Kapitel 18 Band 5
Jake nahm Emilia zärtlich in die Arme und drückte ihr sanfte Küsse auf die Stirn. Langsam begann sich ihr angespannter Körper zu entspannen, und ein vertrautes, weiches Schnurren entwich ihrer Kehle. Es war ein Geräusch, das sie nur bei Jake von sich gab, weil sie sich bei ihm immer sicher fühlte – bedingungslos.
„Mein kleines Flämmchen," begann Jake mit ruhiger Stimme, „ich reiche dir ein paar Klamotten von uns Jungs. Deine sind ja noch im anderen Zimmer." Emilia nickte und griff nach der Hose, die wahrscheinlich Ash gehörte – bequem und praktisch, mehr brauchte sie gerade nicht. Sie zog sie an, ehe sie sich wieder zu Jake aufs Bett setzte, ihre Beine unter sich zog und ihren Kopf an seine Schulter lehnte.
Jake schloss sie erneut in die Arme, seine Hand strich sanft durch ihr Haar. Er wartete einen Moment, bis sie wieder ruhiger atmete, und fragte dann: „Also, Emilia... was hat dich vorhin so aufgeregt? Du warst verängstigt, das konnte jeder sehen. Ich wüsste gern wieso."
Seine Stimme hatte etwas überraschend liebevolles, eine sanfte Seite, die er nur in Momenten zeigte, wenn jemand – besonders Emilia – Schutz und Trost brauchte. Sie kuschelte sich enger an ihn, ihre Wangen an seine Brust gedrückt, und begann leise zu sprechen.
„Jake... als ich Sei das erste Mal traf, war er so fies zu mir." Ihre Stimme zitterte leicht, doch Jake schwieg, ließ sie weitersprechen. „Nicht nur fies, er war... abscheulich. Ich bin auf ihn zugegangen, weil ich dachte, es wäre das Richtige – euch zuliebe. Meiner Vergangenheit zuliebe. Meiner Zukunft zuliebe." Sie hielt inne, ihre Finger spielten nervös mit dem Saum der Hose. „Aber alles, was ich bekam, waren verletzende Worte. Er hat mich bloßgestellt, Jake. Er war obszön, respektlos, und es fühlte sich einfach nicht richtig an. Es gab in meinem Herzen keinen Funken, kein Glitzern wie bei euch. Es tut mir leid..." Ihre Stimme verklang leise.
Jake ließ ihre Worte auf sich wirken, seine Augen ernst und nachdenklich. Dann hob er ihre Hand und drückte sie sanft. „Emilia, das kann nicht sein. Du musst dich irren." Seine Stimme blieb ruhig, aber bestimmt. „Sei ist gewöhnungsbedürftig, ja, aber so etwas würde er nicht tun. Nicht absichtlich. Dahinter steckt bestimmt eine Intention, die du noch nicht verstehst."
Emilia hob den Kopf und sah ihn zweifelnd an. „Jake... was, wenn er euch etwas vormacht? Wenn er nur so tut?"
Jake hielt ihren Blick fest. Seine Stimme wurde ernster, fast eindringlich. „Emilia, sieh mich an. Liebst du mich?"
Überrascht nickte sie sofort. „Natürlich. Du weißt, dass ich das tue."
„Vertraust du mir?" Seine Augen bohrten sich in ihre.
Wieder nickte sie, wenn auch etwas zögernder. „Ja... natürlich vertraue ich dir."
Jake atmete tief durch und fuhr fort. „Dann musst du mir glauben, wenn ich sage, dass Sei ein Teil von mir ist – ein wichtiger Bestandteil meiner Seele. Was du für mich empfindest, Emilia, hast du immer auch für ihn empfunden, in jedem Leben." Seine Worte waren leise, aber ihre Bedeutung war schwer. „Sei ist... nicht einfach. Aber er hat eine Seite, die du noch nicht kennst. Eine überraschend liebevolle, warmherzige Seite."
Er lehnte sich etwas zurück, sodass er Emilia besser ansehen konnte, und fuhr fort. „In einem anderen Leben – er hieß damals anders, aber das ist jetzt unwichtig – hat er dich einmal vor dem sicheren Tod bewahrt. Du wärst von einer Klippe gestürzt, aber er hat dich gehalten. Dafür hat er sich selbst verletzt, aber das war ihm egal. Alles, was zählte, war, dass es dir gut ging." Jake lächelte leicht, während er sprach, doch seine Augen blieben ernst. „Er hat oft romantische Dinge für dich geplant, weißt du. Und obwohl er so komplex erscheint, ist er in Wahrheit ziemlich einfach gestrickt. Er hasst alles Komplizierte."
Emilia blickte ihn mit großen, überraschten Augen an, doch was er als nächstes sagte, ließ sie den Atem anhalten. „In einem Leben, Emilia, hattet ihr sogar zwei Kinder. Du warst wahnsinnig in ihn verliebt."
„Sei und ich? Kinder?" Ihre Stimme klang ungläubig, fast brüchig, als sie ihn anstarrte.
Jake nickte langsam. „Ja, aber erwarte nicht zu viel. Das ist schon lange her, und dieses Leben war nicht wie dieses. Aber ihr wart glücklich. Er hat dich immer beschützt und geliebt."
Emilia schwieg und senkte ihren Blick, während sie all das verarbeitete. Jake ließ sie einen Moment nachdenken, bevor er sie erneut ansah. „Vertraust du mir immer noch?" Seine Stimme war leise, aber sie spürte die Dringlichkeit darin.
Langsam hob Emilia den Kopf und nickte. „Ja... ich vertraue dir."
Jake reichte ihr seine Hand, sein Blick warm, aber entschlossen. „Dann komm."
Emilia sah ihn an, und mit einem Hauch von neuer Entschlossenheit griff sie nach seiner Hand. „Ich komme," flüsterte sie, ihre Stimme leise, aber fest. Jake lächelte zufrieden und zog sie sanft mit sich, während er wusste, dass dies ein erster Schritt war – ein Schritt, der alles verändern konnte.
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Jake und Emilia betraten Hand in Hand das Wohnzimmer. Die Atmosphäre war noch immer drückend und angespannt. Sei lehnte an der Wand, die Arme verschränkt, sein Blick auf den Boden gerichtet. Seine Aura war stark und unerschütterlich, doch eine Spur von Nachdenklichkeit lag in seiner Haltung. Als Jake und Emilia eintraten, richteten sich alle Blicke auf sie, voller Erwartung.
Jake ergriff das Wort, seine Stimme ruhig, aber durchdringend. „Alle Mann sind jetzt ruhig. Was ich gleich sage, ist ernst, also behaltet eure Gedanken erst mal für euch."
Die Spannung im Raum wuchs, als Jake Emilia sanft nach vorne zog. Sein Blick wanderte zu Sei, der sich ein wenig aufrichtete und die Ohren spitzte.
„Sei, Emilia hat gesagt, du bringst ihr Herz nicht zum Funkeln." Jake wandte sich an Emilia, sein Blick ernst und fragend. „War das deine Wortwahl, Amy?"
Emilia zögerte, doch dann nickte sie langsam, ihre Unsicherheit spürbar. Sei, der zuvor wie ein Fels gewirkt hatte, entglitt für einen Moment die unerschütterliche Stärke. Sein Blick flackerte.
„Was meinst du mit ‚sie spürt keinen Funken'?", fragte Sei, seine Stimme tiefer und rauer als zuvor.
Jake ließ seinen Blick nicht von Sei ab und wiederholte die Worte mit Nachdruck. „Emilia hat gesagt, sie fühlt sich nicht zu dir hingezogen, weil du sie bei eurem ersten Treffen gedemütigt hast. Und jetzt vertraut sie dir nicht."
Die Luft im Raum schien förmlich zu gefrieren. Sei atmete scharf ein, seine Haltung versteifte sich merklich. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, und für einen Moment schien es, als würde er etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Die Schwere seiner Reaktion war greifbar.
Die restlichen Jungs tauschten unruhige Blicke, doch keiner wagte, etwas zu sagen. Die unerwartete Enthüllung schockierte sie sichtlich. Alex war der Erste, der die Stille mit einem lauten Schnauben durchbrach.
„Emilia", begann er mit einem Tonfall, der sowohl überrascht als auch vorwurfsvoll klang, „du sagst, du akzeptierst Sei nicht?"
Die eisige Spannung im Raum wurde noch drückender, und niemand wagte, die nächsten Worte zu ergreifen. Es war, als hätte sich die Luft selbst gegen sie verschworen, und alle warteten darauf, dass die unausweichliche Wahrheit sich ihren Weg bahnte.
Die Atmosphäre im Raum war so dicht, dass jeder Atemzug schwer fiel. Sei stand mit verschränkten Armen an der Wand, doch in seinen Augen spiegelte sich ein Schmerz, den er nur mühsam verbarg. Mit einem tiefen Atemzug fasste er sich und trat einen Schritt nach vorne.
„Emilia," begann er, seine Stimme fest, aber zitternd vor einer Verletzlichkeit, die er nicht zeigen wollte, „warum sagst du solche Dinge? Wir sehen uns heute zum ersten Mal. Findest du nicht, dass du vorschnell urteilst?" Seine Worte klangen stark, doch ein Hauch von Angst schwang mit, die er nicht zu kontrollieren vermochte.
Emilia funkelte ihn wütend an, ihre Haltung aufrecht und entschlossen. „Ach, findest du?" Ihre Stimme war scharf, durchdrungen von aufgestauter Wut. „Du hast mich gedemütigt und Dinge gesagt – und jetzt willst du so tun, als ob es nie passiert wäre?"
Seis Blick zuckte, doch er hielt stand. „Ich wiederhole, Emilia: Ich begegne dir heute zum ersten Mal. Ich habe dir nie solche Dinge gesagt. Warum behauptest du das?" Seine Stimme war jetzt drängender, seine Verletzlichkeit kaum noch verborgen.
Emilia schnaubte verächtlich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum lügst du, Sei? Wovor hast du Angst? Du kannst nicht erst so mit mir umgehen und jetzt, wo du dich rechtfertigen musst, den Schwanz einziehen."
Die Luft schien aus dem Raum gesogen zu sein. Die Jungs waren sichtlich angespannt, jede ihrer Bewegungen durchdrungen von Unruhe. So eine Konfrontation hatte es noch nie gegeben – und jetzt, wo Sei im Mittelpunkt stand, fühlten sie sich, als ob sie selbst an seiner Stelle wären. Die beklemmende Atmosphäre fraß sich in ihre Gedanken.
Jake legte beruhigend eine Hand auf Emilias Schulter, seine Augen suchten die ihren. „Emilia," sagte er mit einem Ton, der gleichzeitig beruhigen und verstehen wollte, „was genau hat Sei gesagt, dass du ihm so abgeneigt bist?"
Emilia hielt inne, ihr Blick wanderte für einen Moment, bevor sie ihn wieder auf Sei richtete. „Na, wenn ihr es wissen wollt." Sie sprach kühl, mit einer Härte, die selbst Jake überrascht. „Seine exakten Worte?" Sie zögerte, bevor sie weitersprach, ihre Stimme zitterte leicht vor aufkommender Wut. „Und ich zitiere: ‚,Als würde ich mich für so ein benutztes Ding begeistern – wer von so vielen Männern benutzt wird, ist eine Schande.'"
Die Luft im Raum gefror. Ein kollektives Einatmen durchbrach die Stille, und jeder Blick richtete sich auf Sei, dessen Haltung sich verhärtete.
„Das letzte Wort," fuhr Emilia fort, „war nicht ‚Schande', aber ich sehe keinen Grund, mich selbst so zu betiteln." Ihr Tonfall war kalt, beinahe unerbittlich.
Alex war der Erste, der sich bewegte. Mit einem Ausdruck reiner Wut griff er nach Sei und packte ihn am Kragen. „Du hast was gesagt?" Seine Stimme war ein bedrohliches Knurren, und er war kurz davor, Sei eine zu verpassen.
„Alex, warte!", rief Chaid plötzlich, seine Stimme durchbrach die brodelnde Wut wie ein kalter Windstoß. Alle Augen wandten sich zu ihm. Chaid wirkte nachdenklich, seine Stirn gerunzelt, während er Sei musterte. Er war der Einzige, der nicht sofort von Wut übermannt war, und seine Ruhe stand in krassem Gegensatz zu den anderen.
Sei hatte bis jetzt geschwiegen, doch seine Haltung blieb fest. „Ich habe das nicht gesagt," brachte er schließlich hervor, seine Stimme ruhiger, aber nicht minder entschlossen. „Emilia, ich weiß nicht, wer dir das angetan hat, aber ich schwöre bei allem, was mir heilig ist – ich war es nicht."
Die Spannung im Raum blieb bestehen, doch Chaid trat einen Schritt vor, seine Augen ruhten auf Sei, dann auf Emilia. „Warte, Alex. Das hier ergibt keinen Sinn." Sein Ton war ruhig, doch seine Worte schienen tief in die Situation zu greifen. „Sei lügt nicht. Wenn er sagt, dass er Emilia heute zum ersten Mal trifft, dann müssen wir das zumindest in Betracht ziehen."
Alex ließ Sei los, seine Zähne fest zusammengebissen, während seine Hände zu Fäusten geballt blieben. „Das ist kein einfacher Vorwurf, Chaid," knurrte er, bevor er einen Schritt zurücktrat. „Das klären wir jetzt."
Jake trat ebenfalls vor, seine Stimme wie gewohnt ruhig, aber bestimmend. „Bevor hier einer die Kontrolle verliert: Wir klären das. Sei, du bleibst. Emilia, du bleibst. Wir lösen das hier, ohne uns gegenseitig zu zerfleischen."
Emilia verschränkte die Arme vor der Brust und hob das Kinn angriffslustig. „Wisst ihr was? Ich habe ganz sicher nichts falsch gemacht. Wenn irgendjemand anderes diese Worte zu mir gesagt hätte, hätte ich es einfach mit einem Lächeln abgetan. Ein Schulterzucken und fertig." Sie hielt kurz inne, ihre Stimme bebte leicht, als sie weitersprach. „Aber zu hören, dass einer von euch – einer von euch, die mir am nächsten stehen – so denkt ... Es hat wehgetan. Es war, als hätte man mir ein Messer ins Herz gerammt."
Die Stille im Raum war erdrückend, und die Spannung schien mit jedem Atemzug zu wachsen. Emilias Hände ballten sich zu Fäusten, ihre Augen glitzerten vor unterdrückten Tränen. „Wenn auch nur einer von euch so denkt ... dann soll er vortreten und es mir ins Gesicht sagen." Ihre Stimme wurde rau, voller Schmerz. „Es tut so verdammt weh, das Gefühl zu haben, nicht genug zu sein – nicht für euch."
Die Jungs sahen sie an, und der Ausdruck in ihren Gesichtern sprach Bände. Wut, Trauer und ein Hauch von Hilflosigkeit spiegelten sich in ihren Augen wider. Es war Gray, der als Erster reagierte. Ohne zu zögern trat er vor und griff nach Emilias Händen. „Emilia", sagte er mit ruhiger, aber entschlossener Stimme, „keiner von uns würde jemals so etwas über dich denken oder sagen. Niemals. Lieber würde ich mich selbst erstechen, als dir so etwas anzutun."
Emilias Lippen bebten, doch sie sagte nichts. Ash, der bis eben auf der Couch gesessen hatte, sprang auf und stellte sich dicht neben Gray. „Das ist doch lächerlich", begann er, seine Stimme voller Zorn, aber nicht auf Emilia gerichtet. „Keiner von uns würde dir jemals so weh tun. Nicht einmal dieser herzlose, welch die Unnachsicht hier verkörpert, wäre dazu fähig." Seine Stimme wurde weicher, als er hinzufügte: „Ja, für einen Moment waren wir schockiert. Aber zu denken, dass Sei wirklich so etwas tun könnte? Es ergibt keinen Sinn, Emilia. Du bist für uns ... mehr als das."
Emilia sah Ash lange an, bevor sie einen Schritt nach vorne machte und ihn plötzlich in eine Umarmung zog. „Es tut mir leid", murmelte sie an seiner Schulter. „Ich überreagiere, wenn ich mich angegriffen fühle. Aber ... ich weiß doch, dass ihr niemals so denken würdet." Ihre Stimme brach, aber sie hielt Ash fest, suchte Trost in der Nähe, die er ihr bot.
Ash legte seine Arme um sie und hielt sie genauso fest. „Schon gut, Amy", sagte er sanft, und die Spannung in seiner Haltung löste sich. „Das weißt du doch."
Gray trat vor und legte eine Hand auf Emilias Schulter, gefolgt von Alex, der sie wortlos in die Arme zog. Die Umarmung der drei war warm und voller Schutz, und für einen Moment schien die Schwere der Situation verflogen.
Alex löste die Umarmung als Erster und sah Emilia direkt in die Augen. „Wenn du das weißt, dann gibt es nichts, was ich dem noch hinzufügen könnte", sagte er schlicht, aber die Wärme in seinen Worten ließ Emilia schwach lächeln.
Im Hintergrund ließ Chaid ein tiefes Seufzen hören und rieb sich die Stirn. „Na also", murmelte er mit einem erleichterten Tonfall. „Kleine Sonne, mach uns doch nicht immer so verrückt." Doch selbst er konnte den leichten Hauch von Anspannung in seiner Stimme nicht ganz verbergen.
Die Jungs sahen sich kurz an, und für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Doch Emilias Lächeln – wenn auch noch vorsichtig – war der erste Schritt zurück zu dem Vertrauen, das sie in dieser schwierigen Konfrontation aufgebracht hatte.
Jake, der den Zorn und dessen nachbeben besser verstand als jeder andere, legte eine ermutigende Hand auf Emilias Schulter, als sie nach der Konfrontation verloren zu Boden blickte. „Sei", sagte er streng und mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete. „Was hast du Emilia zu sagen, außer dass du behauptest, unschuldig zu sein?"
Sei richtete sich auf, sah Jake an und dann Emilia. Ohne ein Wort zu verlieren, kniete er sich langsam nieder, legte eine Hand auf seine Brust – eine Geste tiefen Respekts, die er nur selten zeigte. Es war eine Geste, die er nutzte, um jene, die ihm wichtig waren, von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen.
Mit klarer, fester Stimme begann er zu sprechen, so laut und deutlich, dass alle ihn hören konnten, vor allem aber Emilia.
„Emilia," sagte Sei, seine Stimme voller Ehrfurcht, „ich begegne dir heute das erste Mal, doch deine Seele ist mir so vertraut wie keine andere. Sie ist stark und rein, zugleich verletzlich und aufrichtig – Eigenschaften, die ich immer in dir gesehen habe. Meine Liebe zu dir ist und war immer unerschütterlich." Seine Stimme zitterte leicht, doch er fuhr fort. „Sollte ich jemals solche Worte, wie du sie schilderst, an dich richten, schwöre ich, mir lieber selbst das Leben zu nehmen, als dich in solcher Qual zu sehen."
Sei hob den Kopf, und sein Blick traf Emilias Augen. „Du warst immer meine große Liebe, unabhängig von deinem Aussehen oder deinen Taten. Wir alle – nicht nur ich – haben uns in deine Essenz verliebt, die du ausstrahlst. Sie ist so einzigartig, dass man sie nicht fälschen kann."
Langsam erhob er sich, anmutig und doch mit einer Verletzlichkeit in seiner Haltung, die ihn ungewohnt zerbrechlich erscheinen ließ. Er trat näher zu Emilia, seine Bewegungen ruhig und bedacht, seine Augen unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.
„Emilia", sagte er, nun leiser, aber mit einer tiefen Entschlossenheit, „sieh mich an. Sag mir noch einmal, dass du keinen Funken fühlst, wenn du mich jetzt ansiehst. Wenn das wirklich dein Empfinden ist, verspreche ich dir – vor allen hier – dass ich dich gehen lasse, wenn du es wünschst."
Seine Worte hingen schwer in der Luft, und die Spannung im Raum war fast greifbar. Die anderen Jungs, die bis eben noch voller Energie und Zorn waren, traten schweigend zurück, gaben den beiden Raum für diesen entscheidenden Moment. Jetzt lag es allein an Emilia.
Emilia hielt den Blickkontakt mit Sei, während sie das vertraute Gewicht ihres Mals in ihrer Brust spürte. Doch heute fühlte es sich anders an – leichter, wie eine sanfte Flamme, die sie wärmte. Auch Sei strahlte diese Vertrautheit aus, eine Wärme, die sie in ihrem Kern erreichte.
Für einen kurzen Moment blitzte etwas in ihrem Geist auf, ein Bild, das wie ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit in den Vordergrund trat. Die Silhouette eines Mannes – stark, entschlossen, unerschütterlich. Es war eindeutig der Mann vor ihr.
Ihre Augen trafen seine pfirsichfarbenen Iriden, in denen Ehrlichkeit und Wärme leuchteten. Es gab keine Masken, keinen Zweifel. Sei war fest entschlossen, ihr Urteil zu akzeptieren, selbst wenn es ihn alles kosten sollte. Emilia wusste, dass er nicht nur ihre Entscheidung respektieren würde – er würde auch dafür sorgen, dass niemand sie infrage stellte.
Doch sie hatte längst ihre Entscheidung getroffen.
Langsam schüttelte sie den Kopf, während sie Sei direkt ansah. Seine Augen weiteten sich leicht, ein Hauch von Verwirrung huschte über sein Gesicht. Die Spannung im Raum erreichte ihren Höhepunkt, als alle den Atem anhielten.
Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Emilias Lippen aus, und sie trat einen Schritt näher an Sei heran. Ohne ein weiteres Wort schlang sie ihre Arme um ihn. Die Bewegung war so unerwartet, dass Sei zunächst erstarrte, doch dann erwiderte er die Umarmung.
Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Emilias Hände ruhten auf seinem Rücken, und sie fühlte die Wärme seines Körpers – ein Beweis dafür, dass sie es nicht zuließ, ihn zu verlieren. Sie hatte entschieden: Sie wollte ihn nicht loslassen.
Die anderen im Raum hielten den Atem an, als ob sie befürchteten, jedes Geräusch könnte diesen Moment zerbrechen. Alle warteten darauf, was Emilia sagen würde.
Als sie schließlich ihre Arme löste und ihn direkt ansah, sprach sie leise, ihre Stimme voller Aufrichtigkeit und Reue:
„Sei, ich glaube nicht, dass du derselbe Sei bist, dem ich damals vor dem Kolosseum begegnet bin. Ich... war so blind." Sie senkte kurz den Blick, bevor sie ihn wieder hob. „Ich bin mir ganz sicher, dass du nicht derselbe sein kannst, weil du mir ein Gefühl von Sicherheit gibst. Und ich... ich habe es in meiner eigenen Angst und Verletzlichkeit zuerst nicht erkannt."
Sie atmete tief ein und fuhr fort, ihre Stimme zitterte leicht: „Aber jetzt fühle ich den Funken. Und ich bin so unendlich dumm gewesen, dich zu beleidigen. Es tut mir leid. Mein Herz und meine Seele... sie wissen, dass du unschuldig bist."
Ein sanftes Lächeln glitt über Seis Gesicht, während er erleichtert aufatmete. Der Druck, der auf dem Raum lastete, löste sich, und die Anwesenden atmeten fast synchron aus, als wäre eine unsichtbare Last von allen abgefallen.
Chaid war der Erste, der das Schweigen brach, seine Stimme voller Leichtigkeit:
„Ach, kleine Sonne, jetzt können wir endlich alle glücklich ins Bett fallen."
Alex, der direkt neben ihm stand, verzog das Gesicht und klatschte Chaid mit einer flachen Hand gegen den Hinterkopf. „Halt doch wenigstens einmal die Klappe oder denk nach, bevor du sprichst!"
Chaid lachte unbekümmert und fuhr fort: „Könnt ihr es mir verdenken? Ich bin viel zu sensibel für so ein Drama."
Ash grinste breit. „Noch ein bisschen mehr Drama und ich hätte Knusperflocken gebraucht, um das besser genießen zu können."
Die Jungs seufzten synchron, während Jake genervt kommentierte: „Sagt mal, ist hier einer dämlicher als der andere, oder was?"
Ash lachte spielerisch und zwinkerte Jake zu. „Ach, Jake, lass es doch mal leicht sein – wenigstens für einen Moment."
Das lockere Geplänkel lockerte die angespannte Atmosphäre im Raum, und sogar Sei spürte die Erleichterung. Ein leises Lachen glitt über seine Lippen. Emilia seufzte, ihre Gedanken noch immer ein Chaos.
„Ich verstehe meinen eigenen Kopf nicht mehr... Hat er mir einen Streich gespielt? Das kann es doch nicht gewesen sein."
Ash wurde plötzlich ernst, trat vor Emilia und nahm ihre Hand.
„Dann untersuche ich deinen Kopf. Setz dich."
Emilia starrte ihn irritiert an. „Ash... das war doch jetzt nicht ernst gemeint, oder? Du bist kein Mediziner! Was willst du—"
Doch bevor sie sich weiter wehren konnte, schnappte Ash sie sich, griff gleichzeitig nach Seis Hand und zog die beiden zur Couch.
„So, ihr beiden. Jetzt ist Ruhe im Haus!" befahl er mit gespielter Autorität und drückte beide sanft auf die Polster. „Emilia, lass mich mal einen Blick in deinen Kopf werfen."
Mit einem genervten Schnauben klatschte Emilia seine Hände weg.
„Bist du blöd?!" sagte sie gespielt verärgert. „Ash, manchmal übertreibst du es echt." Sie seufzte und schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe es ja verstanden, okay? Ich werde in Zukunft vorher mit euch reden. Aber wir müssen jetzt nicht diese Doctor-Spiele spielen. Meinem Verstand geht's gut!"
Ein Glitzern trat in Chaids Augen, und er grinste frech. „Oh, Doctor-Spiele? Das klingt ja nach Spaß."
Ash stöhnte theatralisch und rieb sich die Stirn.
„Vielleicht sollte ich wirklich den Mediziner raushängen lassen, nur damit ich eine Heilung für deine Krankheit finde, Chaid – diese verdammte Angewohnheit, ständig mit neuen Ideen zu nerven!"
Emilia schnaubte und warf Ash einen genervten Blick zu. „Was soll das hier eigentlich werden? Willst du mich anmachen oder nur ärgern? Ich bin verwirrt."
Sei beobachtete die Szene ruhig aus der Nähe. Er war ein Mann der wenigen Worte und schien sich in der Rolle des stillen Beobachters wohlzufühlen.
Ash lehnte sich entspannt zurück und sagte mit ernster Stimme: „Weder noch. Ich meine es ernst – ich werfe einen Blick hinein."
Bevor er jedoch handeln konnte, trat Alex näher, legte eine Hand auf Ashs Schulter und schüttelte den Kopf. „Ash, wir alle wissen, dass du erklärfaul bist. Aber manchmal musst du auch den Mund aufmachen und die Situation richtig schildern, anstatt irgendwo mittendrin anzufangen, wo es dir gerade bequem erscheint."
Ash stöhnte genervt auf, als hätte er die größte Ungerechtigkeit der Welt erfahren.
„Ich kann nichts dafür, dass ich nur mit Idioten oder Begriffsstutzigen zu tun habe!"
Die Jungs verdrehten genervt die Augen, und Felix war der Erste, der das Wort ergriff:
„Ash, tu nicht so, als ob wir das Problem wären. Hör auf, rumzudrucksen, und sprich endlich Klartext!"
Ash zuckte die Schultern, legte den Kopf schief und antwortete mit gespieltem Ernst:
„Na gut. Wenn ich sage, dass ich in ihre Köpfe sehe, meine ich, dass ich in ihre Erinnerungen sehen kann."
Jake runzelte die Stirn, bevor er skeptisch einwarf: „Seit wann kannst du das bitte?"
Ein stolzes Lächeln breitete sich auf Ashs Gesicht aus. „Sag doch einfach: ‚Oh wow, Ash, du bist so brilliant! Was würden wir nur ohne dich tun?'"
Chaid unterbrach Ashs Eigenlob und hustete demonstrativ. „Hust, wahrscheinlich wären wir dann schon längst bei Ergebnissen."
Ash funkelte ihn böse an. „Ich hab das gehört!"
Jake hob die Hand, um sie beide zum Schweigen zu bringen, seine Stimme scharf und frustriert: „Haltet mal die Luft an, ihr zwei! Ash, warum hast du das nicht gleich gemacht? Wenn du das kannst, hättest du uns doch viel Zeit ersparen können."
Ash verdrehte die Augen und lehnte sich lässig an die Couch. „Ich hätte schon, klar, ich hab die ganze Zeit mit dem Gedanken gespielt, was zu sagen."
„Und warum hast du dann die Klappe gehalten?" fragte Jake gereizt.
Ash zuckte mit den Schultern und schnaubte. „Vielleicht, weil ich mal ein bisschen mehr Lob und Zuspruch gebrauchen könnte? Es ist immer ‚Ash, warum machst du das so?' oder ‚Ash, mach dies, Ash, mach jenes'. Leute, ich bin nicht bekannt dafür, zuverlässig zu sein – warum also immer diese Erwartungen?"
Ein kollektives Stöhnen ging durch die Gruppe, und Alex verschränkte die Arme.
„Ash, findest du wirklich, dass das hier der richtige Moment ist, um deine Mängel aufzuzählen?"
Ash schnaubte und zuckte mit den Schultern. „War das etwa nicht gefragt?"
Bevor jemand antworten konnte, erklang Emilias Stimme, leise und meditativ: „Oh mächtiger Ash, du bist so wunderbar unzuverlässig. Wo wären wir nur, wenn du zuverlässiger wärst? Ich preise dir, mein Schatz, keine Erwartungen mehr an dich zu richten... bis auf heute. Würdest du uns endlich erklären, worum es hier geht?"
Die Jungs brachen in schallendes Gelächter aus. Alex lehnte sich gegen die Wand, während Chaid sich vor Lachen den Bauch hielt.
Sei, der bis dahin schweigend das Schauspiel beobachtet hatte, ergriff ruhig das Wort:
„Also, ich danke dir, Ash. Du hast das für uns getan – für mich und Emilia."
Ash zog eine Augenbraue hoch, sichtlich überrascht. „Oh? Und wie kommst du darauf?"
„Weil ich dich kenne," fuhr Sei fort. „Du wusstest, dass, wenn du früher eingegriffen hättest, Emilia vielleicht nicht von selbst erkannt hätte, was sie wirklich fühlt. Deine Passivität war beabsichtigt."
Einen Moment lang war Stille, bevor Ash plötzlich in die Hände klatschte.
„Und der Preis für die beste Einschätzung geht heute an Sei!" rief er dramatisch und verneigte sich theatralisch vor ihm.
Chaid, der sich noch immer nicht vom Lachen erholt hatte, grinste. „Sei, bist du sicher, dass du Ash gerade nicht noch mehr befeuerst?"
Felix warf trocken ein: „Bitte, wir haben schon genug von seinem Ego für heute."
Emilia verdrehte die Augen und murmelte mit einem leichten Lächeln: „Ich glaube, das ist hier wirklich das verrückteste Haus aller Zeiten."
—
Ash straffte die Schultern, sein Blick wanderte durch die Runde.
„Gut, lasst mich endlich auf den Punkt kommen," begann er, seine Stimme triefend vor gespielter Geduld. „Ich bin in diesem Leben zufälligerweise als eine sehr mächtige Drachenspezies wiedergeboren. Diese Form erlaubt mir... sagen wir, verschiedene Dinge mit der Zeit anzustellen."
Sein Blick blieb kurz auf Jake haften, als hätte er bereits dessen Frage antizipiert. „Nein, ich kann nicht einfach kreuz und quer durch die Zeit springen, falls euch das auf der Zunge brennt."
Ash seufzte laut, kollektiv angestrengt, bevor er fortfuhr: „Ist aber egal. Worauf ich hinauswill: Ich kann durch die Zeit sehen – und damit auch in die Erinnerungen von Emilia und Sei."
Die Gruppe schwieg, bevor Felix mit verschränkten Armen trocken kommentierte:
„Du willst also sagen, dass du einfach so in ihre Köpfe eindringen kannst?"
Ash hob eine Hand. „Nicht einfach so, nein. Ich brauche das Einverständnis. Eine stille Zustimmung reicht aus – jemand muss bereit sein, es zuzulassen." Er verschränkte die Arme, als wollte er seine Worte unterstreichen. „Ich werde ihre Köpfe in Beschlag nehmen, ihre Erinnerungen vergleichen und sehen, wo hier der Fehler liegt."
Er grinste selbstgefällig. „Und weil ich so großartig bin, kann ich diese Erinnerungen nicht nur sehen, sondern euch auch zugänglich machen. Sobald ich sie vollständig aufgenommen habe, kann ich sie sogar übertragen."
Felix hob eine Augenbraue und nickte anerkennend. „Ich muss sagen, Ash, das ist wirklich nicht schlecht."
Alex lachte, schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Oh ja, wirklich praktisch."
Jake, der keine Zeit für Umwege hatte, sagte knapp: „Dann tu es."
Ash drehte sich zu Emilia, doch sie hob schnell eine Hand. „Halt!" Ihre Stimme war fest, ihre Augen ernst. „Ich kann das nicht einfach erlauben. Was, wenn da Dinge sind, die nicht für deine Augen bestimmt sind?"
Ash schmunzelte und neigte den Kopf leicht. „Was soll das, Emilia? Willst du auf geheimnisvoll machen?"
„Nein." Ihre Stimme blieb ruhig, doch ihr Blick verhärtete sich. „Aber mir ist nicht wohl dabei, wenn du einfach so in meinem Kopf herumstöberst. Wirst du das ab jetzt öfter tun können?"
Ash schüttelte den Kopf. „Nein. Es funktioniert nur, wenn ich jedes Mal eine neue Erlaubnis bekomme. Jede Verbindung erfordert Zustimmung."
Emilia legte ihre Hände sanft auf seine Schultern, ihre Stimme fast flehend.
„Ash, du darfst meine Erinnerungen nicht einfach durchwühlen und sie allen zeigen. Das verstößt gegen meine Privatsphäre."
Chaid, der hinter ihr stand, grinste verschmitzt. „Kleine Sonne, welche Privatsphäre? Ist die nicht vorhin schon aus dem Fenster geflogen?"
Emilia warf ihm einen spielerischen Blick zu und lächelte. „Du kannst sagen, was du willst, Chaid, aber ich bleibe dabei..."
Doch bevor sie weitersprechen konnte, legte Ash ihr einen Finger auf die Lippen.
„Kleine Zicke."
Ihre Augenbraue schnellte nach oben, und ihre Stimme war gefährlich ruhig: „Sag das nochmal."
Ash grinste breit. „Manchmal, Emilia, bist du eine kleine Diva. Eine Zicke."
Zu seiner Überraschung brach Emilia in Lachen aus. „Echt? Bin ich so schlimm?"
Die Jungs nickten wie auf Kommando, und Ash fügte hinzu: „Oh ja, du bist wirklich eine kleine Zicke – aber eine süße."
Er hob die Hände und erklärte weiter: „Aber keine Sorge, Emilia. Ich brauche nur die Erinnerungen, die relevant sind. Auf alles andere habe ich keinen Zugriff, und ehrlich gesagt will ich das auch nicht. Wir steuern deinen Erinnerungsfluss gemeinsam. Deine kompletten Erinnerungen durchzugehen..." Er drehte sich zu den Jungs und verzog das Gesicht. „...wäre mir zu anstrengend."
Ein kurzes Lachen ging durch die Runde, bevor Ash sich wieder an Emilia wandte.
„Also, kleine Zicke, darf ich endlich meine Arbeit machen?"
Emilia sah zu Sei, der bisher ruhig geblieben war. Sein Blick war weich, seine Stimme leise, aber fest. „Emilia, tu, was du für richtig hältst. Von mir aus kann Ash in meinen Kopf sehen, was er will. Ich habe nichts zu verbergen – und du auch nicht."
Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft, was sie schließlich dazu brachte, ihren Widerstand aufzugeben. Sie sah zurück zu Ash und nickte. „Ja, du darfst."
Ash trat näher und legte behutsam seine Hände an Emilias Schläfen. Seine Stimme war ruhig und sanft, fast hypnotisch.
„Emilia, schließ die Augen und erinnere dich an den Moment zurück. Was hast du an diesem Tag gemacht?"
Emilia öffnete den Mund, um zu antworten, doch Ash unterbrach sie sanft:
„Schon gut, es reicht, wenn du es denkst. Du musst es nicht aussprechen."
Sie nickte leicht, ihre Muskeln noch angespannt.
„Geh die Schritte zurück, die du an diesem Tag gemacht hast," fuhr Ash fort. „Wo war die Begegnung mit Sei?"
Ein flüchtiger Ausdruck von Unbehagen huschte über Emilias Gesicht. Sie verkrampfte sich, und ihre Hände ballten sich in ihrem Schoß. Es war offensichtlich eine unangenehme Erinnerung.
„Es ist wichtig, dass du mir diese Erinnerung zeigst," sagte Ash sanft, doch bestimmt. „Nur dann kann ich sie sehen."
Nach einem tiefen Atemzug ließ sich Emilia langsam in den Moment fallen. Sie vertraute Ash, und seine Präsenz schien ihr zu helfen, die Blockade zu überwinden.
„Ich bin aus Neugier zum Kolosseum gegangen," begann sie schließlich, ihre Stimme leise, aber gefasst. „Ich wollte einen Blick auf Sei werfen - ihm Gratulieren zum Sieg und ihn einladen heute her zu kommen. Es war eine spontane Entscheidung. Ich wollte... mehr über ihn herausfinden."
Ash blieb still, aber in seinem Geist begannen sich bereits Bilder zu formen, die Emilias Gedanken entsprachen.
„Aber ich musste das Kolosseum nicht betreten," fuhr Emilia fort. „Sei stand bereits am Eingang, als ob er gewusst hätte, dass ich komme. Seine Arme waren verschränkt, und sobald er mich erblickte, kam er auf mich zu."
Ihre Stimme zitterte leicht, als sie weitersprach: „Er wirkte zunächst harmlos und verwickelte mich in ein Gespräch. Aber dann... es wurde merkwürdig. Er begann, über mich zu spotten. Ich weiß nicht, ob ich ihn verärgert habe, aber die Unterhaltung wurde so... blöd. Ich bin schließlich wütend weggegangen."
Sie hielt inne, ihre Stimme wurde brüchig. „Es war grauenvoll. Mein Herz... es tat weh. Vielleicht habe ich unbewusst Angst bekommen."
Ash hatte bereits die volle Tragweite der Erinnerung aufgenommen. Seine Stirn lehnte sanft an ihre, als ob er die emotionale Last mit ihr teilen wollte. In seinem Gesicht lag eine seltene Ruhe, die nicht ganz zu seiner üblichen Haltung passte.
Nach einem Moment löste er sich vorsichtig, seine Hände glitten von Emilias Schläfen.
„Ich bin fertig," sagte er ruhig. „Ich lasse dich jetzt los, Emilia."
Mit einer sanften Bewegung trat er zurück, seine Miene blieb neutral, während er sich zu Sei wandte. „So, lass mich nun in deinen Kopf sehen, Sei."
Sei nickte ohne zu zögern, sein Vertrauen in Ash war offensichtlich. Ash legte ihm die Hände an die Schläfen und begann, dieselbe Technik anzuwenden.
„Der Tag, an dem Emilia zu dir kam, ist noch frisch in deinem Gedächtnis," sagte Ash. „Bitte erinnere dich an diesen Moment."
Sei dachte angestrengt nach, doch Ash legte bald die Stirn in Falten.
„Nein... das war der Tag, an dem Jake und Emilia ihr Date im Kolosseum hatten," murmelte Ash. „Das meine ich nicht. Ich brauche etwas Frischeres."
Sei hob eine Augenbraue. „Du wolltest, dass ich mich daran erinnere, wann Emilia zum Kolosseum kam. Das war das einzige Mal, dass ich sie in der Nähe gespürt habe."
Ash stöhnte leise. „Hm. Lass mich selbst deine Erinnerungen vom Kolosseum durchwühlen."
Der Raum fiel in völlige Stille, während Ash tief in Seis Gedanken eintauchte. Nach einer Weile sprach er wieder:
„Sei, da ist etwas... Deine Zeitpläne für Kämpfe wurden in letzter Zeit oft geändert. Nicht nur einmal, sondern mehrfach. Ist das normal?"
Sei zog die Stirn kraus und schüttelte den Kopf. „In letzter Zeit schon. Weißt du, wie nervig das ist? Ich habe keine Ahnung, was die Veranstalter dort planen, ständig meine Termine anzupassen."
Ash grinste schief. „Hast du dir überlegt, das Kolosseum einfach plattzumachen?"
Sei lachte kurz und trocken. „Glaub mir, ich hab's oft genug in Erwägung gezogen. Aber ich hab Shade versprochen, mich zusammenzureißen."
Ein neugieriges Glitzern trat in Ashs Augen, und er lächelte schief. „Shade, sagst du? Unser Schattenwandler... interessant. Lass mich einen Blick auf ihn werfen."
Er konzentrierte sich wieder auf Sei und blieb länger als zuvor in dessen Gedanken. Schließlich zog er sich mit einem seufzenden Lachen zurück. „Dieser Kerl. In jedem Leben macht er auf geheimnisvoll. Es ist schlimm mit ihm."
Sei nickte zustimmend. „Kannst du laut sagen. Und er bellt Befehle, nur um dann zu verschwinden, bevor man überhaupt etwas erwidern kann."
Jake, der bisher ruhig zugehört hatte, trat vor und legte eine Hand auf Ashs Schulter.
„Vergiss Shade," sagte er knapp. „Der kommt schon klar. Hast du etwas herausgefunden?"
Ash nickte langsam und trennte schließlich die Verbindung zu Sei. Mit einem ernsten Ausdruck richtete er sich auf und wandte sich zu den anderen.
Ash ließ seinen Blick durch die Gruppe schweifen, seine Haltung nachdenklich, aber gelassen. „Ja," begann er, „ich kann bezeugen, dass beide bis jetzt die Wahrheit gesagt haben. Emilia hat Sei getroffen und wurde maßlos gedemütigt – und glaubt mir, sie hat es noch harmlos geschildert."
Emilia blickte betroffen zu Boden, doch Ash fuhr unbeeindruckt fort. „Was Sei angeht, kann ich bestätigen, dass er keine solche Erinnerung hat. Es wurde auch keine Erinnerung manipuliert. Alle Puzzlestücke sind in beiden Köpfen dort, wo sie sein sollten."
Er verschränkte die Arme und lehnte sich leicht zurück, seine Stimme wurde ernster.
„Wer auch immer Emilia getroffen hat, war nicht Sei. Nicht der Sei, der hier bei uns ist. Gleichzeitig traf sie jemanden, der genauso gesprochen und sich fast genauso verhalten hat. Aber..." Er hielt inne, als ob ihm selbst die Erkenntnis unbehaglich wäre. „Mich kann man nicht täuschen. Der Sei in Emilias Erinnerung war jemand anderes. Und ehrlich gesagt, selbst mir kamen die Nackenhaare hoch, als ich diese Begegnung gesehen habe."
Jake trat vor, seine Stimme scharf: „Ash, zeig es mir. Ich will es sehen."
Ohne ein Wort trat Ash näher, griff nach Jake und küsste ihn tief. Jake erstarrte für einen Moment, seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Als Ash sich zurückzog, wirkte Jake, als hätte er den Boden unter den Füßen verloren.
„Was... was bringt dich auf einmal dazu, mich zu küssen?" fragte Jake fassungslos, während er sich die Lippen wischte.
Ash grinste breit und legte den Kopf schief. „Du wolltest doch die Erinnerung, oder? Sie so zu senden ist die einfachste Methode."
Ein amüsierter Laut entwich Chaid, der sich auf die Couch fallen ließ. „Moment mal – du musst uns also küssen, damit wir die Erinnerung einsehen können?"
Ash zuckte mit den Schultern, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. „Nein, ich muss nicht. Aber es ist einfacher."
Die Jungs fielen fast synchron in eine Mischung aus Lachanfällen und genervtem Stöhnen. Alex, der die Arme verschränkt hatte, schüttelte den Kopf. „Ash, nimm das doch bitte etwas ernster."
Ash hob beschwichtigend die Hände. „Ich nehme es ernst, wirklich. Aber hört zu – wenn ich die Erinnerung mit einem Kuss sende, muss ich nicht in euren Kopf eindringen. Es ist wie ein Brief, den ich in einen Briefkasten werfe. Ihr platziert die Erinnerung selbst, wo euer Kopf sie haben will."
Er ließ sich auf die Couch fallen und streckte die Beine aus. „Wenn ich es allerdings auf die ‚traditionelle' Weise mache, muss ich meine Hände an eure Schläfen legen und mich extrem konzentrieren, um die Erinnerung direkt in eure Köpfe zu platzieren – und das ist, ehrlich gesagt, anstrengend. Sechs Mal hintereinander? Nein danke."
Chaid setzte sich neben ihn, ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen. „Deine Bequemlichkeit erreicht wirklich neue Höhen, Ash. Aber hey, für mich ist das okay. Zeig es mir, ich will es sehen." Ohne zu zögern griff er nach Ash und zog ihn in einen tiefen Kuss.
Ash lachte leise, als er sich löste. „Du bist wenigstens unkompliziert."
Jake schnaubte. „Das hat nichts mit Unkompliziertheit zu tun. Chaid macht sowas, um dich zu provozieren."
„Und es funktioniert," entgegnete Chaid, während er die Erinnerung langsam in sich aufnahm. Sein Lächeln verschwand, und sein Gesicht wurde ernst, als die Erinnerung ihn vollständig erreichte.
Alex schüttelte schließlich resigniert den Kopf. „Okay, Ash. Wenn das wirklich die einfachste Methode ist, dann mach schon. Aber fass dich kurz."
Ash grinste zufrieden und küsste Alex knapp, aber bestimmt. Alex rieb sich die Schläfen, als er die Erinnerung aufnahm. „Das war... seltsam. Aber effizient."
Felix hob eine Augenbraue und lehnte sich an die Wand. „Wenn ich das richtig verstehe, musst du mich also nicht küssen, oder?"
„Muss ich nicht," bestätigte Ash. „Aber ich werde."
Felix zog eine Augenbraue hoch, als Ash ihn ohne Vorwarnung küsste. Nach einem kurzen Moment trat Ash zurück, ein freches Grinsen auf den Lippen. „Na, zufrieden?"
Felix wischte sich gelassen über den Mund und zuckte mit den Schultern. „Effektiv, aber deine Technik könnte besser sein."
Jake stöhnte und legte eine Hand an die Stirn. „Können wir jetzt bitte ernst bleiben?"
Er ging auch zu Gray und küsste ihn. Gray ließ es ohne große Worte zu.
Ash wandte sich an Sei, der bisher stumm zugesehen hatte. „Sei, du bist der Letzte."
Sei nickte langsam und setzte sich entspannt hin. „Ich schätze, ich habe nichts dagegen."
Ash schmunzelte, als er sich vorlehnte und Sei einen kurzen, fast respektvollen Kuss gab. Als er sich zurückzog, sah Sei ihn mit einem amüsierten Ausdruck an. „Du hättest das auch ohne den Kuss machen können, oder?"
„Natürlich," gab Ash zu, „aber wo bleibt da der Spaß?"
Mit einem letzten Lachen richtete sich Ash auf und trat in die Mitte des Raumes. „So, das war's. Ihr habt jetzt alle die Erinnerung. Keine Beschwerden mehr."
Gray, Alex, Chaid, Jake, Felix und Sei hatten nun alle die Erinnerung in sich aufgenommen. Ihre Mienen verdunkelten sich, als die Bedeutung der Szene auf sie wirkte.
Sei war der Erste, der die Stille durchbrach, seine Stimme von unterdrückter Wut erfüllt.
„Das... das kann doch nicht sein."
Emilia saß stumm neben ihm, ihre Hände im Schoß gefaltet, und starrte hinunter. Eine schwere, bedrückende Stille lag in der Luft, als die Erinnerung noch in allen nachhallte.
Sei ballte die Fäuste, und ohne zu zögern, wandte er sich zu Emilia. Mit einer entschlossenen Bewegung zog er sie in eine feste Umarmung.
„Emilia," sagte er mit bebender Stimme, „wer auch immer dir das angetan hat – ich lasse ihn nicht davonkommen. Ich verspreche dir, ich werde nie wieder zulassen, dass ein Fremder dir so gefährlich nahe kommt."
Emilia schlang ihre Arme um Sei und drückte sich an ihn. Ihre Stimme klang erleichtert und gleichzeitig erschöpft: „Sei, ich bin so froh, dass du es nicht warst. Es... es fühlt sich an, als wäre eine Last von mir abgefallen."
Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, und die beiden verharrten so für einen Moment, während der Raum von düsterer Stille erfüllt blieb.
Jake verschränkte die Arme, seine Augen funkelten vor Wut. „Da spielt jemand mit unseren Gefühlen und treibt einen Keil zwischen uns. Das geht zu weit."
Alex, der bisher still geblieben war, ballte die Fäuste. „Ich habe versagt," murmelte er, seine Stimme vor Selbstvorwürfen schwer. „Ich habe versagt, Emilia vor jeder Gefahr zu schützen."
Felix knurrte leise, eine aggressive Energie lag in seinem Blick. „Jemand will verhindern, dass wir zueinander finden – vor allem du, Emilia. Es war ein gezielter Plan, dass du Sei niemals begegnen solltest. Sei war das erste Ziel."
Gray, der sonst so distanziert war, wurde ungewohnt ernst. „Dieser Jemand hat unsere Verbindung zueinander unterschätzt. Aber das Schlimmste ist... es hätte beinahe funktioniert. Es hätte beinahe einen Keil zwischen uns getrieben. Zwischen dir, Emilia, und einem von uns."
Ash, der ebenfalls von der Situation erfasst war, bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Chaid ungewöhnlich still war. Sein Gesicht war vollständig in seinen Händen vergraben, und seine Schultern zuckten leicht, als ob er die Last seiner Gedanken nicht tragen konnte.
Ash trat sofort zu ihm, kniete sich neben die Couch und zog ihn in eine Umarmung. Seine Stimme war leise, aber tröstend:
„Chaid, ich weiß, dass du sensibel bist, aber wir passen ab jetzt mehr aufeinander auf. Du musst nicht traurig sein."
Doch Chaid blieb stumm, seine Hände blieben vergraben, und sein Körper schien vor angestauten Emotionen zu beben.
Jake bemerkte Chaids Zustand und trat ebenfalls näher. Mit einer ruhigen, aber festen Bewegung legte er eine Hand auf Chaids Arm.
„Chaid, was ist los? Wir alle sind verärgert und wütend. Diese Gefühle sind normal. Sie sind... gut so."
Chaid hob den Kopf nicht, seine Stimme war gedämpft, fast ein Flüstern:
„Ich habe versagt. Versteht ihr das nicht? Ich habe versprochen, Sedrick als Bedrohung fernzuhalten und ihn im Auge zu behalten. Aber ich habe zugelassen, dass das passiert. Es war Sedrick – er hat sich verwandelt, und ich habe es nicht verhindert. Ich hatte versprochen, ihn nie wieder so nah herankommen zu lassen. Und ich habe versagt."
Sein Selbstvorwurf war so schwer, dass der Raum eine spürbare Schwere ausstrahlte. Emilia, die Chaids Worte nicht ertragen konnte, sprang auf und trat rasch zu ihm. Sie schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest.
„Nein, Chaid," sagte sie mit Nachdruck. „Das war nicht deine Schuld. Ich handle oft unüberlegt. Du kannst nicht jede Bedrohung abwehren, die auf uns zukommt – keiner von euch kann das."
Sie zog sich leicht zurück, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „Wenn es wirklich Sedrick war, dann hat er das lange geplant. Niemand hätte das verhindern können."
Doch Chaids Selbstbewusstsein war schwer beschädigt. Der sonst so stolze Dämon, der oft mit seinen Fähigkeiten prahlte, fühlte sich plötzlich wie ein Versager. Nächte für Nächte hatte er sich auf die Suche nach Sedrick gemacht und dennoch das Gefühl, nichts bewirkt zu haben.
Jake, der die angespannte Situation nicht länger ertragen konnte, griff abrupt nach Chaids Händen und zog sie gewaltsam herunter. Mit fester Stimme sagte er:
„Chaid, du bist verdammt nochmal der beste Fährtenleser, den es gibt, und der unglaublichste Dämon, den ich kenne. Hör auf, dich selbst zu zerreißen. Du hast mich nicht enttäuscht. Du kannst mich gar nicht enttäuschen. Niemand hier im Raum könnte je an deinen kleinen Finger heranreichen."
Jake hielt inne, ließ die Worte einen Moment wirken, bevor er fortfuhr:
„Deine Stärke liegt in deinen analytischen Fähigkeiten, und wenn jemand Sedrick aufhalten und seine nächsten Schritte vorhersehen kann, dann bist das du, Chaid. Ja, das war ein Fehlschlag. Aber ich bin stolz darauf, wie weit du es geschafft hast. Sedrick hütet sich wegen dir – er weiß, dass ein Fehltritt ihn aufliegen lassen würde. Deswegen hat er so einen gewagten Plan umgesetzt. Es war so unvorhersehbar, dass selbst du es nicht ahnen konntest."
Jake legte seine Stirn kurz gegen Chaids, ein Ausdruck von tiefer Zuneigung und Vertrauen.
„Du hast dich nicht überschätzt, Chaid. Du hast dich selbst unterschätzt. Aber glaub mir: Du bist unglaublich. Und wenn ich das sage, dann weil es wahr ist."
Die anderen traten ebenfalls zu Chaid, ihre Sorge war deutlich sichtbar. Sie wussten, dass das Gewicht des Versagens besonders schwer auf Chaid lastete, doch keiner von ihnen wollte ihn in diesem Moment allein lassen.
Felix legte eine Hand auf Chaids Schulter. „Du bist der Kopf dieses Teams, Chaid. Und wenn du zweifelst, stehen wir hinter dir."
Alex nickte. „Du bist vielleicht sensibel, aber das macht dich besser als jeden anderen. Genau das macht dich zu dem, der du bist."
Gray fügte ernst hinzu: „Wir sind hier, Chaid. Und wir gehen gemeinsam weiter."
Chaid hob schließlich langsam den Kopf, seine Augen leicht feucht, doch ein schwaches, dankbares Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Die Gruppe stand fest um ihn, und die Gewissheit, dass er nicht allein war, ließ die Last auf seinen Schultern ein wenig leichter erscheinen.
Emilia blickte in die Runde und seufzte. „Es ist schon spät, Leute. Lasst uns den Tag beenden."
Sie griff nach Chaids Hand, ihre Stimme sanft, aber bestimmt. „Chaid, du bleibst bitte bei mir. Ich lasse dich in deinem Zustand nicht alleine."
Chaid hob den Kopf und sah sie an. Ein schwaches, dankbares Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Okay," flüsterte er.
Jake stand auf und folgte den beiden. „Gute Idee. Schlafen klingt nach einem soliden Plan."
Alex schloss sich ihnen an, während sie sich in Richtung eines der Schlafzimmer begaben.
Ash, der an der Tür lehnte, packte plötzlich nach Seis Hand. „Komm, Sei. Du darfst die Nacht mit mir verbringen."
Sei hob eine Augenbraue und musterte Ash skeptisch. „Du willst mich in dein Bett ziehen?"
Bevor Ash antworten konnte, trat Gray zu ihnen und grinste leicht.
„Na komm, Sei. Ein bisschen Ruhe wird uns allen guttun. Und du willst doch nicht um diese späte Zeit noch nach Hause gehen – wo auch immer das sein soll."
Gray legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du bist hier zu Hause, Sei."
Nach kurzem Zögern nickte Sei schließlich. „Na gut, wenn ihr meint."
Doch dann warf er einen Blick in Richtung Felix, der in der Ecke stand und die Szene stumm beobachtet hatte. Ein spitzbübisches Grinsen bildete sich auf Seis Lippen.
„Und was ist mit dem Wölfchen da? Will der kleine knurrende Wolf auch zu mir ins Bett steigen?"
Felix knurrte leise und funkelte Sei an. „Sag das nochmal, du kleiner Masochist."
Sei lachte herzhaft. „Nimmst du mir das immer noch übel?"
Felix verschränkte die Arme, sein Blick blieb herausfordernd, aber schließlich zuckte er nur mit den Schultern. „Schlaf gut, Sei."
Ash zog Sei am Arm und führte ihn mit Gray in eines der anderen Zimmer. Die Stimmung wurde leichter, als sich die Gruppe langsam aufteilte, und ein friedliches Schweigen breitete sich aus, während alle schließlich zur Ruhe fanden.
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