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Kapitel 11 Band 8

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Chaylin und Jake erreichten das Geschäft erst am Abend. Während sie die Tür öffneten, begrüßte sie Mio mit einem breiten Grinsen.

„Na, wo warst du denn, Boss?" Mio verschränkte die Arme und musterte Jake mit gespieltem Vorwurf. „Hast du dir etwa einfach mal ne Auszeit gegönnt, während ich hier den Laden schmeißen musste?"

Jake seufzte, aber ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. „Du hast alles im Griff gehabt, oder?"

Mio legte eine Hand aufs Herz. „Natürlich. Dank mir läuft hier alles wie geschmiert."

Jake nickte und sagte mit ungewohnter Dankbarkeit: „Gut gemacht. Aber spiel das nicht zu sehr aus."

Chaylin, die die beiden ignorierte, ging direkt durch das Gebäude in den Hinterhof zu ihrem Bereich. Dort fand sie Lyanna, die tief in Akten und Berichte vertieft an ihrem Schreibtisch saß. Als die Werwölfin ihre Chefin bemerkte, sprang sie abrupt auf und lächelte breit.

„Chefin, willkommen zurück!" rief Lyanna erfreut.

Chaylin hob beschwichtigend die Hand. „Ganz ruhig, Lyanna. Pflanz dich wieder hin. Ich bin nur kurz hier, um mir einen Überblick zu verschaffen."

Lyanna setzte sich langsam zurück und wies auf die sortierten Dokumente. „Ich habe alles vorbereitet, Chefin. Was möchten Sie sich zuerst einsehen?"

Chaylin trat an den Schreibtisch und nahm die obersten Stapel zur Hand. „Sind die drei Jungs – Garm, Fenris und Ragna – da?"

Lyanna schüttelte den Kopf. „Nein, sie haben aktuell keine Einsätze. Sie kommen nur vorbei, um die Berichte zu lesen und auf Anweisungen zu warten."

„Gut." Chaylin nahm die ersten Dokumente zur Hand und begann zu lesen. „Dann wollen wir doch mal sehen, was wir hier haben."

Vor ihr lagen mehrere ordentliche Stapel:
• Ein Stapel mit Berichten zu Kindesentführungen: Jede Akte dokumentierte ein anderes vermisstes Kind.
• Ein Stapel mit Berichten über verschwundene Händler und Lieferungen: Verdacht auf Diebstahl oder Überfälle.
• Ein Stapel mit allgemeinen Anfragen zur Sicherheitsüberwachung: Viele davon schienen von besorgten Bürgern zu stammen, die Schutzdienste für ihre Anwesen oder Veranstaltungen suchten.

Chaylin blätterte konzentriert durch die Akten und stellte zufrieden fest, dass Lyanna wirklich gründlich gearbeitet hatte. „Du hast die Berichte wirklich gut vorsortiert. Das erleichtert mir die Arbeit."

Lyanna lächelte stolz. „Danke, Chefin. Ich habe bewusst die wichtigen Anliegen von den weniger dringenden getrennt. Mit welchem Stapel möchten Sie beginnen?"

Chaylin zog eine Akte aus dem Stapel der Kindesentführungen. „Hiermit. Diese Kundin hat Zwillinge verloren. Das wird persönlich." Sie legte die Akte beiseite. „Lad sie morgen Mittag ein. Wir werden sie befragen. Und gib Garm, Fenris und Ragna Bescheid, dass sie morgen früh hier sein sollen. Ich werde auch kommen. Es ist an der Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen."

Lyanna nickte energisch. „Jawohl, Chefin! Wie geht es eigentlich Ihren Kindern?"

Ein warmes Lächeln huschte über Chaylins Gesicht. „Gut. Sie sind wundervoll."

Lyanna lächelte zurück. „Das freut mich zu hören. Ich melde mich morgen früh."

„Bis morgen, Lyanna." Chaylin wandte sich ab und ging zu Jake zurück ins Hauptgebäude, bereit für einen wohlverdienten Abend mit ihrer Familie.
...
Etwas später am Abend saßen Jake und Chaylin zusammen in der Wohnstube. Die Stille wurde nur vom leisen Knacken des Feuers unterbrochen. Jake musterte Chaylin nachdenklich, bevor er das Wort ergriff.

„Luna, fühlst du dich wirklich wieder bereit zu arbeiten? Nach allem, was passiert ist..." Seine Stimme war sanft, aber besorgt.

Chaylin lächelte ihn an und legte ihre Hand auf seine. „Flamme, ich bin fit. Ehrlich. Ich brauche das. Es fühlt sich gut an, wieder aktiv zu sein, und ich habe das alles im Griff. Außerdem war das heute eine Art Testlauf, und es lief wunderbar."

Jake hielt kurz inne, dann nickte er. „In Ordnung. Aber sobald du das Gefühl hast, dass es zu viel wird, sagst du mir sofort Bescheid."

„Das verspreche ich dir", erwiderte Chaylin und drückte seine Hand beruhigend.

Später informierten die beiden Nyssa über die bevorstehende Unterstützung für die Kinderbetreuung. Nyssa, die gerade dabei war, die Zwillinge ins Bett zu bringen, hielt inne und schaute überrascht auf.

„Unterstützung? Wirklich?" Ihre Stimme war erfüllt von Erleichterung.

Jake nickte. „Ja, wir haben jemanden gefunden, der dir helfen wird. Elara, eine Halbdryade. Sie ist ruhig, geduldig und hervorragend im Umgang mit Kindern. Sie wird dir sowohl bei der Pflege als auch bei der Organisation des Alltags zur Seite stehen."

Nyssa ließ sich die Neuigkeit kurz sacken, bevor ein warmes Lächeln ihr Gesicht erhellte. „Das ist wundervoll. Ich danke euch. Die Zwillinge sind wirklich brav, aber mit Emilias Kind, das bald kommt, wird es viel auf einmal. Diese Unterstützung wird eine riesige Hilfe sein."

Chaylin trat näher und legte eine Hand auf Nyssas Schulter. „Du machst einen großartigen Job, Nyssa. Das wissen wir alle. Aber niemand sollte das alles allein stemmen müssen."

Nyssa nickte dankbar. „Danke, Lady Rosavelle. Es bedeutet mir viel, dass ihr daran denkt."

Jake sah sie ernst an. „Elara wird bald da sein. Sobald sie eingewöhnt ist, wird sich einiges für dich erleichtern. Und wenn du etwas brauchst, sag Bescheid."

„Natürlich, Herr Rosavelle." Nyssa lächelte wieder und wandte sich den Babys zu, während Jake und Chaylin zufrieden den Raum verließen.

                                          ♾️

Der nächste Morgen brach an, und Jake machte sich in Begleitung von Ash auf den Weg zum Domina Servitia, um die vier neuen Sklaven offiziell in Empfang zu nehmen. Ash trug eine kleine Tasche mit seinen Utensilien für die Anbringung der Sklavensiegel bei sich, während Jake einen sorgfältig ausgearbeiteten Vertrag und fünfzehn Goldkronen dabeihatte. Im Labor der Apotheke hatten Jake und Ash zuvor alles vorbereitet, sodass Vayroth Emberflare, Ashs Lehrling, die Aufgaben koordinierte, bis Ash zurück war.

Beim Domina Servitia wurden Jake und Ash von Kedric Vallon empfangen, der ihnen höflich zunickte und sie direkt zu den neuen Sklaven führte. Die vier standen in einer Reihe:
• Lyssa, die Schattengängerin, wirkte ruhig und konzentriert.
• Elara, die Halbdryade, strahlte eine sanfte, einfühlsame Aura aus.
• Marek, der Schattenläufer, hielt einen aufmerksamen und wachsamen Blick.
• Ikaros, der Gargoyle, stand mit imposanter Haltung da, seine steinernen Züge wirkten unerschütterlich.

Jake trat vor die vier und musterte sie mit ernstem Blick. Seine Stimme war klar und autoritär, jedoch ohne Härte.

„Willkommen in der Rosavelle-Familie. Ab heute seid ihr Teil eines Systems, das auf Loyalität, Integrität und gegenseitigem Respekt basiert. Ihr werdet keine Bezahlung erhalten, aber dafür sichere Lebensumstände in einem gut ausgestatteten Wohnheim mit eigenem Zimmer, fester Versorgung und einer klaren Struktur. Ihr seid hier, weil wir eure Fähigkeiten schätzen, und das Vertrauen, das wir in euch setzen, liegt nun in eurer Hand."

Jake machte eine kurze Pause, um sicherzustellen, dass sie seinen Worten folgten.

„Ihr werdet einer festen Routine folgen und klare Aufgaben haben. Jeder von euch wird einer zuständigen Person unterstellt, die euch einweisen und unterstützen wird. Loyalität ist alles. Nutzt die Chancen, die ihr hier bekommt. Solltet ihr jedoch unser Vertrauen missbrauchen, werdet ihr die Konsequenzen spüren. Eure Behandlung hängt von euch selbst ab – ob als Mitglieder unserer Familie oder als einfache Sklaven. Ihr entscheidet, welche Zukunft ihr haben wollt."

Ash trat vor und ergänzte ruhig: „Die Sklavensiegel, die ich anbringen werde, sind unsichtbar und werden an einer von euch gewählten Stelle angebracht. Diese dienen einzig zur Sicherheit und Einhaltung eurer Verpflichtungen. Ihr seid nicht wie gewöhnliche Sklaven – ihr seid Mitarbeiter, und wir behandeln euch auch so."

Jake fuhr fort: „Ihr werdet zunächst eine Einführung erhalten und in euer neues Umfeld eingearbeitet. Eure Teamleiterin wird Niera sein, die euch in die Abläufe einführt. Zusätzlich wird euch Tyrion, unser Ausbilder, in allen relevanten Bereichen trainieren. Für Fragen und Anliegen könnt ihr euch jederzeit an sie oder direkt an uns wenden."

Jake ließ seinen Blick wieder über die vier wandern. „Ihr werdet entweder mit anderen Sklaven, Mitarbeitern oder direkt mit einem von uns im Team arbeiten. Verhaltet euch entsprechend. Ihr dürft uns mit dem Vornamen ansprechen, solange ihr respektvoll bleibt. Nun zu euren spezifischen Aufgaben:"

Er zeigte nacheinander auf die vier Sklaven.
• „Lyssa, du wirst direkt unter Shade stehen. Deine Hauptaufgaben liegen in Spionage und Diebesaufträgen. Shade wird dich einweisen und dir alles erklären."
• „Elara, du wirst als Unterstützung von Nyssa in der Kinderbetreuung tätig sein. Sie wird dir alles zeigen und dich in den Alltag mit unseren Kindern einführen."
• „Marek, deine Aufgaben umfassen die Nachtwache. Du wirst eng mit Keldor, unserem Sicherheitschef, und Rafe, seinem Assistenten, zusammenarbeiten. Sie werden dich in alles einarbeiten."
• „Ikaros, auch du wirst in der Nachtwache tätig sein. Deine Stärke und Wachsamkeit werden besonders wichtig sein. Keldor und Rafe werden dich anleiten."

Jake warf einen letzten Blick in die Runde. „Seid euch bewusst, dass wir hohe Erwartungen an euch haben. Aber wenn ihr euch loyal und respektvoll zeigt, werdet ihr merken, dass wir euch als Teil der Familie sehen. Willkommen bei Rosavelle."

Ash trat wieder vor. „Nun werde ich die Siegel anbringen. Wählt die Stelle aus, an der ihr es am liebsten tragen möchtet. Es wird unsichtbar sein und keinen Einfluss auf eure Fähigkeiten haben."

Die Sklaven nickten, und einer nach dem anderen ließ Ash das Siegel anbringen, während Jake den Vertrag mit Kedric Vallon abschloss. Als alle Formalitäten erledigt waren, sprach Jake abschließend zu den Sklaven.

„Ihr werdet morgen früh in euer neues Zuhause gebracht und in eure Aufgaben eingewiesen. Bis dahin könnt ihr euch ausruhen und vorbereiten. Willkommen in einem neuen Leben."

Jake und Ash verabschiedeten sich von Kedric Vallon und kehrten mit einem Gefühl der Zufriedenheit zurück – die Rosavelle-Familie war um vier fähige Kräfte reicher.
———-

Netz der Wahrheit

Die Tage bei den Rosavelles waren intensiv und voller Fortschritte. Die neu hinzugekommenen Sklaven wurden in ihre jeweiligen Tätigkeitsfelder bestens eingearbeitet. Elara bewies sich schnell als ruhige und einfühlsame Unterstützung für Nyssa, während Marek und Ikaros unter der Leitung von Keldor und Rafe ihre Nachtwachen-Routine perfektionierten. Lyssa wurde von Shade in die Abteilung für Spionage und Informationsbeschaffung integriert und zeigte ihr Talent bei ersten kleineren Aufgaben. Die Arbeitsabläufe liefen effizient und ohne größere Probleme.

Das Dämonische Observatorium: Chaylins offizieller Arbeitsbeginn

Chaylin nahm ihre Arbeit im Dämonischen Observatorium offiziell auf und begann, mit ihrem Team die eintreffenden Berichte zu sichten und erste Fälle zu analysieren. Besonders die Anfragen zu den Kindesentführungen hatten oberste Priorität. Gemeinsam mit ihren Werwolf-Mitarbeitern und ihrer Verwalterin Lyanna organisierte sie erste Befragungen und plante Maßnahmen zur Unterstützung der Fährtenleser, die eng mit der Dämmerwacht kooperierten.

Chaylins Ansehen wuchs in den Reihen der Stadtwächter rasant. Varion Morgengrad, beeindruckt von ihrer Effizienz und ihrem Scharfsinn, ließ sich bereitwillig von ihr unterstützen. Gemeinsam strukturierten sie seine Arbeitsabläufe um und optimierten die Organisation der Stadtwache. Chaylin erhielt bereits Lob aus höchsten Kreisen, und ihr Ruf als Smaragdschatten verbreitete sich schnell.

Währenddessen befanden sich Emilia und Chris weiterhin im Geburtshaus. Felix überwachte Emilias Zustand regelmäßig und betonte, dass die Geburt kurz bevorstand – vielleicht in wenigen Tagen. Emilias Bauch war deutlich gewachsen, und sie weigerte sich instinktiv, ihre humanoide Form anzunehmen. Die Familie respektierte ihre Entscheidung, ihr den Freiraum zu geben, den sie benötigte. Chris wich nicht von Emilias Seite, fungierte als ihr Beschützer und verbrachte die Tage eng an ihrer Seite, wo er sie mit seinen drei Fuchsschwänzen wärmete und beruhigte.

Mio kümmerte sich mit Hingabe um Emilia und Chris, brachte ihnen alles, was sie brauchten, und sorgte dafür, dass es ihnen an nichts fehlte – selbst Fellpflege war Teil seiner Fürsorge. Die Atmosphäre im Geburtshaus war ruhig, aber voller Vorfreude.

Das Verhör: Tavion Arelith

Die Rosavelle-Familie hatte beschlossen, das erste Verhör mit Tavion Arelith, dem Leiter der Abteilung für Rechtsordnung und Gesetzgebung, abzuhalten. Es sollte unter der Aufsicht ihrer Verbündeten Lenara Velithar und Iven Thariel stattfinden. Beide Ratsmitglieder hatten zuvor die anderen vertrauenswürdigen Ratsmitglieder umfassend informiert und alle auf die kommenden Maßnahmen eingeschworen. Tavion hatte keine Wahl – der Druck war zu groß, und das Treffen mit den Rosavelles wurde unumgänglich.

Das Verhör würde von Mio geleitet, unterstützt von Jake und Shade, die Tavion einschüchtern und kontrollieren sollten. Die Abteilung von Lenara und Iven hatte bereits sichergestellt, dass alle Vorbereitungen reibungslos verliefen.

Unterdessen meldeten die Fährtenleser in Zusammenarbeit mit der Dämmerwacht und den Naturwächtern erste Fortschritte. Sie waren kurz davor, die Basis der Bändiger zu lokalisieren und sich auf eine Aktion vorzubereiten, um zuzuschlagen. Chaylin war bereits in die Planung involviert und bereit, den Einsatz als Smaragdschatten zu koordinieren. Ihre Rolle war entscheidend, um die Bändiger endgültig zu zerschlagen und die Kindesentführungen aufzuklären.

Was Lorean Draeven betraf, hatten Lenara und Iven ihn vorerst geschickt umgangen. Zwar hatte Draeven die Unruhen im Rat bemerkt, aber die vertrauenswürdigen Ratsmitglieder schirmten die geplanten Maßnahmen geschickt von ihm ab. Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, bis Draeven gezwungen sein würde, Stellung zu beziehen. Die Rosavelles waren sich einig: Sobald das Verhör mit Tavion abgeschlossen war, würde Draeven nicht länger zu ignorieren sein.

Mit dem bevorstehenden Verhör war die Spannung spürbar. Tavion würde gezwungen sein, Antworten zu liefern, und die Rosavelles waren fest entschlossen, die Wahrheit aus ihm herauszubekommen – koste es, was es wolle.

——-

Lenara Velithar und Iven Thariel begleiteten Tavion Arelith durch die breiten, kunstvoll verzierten Flure des Rosavelle-Hauses. Tavion, ein beeindruckender Hybrid, bewegte sich mit einer Eleganz, die die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Seine feinen Gesichtszüge, die von seinem Aurithien-Erbe stammten, verliehen ihm ein fast makelloses Aussehen. Die geschwungenen Hörner, die hypnotisch im Licht glänzten, deuteten auf seine zweite Abstammung hin – eine unbekannte, aber kraftvolle Rasse, die für ihre physische Stärke und unerschütterliche Ruhe bekannt war. Seine Haut schimmerte leicht bronzen, und seine klaren, tiefblauen Augen waren scharf wie Klingen.

Lenara, mit ihren violetten Augen, öffnete die schwere Holztür zum Büro von Jake Rosavelle, während Iven mit ruhiger Gelassenheit hinterherging. Tavion zögerte einen Moment, musterte die Tür und betrat dann das Büro, das von einer dominanten Aura erfüllt war.

Jake stand hinter seinem Schreibtisch, der mit Papieren und strategischen Dokumenten bestückt war. Shade lehnte lässig an der Wand, seine gelben Augen scharf und wachsam. Mio saß bereits in einem Sessel, seine Haltung entspannt, doch seine listige Präsenz war unverkennbar.

„Willkommen, Tavion Arelith," sagte Jake mit kühler Autorität. „Ich hoffe, der Weg war angenehm."

Tavion neigte leicht den Kopf, ein Lächeln auf seinen Lippen. „Angenehm genug. Ich schätze, dieser Abend wird... aufschlussreich."

Lenara und Iven nahmen im Hintergrund Platz, um das Gespräch zu beobachten, ohne es aktiv zu beeinflussen. Jake deutete auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. „Bitte, setzen Sie sich."

Tavion ließ sich elegant nieder, seine Bewegungen fließend und kontrolliert. Er legte die Hände locker auf die Armlehnen des Stuhls und betrachtete Jake mit einem Blick, der Respekt, aber auch Zurückhaltung ausdrückte.

Jake ging zur Tür und schloss sie mit einem Klick. „Lassen wir die Formalitäten hinter uns. Ich denke, weder Sie noch wir wollen unsere Zeit verschwenden."

Mio lehnte sich vor, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. „Wie ungewöhnlich, nicht wahr? Dass diese Familie es wagt, ein Treffen mit Ihnen so plötzlich zu vereinbaren, noch dazu zu dieser späten Stunde. Eine Frechheit, finden Sie nicht?"

Tavion blickte ihn an, die Augen leicht verengt. „Sie machen sich also auch noch darüber lustig? Interessant."

„Oh, ich mache mich nicht lustig," entgegnete Mio, sein Ton spielerisch. „Ich stelle nur fest, wie... dreist das erscheinen mag. Aber Sie sind hier, also denke ich, wir haben Ihre Neugier geweckt."

Tavion zog eine Augenbraue hoch. „Sie überschätzen meine Neugier. Ich bin hier, weil ich eingeladen wurde – oder sollte ich sagen, weil ich keine Wahl hatte. Ein Blick zu Lenara und Iven genügte um seinen Standpunkt deutlich zu machen.

Jake trat näher, seine Stimme fest, aber respektvoll. „Herr Arelith, wir schätzen klare Worte. Es liegt nicht in unserer Absicht, Sie zu beleidigen, aber wir glauben, dass dieses Gespräch notwendig ist. Und ich bin sicher, dass auch Sie es zu schätzen wissen, wenn wir uns auf das Wesentliche konzentrieren."

Der Beginn des Gesprächs:

Shade verschränkte die Arme, seine gelben Augen funkelten gefährlich. „Lassen Sie uns direkt sein, Tavion. Wir alle wissen, dass der Rat derzeit eine schwierige Phase durchläuft. Es gibt Unruhe, Misstrauen und Korruption. Wir sind hier, um herauszufinden, wo Sie in diesem Spiel stehen."

Tavion lehnte sich zurück, seine Haltung gelassen. „Ich stehe dort, wo ich immer gestanden habe – auf der Seite des Gesetzes und der Ordnung. Wenn Sie etwas anderes behaupten, sollten Sie Beweise vorlegen."

Mio lachte leise. „Beweise, sagen Sie? Interessant. Aber erzählen Sie doch, Herr Arelith: Wie definieren Sie ‚Ordnung'?"

Tavion antwortete mit ruhiger Stimme: „Ordnung ist das Fundament jeder funktionierenden Gesellschaft. Ohne sie bricht alles zusammen."

Jake trat näher. „Ordnung ist wichtig, aber wenn sie von den falschen Leuten definiert wird, kann sie zerstörerisch sein. Und genau das ist unsere Sorge. Tavion, wir wollen wissen, ob Sie Teil des Problems sind – oder Teil der Lösung."

Tavion Arelith lehnte sich zurück, seine blauen Augen glitzerten vor einer Mischung aus Neugier und Provokation. „Verzeihen Sie meine Offenheit, aber warum genau mischt sich die Rosavelle-Familie in Angelegenheiten des Rates ein? Es scheint mir, als würden Sie sich anmaßen, eine Rolle zu spielen, die Ihnen nicht zusteht."

Jake ließ ihn ausreden und antwortete mit kalter Präzision: „Wir mischen uns nicht ein. Wir handeln dort, wo der Rat versagt hat."

Tavion hob eine Augenbraue. „Wie großzügig von Ihnen. Doch Ihr Handeln könnte als Eingriff in die Souveränität des Rates verstanden werden."

Mio, der bisher lässig in seinem Sessel gesessen hatte, richtete sich auf und lächelte verschlagen. „Oh, Herr Arelith, Sie scheinen da etwas falsch verstanden zu haben."

Er legte die Hände auf die Armlehnen und beugte sich leicht vor, seine violetten Augen funkelten listig. „Das hier ist keine Angelegenheit der Rosavelle-Familie. Das hier ist eine Angelegenheit der zwölf mächtigen Sünden der Unterwelt."

Tavion blinzelte, blieb jedoch äußerlich ruhig. „Die... zwölf Sünden?"

Mio grinste breit, ein Hauch von Ironie in seiner Stimme. „Ja, genau die. Die mächtigsten Essenzen der Unterwelt. Wir sind keine bloße Familie, Herr Arelith. Wir sind die Hüter und Verkörperungen der zwölf Essenzen, die das Gleichgewicht der Unterwelt wahren. Und wir haben die Geduld der höheren Mächte lange genug strapazieren lassen. Sie sind doch nicht hergekommen, ohne zu ahnen, wer wir sein könnten." Sein Ton mochte unterschwellig klingen, doch es war eine klare Unterstellung – oder vielleicht sogar eine unausweichliche Tatsache.

Jake und Shade verstärken die Botschaft
Jake trat vor, seine Präsenz unübersehbar. „Der Rat hat versagt, Tavion. Chaos breitet sich aus, und Organisationen wie Nox Vigilia nutzen Ihre Schwächen aus, um Schaden anzurichten, den niemand mehr rückgängig machen kann. Glauben Sie, wir stehen einfach tatenlos da und sehen zu?"

Shade sprach nun, seine Stimme ruhig, aber mit einer Schärfe, die die Luft durchdrang. „Die Essenzen haben ihre Geduld verloren. Das Gleichgewicht, das wir schützen sollen, ist in Gefahr, und Ihr Rat spielt ein gefährliches Spiel. Wenn ihr weiterhin Unordnung und Korruption zulasst, werden wir gezwungen sein, selbst aufzuräumen."

Mio lächelte breiter, seine Worte flossen wie Gift und Honig zugleich. „Das hier, Herr Arelith, ist keine freundliche Unterhaltung. Es ist eine Warnung. Wir haben lange genug zugesehen. Der Rat hat nicht nur die Aufmerksamkeit der Dämonenwelt auf sich gezogen, sondern auch die der höheren Mächte. Und glauben Sie mir, Herr Arelith – die Geduld dieser Mächte ist weit weniger großzügig als die unsrige."

Tavion musterte jeden der Anwesenden mit einem forschenden Blick, seine Haltung blieb jedoch entspannt. „Interessant. Sie erwarten also, dass ich diese Drohung ernst nehme?"

Mio lachte leise. „Oh, das ist keine Drohung. Es ist ein Fakt."

Jake schloss mit festem Ton: „Wir sind nicht hier, um zu verhandeln, Tavion. Wir sind hier, um zu verhindern, dass alles, wofür die Unterwelt steht, in Flammen aufgeht. Helfen Sie uns – oder treten Sie beiseite. Ihre Wahl."

Mio leitete das Gespräch erneut mit einer Mischung aus List und Schärfe ein.

„Herr Arelith," begann er mit einem sanften Lächeln, das jedoch nichts von der kalten Unterströmung seiner Worte verbarg, „wir brauchen hier keine Maskerade. Wir sind nicht hier, um herauszufinden, ob Sie involviert sind, sondern um zu klären, wie tief. Ihre Verbindung zu Nox Vigilia ist für uns nicht länger eine Frage des Ob, sondern des Wie weit. Und seien Sie sich sicher: Wir lassen uns nicht täuschen."

Jake setzte fort, seine Stimme ruhig, aber voller Nachdruck.

„Unsere Geduld ist erschöpft, Tavion. Wir wissen, dass Sie eine zentrale Rolle in diesem Chaos spielen. Ob Sie die Konsequenzen Ihrer Handlungen wirklich begreifen, sei dahingestellt. Aber ich sage Ihnen eines: Es ist längst zu spät, das Rad zurückzudrehen. Die Entscheidungen, die Sie treffen – ob hier und heute oder danach – ändern nichts an den Konsequenzen, die auf Sie und den Rat zukommen werden."

Shade sprach mit seiner scharfen, analytischen Stimme.

„Unsere Warnungen sind keine Bitten, Herr Arelith. Es steht Ihnen frei, sie weiterzuleiten oder zu ignorieren. Doch glauben Sie nicht, dass das Ergebnis davon abhängt. Der Rat steht unter Beobachtung, und wir wissen, wer die Rädelsführer und Verräter sind. Sie stehen ganz oben auf unserer Liste. Ob Sie kooperieren oder nicht, spielt keine Rolle mehr. Wir haben genug Beweise gesammelt, um zu handeln – und wir brauchen Ihre Zustimmung nicht."

Mio ließ ein amüsiertes Lachen hören, das die Anspannung im Raum noch verstärkte.

„Beeindruckend, nicht wahr? Vielleicht dachten Sie, Ihre Position im Rat würde Sie unantastbar machen. Oder dass Ihr Spiel unentdeckt bleibt? Vielleicht sogar, dass wir uns von Ihnen einschüchtern lassen?" Mio lehnte sich vor, seine violetten Augen funkelten. „Nun, Herr Arelith, da haben Sie sich geirrt. Ihre Macht ist nicht grenzenlos – sie steht auf Messers Schneide. Genau wie Ihr Leben, falls Sie weiterhin glauben, Sie könnten dieses Chaos vorantreiben, ohne Konsequenzen zu fürchten."

Jake übernahm erneut, seine Worte durchdrungen von Entschlossenheit.

„Wir sind keine Marionetten des Rates, die darauf warten, dass uns jemand die Erlaubnis gibt, zu handeln. Wir brauchen weder Ihre Zustimmung, noch die von Lorean Draeven oder irgendjemand anderem. Wir sind keine unkontrollierten Dämonen, die vorsätzlich zerstören. Wir sind die zwölf Essenzen der Unterwelt, und unsere Aufgabe ist es, das Gleichgewicht zu wahren. Wenn wir eingreifen, dann tun wir das aus einer Verantwortung heraus, die weit über Ihre Vorstellungskraft hinausgeht."

Shade warf ihm einen Seitenblick zu, bevor er seine Worte zielgenau auf Tavion richtete.

„Wir haben lange genug zugesehen, wie Sie und Nox Vigilia den Rat von innen heraus vergiften. Und wir haben genug Macht gesammelt, um diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen. Sie sind nicht der erste Verräter, der glaubt, er könnte unentdeckt bleiben. Doch die Wahrheit ist, Herr Arelith, Sie waren von Anfang an sichtbar – Sie wussten nur nicht, dass wir hinschauen."

Mio stand auf, seine Bewegungen geschmeidig und elegant, doch seine Worte hatten die Härte eines Urteils.

„Dennoch, wir erkennen Ihre Stellung im Rat an. Ihre Stimme hat Gewicht, und Ihre Ablehnung der Reform von Lorean Draeven hat Ihnen einen gewissen Respekt eingebracht. Doch lassen Sie mich klarstellen: Das allein wird nicht reichen. Der Rat mag auf Ihre Position angewiesen sein, aber auch Ihre Macht hat Grenzen. Und wir sind hier, um Sie daran zu erinnern."

Jake sprach das Schlusswort, seine Stimme dröhnte durch das Büro.

„Was haben Sie gedacht, Tavion? Dass dieses Spiel ewig unentdeckt bleibt? Dass Sie sich hinter Ihrem Titel und Ihrer Fassade verstecken können? Sie irren sich. Sie können jetzt ehrlich mit uns sein und sich vielleicht eine Chance auf Wiedergutmachung verschaffen – oder Sie bleiben bei Ihrer Strategie, uns hinters Licht zu führen. Aber ich sage Ihnen, Herr Arelith, es wird keine Rolle mehr spielen. Die Konsequenzen folgen. Und wenn Sie nicht handeln, dann handeln wir."

Die Spannung im Raum war greifbar. Tavion Arelith saß still, seine Haltung weiterhin entspannt, doch seine Augen verrieten, dass jedes Wort ihn erreichte.

Mio begann mit seiner unverwechselbaren listigen Stimme, die einen subtilen Unterton von Ironie und Kalkül mit sich trug.

„Uns ist bewusst, Herr Arelith, wie das für Sie klingen mag – wie ein Ultimatum. Retten Sie Ihren eigenen Hintern, verraten Sie Ihre Ideale, oder aber Sie bleiben loyal zu Ihrer Organisation und opfern alles, was Sie sich aufgebaut haben. Und ja, wir lassen Ihnen kaum eine Wahl. Die Tatsache ist: Entweder Sie handeln klug und beweisen uns Ihre Integrität, oder Sie verstricken sich noch tiefer in diesen Abgrund, den Sie gemeinsam mit Nox Vigilia geschaffen haben."

Shade ließ ein leises Lachen hören, kühl und durchdringend.

„Ob Sie uns nun glauben, ob wir die zwölf Essenzen der Unterwelt sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Wir könnten es mit Leichtigkeit beweisen, wenn wir wollten. Aber das wäre verschwendete Energie. Wir schätzen Ihre Meinungsfreiheit, Herr Arelith, doch das ändert nichts an den Tatsachen, die vor Ihnen liegen."

Mio nickte und fuhr fort, seine Worte mit Bedacht gewählt.

„Wir verstehen, dass dieser Druck, den wir ausüben, Ihnen unangenehm ist. Und glauben Sie mir, das hier ist nur der Anfang. Wir haben genug Leben gelebt, um zu wissen, wie man mit Situationen wie dieser verfährt. Und lassen Sie uns ganz klarstellen: Lorean Draeven wird der Nächste sein. Sie sollten sich keine Illusionen machen. Unsere Seelen sind alt – sehr alt. Unsere Macht? Grenzenlos, wenn wir sie entfesseln wollen. Doch wir wollen sie nicht entfesseln. Genau das gilt es zu vermeiden."

Shade lehnte sich nach vorne, seine gelben Augen funkelten wie die eines Raubtiers.

„Wir streben hier keine Tyrannei an. Wir wollen ein politisches Miteinander, keine Gewalt unserer Seite. Weder in Ihrem Interesse noch in unserem liegt es, diese Welt in Chaos zu stürzen. Doch lassen Sie uns nicht täuschen: Wenn Sie uns zwingen, handeln wir."

Shade setzte noch nach, seine Stimme scharf wie ein Messer.

„Ich weiß, dass Sie eine Familie haben. Kinder, eine Frau, die zu Hause auf Sie wartet. Wir sind keine Ungeheuer, die Sie einfach auslöschen würden. Wir handeln nicht so unmoralisch wie die, mit denen Sie kooperieren. Doch seien Sie sich gewiss: Ihre Konsequenzen wären rechtlicher Natur. Eine öffentliche Bloßstellung, die Ihr Leben als Ratsmitglied für immer beendet. Und ja, vielleicht sogar ein lebenslanges Leben in Gefangenschaft. Was das für Ihre Familie bedeutet, können Sie sich selbst ausmalen."

Mio ließ eine Pause, bevor er in die Stille sprach, seine Worte von einer kühlen Entschlossenheit getragen.

„Denken Sie nicht, dass das hier eine Drohung ist. Es ist ein Fakt. Wir wissen, dass jemand wie Sie, der mit Nox Vigilia kooperiert, keine gewöhnlichen Motive hat. Ihre Ambitionen, Ihre Pläne – sie entstammen einer Größenordnung, die Ihnen längst bewusst ist. Sie wussten von Anfang an, welche Konsequenzen auf Sie zukommen könnten. Dass Sie hier sitzen, bedeutet nur, dass Sie diese Risiken längst in Kauf genommen haben."

Shade sah Tavion durchdringend an, während seine Stimme leiser wurde, fast eindringlich.

„Wir wissen auch, warum Sie sich gegen die Reform ausgesprochen haben. Ihre Familie, Ihre Kinder – sie wären direkt betroffen. Und das allein, Herr Arelith, zeigt, dass irgendwo in Ihnen noch ein Funken Moral existiert. Das schätzen wir. Genau deshalb wollen wir Sie nicht gewaltsam aus Ihrer Position reißen."

Mio schloss mit einer Mischung aus Nachdruck und Bitterkeit.

„Aber wissen Sie, Herr Arelith, wir werden nicht zögern, wenn Sie uns keine Wahl lassen. Die Zeit der Täuschungen ist vorbei. Sie können jetzt wählen: Handeln Sie klug und stehen Sie zu Ihrer Verantwortung, oder sehen Sie zu, wie Ihre eigene Welt zusammenbricht. Sie entscheiden."

Der Raum war erfüllt von einer knisternden Spannung. Die Worte der Rosavelles hatten jeden Zentimeter dieses Büros durchdrungen und ließen Tavion Arelith keine andere Wahl, als zu erkennen, dass dies kein gewöhnliches Verhör war. Es war ein Wendepunkt.

Tavion Arelith wirkte nachdenklich. Der anfängliche Hauch von Selbstsicherheit in seinem Blick war verschwunden, ersetzt durch einen Ausdruck vorsichtiger Einschüchterung und schwerer Überlegungen.

Jake sprach, seine Stimme ruhig, aber bestimmt, während er Tavion fest in die Augen sah.
„Wir gehen offen mit Ihnen um, Herr Arelith, weil wir davon ausgehen, dass Sie längst genug Einfluss innerhalb von Nox Vigilia gewonnen haben, um zu wissen, mit welchen Kräften Sie sich eingelassen haben. Sie wissen genau, dass Sie mit Mächten spielen, die weit über Ihre Kontrolle hinausgehen."

Shade lehnte sich leicht nach vorn, seine gelben Augen funkelten, während seine Stimme schneidend und doch ruhig den Raum erfüllte.
„Wir sind uns bewusst, dass ein Bürgerkrieg bevorsteht. Und wir wissen, dass Sie aktiv darauf hinarbeiten, eine neue Ordnung zu schaffen – eine, die Ihre Vorstellung von Gerechtigkeit widerspiegelt. Sie und Ihre Mitstreiter in Nox Vigilia streben nach Rache an den sogenannten Unterdrückern. Vielleicht zählen Sie uns zu diesen. Sie glauben, dass wir, die Essenzen, nur tatenlos zugesehen haben, während Chaos und Ungerechtigkeit die freie Zone ergriffen haben."

Shade ließ eine kurze Pause, bevor er weitersprach, seine Worte schneidend klar.
„Deshalb wurden Sie ein Teil von Nox Vigilia, nicht wahr? Ihr Gerechtigkeitssinn – oder vielleicht Ihr verzerrtes Verständnis davon – hat Sie hierher geführt. Sie sehen in dieser Organisation das Werkzeug, um das zu erreichen, was Sie für notwendig halten. Sie wollen die freie Zone von Grund auf neu errichten, eine neue Ordnung schaffen, in der Chaos die alte Struktur ersetzt und Sie und Ihre Verbündeten an der Spitze stehen.

Dann formen sie das Chaos nach ihren Idealen und Vorstellungen.
Eine unantastbare Macht, frei von den Regeln und Einschränkungen, die Sie als hinderlich betrachten."

Mio lächelte leise, aber sein Tonfall wurde spürbar kälter, als er das Wort ergriff.
„Wissen Sie, Herr Arelith, Sie können das gerne versuchen. Wirklich. Nox Vigilia kann weiter auf Chaos hinarbeiten, kann versuchen, unsere Existenz auszulöschen, unseren Zyklus zu beenden – unseren, den unserer Hüterin, und selbst den der acht Ursprünge. Ja, wir wissen alles. Und vielleicht – vielleicht schaffen Sie das eines Tages sogar. Niemand ist wirklich unsterblich. Auch unsere Zeit könnte irgendwann enden."

Mio beugte sich leicht nach vorne, seine violetten Augen funkelten.
„Aber glauben Sie wirklich, dass Sie die Mächte der Unterwelt so einfach destabilisieren können? Selbst wenn wir, die zwölf Essenzen, ausgelöscht würden, selbst wenn die acht Ursprünge verschwinden – die Welle, die danach über Sie hereinbrechen würde, wäre jenseits Ihrer Vorstellungskraft. Das wollen Sie nicht erleben. Das will niemand erleben."

Jake verschränkte die Arme, seine Stimme schwer vor Entschlossenheit.
„Es wird immer jemanden geben, der an der Spitze der Nahrungskette steht. Einst waren es die Teufel, die diese Rolle einnahmen. Danach kamen die vereinigten Königreiche. Jedes Volk stellte einen Machthaber. Selbst die freie Zone wurde geschaffen, eine Plattform für Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Volksarten. Der Rat des Elysiums war ursprünglich ein Symbol für diese Zusammenarbeit, ein Ort, an dem Völker friedlich koexistieren konnten."

Shade lachte leise, aber es war ein düsteres, bitteres Lachen.
„Und jetzt? Jetzt versuchen Sie, all das zu zerstören. Und ich frage Sie: Was kommt danach, Herr Arelith? Was kommt, wenn alles bricht? Glauben Sie wirklich, dass das Chaos, das Sie entfesseln wollen, eine neue Ordnung hervorbringen wird? Oder wird es alles und jeden verschlingen – auch Sie?"

Mio stand auf, seine Haltung so ruhig wie beunruhigend. Seine Stimme klang leise, doch sie hallte im Raum nach.
„Ist das der Preis, den Sie bereit sind zu zahlen? Glauben Sie wirklich, dass die Konsequenzen Sie nicht erreichen werden? Oder interessiert es Sie tatsächlich so sehr, es selbst herauszufinden?"

Der Raum wurde von einer gespannten Stille erfüllt, die nur von Tavions schwerem Atem und dem leisen Rascheln von Papieren unterbrochen wurde. Die Worte der Rosavelles hatten wie ein unausweichlicher Sturm auf ihn eingewirkt, und die Fragen, die in der Luft hingen, waren nichts weniger als eine Herausforderung – an seine Loyalität, seine Überzeugungen und seine Zukunft.

Mio stand langsam auf, sein Blick wandte sich zum Fenster, und seine Präsenz wurde spürbar intensiver. Ein dunkler Nebel begann ihn zu umkreisen, als ob die Schatten selbst auf seine Aura reagierten. Mit einem leichten, fast gefährlichen Lächeln sprach er, ohne sich zu Tavion Arelith umzudrehen.

„Herr Arelith, ich bin mir bewusst, dass Sie die Rosavelle-Familie, und damit uns, die zwölf Essenzen der Unterwelt, direkt angreifen. Ihre Haltung und Ihre Worte haben uns längst klargemacht, dass Sie uns als eine Störung betrachten, als eine Macht, die sich nicht in die Angelegenheiten des Rates einmischen sollte."

Er drehte sich langsam um, und sein Blick – kalt, präzise und tiefgründig – fiel direkt auf Tavion, der trotz seiner Fassade nicht völlig unbeeindruckt wirkte. Der Nebel verdichtete sich, und Mios Stimme nahm einen ernsteren Ton an.

„Doch ich frage Sie: Wie können Sie uns kritisieren, während Sie selbst eine der Kräfte repräsentieren, die das Gleichgewicht unserer Welt ins Chaos stürzen wollen? Ihre Verbindung zu Nox Vigilia, Ihre stillen Allianzen, Ihre verschleierten Absichten – sie sind nicht so verborgen, wie Sie vielleicht hoffen. Aber lassen Sie mich eins klarstellen: Wir sind nicht hier, um Ihre Zustimmung einzuholen. Wir sind hier, um das zu schützen, was unsere Aufgabe ist – die Balance. Und obwohl Sie uns direkt angreifen, Herr Arelith, bieten wir Ihnen dennoch die Gelegenheit, sich mit uns an einen Tisch zu setzen und offen zu sprechen."

Er trat langsam näher, seine Schritte kaum hörbar, während seine Aura den Raum ausfüllte wie eine unsichtbare, erdrückende Welle. Seine violetten Augen funkelten gefährlich, als er sich direkt vor Tavion positionierte.

„Aber lassen Sie uns eines nicht falsch verstehen. Ja, wir bieten Ihnen die Möglichkeit zu sprechen. Doch das ist Ihre letzte Chance. Uns ist bewusst, wie viel Macht Sie in Nox Vigilia erlangt haben. Und wir wissen, dass Ihr Ziel darin besteht, eine neue Ordnung zu schaffen, indem Sie das Chaos entfesseln. Eine neue Hierarchie, eine neue Gerechtigkeit, wie Sie es nennen mögen. Doch lassen Sie mich Sie warnen: Was Sie für Macht halten, ist nichts im Vergleich zu den Konsequenzen, die Sie heraufbeschwören."

Er machte eine kurze Pause, um die Schwere seiner Worte wirken zu lassen. Dann fuhr er fort, seine Stimme nun ruhiger, fast gefährlich leise.

„Wir, die zwölf Sünden der Unterwelt, existieren nicht ohne Grund. Ob Sie uns glauben oder nicht, spielt keine Rolle. Wir sind das Fundament einer Macht, die Sie nicht einfach auslöschen können, ohne alles in den Abgrund zu reißen. Und glauben Sie mir, Herr Arelith, niemand möchte die Wellen sehen, die folgen würden, wenn dieses Gleichgewicht zerbricht. Sie mögen uns für überheblich halten, vielleicht sogar für Hybris in Person, aber das spielt keine Rolle. Wir sind hier, weil wir handeln müssen."

Mio trat wieder zurück, seine Haltung entspannt, doch sein Blick blieb auf Tavion geheftet. Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und sprach weiter, diesmal mit einem Hauch von Bedauern.

„Ich werde Ihnen keinen Vorwurf machen, wenn Sie uns nicht ernst nehmen. Aber bedenken Sie: Es gibt Konsequenzen. Wir maßen uns an, über Sie zu urteilen, nicht aus Überheblichkeit, sondern weil wir es müssen. Weil es niemanden sonst gibt, der dazu in der Lage ist. Ihre Entscheidung, Herr Arelith, ist keine einfache, das wissen wir. Aber bedenken Sie, dass die Wahl, die Sie heute treffen, das Schicksal weit mehr beeinflussen wird als nur Ihr eigenes."

Der Nebel um Mio begann sich zu lichten, doch die Spannung im Raum blieb ungebrochen. Jake sprach nun, seine Stimme klar und respektvoll, aber mit einem Unterton, der keine Widerworte duldete.

„Herr Arelith, ich weiß, dass Sie uns als Einmischung betrachten. Aber ich sage Ihnen jetzt ganz deutlich: Wir lassen uns von Ihnen nicht täuschen. Uns ist längst klar, dass Sie mehr wissen, als Sie zugeben wollen. Wir wissen, dass Sie Nox Vigilia nicht aus blindem Eifer unterstützen, sondern weil Sie an eine neue Ordnung glauben. Aber ich frage Sie: Ist es das wert? Ist all das Chaos, all die Zerstörung, wirklich der Weg, den Sie für diese Welt sehen?"

Shade, der bislang geschwiegen hatte, erhob seine Stimme, leise, aber mit einer Schärfe, die Tavion sichtbar durchdrang.
„Wir wissen, dass Sie eine Familie haben. Dass Ihre Gründe nicht nur egoistisch sind, sondern von einem Wunsch nach Veränderung getrieben werden. Doch was Sie heraufbeschwören, wird Ihre Familie nicht schützen – es wird sie verschlingen. Wir lassen Sie nur gehen, weil wir glauben, dass Sie begreifen, was auf dem Spiel steht."

Mio lächelte kalt, seine Stimme wieder schneidend, aber höflich.

„Herr Arelith, sehen Sie dies nicht als Drohung. Sehen Sie es als eine Möglichkeit. Retten Sie sich selbst, oder gehen Sie unter. Die Wahl liegt ganz bei Ihnen."

Tavion atmete schwer und ließ seinen Blick kurz zum Fenster schweifen, als suchte er nach einem Ausweg. Dann richtete er sich auf, sein Tonfall war nüchterner, beinahe resigniert.

„In Ordnung. Ihr habt Recht. Ich habe mit Nox Vigilia zu tun." Seine Worte klangen wie ein Geständnis, das er sich lange geweigert hatte abzulegen. „Aber glaubt nicht, dass ich das freiwillig gemacht habe. Als ich damals begann, mit ihnen zu kooperieren, war es etwas anderes. Es ging nicht um Kindesentführungen oder diesen... Wahnsinn, der sich jetzt ausgebreitet hat. Es ging um Kontrolle, um Einfluss, darum, den Rat zu sichern und die Balance zu wahren."

Er schüttelte langsam den Kopf, seine Hörner glitten im Licht des Zimmers, ihre geschwungenen Linien unterstrichen seine angespannten Bewegungen. „Doch mit der Zeit hat sich das alles geändert. Ihre Pläne... ihre Experimente... das ist nicht mehr das, worauf ich mich eingelassen habe. Ich bin derjenige, der all das vertuschen und verschleiern sollte, um sicherzustellen, dass niemand Verdacht schöpft. Und glaubt mir, ich habe das lange getan. Zu lange."

Seine Stimme wurde rauer, beinahe flehend. „Aber jetzt, jetzt gibt es keinen Absprung mehr. Wisst ihr, was passiert, wenn ich euch auch nur die kleinste Information gebe? Sie beobachten alles. Schon allein, dass ich hier bin, hat Konsequenzen. Für mich, für meine Familie. Ihr glaubt, eure Drohungen beeindrucken mich? Sie sind nichts im Vergleich zu dem, was Nox Vigilia mir antun würde. Und ich wünschte, ich würde übertreiben."

Tavion machte eine Pause, seine Schultern sanken, und er schien für einen Moment Jahre älter. „Ich stehe zwischen den Stühlen, das ist euch doch klar. Und ja, ich weiß, wie weit das alles ausgeartet ist. Aber selbst wenn ich wollte, selbst wenn ich jetzt die Wahrheit sagen würde – glaubt ihr, ich könnte damit irgendetwas stoppen?"

Er hob den Blick, seine violett-grauen Augen suchten nach einer Antwort in den Gesichtern der Rosavelles. „Sie haben mich längst eingespannt, mich benutzt. Und glaubt mir, ich habe es zugelassen, weil ich dachte, ich könnte etwas bewirken. Doch das hier? Dieses Chaos, diese Experimente und diese Entführungen... ich kann es nicht mehr unterstützen. Aber aussteigen? Das ist unmöglich."

Mio lachte herzhaft, ein Klang, der gleichzeitig amüsiert und bedrohlich war, wie ein leises Gewitter vor einem Sturm. Seine Augen funkelten vor listigem Vergnügen, während er sich näher an Tavion vorbeugte, die Aura um ihn pulsierend vor Energie.

„Glauben Sie wirklich, wir hätten Sie heute hierher gerufen, ohne bereits Maßnahmen vorbereitet zu haben?", fragte er, die Worte so leicht wie Federn, doch mit einem Unterton aus Stahl. „Maßnahmen, die genau darauf ausgelegt sind, je nach Ihrer Reaktion mit Ihnen zu verfahren?"

Mio lehnte sich zurück, die Arme locker vor der Brust verschränkt. „Hören Sie, Sie haben nichts zu befürchten. Und wenn ich sage nichts, meine ich das. Ich bin die Verkörperung der List. Wenn ich es will, sind Sie unantastbar – für Nox Vigilia, für die Bändiger, ja, sogar für die erbärmlichen Schatten der Gesetzlosen Zone. Alles hängt davon ab, wie bereit Sie sind, mit uns zu kooperieren."

Sein Ton wurde einen Hauch ernster, fast sanft. „Wir wissen, dass Ihre Position Ihnen keinen Vertrauensbonus verschafft. Doch allein, dass wir Sie heute hier empfangen haben, beweist, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn Sie all unsere Fragen ehrlich beantworten, garantiere ich Ihnen: Niemand, ich wiederhole, niemand wird Sie ergreifen können. Ich bin durchaus in der Lage, Sie und Ihre Familie noch heute Abend an einen sicheren Ort zu bringen – ich und mein Drache gemeinsam." In Gedanken an Ash. „Er mit seiner Dimensionsmagie und ich mit meinen Tricks."

Mio grinste leicht und fuhr fort: „Sie können aussteigen, wann immer Sie wollen. Sie müssen nur den Mut haben, Ihre Familie davon zu überzeugen, Sie zu begleiten."

Shade ließ ein leises, fast spöttisches Lachen hören, das die Anspannung im Raum noch verstärkte. „Ihre Familie steht in diesem Moment unter unserer Beobachtung. Niemand kann Ihnen etwas antun. Und keine Sorge – wir planen nicht, Ihnen selbst Schaden zuzufügen. Das liegt nicht in unserer Art. Aber lassen Sie mich das klarstellen: Wir scheuen uns auch nicht, tatenlos zuzusehen, was mit Ihnen geschieht, wenn Sie sich gegen uns entscheiden."

Er ließ die Worte in der Luft hängen, bevor er fortfuhr. „Wenn Sie Nox Vigilia mehr fürchten als uns, dann haben Sie offensichtlich nicht verstanden, wie tief unsere Macht reicht. Sollten Sie jedoch unsere Fragen ehrlich beantworten, versichern wir Ihnen im Austausch, dass Sie von der Bildfläche verschwinden können – Sie und Ihre Familie. Das ist kein leeres Versprechen. Das hängt allein von Ihnen ab."

Mio trat erneut einen Schritt vor, seine Aura verstärkte sich, wie ein Netz aus nebligen Fäden, das sich langsam spannte. „Seien Sie sich sicher, ich erkenne Manipulation sofort. Ein Versuch, mich oder uns zu täuschen, und unser Vertrauen ist unwiederbringlich zerstört. Jede mögliche Reaktion, die darauf folgt, wird nicht zu Ihren Gunsten ausfallen."

Seine Stimme wurde schneidend, klar. „Wir sind bereit, für Ihre Sicherheit zu sorgen, ja, sogar eine Zuflucht zu schaffen, solange wie nötig. Aber Ihre Ehrlichkeit ist nicht verhandelbar. Wenn Sie uns belügen, werden wir es erkennen. Und dann wird Ihnen auch Nox Vigilia nicht mehr helfen können."

Shade nickte zustimmend, seine gelben Augen bohrten sich in Tavions. „Wir bieten Ihnen Schutz. Wir bieten Ihnen einen sicheren Ort. Doch wenn Sie das ablehnen, bleiben Sie allein. Was denken Sie?"

Die Stille im Raum war drückend, nur das leise Ticken einer Uhr war zu hören, während Mio und Shade Tavion ins Visier nahmen, ihre Worte wie ein Messer, das in der Luft hing und darauf wartete, zuzustechen. Die Entscheidung lag bei ihm.

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