Kapitel 11 Band 5
Emilia zog Gray sanft zu sich unter die Decke, bis sie beide gemütlicher saßen. Ihre Finger fuhren durch sein Haar, während sie ihn liebevoll ansah. „Gray, hast du das schon vergessen? Du bist doch mein Herzstück," sagte sie leise und begann, ihn überall zu küssen – seine Stirn, seine Nase, seine Lippen. Jeder Kuss trug die Wärme ihrer Zuneigung, und Gray entspannte sich langsam, seine Schultern lockerten sich.
„Und du bist mein ganzes Herz," flüsterte er, seine Stimme brüchig, aber aufrichtig.
Emilia legte ihre Stirn an seine. „Ich weiß, dass die letzten Tage für uns alle schwierig waren. Aber vergiss bitte nie, wie stark unsere Liebe ist. Sie kann alles überstehen."
Gray hielt inne, bevor er tief Luft holte und leise zu sprechen begann. „Weißt du, Emilia... ich bin in letzter Zeit so anstrengend gewesen. Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe."
Emilia schwieg und ließ ihn sprechen, ihre Augen suchten seinen Blick.
„Manchmal denke ich, dass ich einfach meinen Frust auf dich abgeladen habe," fuhr er fort, „Frust, der sich über so viele Leben angestaut hat. Ich..." Er schluckte schwer. „Ich liebe dich, Emilia. Und ich hasse es, wenn meine Essenz mich kontrolliert und dich verletzt. Das ist nicht, wer ich bin, nicht wirklich."
Gray sprach unaufhaltsam weiter, er öffnete den Mund, um erneut etwas zu sagen, doch Emilia legte ihm einen Finger auf die Lippen, bevor sie ihn erneut küsste, diesmal tief und zärtlich. Als sie sich langsam lösten, sah sie ihm tief in die Augen. „Weißt du, mein Schatz," begann sie leise, „manchmal ist es okay, wütend zu sein oder gereizt. Aber vergiss bitte nie, dass unsere Liebe stark genug ist, all das zu überwinden."
Gray blinzelte überrascht und sah sie mit einem Anflug von Staunen an. „Habe ich etwas verpasst? Seit wann bist du so weise?" fragte er mit einem schwachen Lächeln, das ein wenig von seinem üblichen Sarkasmus trug. Doch seine Augen wurden weich, als er fortfuhr. „Für einen Moment... du klangst wie..." Er stoppte abrupt, als ihm die Worte entglitten.
Emilia hob eine Augenbraue, als sie bemerkte, dass er nicht weitersprach. „Du dachtest, ich klinge wie... sie, nicht wahr?"
Gray nickte langsam, sein Blick unsicher, aber voller Ehrlichkeit.
Emilia lächelte beruhigend und strich ihm sanft über die Wange. „Mach dir keine Sorgen, Gray. Ich bin und bleibe Emilia. Ari mag ein Teil von mir sein, aber ich bin deine Emilia. Für immer."
Gray schloss die Augen und lehnte sich an ihre Schulter, die Wärme ihrer Worte heilte ihn von innen heraus. „Das weiß ich. Und ich liebe dich dafür."
In der Stille des Raumes, unter dem sanften Knistern des Kamins, hielten sie einander fest, als wäre es das Einzige, was sie brauchten.
....
Chaid lehnte sich an den Rand des Sessels und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hey, ihr beiden, ist gut jetzt, oder wollt ihr, dass wir euch allein lassen?" fragte er mit einem frechen Grinsen.
Felix murrte von seinem Platz aus. „Emilia, Gray, ihr seid wirklich unzertrennlich. Teig ein und aus zusammen. Irgendwann müsst ihr doch mal genug voneinander haben, oder?"
Emilia streckte die Zunge heraus und grinste. „Sagt mal, seid ihr etwa eifersüchtig? Wenn ihr wollt, könnt ihr kommen und euch eure Streicheleinheiten abholen – aber erst, wenn ich mit Gray fertig bin."
Chaid zog gespielt entrüstet die Augenbrauen hoch. „Tatsächlich? Die Frechheit, uns warten zu lassen!" Alle brachen in Gelächter aus, und die Spannung der letzten Tage schien für einen Moment verflogen.
Jake verschränkte die Arme und sprach mit seiner gewohnt ernsten Miene. „Mal ehrlich, Emilia, was würdest du tun, wenn nur einer von uns gerettet werden könnte?"
Emilia erstarrte, die Frage schockierte sie. „Was ist das für eine grausame Frage? Ich würde sterben, bevor ich mich entscheiden müsste!"
Felix legte den Kopf schief und grinste. „Schön und gut, aber jetzt stell dir vor, du musst dich entscheiden."
Emilia schüttelte den Kopf vehement. „Das ist unmöglich!"
Ash warf ein, seine Stimme träge wie immer: „Ich wette, du würdest Alex wählen. Er kann dich schließlich heilen, wenn alles vorbei ist."
Gray schnaubte leise. „Vielleicht Jake, weil er alles organisiert?"
Chaid zwinkerte schelmisch. „Oder mich, weil ich der Schönste bin."
Emilia lachte nervös. „Hört auf! Ich würde einfach... alle retten. Punkt."
Felix hob eine Augenbraue. „Das ist schummeln, Amy."
Jake, immer ernst, mischte sich ein. „Sie hat recht. Es ist eine unsinnige Frage."
Chaid grinste und lehnte sich zurück. „Ach komm, Jake, du wärst bestimmt enttäuscht, wenn sie dich nicht wählt."
Jake funkelte ihn an. „Ich brauche keine Bestätigung."
Felix lachte leise. „Natürlich nicht, Jake."
Emilia schüttelte den Kopf, ein wenig überfordert. „Ihr seid unmöglich!"
Chaid, noch immer mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, richtete sich auf. „Komm schon, kleine Sonne. Was ist das Erste, worauf du bei einem Mann achtest?"
Emilia errötete augenblicklich. „Ähm... Das ist eine seltsam intime Frage."
Ash murmelte trocken: „Sie sagt das nur, weil sie keine Antwort geben will."
Felix grinste breit. „Wetten, es sind die Augen?"
Gray nickte bedächtig. „Die Hände. Es ist immer die praktische Antwort."
Jake schüttelte leicht den Kopf. „Es ist irrelevant. Charakter zählt mehr."
Chaid hob die Augenbrauen. „Oh, Jake, sei nicht so langweilig. Emilia, wir warten."
Emilia schaute nervös umher, bevor sie schließlich leise antwortete: „Äh... vielleicht die Art, wie jemand lächelt?"
Felix grinste nur noch breiter. „Gut zu wissen."
Chaid lachte und zwinkerte ihr zu. „Also mein Lächeln. Schön, dass wir das geklärt haben."
Jake seufzte leise. „Das ist genug."
Emilia schüttelte den Kopf und lachte verlegen. „Ihr seid unmöglich."
Ash war der Erste, der sich meldete. „Okay, Emilia. Ehrliche Frage. Findest du es nicht... schwierig, mit uns allen klarzukommen?"
Emilia runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?"
Felix lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und grinste. „Na ja, du weißt schon. Uns alle gleichzeitig zu lieben."
Emilia errötete. „Das ist keine faire Frage!"
Gray nickte nachdenklich. „Es ist eine gute Frage. Das ist doch nicht einfach, oder?"
Chaid grinste. „Vor allem, wenn einer von uns mal besonders anstrengend ist. Zum Beispiel Jake."
Jake funkelte ihn an. „Ich bin nicht anstrengend."
Emilia lachte nervös. „Ihr seid alle anstrengend, aber auch unglaublich... liebenswert."
Alex nickte leicht und fügte hinzu: „Sie ist diplomatisch. Sehr klug."
Felix hob eine Augenbraue. „Also keine Favoriten?"
Emilia schüttelte vehement den Kopf. „Ich liebe euch alle gleich, okay?"
Chaid grinste breit. „Aber wenn du jemanden ein bisschen mehr lieben müsstest?"
Emilia hob die Hände in die Luft. „Hört auf!"
Felix schüttelte leicht den Kopf und fragte spielerisch: „Mal ehrlich, Amy, woran denkst du, wenn du uns ansiehst?"
Emilia zog die Augenbrauen hoch. „Das ist eine seltsame Frage."
Chaid lachte leise. „Oh, komm schon. Du musst doch was denken."
Ash neigte den Kopf. „Ich wette, sie denkt, wie wir so unterschiedlich sind."
Gray zuckte mit den Schultern. „Oder was wir für einen Unsinn machen, wenn sie nicht hinsieht."
Alex nickte nachdenklich. „Vielleicht denkt sie, dass wir alle einen schrecklichen Einfluss auf sie haben."
Jake brummte leise. „Oder dass wir ihre Zeit verschwenden."
Emilia schüttelte den Kopf und lachte. „Ihr liegt alle falsch. Manchmal denke ich einfach... wie froh ich bin, euch zu haben."
Für einen Moment herrschte Stille.
Felix schnaubte schließlich leise. „Das ist unfair. Jetzt fühlen wir uns alle schlecht."
Chaid grinste. „Sprich für dich selbst. Ich fühle mich wunderbar."
Die Jungs blieben für einen Moment still, bevor Chaid aufstand und dramatisch seine Arme in die Luft warf. „Gut, Emilia, du hast gewonnen. Aber denk nicht, dass wir dir das leicht gemacht haben!"
Emilia lachte hell auf, und die warme, ausgelassene Atmosphäre erfüllte den Raum.
Die Gruppe saß weiterhin im gemütlichen Wohnzimmer, umgeben von der Wärme des Kamins und dem leisen Knistern des Feuers. Emilia hatte sich noch tiefer in ihre Decke gekuschelt, während die Jungs entspannt um sie herum saßen. Nach einer Weile war das Gespräch von ernsten Themen zu albernen und kuriosen Fragen übergegangen, und die Stimmung war gelöster als zuvor.
Emilia grinste verschmitzt. „Okay, Jungs, es wird langsam spannend. Ich habe da ein paar... sagen wir mal... wirre Fragen, die mich interessieren."
Chaid lehnte sich zurück und zwinkerte ihr zu. „Du bist heute ganz schön neugierig, kleine Sonne. Na, schieß los."
Emilia; „Mal ehrlich, wart ihr immer männlich? Und ich? Immer weiblich?"
Für einen Moment trat Stille ein. Die Jungs tauschten vielsagende Blicke aus, und Emilia merkte sofort, dass sie einen Nerv getroffen hatte.
Gray runzelte die Stirn. „Interessante Frage... aber warum willst du das wissen?"
„Na ja," begann Emilia, ihre Stimme voller Neugier, „es ist doch spannend, oder? Wart ihr vielleicht mal... Gefährten?"
Felix verschluckte sich fast an seinem Getränk und fing an zu lachen. „Gefährten? Also... nein! Ganz bestimmt nicht!"
Chaid legte den Kopf schief und grinste. „Vielleicht war ich ein prächtiger Fuchs. Und du, Gray? Warst du vielleicht ein hübscher Flügelschwinger?"
Gray schaute ihn trocken an. „Wenn du ein Fuchs warst, war ich ein Baum, der gehofft hat, dass du verschwindest."
Ash, der bisher nur zugehört hatte, streckte sich lässig. „Ich weiß die Antwort. Aber ich sag's nicht. Es macht mehr Spaß, dich raten zu lassen."
Emilia drehte sich zu Jake. „Und du? Warst du mal eine Frau?"
Jake hob eine Augenbraue, sein Blick kalt. „Unwichtig."
Emilia stützte das Kinn auf ihre Hand und musterte ihn skeptisch. „Das heißt ja wohl ja! Du weichst doch aus!"
Alex, der bisher schweigend zugehört hatte, neigte den Kopf leicht. „Ich sage nur so viel: Einige von uns hatten ein sehr... abwechslungsreiches Leben."
Felix schüttelte lachend den Kopf. „Abwechslungsreich? Warst du vielleicht mal eine Vier-Pfote?"
Alex zuckte mit den Schultern, ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wär das so schlimm?"
Die Jungs brachen in Gelächter aus, während Jake ruhig blieb und Emilia ihn mit neugierigem Blick fixierte.
„Ich kriege das noch aus dir raus, Jake," sagte sie schließlich herausfordernd.
„Nein," antwortete er knapp, und Emilia konnte nicht anders, als laut zu lachen.
Emilia: „Was war das Merkwürdigste, was ihr je gegessen habt?"
Gray war der Erste, der antwortete. „Eiersuppe mit Zucker statt Salz. Ein... Experiment. Es war ein Desaster."
Ash verdrehte die Augen. „Ein missglückter Heiltrank. Es hat geschmeckt, als hätte ich Lava getrunken."
Felix grinste breit. „Ein altes Knochenstück. Was? Es sah frisch aus!"
Chaid verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. „Ich habe mal versucht, was Gray gekocht hat, bevor er richtig kochen konnte. Ich bereue es bis heute."
Alex lehnte sich zurück und sagte mit seiner gewohnt ruhigen Stimme: „Ich esse nur, was notwendig ist."
Jake ließ einen leichten Seufzer hören. „Ich esse nichts Merkwürdiges."
Emilia grinste und schüttelte den Kopf. „Ich wette, Jake. Du hast bestimmt mal was Schräges probiert und verdrängt."
Jake blieb still, seine Augen fixierten das Feuer. Emilia wusste, dass sie hier keine weitere Antwort bekommen würde.
Emilia sah in die Runde und fragte zögerlich: „Findet ihr es nicht schwer, dass ich euch alle... liebe? Gleichzeitig?"
Felix grinste sie an, seine goldenen Augen funkelten im Feuerschein. „Oh, du weißt, dass ich kein Problem damit habe, geteilt zu werden."
Gray schüttelte leicht den Kopf. „Es ist... nicht einfach. Aber wir kommen zurecht."
Ash zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Wir sind immerhin alle unterschiedlich. Das macht es einfacher."
Chaid zwinkerte ihr zu. „Ich bin froh, wenn du nur ein bisschen mehr Zeit mit mir verbringst, kleine Sonne."
Jake verschränkte die Arme und sagte knapp: „Das ist irrelevant."
Emilia hob eine Augenbraue und sah ihn direkt an. „Jake, das sagst du immer. Es ist nicht irrelevant!"
Alex lächelte leicht. „Ich denke, was Jake sagen will, ist, dass wir es akzeptieren. Und dass wir wissen, dass du uns alle gleich liebst."
Felix lehnte sich zurück und grinste breit. „Aber wenn du müsstest... einen Favoriten?"
Emilia errötete und schüttelte den Kopf. „Ihr seid unmöglich!"
Emilia sah in die Runde, ihre kastanienbraunen Augen funkelten neugierig. „Also... jetzt mal ehrlich. War ich mal männlich?"
Die Jungs verstummten für einen Moment, tauschten wieder diese bedeutungsvollen Blicke aus, die Emilia mittlerweile wahnsinnig machten.
Felix grinste als Erster und verschränkte die Arme. „Das würde so einiges erklären."
Gray schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann's mir nicht vorstellen. Du bist... du."
Ash, wie immer gelassen, lehnte sich zurück. „Es könnte sein. Vielleicht warst du ein mürrischer alter Kerl mit einem Stock, der auf uns alle geschimpft hat."
Chaid schmunzelte und legte den Kopf schief. „Wenn du es warst, kleine Sonne, dann warst du bestimmt der charmanteste Mann, den es je gab."
Alex neigte den Kopf leicht, seine Augen funkelten im Licht des Kamins. „Es ist möglich. Aber ehrlich gesagt spielt es keine Rolle, oder?"
Jake schwieg wie immer, seine Arme vor der Brust verschränkt. Doch Emilia ließ nicht locker und bohrte weiter. „Jake, ich weiß, dass du etwas weißt. Sag es mir."
Jake seufzte schwer und sah sie mit seinem typischen ernsten Blick an. „Es spielt keine Rolle, wer oder was du warst. Wichtig ist, wer du jetzt bist."
Felix lachte laut. „Das heißt ja, dass sie es war! Jake hat sich selbst verraten!"
Chaid grinste breit. „Jake, ich hätte dich nie für jemanden gehalten, der so diplomatisch ist. Hast du etwa Angst vor der Wahrheit?"
Jake funkelte ihn an, aber bevor er etwas sagen konnte, legte Emilia den Kopf schief und fragte herausfordernd: „Also... war ich's oder nicht?"
Alex schmunzelte, als er sich zurücklehnte. „Vielleicht findest du es irgendwann heraus, Emilia. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt."
„Ihr seid unmöglich!" rief sie frustriert und warf ihre Decke zur Seite, was die Jungs nur noch mehr zum Lachen brachte.
Felix zwinkerte ihr zu. „Egal, ob du mal ein Mann warst oder nicht – ich hätte dich trotzdem geliebt."
Das brachte Emilia zum Erröten, während die anderen lachten und sie weiter neckten. Jake schüttelte nur den Kopf und murmelte: „Manche Fragen sollten einfach unbeantwortet bleiben."
Der Abend ging weiter, die Stimmung war ausgelassen und entspannt. Die Fragen wurden mit jedem Moment alberner, aber das Lachen und die Wärme zwischen ihnen zeigten, dass sie einander so vertrauten wie nie zuvor.
Chaid grinste breit, als er Emilia ansah, seine Stimme triefte vor schelmischer Freude. „Okay, kleine Sonne, ich gebe dir einen Hinweis. Du warst immer du, so viel ist sicher. Aber ich und Jake... nun ja, wir hatten das Vergnügen, den Körper einer Frau ausdrücklich kennenzulernen."
Jake, dessen Gesicht sich augenblicklich verdunkelte, reagierte blitzschnell. Er schnappte sich ein Kissen und warf es mit präziser Kraft direkt nach Chaid. „Halt die Klappe, Chaid."
Emilia, die bereits leicht errötet war, starrte die beiden ungläubig an. „Was?! Wie soll ich das jetzt verstehen?"
Felix lachte schallend und klatschte in die Hände. „Das war's, Chaid! Du hast es offiziell spannend gemacht. Jake, wolltest du uns nicht erzählen, wie es war?"
„Ich schwöre dir, Felix, du bist der Nächste," knurrte Jake, während Chaid sich mit einem triumphierenden Grinsen das Kissen vom Kopf zog.
„Oh, Jake," sagte Chaid gespielt unschuldig, „hast du etwa Angst, dass ich die Wahrheit erzähle? Es war doch eine wunderbare Erfahrung..."
„Noch ein Wort, Chaid," unterbrach Jake mit einem drohenden Ton, „und du wirst herausfinden, wie gut meine Wurfkünste mit anderen Dingen sind."
Emilia konnte nicht anders, als zu lachen, auch wenn sie innerlich versuchte, die Andeutungen zu entschlüsseln. „Also gut, ich gebe auf! Ihr seid so schrecklich geheimnisvoll. Aber ich komme noch dahinter, was das zu bedeuten hat!"
Chaid zwinkerte ihr zu. „Natürlich, kleine Sonne. Irgendwann. Aber bis dahin lass uns einfach sagen: Wir sind alle wandelbare Persönlichkeiten."
Alex schüttelte nur leicht den Kopf und murmelte: „Das war unnötig, Chaid."
Doch Felix klopfte Chaid auf die Schulter. „Nein, das war perfekt. Emilia, jetzt hast du noch mehr, worüber du grübeln kannst."
„Unmöglich," stöhnte Emilia und zog sich die Decke wieder über den Kopf, während die Jungs laut lachten – mit Ausnahme von Jake, der weiterhin finster dreinsah und Chaid beobachtete, als würde er planen, ihn später zur Rede zu stellen.
Emilia nahm einen kleinen Schluck ihres Tees, der inzwischen kalt geworden war. Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Tasse wieder auf den Tisch stellte. „Wisst ihr was? Ich danke euch," sagte sie mit einer sanften, aber nachdenklichen Stimme. „Danke, dass ihr immer ehrlich mit mir seid."
Ash neigte leicht den Kopf und musterte sie. „Emilia, beschäftigt dich irgendwas? Nur so ein Gefühl, aber die Fragen waren heute... besonders drängend."
Felix nickte und lehnte sich nach vorne. „Emilia, wir werden immer da sein, um deine Fragen zu beantworten. Aber wenn da etwas ist, was dich wirklich beschäftigt, dann scheu dich nicht, es auszuspucken."
Emilia verlor sich einen Moment in Gedanken, ihre kastanienbraunen Augen starrten in die tanzenden Flammen des Kamins. Sie zögerte, biss sich kurz auf die Lippe und schluckte entschlossen. Schließlich hob sie den Blick und suchte die Augen ihrer Gefährten. „Ja... also, da war etwas. Heute, als ich ohnmächtig wurde."
Die Jungs horchten sofort auf. Jake richtete sich auf und schien förmlich die Luft anzuhalten. „Eine Vision?" fragte er mit ernster Stimme. „Von was? Etwas Wichtigem? Ernstem?"
Emilia schüttelte den Kopf und lächelte schwach, doch das Lächeln wirkte gezwungen. „Eine Vision... von etwas sehr Schönem. Und gleichzeitig etwas sehr Traurigem."
Ash kam näher und setzte sich direkt neben sie, seine Augen voller Neugier und Fürsorge. Gray richtete sich ebenfalls auf, seine Stirn in Falten gelegt. Die anderen Jungs rückten näher, bis sie wie ein schützender Kreis um sie saßen.
Alex war der Erste, der das Schweigen brach. „Vergangenheit... oder Zukunft?" fragte er, seine Stimme ruhig, aber mit einem Hauch von Anspannung.
Emilia zögerte, ihre Finger um die Tasse fest umschlossen. Schließlich antwortete sie leise: „Es war die Vergangenheit. Ich sah... Chuck. Alles von ihm. Vielleicht nicht alles, aber ich sah ihn deutlich. Und wie er mit Ari sprach."
Die Spannung im Raum wuchs spürbar. Die Namen Chuck und Ari schienen eine unsichtbare Seite in den Herzen der Jungs zu berühren. Sie warteten, ohne ein Wort zu sagen, während Emilia tief Luft holte.
„Ich sah sie," fuhr sie fort, ihre Stimme voller Ehrfurcht und Melancholie. „Ari. Sie war so schön, so anmutig. Ihr silbernes Haar, ihre violetten Augen – sie strahlte eine Stärke aus, die ich... die ich in mir selbst nicht finden kann."
Ash legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. „Das kannst du," sagte er leise, aber Emilia schüttelte nur den Kopf.
„Ich sah ihre Hochzeit. Es war, als wäre ich dabei gewesen. Alles war so lebendig, so voller Licht und Liebe. Und dann... sah ich, wie sie schwanger war, wie Sorin geboren wurde." Sie hielt inne, ihre Stimme wurde dünn, als sie den Namen aussprach. „Sorin..."
Die Luft im Raum schien zu erstarren. Die Jungs tauschten angespannte Blicke aus. Felix ballte unwillkürlich die Fäuste, während Alex' sonst so ruhige Haltung von einem nervösen Zucken durchbrochen wurde.
„Ich konnte fühlen, was sie fühlte," fuhr Emilia fort, ihre Stimme nun ein Flüstern. „Die Freude, die Liebe, die Hoffnung. Und dann... sah ich, wie Sorin ihr entrissen wurde. Wie er vor ihren Augen starb."
Ein ersticktes Keuchen entwich Gray, während Jake unwillkürlich den Blick abwandte, als könnte er die Worte nicht ertragen. Chaid legte die Hände zusammen, seine sonst so lockere Haltung war von einem seltenen Ernst durchzogen.
„Ari... sie hat so viel verloren," flüsterte Emilia, ihre Augen glänzten vor Tränen. „Und jetzt... ich weiß nicht, warum ich das sehen musste. Warum ausgerechnet ich."
Jake räusperte sich, seine Stimme war leise, aber bestimmt. „Vielleicht, weil du stark genug bist, diese Erinnerung zu tragen."
Felix runzelte die Stirn. „Oder weil es wichtig ist. Weil es etwas gibt, das wir verstehen müssen."
Gray sprach kaum hörbar: „Sorin... der Name allein fühlt sich an wie ein Verlust, den ich selbst nicht begreifen kann."
Alex nickte langsam. „Er war ein Teil von ihr. Und vielleicht... ist er ein Teil von dir, Emilia."
Die Jungs schwiegen einen Moment, jeder schien mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen zu kämpfen. Schließlich war es Chaid, der die Spannung durchbrach, seine Stimme sanft, aber fest. „Egal, was diese Vision bedeutet, kleine Sonne, wir sind hier. Wir alle. Und wir lassen dich nicht allein damit."
Emilia hob den Blick, ihre Augen trafen die ihrer Gefährten, und sie lächelte schwach, aber dankbar. „Danke... ich bin froh, dass ich euch habe."
Die Jungs nickten fast unisono, und obwohl die Luft immer noch schwer von unausgesprochenen Gefühlen war, spürte Emilia die Stärke des Kreises um sie herum – ein Versprechen, dass sie diese Last nicht alleine tragen musste.
...
Emilia sah in die Gesichter ihrer Liebsten. „Macht euch keine Sorgen – mir geht es gut. Ich habe das bereits verarbeitet, weil ihr mich darauf vorbereitet habt, und ich werde mich nicht unterkriegen lassen von diesen Erinnerungen."
Die Jungs entspannten sich ein wenig, doch Jake blieb ernst. „Emilia, du bist stark, und wir haben diese Stärke immer in dir gesehen."
Emilia lächelte sanft und hob dann plötzlich entschlossen den Kopf. „Ich habe nachgedacht... und wisst ihr was? Ich bin nicht nur stark, sondern verdammt kreativ. Jetzt, wo wir ein gemeinsames Zuhause haben, sollten wir auch gemeinsam überlegen, wie wir weiterkommen. Unsere finanzielle Situation ist aktuell schlecht, und ich will das Haus, das wir erhalten haben, nicht verlieren. Ich kann und will euch nicht alles allein tragen lassen."
Sie seufzte tief und ließ ihren Blick kurz auf den Flammen des Kamins ruhen. „Und so schön meine Schamanen-Tätigkeiten auch sind – das bringt erst wirklich etwas ein, wenn ich im Rang aufgestiegen bin. Ich sollte das eher als Nebenbeschäftigung sehen und mich nicht länger kaputt arbeiten, ohne dass es fruchtet. Und bis zur Schattenglanz-Prüfung dauert es doch noch."
Alex legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter, um ihren Gedankenfluss zu unterbrechen. „Emilia, wir wollen, dass du das machst, was dir Spaß macht. Wir kommen schon zurecht. Sei wird einiges an Finanzen beisteuern können. Wir müssen uns nicht um das Haus sorgen."
„Sei?" Emilia blickte verwirrt auf und runzelte die Stirn.
Chaid grinste schelmisch. „Oh, ein weiterer Liebhaber, wie es scheint."
Felix stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Übertreib's nicht."
Ash, der sich entspannt zurücklehnte, erklärte trocken: „Er ist die Sünde der Unnachsicht."
„Schön und gut," murmelte Emilia nachdenklich, „aber ich will trotzdem etwas tun, was uns finanziell stabiler hält. Meine Schamanenkräfte machen mich nicht aus. Ich kann sie bestimmt in Zukunft sinnvoller einsetzen, aber ich möchte, dass wir unsere Stärken bündeln und gemeinsam etwas auf die Beine stellen, das uns gehört."
Die Gruppe wurde still, jeder schien Emilias Worte zu verarbeiten. Chaid brach schließlich die Stille, sein Ton halb ernst, halb neckend. „Ich hoffe, das bedeutet nicht, dass ich jetzt anfangen muss, ernsthaft zu arbeiten."
Felix schnaubte. „Dir würde ein bisschen Arbeit guttun."
„Hey!" Chaid hob abwehrend die Hände. „Ich habe meine Talente, aber die lasse ich mir nicht von euch diktieren."
Jake verschränkte die Arme. „Wenn wir etwas Eigenes aufbauen, dann ziehen wir alle an einem Strang. Keine Ausreden, Chaid."
Ash gähnte und zog die Decke enger um sich. „Ich bin für alles zu haben, solange ich dabei genug schlafen kann."
Emilia lachte leise, ihre Anspannung löste sich ein wenig. „Danke, Jungs. Ich wusste, dass ich auf euch zählen kann."
Felix sah Emilia skeptisch an und verschränkte die Arme. „Emilia, was soll das auf einmal? Warum willst du plötzlich, dass wir etwas auf die Beine stellen? Wir haben doch alle bereits unsere Tätigkeiten, die funktionieren – wir kommen schon an Geld ran."
Emilia stand auf, ihre kastanienbraunen Augen ernst. Sie legte eine Hand auf ihre Brust, als wollte sie ihre Worte unterstreichen. „Weil ich an unsere Zukunft denke, Felix. Ich will etwas, das wir unseren Nachkommen vermachen können, etwas, das Bestand hat. Etwas, das mir gehört und nicht irgendeinem vergangenen Leben. Ich will etwas Eigenes schaffen, das wir weitergeben können. Etwas, das ich als Emilia beigetragen habe."
Die Jungs erstarrten für einen Moment, ihre Augen wurden groß, und das Wohnzimmer fiel in eine plötzliche Stille.
Gray räusperte sich als Erster und sprach mit leiser, fast überraschter Stimme. „Emilia... du denkst an Kinder? Hat diese Vision den Kinder Wunsch in dir geweckt?"
Jake hob leicht die Augenbraue, seine Stimme war ernst, aber mit einem Hauch Neugier. „Oh, willst du damit sagen, dass wir diesen Schritt tun sollen?"
Chaid lehnte sich zurück und grinste breit. „Kleine Sonne, es ist wirklich rührend, wie du dich jetzt schon um unsere – noch nicht vorhandenen – Nachkommen sorgst."
Felix lachte trocken, während er sich leicht über den Nacken rieb. „Kinder, ja? Nun, das ist... unerwartet."
Ash, der bislang geschwiegen hatte, gähnte und richtete seinen schläfrigen Blick auf Emilia. „Lass mich raten – du denkst schon daran, wie viele Zimmer wir im Haus umbauen müssen."
Alex, der in seiner typischen Ruhe geblieben war, nickte leicht und sprach dann sanft. „Es ist eine schöne Idee, Emilia. Aber hast du wirklich schon darüber nachgedacht, was das bedeutet?"
Emilia wurde knallrot, ihre Hände schnellten abwehrend hoch. „Ihr Idioten! Nein, ich meine... nicht so. Also vielleicht ein bisschen, aber... nicht so direkt! Vergesst es. Könnt ihr mich nicht einmal ernst nehmen?"
Chaid beugte sich nach vorne, seine grünen Augen funkelten amüsiert. „Kleine Sonne, wir nehmen dich durchaus ernst. Aber sag mal – willst du dann gleich loslegen? Hier und jetzt?"
Emilia schnappte empört nach Luft und stubste ihn energisch gegen die Schulter. „Chaid, nein!"
Chaid hob die Hände, als wollte er sich verteidigen, konnte aber das Lachen nicht unterdrücken. „Na, ich frag ja nur. Man muss doch vorbereitet sein."
Felix schüttelte den Kopf, seine goldenen Augen funkelten belustigt. „Emilia, du weißt schon, dass du mit so einem Thema direkt einen Aufruhr verursachst, oder?"
Emilia ließ sich wieder auf die Couch fallen, zog die Decke bis zu ihrem Kinn hoch und murmelte leise: „Ihr seid unmöglich."
Alex setzte sich neben sie und sprach mit einem beruhigenden Ton. „Es ist keine schlechte Idee, Emilia. Ein eigenes Projekt zu haben, das wir aufbauen können. Aber wir sollten es in deinem Tempo angehen, nicht in einem, das dich überfordert."
Emilia hob langsam den Blick und sah in die Runde. Die Jungs hatten sich wieder gefangen, doch ein Lächeln lag auf allen Gesichtern. Auch wenn sie das Thema auf ihre Art auflockerten, spürte sie ihre Unterstützung.
„Danke", murmelte sie schließlich, „und... lasst uns einfach schauen, wie wir das umsetzen können, okay? Ohne Hektik, ohne Druck."
Jake nickte zustimmend. „Zusammen schaffen wir das."
Und mit diesem einfachen Satz fühlte sich Emilia wieder geerdet – sicher und gestärkt von ihrer kleinen, chaotischen Familie.
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