Kapitel 14 Band 8
Mio lehnte sich lässig an den Rand von Jakes Schreibtisch, ein spitzbübisches Grinsen auf den Lippen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und nickte Jake zu. „So, mein teuflisches Herz, ich präsentiere dir jetzt unseren Masterplan. Bereit?"
Jake lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Arme vor der Brust verschränkt, und nickte knapp. „Nur zu. Tavion Arelith überlasse ich deiner und Shades Obhut. Sorgt dafür, dass es keine Probleme gibt."
Mio legte dramatisch eine Hand aufs Herz, als wäre er persönlich beleidigt. „Dass es keine Probleme gibt? Erwartest du etwa, dass ich welche verursache? Hallo? Ich bin ein Irrlicht, ein Wegweiser aus der Dunkelheit. Wenn jemand den perfekten Plan umsetzt, dann bin das wohl ich." Sein spöttischer Ton wurde von einem zwinkernden Lächeln begleitet. „Aber gut, wenn mein teuflisches Herz es verlangt, werde ich dir natürlich beweisen, dass ich unfehlbar bin."
Er wandte sich an Tavion, Lenara und Iven. „Also, meine Lieben, hört gut zu, denn ich erläutere das nur einmal. Was jetzt folgt, ist der perfekte Masterplan."
Der Masterplan: Schritt für Schritt
1. Tavion Arelith, du bist ab sofort im Urlaub.
Mio sah Tavion direkt an und hob einen Finger in die Luft. „Ab sofort hast du nichts mehr zu befürchten. Deine Arbeit im Rat ist erstmal erledigt. Du wirst dich für unbestimmte Zeit zurückziehen. Wie lange das dauert, werden wir sehen."
Er drehte sich zu Lenara und Iven. „Eure Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass das im Rat durchgeht. Setzt es durch, egal wie. Wenn irgendwer Probleme macht, komme ich höchstpersönlich zum Rat und kümmere mich darum. Und glaubt mir, wenn ich komme, wird sich niemand an diese Begegnung erinnern – außer uns. Es liegt ganz bei mir wie ich dann mit dem Rat verfahren würde. Ich gebe euch ein paar Tage Zeit, um das sauber zu regeln. Falls nicht, nehme ich das in die Hand, und mein Weg funktioniert immer."
2. Deine Familie wird überzeugt.
Mio blickte Tavion erneut an, dieses Mal mit einem ernsteren Gesichtsausdruck. „Tavion, wir werden deine Familie überzeugen, und das noch heute Nacht. Sie müssen keine Sorgen haben und auch keine unnötigen Details erfahren. Du erklärst ihnen einfach, dass es Probleme im Rat gibt und ihr euch zurückziehen müsst. Wenn sie Widerstand leisten, bin ich bereit, meine Essenz wirken zu lassen. Es wird keine dauerhafte Manipulation sein, nur ein sanfter Einfluss, damit sie verstehen, was nötig ist. Natürlich überlasse ich es dir, wie du dieses Gespräch führst. Aber es muss heute Nacht passieren."
3. Schutz durch Illusionen.
„Ab sofort wirst du für die Welt unsichtbar sein. Ich werde dich mit einem Siegel versehen, ebenso deine Familie. Dieses Siegel ist unsichtbar und beeinträchtigt euch in keiner Weise. Es sorgt lediglich dafür, dass ihr für Außenstehende wie andere Personen ausseht. Niemand wird euch erkennen, außer denen, die ebenfalls ein solches Siegel tragen – und das sind nur wir hier." Er zwinkerte. „Einfach, oder?"
Mio hob die Hand, als wolle er Einwände abwehren. „Keine Sorge, ich kann sogar euer ganzes Haus in eine Illusion hüllen, aber das wäre übertrieben. Es sei denn, du möchtest es explizit."
4. Ein sicherer Kurort.
„Ich habe bereits vorgesorgt und einen abgelegenen Ort vorbereitet. Es ist ein exklusiver Kurort, so ruhig und abgeschieden, dass niemand auf die Idee kommen wird, euch dort zu suchen. Und nein, es ist nicht in Eversum." Er machte eine bedeutungsschwere Pause. „Ash wird euch dorthin teleportieren, sobald er seine Energie aufgeladen hat. Ich garantiere, dass niemand, nicht einmal Nox Vigilia, diesen Ort erreichen kann. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie es versuchen – viel Glück."
Mio lächelte breiter. „Dieser Ort ist nur über spezielle Kontakte zugänglich. Ich sage dir, es ist ein Paradies. Ein schattiges Lokal, ein friedliches Haus, alles, was deine Familie braucht."
5. Sicherheitsmaßnahmen.
„Shade wird dafür sorgen, dass ihr unauffällige Wachen habt. Ihr werdet sie kaum bemerken, aber sie werden da sein. Subtil, leise, unsichtbar – wie Schatten, die euch begleiten. Ihr könnt euch jederzeit an sie wenden, und sie werden direkt mit uns kommunizieren."
6. Der Plan für die Nacht.
„Sobald wir dieses Büro verlassen, seit du und deine Familie unter Illusionen geschützt. Wir holen deine Familie, machen euch unsichtbar, und ich bringe euch zu einer heißen Quelle, wo ihr die Nacht verbringen werdet. Ein friedlicher, sicherer Ort. Morgen früh holen wir euch ab und bringen euch zu dem Kurort."
Der Abschluss
Mio klopfte sich selbst auf die Brust, ein siegessicheres Grinsen auf den Lippen. „Und voilà, mein Masterplan. Perfekt, oder? Ich überlasse nichts dem Zufall. Nicht mit mir."
Jake nickte knapp. „Klingt durchdacht. Ich verlasse mich darauf, dass du alles reibungslos regelst, Mio."
Mio hob triumphierend die Arme. „Reibungslos ist mein zweiter Vorname. Du wirst sehen, mein teuflisches Herz, alles läuft wie am Schnürchen." Er zwinkerte Tavion zu. „Keine Sorge, ich habe alles im Griff. Du musst nur mitspielen, dann wird alles gut."
Tavion nickte langsam, immer noch etwas überwältigt von den Plänen. „Ich... vertraue euch. Ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut."
Mio grinste breit. „Natürlich wissen wir das. Ich bin ein Irrlicht, mein Lieber. Ich führe aus der Dunkelheit ins Licht."
...
..
Lenara Velithar war die Erste, die sich zu Wort meldete. Sie erhob sich, strich ihren Mantel glatt und sah Tavion mit einem sanften, aber bestimmten Blick an.
„Tavion, ich möchte Ihnen sagen, dass Ihre Entscheidung, mit uns zu kooperieren, mutig und richtig war. Der Weg, der vor Ihnen liegt, mag schwierig sein, aber er ist der einzige, der Ihnen und Ihrer Familie langfristig Sicherheit bieten kann. Ihre Familie wird stolz auf Sie sein, denn Sie handeln im Interesse ihrer Zukunft. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie von Herzen alles Gute. Sollten Sie jemals Unterstützung oder Rat benötigen, dann wissen Sie, dass ich immer ein offenes Ohr für Sie habe."
Iven Thariel nickte zustimmend, seine goldenen Augen musterten Tavion nachdenklich.
„Tavion, ich werde ehrlich sein. Die Situation ist alles andere als ideal, aber mit Ihrer Entscheidung zeigen Sie Weitsicht. Wir alle wissen, wie schwer es ist, aus diesen Verstrickungen auszubrechen. Doch was Sie heute Abend getan haben, ist ein erster Schritt. Vertrauen Sie Mio und seinen Plänen. Die Rosavelle-Familie hat schon oft bewiesen, dass sie hält, was sie verspricht. Und auch ich verspreche, im Rat mein Möglichstes zu tun, um Ihre Abwesenheit zu rechtfertigen und Ihren Standpunkt zu schützen. Ihre Familie hat einen guten Kopf an ihrer Seite – lassen Sie sich von dieser Stärke leiten. Alles Gute."
Tavion richtete sich bei diesen Worten etwas auf, sichtbar bewegt von den Worten der beiden Ratsmitglieder.
Mio grinste leicht und kommentierte spöttisch:
„Ah, schaut euch das an – wie herzerwärmend. Fast wie eine kleine Verabschiedungsparty."
Jake warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Mio zuckte nur mit den Schultern.
Lenara trat nun einen Schritt näher an Tavion heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Bleiben Sie stark, Tavion. Ihre Familie braucht Sie. Und wir werden alles tun, um Ihnen und Ihrem Namen Gerechtigkeit zu verschaffen."
Tavion nickte langsam, während Iven sich ebenfalls erhob und mit einem respektvollen Nicken hinzufügte:
„Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie Frieden. Gehen Sie Ihren Weg mit Bedacht – wir werden im Rat für Sie einstehen."
Lenara und Iven verabschiedeten sich nun offiziell, ihre Stimmen voller Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit.
„Wir sehen uns bald wieder, Tavion. Möge dir Frieden vergönnt sein."
Tavion nickte, sichtbar erleichtert und dankbar.
„Danke... danke für alles. Ich werde mich an alles halten, was besprochen wurde. Meine Familie... sie bedeutet mir alles. Ich vertraue auf euch alle, dass ihr uns sicher durch diese schwierige Zeit bringt."
Mit diesen Worten löste sich die Anspannung im Raum ein wenig, und Tavion wirkte fast, als hätte er ein wenig Gewicht von seinen Schultern abgeworfen.
Mio streckte sich genüsslich und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen.
„Na dann, an die Arbeit. Mein teuflischer Schatten ist bereits vorgegangen, um seine Leute zu informieren und alles vorzubereiten. Shade erledigt seinen Teil – wie immer effizient und unauffällig. Und jetzt..." Mio grinste schelmisch, als er Tavion ansah, „werde ich mich um den Rest kümmern."
Er trat auf Tavion zu, sein Ausdruck wurde ernst.
„Das hier ist der nächste Schritt. Ich bringe euch in Sicherheit, und das beginnt mit meinen Siegeln."
Mit einer geschmeidigen Bewegung zog Mio seine Hand über Tavions Schulter, als würde er etwas Unsichtbares auf die Haut zeichnen. Eine sanfte Energie durchflutete den Raum, und Tavions Körper leuchtete für einen kurzen Moment schwach auf, bevor er wieder verblasste.
„Da hast du's," erklärte Mio zufrieden. „Ab sofort bist du unsichtbar. Niemand wird dich erkennen, außer denen, die ich ausgewählt habe. Dieses Siegel wird auch deine Familie schützen – ich werde sie gleich ebenfalls damit versehen. Und keine Sorge, du wirst dich weiterhin wie du selbst fühlen. Die Tarnung beeinträchtigt dich nicht, sie schützt dich nur."
Tavion nickte langsam, ein Ausdruck von Erleichterung und Neugier auf seinem Gesicht.
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Sie machten sich auf den Weg zu Tavions Haus, begleitet von Mio, der weiterhin subtil seine Essenz der Bekehrung einsetzte. Es war so sanft, dass niemand – weder Tavion noch seine Familie – es bemerkte. Doch genau diese subtile Manipulation sorgte dafür, dass alles wie von selbst verlief.
Tavions Familie wirkte anfangs besorgt, doch als Mio mit ruhiger Stimme sprach und die Situation erklärte, wich die Anspannung. Seine Essenz wirkte wie ein unsichtbarer Schleier, der die Sorgen der Familie besänftigte und sie in die Ruhe gleiten ließ.
„Ihr werdet Eversum für eine Weile verlassen," sagte Mio mit einem beruhigenden Lächeln. „Es ist nur vorübergehend, und es dient allein eurer Sicherheit. Alles ist bereits vorbereitet – ein wunderbarer Ort, weit weg von allen Gefahren. Ihr habt nichts zu befürchten."
Die Familie packte ohne Widerstand ihre wichtigsten Sachen. Tavions Frau und Kinder wirkten fast erleichtert, als sie Mio zuhörten. Schließlich, als sie bereit waren, nickte Mio zufrieden. „Gut, jetzt seid ihr alle unter meinem Schutz."
Er legte nacheinander seine Hand auf jedes Familienmitglied und sprach dabei leise, als würde er ein geheimes Mantra murmeln. Die unsichtbaren Siegel wurden aufgetragen, und ihre Körper flackerten kurz, als die Tarnung aktiviert wurde.
Die Gruppe wurde von Mio zu den heißen Quellen geleitet, einem abgeschiedenen Ort, den er mit einer mächtigen Illusion geschützt hatte.
Mio drehte sich zu Tavion und seiner Familie um, sein Ton war aufmunternd.
„Hier seid ihr sicher. Ich habe ein Illusionsfeld errichtet, das diesen Ort vollständig schützt. Jede verdächtige Person, die sich nähert, werde ich sofort bemerken – egal, wo ihr euch befindet. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Es ist alles reserviert, und ihr habt die ganze Nacht Zeit, euch zu entspannen und auszuruhen."
Er trat einen Schritt zurück und hob die Illusion der Unsichtbarkeit, sodass die Familie sich nun wieder in Tarnung bewirten lassen konnte. Die Tarnung jedoch blieb permanent aktiv. Mio nickte ihnen zu.
„Eure Siegel sind perfekt. Niemand wird euch erkennen. Also genießt die Nacht. Ruht euch aus. Morgen Vormittag holen wir euch ab, und dann geht es weiter – weit weg von Eversum."
Tavion, sichtbar gerührt und erleichtert, trat vor und neigte den Kopf leicht vor Mio.
„Ich danke dir... aufrichtig. Nicht nur für deinen Schutz, sondern für alles, was du für meine Familie und mich getan hast. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es überhaupt noch Hoffnung gibt."
Mio lächelte breit und legte eine Hand auf Tavions Schulter.
„Keine Ursache, Tavion. Ich bin ein Irrlicht – es liegt in meiner Natur, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Aber wenn du mir wirklich danken willst, dann tu, was wir besprochen haben, und bleib sicher. Der Rest liegt bei mir. Nun, eine ruhige Nacht euch allen. Bis morgen."
Mit diesen Worten ließ Mio die Familie allein, um sich in der friedlichen Umgebung der heißen Quellen zu entspannen, während er selbst aus der Dunkelheit heraus die Illusionen und Schutzmaßnahmen überwachte.
.....
Später in der Nacht
Endlich war Ruhe eingekehrt, und der Rest der Familie kuschelte sich erschöpft in die Betten. Auch Shade, Mio und Jake fanden ihren Weg zur wohlverdienten Ruhe. Ash war längst eingeschlafen, doch als Mio sich leise näherte und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab, öffnete er langsam die Augen, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Müde, aber zufrieden, zog Ash Mio in seine Arme.
„War ein aufregender Tag", murmelte Ash schläfrig. „Ist jetzt alles geregelt?"
Mio strich sanft über Ashs Wange. „Fast, mein schlafender Drache. Morgen früh musst du mit mir fliegen. Wir holen Tavion Arelith und seine Familie von den heißen Quellen ab und bringen sie zu dem Kurort, den ich reserviert habe. Es ist perfekt und sicher."
Ash seufzte tief. „Gut, fein. Immer diese Wünsche. Ich brauche wirklich Urlaub! Diese Zeitreise hat mich ausgelaugt."
Mio grinste und küsste Ash sanft. „Ich weiß, mein Drache." Seine Hände strichen beruhigend über Ashs Arme, während dieser sich wohlig an ihn schmiegte.
Gray, der auf der anderen Seite des Bettes lag, schob sich ebenfalls näher an Ash heran. „Ich habe doch schon versprochen, dich morgen früh mit meiner Schleimgestalt zu massieren. Also hör auf zu jammern."
Ash drehte sich zu Gray um, sein Lächeln wurde breiter. „Danke. Gib zu, dass es dir auch gefällt, uns so zu massieren. Felix hat mir erzählt, was du dabei fühlst..." Er ließ die Worte in der Luft hängen und grinste verschmitzt.
Gray erwiderte den Blick mit einem leichten Lächeln, bevor er Ash einen sanften Kuss gab. „Ja, ein bisschen vielleicht. Aber jetzt Ruhe, ich will schlafen."
Ash wandte sich wieder Mio zu. „Gut, dann kuschel ich eben mit Glühwürmchen. Emilia und Chris sind nicht da, und du, Gray, und Alex seid ständig zu müde für Kuscheleinheiten wegen der Arbeit. Chaylin beansprucht Jake und Felix für sich, und Shade klatscht mir eine, wenn ich es auch nur versuche. Sei unterschätzt oft seine Kraft – auf Dauer wäre das erdrückend. Bleibt also nur Mio."
Mio lachte leise und schmiegte sich enger an Ash. „Weil mein Flauschherz gerade nicht da ist, bin ich auch ein bisschen einsam. Also, hier bin ich."
Die beiden verflochten sich enger ineinander, und für einen Moment herrschte friedliche Stille.
Doch Ash, der seine Augen gerade schließen wollte, seufzte erneut. „Sag mal, Glühwürmchen... Ist Arelith geblieben, oder ist er gegangen?"
Mio strich beruhigend über Ashs Haar. „Er ist geblieben, mein Drache. Wir haben alles geregelt, wie ich es dir geschildert habe."
Ash nickte zufrieden. „Gut. Wäre er gegangen, hätte jede Option ins Verderben für ihn geführt. Egal, wie er sich entschieden hätte, wir hätten ihn nicht mehr retten können. Es war seine einzige Chance, heute Nacht zu bleiben."
Mio nickte nachdenklich, seine Finger glitten durch Ashs Haar. „Mein Drache, diese Vision, die uns betroffen hat... die, die du uns gezeigt hast. Was führt zu so einer Zukunft? Ich will es wissen."
Jake, der in einer Ecke des Bettes saß, hob eine Braue und sah Mio scharf an. „Was meinst du? Du hast vorhin erwähnt, dass ich austicke. Was genau habt ihr gesehen?"
Ash stöhnte leise und verzog das Gesicht. „Mio, musstest du dieses Fass öffnen? Ehrlich?"
Mio zuckte mit den Schultern. „Ja, ich musste."
Ash richtete sich leicht auf und seufzte tief. „Na gut. In einer der möglichen Zukunftsoptionen – und ich betone, möglichen Optionen – passiert etwas Schreckliches. Wenn wir Lorean Draeven mit Gewalt konfrontieren, kommt es zu einem Chaos. Und... dabei kommt Emilias und Chris' Neugeborenes um."
Die Luft im Raum schien plötzlich stillzustehen.
„Jake, du bist in dieser Zukunft außer Kontrolle geraten. Und Chris... Chris wütet wie ein Wahnsinniger. Aber keine Sorge. Diese Zukunft ist unwahrscheinlich. Ich habe genug Optionen gesehen, um zu wissen, dass wir diesen Weg nicht einschlagen. Wir werden anders mit Lorean verfahren."
Jake knurrte, seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Verdammt, du kannst doch nicht einfach so eine Bombe platzen lassen. Glaub ja nicht, dass das Thema damit beendet ist."
Sei, der in der Nähe lag, brummte zustimmend. „Und wie wir noch darüber reden werden."
Alex, der sich schon in seine Decke gekuschelt hatte, hob den Kopf und warf einen scharfen Blick in die Runde. „Hört auf, Ash jetzt zu stressen. Lasst ihn endlich schlafen. Wir lassen niemals zu, dass so etwas passiert. Aber jetzt Ruhe."
Mio küsste Ash zärtlich auf die Stirn und flüsterte: „Gute Nacht, mein Drache."
Ash schloss die Augen, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, und die Rosavelle-Familie glitt in eine wohlverdiente Nachtruhe.
———
Am nächsten Morgen wurde Ash von der sanften Stimme Grays geweckt, der ihn leise rüttelte.
„Komm, Drache, es gibt viel zu tun", sagte Gray liebevoll, während er Ashs Wange leicht tätschelte.
Ash brummte verschlafen und zog sich die Decke über den Kopf. „Nein. Schlaf. Schlaf."
Gray seufzte und setzte sich neben ihn aufs Bett. „Gut, bleib liegen. Aber eine schnelle Massage und dann war's das. Ich muss zur Arbeit."
Mio, der am Fußende des Bettes saß, grinste verschmitzt. „Massierst du mich auch, mein Fluss des Herzens?" fragte er mit einem unschuldigen Tonfall.
Gray hob eine Braue und drehte sich zu ihm um. „Und wer massiert mich dann? Ich kann nicht ständig alle massieren. Außerdem ist Ash der einzige, den ich so massiere."
Mio setzte seine besten Glubschaugen auf. „Gemein. Ash ist der einzige, den du verwöhnst! Und dabei bin ich doch dein Glühwürmchen."
Gray lachte leise. „Weil ihr Ash immer all die Arbeit machen lasst. Ich versuche nur, ihn bei Laune zu halten."
Ash murmelte etwas Unverständliches aus den Kissen, bevor er seine Hand hob. „Ich höre alles, ihr zwei. Und ja, ich verdiene das. Also weitermachen."
Gray seufzte erneut und gab nach. „Fein. Heute Abend massiere ich dich, Mio. Aber jetzt nicht, das dauert mir alles zu lange."
Mio schmiss sich sofort auf Gray, um ihn zu knuddeln. „Ja! Endlich willigst du ein! Ich liebe dich dafür!"
Gray schüttelte schmunzelnd den Kopf, während Mio ihn noch enger drückte. „Na schön, aber lass mich wenigstens noch kurz Ash fertig massieren, sonst wird der Drache unerträglich."
Ash hob nur eine Hand aus der Decke und winkte träge. „Ich bin immer unerträglich. Aber ja, mach weiter. Ich fühle mich noch nicht vollständig verwöhnt."
Mio lachte laut und kuschelte sich noch enger an Gray, während der seinen Morgen weiterhin pflichtbewusst begann.
.....
..
Ash saß mit einem riesigen Becher Kaffee in der Hand am Frühstückstisch und schüttete den heißen Trunk in großen Schlucken in sich hinein. Sein Gesichtsausdruck war müde, seine Bewegungen träge.
Mio kam von hinten, gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und lächelte. „Mein schlafender Drache, lass uns das erledigen und danach kannst du dich wieder ins Bett legen. Ich verspreche es dir."
Ash brummte, den Kaffeebecher kurz abstellend. „Geht nicht. Danach muss ich sofort zur Apotheke. Ohne mich im Labor schaffen wir nichts. Es stehen zu viele schwere Tränke auf der Warteliste. Mein Lehrling ist gut, aber diese Aufträge sind viel zu kompliziert. Wenn ich ihn allein lasse, bringen die mein Labor noch zum Explodieren."
„Mein Herz-Drache, du bist völlig überlastet," sagte Mio und setzte sich neben ihn. „Ich komme später mit ins Labor und du zeigst mir, was zu tun ist. Ich werde dafür sorgen, dass du ruckzuck wieder ins Bett kommst. Ich werde dir assistieren und Ordnung schaffen. Danach läuft alles schneller, glaub mir."
Ash hob skeptisch eine Braue. „Wirklich? Du willst helfen?"
Mio nickte und gab ihm einen schnellen Kuss. „Ja! Ich helfe dir. Aber dafür starten wir jetzt mit der ersten Aufgabe. Also lass uns anfangen."
Ash seufzte schwer und rieb sich die Schläfen. „Ja, ist gut. Also holen wir Tavion jetzt ab?"
„Fast," sagte Mio mit einem schelmischen Grinsen. „Es ist noch früh. Wir gehen zuerst zum Kur-Ort. Dort bringst du ein Portal an, und danach holen wir Tavion ab."
Ash grummelte in seinen Kaffee. „Klingt alles so anstrengend. Wo liegt dieser verdammte Kur-Ort überhaupt?"
Mio grinste noch breiter. „Im Nebel-Tal. Ich habe schon alles organisiert und die Reservierung abgeschlossen."
Ash hob eine Braue, sein Blick wurde leicht misstrauisch. „Das Nebel-Tal? Ich erinnere mich, dass dort einer deiner Nachfahren aus einem früheren Leben einen Clan gegründet hat. Steht der Clan noch?"
Mio nickte nachdenklich. „Meine damaligen Kinder sind längst tot, aber ihre Nachfahren leben weiter. Sie sind hybrider Abstammung, und ja, ich stehe noch mit ihnen in Verbindung. Sie haben den Ort zu einem exklusiven Rückzugsort der Erholung ausgebaut. Er heißt Lyrillan-Quellen. Es ist ein Geheimtipp, Ash. Nur wenige, darunter ich und andere Wächter des Nebels und der Illusionen, kennen diesen Ort. Er ist vollkommen sicher. Immerhin wurde er von meiner Blutlinie geschaffen. Naja, von meinen Nachfahren aus einem früheren Leben."
Ash runzelte die Stirn. „Mio, wir hatten doch einmal beschlossen, keinen Kontakt mehr zu unseren Nachfahren zu suchen. Warum jetzt doch?"
Mio lehnte sich entspannt zurück. „Ich habe den Kontakt nicht bewusst gesucht. Es war eher Zufall. Irrlichter sind so selten geworden, Ash. Dass ich in diesem Leben als reines Irrlicht geboren wurde, ist fast ein Wunder. Ich mache mir einfach Sorgen. Während ich nach gleichgesinnten Irrlichtern gesucht habe, stieß ich wieder auf den Clan meiner Nachfahren. So ergab sich der Kontakt. Ich konnte ihn nicht ignorieren."
Ash seufzte schwer und blickte zu Boden. „Es tut mir leid. Irrlichter sind wirklich selten, ja. Und doch seid ihr unter allen Völkern so beliebt. Man verehrt euch wegen eurer Fähigkeiten, aber es ist fast unmöglich, euch zu finden."
Mio legte eine Hand auf Ashs Arm. „Ich bin ja da, mein Drache. Also, wollen wir los?"
Ash trank den letzten Rest Kaffee und stellte den Becher ab. „Fein. Aber du hältst deine Versprechen. Danach kümmere ich mich nicht mehr um irgendwas."
Mio lachte leise. „Ich halte jedes Versprechen, das weißt du doch."
Mio lächelte verschmitzt. „Also los. Gehen wir's an. Wir verlassen die Eversum-Zone, und du fliegst uns davon. Ich kümmere mich um den Illusions-Schleier."
Ash stand langsam auf, strich sich durch sein Haar und winkte müde ab. „Nicht nötig. Ich öffne hier und jetzt ein Tor, durch das wir gehen. Keine Lust, so weit zu fliegen. Da wären wir sonst einen halben Tag unterwegs, und das pack ich echt nicht."
Mio hob eine Braue. „Ein Portal? Du willst den ganzen Flug umgehen?"
Ash nickte träge und streckte sich. „Ja. Wenn wir erst die Eversum-Zone verlassen müssen, durch die Kuppel fliegen und uns dann Richtung Nebel-Tal bewegen, dauert es zu lange. Außerdem verbraucht das viel mehr Energie, und ehrlich gesagt, habe ich nicht vor, mich so zu quälen."
Mio verschränkte die Arme. „Und was ist dein Plan?"
Ash grinste leicht. „Ganz einfach. Ich habe einen Ort in der Nähe markiert. Von dort aus fliegen wir vielleicht zwei Stunden bis zum Nebel-Tal. Das ist viel angenehmer. Glaub mir, ich bin nicht so unzuverlässig, wie ich aussehe. All meine Markierungszirkel an diesen Orten erneuere ich jährlich – es sei denn, ich verfalle in einen langen Drachenschlaf. Dieser hier muss sowieso bald erneuert werden. Es ist effizienter, wenn ich das gleich auf einen Schlag erledige."
Mio musterte ihn skeptisch. „Hast du denn genug Energie für all das? Ein Portal, ein Markierungszirkel und dann noch der Flug?"
Ash seufzte, während er seine Schultern lockerte. „Ja, Mio, leider habe ich genug Energie. Ich teile sie gut ein. Das Erneuern des Zirkels verbraucht kaum Mana. Es ist nur ein kurzer Impuls, um die Verbindung zu stabilisieren. Glaub mir, das ist ein Klacks."
Mio neigte leicht den Kopf. „Und wo genau ist dieser markierte Ort?"
Ashs Grinsen wurde breiter. „Im Tal der Drachen. Mein Geburtsort."
Mios Augenbrauen schossen nach oben. „Das Drachen-Tal? Sind dort viele aktive Drachen?"
„Oh ja, jede Menge," antwortete Ash mit einem belustigten Unterton. „Aber keine Sorge, es ist mega friedlich. Das Tal hat sich in den letzten Jahrhunderten stark entwickelt. Dort leben nicht nur Drachen, sondern auch viele andere Flügelwesen. Früher waren es nur Höhlenbewohner, aber mittlerweile gibt es auch Häuser für humanoide Formen. Jeder passt sich an, je nachdem, wie er gerade herumläuft."
Mio war neugierig geworden. „Das klingt... interessant. Aber wie sicher ist es wirklich?"
Ash hob beschwichtigend die Hände. „Es ist absolut sicher. Aber das Tal ist ausschließlich für Flügelwesen ausgelegt. Wer sich nicht selbstständig fortbewegen kann, hat dort keinen Zugang. Es gibt keine externen Transportmöglichkeiten. Aber keine Sorge, ich könnte euch problemlos dorthin bringen und auch fortbewegen, falls nötig. Aber für jemanden wie Tavion Arelith ist dieser Ort definitiv nicht geeignet."
Mio nickte. „Fein. Lass uns keine Zeit verschwenden. Bring uns dorthin, und dann fliegen wir zum Nebel-Tal."
Ash grinste erneut und hob eine Hand. „Geht klar."
Mit einer eleganten Bewegung formte er ein leuchtendes, spiralförmiges Portal, das in der Luft flimmerte. Das blau-goldene Schimmern des Portals reflektierte in Mios Augen, während Ash sich bereit machte, hindurchzugehen.
„Auf ins Drachen-Tal," murmelte Ash und trat durch das Portal, gefolgt von Mio, der einen letzten Blick zurückwarf, bevor er verschwand.
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