
Gehen oder nicht hingehen - Das ist die Frage
,,Du starrst jetzt schon seit Tagen diese verdammte Einladung zur Hochzeit von Kate und Luke an. Hast du nicht irgendwann vor, zu klären, ob du nun hingehen wirst oder nicht?'', forderte mich Keila auf, zu erklären, die mich dabei erwischte, wie ich auf meinem Bett saß und die angesprochene Einladung in den Händen hielt.
,,Das ist nicht so eine einfache Entscheidung, wie du glaubst, Keila. Was ist, wenn er auch eingeladen wurde und hingeht?''
Er war Lukes bester Freund und würde deshalb ganz sicher auch zu der Hochzeit kommen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich dort auf ihn treffen würde. Wir hatten uns ein ganzes Jahr lang nicht gesehen und da würde es wahrscheinlich umso seltsamer werden.
,,Bianca, Ashley, Riley haben alle zugesagt. Hast du keine Lust, sie endlich wiederzusehen? Ich meine, es ist schon eine ganze Weile her, dass du sie seit deinem Umzug nach Birmingham, das letzte Mal gesehen hast'', hakte Keila nach und kam ein Stück näher.
Sie schien das Ganze nicht so wirklich zu verstehen. Selbstverständlich wollte ich meine besten Freundinnen wiedersehen. Darum ging es doch gar nicht.
,,Natürlich würde es mich freuen, sie wiederzusehen. Sie gehören mit euch beiden zu meinen besten Freunden. Aber wenn er da sein wird, wird es mir den ganzen Spaß verderben.''
Ich legte die Einladung auf meinen Nachttisch und kuschelte mich in meine Decke. Keila setzte sich neben mich und legte einen Arm um die Schulter.
,,Ich verstehe dich ja", begann sie vorsichtig. ,,Ich denke aber nicht, dass es irgendwie komisch zwischen dir und Josh werden wird. Du kannst doch einfach bei uns bleiben und er bei seinen Leuten. Ihr müsst nicht miteinander sprechen, wenn du das nicht möchtest.''
Aber was war, wenn er mich von selbst ansprechen würde?
Ich hatte damit abgeschlossen und ich hatte Angst, dass alte Emotionen zurückkommen würden, wenn ich ihn nach so viel vergangener Zeit wiedersah.
,,Ich glaube, ich kann das nicht, Keila.''
Keila zog eine Schnute und ich ahnte, dass sie so schnell nicht locker lassen würde.
,,Schade. Cornwall ist echt schön. Das hast du ja vorhin auf den Bildern gesehen, die ich dir gezeigt habe. So etwas erlebt man nicht jeden Tag. Und so, wie ich Kate kenne, wird es eine ganz tolle Hochzeit werden. Ich freue mich jetzt schon auf das Buffet und den Ausblick auf die einmalige Küste. Ich würde mir so etwas von meinem Exfreund nicht kaputt machen lassen. Du möchtest vielleicht nichts mehr mit ihm zu tun haben, aber sei dir sicher, dass du ihm nach wie vor wichtig bist. Es interessiert ihn heute noch, wie es dir so geht.'' Bei ihren letzten Worten hörte ich auf. Warum war sie sich da so sicher? ,,Josh hat jedenfalls öfters nach dir gefragt, als ich mit ihm, Kate und Luke unterwegs war, ob du es mir glaubst oder nicht. Er hat es respektiert, dass du ihn nicht sehen und erst recht nicht mit ihm sprechen wolltest, nachdem, was er getan hat. Und er hat auch, mich gebeten, dass ich ihn anrufe, wenn irgendetwas mit dir sein sollte oder du nach ihm fragen solltest. Ja, er hat einen Fehler gemacht, den du ihm vermutlich niemals verzeihen kannst. Aber weißt du was? Ich bin trotzdem davon überzeugt, dass er dich wirklich geliebt hat und es vielleicht immer noch tut. Denkst du, ihm ging es gut, als du ihn verlassen hast? Wenn ja, dann muss ich dich da leider enttäuschen. Der Junge hat durch eure Trennung mindestens genauso stark gelitten wie du.''
War das wirklich möglich?
Hatte er wirklich genauso gelitten wie ich?
Ich wusste nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte. Es klang sehr ähnlich nach dem, was Ellie gesagt hatte, als wir uns nach dem Beziehungsaus mit ihrem Bruder wiedergesehen hatte. Ich wollte daran glauben, dass er mich geliebt hatte.
Doch genau das konnte ich mir nur sehr schwer vorstellen, nach dem Abend, als er mich betrogen hatte. Ich rechnete ihm an, dass er es mir gegenüber nicht verheimlicht und es offen angesprochen hatte. Da gab es bestimmt Menschen, die ihren Betrug für sich behielten und es ihrem Partner oder der Partnerin nicht sagten. Ich war dennoch sauer auf ihn.
Darauf, dass er nicht hingehört hatte, als ich probiert hatte, ihm zu helfen. Dass er stattdessen lieber den Streit mit mir gesucht hatte und gegangen war. Dass er in seinem Gemütszustand zum Alkohol gegriffen und etwas getan hatte, was mich zutiefst verletzt hatte.
Er hatte an diesem Abend uns aufgegeben und ich hatte bis heute nicht verstanden, wieso. Die einzige Erklärung dafür war für mich, dass er mich nicht auf die Weise geliebt haben musste, wie ich ihn.
,,Ich bin auf deiner Seite, Selina. So ist es nicht. Aber ich sehe ebenso, dass er und du euch nicht richtig ausgesprochen habt. Und da wäre die Hochzeit eigentlich die perfekte Gelegenheit dazu. Ich verlange nicht, dass du ihm verzeihen solltest. Ich würde mir nur wünschen, dass du ihm zuhören würdest, wenn es dazu käme, dass ihr miteinander sprecht. Am Ende entscheidest natürlich du, ob du es möchtest oder nicht. Schlaf eine Nacht drüber und überlege dir bis morgen, ob du zur Hochzeit gehst oder nicht. Kate und Luke hatten ja bis zum 24.01 um Rückmeldung gebeten, also solltest du dich unbedingt bei ihnen melden. Ruf doch Kate am besten an und frag sie, ob Josh kommen wird. Je nachdem kannst du dich ja dann entscheiden.''
Ich ließ mir Keilas Vorschlag durch den Kopf gehen. Ich würde so oder so mit Kate sprechen müssen. Es war, um ehrlich zu sein, sogar etwas unhöflich von mir, dass ich die Einladung schon seit zwei Monaten bekommen und mich noch nicht diesbezüglich gemeldet hatte. Ich würde mich außerdem riesig darüber freuen, Ashley, Riley und Bianca endlich wieder in meine Arme schließen zu können.
Ich hatte Lust darauf, Cornwall zu sehen, mir hübsche Kleider anziehen und diese Hochzeit mitzuerleben. Und wenn mein Exfreund auch da sein würde, dann war es so.
Wir konnten einfach nur für uns sein. Ich musste mit ihm kein Gespräch führen, wenn ich es nicht wollte. Josh war kein Unmensch und ich hatte eigentlich nichts zu befürchten.
,,Bleibst du heute Abend bei mir im Zimmer? Ich möchte irgendwie nicht allein sein.''
Ich brauchte gerade einfach jemanden, der bei mir blieb. Der mir das Gefühl gab, dass alles gut werden würde.
,,Natürlich.''
Keila machte es sich auf der anderen Bettseite bequem und ich schloss die Augen.
Ich hatte schon so vieles in meinem Leben gemeistert. Dann würde ich das hier auch hinbekommen. Ich war schließlich nicht irgendjemand, sondern Selina Lauren Maynard.
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