Kapitel 13 Band 8
Lenara Velithar und Iven Thariel warfen sich einen kurzen, bedeutsamen Blick zu, bevor sie sich neben Tavion Arelith positionierten. Beide wirkten ruhig, fast ungerührt, doch die Anspannung in ihren Haltungen war deutlich. Sie wussten, dass sie nicht nur Tavion, sondern auch sich selbst und ihre jeweiligen Positionen im Rat verteidigen mussten.
Tavion seufzte tief, sein Blick schweifte über die anwesenden Essenzen.
„Egal, welche Rolle ich gespielt habe, egal, was Nox Vigilia von mir verlangt... Meine Familie hat mit diesem Wahnsinn nichts zu tun. Sie sind unschuldig. Ich will nur, dass sie in Sicherheit sind. Wenn ich dafür alles aufgeben muss, dann sei es so."
Lenara trat einen Schritt nach vorne und legte eine Hand auf Tavions Arm.
„Tavion, du musst nicht allein entscheiden. Wir stehen an deiner Seite. Der Rat mag schwanken, aber nicht alle von uns sind verloren. Wir können dir helfen, wenn du uns vertraust."
Iven Thariel nickte zustimmend, seine Stimme ruhig und bedacht.
„Lenara hat recht. Es gibt Wege, deine Familie zu schützen, ohne alles aufzugeben. Aber du musst bereit sein, dich vollständig von Nox Vigilia zu lösen. Sonst gefährdest du nicht nur sie, sondern auch die, die dir helfen wollen."
Tavion senkte den Blick, die Worte schienen schwer auf ihn zu lasten.
„Ich habe nie gewollt, dass es so weit kommt. Als ich mich auf diese Sache eingelassen habe, dachte ich... dachte ich, ich könnte die Welt besser machen. Ein bisschen Gerechtigkeit bringen. Aber Nox Vigilia ist weit über das hinausgegangen, was ich mir vorgestellt habe. Experimente, Wahnsinn, Kindesentführungen..." Er hob den Blick, der nun von Verzweiflung erfüllt war. „Ich kann nicht einfach verschwinden. Sie werden es merken. Sie werden kommen. Und sie werden mich holen."
Mio verschränkte die Arme und neigte den Kopf leicht zur Seite, seine listige Miene wirkte jetzt eher nachdenklich.
„Niemand wird dich holen, Tavion, solange du unter unserem Schutz stehst. Ich bin die List, und ich garantiere dir, ich kann dich und deine Familie so gut verstecken, dass selbst die Schatten von Nox Vigilia dich nicht finden. Aber das funktioniert nur, wenn du mit uns arbeitest. Vollständig und ohne Hintergedanken."
Jake: „Deine Familie wird sicher sein. Es liegt an dir, ob du dich entscheidest – und wie. Du kannst gehen, aber wir garantieren nicht, zu was diese Entscheidung führen wird."
Mio: „Mein schlafender Drache hat es bereits gesagt: Die Entscheidung, die du heute Nacht triffst, wird über deine Zukunft bestimmen. Die Zukunft, die wir dir gezeigt haben. Entscheide in Ruhe. Irgendwas musst du ja tun. Du kannst gehen, nachdenken. Du kannst zu Nox Vigilia zurückkehren. Oder du kannst uns vertrauen."
Tavion zögerte: „Wie sieht dieses Vertrauen aus? Was müsste ich tun? Ich meine, wenn ich mich entscheide zu kooperieren, wie würde das ablaufen?"
Mio: „Du würdest dich in allem fügen, was wir verlangen. Ich würde die Wahrheit aus dir herauskitzeln – kein Entkommen, kein Täuschen. Meine Essenz würde dich berühren, und es wäre für dich unmöglich zu lügen. Übliches Prozedere, keine Sorge."
Tavion schluckte und sah nervös zu Mio.
Mio fuhr fort, ruhig, fast verführerisch: „Wenn du uns nicht täuschen willst und wenn wir nichts Unmögliches entdecken, was eine Zusammenarbeit ausschließt, würden wir die nächsten Schritte einleiten, um dich zu schützen. Ich würde dich unsichtbar machen – du hast ja gesehen, wie gut das im Zukunftsszenario im Saal funktioniert hat. Du hast dich selbst nicht wahrgenommen, richtig?"
Tavion nickte langsam, wagte es aber nicht, etwas zu sagen.
Mio: „Wir würden dich an einen Ort bringen, weit entfernt von allem, wo du sicher bist, bis die Unruhen sich gelegt haben. Normalerweise würde unser Drache – du weißt schon, Ash – das regeln. Aber..." Mio zuckte mit den Schultern, ein leicht amüsiertes Lächeln auf den Lippen. „Der hat sich ja schlafen gelegt."
Tavion: „Also, wie...?"
Mio unterbrach ihn: „Keine Sorge. Bis Ash seine Energie zurück hat, schütze ich dich in einer perfekten Illusion. Unsichtbar für jeden. Niemand wird dich aufspüren können. Dich und deine Familie. Doch das ist der Deal: Du würdest alles, was wir verlangen, befolgen. Ohne Ausnahmen. Du wärst ein Teil unseres Plans – nicht dein eigener Herr."
Jake: „Das ist dein Angebot. Nimm es oder lass es."
Die Stille, die folgte, war drückend. Tavion schloss die Augen, atmete tief ein und rang innerlich mit seiner Entscheidung.
Tavion saß still da, seine Finger spielten nervös mit dem Rand seiner Robe. Sein Blick wanderte zwischen Jake, Shade und Mio hin und her. Schließlich brach er das Schweigen: „Ich verstehe, was Sie mir sagen. Aber... das Vertrauen, das Sie verlangen, ist etwas, das ich nicht leicht geben kann. Wie kann ich sicher sein, dass dies tatsächlich die richtige Entscheidung ist? Dass ich nicht alles verliere?"
Jake lehnte sich zurück, seine Arme verschränkt. Seine Stimme war ruhig, aber durchdringend. „Tavion, für dich gibt es nur zwei mögliche Zukünfte. Wenn du gehst, fällt alles auseinander. Deine Familie, deine Position, dein Leben – alles den Bach runter. Aber wenn du bleibst, wenn du dich uns anvertraust, garantieren wir dir und deiner Familie Sicherheit. Vielleicht nicht die Kontrolle, die du gewohnt bist, aber Sicherheit. Die Entscheidung liegt bei dir."
Mio trat näher, sein Ausdruck eine Mischung aus Sanftmut und List. „Vertraue uns, Tavion Arelith. Dein Misstrauen ist verständlich, aber wir haben dir bereits gezeigt, was möglich ist. Ich kann dir nicht versprechen, dass es einfach wird. Was ich dir jedoch garantieren kann, ist, dass wir unsere Worte halten. Wirst du das Gleiche tun?"
Tavion sah auf seine Hände, dann hob er den Kopf, sein Blick ernst. „Wenn ich bleibe, was verlangt ihr von mir?"
Mio lächelte triumphierend. „Du wirst die Wahrheit sagen, Tavion – dich fügen, aber nicht wie ein Sklave. Meine Essenz wird dich berühren, und Lügen werden unmöglich. Solange du ehrlich bist, geschieht dir nichts.
Shade blieb kühl. „Stehst du auf unserer Seite, bringen wir dich und deine Familie in Sicherheit – verborgen vor Nox Vigilia, bis sich die Lage beruhigt.
Tavion zögerte, sein Blick wanderte wieder zu Jake. „Und wenn ich gehe?"
Jake stand auf, seine Augen fixierten Tavion kalt. „Dann garantieren wir dir nichts. Du kannst gehen, Tavion. Aber die Konsequenzen liegen außerhalb unserer Verantwortung."
Tavion schluckte, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Schließlich nickte er langsam. „In Ordnung. Ich werde euch vertrauen müssen. Ich werde bleiben."
Mio grinste, zufrieden. „Eine kluge Entscheidung, Tavion. Willkommen in der Realität."
Jake sah zu Lenara Velith und Iven Thariel. „Was ist mit euch?" fragte er mit ruhiger, aber bestimmender Stimme. „Bleibt ihr und wollt den Rest des Verhörs selbst hören? Oder zieht ihr es vor, dass wir euch später eine Zusammenfassung berichten?"
Lenara tauschte einen kurzen Blick mit Iven. Ihre violetten Augen funkelten entschlossen, während Iven mit einem leichten Nicken antwortete. „Wir bleiben," sagte Lenara fest. „Es ist besser, alles direkt mitzubekommen. Schließlich haben wir auch eine Verantwortung in dieser Sache."
Iven ergänzte: „Außerdem möchten wir sicherstellen, dass wir keine Nuance verpassen. Jede Information könnte wichtig sein."
Jake nickte zufrieden. „Gut. Dann setzt euch und hört aufmerksam zu. Was jetzt folgt, wird vermutlich noch intensiver."
Mio lächelte leicht und streckte die Hand aus, seine Stimme triefte vor einer Mischung aus List und Charme. „Na endlich kommt mein Part. Also, Arelith, das läuft so ab: Ich berühre dich kurz, und meine Essenz wird deinen Geist beeinflussen. Keine Sorge, es wird dir weder schaden noch dich dauerhaft beeinträchtigen."
Er ließ eine kurze Pause, um Tavion den Raum zum Nachdenken zu geben, bevor er weitersprach. „Ich sehe auch nicht direkt in deinen Geist – das ist etwas anderes. Ich spüre deinen Puls, nehme jede Welle von Manipulation hochsensibel wahr. Wenn ich es wollte, könnte ich dich zu Antworten drängen oder dein Verhalten gezielt verändern. Aber das werde ich nicht tun. Mir liegt nicht daran, dich zu etwas zu bewegen. Vielmehr will ich herausfinden, was in dir schlummert. Du musst nichts anderes tun, als unsere Fragen ehrlich zu beantworten. Solange du das tust, verläuft alles reibungslos."
Tavion schluckte, seine Hände umklammerten die Armlehnen des Stuhls. „Bereit," sagte er mit leicht belegter Stimme, versuchte aber, eine gefasste Haltung zu bewahren.
Mio lächelte zufriedener. „Gut." Er trat näher und legte eine Hand auf Tavions Schulter. Augenblicklich begann Tavions Haut sich an den Berührungspunkten schwarz zu verfärben. Die dunklen Flecken breiteten sich für einen Moment aus, als würden sie über die Adern strömen. Tavion starrte entsetzt auf seine Handflächen.
„Das ist absolut normal," versicherte Mio ruhig. „Es wird gleich wieder vergehen."
Und tatsächlich, die Schwärze zog sich nach wenigen Augenblicken zurück und hinterließ Tavions Haut wieder in ihrem ursprünglichen Zustand. Doch etwas hatte sich verändert. Tavion fühlte keine unmittelbare Veränderung, doch es war, als ob ein feiner Nebel seine Gedanken umhüllte – sanft, unaufdringlich, aber doch da.
Mio zog die Hand zurück und sprach mit einem Hauch von Belustigung: „Ich beeinflusse dich bereits, auch wenn du es nicht merkst." Er trat einen Schritt zurück, musterte Tavion aufmerksam. „So, jetzt können wir loslegen."
Mio lehnte sich entspannt zurück, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, und beobachtete Tavion mit kühler Präzision. „Na gut, wir beginnen mit etwas Einfachem.
Ist Tavion Arelith dein echter Name?"
Tavion zuckte bei der Frage leicht zusammen, überrascht von ihrer Einfachheit. Dennoch antwortete er sofort: „Ja, das ist mein Name."
Mio nickte zufrieden und machte eine lockere Handbewegung. „Sehr schön. Ehrlichkeit steht dir gut. Jetzt eine etwas interessantere Frage: Bist du auf Nox Vigilia zugegangen, oder waren sie es, die dich aufgesucht haben?"
Tavion hielt inne, seine Finger krampften sich kurz in den Stoff seiner Kleidung, bevor er leise antwortete: „Sie suchten mich auf."
Mio hob eine Augenbraue, lehnte sich etwas nach vorn und ließ ihm den Raum, weiterzusprechen.
„Es begann alles vor einigen Jahren," fuhr Tavion fort, seine Stimme unsicher, aber gezwungen zur Ehrlichkeit. „Ich war bereits tief im politischen System des Rates verwurzelt. Sie wussten, dass ich unzufrieden war – unzufrieden mit den langsamen Reformen, mit der Korruption, die wir alle duldeten. Sie wussten, dass ich nach einer Möglichkeit suchte, die Dinge zu ändern. Sie fanden mich, nicht umgekehrt."
Mio beobachtete ihn aufmerksam, sein Blick scharf wie ein Messer, während Tavion zögernd fortfuhr:
„Anfangs... war es subtil. Briefe, Hinweise, scheinbar zufällige Begegnungen mit ihren Informanten. Sie wussten, wie sie meine Ideale ansprechen konnten, wie sie meine Überzeugungen manipulieren konnten, ohne dass ich es bemerkte. Irgendwann wurde aus ihren Andeutungen konkrete Gespräche, und..." Tavion stockte, sein Blick flackerte. „Ich ließ mich hineinziehen, Schritt für Schritt."
Mio schmunzelte leicht, seine Stimme triefte vor gespielter Leichtigkeit. „Sie suchten dich also auf, weil sie wussten, dass du empfänglich warst. Ein Mann voller Ideale und gleichzeitig voller Frustration – die perfekte Zielscheibe. Faszinierend."
Tavion antwortete nicht, seine Augen wanderten nervös durch den Raum. Mio wartete geduldig, ließ die Worte wirken, bevor er seine nächste Frage formte.
Mio ließ sich tiefer in den Stuhl sinken, sein Blick fixierte Tavion mit einer Mischung aus Neugierde und List. „Mit welcher Intention bist du heute hergekommen? Was war der Plan? Gab es überhaupt einen? Du warst doch bestimmt misstrauisch. Hast du Nox Vigilia informiert, dass du hierherkommst? Wolltest du etwas tun? Oder hast du dich einfach treiben lassen, um zu sehen, wohin das alles führt – ohne irgendwelche Hintergedanken? Was war dein Entschluss, wie du mit diesem Abend verfahren wolltest?"
Mio legte den Kopf leicht schief, seine Stimme blieb ruhig, fast beiläufig. „Dass du gezwungen wurdest, herzukommen, sei mal dahingestellt."
Tavion schwieg einen Moment, als würde er innerlich mit sich ringen. Schließlich hob er den Blick, die Wahrheit lag schwer auf seiner Zunge. „Ja... ich habe Nox Vigilia informiert, dass ich herkomme. Es war nicht wirklich eine Wahl – sie beobachten mich ständig. Sie wussten bereits von der Einladung. Ich musste ihnen Bericht erstatten."
Mio zog eine Augenbraue hoch, seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Oh, natürlich. Und wie genau sah dieser Bericht aus? Was wollten sie von dir?"
Tavion atmete tief durch, bevor er weitersprach. „Sie wollten, dass ich euch aushorche. Dass ich eure Absichten herausfinde. Ob ihr tatsächlich so mächtig seid, wie behauptet wird, oder ob das alles nur... Inszenierung ist. Ich sollte euch provozieren, auf den Zahn fühlen und Informationen sammeln."
Mio lachte leise, doch seine Augen funkelten kalt. „Und? Wie weit bist du damit gekommen? Hast du den Eindruck, dass wir hier nur Theater spielen?"
Tavion schluckte, sichtlich verunsichert, doch er sprach weiter: „Nein... ich kam nicht mal ansatzweise so weit. Alles hier – die Zeitreise, eure Aura, die Art, wie ihr Fragen stellt – es hat mich überrollt. Ich bin nicht darauf vorbereitet gewesen. Nox Vigilia... sie hätten mir nie gesagt, dass ich mich auf so etwas einstellen muss. Sie denken, sie wären die Einzigen mit solchen Mitteln und dieser Macht."
Mio lehnte sich zurück, seine Finger spielten gedankenverloren mit einem seiner Ärmel. „Ah, ich verstehe. Du warst hier, um uns zu testen – und bist selbst derjenige, der getestet wurde. Wie ironisch."
Tavion nickte langsam, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Es war naiv von mir zu glauben, ich könnte euch täuschen oder manipulieren. Ich kam her mit einem Plan, ja. Aber... es scheint, als hätte ich diesen Plan schon an der Türschwelle verloren."
Mio lächelte wieder, ein Lächeln, das alles außer Aufmunterung vermittelte. „Na also, Tavion. Du lernst schnell. Mal sehen, wie ehrlich du bei den nächsten Fragen bleibst."
Shade beugte sich leicht vor, seine gelben Augen fixierten Tavion wie die eines Raubtiers, das seine Beute umkreist. Seine Stimme war ruhig, aber von einem schneidenden Unterton durchzogen.
„Wer war dein direkter Ansprechpartner? Wer war für dich zuständig? Hast du Befehle direkt von Xyra oder Sedrick entgegengenommen?"
Tavion hielt Shades Blick nur schwer stand und zögerte, bevor er schließlich antwortete. „Nein... meistens kam der Kontakt durch einen Mann namens Kalveros. Sein Rang ist Corda Nigrum, einer der Dunklen Herzen. Es ist ein hoher Rang. Dann... es gab da noch Zagreb. Mit ihm hatte ich seltener zu schaffen, und Prima habe ich zwar einige Male getroffen, aber sie waren nicht die, die mich regelmäßig instruiert haben. Kalveros war derjenige, der mir die meisten Befehle überbrachte. Doch hin und wieder kam auch Zagreb selbst zu mir – oder... dieser andere."
„Xyra habe ich ein paar Mal nur getroffen, und Sedrick hatte sie begleitet. Mit rangniedrigen Mitgliedern hatte ich nur bei Botenangelegenheiten zu tun, aber die Befehlskette war klar: Immer ein hochrangiges Mitglied kam zu mir."
Jake lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und schürzte die Lippen, bevor er trocken anmerkte: „Zagreb und seine Schwester Prima kennen wir bereits. Aber Kalveros? Dieser Name ist neu." Er richtete seinen intensiven Blick auf Tavion. „Erzähl uns von ihm. Wer ist Kalveros?"
Tavion wirkte angespannt, als er sprach, fast so, als würde das Aussprechen des Namens eine unsichtbare Last auf seine Schultern legen. „Kalveros ist... ein Schatten, ein kalter und präziser Mann. Seine Stimme hat eine seltsame Tiefe, die einem das Gefühl gibt, dass er gleichzeitig spricht und schweigt. Er ist extrem loyal zu Xyra und eine Art Vermittler zwischen ihr und den unteren Rängen. Seine Erscheinung ist ebenso verstörend – fast humanoid, aber seine rechte Körperhälfte ist... seltsam, wie in Dunkelheit getaucht, als wäre sie ein flüssiger Schatten. Er trägt oft eine Maske, die den oberen Teil seines Gesichts bedeckt, sodass man seine Augen kaum sieht, aber... man spürt sie."
Mio lehnte sich interessiert nach vorne und schmunzelte. „Ein Mann der Dunkelheit, hmm? Klingt wie ein aufgeblasener Stereotyp."
Tavion ignorierte Mios spöttischen Ton und sprach weiter. „Kalveros hat immer eine gewisse Aura der Unberechenbarkeit. Er ist still, aber wenn er spricht, hört man zu. Seine Worte sind präzise, wie seine Befehle. Es gibt keinen Raum für Interpretationen – nur Gehorsam. Zagreb hat einmal gesagt, dass Kalveros derjenige ist, der Xyras 'Schattenfäden' spinnt, und dass nichts, was er sagt oder tut, ohne ihre Zustimmung geschieht."
Jake knirschte mit den Zähnen, sein Blick wurde härter. „Und der andere? Wer ist der 'andere', von dem du sprachst?"
Tavion zögerte erneut, seine Hände verkrampften sich leicht. „Der andere ist... eine Art rechte Hand von Zagreb. Sein Name ist Seradion. Er ist nicht wie Kalveros. Während Kalveros strategisch und still ist, ist Seradion wild, fast animalisch. Ich hatte nicht oft mit ihm zu tun, aber... er ist brutal, effizient und hat keine Geduld für Schwäche. Zagreb nennt ihn manchmal 'die Klinge', weil er Dinge schnell und sauber erledigt."
Shade hob eine Braue. „Die Klinge, hmm? Und Kalveros spinnt die Fäden. Ein interessantes Team."
Jake sah Tavion scharf an. „Sind diese beiden allein für dich verantwortlich gewesen, oder gibt es noch andere, die dich angewiesen haben?"
Tavion schüttelte den Kopf. „Kalveros war mein Hauptkontakt. Seradion trat nur auf, wenn es... heikle Situationen gab. Und Xyra..." Er hielt inne, bevor er leiser sprach. „Xyra war nur dann präsent, wenn etwas wirklich Wichtiges besprochen wurde. Sie ist die einzige, vor der selbst Zagreb zurückweicht."
Mio lehnte sich zufrieden zurück und grinste. „Das wird ja immer interessanter. Nun, mein teuflisches Herz, was denkst du?"
Jake nickte langsam. „Ich denke, Tavion hat noch viel mehr zu erzählen."
Shade lehnte sich zurück, seine gelben Augen funkelten vor Kalkül, während er mit einer Hand an seinem Kinn rieb. Seine Stimme war ruhig, doch voller Schärfe und Nachdruck, als er begann, die Namen zusammenzufassen, die sie bisher gesammelt hatten.
„Also haben wir einen Rask – einen niederklassigen Gesellen, der schlicht Befehle ausführt. Einen Sigan, den Ritualmeister der Schwärze, der ihre düsteren Rituale leitet. Einen Zagreb und eine Prima, Geschwister, die für die Verhöre verantwortlich sind. Zagreb, ein brutaler Manipulator, und Prima, die Verrückte, wie ich sie nennen würde. Dann haben wir Xyra, die Primus Arcanum, die an der Spitze dieser ganzen verdorbenen Nahrungskette steht."
Er hielt inne, seine Augen fixierten Tavion mit einer Raubtierart, bevor er fortfuhr.
„Weiterhin einen Kalveros, den Schattenmann, der alles im Hintergrund orchestriert und Xyras Fäden spinnt. Seradion, ein brutaler Aufsteiger, der für die schmutzige Arbeit zuständig ist und sich seinen Platz im Rangsystem mit Gewalt und Effizienz erkämpft hat. Und natürlich Sedrick, den ich eigenhändig besiegt habe." Shade ließ seine Worte für einen Moment in der Luft hängen, bevor er mit einem scharfen Ton hinzufügte: „Habe ich jemanden vergessen? Oder gibt es noch weitere Schlüsselfiguren, von denen wir wissen sollten?"
Tavion sah unruhig aus, zögerte kurz, bevor er schließlich antwortete: „Es... es kann sein, dass es noch ein paar weitere niedrigere Anhänger gibt. Vor allem viele Ritualisten, sogenannte Meister der Schwärze. Aber ich habe sie nicht alle getroffen – vielleicht flüchtig gesehen, doch ich kenne keine Namen. Sie sind meistens unauffällig und halten sich aus direkten Konflikten heraus. Es wäre denkbar, dass es noch ein oder zwei weitere Corda Nigrum gibt, doch auch das ist nur eine Vermutung. Ich weiß es nicht sicher."
Jake verschränkte die Arme und warf Tavion einen skeptischen Blick zu. „Eine Vermutung? Warum?"
Tavion nickte langsam und sprach mit gesenkter Stimme weiter: „Wenn man ihre Strukturen lange genug beobachtet, merkt man, dass sie strategisch aufgebaut sind. Es gibt immer jemanden, der die niederen Ränge anführt und gleichzeitig direkt mit den höheren Rängen koordiniert. Es wäre logisch, dass neben Kalveros noch andere von gleichem Rang existieren. Aber... es ist nicht leicht, sich dort hochzuarbeiten und das volle Vertrauen der Organisation zu gewinnen. Kalveros allein war schon schwer greifbar, und er ist einer der höchsten Corda Nigrum."
Mio schmunzelte und tippte sich an die Schläfe. „Interessant. Also ein sorgfältig aufgebautes Netzwerk mit einer klaren Hierarchie. Nun, Tavion, falls Ihnen doch noch ein Name einfällt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, uns ein paar Hinweise zu geben."
Tavion schüttelte den Kopf. „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Was ich weiß, habe ich Ihnen bereits offenbart."
Mio lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. „Nun, ich weiß, dass alles, was Sie bisher gesagt haben, wahr ist. Machen wir also weiter."
Shade fixierte Tavion mit seinen stechenden, gelben Augen und stellte die nächste Frage, seine Stimme war ruhig, aber durchdringend. „Sedrick. Lebt er noch?"
Tavion schien für einen Moment zu überlegen, bevor er antwortete. „Ja... soweit ich weiß. Aber ich habe keinerlei konkrete Informationen. Es gibt nur Gerüchte, dass er noch lebt. Es tut mir leid, ich weiß dazu wirklich nichts Genaues."
Mio beugte sich leicht vor, seine Augen funkelten vor Interesse. „Und was ist mit Leeò, der Peinigung und Verdammnis? Ein Incubus. Stimmt es, dass er sich in den Fängen von Nox Vigilia befindet?"
Tavion nickte langsam. „Ja... ich glaube, er ist standhaft. Es scheint ihm gut zu gehen. Aber ich habe ihn selbst nie getroffen. Alles, was ich weiß, sind Dinge, die ich von anderen gehört habe – Gerüchte, nichts Handfestes."
Jake schaltete sich ein, seine Stimme war schneidend und direkt. „Bist du selbst ein hohes Mitglied? Hast du einen Rang in ihrer Organisation?"
Tavion schüttelte den Kopf, seine Antwort war deutlich. „Nein. Wir Ratsmitglieder haben keinen offiziellen Rang innerhalb von Nox Vigilia. Wir sind... gesondert. Ein Teil von ihnen, aber nicht tief genug involviert, um über alle Details Bescheid zu wissen. Unsere Rolle ist es, sie zu unterstützen, wo es nötig ist, und unsere Arbeit für sie zu erledigen. Aber viele ihrer internen Prozesse bleiben uns verborgen."
Mio hob eine Augenbraue und fragte gezielt: „Und was ist mit diesen vier Ratsmitgliedern, die in der Zukunftsvision gefehlt haben? Sind das die Verräter, von denen wir ausgehen?"
Tavion seufzte leise, bevor er antwortete. „Nein, nur drei von ihnen. Warum Lorean Draeven nicht dort war, ist mir selbst schleierhaft gewesen. Lorean Draeven ist... jemand, der um seine Position kämpfen würde. Er ist zu klug und zu stolz, um sie aufzugeben."
Jake verschränkte die Arme und wandte sich an Mio. „Mio, Shade und ich waren nicht in der Zukunft, wir sahen keine Vision. Was genau hast du dort gesehen? Welche vier haben gefehlt?"
Mio winkte beiläufig ab, als ob er die Frage nicht von großer Bedeutung fand. „Ach, die drei, die wir ohnehin schon verdächtigt haben. Wahrscheinlich hat die Zukunft nur das bestätigt, was wir bereits vermutet hatten. Und Tavion selbst sagt, es sind diese drei Verräter."
Er hielt inne, bevor er mit einem schiefen Lächeln hinzufügte: „Lorean Draeven... ja, er ist uns allen ein Rätsel. Aber er fehlte ebenfalls. Das ist... interessant."
Jake lehnte sich vor, seine roten Augen bohrten sich in Tavion, und seine Stimme war ruhig, aber voller Entschlossenheit. „Wir wollen Leeò finden. Wo ist diese Zweit basis? Gibt es noch weitere Basen, von denen wir wissen sollten? Ist Leeò dort?"
Tavion schluckte schwer, seine Hände verkrampften sich leicht auf der Armlehne des Stuhls. „Nun... für ihre Treffen wechseln sie immer ihre Orte. Sie bleiben nie zu lange an einem einzigen Ort. Es gibt eine Hauptbasis. Die zweite Basis war der Schattenschacht, aber... wie ihr wohl wisst, existiert sie nicht mehr."
Shade warf Jake einen kurzen Blick zu, bevor er die Arme verschränkte. „Und diese Hauptbasis? Wo genau befindet sie sich?"
Tavion schüttelte den Kopf. „Die Hauptbasis liegt im Außenbezirk von Eversum... einem Ort, der als Nachtnebel-Quartier bekannt ist. Es ist ein Bezirk, den die meisten meiden, da dort seit Jahren dichter Nebel liegt, der alles verschluckt. Es ist ein unheimlicher Ort, und ich vermute, dass sie ihn genau deswegen gewählt haben." Er hielt kurz inne, bevor er weiter sprach. „Aber ich weiß nicht, wo genau in diesem Bezirk die Basis liegt. Ich war nie dort."
Jake verzog das Gesicht, sein Zorn flackerte kurz in seinen Augen auf, doch er hielt sich unter Kontrolle. „Was weißt du dann überhaupt über diese Hauptbasis? Irgendein Detail?"
Tavion zögerte, bevor er leise antwortete. „Ich habe selber Nachforschungen angestellt, um so weit zu kommen. Aber selbst diese Informationen habe ich nur durch Gerüchte und Beobachtungen erlangt. Für ihre Treffen haben sie mich immer an entlegene Orte gerufen – nie zweimal am selben Ort. Sie halten ihre Hauptbasis geheim, selbst vor denen, die sie für wichtig halten."
Mio klopfte mit einem Finger nachdenklich auf die Tischkante, sein Gesicht zeigte ein nachdenkliches Grinsen. „Also... ein Versteck im Nachtnebel-Quartier. Interessant. Sie haben wirklich alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Kein Wunder, dass sie immer noch so schwer zu fassen sind."
Jake seufzte tief, seine Finger trommelten kurz auf die Tischplatte. „Es ist ein Anfang. Wir haben schon mit weniger mehr gefunden." Er richtete seinen Blick wieder auf Tavion. „Wenn du mehr herausfindest, wirst du es uns sagen. Ist das klar?"
Tavion nickte langsam, ein Ausdruck von Erschöpfung und Resignation in seinem Gesicht. „Ja... das ist klar."
Mio lehnte sich etwas vor, ein gefährliches Lächeln auf den Lippen, während er mit einem leichten, aber unerbittlichen Ton fragte: „Inwieweit bist du in den Plänen mit den Kindesentführungen involviert? Und was ist mit diesen Bändigern? Warum diese Kooperation? Wurden sie unterworfen, oder sind sie freiwillig Teil dieses Wahnsinns?"
Tavion zögerte, sein Blick wich kurz aus, bevor er tief Luft holte und antwortete: „Die Kinder... sie sollen vor allem Druck ausüben. Es geht darum, die verschiedenen Parteien zu destabilisieren und den Bürgerkrieg, den ihr wohl bereits erahnt, weiter anzutreiben. Einige dieser Kinder..." Er hielt kurz inne, als ob ihm seine eigenen Worte zu wider waren. „Einige von ihnen werden für kranke Experimente oder Rituale benutzt. Es heißt, je reiner das Blut, desto wirksamer für das, was sie als ihr 'Werkzeug des Erwachens' bezeichnen. Aber ich weiß keine genauen Details. Und nein, ich war nicht direkt involviert, aber ich habe genug gehört, um zu wissen, dass es passiert."
Mio musterte ihn mit schmalen Augen und sprach dann fast beiläufig: „Interessant. Aber was ist mit den Bändigern? Diese Kooperation klingt seltsam. Warum arbeiten sie mit Nox Vigilia zusammen? Wurden sie unterworfen oder sind sie tatsächlich freiwillig dabei?"
Tavion nickte langsam. „Ja... es gab einen Machtkampf. Die Bändiger waren gezwungen, sich zu fügen. Sie hatten keine Wahl. Aber sie teilen ähnliche Ziele wie Nox Vigilia. Beide wollen nach dem Chaos, das sie entfesseln, an die Spitze gelangen. Beide träumen von einer Welt, in der ihre Regeln die einzig gültigen sind. Es ist ein Zweckbündnis, geboren aus gemeinsamen Idealen – aber auch aus Furcht."
Shade verschränkte die Arme und warf Tavion einen scharfen Blick zu. „Und du? Was war dein Teil in all dem? Du kannst uns nicht erzählen, dass du nichts gewusst oder nichts damit zu tun hattest."
Tavion senkte den Kopf leicht, seine Stimme war gedämpft, aber nicht ohne eine Spur von Bitterkeit. „Alles, was ich wollte, war, einige der Gesetzgebungen im Rat anzupassen. Ich... ich kam einfach nicht weiter. Ich war frustriert, enttäuscht. Nox Vigilia trat an mich heran und versprach, mir die Mittel zu geben, um meine Ziele zu erreichen. Ich habe nie eingewilligt, an ihrem Wahnsinn teilzuhaben. Ich wollte keine Rituale, keine Entführungen, keine Experimente. Aber ich bin hineingeraten, Schritt für Schritt. Und jetzt... ich komme einfach nicht mehr heraus." Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Ich muss zugeben... manches, was sie sagten, klang... verlockend. Die Möglichkeit, Gesetze zu ändern, die Macht, wirklich etwas zu bewirken – das klang alles so verführerisch. Doch mit der Zeit wurde klar, dass ihre Ideale wahnsinnig sind."
Mio beobachtete ihn genau und lächelte kalt. „Nun, du bist nicht der Erste, der diesen Fehler gemacht hat. Aber zurück zu diesem Werkzeug des Erwachens – du weißt nicht zufällig mehr als wir?"
Tavion hob die Hände in einer entschuldigenden Geste. „Ich weiß nur, dass sie die zwölf Essenzen zerschlagen wollen. Euch – und eure Hüterin. Sie glauben, dass, wenn ihr fällt, die acht Ursprünge aus ihren Verstecken kommen und gefunden werden können. Dieses 'Erwachen' ist nichts anderes als eine Reihe von Blutopfern. Sie glauben, dass durch das Blut reiner Seelen, wie das von Kindern, ihre Macht gesteigert wird. Das Blut wird in dunkles Miasma umgewandelt, das sich manifestiert und formt. Dieses Miasma wird in ein Werkzeug integriert – ich vermute, es könnte eine Waffe sein, vielleicht ein Schwert. Aber ich weiß es nicht genau."
Jake beugte sich vor, seine Augen funkelten vor Zorn. „Und wie nähren sie dieses Werkzeug? Wie sammeln sie das Miasma?"
Tavion nickte langsam. „Sie benutzen das Miasma aus der Gesetzlosen Zone. Es wird seit Generationen angehäuft. Sie haben Wege gefunden, es zu sammeln und zu verstärken. Und... Kinder mit reinem Blut sind anscheinend der Schlüssel, um die Effizienz dieses Erwachens zu maximieren. Die Rituale dienen als Mittel, um die dunkle Energie zu bündeln und zu nähren."
Mio runzelte die Stirn, seine Stimme wurde schärfer. „Und das alles hast du stillschweigend hingenommen, Tavion?"
Tavion schluckte schwer, seine Schultern sanken. „Ich habe nie daran teilgenommen. Und ja, ich wusste davon. Aber... ich hatte Angst. Sie haben mir einmal gezeigt, was sie mit Verrätern machen. Es war eine Warnung, die ich niemals vergessen werde. Ich... ich konnte mich nicht dagegenstellen." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er hinzufügte: „Ich bin kein Held."
Shade ließ ein leises, kaltes Lachen hören. „Nein, das bist du nicht. Aber vielleicht bist du auch kein hoffnungsloser Fall."
Mio richtete sich auf und verschränkte die Arme. „Gut, Tavion. Du hast uns mehr gesagt, als wir erwartet haben. Aber wir sind noch nicht fertig."
Mio ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Tavion mit einem scharfen Blick. Seine Stimme war ruhig, aber jeder konnte den Hauch von Entschlossenheit darin spüren.
„Also, Tavion, erzähl uns von Draevens Reform. Du hast dich dagegen ausgesprochen, das wissen wir. Aber was genau hat er dir mitgeteilt? Was ist da im Rat los? Besonders zwischen dir und Draeven? Was steckt hinter all dem?"
Tavion atmete schwer aus, rieb sich über die Schläfen und suchte nach den richtigen Worten. „Draeven... er ist ein Visionär, das kann man ihm nicht absprechen, aber... seine Vision ist absolut toxisch. Es begann harmlos, wie so vieles. Er sprach von der Notwendigkeit, die reinrassigen Dämonenlinien zu schützen, da sie seiner Meinung nach durch die Hybridisierung zunehmend an Einfluss verlieren. Es klang wie eine patriotische Rede, etwas, das den Zusammenhalt stärken sollte. Aber dann..." Tavion schüttelte den Kopf, seine Stimme wurde bitter. „Dann zeigte sich sein wahres Gesicht."
„Was genau meinst du?" fragte Mio, seine Augen blitzten neugierig auf.
„Draeven hat Pläne, die weit über den Schutz von Reinrassigkeit hinausgehen. Er will Ehen zwischen verschiedenen Spezies verbieten. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Sein eigentliches Ziel ist die vollständige Kontrolle über die Bevölkerung der Freien Zone. Er möchte eine Gesetzgebung, die nicht nur Mischlingsverbindungen verhindert, sondern die Geburt von Mischlingen ganz verbietet. Das bedeutet strikte Regeln für Fortpflanzung, Ehebündnisse und sogar genetische Überprüfungen vor der Geburt. Es soll Sanktionen geben – harte Sanktionen –, wenn jemand gegen diese Gesetze verstößt. Geldstrafen, Zwangsscheidungen, und in extremen Fällen..." Tavion hielt kurz inne und senkte die Stimme. „In extremen Fällen spricht er sogar von Gefängnisstrafen oder... Sterilisation."
Ein leises Raunen ging durch den Raum. Shade verzog das Gesicht, während Jake seine Faust ballte. Mio hingegen blieb ruhig, seine Stimme war jedoch mit Eiseskälte durchzogen. „Und wie genau rechtfertigt er das? Was ist sein offizieller Standpunkt?"
Tavion sah Mio direkt an. „Er behauptet, dass die Hybridisierung der Rassen die Identität und die Stärke der Dämonen schwächt. Er glaubt, dass wir – die Freie Zone – nur eine Bühne für Chaos und Verwässerung der Kulturen geworden sind. Für ihn ist Reinrassigkeit der Schlüssel zu Stärke und Einheit. Er malt ein Bild davon, wie die Freie Zone durch diese Reform wieder an Einfluss gewinnen könnte. Aber..." Tavion hielt inne, sein Blick verdüsterte sich. „Aber das ist nichts weiter als eine Maske. In Wahrheit sieht Draeven Hybriden – Mischlinge wie mich – als Fehler, als Abschaum. Er hasst uns. Und das ist der wahre Antrieb hinter seiner Reform."
Shade knurrte leise. „Und wie stehst du zu ihm? Was genau läuft zwischen euch?"
Tavion lachte bitter, sein Gesichtsausdruck von Resignation geprägt. „Draeven und ich waren einst Verbündete. Ich habe ihn unterstützt, als er anfing, seinen Einfluss im Rat auszubauen. Ich hielt ihn für einen Mann mit Prinzipien. Aber als er anfing, über Reinrassigkeit zu sprechen, wurde mir klar, wie gefährlich seine Ideologie ist. Ich bin ein Hybrid. Meine Frau ist eine Hybridin. Meine Kinder sind Hybriden. Für ihn sind wir alle ein Makel. Und als ich mich öffentlich gegen seine Reform ausgesprochen habe, hat er mich zum Feind erklärt."
Jake hob eine Braue, seine Stimme war kühl. „Hat er dich bedroht?"
„Direkt? Nein," antwortete Tavion. „Draeven ist schlau. Er agiert im Hintergrund. Es sind subtile Dinge – ein Verlust an Unterstützung hier, ein Gerücht dort. Aber ich weiß, dass er plant, mich aus dem Rat zu drängen. Er will mich diskreditieren, und wenn das nicht reicht... ich habe keine Zweifel, dass er bereit wäre, noch weiter zu gehen."
Mio lächelte kalt. „Also nutzt er Nox Vigilia, um seine Ziele zu erreichen. Aber warum du? Warum wurdest du ein Ziel für ihn und gleichzeitig ein Werkzeug für Nox Vigilia?"
Tavion senkte den Kopf. „Ich war ein einfacher Einstiegspunkt. Jemand mit Einfluss, der sich manipulieren lässt. Jemand, der bereits von der Vision einer besseren Gesetzgebung enttäuscht war. Sie haben mich rekrutiert, weil ich frustriert war und nicht wusste, wie ich allein etwas verändern konnte. Draeven wusste das. Er hat mich zu einem schwachen Moment erwischt, und Nox Vigilia hat ihn genutzt."
Shade hob den Kopf und seine Stimme war schneidend. „Also hat Draeven tatsächlich Verbindungen zu Nox Vigilia?"
Tavion nickte langsam. „Es wäre dumm, das zu leugnen. Aber ich glaube nicht, dass er sich ihnen vollkommen untergeordnet hat. Für ihn sind sie nur ein Mittel zum Zweck. Ein Werkzeug, das er benutzt, solange es ihm nützt. Doch ich frage mich... wie lange, bis sie ihn benutzen? Ich habe nie gesehen wie sie interagieren. Es fühlt sich an als würde Lorean nicht teil ihres Netzwerkes sein."
Mio lehnte sich entspannt zurück, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. „Erzähl uns mehr über Lorean Draeven."
Tavion atmete tief durch, seine Hände verkrampften sich leicht, bevor er sprach. „Lorean Draeven hat seine Position als oberster Leiter der Abteilung für Infrastruktur und Interpersonelle Beziehungen ausgenutzt, um seine persönliche Agenda voranzutreiben. Er argumentiert, dass die zunehmende Hybridisierung der Rassen zu einem erheblichen Problem für die Blutbanken geworden sei. Nach seinen Worten führt die Vermischung der Blutlinien dazu, dass es immer schwieriger wird, reines Blut zu finden, das mit den verschiedenen reinrassigen Spezies kompatibel ist."
Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: „Draeven behauptet, dass Hybrid-Blut für reinrassige Dämonen problematisch ist. Wenn jemand zum Beispiel Blut von einem Hybrid erhält, dessen Gene mit der eigenen Spezies nicht vollständig kompatibel sind, könnten unerwartete Nebenwirkungen auftreten – im schlimmsten Fall eine Abstoßung des Blutes oder sogar schwerwiegendere Komplikationen. Das Problem sei laut ihm, dass das Filtern und Kategorisieren von Blut so aufwendig und kostenintensiv ist, dass viele Blutbanken schlichtweg nicht in der Lage seien, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Reinrassiges Blut sei ein immer seltener werdendes Gut."
Iven Thariel mischte sich ein. „Das ist natürlich absoluter Blödsinn. Es ist meine Aufgabe, solche Dinge zu überprüfen. Ich sehe darin kein Problem. Jede Klinik muss ihren Bestand eben genaustens im Blick haben. Und wenn doch Mängel auftreten, sind diese an mich zu entrichten. Bei Mischlingen kann und muss gegebenenfalls das passende Mischlingsblut verabreicht werden. Wir gehen mit der Zeit, wenn Reinrassenblut schlichtweg nicht verfügbar ist. Dafür arbeite ich mit der technischen Abteilung zusammen, um den Fortbestand zu gewährleisten und die Hybridisierung besser zu analysieren – insbesondere, um die Ursprungsrassen des Mischlings zu identifizieren, sollte der Fall eintreten." Nachdem Iven gesagt hatte, was ihm auf dem Herzen lag, setzte er sich wieder, um das Gespräch weiterzuverfolgen.
Tavion sah zu Boden, als er leise weitersprach: „Er führt weiter aus, dass durch diese Hybridisierung nicht nur die Versorgung der Blutbanken gefährdet sei, sondern auch die medizinische Infrastruktur insgesamt. Draeven behauptet, dass Mischlinge oft komplexere Krankheitsbilder aufweisen, die schwerer zu diagnostizieren und zu behandeln seien. Er hat diese Punkte immer wieder in Ratssitzungen vorgebracht, um seine Reform zu rechtfertigen."
Seine Stimme wurde bitter, als er hinzufügte: „Er malt das Bild, dass diese Reform notwendig sei, um die Stabilität und Gesundheit der freien Zone zu sichern. Doch in Wahrheit ist es nichts anderes als eine Machtdemonstration und ein Versuch, Kreuzungen, die zu Mischlingen führen – also Hybrid-Spezies – zu marginalisieren. Ich habe mich immer gegen diese Reform ausgesprochen, aber es wird zunehmend schwieriger, sich gegen ihn zu behaupten. Seine Argumente wirken auf den ersten Blick logisch und wissenschaftlich, doch sie sind nur ein Vorwand, um seine persönlichen Überzeugungen durchzusetzen."
Tavion hob den Blick und seine Augen flackerten vor Anspannung. „Er hat diese Reform so geschickt verpackt, dass einige Ratsmitglieder tatsächlich glauben, sie sei notwendig. Er nutzt Angst und Unsicherheit, um seine Macht zu festigen. Aber ich weiß, dass es ihm nicht um das Wohl der freien Zone geht. Es geht ihm um Kontrolle. Und um seine Vision einer ‚reinen' Welt."
Mio legte den Kopf leicht schief, seine violetten Augen funkelten vor Interesse. „Interessant. Diese reine Welt, frei von hybriden Verbindungen, scheint doch genau das Gegenteil von dem zu sein, was Nox Vigilia sich wünscht, oder? Während Draeven die Reinrassigkeit propagiert, strebt Nox Vigilia eine Welt an, in der Hybride und Vermischung die neue Ordnung darstellen. Zwei radikale Ideale, die unterschiedlicher kaum sein könnten."
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort, seine Stimme ruhig, aber durchdringend. „Das scheint eine Zusammenarbeit der beiden Parteien unmöglich zu machen. Stehen diese radikalen Visionen also zwangsläufig im Konflikt?
Hat Draeven bewusst Nox Vigilia nicht ins Boot geholt, weil er ihre Ideale verachtet, oder liegt es daran, dass beide Seiten davon ausgehen, dass nur ihre Vision Bestand haben wird? Was glauben Sie, Herr Arelith?"
Mio lehnte sich zurück, seine Augen aufmerksam auf Tavion gerichtet, während er auf eine Antwort wartete.
Tavion zögerte kurz, bevor er langsam sprach, als ob er jedes Wort abwägen würde. „Draeven und Nox Vigilia könnten niemals zusammenarbeiten. Ihre Ideologien sind zu unterschiedlich, ja, sie stehen sich sogar feindlich gegenüber. Draeven will Reinheit – eine Welt, in der alles klar definiert und kontrolliert ist. Für ihn sind Hybride nichts als Chaos, ein Symbol für die Vermischung, die Ordnung und Tradition zerstört."
Er hielt inne, seine Stimme wurde ernster. „Nox Vigilia hingegen sucht nach Macht durch Veränderung. Sie sehen Hybride als das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung, als Beweis, dass die alten Systeme versagen. Für sie sind Hybride die Zukunft – stärker, anpassungsfähiger, fähiger, eine neue Ordnung zu etablieren, die auf Vielfalt und Vermischung basiert. Aber ihre Methoden sind..." Er schüttelte den Kopf. „Radikal, chaotisch. Sie glauben, dass Zerstörung der einzige Weg zur Schöpfung ist."
Tavion lehnte sich leicht zurück, sein Blick wanderte zwischen Mio und Jake hin und her. „Draeven würde niemals akzeptieren, dass Nox Vigilia existiert, geschweige denn ihre Ideale. Für ihn sind sie eine Bedrohung seiner Vision. Und Nox Vigilia... sie halten Draeven für rückständig, ein Hindernis, das entfernt werden muss."
Seine Stimme wurde leiser, fast resigniert. „Egal, welche Seite siegen würde, die Welt, die danach entsteht, wäre keine, in der Frieden herrscht. Es wäre nur eine andere Art von Chaos."
Shade lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und fixierte Tavion mit seinen gelben Augen. Seine Stimme war ruhig, aber schneidend. „Dennoch haben Sie vorhin behauptet, dass Draeven sich Nox Vigilia untergeordnet hat. Wie passt das jetzt zusammen?"
Tavion hob die Hände leicht, fast beschwichtigend, und atmete tief durch. „Was ich damit sagen wollte, ist... Draeven wird gelenkt. Er mag den ersten Posten als Leiter des Rates bekleiden, aber die korrupten Ratsmitglieder, die sich Nox Vigilia verschrieben haben, nutzen ihn als Werkzeug für ihre Machenschaften. Sie beeinflussen seine Entscheidungen, flüstern ihm Dinge ein, die zu ihren Plänen passen. Draeven ist vielleicht der Kopf, aber Nox Vigilia hält die Fäden in der Hand."
Er machte eine kurze Pause und suchte nach den richtigen Worten. „Ich glaube jedoch nicht, dass Draeven völlig ahnungslos ist. Er muss es doch spüren, dass er manipuliert wird. Er ist nicht Kurzsichtig. Trotz allem, was ihr vielleicht von ihm gehört habt, ist er kompetent. Seine Reformen sind gut durchdacht, auch wenn sie in meinen Augen vollkommen falsch und verderbt sind."
Seine Stimme wurde fester, beinahe entschuldigend. „Als ich vorhin sagte, dass Draeven sich Nox Vigilia untergeordnet hat, meinte ich, dass er in ihren Händen ist. Ob bewusst oder nicht, ist schwer zu sagen. Aber die korrupten Ratsmitglieder, die Nox Vigilia dienen, beeinflussen ihn, leiten ihn, treiben ihn in eine Richtung, die ihre Ziele vorantreibt. Und in gewisser Weise hat er sich diesem Einfluss ergeben. Vielleicht nicht absichtlich, aber er handelt genau so, wie sie es wollen."
Tavion seufzte und sah zu Boden. „Aber das ändert nichts daran, dass Draeven, trotz seiner offensichtlichen Kompetenz, gefährlich ist. Gefährlich, weil er sich manipulieren lässt. Gefährlich, weil er selbst dann, wenn er es erkennt, vielleicht nichts dagegen tun kann – oder will. Und genau deshalb ist er für Nox Vigilia ein so wertvolles Werkzeug."
Mio: „Es ist seltsam – wenn er bewusst nicht handelt, dann vielleicht, weil er ablenken will. Vielleicht passt ihm Nox Vigilia auf gewisse Weise sogar. Ich kenne Täuschungen, und wenn ich richtig liege, nutzt er die Aufmerksamkeit um Nox Vigilia, um von etwas anderem abzulenken. Ein abgekartetes Spiel.
Zumindest ist das meine Annahme, wenn er die Zügel, die sich um ihn geschlungen haben, bewusst nicht abwehrt – dann tut er es, um sich selbst zu schützen. Sollte sich eine Gelegenheit ergeben, werde ich mir diesen Draeven genauer ansehen."
Jake verschränkte die Arme und lehnte sich ein Stück nach vorne, sein Blick durchdringend. „Gut, Tavion. Lass uns das hier beenden. Wir brauchen den Rest deiner Informationen. Gibt es etwas, das wir über Lorean Draeven noch nicht wissen, aber wissen sollten? Irgendein Detail, egal wie klein. Wie genau hält er seine Macht aufrecht? Und was hat er vor, das noch nicht öffentlich bekannt ist?"
Tavion wich dem intensiven Blick aus und seufzte schwer. „Lorean ist... gerissen. Er arbeitet nicht nur im Verborgenen, sondern zieht auch unbemerkt die Fäden. Seine Macht stützt sich auf mehrere Säulen: Einfluss durch Handelsverträge, die Kontrolle über wichtige Ressourcen wie magische Artefakte und... Verbindungen zu einflussreichen Familien. Er hat ein Netzwerk aus Abhängigkeiten geschaffen. Jeder, der in irgendeiner Weise in seiner Schuld steht, wird früher oder später von ihm instrumentalisiert."
Mio grinste listig. „Ein wahres Netz aus Manipulationen. Klingt fast so, als wäre er in meiner Liga. Aber was ist mit seinen konkreten Plänen? Irgendetwas, das nicht nur den Rat, sondern vielleicht auch Eversum selbst betreffen könnte?"
Tavion zögerte. „Da gibt es eine Sache... Ich habe Gerüchte gehört, dass er an einem Plan arbeitet, der die Infrastruktur der Freien Zone grundlegend verändern soll. Er will die Handelswege so umstrukturieren, dass sie vollständig von ihm abhängig sind. Damit könnte er die Versorgung ganzer Regionen kontrollieren – oder sie lahmlegen, wenn er es will."
Lenara Velithar, die bisher schweigend zugehört hatte, hob plötzlich eine Hand. Ihre violetten Augen funkelten entschlossen. „Das ist absoluter Wahnsinn. Die Handelswege der Freien Zone sind das Rückgrat unserer gesamten Struktur. Wenn er sie kontrolliert, wird er praktisch unantastbar. Es wäre ein gefährlicher Präzedenzfall."
Iven Thariel stimmte zu, seine Stimme ruhig, aber bestimmend. „Solche Machtkonzentrationen führen immer zu Chaos. Und was noch schlimmer ist: Sollte er tatsächlich mit Nox Vigilia kooperieren, könnte er diese Handelswege nutzen, um ihre Operationen zu unterstützen."
Shade, der bisher nur zugehört hatte, schnaubte leise. „Das erklärt einiges. Aber wie sieht es mit Beweisen aus? Gibt es irgendetwas, das wir gegen ihn verwenden können?"
Tavion schüttelte den Kopf. „Beweise? Nein. Lorean ist vorsichtig. Wenn er spricht, dann nie direkt. Er nutzt Mittelsmänner, Muster und verschlüsselte Botschaften. Alles, was er tut, ist so gestaltet, dass es ihm nie direkt zugeschrieben werden kann. Aber..." Er hielt inne.
Mio hob eine Braue, seine Stimme scharf. „Aber was, Tavion? Lass uns nicht im Dunkeln tappen."
Tavion schluckte schwer. „Ich habe mal gehört, dass Lorean sich irgendwo im Außenbezirk von Eversum ein Lager eingerichtet haben soll – im Schattenpfad, wenn ich mich nicht täusche. Wofür genau, weiß ich nicht. Ich dachte erst, es wäre nur für Verwaltungszwecke, aber bei ihm kann man sich nie sicher sein. Vielleicht steckt mehr dahinter. Vielleicht gibt es dort sogar Hinweise darauf, dass es mit seinen Handelsplänen und möglicherweise mit Nox Vigilia in Verbindung steht ... aber das ist nur eine Vermutung.
Dort könnten sich Beweise befinden – oder zumindest weitere Hinweise."
Jake ließ ein kaltes Lächeln aufblitzen. „Schattenpfad, also. Gut. Das klingt nach einem Anfang."
Lenara verschränkte die Arme. „Ich werde meine Kontakte nutzen, um mehr über dieses Lagerhaus herauszufinden. Wenn wir etwas finden, das Lorean direkt belastet, könnten wir endlich Schritte gegen ihn einleiten."
Mio lehnte sich zufrieden zurück. „Na, das wird ja immer interessanter. Tavion, du hast dich also doch nützlich gemacht. Aber ich habe noch eine letzte Frage." Er beugte sich vor, seine Stimme plötzlich gefährlich sanft. „Was weißt du über Lorean und seine möglichen Verbindungen zu den zwölf Essenzen? Hat er je versucht, Kontakt zu uns aufzunehmen?"
Tavion schüttelte sofort den Kopf. „Nein. Nicht, dass ich wüsste. Aber..." Er zögerte erneut.
Shade knurrte leise. „Wenn du noch etwas zurückhältst, Tavion, spuck es aus. Jetzt."
Tavion sprach hastig. „Ich weiß nur, dass er über euch spricht – oft und in vertraulichen Kreisen. Aber ob er die Familie Rosavelle direkt mit den Essenzen der Unterwelt in Verbindung bringt? Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht verdächtigt er euch, vielleicht sucht er nur nach Informationen. Doch ob er konkrete Pläne hat oder euch direkt angreifen will, ist mir nicht bekannt."
Jake nickte langsam. „Gut. Das reicht fürs Erste."
Mio erhob sich elegant und lächelte schief. „Ein Lagerhaus im Schattenpfad, Draeven und seine Pläne, uns als zwölf Essenzen ... ach, das wird ja ein Spaß. Ich schlage vor, wir bereiten uns darauf vor, alle Verdächtigen massiv auf den Zahn zu fühlen. Aber zuerst – Jake, mein teuflisches Herz, wie geht es weiter?"
Jake ließ seine roten Augen über die Anwesenden gleiten, bevor er antwortete: „Wir machen weiter. Aber Tavion, vergiss nicht – wir haben ein Auge auf dich."
Jake, Mio und Shade wechselten vielsagende Blicke, ehe Mio das Wort ergriff, ein Hauch von Erschöpfung in seiner Stimme.
„Ich glaube, das reicht fürs Erste. Sonst explodieren noch unsere Köpfe vor all den Informationen", meinte er mit einem schiefen Grinsen.
Jake nickte langsam. „Es gibt vielleicht noch einige Unklarheiten, aber ich sehe nichts, was wir heute Abend noch klären müssen. Ich werde Chaylin auf alles ansetzen. Und Shade... du weißt, was zu tun ist."
Shade zuckte kaum merklich mit den Schultern. „Natürlich. Keine weiteren Fragen meinerseits."
Mio wandte sich an Lenara Velithar und Iven Thariel. „Was ist mit euch? Habt ihr noch Fragen? Letzte Gelegenheit."
Beide Ratsmitglieder schüttelten den Kopf, fast synchron. Lenara sprach für beide. „Keine weiteren Fragen. Es war... äußerst aufschlussreich."
Mio trat näher an Tavion heran, seine Fingerspitzen leuchteten schwach, als er erneut die Schulter des Ratsmitglieds berührte. „Gut, dann beende ich die Wirkung meiner Essenz."
Tavion spürte ein leichtes Ziehen, als der subtile Einfluss von Mios Essenz verschwand. Er atmete tief durch, seine Schultern sanken, und er rieb sich über die Stirn. „Ich merke erst jetzt, wie viel Druck auf mir gelastet hat."
Mio hob eine Braue und schmunzelte leicht spöttisch. „Meine Essenz übt keinen Druck aus. Sie beeinflusst subtil, nicht mit Gewalt. Du warst so redselig, weil ich es in dir geweckt habe – oder weil es dir ohnehin schon lange auf dem Herzen lag. Der Druck, mein Lieber, kam ganz von allein. Alles, was meine Essenz getan hat, war deine Zunge ein wenig zu lockern."
Jake trat vor und blickte Tavion mit ernster Miene an. „Du hast deinen Teil erfüllt, Tavion, und wir werden unseren Teil erfüllen, wie versprochen. Von uns wird Sicherheit gewährleistet – für dich und deine Familie. Aber du bleibst für uns jederzeit zugänglich, falls wir weitere Fragen haben."
Tavion nickte langsam, sein Gesicht war eine Mischung aus Erleichterung und Erschöpfung. „Das ist alles, was ich erwarten kann. Danke."
Jake nickte knapp, während Mio zurücktrat und Shade mit kühler Gelassenheit die Situation beobachtete. Das Verhör war beendet, aber die Nachwirkungen dessen, was besprochen wurde, würden noch lange in den Köpfen aller Anwesenden nachhallen.
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