Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 15 Band 5


Emilia blieb vor dem imposanten Kolosseum stehen, ihr Atem bildete kleine Wolken in der kalten Nachtluft. Die mächtigen Säulen und Bögen des Gebäudes warfen lange Schatten, die im schwindenden Licht des Tages wie stumme Wächter wirkten. Ihr Blick wanderte suchend über den Platz vor dem Gebäude, ihre Augen suchten die Umgebung ab, während ihre Gedanken sich überschlugen.

Ob er noch hier ist? fragte sie sich, ihre kastanienbraunen Augen huschten rastlos von Ecke zu Ecke. Ihr Herz schlug schneller, ein prickelndes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus – eine seltsame Mischung aus Vorfreude und Nervosität. Sie murmelte leise zu sich selbst, fast als wollte sie ihre Gedanken ordnen: „Er hat doch den ersten Platz gemacht... ich sollte ihm gratulieren."

Doch es war mehr als das. Ihre Hände zitterten leicht, ob von der Kälte oder von der Aufregung, wusste sie nicht. Ihr Herz pochte unregelmäßig, und sie spürte eine fast kindliche Freude, die sie weder erklären noch unterdrücken konnte. Warum fühle ich mich so? fragte sie sich, doch die Antwort blieb aus.

Langsam trat sie näher ans Kolosseum heran, und ihr Blick fiel auf eine Gestalt, die an einer der mächtigen Säulen lehnte. Die Figur war perfekt in die Schatten des Gebäudes eingetaucht, doch als sie näher kam, offenbarte sich die Szene vor ihr.

Er stand da – anmutig und ruhig, mit einer entspannten Haltung, die dennoch eine beeindruckende Präsenz ausstrahlte. Er trug eine helle Jacke, die im schwachen Licht einen fast leuchtenden Kontrast zur Dunkelheit bildete. Seine apfelsinfarbenen Augen schimmerten scharf und durchdringend, fast wie die eines Raubtiers, doch sein Lächeln war charmant, beinahe spielerisch.

Ein goldener Nasenpiercing zierte seine markante Nase, und seine Haare, kurz und glatt, glänzten in einem satten Orange. Er war groß, schlank, aber mit einer Kraft, die in jeder seiner Bewegungen spürbar war. Jede Linie seines Körpers und seines Gesichts schien wie aus einem Meisterwerk geschnitzt – er war wunderschön.

Emilia blieb für einen Moment stehen, ihr Atem stockte, als sie ihn erkannte. Das war er – der Kämpfer, den sie damals im Kolosseum gesehen hatte. Sie hatte ihn in Aktion erlebt, und dieser Moment hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Jetzt stand er hier, als hätte er auf sie gewartet. Sie musste das Kolosseum nicht betreten, denn er war bereits da.

Mit einem unwillkürlichen kleinen Hüpfen, das ihre Aufregung verriet, setzte Emilia sich in Bewegung. Vorsichtig, fast schüchtern, trappte sie auf ihn zu, ihre kastanienbraunen Augen voller Neugier und Freude. Als sie schließlich vor ihm stand, hob sie den Kopf und sprach ihn an.

„Du bist Sei?" fragte sie, ihre Stimme zitterte leicht, doch in ihren Augen lag ein offenes Lächeln.

Sei nickte, ein charmantes, selbstbewusstes Lächeln umspielte seine Lippen. „Oh, meine kleine Valkyrie," sagte er, seine Stimme war weich, aber tief, fast wie ein sanftes Flüstern, das die Kälte durchbrach. „Du bist also gekommen, um mich zu finden?"

Emilia wurde rosa, ihr Herz schlug noch schneller, und sie fühlte, wie die Hitze in ihre Wangen stieg. Sie nickte leicht und sprach hastig weiter, um ihre Nervosität zu überspielen. „Ja... ich bin gekommen, weil ich dir zu deinem Sieg gratulieren wollte. Herzlichen Glückwunsch! Und... danke, dass du geholfen hast, dass wir den geforderten Betrag für unser Haus zahlen konnten. Ohne dich wäre das nicht möglich gewesen."

Ihre Worte kamen in einem verlegenen Strom, während sie versuchte, ihren Blick auf ihm zu halten, aber gleichzeitig der Intensität seiner Augen auszuweichen. „Ich bin auch gekommen, um dich einzuladen," fuhr sie fort, ihre Stimme wurde ein wenig sicherer. „Wir haben morgen eine Feier geplant, und ich wollte, dass du dabei bist."

Sei richtete sich auf, löste sich von der Säule und ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sie ansah, seine Haltung entspannt und doch voller Präsenz.

Als Sei sich langsam von der Säule lößte, sein verschmitztes Grinsen verschwand nicht, während er Emilia ins Visier nahm. Seine apfelsinfarbenen Augen schimmerten kalt, und das Lächeln auf seinen Lippen hatte etwas Herausforderndes, fast Spöttisches.

„Eine Feier?" begann er mit einem leichten, abfälligen Lachen. „Du bist wirklich süß, weißt du das? Mit deinem naiven Charme und diesen großen, hoffnungsvollen Augen. Als würdest du wirklich denken, ich hätte Zeit für so etwas Triviales."

Emilia blinzelte überrascht, seine Worte trafen sie unerwartet, doch sie hielt sich tapfer. „Ich dachte nur... nach deinem Sieg... es wäre schön, wenn wir dich dabei hätten," antwortete sie vorsichtig, ihre Stimme bemüht, ruhig zu bleiben.

Sei lachte erneut, diesmal schärfer, sein Blick glitt über sie, als würde er sie abwägen. „Schön? Für wen, kleine Valkyrie? Für dich? Oder für diese Horde Männer, mit denen du zusammenwohnst? Ist das euer Ding? Kleine, intime Feierchen, um euer ‚neues Zuhause' einzuweihen? Wie süß."

Emilias Wangen wurden rot, eine Mischung aus Verlegenheit und Ärger blitzte in ihren kastanienbraunen Augen auf. „Das ist unfair," sagte sie leise, doch fest. „Ich wollte nur höflich sein."

Sei neigte den Kopf, ein künstlich erstaunter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Höflich? Du bist ja eine richtige Heilige, oder?" Er trat einen Schritt näher, seine Präsenz wirkte plötzlich erdrückend. „Aber weißt du, was das wirklich ist? Dumm. Es ist dumm, so leichtsinnig durch die Stadt zu laufen, allein, nur um einen Mann zu treffen, den du kaum kennst."

Emilia wich unwillkürlich einen Schritt zurück, doch sie zwang sich, stehenzubleiben. „Ich dachte... ich wollte dir danken und dich einladen," wiederholte sie, ihre Stimme leiser, doch immer noch entschlossen.

Sei schüttelte langsam den Kopf, seine Augen wurden schmal. „Danken? Einladen? Als ob das irgendeine Bedeutung hätte." Seine Stimme wurde kälter, härter. „Was erwartest du von mir, kleine Valkyrie? Dass ich dir die Füße küsse, weil du mich mit deiner ‚Einladung' beehrst? Oder glaubst du, ich hätte Interesse an deinem lächerlichen Versuch, mich in dein kleines, chaotisches Leben zu ziehen?"

Emilia spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete, doch sie hielt stand. „Ich habe nichts erwartet," sagte sie leise. „Ich wollte nur freundlich sein."

„Freundlich?" Sei spuckte das Wort fast aus, während er einen weiteren Schritt näher trat. Seine Hand schnellte vor und packte ihr Handgelenk, seine Finger drückten sich fest in ihre Haut. Emilia zuckte leicht zusammen, überrascht von der plötzlichen Härte seiner Berührung.

„Als würde ich mich für so ein benutztes Ding begeistern – wer von so vielen Männern benutzt wird, ist eine Schlampe." Seine Stimme hallte durch die Stille des Platzes, scharf und laut genug, dass einige Passanten stehen blieben und neugierig herüberschauten.

Emilia erstarrte, ihre Augen weiteten sich vor Schock. Der Schmerz in ihrem Handgelenk war nichts im Vergleich zu den Worten, die sich wie ein Dolch in ihre Brust bohrten. „Was?" flüsterte sie, ihre Stimme brach. „Wie kannst du so etwas sagen?"

Sei ließ sie nicht los, sein Griff wurde fester, während er sich noch weiter zu ihr hinunterbeugte, seine apfelsinfarbenen Augen glitzerten vor Spott. „Oh, komm schon," sagte er leise, doch seine Stimme triefte vor Gift. „Willst du mir wirklich weismachen, dass du nicht genau weißt, was die Leute über dich denken? Ein kleines, schwaches Ding, das von Männern umgeben ist – jeder weiß, wie leicht du zu beeinflussen bist."

Emilia biss die Zähne zusammen, versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch er hielt sie fest. „Hör auf," flüsterte sie, ihre Stimme bebte vor unterdrückten Tränen. „Bitte... Sei, ich verstehe nicht, warum du das tust."

„Warum?" Sei lachte, das Lachen war bitter und kalt. „Weil jemand dir sagen muss, was du wirklich bist. Und vielleicht lernst du, dass die Welt kein Märchen ist, in dem alle nett zu dir sind, nur weil du denkst, du hättest es verdient."

Die Blicke der Passanten brannten auf ihrem Rücken, und Emilia fühlte, wie sich ihre Verzweiflung in Angst verwandelte. Tränen stiegen in ihre Augen, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Bitte... lass mich los."

Sei hielt ihren Blick einen Moment lang, bevor er ihr Handgelenk mit einem letzten, scharfen Druck losließ. Sie taumelte zurück, ihre Hand hielt sie an das schmerzende Gelenk, während sie ihn mit tränenverschleierten Augen ansah.

„Lauf nach Hause, kleine Valkyrie," sagte Sei, seine Stimme eisig. „Und denk das nächste Mal zweimal nach, bevor du jemanden belästigst."

Emilia stand da, wie gelähmt, ihre Schultern zitterten, während die Tränen über ihre Wangen liefen. Sie verstand nicht, warum er so grausam zu ihr war, warum er sie so demütigte. Doch die Angst hatte sie fest im Griff, und ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und lief, ihre Schritte hallten auf dem kalten Pflaster, während sie in die Dunkelheit floh.
Emilia blickte sich ein letztes Mal um, ihre Augen suchten Sei in der Dunkelheit. Dort stand er noch immer, gelehnt an die Säule, mit diesem schelmischen Lächeln, das nun eine kalte Schärfe trug, die sie wie ein Dolch traf.

„Geh zu den Männern, die dich bereits beglücken," rief er laut, seine Stimme dröhnte durch die Stille des Platzes. „Lass mich in Ruhe!"

Die Worte schnitten durch die Nacht, laut genug, dass die wenigen verbliebenen Passanten innehielten und in ihre Richtung blickten. Emilias Atem stockte, ihr ganzer Körper fühlte sich plötzlich wie gelähmt an. Die Kälte der Luft kroch in ihre Glieder, und sie spürte, wie ihre Knie beinahe nachgaben. Ihr Herz pochte schmerzhaft, und sie wusste nicht, ob es vor Schock, Demütigung oder beidem war.

Langsam drehte sie sich um und stolperte davon, weg von den Blicken der Passanten, die wie Messer in ihre Seele bohrten. Ihre Sicht verschwamm, während Tränen unaufhaltsam über ihre Wangen liefen. Die Kälte der Nacht schien nichts gegen den Frost in ihrer Brust zu sein, der sich ausbreitete, als hätte Sei ihr einen Dolch ins Herz gestoßen.

In einer dunklen Gasse fand sie schließlich eine kleine Bank, die halb von einem Baum verdeckt wurde. Die kalte Holzfläche drückte sich in ihre Beine, als sie sich schwer darauf fallen ließ. Ihre Hände zitterten, und sie sah hinunter auf ihr Handgelenk, das rot und blau angelaufen war. Die Stelle pochte vor Schmerz, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was sie in ihrer Brust fühlte.

Mit zitternden Fingern legte sie die andere Hand über die Verletzung und schloss die Augen. Ein leises, schwaches Schimmern von Mana drang aus ihrer Handfläche, während sie begann, die Wunde zu heilen. Es dauerte länger als gewöhnlich – nicht, weil die Verletzung so schlimm war, sondern weil ihre Konzentration von ihrem inneren Schmerz zerrissen wurde.

Tränen strömten weiter über ihr Gesicht, tropften auf den Schnee zu ihren Füßen. Sie versuchte, ruhig zu atmen, doch jedes Mal, wenn sie daran dachte, was er gesagt hatte, schnürte sich ihre Kehle zu. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider, jedes einzelne von ihnen wie ein Dolch, der tiefer schnitt.

„Warum?" flüsterte sie leise, ihre Stimme bebte. „Warum war er so grausam?"

Als die Wunde an ihrem Handgelenk verheilt war, strich sie vorsichtig über die blauen Flecken, die allmählich verblassten. Doch die Heilung der Haut änderte nichts an dem, was sie fühlte. Sie fühlte sich, als hätte er nicht nur ihre Hand verletzt, sondern auch etwas viel Tieferes in ihr zerschlagen.

Emilia saß eine Weile da, ihr Kopf sank in ihre Hände, und sie ließ die Tränen kommen. Sie wollte niemanden mit diesem Schmerz belasten, wollte den Jungs keine Sorgen machen. Sie war stark – sie musste stark sein. Doch jetzt fühlte sie sich so zerbrechlich, so allein.

Schließlich trockneten ihre Tränen, und sie hob den Kopf. Die Kälte der Luft fühlte sich plötzlich weniger bedrückend an, und ein anderes Gefühl begann in ihr zu wachsen. Es war heiß, beinahe brennend – Wut. Sie knirschte mit den Zähnen, ihre kastanienbraunen Augen funkelten vor einem neuen Feuer, während sie langsam aufstand.

„Für wen hält er sich?" murmelte sie leise, ihre Stimme zitterte noch vor Emotionen. „Wie kann er es wagen, so mit mir zu sprechen?"

Mit jedem Schritt, den sie tat, wurde ihre Wut stärker. Sie ballte die Hände zu Fäusten, und ihre Schritte wurden schneller, entschlossener. „Der kann mich mal," zischte sie durch die Zähne. „Als ob seine Meinung irgendetwas zählen würde."

Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das nicht stimmte. Seine Meinung bedeutete ihr alles – vielleicht zu viel. Und genau das machte den Schmerz so unerträglich. Sie wollte ihn verstehen, wollte wissen, warum er so grausam war, warum er sie so verletzte.

Aber jetzt, in diesem Moment, war da nur die Wut, die in ihr brodelte. „Ich werde nicht zulassen, dass er mich so behandelt," flüsterte sie entschlossen. „Ich bin mehr wert, als er glaubt."

Mit erhobenem Kopf ging sie weiter, ihre Schritte hallten auf dem Pflaster. Die Dunkelheit der Nacht war wie ein Schleier um sie, doch sie fühlte die Blicke der Passanten weiterhin auf sich – neugierig, wertend, gleichgültig. Es war, als würden ihre Augen immer noch den Schmerz verstärken, der in ihrer Brust pulsierte.

Doch Emilia kämpfte dagegen an. Sie straffte die Schultern, hob das Kinn und ließ die Kälte der Nacht sie umhüllen. „Ich bin stärker als das," flüsterte sie, fast wie ein Mantra. „Ich bin stärker."

Ihre Wut trieb sie weiter, doch in ihrem Inneren brodelte die Frage weiter, die sie nicht abschütteln konnte: Warum war er so grausam?
———

Die eisige Luft der Nacht wich, als Emilia die Haustür öffnete. Das warme Licht aus dem Inneren leuchtete ihr entgegen, und die vertrauten Stimmen der Jungs hallten durch den Flur. Sie hörte das Klirren von Gegenständen und das gelegentliche Lachen – sie waren damit beschäftigt, die Materialien zu sortieren und den Raum zu dekorieren, den sie in ihrem Chaos zurückgelassen hatte. Doch für Emilia war all das nur ein ferner Klang. Ihre Schritte waren schwer, und die Wut in ihrer Brust brodelte wie kochendes Wasser.

Mit einem plötzlichen Knall ließ sie die Tür ins Schloss fallen, so laut, dass die Wände kurz erzitterten. Die Jungs hielten inne, ihre Bewegungen stoppten abrupt, und alle Blicke richteten sich auf sie. Ein dumpfes Echo der zuschlagenden Tür hing noch in der Luft, als Emilia den Raum betrat, ihre Schultern straff, ihr Atem schnell und unregelmäßig.

„Wer glaubt er, wer er ist, mich so behandeln zu können?" zischte sie leise, fast mehr zu sich selbst, doch ihre Worte waren durchdrungen von einer tiefen, schneidenden Wut. Ihre Zähne knirschten hörbar, während sie die Worte ausstieß. „Was fällt ihm ein..."

Jake, der gerade dabei war, Lichterketten über den Kamin zu hängen, hielt inne. Sein Blick wanderte langsam zu ihr, und sofort spürte er es – diese Schwingungen, die von ihr ausgingen. Sie waren anders als alles, was er jemals von ihr wahrgenommen hatte. Es war kein bloßer Ärger. Nein, das war Wut, tief und unversöhnlich, wie ein Sturm, der sich über einem Abgrund zusammenbraut. Ein abgrundtiefer Hass, den er nie zuvor in ihrer Nähe gespürt hatte.

Felix, der in der Nähe des Tisches stand und eine Kiste mit Dekorationen sortierte, war der Erste, der die Stille durchbrach. „Da ist ja unser Sonnenschein," sagte er, sein Ton spielerisch, aber er warf Jake einen Seitenblick zu. „Emilia, du kannst doch nicht einfach gehen und alles hier kreuz und quer liegen lassen."

Doch bevor er weitersprechen konnte, drehte Emilia sich mit einem schnellen, fast wilden Ruck zu den Jungs um. Ihre kastanienbraunen Augen waren scharf wie Klingen, und ihre Fangzähne blitzten unter ihren leicht geöffneten Lippen hervor – ein seltener, beinahe verstörender Anblick. Ihre Hände, die noch leicht zitterten, verwandelten sich, als ihre Krallen mit einem leisen Schaben hervorfuhren.

Die Jungs erstarrten, jeder Einzelne, selbst Felix, der sonst immer einen Kommentar parat hatte. Das war nicht die Emilia, die sie kannten – das war eine Version von ihr, die sie noch nie so gesehen hatten. Ein instinktives Gefühl von Vorsicht breitete sich im Raum aus.

„LASST MICH IN RUHE!" fauchte sie plötzlich, ihre Stimme laut und voller brodelnder Wut. Es war kein Schrei, sondern ein animalistisches Fauchen, das wie ein Donner durch das Haus rollte.

Die Worte ließen die Luft im Raum für einen Moment stillstehen. Keiner von ihnen wagte es, sich zu bewegen oder zu sprechen. Emilia stampfte mit schweren, festen Schritten an ihnen vorbei, ihre Energie so intensiv, dass sie wie eine Flamme brannte. Jeder Schritt hallte auf dem Boden wider, als sie die Treppe hinaufstieg.

Ash, der mittlerweile aus seinem Schläfchen erwacht war und beim Dekorieren half, starrte ihr nach, seine goldenen Augen geweitet vor Überraschung. „Was zum Abyss...?" murmelte er, mehr zu sich selbst als zu den anderen.

Jake ließ langsam die Lichterkette sinken, seine roten Augen immer noch auf die Treppe gerichtet, wo Emilia verschwunden war. „Das war... anders," sagte er leise, fast gedankenverloren.

Felix zog die Augenbrauen zusammen, seine Stimme war diesmal nicht spöttisch, sondern ernst. „Das war nicht nur Wut. Da war mehr dahinter."

Gray, der in der Ecke des Raumes stand, die Arme verschränkt, sagte nichts. Seine blauen Augen ruhten auf der Stelle, an der Emilia verschwunden war, und seine Stirn war in Nachdenklichkeit gefurcht.

Keiner wagte es, ihr nachzugehen. Die Energie, die sie zurückgelassen hatte, hing noch immer schwer in der Luft, wie die Stille nach einem Sturm. Jeder von ihnen wusste, dass dies kein gewöhnlicher Moment war – etwas hatte sie tief verletzt, so tief, dass es sie in eine Version von sich selbst verwandelt hatte, die sie nicht kannten.

Emilia warf ihre Kleidung kreuz und quer durchs Zimmer, die Stoffe landeten achtlos auf dem Boden. Ihr Kopf war ein einziges Chaos, das mit jeder Minute schwerer zu tragen schien. Schließlich kroch sie unter ihre Bettdecke, zog sie bis über die Schultern und vergrub sich darunter. Nur ihre Ohren und ihr Schweif blieben sichtbar, zitternd vor aufgestauter Wut und Verzweiflung.

Im Wohnzimmer war die Atmosphäre angespannt. Die Jungs hatten aufgehört, zu dekorieren, und warfen sich unsichere Blicke zu. Es war fast wie eine stille Vereinbarung: Wenn einer Emilias Zorn besänftigen konnte, dann war es Jake. Jeder wusste, dass dies sein Terrain war. Schließlich sahen alle bedeutungsvoll in seine Richtung, als ob sie ihm lautlos signalisierten, dass er handeln sollte.

Jake seufzte tief, ließ die Lichterkette, die er gerade hielt, sinken und richtete sich auf. Ohne ein Wort machte er sich auf den Weg zur Treppe, seine Bewegungen ruhig, aber entschlossen.

Jake blieb vor Emilias Tür stehen und klopfte respektvoll. Er wartete einen Moment, doch es kam keine Antwort. Er runzelte die Stirn und legte eine Hand an die Klinke. Ihre Stille deutete er als Zustimmung, und er öffnete vorsichtig die Tür. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn innehalten: Emilia lag unter der Decke vergraben, ihr Schweif zuckte leicht, ihre Ohren zuckten wie von einem Sturm der Emotionen hin- und hergerissen. Sie wirkte verletzlich und gleichzeitig voller brodelndem Zorn.

Jake schloss die Tür leise hinter sich, ging langsam näher und setzte sich aufs Bett. Ohne ein Wort legte er die Arme um sie und zog sie vorsichtig in eine feste Umarmung, sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf. Er wusste, dass Worte jetzt nicht helfen würden. Sie musste spüren, dass er da war.

Emilia blieb still, rührte sich nicht unter der Decke. Doch sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer sie in den Armen hielt. Jake war unverkennbar – seine starken, warmen Arme fühlten sich sicher und vertraut an, wie ein Hafen in einem tobenden Sturm.

Ohne Eile schob Jake die Decke ein Stück zur Seite und legte sich zu ihr. Seine Arme blieben fest um sie geschlungen, während er sie sanft an sich zog. „Ich bin hier," murmelte er leise, seine Stimme ein Flüstern, das die Stille des Raumes trug.

Nach einer ganzen Weile, in der die Stille nur vom gelegentlichen Zucken von Emilias Ohren durchbrochen wurde, drehte sie sich langsam zu ihm um. Ihr Gesicht war rot von den aufgestauten Emotionen, und ihre Augen schimmerten leicht feucht. Sie sagte nichts, als Jake sie fester an sich zog, sie in eine innige Umarmung hüllte und ihr erlaubte, ihr Gesicht in seiner Brust zu vergraben. Der Moment wurde von Stille getragen, die nicht gebrochen werden musste.

Jake begann langsam, Emilias Haare zu streicheln, seine Bewegungen waren ruhig und tröstend. Schließlich sprach er, seine Stimme ruhig und mit einem Hauch von Humor, um die Spannung zu lösen: „Sag mir, wer es war. Wenn du es willst, werde ich ihn finden und verprügeln – oder töten, wenn nötig." Er hielt inne und fügte hinzu: „Niemand bringt mein... kleines Flämmchen zum Weinen und kommt ungeschoren davon."

Emilia hob langsam den Kopf, ihre Augen fanden Jakes tiefrote. „Es war Sei," murmelte sie, ihre Stimme leise, aber voller Bitterkeit. „Er ist ein Arschloch." Das Wort klang seltsam hart aus ihrem Mund, und Jake zog überrascht eine Augenbraue hoch.

„Sei, also," wiederholte Jake ruhig, bevor er leicht den Kopf schüttelte. „Emilia, benutze nicht dieses Wort. Es ist hässlich und passt nicht zu deinen sanften Lippen." Seine Finger strichen sanft über ihre Wange, als er sie ernst ansah. „Aber erzähl mir: Was hat er getan?"

Emilia zitterte und wich seinem Blick aus. „Er war gemein," sagte sie schließlich, ihre Stimme brach. „Warum ist er so? Ist das seine Natur? Damit kann ich nicht umgehen." Ihre Worte kamen stockend, als ob sie gegen einen unsichtbaren Widerstand sprachen. Sie wollte ihm mehr erzählen, doch die Erinnerungen und der Schmerz blockierten sie.

Jake dachte kurz nach und fragte dann vorsichtig: „Hast du ihn vielleicht auf dem falschen Fuß erwischt?"

Emilia schüttelte heftig den Kopf, die Wut und die Verletzung flammten kurz in ihren Augen auf. „Nein," flüsterte sie. „Es war nicht... es war nicht ich. Es war er. Und wenn er wirklich so ist, dann will ich ihn nicht wiedersehen." Ihre Stimme zitterte, aber die Entschlossenheit darin war klar.

Jake schüttelte langsam den Kopf, seine Hände ruhten beruhigend auf ihrem Rücken. „Bleib ruhig, Emilia. Du bist wütend und verletzt, und das vernebelt deine Gedanken. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich weiß, dass du das nicht so meinst."

Emilia wollte widersprechen, wollte die Worte finden, die den Schmerz erklären würden, doch sie konnte nicht. Stattdessen vergrub sie ihr Gesicht erneut in Jakes Brust, ihre Schultern bebten leicht, und sie ließ den Moment sie umhüllen.

„Bleib einfach für mich da," murmelte sie leise. „Ich will jetzt nicht allein sein."

Jake legte seinen Kopf leicht auf ihren und streichelte sanft ihren Rücken. „Ich werde immer da sein, um dich aufzufangen, wenn du fällst," flüsterte er, seine Stimme ruhig und voller Zuneigung.

Der Raum blieb still, nur von der Wärme der Zweisamkeit gefüllt, während Emilias Atem sich allmählich beruhigte. Sie wusste, dass sie Jake alles erzählen konnte – irgendwann. Aber nicht jetzt. Jetzt brauchte sie nur seine Nähe.
..
Jake stand langsam von Emilias Bett auf, achtete darauf, sie nicht zu wecken. Sie lag in tiefem Schlaf, ihr Gesicht friedlich, obwohl die Spuren von Tränen und die Anspannung des Tages noch in ihrem Ausdruck sichtbar waren. Mit leisen Schritten zog er die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg nach unten.

Im Wohnzimmer warteten die anderen bereits. Die Spannung lag schwer in der Luft, als alle ihn erwartungsvoll ansahen. Felix war der Erste, der sprach. „Jake, was ist mit ihr? Ist sie jetzt wieder ruhig?" Seine Stimme klang weniger spöttisch als gewöhnlich, dafür besorgt.

Jake nickte langsam. „Sie hat sich beruhigt," sagte er, seine Stimme tief und ruhig, aber auch nachdenklich. „Ich weiß nicht genau, was sie so aufgewühlt hat, aber sie war voller Zorn. Sie hat nur ein einziges Wort über Sei gesagt." Er machte eine Pause und fügte hinzu: „Sie hat ihn Arschloch genannt."

Die Jungs erstarrten. Der Raum wurde noch stiller, jeder versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Felix zog die Augenbrauen zusammen, ein ungewohnt ernster Ausdruck trat auf sein Gesicht. „Sei? Ein Arschloch?" fragte er, ungläubig. „Was ist zwischen den beiden vorgefallen?"

Ash, der auf einem der Sofas saß, strich sich mit der Hand durchs Haar. „Das ergibt keinen Sinn," murmelte er. „Sie war in bester Laune, als wir vorhin zurückkamen. Ich verstehe nicht, was passiert ist."

Felix ballte die Fäuste und trat einen Schritt nach vorne. „Ich gehe jetzt zu ihm. Sofort. Ich will wissen, was er gemacht hat."

Alex hob die Hand und hielt ihn zurück, seine Stimme blieb ruhig, aber bestimmt. „Nein, keiner wird jetzt gehen. Beruhigt euch." Sein Blick wanderte zu Jake, dann zu den anderen. „Vielleicht ist es das Medikament, das ich ihm gebracht habe. Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen."

Jake blieb still, doch seine Stirn legte sich in Falten. Er glaubte nicht, dass es allein das Medikament war, doch er sagte nichts, um die Situation nicht weiter anzuheizen. Alex wandte sich an Ash, der mit verschränkten Armen und einem genervten Gesichtsausdruck das Gespräch verfolgte.

„Ash," sagte Alex ruhig, „es ist schon spät, und das alles ist noch sehr frisch. Schreib ihm eine Nachricht. Wir klären das morgen."

Ash zog die Augenbrauen hoch und starrte Alex ungläubig an. „Bin ich neuerdings der Bote hier, oder was?" fragte er sarkastisch, doch er griff bereits nach Papier und Feder. „Jaja, ich hab's verstanden. ‚Ash rette uns den Tag.' Schon klar."

Er schrieb die Nachricht schnell und mit einer schwungvollen Schrift:
„Sei, komm morgen her. Alex will dich untersuchen. Komm zur Einweihungsfeier unseres Hauses. Morgen Abend sei da."

Mit einem leichten Grummeln im Hintergrund riss Ash einen kleinen Spalt in die Luft – eine Fähigkeit, die seine Drachenart ihm verlieh – und warf den Zettel hinein. Der Riss verschloss sich mit einem leichten Knirschen, und Ash lehnte sich wieder zurück.

„So, Leute," sagte er trocken, „könnt ihr jetzt bitte aufhören, mich als euren Postboten zu betrachten?"

Chaid, der sich während des Gesprächs still in einer Ecke gehalten hatte, schmunzelte leicht und hob den Kopf. „Du bist in diesem Leben einfach an eine sehr praktische Drachenart geraten," sagte er in gespielter Unschuld. „Was können wir dafür?"

Ash schnaufte und winkte ab. „Ihr seid unmöglich," murmelte er, doch ein Hauch von Belustigung schlich sich in seine Stimme.

Trotz des kurzen Austauschs blieb die Atmosphäre im Raum angespannt. Felix ließ sich mit verschränkten Armen in einen Sessel fallen, sein Blick war auf den Kamin gerichtet, doch sein Kiefer war fest zusammengepresst. Gray stand schweigend am Fenster, seine grünen Augen starrten in die Dunkelheit draußen, als suche er nach einer Antwort, die keiner von ihnen geben konnte.

„Wir klären das morgen," sagte Alex schließlich, seine Stimme war ruhig, aber fest. „Lasst Emilia heute ihre Ruhe. Sie braucht uns morgen stark und fokussiert."

Jake nickte, seine Gedanken noch bei Emilia oben. „Ich werde sicherstellen, dass sie morgen besser drauf ist," murmelte er, bevor er die Jungs mit einem letzten Blick ansah. „Macht euch keine Sorgen. Sie ist zäher, als ihr denkt."

Der Raum blieb still, als Jake sich wieder setzte, doch die Unruhe in der Gruppe war spürbar. Irgendetwas lag in der Luft – ein Schatten, den keiner von ihnen benennen konnte. Doch sie alle wussten, dass der morgige Tag Antworten bringen musste.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro