlich. „Hm. Vielleicht war das ja genau der Funke, den sie gebraucht hat."
„Vielleicht," erwiderte Mio, sein Lächeln weich, während er in die Ferne blickte. „Aber ich würde es immer wieder tun, für mein Lichtlein."
Mio verschränkte die Arme und schmollte leicht. „Also, wann ist es soweit? Wann kommt mein Sohn? Wann kommt Flauschherz und Herzlichts Baby?"
Ash grinste müde, während er weiterflog. „Bald."
Mio zog eine Braue hoch. „Wann bald?"
Ash warf ihm einen seitlichen Blick zu. „Sehr bald."
Mio stöhnte dramatisch. „Sag doch jetzt!"
Ash seufzte tief, sein Brummen hallte in der Luft wider. „Heute Nacht? Vielleicht morgen früh."
Mio war unzufrieden. „Das ist zu ungenau!"
Ash schüttelte leicht den Kopf. „Es kommt sehr bald. Schneller, als dir bewusst wird. Du wirst es nicht verpassen. Und jetzt nerv nicht."
Mio rollte die Augen, doch dann wurde sein Blick neugierig. „Und warum hast du gesagt, es wird besonders werden? Was hast du gesehen?"
Ash schwieg einen Moment, bevor er ruhig antwortete. „Ich sah viel Licht. Das Baby ist gesegnet. Es wird von einer Aura umgeben sein, die Hoffnung und Wärme ausstrahlt. Willst du wirklich immer alles wissen? Kannst du dich nicht einfach mal überraschen lassen?"
Mio funkelte ihn an. „Du kennst mich. Überraschungen sind nichts für mich. Ich mag Details!"
Ash lachte leise. „Dann wirst du dich diesmal gedulden müssen. Glaub mir, es wird ein Moment sein, den du niemals vergessen wirst. Aber jetzt konzentrier dich. Wir haben noch was zu erledigen."
Mio runzelte die Stirn, während er Ash durchdringend ansah. „Und du glaubst, dass die Zukunft, in der wir das Baby verlieren, nicht eintreffen wird? Was passiert genau? Was haben wir in dieser Abzweigung falsch gemacht?"
Ash seufzte tief und schüttelte langsam den Kopf. „Wir haben nichts falsch gemacht, Mio. Alles lief gut... zumindest dachten wir das. Aber ich habe nicht näher hingeschaut, und ehrlich gesagt, ich darf es auch nicht. Es war nicht etwas, das wir aktiv verursacht haben – es war einfach das Schicksal, das uns diese Bürde auferlegt hat."
Mio zog die Augenbrauen zusammen. „Schicksal? Das klingt mir zu unkonkret, Ash. Was genau hat diese Abzweigung ausgelöst?"
Ash sah ihn ernst an, sein Blick war schwer. „Es begann mit Lorean Draeven. Wir haben ihn verschwinden lassen, ihn so sehr in die Enge getrieben, weil er uns nicht gepasst hat, dass wir ihn eliminiert haben – nicht physisch, aber politisch. Das führte zu massiven Unruhen unter den verräterischen Ratsmitgliedern. Sie sind ohnehin schon ein Chaos, aber ohne Lorean hat es die ohnehin fragile Struktur endgültig destabilisiert. Wir dachten, wir hätten alles unter Kontrolle, aber wir haben unterschätzt, zu was unsere Feinde bereit sind, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen."
Mio lehnte sich nach vorne, seine Stimme leiser, aber drängender. „Aber wie ergibt das Sinn, dass das Baby dabei stirbt? Was hat das damit zu tun?"
Ashs Gesicht wurde von einer tiefen Müdigkeit gezeichnet, während er sprach. „Diese Unruhen haben eine Kette von Ereignissen ausgelöst. Fehlentscheidungen wurden getroffen – nicht nur von uns, sondern auch von anderen. Unsere Prioritäten waren falsch gesetzt. Wir haben unsere Kräfte zu sehr darauf konzentriert, Lorean auszuschalten und den Rat zu überwachen, und dabei haben wir übersehen, wie weit unsere Feinde gehen würden."
Er hielt kurz inne, seine Stimme wurde leiser. „Emilia wurde angegriffen, während sie beim Baby war. Es war keine direkte Schuld von uns, sondern eine Reihe von Verkettungen. Ein Fehler hier, ein Versäumnis dort. Eine unaufhaltsame Kettenreaktion. Das Schicksal ist ein hinterhältiger Verräter, Mio. Es gibt dir nicht das Ergebnis, das du dir wünschst – es gibt dir die Summe aus allen Konsequenzen, die deine Entscheidungen beeinflussen."
Mio wirkte nachdenklich, doch sein Blick wurde entschlossener. „Also müssen wir klüger handeln. Mit Lorean Draeven anders verfahren, nicht wahr?"
Ash nickte langsam. „Genau. Wenn wir die anderen Verräter zuerst ausschalten und einen Weg finden, Lorean zu kontrollieren, ohne ihn verschwinden zu lassen, dann stabilisieren wir die Situation und verhindern, dass es zu diesen Unruhen kommt. Es ist nicht direkt sein Verschwinden, das den Untergang verursacht, sondern die Kettenreaktionen, die daraus entstehen. Wir müssen geduldig und präzise sein – das Schicksal austricksen, bevor es uns austrickst."
Mio legte Ash eine Hand auf die Schulter. „Das werden wir. Ich lasse nicht zu, dass so eine Zukunft Realität wird."
Ash lächelte schwach. „Das weiß ich. Aber wir müssen verdammt vorsichtig sein."
Ash sprach mit ruhiger, aber fester Stimme. „Keine Sorge. Alles wird gut. Alles beginnt hier. Tavion hat sich für eine Zusammenarbeit entschieden, und viele gute Zukunftsszenarien folgen daraufhin."
Mio lehnte sich leicht vor, skeptisch. „Aber was wäre gewesen, wenn er sich gegen uns entschieden hätte? Wäre das Szenario möglich gewesen, das zum Verlust des Babys führt?"
Ash nickte langsam. „Ja, das hätte die Abzweigung ermöglicht. Aber er hat diesen Weg nicht genommen. Er hat sich entschieden, mit uns zu arbeiten, und damit hat er diese Zukunftswahrscheinlichkeit drastisch verringert. Allerdings..." – Ash hielt inne und atmete tief ein – „ich habe nicht näher hingeschaut, ob dieses Szenario aus dieser Linie gestrichen ist. Ich weiß nur, dass viel Gutes folgen kann, und genau deswegen sehe ich nicht tiefer hinein. Wenn ich versuche, das Negative zu verhindern, könnte ich aus Versehen das Gute auslöschen. Es ist ein gefährliches Spiel. Wir sollten einfach vorsichtig handeln."
Mio runzelte die Stirn und überlegte laut. „Also war es doch etwas, das mit Tavions Entscheidung zu tun hatte?"
Ash schüttelte den Kopf. „Nein, nicht direkt. Egal, wie er sich entschieden hätte, dieses Zukunftsszenario war nur eine Abzweigung von vielen Möglichkeiten. Aber indem er kooperiert hat, hat das andere Konsequenzen, andere Informationen und andere Szenarien eröffnet. Es ist kompliziert, Mio. Versucht nicht, es zu verstehen."
Mio ließ nicht locker. „Also hatte seine Entscheidung keine direkte Auswirkung?"
Ash seufzte. „Seine Entscheidung ist nicht direkt der Auslöser, aber seine Zusammenarbeit war dennoch wichtig – sowohl für ihn als auch für uns. Auch ohne diese Zusammenarbeit hätten wir Möglichkeiten für gute Zukünfte gehabt, aber nichts ist in Stein gemeißelt. Es gibt keine absoluten Sicherheiten. Wir können nur mit Bedacht vorgehen und das Beste aus jeder Situation machen."
Mio lehnte sich zurück, sein Blick ruhiger, aber immer noch voller Nachdenken. „Also bleibt uns nur, vorsichtig und klug zu handeln, wie du gesagt hast."
Ash lächelte schwach. „Genau. Vorsicht, Klugheit – und ein bisschen Glück. Damit schreiben wir unsere eigene Zukunft."
Mio: „Und was sollten wir jetzt also unternehmen – oder besser gesagt, was sollten wir lassen?"
Ash: „Du wirst schon bald die Gelegenheit bekommen, den Rat auseinanderzunehmen. Nimm dir Draeven zuletzt vor und versuche nicht, ihn mit Gewalt seiner Position zu berauben – dann wird alles gut."
.....
...
Ash und Mio erreichten schließlich das Nebel-Tal, ein weitläufiges Waldgebiet, das von einem mysteriösen, schimmernden Nebel umhüllt war. Die Luft war kühl und frisch, und der Nebel glitt wie ein lebendiges Wesen zwischen den Bäumen hindurch. Der Wald war dicht, und die hohen Bäume wirkten wie stille Wächter, ihre Äste verschlungen und mit Moos überzogen. Alles schien in einer sanften Stille zu ruhen, doch diese Ruhe war nicht beunruhigend, sondern einladend – wie ein Ort, der Geheimnisse birgt, die darauf warteten, entdeckt zu werden.
Ash hielt in seiner Drachenform kurz an und brummte tief. „Das ist es also. Ich erinnere mich gut, Mio. Es fühlt sich an, als wäre der Wald selbst am Leben."
Mio grinste, während er sich auf Ashs Rücken bewegte. „Natürlich ist er das. Dieser Ort war schon immer durchzogen von Magie, einer Mischung aus Illusionen und Naturkräften. Kein Wunder, dass meine Nachfahren ihn für ihren Kur-Ort gewählt haben."
Ash setzte sanft auf einer kleinen Lichtung auf und verwandelte sich in seine humanoide Form. Der Nebel schien sich um ihn zu winden, als würde er ihn begrüßen. „Gut, hier sind wir. Und jetzt, Irrlicht, wie bringst du uns durch diesen undurchdringlichen Wald?"
Mio stieg elegant von Ashs Rücken und sah sich um. Er schloss die Augen und hob seine Hände. „Ein Nebel-Tal ist wie ein verschlossenes Buch, das nur der lesen kann, der die Sprache der Illusion versteht." Seine Stimme war sanft, aber bestimmt, und ein leises Leuchten begann von seinen Händen auszugehen. „Ich werde die Schleier lichten, aber wir beide müssen Teil des Waldes werden. Das heißt, du und ich müssen unsere Energien harmonisieren."
Ash lachte leise. „Teil des Waldes werden? Klingt poetisch. Was soll ich tun?"
Mio öffnete ein Auge und grinste schelmisch. „Du musst loslassen, mein Drache. Stell dir vor, du bist ein Flügelwesen, das nicht nur fliegt, sondern eins mit dem Wind und der Natur wird. Lass deine Magie fließen, aber nicht, um zu kontrollieren – sondern um zu verbinden."
Ash verdrehte die Augen, ließ sich dann aber darauf ein. Er schloss die Augen und atmete tief ein, ließ seine Dimensionalkräfte auf ein Minimum sinken und öffnete sich der Umgebung. Plötzlich schien der Nebel um sie herum zu tanzen, fast wie ein Vorhang, der zurückgezogen wurde.
Mio lächelte zufrieden. „Siehst du? Es ist wie ein Tanz. Dieser Ort akzeptiert uns jetzt."
Vor ihnen begann der Nebel sich zu lichten, und ein schmaler Pfad erschien. Die alten, verschlungenen Bäume wichen sanften Hängen, an denen bunte Blumen und leuchtende Pilze wuchsen. Am Horizont war ein helles Schimmern zu erkennen – ein Zeichen, dass sie sich ihrem Ziel näherten.
Ash öffnete die Augen und betrachtete das Schauspiel. „Das ist beeindruckend, Mio. Der Wald fühlt sich anders an – als ob er uns leitet."
Mio nickte. „Das tut er auch. Meine Illusionen sind stark, aber hier wirken sie wie ein Schlüssel, der die Türen öffnet, die bereits da sind. Lass uns weitergehen. Es ist nicht mehr weit."
Gemeinsam gingen sie den Pfad entlang, während die Nebel um sie herum wichen und das Herz des Nebel-Tals offenbarte. Die dichten Bäume machten Platz für eine weitere Lichtung, auf der ein großes, kunstvoll gestaltetes Gebäude stand. Es war aus natürlichen Materialien gebaut, die sich harmonisch in die Umgebung einfügten, mit Dächern aus Moos und Wänden, die fast wie lebendige Rinde wirkten.
Ash sah das Gebäude und schnaubte zufrieden. „Also, das ist der berühmte Kur-Ort deiner Nachfahren? Ich gebe zu, sie haben Geschmack."
Mio lächelte stolz. „Ja, das haben sie. Und keine Sorge, sie wissen, dass wir kommen. Lass uns Tavion und seine Familie abholen und dann alles vorbereiten."
Ash nickte, während er sich noch einmal umsah. „Dieser Ort... fühlt sich wie ein sicherer Hafen an. Du hast gute Arbeit geleistet, Mio."
Mio schmunzelte. „Natürlich habe ich das. Ich bin schließlich ein Irrlicht. Aber genug geredet – wir haben Arbeit vor uns."
Mit diesen Worten traten sie durch die letzte Schleierbarriere und wurden vom Kur-Ort willkommen geheißen.
Ash und Mio passierten die magische Schutzbarriere, die das Herz des Nebel-Tals umgab. Ein sanftes Schimmern, wie flüssiges Licht, zog sich durch die Barriere, und als sie hindurchtraten, offenbarte sich ihnen eine lebendige, harmonische Welt, die wie aus einem Märchenbuch entsprungen wirkte.
Vor ihnen erstreckte sich ein großes, kunstvoll gebautes Haus mit einem üppigen Garten, in dem leuchtende Blumen und frisches Gemüse wuchsen. Hinter dem Hauptgebäude lagen weitläufige Felder, die sorgfältig gepflegt wurden. Überall sah man Bewohner, die still ihrer Arbeit nachgingen oder miteinander plauderten.
Rund um das zentrale Gebäude reihten sich kleinere, gemütliche Häuser, die fast wie natürliche Erweiterungen des Waldes wirkten. Ihre Wände bestanden aus lebendigen Baumrinden, und die Dächer waren mit Moos und kleinen Blüten bedeckt. Der gesamte Ort strahlte eine friedvolle, fast heilige Atmosphäre aus.
Ash sah sich beeindruckt um und schnaubte anerkennend. „Wow... das ist wirklich lebendig. Ich hätte nicht gedacht, dass mitten in diesem abgeschiedenen Tal ein Ort wie dieser existiert."
Mio lächelte stolz, während er den Pfad entlangging. „Natürlich ist es lebendig. Dies ist mehr als ein Zufluchtsort – es ist eine Gemeinschaft, die im Einklang mit der Natur lebt. Sogar die Baumgeister und Treants hier sind friedlich gesinnt. Sie schützen den Wald und harmonieren mit den Bewohnern."
Ash nickte langsam, als er einen Treant sah, der sich behäbig zwischen den Bäumen bewegte. Der massive Baumkörper schien kaum vom Wind bewegt zu werden, und dennoch spürte Ash eine ruhige Kraft, die von dem Wesen ausging.
Mio deutete auf weitere Wesen, die sie auf ihrem Weg erblickten. „Siehst du dort drüben die kleinen Gestalten mit den leuchtenden Augen? Das sind Funglits, eine Art Pilz-Gnome, die den Boden fruchtbar halten. Und da vorne – diese Wesen, die fast wie schimmernde Blätter im Wind aussehen, aber gehen können – das sind Sylvialyns, kleine Pflanzenwesen, die Illusionen weben können, um sich zu tarnen. Und schau dort, die eleganten Gestalten, die halb aus Nebel bestehen – das sind Nebelfüchse, keine gewöhnlichen Gefährten, sondern spirituelle Wächter des Tals. Jeder hier hat seine Aufgabe, und alles funktioniert wie ein großes, harmonisches Uhrwerk."
Ash betrachtete die Bewohner des Waldes fasziniert, während sie weiter den Pfad entlanggingen. Der Weg führte sie zu einem markanten Bereich des Tals: dem Kur-Ort der Lyrillan-Quellen, benannt nach einer uralten, magischen Quelle, die heilende Kräfte besitzen soll.
Als sie die Lyrillan-Quellen erreichten, wurden sie von einer kleinen Gruppe von Bewohnern freundlich empfangen. Die Anführer des Kur-Ortes, Hybriden aus Mios Nachfahren-Clan, traten aus dem Haupthaus, um ihre Gäste zu begrüßen. Ihre Erscheinung war faszinierend – halb humanoid, halb etwas anderes, mit sanft leuchtenden Auren und freundlich, aber aufmerksam blickenden Augen. Sie trugen Gewänder aus natürlichen Stoffen, die in der Sonne leicht schimmerten.
Eine der Anführerinnen, eine elegante Hybride namens Lysaria, verbeugte sich leicht vor Mio. „Willkommen, Wächter der Illusionen. Wir haben alles wie gewünscht vorbereitet. Eure Gäste können jederzeit ankommen – alles steht bereit, um sie zu empfangen und ihnen eine erholsame Zeit zu bieten."
Mio nickte zufrieden. „Hervorragend. Ihr habt das wunderbar gemacht. Ich wusste, dass ich mich auf euch verlassen kann."
Ash sah sich um und bemerkte die warme, einladende Atmosphäre. „Das ist wirklich ein beeindruckender Ort. Deine Nachfahren haben gute Arbeit geleistet."
Mio grinste. „Natürlich haben sie das. Es ist meine Blutlinie – etwas anderes hätte ich nicht erwartet." Er wandte sich an Lysaria. „Wir bleiben nicht lange. Ich werde später meine Gäste holen. Für jetzt stellen wir sicher, dass alles bereit ist."
Lysaria nickte. „Wie ihr wünscht. Die Quellen stehen euch zur Verfügung, wann immer ihr sie benötigt."
Mio und Ash traten näher an die Lyrillan-Quellen heran. Das Hauptgebäude des Kur-Ortes war ein harmonisches Zusammenspiel aus Stein, Holz und glühenden Runen, die in die Wände eingearbeitet waren. Die Quellen selbst glitzerten sanft im Sonnenlicht, und der leichte Dampf, der darüber schwebte, verbreitete einen angenehmen, beruhigenden Duft.
Ash blickte zu Mio und schmunzelte. „Ich muss zugeben, Glühwürmchen, das hier... ist wirklich ein perfekter Ort."
Mio nickte selbstgefällig. „Ich wähle nur das Beste."
Ash betrachtete die Lyrillan-Quellen noch einmal aufmerksam und runzelte die Stirn, bevor ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte. „Das ist doch definitiv der Ort aus dem Zukunfts-Szenario. Hatte mich schon gewundert, aber ja – jetzt ergibt alles Sinn."
Mio nickte zufrieden, seine kastanienbraunen Augen glitzerten schelmisch. „Natürlich ist es das. Ich habe den Ort sofort erkannt, als wir ihn in der Zukunft gesehen haben, aber es lag nicht an mir, es preiszugeben. Seine Entscheidung hat uns hierher geführt. Ich wusste, dass er richtig handeln würde, also hatte ich vorgesorgt."
Ash brummte zustimmend und ließ seinen Blick über die sanft dampfenden Quellen und die harmonische Umgebung schweifen. „Meinst du... ich könnte hier auch ein bisschen entspannen? Sei es nur mal kurz ein Sprung in die heilenden heißen Quellen – bitte? Ich meine, sie schreien doch förmlich danach, ausprobiert zu werden."
Mio lachte leise und legte ihm die Hand auf den Arm. „Natürlich kannst du das, mein schlafender Drache. Aber... war da nicht etwas, das dich im Labor erwartet? Irgendwas mit Tränken und Arbeit?"
Ash winkte lässig ab und ließ sich von der Atmosphäre umfangen. „Vergiss doch die Arbeit. Das Labor läuft nicht weg, aber diese Quellen? Sie sind ein Geschenk, und Geschenke sollte man annehmen."
Mio hob die Brauen, bevor er schmunzelte. „Fein. Aber zuerst holen wir Tavion und seine Familie. Er wartet, und du weißt, wie ungeduldig ich werden kann, wenn Dinge nicht nach Plan laufen."
Ash seufzte theatralisch, während er seine Arme hinter den Kopf legte. „Gut, gut. Aber ich sage dir jetzt schon: Sobald wir fertig sind, komme ich hierher zurück. Und ich werde hier definitiv einen Zirkel installieren, damit ich jederzeit zurückkehren kann. Das ist beschlossen."
Mio klopfte ihm auf die Schulter und grinste. „Natürlich, mein Drache. Du bist hier jederzeit willkommen. Und ich habe keine Zweifel, dass du es dir hier gemütlich machen wirst. Aber zuerst – Tavion."
Ash streckte sich einmal aus, ließ ein tiefes, resonantes Brummen hören und nickte schließlich. „Na gut. Aber ich schwöre dir, sobald wir das erledigt haben, geh ich direkt in die Quellen. Ich brauch das."
Mio grinste schelmisch. „Einverstanden. Aber lass uns jetzt loslegen. Je schneller wir Tavion abholen, desto schneller kannst du eintauchen."
Ash drehte sich um, schüttelte seine drachenartigen Schultern und ließ ein kleines Flammenzischen hören. „Fein, Glühwürmchen. Aber sag dem Clan schon mal, dass ich Stammgast werde."
Neben Lysaria, einer halb Nymphe und halb Irrlicht, trat ein stämmiger Mann mit einer starken Präsenz hervor. Sein Name war Calithan, der Anführer des Clans.
Calithan lächelte warm und breit, seine Stimme tief und voller Respekt. „Willkommen, mein Urvater. Schön, dass du uns wieder beehrst. Deine Rückkehr ist ein Segen für uns."
Mio trat näher und zog Calithan in eine herzliche Umarmung, während ein sanftes Licht von ihm ausging. „Calithan, mein Enkel, wie schön euch bei bester Gesundheit zu sehen. Auch wenn es ein anderes Leben war, unsere Bindung bleibt ewig." Mio lächelte stolz. „Du bist ein Teil meiner Essenz, halb Irrlicht, halb Waldgeist – ein perfektes Gleichgewicht."
Mio wandte sich zu Ash um, legte eine Hand auf dessen Schulter und stellte ihn vor. „Schau, das ist mein Drache, mein Seelenverwandter. Ohne ihn wäre ich nicht hier. Wir sind auf einer wichtigen Mission."
Calithan nickte respektvoll zu Ash, der in seiner humanoiden Form geblieben war, aber dennoch eine beeindruckende Aura ausstrahlte. „Es ist mir eine Ehre, euch beide hier zu empfangen."
Mio ließ den ernsten Ton in seiner Stimme anklingen, als er fortfuhr. „Ich bringe gleich Gäste. Eine Familie. Sie stehen unter meinem Schutz und brauchen einen sicheren Ort, weit weg von jeglicher Gefahr. Ich möchte, dass ihr sie beschützt und ihnen alles gebt, was sie brauchen, bis wir sie wieder holen kommen. Ihr wisst, wie wichtig das ist."
Calithan schlug sich mit der Faust gegen die Brust und verneigte sich leicht. „Jawohl, Urvater. Wir werden gut für sie sorgen. Sie sind hier in besten Händen."
Währenddessen hatte Ash den Markierungszirkel um das Anwesen herum installiert. Seine Finger zeichneten leuchtende Symbole in die Luft, die kurz aufglühten und dann unsichtbar wurden. Mit einem zufriedenen Nicken trat er zurück.
„Fertig," brummte Ash und wandte sich an Mio. „Ich habe den Zirkel installiert. Jetzt komm, Glühwürmchen, wir haben keine Zeit zu verlieren."
Ash griff nach Mios Hand und zog ihn eilig mit sich. Gemeinsam verschwanden sie durch ein Tor zurück nach Hause.
Zurück im Rosavelle-Haus landeten sie im vertrauten Flur. Ash sah sich um und schnaufte. „Also, wir sind wieder zuhause. Zufrieden?"
Mio lächelte leicht, immer noch überwältigt von den Begegnungen. „Natürlich."
Ash; Also, wo müssen wir hin, um Tavion und seine Familie abzuholen?"
Mio rollte mit den Augen und streckte sich genüsslich, bevor er Ash mit einem schelmischen Lächeln ansah. „Na gut, mein Drache, ich zeige dir schon, wo diese Quellen sind, wo ich sie sicher untergebracht habe."
Ein selbstzufriedenes Grinsen breitete sich auf Mios Gesicht aus. „Komm schon. Auf zu den heißen Quellen, damit wir sie abholen können. Danach geht es weiter ins Lyrillan-Tal, zu meinen Nachfahren. Es ist alles perfekt vorbereitet."
Ash nickte entschlossen, während er sich durch das Haar fuhr. Dann los. Je schneller wir das erledigen, desto schneller kann ich mich endlich entspannen."
....
Bei Tavion, seiner Frau Evelyn und den beiden Kindern angekommen, hatte die Familie Mio und Ash bereits erwartet. Sie wirkten zwar müde, aber ansonsten ging es ihnen gut. Die Kinder klammerten sich an ihre Mutter, während Evelyn nervös einen Blick auf ihren Mann warf, der ihr beruhigend zunickte.
Tavion trat einen Schritt vor und blickte Mio mit gerunzelter Stirn an. „Wohin bringt ihr uns jetzt? Ich meine... wir wissen, dass wir sicher sind, aber wo genau sollen wir hin?"
Mio hob eine Hand, um ihn zu beruhigen, und ein warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ein absolut idyllisches Plätzchen. Ihr werdet euch dort wohlfühlen, ich garantiere es. Es ist weit weg von den Augen all jener, die euch suchen könnten. Absolut sicher."
Evelyn fragte zögernd: „Wer wird dort auf uns aufpassen? Wie können wir sicher sein, dass wir nicht gefunden werden?"
Mio legte einen Finger an die Lippen und zwinkerte. „Meine eigene Familie wird sich um euch kümmern. Sie sind außergewöhnlich in dem, was sie tun – ein alter Clan, der sich darauf spezialisiert hat, Gäste wie euch zu schützen und zu versorgen. Ihr werdet nichts zu befürchten haben. Es ist wirklich ein Rückzugsort der besonderen Art." Er grinste leicht. „Vertraut mir, ich habe alles organisiert. Sogar die heißen Quellen, in denen ihr euch heute Nacht entspannt habt, waren nur der Vorgeschmack."
Die Kinder blickten neugierig zu Mio und flüsterten sich gegenseitig etwas zu, bevor der ältere von beiden fragte: „Ist es da auch schön? Gibt es Gefährten oder Flügelwesen?"
Mio kniete sich hin, sodass er auf Augenhöhe mit dem Jungen war, und sprach leise: „Es ist wunderschön dort. Ihr werdet staunen, wie friedlich und lebendig es ist. Und ja, es gibt viele magische Wesen dort, die euch gefallen werden. Vielleicht begegnet ihr sogar ein paar Baumgeistern oder Pflanzen-Gnomen. Klingt das gut?"
Die Augen des Jungen leuchteten auf, und er nickte heftig.
Ash stand derweil etwas abseits, die Arme verschränkt, und beobachtete die Szene mit einem leichten Lächeln. „Na gut, dann lasst uns los. Je schneller wir da sind, desto schneller könnt ihr euch einleben. Und ich komme vielleicht auch endlich dazu, die Quellen dort selbst zu genießen."
Mio erhob sich und streckte die Arme aus, um die Familie anzuleiten. „Kommt, keine Sorge. Alles ist vorbereitet. Ich verspreche euch, das wird wie ein kleiner Neuanfang für euch alle."
Ash öffnete ein Portal, und sie traten hindurch. Einen Moment später waren sie weit weg von Eversum, weit weg von allen Gefahren, und fanden sich zurück im friedlichen Nebel-Tal.
Die Familie Arelith – Tavion, Evelyn und die beiden Kinder – stand einen Augenblick sprachlos da. Die friedliche Stille und die harmonische Umgebung wirkten wie ein magischer Bann auf sie. Vögel zwitscherten leise, und das Rauschen eines nahen Wasserfalls erfüllte die Luft.
Tavion blickte sich erstaunt um, während sein Blick auf ein Haus fiel, das inmitten der Idylle stand. „Das... das ist doch der Ort aus der Zukunftsvision", sagte er leise, fast ehrfürchtig. „Ich erkenne das Haus. Es sieht genauso aus."
Ash lächelte und verschränkte die Arme, während er sich entspannt umsah. „Ja, genau das ist der Ort. Ihr wart in dem Zukunftszenario nur Beobachter, aber jetzt betretet ihr diesen Ort zum ersten Mal offiziell." Er wandte sich an Tavion und klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Willkommen in der Realität, Arelith. Das ist kein Traum."
Mio trat vor, seine Haltung stolz und voller Anmut, während er die Familie durch eine Baumallee führte. „Willkommen im Clan meiner Nachfahren. Der Ort, den Sie vor sich sehen, ist mehr als nur ein Versteck." Er deutete auf die weiten Felder, die gepflegten Häuser und die heilsamen Quellen. „Das hier sind die Lyrillan-Quellen – ein exklusiver Rückzugsort, der mit Sorgfalt und Liebe zur Natur aufgebaut wurde. Er dient nicht nur der Erholung, sondern auch als Schutz für diejenigen, die ihn brauchen."
Evelyn nahm Tavions Hand, während die Kinder neugierig die Umgebung musterten. Die Magie des Ortes schien sie zu beruhigen, fast so, als würde der Ort selbst sie willkommen heißen.
Mio blieb stehen, drehte sich um und lächelte warm. „Und ich sage Ihnen, hier sind Sie so sicher wie in Ihren Träumen. Jede Gefahr, die hinter Ihnen liegt, kann Sie hier nicht erreichen."
Ash nickte zustimmend. „Also, macht euch keine Sorgen. Ruht euch aus, erkundet den Ort, und atmet durch. Ihr seid in guten Händen."
Lysaria trat mit einem freundlichen Lächeln an die Familie heran und verbeugte sich leicht. „Willkommen. Ich werde Sie in Ihre Zimmer bringen. Alles ist vorbereitet, und Sie bekommen nur das Beste, was unser Ort zu bieten hat."
Mit sanften Worten führte sie Tavion, Evelyn und die Kinder in ein großzügiges, gemütlich eingerichtetes Zimmer. Es war hell, mit einer Mischung aus Naturholz und weichen, pastellfarbenen Stoffen gestaltet. Die Fenster boten einen Ausblick auf die sanften Hügel des Nebel-Tals, und ein Duft von frischen Blumen erfüllte die Luft.
Mio und Ash verabschiedeten sich an der Tür.
Mio trat vor und sprach mit ruhiger, einfühlsamer Stimme. „Alles ist bereitgestellt. Sie bekommen die beste Rundumversorgung, die Sie sich vorstellen können. Essen, Erholung, Schutz – alles wurde für Sie vorbereitet. Sie müssen sich um nichts kümmern, außer sich zu entspannen. Wir sehen regelmäßig nach Ihnen, und wenn etwas ist, wissen Sie, wie Sie uns erreichen."
Ash verschränkte die Arme und nickte Tavion und Evelyn zu. „Es war mir eine Freude, Sie hierherzubringen. Machen Sie sich keine Sorgen um die Zukunft. Wir kümmern uns um alles." Er grinste leicht. „Aber ich werde jetzt erstmal ein Bad in den heißen Quellen nehmen. Machen Sie's gut, Tavion, Evelyn. Genießen Sie die Zeit hier."
Ash wandte sich um und begann, in Richtung der dampfenden Quellen zu gehen. Eine der Mitarbeiterinnen des Ortes – eine zierliche Halb-Nymphe – trat lächelnd an ihn heran und wies ihm den Weg. Ash nickte dankbar und ließ sich bereitwillig führen.
Mio drehte sich noch einmal zu Tavion um. „Alles Gute. Genießen Sie die Ruhe und die Erholung, die dieser Ort Ihnen bietet. Ihre Familie ist hier in Sicherheit." Mit diesen Worten verneigte er sich leicht und folgte Ash, der bereits verschwunden war.
Ein paar Minuten später gesellte sich Mio zu Ash, der sich in den heißen Quellen entspannte. Der warme Dampf stieg in die kühle Morgenluft, während Ash mit geschlossenen Augen im mineralreichen Wasser lag. Mio lächelte und setzte sich auf den Rand des Beckens, ließ die Füße ins Wasser gleiten und betrachtete die friedliche Szenerie.
„Na, mein schlafender Drache, zufrieden?" fragte Mio schelmisch.
Ash öffnete ein Auge und grinste. „Zufrieden? Absolut. Wenn ich noch einen Drink bekomme, wäre es perfekt."
Mio lachte und streckte sich. „Du hast es dir verdient. Ich lass uns was bringen."
—
Nach dem Bad streckte sich Ash ausgiebig und ließ ein zufriedenes Brummen erklingen, während er seine nassen Haare zurückstrich. „Wahnsinn. Diese Quelle stellt wirklich Mana wieder her. Ich fühle mich so erfrischt, als hätte ich die letzte Woche komplett durchgeschlafen."
Mio lehnte lässig am Rand der Quelle, die Arme verschränkt, und grinste zufrieden. „Ja, das ist ihre besondere Eigenschaft. Diese Quellen sind einzigartig. Also, mein Drache, wenn du dich gut fühlst, lass uns zurück zur Rosavelle Essence. Wir haben viel vor, und es ist bereits Nachmittag!"
Ash seufzte und ließ sich langsam aus dem Wasser ziehen. „Fein. Aber nur unter einer Bedingung." Er warf Mio einen prüfenden Blick zu. „Halte dein Versprechen. Du wirst mir wirklich assistieren, richtig? Keine Ausreden und keine Spielereien."
Mio hob eine Hand zur Brust, als würde er einen Schwur ablegen. „Natürlich werde ich dir helfen. Du wirst sehen, wie effizient ich bin. Mit mir an deiner Seite schaffst du alles doppelt so schnell!"
Ash schüttelte leicht den Kopf, aber ein kleines Grinsen lag auf seinen Lippen. „Gut, dann machen wir das. Aber ich sage dir gleich, ich mache heute früher Schluss. Keine Überstunden, kein unnötiges Chaos."
Mio zwinkerte schelmisch. „Versprochen. Ich werde dich sogar zurück ins Bett treiben, wenn nötig."
Ash rollte die Augen, zog sich seine Sachen an und streckte sich erneut, bereit für den Tag. „Dann los. Lass uns das erledigen."
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